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{"created":"2022-01-31T14:21:32.001523+00:00","id":"lit19679","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Weichardt, Wolfgang","role":"author"},{"name":"Erwin Schwenk","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 83: 381-402","fulltext":[{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Ober erm\u00fcdend wirkende ElweiBspaltprodiikte und ihre\nBeeinflussung.\n\u25a0 Von\nWolfgang Weithardt und Erwin Schwenk.\nMit sechs! Kurvenzeichnungen und einer Abbildung im Text.\n(Aus dem chemischen Laboratorium der K. Bakteriologischen Untemichungsanstalt\nErlangen.)\nDer Redaktion zugegangen am 2\u00bb. Dezember 1SM2.)\nIn letzter Zeit gewann das Studium parenteral entstehender Eiwei\u00dfspaltprodukte nach verschiedenen Richtungen hin erneutes Interesse. Unter Hinweis auf die in der Monographie des einen von uns1) behandelten Fragestellungen soll hier \u00fcber Versuche berichtet werden, die charakteristische Wirkung gewisser Eiwei\u00dfspaltprodukte durch chemisch definierbare Substanzen aufzuheben. Diese Entgiftung von Eiwei\u00dfabk\u00f6rpmlingen scheint uns auch im Hinblick auf die Frage der Toxin-Antitoxin-biridung nicht ohne Interesse.\nIn der angef\u00fchrten Monographie wurde der Abbau von Eiwei\u00df in alkalischer oder saurer L\u00f6sung, durch Reduktion oder Oxydation, durch fermentative Spaltung und durch Elektrolyse beschrieben.\ti\nMan gelangt hierdurch zu h\u00f6hermolekularen Spaltprodukten, die durch Dialyse von den niedermolekularen getrennt, bei subcutaner Injektion Temperaturerniedrigung, \u00c4temver-langsamung und das reine Bild des Sopors, ohne Kr\u00e4mpfe, bei den Versuchstieren hervorrufen. Es wurde weiter auch \u00fcber die bemerkenswerte Tatsache berichtet, da\u00df gewisse Stoffe eine auffallend entgiftende Wirkung auf die L\u00f6sungen dieser Gifte aus\u00fcben, soda\u00df sie ihre Wirkung unter g\u00fcnstigen' Umst\u00e4nden v\u00f6llig verlieren k\u00f6nnen.\n*) W. Weichardt, \u00dcber Erm\u00f6dungsstoffe, 1912, Stuttgart b. Ferd. Enke, 2. Auf!., wo die einschl\u00e4gige Literatur angef\u00fchrt ist,\n27*","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"M2 Wolfgang Weichardt und Erwin Schwenk,\nVon chemisch definierbaren K\u00f6rpern erwies sich das Succin-imid als wirksam. St\u00e4rker waren aber Gemische vorl\u00e4ufig noch nicht identifizierter Substanzen, die durch Acetonextraktion aus abgebautem Eiwei\u00df gewonnen waren. Sie wurden Retardine (Hemmungsk\u00f6rper) genannt. M\u00f6glichst viele und m\u00f6glichst wirksame solcher Hemmungsk\u00f6rper kennen zu lernen, wurde als n\u00e4chstes Ziel der Arbeiten in Aussicht genommen, da dies vom theoretischen Und praktischen Standpunkt aus gleich wichtig erscheint.\nWir haben die vorerw\u00e4hnten Versuche fortgesetzt und berichten im folgenden \u00fcber die Darstellung der wegen ihrer charakteristischen Wirkung Erm\u00fcdungsstoffe (Kenotoxine) genannten hochmolekularen Eiwei\u00dfspaltprodukte auf elektrischem Wege und \u00fcber die Aufhebung ihrer eigenartigen Wirkung durch chemisch definierte K\u00f6rper. Wir fanden, da\u00df Guanidinderivate eine mindestens ebenso kr\u00e4ftige Wirkung aus\u00fcben, wie das Succinimid. Au\u00dfer dem Guanidin haben wir noch eine Reihe von Derivaten desselben, sowie andere K\u00f6rper mit der Atom-gr\u00fcppierung -C-NH-C- auf ihre Wirkung untersucht.1)\nI. Darstellung des Toxins.