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{"created":"2022-01-31T15:26:01.588449+00:00","id":"lit19628","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kylin, Harald","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 82: 221-230","fulltext":[{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die Farbstoffe der Fucoideeh.\nVon\nHarald Kylin.\n(Aus dem medizinisch-chemischen Institut der Universit\u00e4t Upsal\u00bb.) (l)er Redaktion zugegangen am 21. September 1912.)\nNach Cohn (1865, 8.19) gibt es bei den Fucoideen nur einen Farbstoff, den er Ph\u00e4ophyll nennt, und welcher f\u00fcr die Fucoideen dieselbe Rolle spielen soll, wie das Chlorophyll fur die h\u00f6heren Pflanzen. In einer Arbeit vom Jahre 1867 schreibt er (S. 44) : \u00abda\u00df das Ph\u00e4ophyll ein dem Chlorophyll nahe verwandter K\u00f6rper, vielleicht nur eine Modifikation desselben sei\u00bb.\nRosanoff (1867, S. 214) bem\u00fcht sich, nachzuweisen, da\u00df die Fucoideen wirklich Chlorophyll enthalten, findet es aber wahrscheinlich, da\u00df es neben diesem noch einen besonderen Farbstoff gibt. Einige Jahre sp\u00e4ter wird von Millardet (1869, S. 61) nachgewiesen, da\u00df Benzol aus einem alkoholischen Extrakt einer Fucoidee das Chlorophyll aufnimmt, einen gelben Farbstoff aber zur\u00fcckl\u00e4\u00dft, welcher Phykoxanthin genannt wird; au\u00dferdem sollen die Fucoideen einen in \"Wasser l\u00f6slichen braunen Farbstoff enthalten, den Millardet Phykoph\u00e4in nennt!\nAskenasy (1869, S. 785) erw\u00e4hnt das Vorkommen zweier Farbstoffe, eines gr\u00fcnen und eines gelben. Sorby (1873, S 474) unterscheidet dagegen zwei verschiedene gr\u00fcne Farbstoffe, die er blaues Chlorophyll und Chlorofucin (der Farbe nach gelb, gr\u00fcn) nennt, und drei verschiedene gelbe Farbstoffe: orange XanthophyJl, Fukoxanthin und Lichnoxanthin ; der letztere soll\nnur in sehr geringer Menge Vorkommen, Fukoxanthin dagegen in reichlicher Menge.\nReinke (1876, S. 400) findet die Methode Sorbys zum Unterscheiden mehrerer gelber Farbstoffe nicht zuverl\u00e4ssig.","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\tHarald Kylin,\nKr unterscheidet nur einen gelben Farbstoff, den er Phyko-xanthin nennt; dieser w\u00e4re mit dem Xanthophyll der h\u00f6heren Pflanzen nicht identisch. Au\u00dferdem k\u00e4men Chlorophyll und Phykoph\u00e4in vor; das Phykoph\u00e4in verursache die braune Farbe der Fucoideen. \u2014 In einer Arbeit vom Jahre 1886 (S. 243) nennt er den Farbstoff der Fucoideen Ph\u00e4ophyll, welches seiner Ansicht nach aus einer Eiwei\u00dfkomponente und einer farbigen Komponente bestehe. Beim Abt\u00f6ten der Zellen w\u00fcrden diese Komponenten von einander getrennt. An einer anderen Stelle derselben Arbeit (S. 215) schreibt er, da\u00df es zwei farbige Substanzen gebe, eine gr\u00fcne und eine gelbe, da\u00df es aber unentschieden bleibe, ob diese beim Abt\u00f6ten der Zellen entstehen, oder ob sie schon in den lebenden Chromatophoren vorhanden seien. Hinsichtlich des Phykoph\u00e4ins schreibt er (S. 243): \u00abIch vermute in demselben einen Farbstoff, der erst durch das Eintrocknen der Fucaceen entsteht.