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{"created":"2022-01-31T14:20:39.425506+00:00","id":"lit19662","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Inouye, K.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 83: 79-82","fulltext":[{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis des Histidins.\nVon\nK. Inooye,\n( Aus dem physiologischen Institute der Universit\u00e4t Heidelberg.) (Der Redaktion zugegangen am 7. Dezember 1912.)\nDie Bildung eines Azofarbstoffs kann, wie H. Pauly im Jahre 1904 gezeigt hat, *) zum Nachweis von Histidin benutzt werden. L\u00e4\u00dft man Diazobenzolsulfos\u00e4ure bei Gegenwart von \u00fcbersch\u00fcssigem Natriumcarbonat auf eine w\u00e4sserige L\u00f6sung von Histidin einwirken, so entsteht eine dunkelkirschrote F\u00e4rbung, welche selbst beim Verd\u00fcnnen mit einer vielfachen Menge Wasser ihren roten T\u00f6n beh\u00e4lt und nicht gelbstichig wird. Die Empfindlichkeitsgrenze liegt unterhalb einer Verd\u00fcnnung von 1 : 100000. Die Reaktion tritt auch mit dem im Eiwei\u00dfmolek\u00fcl gebundenen Histidin ein, nur wird der Wert dieser Reaktion dadurch bedeutend beeintr\u00e4chtigt, da\u00df das Tyrosin sowohl im freien Zustand wie in intraproteiner Bindung ebenfalls unter Farbstoffbildung mit der Diazobenzolsulfos\u00e4ure reagiert. Die Reaktion ist also bei den meisten Proteinstoffen oder in dem Gemisch ihrer Spaltungsprodukte nicht ohne weiteres zum Nachweis des Histidins verwendbar.\nAuf Veranlassung des Herrn Prof. A. Kos sei habe ich versucht, die Reaktion so zu modifizieren, da\u00df sie das Tyrosin nicht mehr anzeigt, w\u00e4hrend die Reaktion des Histidins unver\u00e4ndert bleibt. Eine solche Unterscheidung l\u00e4\u00dft sich durch die vorhergehende Einwirkung des Benzoylchjorids bewirken. Sch\u00fcttelt man eine L\u00f6sung von Tyrosin nach Zusatz von \u00fcbersch\u00fcssiger Sodal\u00f6sung mit einigen Tropfen Benzoylchlorid in einem Reagenzglase, bis der Geruch nach Benzoylchlorid verschwunden ist, so entsteht auf Zusatz von Diazobenzolsulfo-\n*) H. Pauly, Diese Zeitschrift, Bd. 42, S. 50H, 1\u00ceM34.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"\u2122\tK. Inouye,\ns\u00e4ure die charakteristische Rotf\u00e4rbung nicht. F\u00fchrt man denselben Versuch mit einer verd\u00fcnnten w\u00e4sserigen Histidinl\u00f6sung aus, so tritt die bekannte Rotf\u00e4rbung ein. Selbst eine reichliche Menge von Benzoylchlorid bringt die F\u00e4higkeit des Histidins, unter FarbstofTbildung mit Diazobenzolsulfos\u00e4ure zu kuppeln, nicht zum Verschwinden. Es ist jedoch erforderlich, die Zer-setzung des Benzovlchlorids abzuwarten, viel unzersetztes Benzoylchlorid hindert die Reaktion.\nMit diesen Ergebnissen stimmte auch die Untersuchung der reinen Benzoylverbindungen des Histidins und des Tyrosins \u00fcberein. Benzoylhistidin, nach Pauly1) dargestellt, gab die Rotf\u00e4rbung mit Diazobenzosulfos\u00e4ure, w\u00e4hrend das nach E. Fischer2 3) und A. Schultze8) dargestellte Dibenzoyltyrosin sich gegen die Diazobenzolsulfos\u00e4ure negativ verhielt. Nach den Angaben von A. Schultze ist dies leicht verst\u00e4ndlich, denn einer der Benzoylreste tritt an die Stelle der Hydroxylgruppe des Benzolkerns, und die Millonsche Reaktion fehlt. Ebenso wie das Benzoylhistidin verhielt sich das Dinaphthalin-sulfohistidin.\nHiernach erwartete ich, da\u00df die Reaktion zum Nachweis der Histidingruppe auch im unzersetzten Proteinmolek\u00fcl zu verwenden sei. Dies war jedoch nicht der Fall. Als ich histidinhaltige Proteine, z. B. Sturin mit Benzoylchlorid bei Gegenwart von \u00fcbersch\u00fcssigem Natriumcarbonat sch\u00fcttelte, ging das Verm\u00f6gen zur FarbstofTbildung mit Diazobenzolsulfos\u00e4ure verloren.\nDie Reaktion gestattet also eine bequeme Unterscheidung des im Protein gebundenen Histidins von dem nicht gebundenen Histidin. Wahrscheinlich ist es die Peptidbindung der Carboxyl-gruppe des Histidins, welche den Eintritt der Benzoylgruppe in den Imidazolkern in einer solchen Weise erm\u00f6glicht, da\u00df nunmehr die Reaktion mit Diazobenzolsulfos\u00e4ure nicht mehr erfolgen kann. Es scheint dies aus dem Verhalten des von\n\u2018) Pauly, Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 43, S. 2254,. 1910.\n*) E. Fischer, Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft. Bd. 32, S. 2454 (1899).