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{"created":"2022-01-31T14:23:51.372629+00:00","id":"lit19677","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Arno Ed. Lamp\u00e9","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 83: 338-346","fulltext":[{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"Richtigstellung der von E. Grafe der Arbeit von E. Grafe und K. Turban \u00abOber Stickstofretention bei F\u00fctterung von Harnstoff\u00bb angefugten Anmerkung.1)\nVon\nEmil Abderhalden und Arno Ed. Lampe.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Halle a. S.)\n(Der Redaktion zugegangen am 10. Januar 1913.)\nWer die Antwort E. Gr\u00e4fes auf unsere Kritik seiner Untersuchung am Hunde Daisy ohne Kenntnis der tats\u00e4chlichen Grundlagen liest, mu\u00df auf die Vermutung kommen, da\u00df Lust an Polemik diese veranla\u00dft hat. Aus diesem Grunde sei kurz hervorgehoben, da\u00df wir zu einer Stellungs-nahme zu den Versuchsresultaten Gr\u00e4fes gezwungen waren, weil er seine Ergebnisse im Sinne einer Eiwei\u00dfsynthese aus Ammoniak und Kohlenhydraten deutete. Diesen Schlu\u00df konnte Grafe selbstverst\u00e4ndlich nur aus seinen sehr g\u00fcnstigen bis positiven Stickstoffbilanzen ableiten' Da wir selbst in unseren umfangreichen und zahlreichen Versuchen keine so g\u00fcnstigen t\u00e4glichen Stickstoffbilanzen erhielten und der Ansicht sind, da\u00df die verabreichten Kohlenhydratmengen jedenfalls in mehreren dieser Versuche bei weitem ausreichten,* so mu\u00dften wir, nachdem uns Bedenken \u00fcber die Art der von Grafe gew\u00e4hlten Versuchsanordnung und der von ihm durchgef\u00fchrten Bestimmung der Stickstoffbilanz gekommen waren, diese notwendigerweise auch \u00f6ffentlich darlegen. Leider hat Grafe in seiner Erwiderung sich nicht an die Tatsachen gehalten, sondern ohne jede Grundlage Vorw\u00fcrfe konstruiert, die wir im folgenden an Hand der vorliegenden Arbeiten*) zur\u00fcckweisen.\n*) E. Grafe und K. Turban, Diese Zeitschrift, Bd. 83, S. 32,1913.\n*) E. Grafe und V. Schl\u00e4pfer, Diese Zeitschrift, Bd. 77, S. 1^-21 (1912). \u2014 Emil Abderhalden, Diese Zeitschrift, Bd. 78, S. 1\u201427 (1912). \u2014 E. Grafe, Diese Zeitschrift, Bd. 78, S. 485\u2014510 (1912). \u2014 Emil Abderhalden und Paul Hirsch, Diese Zeitschrift, Bd.80, S. 136\u2014159 (1912). \u2014 Emil Abderhalden und Arno Ed. Lamp\u00e9, Diese Zeitschrift, Bd. 80, S. 160-174 (1912). \u2014 Emil Abderhalden und Paul Hirsch, Diese Zeitschrift Bd. 81, S. 323\u2014328 (1912); Bd. 82, S. 1\u201420 (1912). \u2014 Emil Abderhalden und Arno Ed. Lamp\u00e9, Diese Zeitschrift. Bd. 82, S. 21-95 (1912). \u2014 E. Grafe, Diese Zeitschrift, Bd. 82, S. 347 bis 376 (1912).\t1","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"Richtigstellung.\nK-\n339\nGrafe und Schl\u00e4pfer1) schrieben Seite 9 ihrer ersten Arbeit auf diesem Gebiete: \u00abUns scheinen im wesentlichen drei Auffassungsm\u00f6glich-keiten -zur Diskussion zu stehen.\u00bb <3. Der Organismus selbst hat aus dem Ammoniak und den im \u00dcberschu\u00df vorhandenen kohlenhydratartigen Gruppen synthetisch Eiwei\u00df aufgebaut.