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{"created":"2022-01-31T14:26:25.679708+00:00","id":"lit19624","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Arnold, Vinzenz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 82: 172-174","fulltext":[{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Fall von H\u00e4matoporphyrinurie bei Abdominaltyphua.\n.\t/ \u2022\tVon\nVinzenz Arnold.\n(Au\u00bb der Abteilung f\u00fcr Infektionskrankheiten des allgemeinen Krankenhauses in Lemberg) (Der Redaktion zugegangen am 6. Oktober 1912.)\t;\nH\u00e4matoporphyrin ist nach Garrod und Saillet in jedem Harn nachweisbar; ein deutliches H\u00e4matoporphyrinspektrum im nativen Harn habe ich jedoch bisher trotz spektroskopischer Untersuchung vieler tausende Harne bisher nur einmal gesehen. In dieser Hinsicht ist daher der von mir beobachtete Fall bemerkenswert, denn der Harn des betreffenden Kranken zeigte w\u00e4hrend einer achtt\u00e4gigen Beobachtungsdauer ein auffallend starkes metallisches H\u00e4matoporphyrinspektrum.\nDer Kranke; L. B., 4!) Jahre alt, Musiker, war am \"l\u00df. VIII. 1. J. in die Abteilung aufgenommen worden. Laut Anamnese und klinischem Befund befand sich derselbe in der dritten Krankheitsw\u00f6che. Der Zustand des sehr korpulenten Kranken war von Anfang an \u00fcberaus ernst; der Puls beschleunigt und weich, hohes, kontinuierliches Fieber, \u00d6dem der Hautdecke, Benommenheit, Cyanose der Lippen und Schleimhaut des Mundes, die Atmung beschleunigt und oberfl\u00e4chlich; Lungenemphysem und diffuser Bronchialkatarrh. Auf der Bauchhaul einige typische Roseolen. Starke Auftreibung des Bauches, doch war bei Betastung keine Schmerzhaftigkeit zu konstatieren. Einige fl\u00fcssige, braungef\u00e4rbte St\u00fchle t\u00e4glich; am 21. und 22. trat eine m\u00e4\u00dfig starke Darmblutung ein. Am 2 t-. starb \u00ab1er Kranke. Die am 25. vorgenommene Autopsie ergab lleotyphus im Stadium der Reinigung der Geschw\u00fcre und au\u00dferdem eine abgesackte Peritonitis im Anschlu\u00df an eine jedenfalls schon yor der Aufnahme des Kranken eingetretene Darmperforation. Parenchymat\u00f6se Entartung der inneren Organe, besonders der Leber, die am Durchschnitt eine gra\u00fc-gelbliche F\u00e4rbung darbot. Der Kranke hatte w\u00e4hrend seiner Krankheit weder Sulphonal noch Trional erhalten.\nDer Harn war w\u00e4hrend der ganzen Beobachlungszeit klar, von saurer Reaktion, hohem spezifischen Gewicht und dunkel-bierbrauner F\u00e4rbung. Diese F\u00e4rbung war nicht auff\u00e4llig. Der Harn enthielt etwas Eiwei\u00df (0,01\u20140,02\u00ae/o), keine Acetessigs\u00e4ure, viel Indican, Urobilin in m\u00e4\u00dfig vermehrter Menge; die Diazoreaktion war positiv. Der Harn zeigte bereits in einer Schicht von 1 cm Dieke ein deutliches metallisches Spektrum.","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Fall von H\u00e4maloporphyrinurie bei Abdominaltyph\u00fcs. 173\nDieses Spektrum kann leicht mit dem sehr \u00e4hnlichen Spektrum des Sauerst offh\u00e4moglobins verwechselt werden; es unterscheidet sich von diesem aber dadurch, da\u00df das zweite Band dunklerund schm\u00e4ler ist. Mit Leichtigkeit kann man aber beide K\u00f6rper durch ihr verschiedenes Verhalten liegen einige Reagenzien unterscheiden. Auf Zusatz von Natronlauge zu einem Harn, welcher soviel Blutfarbstoff enth\u00e4lt, als n\u00f6tig ist, um ein