\n3) A. Schultze, Diese Zeitschrift, Bd. 29, S. 479 (1900).","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis des Histidins.\t81\nPauly beschriebenen1) Histidinmethylesters hervorzugehen. Derselbe verh\u00e4lt sich wie das im Eiwei\u00df gebundene Histidin. Er gibt an sich die Kuppelung mit Diazobenzolsulfos\u00e4ure. nach vorhergehender Einwirkung von Natriumcarbonat und Benzoyl-chlorid bleibt jedoch die Kotf\u00e4rbung auf Zusatz von Diazobenzolsulfos\u00e4ure aus.\nZur Pr\u00fcfung der Proteine auf das Vorkommen des Histidins ist eine vorhergehende Hydrolyse erforderlich, die man entweder mit Hilfe von S\u00e4uren oder durch Trypsin bewirken kann. Man wird die schneller ausf\u00fchrbare S\u00e4urespaltung im allgemeinen vorziehen; wendet man die Trypsinprobe an, so ist nat\u00fcrlich ein Kontrollversuch erforderlich, durch welchen man nachweist, da\u00df aus dem Trypsinpr\u00e4parat seihst nicht Histidin in st\u00f6render Menge hervorgeht. Ich f\u00fchre einige Beispiele derartiger Versuche an.\nF\u00fcr den ersten und vierten Versuch diente ein Proteinstoff, welcher sowohl Histidin wie Tyrosin enthielt, f\u00fcr den zweiten das Sturin, welches nur Histidin und kein Tyrosin liefert, f\u00fcr den dritten das Orzynin, ein aus den T.estikeln des Thunfisches gewonnenes Protamin, welches nach den bisher noch nicht publizierten Untersuchungen von A. Ko^sel kein Histidin, wohl aber Tyrosin enth\u00e4lt. Die Pr\u00e4parate wurden mir von Herrn Professor A Kossel f\u00fcr diese Versuche zur Verf\u00fcgung gestellt.\nI. 0,5 g Witte-Pepton wurden mit 2,5 ccm konz. Salzs\u00e4ure 6 Stunden am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht, sodann auf dem Wasserbade zum Sirup eingedampft, der R\u00fcckstand mit Wasser aufgenommen, mit Bleioxyd erw\u00e4rmt und nach dem Abk\u00fchlen mit Natriumcarbonat bis zur alkalischen Reaktion versetzt. Die Fl\u00fcssigkeit wurde nun filtriert und das farblose Filtrat in bekannter Weise mit Diazobenzolsulfos\u00e4ure gepr\u00fcft. Die Reaktion fiel, wie zu erwarten war, positiv aus. Nun wurde ein Teil der Fl\u00fcssigkeit mit einem gro\u00dfen \u00dcberschu\u00df von Benzoylchlorid gesch\u00fcttelt und die Pr\u00fcfung mit Diazobenzolsulfos\u00e4ure wiederholt. Auch jetzt trat Rotf\u00e4rbung ein, als Beweis f\u00fcr die Gegenwart des Histidins in diesem Proteinmolek\u00fcl.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 42. S. 514.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXX1I\t\u00ab","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"S2\tK. Inouye. \u00dcber don Nachweis des Histidins.\n11. 0.5 \u00a3 Sturinsulfat wurden in gleicher Weise verarbeitet. Das von Salzs\u00e4ure befreite Reaktionsprodukt gab auch nach dem Sch\u00fctteln mit Benzoylchlorid die Farbenreaktion mit Diazobenzolsulfos\u00e4ure.\nIII 0,5 g Orzynihsulfat in gleicher Weise verarbeitet. Das von Salzs\u00e4ure befreite Reaktionsprodukt gab die Farben-reaktion mit Diazobenzolsulfos\u00e4ure. Dieselbe tritt jedoch nicht (*in, nachdem die Fl\u00fcssigkeit mit Benzoylchlorid gesch\u00fcttelt ist.\nIV. 0.15 g k\u00e4ufliches Trypsin wurden in 30 ccm 0,5\u00b0/oiger Natriumcarbonatl\u00f6sung gel\u00f6st.\nai 20 ccm dieser L\u00f6sung wurden mit 2 g Witte-Pepton unter Zusatz von etwas Chloroform in den Brutofen gebracht.\nb) 10 ccm dieser L\u00f6sung wurden ohne Zusatz von Witte-Pepton im Brutofen digeriert.\nNach zweit\u00e4giger Digestion wurden beide L\u00f6sungen mit Salzs\u00e4ure neutralisiert, auf ein kleines Volumen eingedampft und mit Benzoylchlorid gesch\u00fcttelt.\nDie Trvpsinl\u00f6sung gab nur zweifelhafte, r\u00f6tlich-gelbe F\u00e4rbung mit Diazobenzolsulfos\u00e4ure. w\u00e4hrend die mit Pepton versetzte Probe eine sehr starke, rein rote F\u00e4rbung zeigte. Somit konnte das aus dem Eiwei\u00df abgespaltene Histidin auf diese Weise leicht nachgewiesen werden, und es bietet sich hiernach die M\u00f6glichkeit, auf diesem Wege die fermentative Abspaltung des Histidins aus Eiwei\u00df in \u00e4hnlicher Weise zu verfolgen, wie dies beim Tyrosin und Tryptophan ausgef\u00fchrt ist.","page":82},{"file":"p0082s0002blank.txt","language":"de","ocr_de":"\" \u2022 \" \u2022\n\n!\n. ..\t\u2022 * -V \u2022 V","page":0}],"identifier":"lit19662","issued":"1913","language":"de","pages":"79-82","startpages":"79","title":"\u00dcber den Nachweis des Histidins","type":"Journal Article","volume":"83"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:20:39.425516+00:00"}