\u00bb Seite 10 dieser Arbeit wird diese Ansicht als die plausibelste hingestellt. \u00abNach der bisherigen Lage der Dinge halten wir die zuletzt skizzierte Deutung f\u00fcr die richtige\u00bb.\nIm Sinne einer Eiwei\u00dfsynthese aus Kohlenhydraten und Ammoniak, ja selbst unter Verwendung von Harnstoff und Salpeter hat Grafe seine Versuchsergebnisse in einem auf dem Kongre\u00df f\u00fcr innere Medizin gehaltenen Vortrage *) gedeutet, wenigstens sagt Grafe S. 513, nachdem er die Schwierigkeiten besprochen hat, die der Annahme einer Eiwei\u00dfsynthese aus den genannten Stoffen noch entgegenstehen: \u00abAber trotzdem ist es nach dem heutigen Stand unserer Kenntnisse meines Erachtens schwer, den Ihnen geschilderten Versuch anders zu deuten, falls man nicht die ganze synthetische Arbeit den Darmbakterien zuschreiben, will\u00bb usw.\nE. Grafe erkl\u00e4rt nun Seite 348 einer neueren Arbeit8) folgendes: \u00abEs ist daher nicht ganz zutreffend, wenn Abderhalden in seiner Arbeit mit A. Lamp\u00e9 schreibt, ich sei geneigt, die von mir beobachtete Stickstoffretention im Sinne einer Verwertung des zugef\u00fchrten Ammoniaks zur Bildung s\u00e4mtlicher dazu n\u00f6tigen Aminos\u00e4uren zu deuten.\u00bb\nIn der erw\u00e4hnter Anmerkung behauptet Grafe, da\u00df wir seine Versuche mit Argumenten kritisieren, die sich in ganz \u00e4hnlicher Weise gegen einen Teil der im hiesigen Institut ausgef\u00fchrten Versuchsreihen erheben lassen. Wir m\u00fcssen diese Behauptung auf das entschiedenste zur\u00fcckweisen. Am \u00fcbersichtlichsten l\u00e4\u00dft sich die Art und Weise, wie Grafe vorgeht, durch Gegen\u00fcberstellung der einzelnen Stellen dartun.\nS. 4874) schreibt Grafe : \u00abDer Hund bekam stets die Gesamtmenge vorgesetzt, der nicht immer gefressene Rest wurde, wenn er klein war, zum Futter des folgenden Tages hinzugenommen, wenn er gr\u00f6\u00dfer war, zur\u00fcckgewogen und aus der Differenz zwischen Anfang- und Endgewicht der stets gleichm\u00e4\u00dfig durchgemischten Nahrung die Menge der aufgenommenen Kalorien und des aufgenommenen Stickstoffs bestimmt\u00bb. Allerdings steht in dem gleichen Abschnitt weiter oben : \u00abDas Ganze wurde in 4\u00f60 ccm Wasser zu einer feinen etwas nach Fleischbr\u00fche riechenden und schmeckenden Emulsion verr\u00fchrt und in 4\u20146 Portionen dem Hunde\ndargereicht* usw.\n\u2014 \u00bb \u25a0- \u25a0 .\n\u00bb) 1. c.\n*) E. Grafe, Zur Frage der Eiwei\u00dfsynthese bei F\u00fctterung von Ammoniaksalzen. Verhandl. des deutschen Kongresses f\u00fcr innere Medizin, S. 507. 1912.\n3)\t1 L c-, Bd. 82.\n4)\t1. c., Bd. 78.","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"340\tEmil Abderhalden und Arno Ed. Lamp\u00e9,\nIn seiner Anmerkung schreibt Grafe S. 33, wir h\u00e4tten angenommen, er habe dem Hunde die Nahrung auf einmal vorgesetzt. \u00abDas war selbstverst\u00e4ndlich nicht der Fall und damit f\u00e4llt der Einwand, da\u00df durch Verdunstung ein erheblicher Fehler f\u00fcr die N-Bestimmung im Rest entstehen konnte, fort.