\u00bb\nHansen (1885, S. 289) unterscheidet drei verschiedene Farbstoffe: \u00abChlorophyllgr\u00fcn\u00bb, \u00abChlorophyllgelb\u00bb und Phykoph\u00e4in. Die beiden ersteren w\u00e4ren mit den gr\u00fcnen und gelben Farbstoffen der h\u00f6heren Pflanzen identisch. \u2014 In einer Arbeit vom Jahre 1887 gibt Sch\u00fctt eine eingehendere Beschreibung des Phykoph\u00e4ins. \u00ab\u2014 Mittels der Kalimethode von Molisch hat Tarn mes (1900, S. 240) das Vorkommen von Carotin bei den Fucoideen nachgewiesen.\nGaidukov (1903, S. 538) leugnet das Vorkommen von Phykoxanthin bei den Fucoideen. Dieses w\u00e4re nichts anderes als ein Gemenge von Chlorophyll, Carotin und Phykoph\u00e4in, oder von Carotin und Phykoph\u00e4in; dieser letztere Farbstoff wird braunes Phykochrom genannt.\nNach Molisch (1905, S. 135) w\u00fcrden die Fucoideen Ph\u00e4ophyll enthalten, und dieser Farbstoff w\u00e4re \u00abein brauner, dem Chlorophyll nahestehender K\u00f6rper\u00bb. Er ist demnach der* selben Meinung, die schon fr\u00fcher von Cohn ausgesprochen wurde: Die Chromatophoren der Fucoideen enthielten daneben Carotin und einen besonderen Stoff mit unbekannter Farbe, welcher Leukocyan genannt wird. Wird dieser Stoff mit 2\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure behandelt, so entstehe ein neuer blaugef\u00e4rbter Stoff,","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Farbstoffe der Fucoideen.\t223\ndas Ph\u00e4ocyan. Das Phykoph\u00e4in werde erst nach dem Tode der Alge gebildet.\nTswett (1906) unterscheidet bei den Fucoideen f\u00fcnf ver* schiedene Chromatophorenfarbstoffe, n\u00e4mlich zwei Chlorophyll* modifikationen, Chlorophyllin a und Chlorophyllin \u00df (= Chloro-fucin nach S\u00f6rby) und drei gelbe Farbstoffe, Carotin, Fuko-xanthin und F ukoxanthophyll. Hinsichtlich des Phiykoph\u00e4ins schreibt er (a. a, 0., S. 236), da\u00df es \u00abvollst\u00e4ndig auf eine durch alkalische Reaktion des Extraktionswassers sehr gef\u00f6rderte Oxydation von farblosen Chromogenen Zur\u00fcckzufuhren ist\u00bb.\u2014 Diese Behauptung habe ich durch eigene Untersuchungen schon fr\u00fcher best\u00e4tigt. Der Stoff, der bei seiner Oxydation Phykoph\u00e4in gibt, findet sich bei den lebenden Fucoideen in den Fukosan-W\u00e4schen, fr\u00fcher Fukosabk\u00f6rnchen genannt, und ist mit den Gerbstoffen nahe verwandt. Er wird Fukosan genannt (vgl Kylin 1912). .\tV\nJ\u00fcngst ist von Czapek (1911, S. 251) behauptet worden, da\u00df die Fucoideen \u00ab wirklich in den lebenden Chloroplasten das gew\u00f6hnliche amorphe Chlorophyll oder Phytylchlorophyllid Willst\u00e4tters enthalten\u00bb. Daneben sollen sie drei gelbe Farbstoffe enthalten : Carotin* Xanthophyll und Fukoxanthin.\nChlorophyll.\nOb Chlorophyll in den Chromatophoren der Fucoideen nativ vorkommt oder nicht, ist eine Frage, die in der Literatur mehrmals in verschiedener Weise beantwortet worden ist. Molisch (1905, S. 135) vertritt die Meinung, da\u00df die lebenden Fucoideen kein Chlorophyll enthalten, sondern einen braunen dem Chlorophyll nahestehenden K\u00f6rper, das Ph\u00e4ophyll, welches beim Eintauchen in siedendes Wasser in Chlorophyll umgewandelt w\u00fcrde. Ts wett (1906) behauptet dagegen, da\u00df die lebenden Fucoideen Chlorophyll enthalten. J\u00fcngst ist die letztere Meinung von Czapek (1911, S. 250) best\u00e4tigt worden, und auf Grund, eigener Untersuchungen mu\u00df ich mich entschieden dieser Meinung anschlie\u00dfen.