\nEin Meerschweinchen oder Kaninchen wird m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig entblutet und hierauf das Muskelfleisch sorgf\u00e4ltig abpr\u00e4pariert. Dieses wird sehr fein gehackt und der so erhaltene Brei auf flachen Schalen bei m\u00f6glichst niedriger Temperatur (Faust-Heimscher Trockenapparat, unter 40\u00b0) rasch vollkommen eingetrocknet. Hierbei, sowie bei allen Arbeiten zur Toxindarstellung, ist peinlich darauf zu achten, da\u00df die Temperatur wom\u00f6glich nicht \u00fcber 35\u201437\u00b0 C. steigt. St\u00e4rker erhitzte Substanzen liefern geringer-wertige oder unwirksame Toxinl\u00f6sungen. Nach dem Trocknen wird das Muskeleiwei\u00df m\u00f6glichst fein zerrieben. Von dem so erhaltenen Pulver werden\n*) F\u00fcr die \u00dcberlassung von Pr\u00e4paraten danken wir den Herren Proff. Busch (Erlangen), Schittenhelm (K\u00f6nigsberg), Suida (Wien), sowie H. Dr. Guggenheim (Grenzach) und H. Hofapotheker Dr. Lim-pach (Erlangen) verbindlichst.\nv","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"Erm\u00fcdend wirkende Eiwei\u00dfspaUprodukte und ihre Beeinflussung. 388\n10 g mit 80 ccm physiologischer Kochsalzl\u00f6sung- in einem Ton-diaphragma gut benetzt und eine halbe Stunde lang mit der R\u00fchrelektrode ger\u00fchrt, um eine m\u00f6glichst gleichm\u00e4\u00dfige Verteilung zu erzielen. Hierauf wird der elektrische Strom eingeschaltet und unter fortgesetztem R\u00fchren eine halbe Stunde lang elek-trolysiert. Die R\u00fchrelektrode wird als Stromaustrittstelle benutzt, soda\u00df der Abbau des Eiwei\u00dfes an der Kathode staU\u00dfndet Die von uns angewendete Anordnung ist aus der folgenden \u00dcbersichtsskizze zu ersehen.\nD ist das Tondiaphragma, in dem sich das zu clektroly-sierende Eiwei\u00df befindet. In diesem wird die aus Nickel gefertigte R\u00fchrkathode R K durch eine kleine Turbine oder einen Elektromotor so gedreht, da\u00df etwa 150 Umdrehungen in der Minute gemacht werden. Wir verwendeten zuerst eine Vollkathode von 10 qcm Fl\u00e4che, die wir bei unseren letzten Versuchen durch ein S-f\u00f6rmig gekr\u00fcmmtes Nickeldrahtnetz (5:5 ccm) ersetzt haben. Elektrolysiert haben wir mit Gleichstrom von 220 Volt mit einem vorgelegten Widerstand L (4 Gl\u00fchlampen zu 16 Amp.). A ist die Anode (Platin) und G ein Glasgef\u00e4\u00df, das mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung beschickt wurde. Die ganze Apparatur stand in einem gro\u00dfen Wasserbad, um die Temperatur m\u00f6glichst niedrig und konstant halten zu k\u00f6nnen. Die Badspannung, gemessen zwischen R K und A, betrug bei Anwendung der Netzkathode etwa 14 Volt. Das Amperemeter zeigte w\u00e4hrend der Elektrolyse konstant 1,3 Amp. Die Tonzelle wurde nach dem Gebrauch mit einer weichen B\u00fcrste sorgf\u00e4ltig gereinigt und,\u00abw\u00e4hrend sie nicht gebraucht wurde, unter Wasser aufbewahrt.\nNach dem Abstellen des Stromes wird der Inhalt der Tonzelle, der zu einer steifen, gelatineartigen Masse von stark alkalischer Reaktion geworden ist, in ein Becherglas entleert und nun mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure tropfenweise vorsichtig gegen Lackmus gerade neutral gemacht. Man mu\u00df jedesmal nach dem Zusatz einiger Tropfen Salzs\u00e4ure mit einem Glasstab gut r\u00fchren, da sonst durch das, durch den S\u00e4urezusatz gerinnende Eiwei\u00df eine ungleichm\u00e4\u00dfige Verteilung verursacht w\u00fcrde. Hat man den Neutralpunkt erreicht, so ist die Masse zwar breiig, aber nicht mehr gelatin\u00f6s und l\u00e4\u00dft sich durch starkes Zentrifugieren in\n+ 6fe\u00ab/istrom 2?0 Volt","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\nWolfgang