\u00bb\nUnser Einwand besteht auch dann zu Recht, wie wir experimentell bewiesen haben, wenn, wie Grafe ausdr\u00fccklich angibt, das Futter auf einmal bereitet uhd dann dem Hunde portionsweise vorgesetzt wurde. Ob das Futter dauernd in seiner Gesamtheit im K\u00e4iig stand oder nicht, ist ganz gleichg\u00fcltig. Niemand au\u00dfer Grafe wird uns einen Vorwurf daraus machen k\u00f6nnen, wenn wir uns an die von ihm angegebenen Daten halten. Wenn er nun schreibt, da\u00df das auf S. 487\u00bb) Mitgeteilte den Tatsachen nicht entspricht, dann ist es Sache Gr\u00e4fes, seine irrt\u00fcmlichen Angaben richtig zu stellen.\nSeite 33 seiner Anmerkung schreibt Grafe: \u00abAnalog wie Abderhalden selbst in den zuerst mitgeteilten Versuchen habe ich an den Tagen, an welchen die Nahrung nicht quantitativ gefressen wurde, aus dem Gewicht der Gesamtnahrung und des Restes sowie dem Gehalt der Gesamtnahrung an Stickstoff die Menge des gefressenen Stickstoffs berechnet. Gegen diese von ihm selbst ge\u00fcbte Methode der indirekten N-Bestimmung bringt Abderhalden eine Reihe von Bedenken vor, die sich zum Teil auf theoretische Erw\u00e4gungen, teils auf die Ergebnisse ad hoc angestellter Versuche beziehen. . .* *\nEs ist uns ganz unerkl\u00e4rlich, wie Grafe zu einer derartigen ungeheuerlichen Behauptung kommt. In keinem einzigen Falle ist eine Stickstoffbestimmung der zugef\u00fchrten Nahrung auf Grund des Gewichtes der Gesamtnahrung und desjenigen des Restes ausgef\u00fchrt worden. In einem einzigen Falle,*) den aber Grafe sicher nicht meint, wurde an 13 Tagen der Versuch gemacht, neben der stickstoffhaltigen festen Nahrung durch Vorsetzung von ammonacetathaltigem Wasser die Aufnahme von Stickstoff in Form von Ammonacetat zu steigern. Diese L\u00f6sung von Ammonacetat war exakt abgemessen und der Stickstoffgehalt genau bestimmt. Sie stand nur wenige Stunden im K\u00e4iig. Durch Abmessen wurde die verbliebene Menge Fl\u00fcssigkeit festgestellt. Es ist klar, da\u00df der vereinzelte Fall, bei dem es sich um eine Fl\u00fcssigkeit von bestimmtem Stickstoffgehalt handelt, nicht der von uns als unzul\u00e4nglich angesehenen Art der Bestimmung der Stickstoffbilanz von seiten Gr\u00e4fes an die Seite gestellt werden darf. \u2014 Gr\u00e4fes Angabe, daft im hiesigen Institut der \u00abgefressene\u00bb Stickstoff in manchen F\u00e4llen auch indirekt durch Zur\u00fcckwiegen\n\u2018) 1. c., Bd. 78.\n\u2022) 1. c.. Bd. 78, S. 25.","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"Richtigstellung.\t341\nnicht gefressener stickstoffhaltiger Nahrung bestimmt worden sei, entbehrt somit jeder tatettchliehek Grundlage. ;\nSeite 34 und 35 seiner Anmerkung bemerkt Grafe in einer Fu\u00dfnote, da\u00df auch wir \u00e4hnlich g\u00fcnstige Resultate bei der Bestimmung des StickstofTgehaltes der Fl\u00fcssigkeit in dem oben erw\u00e4hnten Falle erhalten h\u00e4tten. Damit will Grafe offenbar zum Ausdruck bringen, da\u00df auch seine Bestimmungen exakt waren. Es ist jedoch klar, da\u00df die Verh\u00e4ltnisse bei einer Fl\u00fcssigkeit ganz anders liegen, als bei einem heterogenen Futter-gemisch. \u00dcbrigens ist die Annahme, da\u00df wir bei der Abmessung von Teilen des nach Grafe hergesteilten Futtergemisches uns eines Me\u00dfzylinders bedient h\u00e4tten, selbstredend unrichtig. Wir haben das fein emulgierte Nahrungsgemisch mit einer genauen Pipette aufgenommen.