deutliches Spektrum hervorzurufen, verschwindet sogleich das Spektrum des Oxyh\u00e4moglobins, w\u00e4hrend das metallische H\u00e4matoporphyrinspektrum durch Zusatz von Natronlauge nicht ver\u00e4ndert wird. Ebenso verschwand das Oxyh\u00e4moglobinspektrum auf Zusatz von konzentrierter Salzs\u00e4ure (etwa 10 Tropfen auf 10 ccm Harn), w\u00e4hrend auf Zusatz von Salzs\u00e4pre zu dem 1 l\u00e4mat\u00abiporphy rinharn das metallische Spektrum durch das charakteristische Spektrum des sauren H\u00e4matoporphyrins ersetzt wurde; durch Zusatz von Kalilauge konnte jetzt das vierbandige alkalische Spektrum des H\u00e4matoporphyrins mit vollst\u00e4ndiger Deutlichkeit Sichtbar gemacht werden. Zusatz von Essigs\u00e4ure lie\u00df das Oxyh\u00e4moglobinspektrum verschwinden, w\u00e4hrend das metallische H\u00e4matoporphyrinspektrum unbeeinflu\u00dft blieb. Auch beim Kochen ver\u00e4ndert sich dieses Spektrum nicht, w\u00e4hrend eine Oxyh\u00e4mo-globinl\u00f6sting sich tr\u00fcbt und ihr Spektrum .verschwindet. Dieses Verhalten beruht darauf, da\u00df Oxyh\u00e4moglobin ein intensiveres Spektrum , besitzt, als seine hier in Bet r\u00e4cht kommenden Derivate (Kath\u00e4moglobin, H\u00e4matin), ln sauer reagierendem Harn wird \u00fcbrigens der Blutfarbstoff meist' als Meth\u00e4inoglobin vorhanden sein. Das Oxyh\u00e4moglobinspektrum kann auch noch durch die \u00dcberf\u00fchrung desselben in das charakteristische H\u00e4mo-chromogenspektrum als solches erkannt werden.\nDas H\u00e4matoporphyrin konnte vermittelst des 6arrodschen Verfahrens, das ist durch Zusatz von Natronlauge, zum Harn, mit Leichtigkeit gef\u00e4llt und isoliert werden. Der auf diese Weise erhaltene Phosphatniederschlag war von sch\u00f6n purpurvioletter Farbe und zeigte bei: spektroskopischer Untersuchung die Streifen des metallischen Spektrums mit gr\u00f6\u00dfter Sch\u00e4rfe und Intensit\u00e4t. Der Niederschlag wurde ohne Verlust mit destilliertem Wasser und darauf mit Alkohol gewaschen und in salzs\u00e4urehaltigem Alkohol gel\u00f6st. Der Farbstoff l\u00f6ste sich mit pr\u00e4chtig purpurvioletter Farbe und die L\u00f6sung zeigte mit gro\u00dfer Sch\u00e4rfe die B\u00e4nder des sauren Spektrums. Die saure H\u00e4matoporphyrinl\u00f6sung w\u00fcrde leicht alkalisiert, dann mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert, mit \u00c4ther versetzt und durch Zusatz von Wasser der \u00c4ther, in den der. Farbstoff \u00fcberging, von der alkoholisch-w\u00e4sserigen Fl\u00fcssigkeit getrennt. Die \u00e4therische L\u00f6sung des y arbstoffes wurde mit Wasser wiederholt gewaschen und dann mit \u00f6\u00b0;\u00ab\u00bbig\u00aer Salzs\u00e4ure gesch\u00fcttelt, welche den Farbstoff aufnahm. Die saure L\u00f6sung wurde wieder alkalisiert, mit Essigs\u00e4ure unges\u00e4uert und mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Die mit; Wasser gewaschene \u00e4therische L\u00f6sung' zeigt das sechsb\u00e4ndige neutrale Spektrum. Die F\u00e4rbung einer alkalischen H\u00e4matoporphyrinl\u00f6sung ist zwar weniger brillant, aber rein rot; eine verd\u00fcnnte","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"17 * V. Arnold, Ein Fall von H\u00e4matoporphyrinurie bei Abdominaltyphus.