\nNach den Untersuchungen von Willst\u00e4tter enth\u00e4lt das Chlorophyll Magnesium. Willst\u00e4tter (1906, S.62) hat auch\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXII.\t15","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nHarald Kylin,\nnachgewiesen, da\u00df das Chlorophyll aus einer Fucus-Art Magnesium enthielt, und w\u00e4hrend meiner Untersuchungen habe ich dargetan, da\u00df aus Ascophyllum nodosum extrahiertes Chlorophyll magnesiumhaltig war. Das Chlorophyll wurde nach der von Willst\u00e4tter (a. a. 0., S. 74) beschriebenen Phosphatmethode gereinigt.\nEs gibt bei den h\u00f6heren Pflanzen zwei verschiedene Chlorophyllmodifikationen, eine blaugrune und eine gelbgr\u00fcne. Diese Modifikationen werden von Willst\u00e4tter Chlorophyll a und Chlorophyll b genannt, von Marchlewsky dagegen Neochlorophyll und Allochlorophyll, von Tswett Chlorophyllin a und Chlorophyllin \u00df. Bei den Fucoideen solle nach Tswett (1906, S. 239) die erstere dieser Modifikationen Vorkommen, die letztere dagegen nicht, anstatt dieser k\u00e4me aber eine andere gelbgr\u00fcne Modifikation vor, die Chlorophyllin y genannt wird (= Chlorofucin nach Sorby, 1873, S. 454). Dieser Frage habe ich indessen keine genauere Er\u00f6rterung gewidmet (in Will-st\u00e4tiers Laboratorium soll man sich gegenw\u00e4rtig mit einer Untersuchung der Fucoide\u00e9nchlorophylle besch\u00e4ftigen).\nCarotin.\nMittels Molischs Kalimethode (Molisch 1896, S. 19) hat Tamm es das Vorkommen von Carotin bei folgenden Fucoideen nachgewiesen: Fucus vesiculosus, F. serratus, Laminaria saecharina, L. digitata, Chorda filum und Ascophyllum nodosum. Nach derselben Methode habe ich eine gr\u00f6\u00dfere Zahl Fucoideen untersucht, und es gelang mir immer sehr gut, Carotin nachzuweisen.\nUm Carotin makrochemisch nachzuweisen, wurde an der Luft getrocknetes, sehr fein pulverisiertes Material von Ascophyllum nodosum mit Petrol\u00e4ther extrahiert. Das Extrakt wurde dann haupts\u00e4chlich nach der Methode von Willst\u00e4tter (1907, S. 12) gereinigt, und die schlie\u00dflich erhaltene L\u00f6sung von Carotin in Schwefelkohlenstoff wurde mit Alkohol versetzt. Nach etwa einer Stunde waren prachtvolle Carotinkrystalle gebildet worden, die der Form nach mit der von Willst\u00e4tter (a. \u00e0. 0., S. 17) gegebenen Figur sehr gut \u00fcbereinstimmten.","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"225\n\u00dcber die Farbstoffe der Fncoidecn.\nXanthophyll.\nUm Xanthophyll bei den Fucoideen nachzu weisen, bediente ich mich der von Willst\u00e4tter (1907, S. 13) beschriebenen Methode zur Gewinnung von Xanthophyll aus Bl\u00e4ttern. Ein alkoholisches Extrakt wurde demnach mit alkoholischem Alkali versetzt, um das Chlorophyll zu verseifen, und danach mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Die \u00e4therische L\u00f6sung wurde mit Wasser gewaschen, mit Natriumsulfat getrocknet, im Vakuum stark eingeengt und schlie\u00dflich mit Petrol\u00e4ther versetzt, wobei das Xanthophyll