\nSeite 35 schreibt G rafe : \u00abDer beste Beweis daf\u00fcr, wie unberechtigt alle diese Einw\u00e4nde von Abderhalden sind, ist die Tatsache, da\u00df er unabh\u00e4ngig von mir in einer langen Versuchsreihe, die er bisher nicht als fehlerhaft zur\u00fcckgenommen hat, genau das gleiche Resultat bekommen hat, wie ich in dem von ihm angegriffenen Versuche.*\nDie Bemerkung, da\u00df wir von uns mitgeteilte Versuche noch nicht als fehlerhaft zur\u00fcckgenommen haben, k\u00f6nnte leicht den Anschein erwecken, als w\u00e4ren Fehler wirklich vorhanden. Wir wollen annehmen, da\u00df Grafe diesen leicht mi\u00df-zuverstehenden Satz selbst klarstellt.\nW\u00fcrde man die im oben zitierten Satze ausgesprochene Logik Gr\u00e4fes auf die Spitze treiben, dann k\u00e4me man zu dem Schl\u00fcsse, da\u00df es weniger darauf ankommt, irgend ein Problem durch peinlich exakt durchgef\u00fchrte Versuche zu erforschen, sondern vielmehr auf die Aufstellung von Behauptungen, die sich schlie\u00dflich als richtig erweisen. Tats\u00e4chlich ist eine solche Art der Bewertung von Arheiten auf dem Gebiete der Medizin sehr verbreitet. Analoge F\u00e4lle sind auf dem Gebiete der exakten Naturwissenschaften ganz unm\u00f6glich. Es ist zu hoffen, da\u00df in Zukunft die Art und Weise, wie ein bestimmtes Problem wirklich gel\u00f6st wird, mehr ber\u00fccksichtigt werden wird, als die gezogenen Schlu\u00dffolgerungen oder gar einmal ohne jede experimentelle Grundlage ge\u00e4u\u00dferte Ideen. Will man den sog. geistreichen Ideen eine so gro\u00dfe Bedeutung beimessen, dann h\u00e4tte jeder Forscher hichts Eiligeres zu tun, als m\u00f6glichst rasch alle seine Gedanken zu ver\u00f6ffentlichen. Diejenigen Ideen, die sich sp\u00e4ter als Nieten erweisen, versinken in aller Stille, ist aber dann ein solcher Gedankengang von an lerer Seite auf Grund jahrelanger exakter, oft sehr m\u00fchseliger Experimente als richtig bewiesen, dann ist es an der Zeit, die Priorit\u00e4t anzusprechen! Es w\u00e4re ein gro\u00dfes Gl\u00fcck f\u00fcr die ganze Entwicklung unserer Wissenschaft, wenn ausschlie\u00dflich experimentell begr\u00fcndete und einwandfrei bewiesene Ideen als feststehende Grundlagen angesehen w\u00fcrden und di^ Bedeutung des exakt durchgef\u00fchrten Versuches volle Ankennung finden w\u00fcrde. Von diesen Gesichts-","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"342\nEmil Abderhalden und Arno Ed. Lamp\u00e9,\npunkten aus wird man auch dann Versuchsanordnungen kritisieren d\u00fcrfen und m\u00fcssen, wenn sie zu den gleichen Resultaten f\u00fchren, wie ein exakt durchgef\u00fchrter Versuch. Nach unseren Erfahrungen ist es ganz unstatthaft, Stoffwechselversuche unter die Kontrolle von Laien zu stellen. Solche Versuche brauchen die volle Arbeitskraft eines Forschers, soll er selbst auf seine Resultate schw\u00f6ren k\u00f6nnen.\nWeiterhin schreibt Grafe: \u00abAuch Abderhalden gibt zu, da\u00df diese Periode allen Anforderungen an Exaktheit gen\u00fcgte Dieser Passus bezieht sich auf eine Periode von 15 Tagen in Gr\u00e4fes Versuch am Hunde Daisy,l) die in Wirklichkeit sich nicht direkt folgen. Es ist wohl allgemeiner Usus, da\u00df man nur dann Perioden mit einer bestimmten Anzahl von Tagen angibt, wenn sich diese ohne Unterbrechung aneinanderreihen. Wir sagen von dieser Periode S. 35* *) folgendes: \u00abWir haben bei der Nachrechnung dieser wichtigen, weil einzigen einigerma\u00dfen einwandsfreien Periode das folgende Resultat erhalten.