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{"created":"2022-01-31T14:17:21.084731+00:00","id":"lit19635","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Jansen, B. C. P.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 82: 342-345","fulltext":[{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chots\u00e4ureresorption durch den Hundedarm.\nVon\nDr. B. C. P. Jansen. \u2022\n<Aut< dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Amsterdam,\nDirektor Prof. Dr. G. van Kynburb.)\t\u2022\n(Der Deduktion /.\u00bbgegangen am 24. Oktober 1912.!\nDie chemische Untersuchung der Chols\u00e4ure hat nur wenige charakteristische Spaltungsprodukte ergeben; sie hat aber gezeigt, da\u00df das Ghols\u00e4uremolek\u00fcl sehr schwierig durcit chemische Reagenzien angegriffen wird. Vorliegende Arbeit wurde nun unternommen mit dem doppelten Zweck 1. zu konstatieren, in welcher Form die Chols\u00e4ure die Darmwand passiert, und * 2 falls sie zuerst gespalten wird, aus den Spaltungsprodukten einen Einblick indie Struktur des Chols\u00e4uremolek\u00fcls zu gewinnen.\nSchon viele Untersuchungen sind \u00fcber die Resorption der Chols\u00e4ure im Darme ausgef\u00fchrt worden. Einen \u00dcberblick bis 1878 gibt Tappeiner.1) Tappeiner selbst (I. c.) stellte ausgedehnte Untersuchungen an \u00fcber die obengenannte Frage.\nErstens untersuchte er 150 ccm Ghylus, die in 2 Stunden w\u00e4hrend einer fettreichen Mahlzeit durch einen Hund mit einer Fistel des Ductus thoracicus geliefert worden waren, auf die Anwesenheit von Chols\u00e4ure; er erhielt eine sch\u00f6ne Petten-ko f e r sehe Reaktion. T a pp ei n er gibt dabei an, da\u00df er die Reaktion nach der Modifikation von Neukomm angestellt hat, und da\u00df er vorher die Fette durch Extraktion mit \u00c4ther und die Fetts\u00e4uren durch F\u00e4llen mit Baryumacetat entfernt hat. Er erw\u00e4hnt aber nicht, ob vorher die Eiwei\u00dfk\u00f6rper entfernt waren, und ob das Spektrum die beiden f\u00fcr die Chols\u00e4ure charakteristischen B\u00e4nder zeigt.\nZur Beantwortung der Frage, ob und in welchen Abschnitten des Darmes Resorption der Chols\u00e4ure stattfindef, verfuhr Tappeiner wie folgt:\nVon einem Hunde, der 48 Stunden gefastet hatte, wurde unter Chloroformnarkose die Bauchwand ge\u00f6ffnet, ein bestimmter Teil des Darmes abgebunden und in diesen Abschnitt eine bekannte Quantit\u00e4t Galle oder einer L\u00f6sung von Taurochols\u00e4ure,\n\u00bb) Wiener Sitz.-Ber., Bd. 77, S. 281 (1878).","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"m\nZur Chols\u00e4ureresorpfion durch den Hundedarm.\nGlykochols\u00e4ure oder Chols\u00e4ure gebracht. Dann wurde die Bauchwand zugen\u00e4ht und das Ganze w\u00e4hrend 3\u20145 Stunden sich selbst \u00fcberlassen. Darauf wurde die Schlinge aus dem K\u00f6rper genommen, und der Inhalt quantitativ untersucht.\nTappeiner kam zu dem Ergebnis, da\u00df im Duodenum weder aus Glykochols\u00e4ure-, no\u00e9h aus TaurochoIs\u00e4ure-, noch aus Chols\u00e4urel\u00f6sungen etwas resorbiert wird: da\u00df das Jejunum nur Glykochols\u00e4ure, das ganze Ileum aber alle 3 S\u00e4uren resorbiert. In welcher Form die Gallens\u00e4uren durch die Darmw\u00e4nd gehen, wurde von Tappeiner nicht n\u00e4her erforscht.