als ein pulvriger, r\u00f6tlichgelber Niederschlag gef\u00e4llt wurde. Da ich nur mit verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringeren Mengen von Ausgangsmaterial arbeitete, war die erhaltene Xanthophyllmenge zu gering, um zum Zwecke der Reindarstellung weiter bearbeitet zu werden. \u2014 In der oben beschriebenen Weise habe ich das Vorkommen von Xanthophyll bei Ascophyllum nodosum, Fucus vesiculosus, F. ser-ratus, Halidrys siliquosa, Laminaria digitata und Pylaiella litoralis bewiesen.\nIn folgender Weise habe ich das Fucoideenxanthophyll zum Kristallisieren gebracht. An der Luft getrocknetes, fein pulverisiertes Material wird mit Benzol extrahiert, und das Extrakt mit Alkohol ausgesch\u00fcttelt. Der gr\u00f6\u00dfte Teil des Xantho-phylls und Phykoxanthins geht dabei in den Alkohol \u00fcber, Carotin und Chlorophyll (nur in geringer Menge extrahiert) bleiben dagegen gr\u00f6\u00dftenteils im Benzol. Die alkoholische L\u00f6sung wird dann bei Zimmertemperatur allm\u00e4hlich-verdampft, und man kann dabei das Xanthophyll in der Form von orangeroten, unregelm\u00e4\u00dfig tafelf\u00f6rmigen Krystallen erhalten; das Phykoxanthin wird in kleinen Tr\u00f6pfchen niedergeschlagen. Nach dem Auskrystallisieren des Xanthophylls wird die Mutterlauge vorsichtig abdekantiert, und der R\u00fcckstand bei Zimmertemperatur im Vakuum getrocknet. Der getrocknete R\u00fcckstand wird mit Petrol\u00e4ther behandelt. Das Phykoxanthin (nebst den Verunreinigungen von Carotin und Chlorophyll) wird dabei gel\u00f6st, und der orangerote R\u00fcckstand von Xanthophyll l\u00e4\u00dft sich\ngut abfiltrieren (ein Teil bleibt als ein orangeroter Belag auf","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nHarald Kylin,\ndem Boden des Gef\u00e4\u00dfes zur\u00fcck; die Beimischungen von Phy-koxanthin vollkommen zu entfernen, ist schwierig1)). Nach dem Abfiltrieren kann man das Xanthophyll in etwas Alkohol leicht l\u00f6sen. \u2014 Auf diese Weise habe ich das Xanthophyll aus Ascophyllum nodosum, Fucus vesiculosus, Laminaria digitata und Pylaiella litoralis zum Krystalli-sieren gebracht.\nBei den Fucoideen gibt es demnach einen krystallisie-renden, in Petrol\u00e4ther unl\u00f6slichen, in Alkohol aber leicht l\u00f6slichen gelben Farbstoff, der mit dem von Willst\u00e4tter untersuchten Xanthophyll der h\u00f6heren Pflanzen identisch sein durfte. Von konzentrierter Schwefels\u00e4ure wird er blau gef\u00e4rbt, von st\u00e4rkerer alkoholischer Salzs\u00e4ure bei kurzem Erw\u00e4rmen zuerst gr\u00fcn, dann blaugr\u00fcn bis blau, in \u00e4hnlicher Weise wie das Xanthophyll der h\u00f6heren Pflanzen.\nDieser Farbstoff ist zuerst von Tswett (1906, S. 240) bei den Fucoideen nachgewiesen worden, und wird von ihm als Fukoxanth\u00f6phyll bezeichnet;\nPhykoxanthin.