\u00bb Daraus leitet Grafe ab, da\u00df wir diese Periode als allen Anforderungen an Exaktheit gen\u00fcgend betrachten!\nGrafe ist nicht damit einverstanden, da\u00df wir von seiner \u00ab15t\u00e4gigen\u00bb Periode die letzten sechs Tage streichen. Diese Tage tragen folgende Vermerke: 24. Tag: Ziemlich viel erbrochen (Grafe schreibt allerdings in seiner Anmerkung, Seite 35, in der Fu\u00dfnote 3: \u00abDie Mengen des Erbrochenen waren stets sehr geringf\u00fcgig\u00bb), etwas Durchfall. 25. Tag: Ein Teil der Nahrung erst am folgenden Tage gefressen. 26. Tag: Stuhl noch breiig. 27. Tag: Kein Durchfall mehr, fri\u00dft schlecht. 28. Tag: Ein gro\u00dfer Teil der Nahrung am anderen Tage erst gefressen. 29. Tag: Etwas Erbrechen und Durchfall. Gerade in dieser gewi\u00df nicht einwandfreien Periode findet sich nun neben positiven Bilanzen geringf\u00fcgig\u00e8rer Art eine ganz betr\u00e4chtliche von -f-1,129 g N und zwar findet sich diese an dem Versuchstage, an dem das Tier die Nahrung nur zum Teil aufgenommen hat. Am Tage vorher hatte es ziemlich viel oder nach der neuen Angabe \u00absehr geringf\u00fcgig* gebrochen.\nNun gibt Grafe neuerdings an, da\u00df das Erbrochene mit dem Kot verarbeitet wurde, und zwar wurde der Kot dieser ganzen Periode von 18 Tagen zusammen mit einer dieser folgenden Periode von zusammen 7 Tagen analysiert. Die ersten zwei Tage dieser 7 t\u00e4gigen Periode sind, wie folgt, charakterisiert: \u00abDer Hund fri\u00dft an beiden Tagen nur ca. \u2022/# der Nahrung, Durchf\u00e4lle\u00bb. Am dritten Tage hei\u00dft es: \u00abStuhl noch durchf\u00e4llig, wenig erbrochen\u00bb. Der Kot und das Erbrochene dieser ganzen Periode von 25 Tagen ergaben ein Gewicht von 137 g feucht m. 75 g trocken. Der Gesamtstickstoff betrug 0,50 g, das ergibt auf die ganze Periode verteilt 0,02 g Kotstickstoff pro Tag. Diese Art der Stickstoff-\n*) 1. c., Bd. 78, S. 503\u2014505.\n*) 1. c., Bd. 82.","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"Richtigstellung.\t343\nbilanzberechnung sollten wir nun als allen Anforderungen an Exakthoit entsprechend bezeichnet haben! Macht sich die Unexaktheit, die doch fast jeder Durchfall \u2014 es sei denn, da\u00df man sofort den Kot quantitativ aus dem K\u00e4fig heraussp\u00fcle und den Stickstoff des Sp\u00f6hlwassers und des Kotes feststelle \u2014 und das Erbrochene bedingen, \u00fcber die ganze gro\u00dfe Periode geltend!\nWir sind der Ansicht, da\u00df E. Grafe unter diesen Umst\u00e4nden t\u00e4gliche Stickstoff bilanzen gar nicht aufstellen durfte. Ebenso summarisch, wie er den Kot behandelte, h\u00e4tte Grafe die Stickstoffbilanzen periodenweise mitteilen m\u00fcssen, besonders auch deshalb, weil er wiederholt die an einem Tage gegebene Nahrung entweder infolge unvollst\u00e4ndiger Aufnahme oder infolge Zugabe eines verbliebenen Restes nicht genau kannte. Besonders befremdend wirkt die Tatsache, da\u00df Grafe Perioden abgrenzt, bei denen der Stickstoffgehalt von Kot und