\nSp\u00e4tere Forscher (wie Schiff\u00bb) und Stadelmann*)) bemerkten, da\u00df das Eingeben per os von Gallens\u00e4uren bei Gallenlist elhunden eine starke Vermehrung der Gallens\u00e4ureabsonderung durch die Leber zur Folge hat. Schiff kam zu der Hypothese eines intermedi\u00e4ren Kreislaufs der Chols\u00e4ure : sie stritte durch den Darm resorbiert, im Blute aufgenommen (als ganze Molek\u00fcle, oder in der Form von Spaltungsprodukten?) und wieder an die Leber abgegeben werden, worauf sie dann wieder in den Darm sezerniert wird.\nUm nun zu bestimmen, in welcher Form die \u2018Chols\u00e4ure die Darmwand passiert, haben wir im \u00fcberlebenden Darm eine sch\u00f6ne Methode f\u00fcr diese Untersuchung ausfindig gemacht; wir k\u00f6nnen das Blut ersetzen durch Hingersche L\u00f6sung, die, wenn wir die Glukose weglassen, gar keine organischen Substanzen enth\u00e4lt. In dieser Fl\u00fcssigkeit wird es viel leichter sein, kleine Mengen organischer Substanz nachzuweisen, als im Blut.\nEs wurde nun von einem gro\u00dfen Hunde (15 kg schwer) unter Chloroformnarkose die Bauchwand ge\u00f6ffnet und vom Ueum ein Abschnitt von 2 dm L\u00e4nge abgebunden; darauf wurden die entsprechende Arterie und Vene aufgesucht und in diese Kan\u00fclen eingef\u00fchrt. Die Darmschlinge wird alsdann in ein auf 39\u00b0 erw\u00e4rmtes Bad mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung gebracht. Durch die mit der Arterie verbundene Kan\u00fcle wird aus einem 75 cm h\u00f6her stehenden Beh\u00e4lter ein konstanter Strom Ringersche L\u00f6sung (ohne Glukose) geleitet; aus der\n*) Archive d\u00e9 Physiologie, 1892, S. 594.\n*) Zeitschrift f. Biologie, Bd. 34, S. 1 (1896).","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"344\tRC. P. Jansen,\nVene tropft das immer mehr verd\u00fcnnte Blut ab. Nachdem alles Blut (bei oberfl\u00e4chlicher Betrachtung) verschwunden war, wurden in die Darmschlinge 9 ccm 2 \u00b0/oige Natriumcholatl\u00f6sung gebracht. Wenn nun die Chols\u00e4ure (das ganze Molek\u00fcl, oder die Spaltungsprodukte) durch die Darmwand geht, so wird sie in der durch die Gef\u00e4\u00dfe str\u00f6menden Ringerschen L\u00f6sung sich l\u00f6sen. In ungef\u00e4hr einer Stunde waren 300 ccm aus der Vene getropft. Diese Fl\u00fcssigkeit wurde auf dem Wasserbade eingedampft, bis ein gro\u00dfer Teil des Kochsalzes auskrystallisiert war. Nach dem Abfiltrieren wurde mit einer Probe der L\u00f6sung die Pe 11en kofe rsehe Chols\u00e4urereaktion angestellt. Diese ergab aber ein negatives (jedenfalls nicht gut positives) Ergebnis. Vorher hatte ich mich \u00fcberzeugt, da\u00df die Reaktion nicht gehemmt wird durch viel Kochsalz (aus der Ringerschen L\u00f6sung).\nDie Fl\u00fcssigkeit wird nun ganz zur Trockene gedampft und mit Alkohol ausgezogen. Hierin l\u00f6st sich aber nahezu nichts, au\u00dfer ein wenig Natriumchlorid. Auch \u00c4ther nimmt nichts auf.\nDie Darmschlinge war am Ende des Versuchs stark angeschwollen und beim \u00d6ffnen spritzte die Fl\u00fcssigkeit hervor; sie enthielt noch eine gro\u00dfe Quantit\u00e4t Chols\u00e4ure.\nAus diesem Versuch k\u00f6nnte man ohne weiteres schlie\u00dfen, da\u00df die Chols\u00e4ijre, im Widerspruch mit dem Ergebnis Tappeiners, nicht durch die Wand des lleums resorbiert wird. Es zeigte sich aber, da\u00df die Anordnung des Versuchs vieler Verbesserungen bedarf.