\nDer Name Phykoxanthin wird zum erstenmal von N\u00e4-geli (1849, S. 7) benutzt. Er behauptet, es gebe bei denCyano-phyceen einen besonderen Farbstoff, den er Phykochrom nennt, und welcher in zwei Modifikationen Vorkommen soll, einer blaugr\u00fcnen, Phykocyan, und einer orangefarbigen, Phykoxanthin. Kraus und Millardet (1868, S. 26) bezeichnen mit dem Namen Phykoxanthin denjenigen gelben Farbstoff der Cyano-phyceen und Diatomeen, der im Alkohol zur\u00fcckbleibt, wenn ein Alkoholextrakt dieser Algen mit Benzol ausgesch\u00fcttelt wird, und mit demselben Namen bezeichnet auch Millardet (1869,\n') ln meinem Aufsatz \u00ab\u00dcber die gr\u00fcnen und gelben Farbstoffe der Florideen* wurde behauptet (S. 118), da\u00df eine aus Ceramium rubrum dargestellte Xanthophyll\u00f6sung beim Kochen nach Zusatz von etwas Eisessig gr\u00fcn wird, und da\u00df sie bei Behandlung mit Alkali in irgend einer Weise ver\u00e4ndert wird, so da\u00df die Farbe nach Zusatz von einer S\u00e4ure bis zu saurer Reaktion augenblicklich gr\u00fcn wird. Diese Angaben beruhen darauf, da\u00df meine Xanthophyll\u00f6sungen mit Phykoxanthin verunreinigt waren. Eine reine Xanthophyll\u00f6sung gibt diese Reaktionen nicht.","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Farbstoffe der Fucoideen.\t227\nS. 60) denjenigen gelben Farbstoff der Fucoideen, der im Alkohol zur\u00fcckbleibt, wenn ein Alkoholextrakt dieser Algen mit Benzol ausgesch\u00fcttelt wird. Sorby (1873, S. 461) ver\u00e4ndert den Namen Phykoxanthin zu Fukoxanlhin und will mit diesem Namen den besonderen gelben Farbstoff der Fucoideen be^ zeichnen. In der sp\u00e4teren Literatur wird in der Regel der letztere Name benutzt; in der folgenden Darstellung soll aber der \u00e4ltere Name Phykoxanthin verwendet werden. \u2014 Sowohl die Fukoxanthinl\u00f6sung nach Sorby wie die Phykoxanthinl\u00f6sungen der fr\u00fcheren Forscher waren mit Xanthophyll vermischt.\nDas Phykoxanthin steht ganz gewi\u00df dem Xanthophyll sehr nahe, unterscheidet sich aber von diesem dadurch, da\u00df es in Petrol\u00e4ther l\u00f6slich ist; Xanthophyll ist im Petrol\u00e4ther unl\u00f6slich. Wird eine L\u00f6sung von Phykoxanthin in Petrol\u00e4ther mit 80\u00b0/oigem Alkohol ausgesch\u00fcttelt, geht der Farbstoff so gut wie vollst\u00e4ndig in den Alkohol \u00fcber. Carotin w\u00fcrde bei einer solchen Aussch\u00fcttelung im Petrol\u00e4ther bleiben.\nEine verd\u00fcnnte L\u00f6sung von Phykoxanthin in Alkohol, Benzol oder Petrol\u00e4ther ist der Farbe nach nicht von einer verd\u00fcnnten Xanthophyll- oder Carotinl\u00f6sung zu unterscheiden. Eine konzentrierte Phykoxanthinl\u00f6sung wird aber orangebraun, eine konzentrierte L\u00f6sung von Xanthophyll oder Carotin dagegen orangerot.\nVerd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure oder Schwefels\u00e4ure f\u00e4rben eine Phykoxanthinl\u00f6sung bei h\u00f6herer Temperatur sehr schnell, bei Zimmertemperatur etwas langsamer zuerst gr\u00fcn, dann blaugr\u00fcn bis sch\u00f6n blau. Bei Alkalisieren wird die Farbe wieder' gelb. Eine Xanthophyll\u00f6sung wird auch von Salzs\u00e4ure oder Schwefels\u00e4ure gr\u00fcnblau gef\u00e4rbt, die Reaktion vollzieht sich aber viel langsamer und man mu\u00df eine etwas st\u00e4rkere S\u00e4ure verwenden. (Molischs Leukocyan ist eben Phykoxanthin, und sein Ph\u00e4ocyan ist nichts anderes als durch S\u00e4ure blau gef\u00e4rbtes Phykoxanthin).