Erbrochenem aus anderen Perioden in Anrechnung kommt. Bemerkt sei noch, da\u00df der oben erw\u00e4hnten 7 t\u00e4gigen Periode eine solche von 5 Tagen folgt, bei der der Kot \u00fcberhaupt nicht analysiert, sondern dessen Stickstoffgehalt berechnet wurde. Es hei\u00dft Seite 507 \u00abder Kot ist nicht analysiert, sondern auf Grund der gleich angelegten Vorperiode II berechnet\u00bb. W\u00fcrde Grafe versuchen, seinen Stoffwechselversuch am Hunde Daisy entsprechend den \u00fcblichen Anforderungen, die man an jeden Stoffwechselversuch stellen mu\u00df, in Perioden abzugrenzen, so w\u00fcrde er, wie wir, bald finden, da\u00df exakte Bilanzen unm\u00f6glich sind. Nur durch die in vielen F\u00e4llen recht unsicheren t\u00e4glichen Stickstoffbilanzen erh\u00e4lt die Arbeit Gr\u00e4fes ein scheinbar exaktes Gepr\u00e4ge.\nWie aus dem Mitgeteilten hervorgeht, hat Grafe unsere rein sachlichen Einw\u00e4nde gegen die Art und Weise, wie er seine Stoffwechselversuche durchgef\u00fchrt hat, in keiner Weise entkr\u00e4ftigt. Wir k\u00f6nnen Grafe nicht folgen, wenn er glaubt, da\u00df nunmehr, nachdem er seine Resultate in gleicher Art, wie auch wir, deutet, kein Grund mehr zur Kritik an seiner Methodik vorhanden sei. Wir betrachten es als den einzigen Gewinn der gemeinsamen Bearbeitung der gleichen Fragestellung, da\u00df zurzeit von einer direkten Eiwei\u00dfsynthese aus Ammoniak und Zucker nicht mehr die Rede ist und den experimentellen Daten entsprechend nur die sicher festgestellte Stickstoffretention nach Zufuhr von Ammonsalzen in ihrer Bedeutung f\u00fcr den Eiwei\u00dfstoffwechsel zur Diskussion steht. Auf dieser Basis, die auch sonst mit allen bisherigen \u00fcbrigen Befunden auf dem Gebiete des Eiwei\u00df- und Stickstoffstoffwechsels im Einklang steht, wird man sicher bald in den Mechanismus der ganzen Stickstoffretention einen Einblick erhalten.'\nAnmerkung bei der Korrektur: Auf eine briefliche Anfrage teilt E. Grafe mit, da\u00df er mit der Seite 33 der oben erw\u00e4hnten Anmerkung aufgestellten Behauptung, der eine von uns habe aus dem Gewicht der Gesamtnahrung und des verbliebenen Restes, sowie dem Gehalt der Gesamtnahrung an Stickstoff die Menge des gefressenen Stickstoffs","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"344\tEmil Abderhalden and Arno Ed. Lamp\u00e9,\nberechnet, jene Periode meine, in der, wie schon oben angegeben wurde, Ammonacetat in L\u00f6sung gegeben wurde.\nGegen Gr\u00e4fes Darstellung m\u00fcssen wir scharfen Protest erheben. Sie entspricht nicht den Tatsachen. Es handelt sich erstens um eine einzige Periode in einem einzigen Versuche. Grafe schreibt dagegen: \u00abAnalog wie Abderhalden selbst in den zuerst mitgeteilten Versuchen.') Es wird der Anschein erweckt, als handle es sich um mehrere Versuche. Bei der erw\u00e4hnten Periode ist niemals das Gewicht der Gesamtnahmng und des Restes bestimmt worden. Es findet sich in der Tabelle, die den betreffenden Versuch wiedergibt, folgende Anmerkung:*) \u00abVom Ammonacetat wurden 5\u201410 g*) in fester Substanz in Fett eingeh\u00fcllt eingegeben. Der Rest wurde in sehr verd\u00fcnnter L\u00f6sung als Trinkwasser verabreicht. Die nicht aufgenommene Fl\u00fcssigkeitsmenge wurde zur\u00fcckgemessen und so das aufgenommene Ammonacetat bestimmt. Von Zeit zu Zeit wurden Stichproben ausgef\u00fchrt, um festzustellen, ob die berechnete Menge Stickstoff mit der wirklich vorhandenen \u00fcbereinstimmte. Die Ammonacetatl\u00f6sung wurde stets abends gegen eine abgemessene Menge gew\u00f6hnlichen Wassers vertauscht.