\nL\u00f6sung ist rosarot Die gleiche F\u00e4rbung zeigt auch eine neutrale \u00e4therische L\u00f6sung. Die \u00e4therische L\u00f6sung des Farbstoffes wurde auch zur Darstellung des von mir beschriebenen charakteristischen Spektrums d\u00e9s Brom-H\u00e4matoporphyrins *) ben\u00fctzt. Dieses Spektrum ist durch ein ungemein intensives Absorptionsband zwischen C und D ausgezeichnet, welches in alkalischer und neutraler L\u00f6sung ganz nahe an C herangeht (X 650\u2014X 635), in saurer sich gegen das Violett verschiebt (X 629\u2014X 615). Unter vorsichtigem Zusatz von Bromwasser, welches vorher mit Alkohol vermischt wurde, ging die rote F\u00e4rbung der \u00e4therischen L\u00f6sung allm\u00e4hlich in einen br\u00e4unlichen Farbenton \u00fcber, und zugleich erscheint das charakteristische dunkle Band des Brom-H\u00e4matoporphyrins nach links vom ersten Band des neutralen Spektrums, welches schlie\u00dflich verschwindet. Die inneren B\u00e4nder dieses Spektrums sind um vieles schw\u00e4cher wie im urspr\u00fcnglichen H\u00e4matoporphyrinspektrum. Sch\u00fcttelt man die \u00e4therische L\u00f6sung mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure, so geht der Farbstoff mit blauvioletter F\u00e4rbung in die w\u00e4sserige Schicht \u00fcber, die jetzt das charakteristische Spektrum des Brom-H\u00e4matoporphyrins in saurer L\u00f6sung darbietet.\nDurch Laugenzusatz nach Garrod lie\u00df sich der Farbstoff nur aus Irischem und unzersetztem Harn gewinnen; aus einer gr\u00f6\u00dferen Menge alkalisch gewordenen Harnes wurde auch nach Zusatz einer L\u00f6sung von Lalciumphosphat in Essigs\u00e4ure durch Kali- oder Natronlauge der Farbstoff nicht mehr ausgef\u00e4UL Aus diesem Harn konnte das H\u00e4matoporphyrin noch durch Ausf\u00fcllung vermittelst l\u2019.hlorbaryum oder Baryumacetat gewonnen werden. Der ausgewaschene Niederschlag wurde mit salzs\u00e4urehaltigem Alkohol ausgezogen. Die braunrote L\u00f6sung wurde leicht alkalisiert, mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert und nach Zusatz von Wasser mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt; die erhaltene \u00e4therische L\u00f6sung wurde mit Wasser gewaschen und darauf mit 5\u00ae/\u00ab iger Salzs\u00e4ure gesch\u00fcttelt, in welche der Farbstoff mit purpurvioletter Farbe \u00fcberging. Die saure Fl\u00fcssigkeit wurde wieder leicht alkalisiert, mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert, mit \u00c4ther gesch\u00fcttelt und die \u00e4therische L\u00f6sung mit Wasser gewaschen. Die Ausbeute war zu gering, um eine Reindarstellung des Farbstoffes versuchen zu k\u00f6nnen.\nAus dem Harn selbst konnte der Farbstoff weder durch \u00c4ther, noch durch Essig\u00e4ther oder Amylalkohol extrahiert werden.\nBez\u00fcglich des Spektrums des Harnli\u00e4matoporphyrins w\u00e4re noch zu bemerken, da\u00df ich auch in einem zweiten von mir beobachteten Fall .von H\u00e4matoporphyrinurie, welche nach dem Gebrauch von Trional aufgetreten war, bei spektroskopischer Untersuchung des Harnes ein metallisches Spektrum beobachtet habe. Dieser Umstand ist nicht unwichtig, da dieses Spektrum leicht mit dem \u00e4hnlichen Spektrum des Oxyh\u00e4moglobins verwechselt werden kann.\n*) Zentralblatt f. d. med. Wissensch., 1899, Nr. 28.","page":174}],"identifier":"lit19624","issued":"1912","language":"de","pages":"172-174","startpages":"172","title":"Ein Fall von H\u00e4matoporphyrinurie bei Abdominaltyphus","type":"Journal Article","volume":"82"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:26:25.679713+00:00"}