\nEine Phykoxanthinl\u00f6sung wird auch durch konzentrierte Essigs\u00e4ure gr\u00fcn bis blaugr\u00fcn gef\u00e4rbt, die Reaktion vollzieht sich aber viel langsamer, als bei Verwendung von Minerals\u00e4uren. Oxals\u00e4ure wirkt wie Essigs\u00e4ure, aber etwas kr\u00e4ftiger.","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\tHarald Kylin,\nXanthophyll\u00f6sungen werden von Essigs\u00e4ure oder Oxals\u00e4ure nicht gr\u00fcn gef\u00e4rbt. Xanthophyllkrystalle l\u00f6sen sich in Eisessig, ver\u00e4ndern jedoch die Farbe nicht einmal beim Kochen.\nBei Behandlung mit verd\u00fcnnter Kali- oder Natronlauge wird eine Phykoxanthinl\u00f6sung beim Kochen schnell, bei Zimmertemperatur nach einigen Minuten in irgend einer Weise ver\u00e4ndert, so da\u00df die Farbe nach Zusatz von einer S\u00e4ure bis zu saurer Reaktion augenblicklich gr\u00fcn wird. Bei \u00c4lkalisieren wird die Farbe wieder gelb. Eine Xanthophyll\u00f6sung wird von Alkali nicht ver\u00e4ndert. Schon fr\u00fcher ist von Ts wett (1906, S. 240) nachgewiesen worden, da\u00df eine Phykoxanthinl\u00f6sung von Alkalien angegriffen wird, und da\u00df sie sich dabei spektroskopisch ver\u00e4ndert.\nZur Gewinnung von Phykoxanthinl\u00f6sungen extrahiert man an der Luft getrocknetes, fein pulverisiertes Material einer Fucoidee mit Petrol\u00e4ther. Das Extrakt wird mit Alkohol ausgesch\u00fcttelt, wobei Carotin und Chlorophyll gr\u00f6\u00dftenteils im Petrol\u00e4ther Zur\u00fcckbleiben, das Phykoxanthin in die Alkoholschicht \u00fcbergeht. Um die Beimischungen von Carotin und Chlorophyll zu entfernen, wird dann die Alkoholschicht einigemal mit Petrol\u00e4ther ausgesch\u00fcltelt. Um die Reinigung weiter zu treiben, wird die alkoholische L\u00f6sung mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt, die \u00e4therische L\u00f6sung mit Wasser gewaschen, mit Natriumsulfat getrocknet und im Vakuum bis zur Trockenheit eingedampft. Der R\u00fcckstand wird dann mit Petrol\u00e4ther behandelt, wobei das Phykoxanthin gel\u00f6st wird, und der Farbstoff kann dann wieder in Alkohol hin\u00fcbergesch\u00fcttelt werden. Auf diese Weise kann man die Beimischungen von Chlorophyll und Carotin entfernen, nicht aber die farblosen Beimischungen (reine Phykoxanthinl\u00f6sungen habe ich nicht dargestellt). Das Xanthophyll ist in Petrol\u00e4ther nicht l\u00f6slich und w\u00fcrde dem* nach nach dieser Methode nicht extrahiert werden. Es zeigte sich aber, da\u00df der oben erw\u00e4hnte R\u00fcckstand nach dem Eindampfen der \u00e4therischen L\u00f6sung sich nicht vollkommen im Petrol\u00e4ther l\u00f6ste, sondern etwas Xanthophyll hinterlie\u00df. Vielleicht erh\u00f6hen die farblosen Beimischungen die L\u00f6slichkeit des Xanthophylls in Petrol\u00e4ther.","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Farbstoffe der Fucoideen.\t229\n. Auch in folgender Weise lassen sich Phykoxanthinl\u00f6sungen gut darstellen. Das fein pulverisierte Material wird mit 75\u00ae/\u00abigem Alkohol extrahiert. Chlorophyll und Carotin l\u00f6sen sich dabei nur in geringeren Mengen, Phykoxanthin und Xanthophyll da-gegen sehr reichlich. Das alkoholische Extrakt wird mit Petrol\u00e4ther ausgesch\u00fcttelt, um Carotin und Chlorophyll zu entfernen: Phykoxanthin und Xanthophyll werden dann in \u00c4ther hin\u00fcbergesch\u00fcttelt. Die \u00e4therische L\u00f6sung wird dann mit Wasser gewaschen, mit Natriumsulfat getrocknet, im Vakuum bis zur Trockenheit eingedampft. Wird der so erhaltene R\u00fcckstand mit Petrol\u00e4ther behandelt, l\u00f6st sich das Phykoxanthin, das Xanthophyll bleibt aber ungel\u00f6st zur\u00fcck.