\u00bb\nDiese Angaben lassen doch klar und deutlich erkennen, da\u00df das Versuchstier eine bestimmte Menge Nahrung und eine ganz genau bestimmte Menge Ammonacetat in fester Form erhalten hat. Ein Zur\u00fcckwiegen ist nie notwendig gewesen. Grafe hat somit etwas durchaus Unrichtiges und durch keinerlei Unterlagen Gest\u00fctztes behauptet. Um die Zufuhr von Stickstoff in Form von Ammonacetat zu steigern, wurde versucht, dem Tier mit dem Trinkwasser noch etwas Ammonacetat beizubringen. Wir kamen auf diesen Versuch, weil es gelungen war, bei anderen Versuchen mit Rohrzuckerl\u00f6sung zusammen eine bestimmte Menge von Ammonacetat zu verf\u00fcttern. Hier war der Napf immer vollst\u00e4ndig leer getrunken worden, und es konnte dann noch durch Nachf\u00fcllen von wenig Wasser bewirkt werden, da\u00df das Versuchstier etwa noch vorhandene Spuren von Ammonacetat, die an den W\u00e4nden des Gef\u00e4\u00dfes haften geblieben sein konnten, aufnahm. Bei dem erw\u00e4hnten Versuchshunde stie\u00df die Verabreichung einer Rohrzuckerl\u00f6sung auf Schwierigkeiten. Aus diesem Grunde gaben wir das Ammonacetat in reinem Wasser gel\u00f6st. Die L\u00f6sung wurde selbstverst\u00e4ndlich erst dann in den K\u00e4fig gestellt, nachdem dem Versuchstier die gesamte feste Stickstoffnahrung beigebfacht war. Sie verblieb im Maximum 6 Stunden im K\u00e4fig. Diese einheitliche L\u00f6sun g wurde zur\u00fcckgemessen und wiederholt festgestellt, ob der berechnete Stickstoffwert mit dem direkt bestimmten gut \u00fcbereinstimmte.\n*) Von uns fett gedruckt. *) 1. c., Bd. 78, S. 25.\n*) Mu\u00df hei\u00dfen 5\u2014-15 g.","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"Richtigstellung.\t346\nMan kann ohne Kenntnis der weiter unten mitgeleilten Daten die Feststellung der verabreichten Stickstofftnenge an den Tagen, an denen der StickstoiTgehalt der verbliebenen w\u00e4sserigen Ammonacetatl\u00f6sung berechnet wurde, als eine indirekte bezeichnen. Es wird jedoch jedermann zugeben m\u00fcssen, da\u00df die Abmessung einer einheitlichen L\u00f6sung nicht mil \u00ab1er Wiigung eines heterogenen Gemisches zu vergleichen ist. Au\u00dferdem handelt es sich nur um eine einzige Periode in einem einzigen Versuche ln keinem einzigen der \u00fcbrigen zahlreichen Versuche ist jemals eine indirekte Bestimmung vor-genoinmen worden. Grafe kann das von seinen Versuchen nicht behaupten! Es ist gewi\u00df ein sehr starkes St\u00fcck. wenn Grafe auf Grund der angef\u00fchrten Periode behaupten will, da\u00df unsere Versuche gewisserma\u00dfen auf der gleichen Stufe technischer Unvollkommenheit wie seine Versuche stehen!\nLeider war \u00fcbersehen worden, bei der Mitteilung des hier besprochenen Versuches im Texte Einzelheiten anzugeben, deshalb konnte dann in der Tabelle selbst nur das Allernotwendigste cingeftigt werden.\nEs sei deshalb noch folgendes hier erg\u00e4nzt.