\nErstens war es erw\u00fcnscht, eine etwas gr\u00f6\u00dfere Schlinge zu nehmen ; dann ist das entsprechende Gef\u00e4\u00dfsystem auch gr\u00f6\u00dfer und es str\u00f6mt in derselben Zeit mehr Fl\u00fcssigkeit hindurch. Bei diesem schnellen Durchstr\u00f6men : bekommt man aber eine \u00e4u\u00dferst verd\u00fcnnte L\u00f6sung des etwa durch den Darm an die Fl\u00fcssigkeit abgegebenen Produktes. Darum wurde sp\u00e4ter die Fl\u00fcssigkeit (eine Quantit\u00e4t von 500 ccm), Wenn sie \u00fcurch das Gef\u00e4\u00dfsystem gestr\u00f6mt war, heftig mit Sauerstoff gesch\u00fcttelt und in die Vorratsflasche gebracht.\nDann war es im Anfang sehr schwer, die richtige, dem bestimmten Abschnitt entsprechende Arterie und Vene aufzu-","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Chols\u00e4ureresorption durch den Hundedarm.\tHl5\nsuchen. Deshalb wurde sp\u00e4ter der ganse Darm mit dem Mesenterium und Gef\u00e4\u00dfsystem aus dem K\u00f6rper genommen und in\nein Bad mit physiologischer Salzl\u00f6sung von 39\u00b0 gebracht, welche\nleicht erneuert werden konnte. Dann wurde die Arterie und Vene so hoch wie m\u00f6glich aufgesucht, und in diese weiten Gel\u00e4\u00dfe konnte ich sehr leicht Kan\u00fclen einbinden; nun wurde eine Schlinge von 5 dm abgeschnitten und alle diesem Abschnitt nicht entsprechenden Arterien und Venen abgebunden und weggeschnitten. Um zu erforschen, ob diese dem bestimmten Abschnitt nicht entsprechenden Gef\u00e4\u00dfe alle abgebunden waren, lie\u00df ich zuerst durch das Gef\u00e4\u00dfsystem defibri-niertes Blut flie\u00dfen (vom Hunde durch Entblutung erhalten) das durch seine Farbe leicht anzeigt, ob irgendw\u00f6 eine nicht abgebundene \u00d6ffnung ist. Wenn alle der Schlinge nicht entsprechenden \u00d6ffnungen abgebunden sind, so wird das Blut durch Ringersche L\u00f6sung ersetzt und; in die Schlinge ein Gemisch gleicher Quantit\u00e4ten 2\u00bb/.iger Natriumcholatl\u00f6sung und 0,9\u00b0/oiger Kochsalzl\u00f6sung gebracht.\nNach dem Versuch wird die Ringersche L\u00f6sung eingedampft, bis eben gerade Kochsalz sich ausscheidet; darauf anges\u00e4uert (um aus etwa in L\u00f6sung befindlichem Natriumcholat Chols\u00e4ure in Freiheit zu setzen) und wiederholt mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt.\nWenn wir nun nach dem Verdampfen d\u00e9s \u00c4thers den R\u00fcckstand in wenig Soda l\u00f6sen, dann zeigt diese L\u00f6sung sehr sch\u00f6n die Pettenkofersche Reaktion (mit den Absorptions-bandern vor D und vor F) und die Fluorescenzreaktion beim V ersetzen mit konzentrierter Schwefels\u00e4ure.\nDieses Ergebnis wurde durch Wiederholen des Versuchs mit mehreren Hunden immer best\u00e4tigt.\nWeil es uns durch die geringe Quantit\u00e4t nicht gelungen ist, die Chols\u00e4ure rein zu isolieren, so haben wir nicht sicher bewiesen, da\u00df die Chols\u00e4ure ungespalten die Darmwand passiert ; aber der Befund, da\u00df sowohl die Pettenkofersche Reaktion als die Fluorescenzprobe positiv sind, ist doch ein beachtens-wertes Argument daf\u00fcr.","page":345}],"identifier":"lit19635","issued":"1912","language":"de","pages":"342-345","startpages":"342","title":"Zur Chols\u00e4ureresorption durch den Hundedarm","type":"Journal Article","volume":"82"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:17:21.084736+00:00"}