\nLiteraturverzeichnis.\nAskenasy, E., Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Gattung Ectocarpus. Bot Zeitung, Bd/27, 1869.\nCohn. F., \u00dcber einige Algen von Helgoland. Beitr\u00e4ge zur n\u00e4heren Kenntnis und Verbreitung der Algen, herausgegeben von Dr. L. Rabenhorst, Heft 2, Leipzig 1865.\n\u2014\t\u2014 Beitr\u00e4ge zur Physiologie der Phykochromaceen und Florideen.\nArchiv f\u00fcr mikroskopische Anatomie, herausgegeben von Max Schultzc, Bd. 3, 1867.\nCzapek, Fr., \u00dcber die Farbstoffe der Fukazeen. Lotos, Bd. 59, Prag 1911. Gaidukov, N., \u00dcber den braunen Algenfarbstoff. Berichte d. deutsch, bot. Ges., Bd. 21, 1903.\nHansen, A., Chlorophyllgr\u00fcn der Fuoaceen. Arb. d. bot! Inst. W\u00fcrzburg Bd. 3, 1885.\nKraus, G. et Millardet, . A., \u00c9tudes sur la mati\u00e8re colorante des Phyco-chromac\u00e9es et des Diatom\u00e9es. M\u00e9m. de la soc. des sc. nat. de Strasbourg, Bd. 6, 1868.\nK y lin, H., \u00dcber die gr\u00fcnen und gelben Farbstoffe der Florideen. Diese Zeitschrift, Bd. 74, Stra\u00dfburg 1911.\n\u2014\t\u2014 \u00dcber die Inhaltsk\u00f6rper der Fucoideen. Arkiv f\u00f6r Botanik, Utgifvet\naf K. V. Akadem. i Stockholm, Bd. 11, Nr, 5,1912.\nMillardet, A., Sur la nature du pigment des Fucoid\u00e9es. Annales des sc. nat., Botanique, S. 5, T. 10, 1869.\nMolisch, H., Die Krystallisation und der Nachweis des Xanthophylls (Carotins) im Blatte. Berichte d. deutsch, bot. Ges., Bd. 14, 1996.\n\u2019 Cher den braunen Farbstoff der Phaeophyceen und Diatomeen. Bot. Zeitung, Bd. 63, 1905.\nN\u00e4geli, C., Gattungen einzelliger Algen, 1849.","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"Harald Kylin, \u00dcber die Farbstoffe der Fucoideen.\nKeinke, J., Beitrag zur Kenntnis des Phykoxanthins. Pringsheims Jahrb\u00fccher, Bd. 10, 1876.\n-----Photometrische Untersuchungen \u00fcber die Absorption des Lichtes\nin den Assimilationsorganen. Bot. Zeitung, Bd. 44, 1886. Rosanoff. S., Observations sur les fonctions et les propri\u00e9t\u00e9s des pigments de diverses Algues. M\u00e9m. de la Soc. imp. des sc. nat. de Cherbourg, Bd. 13, 1867.\nSch\u00fctt, Fr., \u00dcber das Phykophaein. Berichte d. deutsch, bot. Ges., Bd. 5, 1887.\nSorby, H. C, On comparative vegetable Chromatology. Proceed. Roy. Soc., Bd. 21, London 1873.\nTam m es, T., \u00dcber die Verbreitung des Carotins im Pflanzenreiche. Flora, 87, 1900.\nTswett, M., Zur Kenntnis der Phaeophyceenfarbstoffe. Berichted.deutsch, bot. Ges., Bd. 24, 1906.\nWillst \u00e4lter, R., Zur Kenntnis der Zusammensetzung des Chlorophylls.\nLiebigs Annalen der Chemie, Bd. 350, 1906.\n\u2014 \u2014 und Mi eg, W., \u00dcber die gelben Begleiter des Chlorophylls. Ebenda, Bd. 355, 1907.\n* r","page":230}],"identifier":"lit19628","issued":"1912","language":"de","pages":"221-230","startpages":"221","title":"\u00dcber die Farbstoffe der Fucoideen","type":"Journal Article","volume":"82"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:26:01.588454+00:00"}