\nDas Versuchstier hat am fl., 10., 11., 13., 14., 15., I\u00df., 18.. 11). 20. und 21. Versuchstage die Vorgesetzte Ammonacelatl\u00f6sung nicht ber\u00fchrt. Nur am 12. und 17. Versuchstage fand Aufnahme der ammonacetathaltigen Fl\u00fcssigkeit statt. An diesen beiden Tagen war der Sticksloffgehalt des Restes direkt bestimmt worden. Aber auch an den Tagen, an denen die Fl\u00fcssigkeilsmenge bis auf wenige Kubikzentimeter sich gleich geblieben war, wurde in der H\u00e4lfte der F\u00e4lle der StickstoiTgehalt direkt bestimmt. Die Bestimmung ist dann unterblieben, wenn das Versuchstier unter Beobachtung gestanden halte und festgeslellt war, da\u00df keine Fl\u00fcssigkeitsaufnahme stattgefunden hatte, ln diesen F\u00e4llen wurde beim Verlassen des Stoffwechsclzimmers der Futternapf aus dem K\u00e4fig herausgenommen. Die Angabe, da\u00df Stichproben gemacht worden seien, bezieht sich nicht, wie man nach der Darstellung leicht vermuten kann, auf die Sticksloffbestim-mung des verbliebenen Fl\u00fcssigkeilsrestes, sondern auf die hergestellte L\u00f6sung von Ammonacetat. Sie wurde in einem 1000 ccm-Me\u00dfkolben bereitet. Es wurde dann mittels einer Pipette ein bestimmtes Quantum dem Versuchstiere vorgesetzt. Die L\u00f6sung selbst wurde Sorgf\u00e4ltig verschlossen gehalten. Sie reichte f\u00fcr mehrere Tage, je nach der Menge L\u00f6sung, die dem Versuchstiere zur Verf\u00fcgung gestellt wurde. Es zeigte sich bald, da\u00df statt 500 ccm weniger reichten. Schlie\u00dflich gaben wir nur noch 100 ccm der L\u00f6sung.\nVon dieser Stamml\u00f6sung wurden im ganzen 10 Analysen durchgef\u00fchrt, d. h. es wurde festgestellt, ob die L\u00f6sung nach den Entnahmen noch die gleiche Zusammensetzung hatte. Wir geben gerne zu, da\u00df man im betreffenden Passus die Stichproben auch auf den verbliebenen Fl\u00fcssigkeitsrest beziehen kann. Es tut dies selbstverst\u00e4ndlich nichts zur\nHoppo-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXI1I.\t24","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"340 Emil Abderhalden und Arno Ed. Lampe, Richtigstellung.\nSache. Es wird wohl niemand etwas dagegen einwenden k\u00f6nnen, wenn wir die erw\u00e4hnte Periode in dem einzelnen Versuche als eine solche aufTassen, in der der verabreichte Stickstoff direkt bestimmt worden ist, denn wir stellten entweder durch die direkte Beobachtung fest, ob das Versuchstier von der L\u00f6sung etwas aufnahm, und bestimmten sogar in diesen streng beobachteten F\u00e4llen noch zur Sicherheit in einem Teil der F\u00e4lle den Stickstoffgehalt direkt. Ferner ist an den zwei Tagen, an denen Fl\u00fcssigkeitsaufnahme erfolgt war, der Stickstoff direkt bestimmt worden.","page":346},{"file":"p0346s0002blank.txt","language":"de","ocr_de":"'V\n\\\n\u2022 ' : \u2022 \u25a0 ;","page":0}],"identifier":"lit19677","issued":"1913","language":"de","pages":"338-346","startpages":"338","title":"Richtigstellung der von E. Grafe der Arbeit von E. Grafe und K. Turban \"\u00dcber Stickstoffretentionen bei F\u00fctterung von Harnstoff\" angef\u00fcgten Anmerkung","type":"Journal Article","volume":"83"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:23:51.372635+00:00"}