Weichardt und Erwin Schwenk,\neine klare Fl\u00fcssigkeit und die nicht in L\u00f6sung gegangenen Muskelreste trennen. Die helle Lisung wird, wenn n\u00f6tig, nochmals neutralisiert, da das Muskelneisch manchmal S\u00e4ure zur\u00fcckh\u00e4lt, und hierauf in einer Petri-Schale im Faust-Heim eingedampft.1) Hat man die Darstellung um 8 Uhr fr\u00fch begonnen, so kann bis 12 Uhr die Eiwei\u00dfl\u00f6sung so weit eingedampft sein, da\u00df man sie in einem Dialysator von etwa 8 cm Durchmesser in m\u00f6glichst d\u00fcnner Schicht gegen flie\u00dfendes, kaltes Wasser dialysieren kann. Dies geschieht mindestens 4 Stunden ; nach dieser Zeit sind gew\u00f6hnlich die niedermolekularen Spaltprodukte, die beim Tierversuch die Wirkung der Erm\u00fcdungsstoffe st\u00f6ren, bis auf unsch\u00e4dliche Reste entfernt. Man dampft nun, wenn es die durch die Dialyse verursachte Fl\u00fcssigkeitsvermehrung n\u00f6tig erscheinen l\u00e4\u00dft, nochmals im Faust-Heim auf etwa 3\u20144 ccm ein. Sollten sich noch Flocken von Eiwei\u00df abgeschieden haben, so wird nochmals zentrifugiert.\nDie so erhaltene' L\u00f6sung ist eine klare gelbliche Fl\u00fcssigkeit. Rotf\u00e4rbung tritt nur bei nicht gen\u00fcgendem Entbluten des verwendeten Tieres ein. Das Kenotoxin l\u00e4\u00dft sich im Eisschrank (besser im Frigo) einige Zeit auf bewahren, doch wird es nach und nach weniger wirksam.8) Besonders scheint ihm das wiederholte Auftauen zu schaden. Es gehen offenbar in der sich selbst \u00fcberlassenen L\u00f6sung schon bei Zimmertemperatur rasch weitere Zersetzungen vor sich, soda\u00df sich niedrig molekulare Spaltprodukte anh\u00e4ufen, die die reine Erm\u00fcdungswirkung tr\u00fcben.\nEs ist deshalb ratsam, das Toxin m\u00f6glichst jedesmal frisch herzustellen.\t-\nII Entgiftungsversuche.\nZu den Entgiftungsversuchen wurde je 1 ccm der Toxm-fl\u00fcssigkeit mit einer sterilen Pipette abgemessen und in ein\n*) Urspr\u00fcnglich versuchten wir hier eine Behandlung mit CdCl, , und Ausf\u00e4llung desselben mit Schwefelwasserstoffgas zur Reinigung des Toxins durchzuf\u00fchren, doch zeigten sich die so gewonnenen L\u00f6sungen f\u00fcr unsere Zwecke als ungeeignet, da sie Komponenten enthielten, die dem reinen Kenotoxin nicht zuzurechnen sind.\n*) Das bei niedriger Temperatur zur Trockene gebrachte Toxin ist nach der Aufl\u00f6sung noch relativ gut wirksam.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Erm\u00fcdend wirkende Eiwei\u00dfspaltprodukte und ihre Beeinflussung. 8HT)\nkleines Sch\u00e4lchen getan. Zu je 1 ccm Toxin wurde dann O,l ccm der L\u00f6sung des zu untersuchenden Pr\u00e4parates in frisch de-stilliertem Jasser gegeben. In ein gleiches Sch\u00e4lchen kam ebenfalls 1 ccm Toxin, das mit 0,1 ccm destillierten Wassers auf dasselbe Volumen gebracht wurde (Kontrollsch\u00e4lchen). Von den zu untersuchenden entgiftenden Pr\u00e4paraten wurden L\u00f6sungen 1 : 100 bis 1 : 1000000 verwendet, wobei bei Salzen nur die wirksame Substanz berechnet wurde, soda\u00df z. B. bei Guanidinhydrochlorid die Berechnung nur auf das Guanidin zu beziehen ist. Die mit Uhrgl\u00e4sern zugedeckten Sch\u00e4lchen standen, um die Entgiftung zu beg\u00fcnstigen, etwa 1 Stunde bei 37\u00b0 C. im Brutschrank. Nach dieser Zeit wurde je eine Maus mit dem Toxin allein und eine andere mit der gleichen Menge entgifteten Toxins subcutan injiziert. Die jeweils injizierten Mengen sind aus den bez\u00fcglichen Angaben der einzelnen folgenden Versuchsreihen zu ersehen.\nDie Tiere waren vor der Injektion gewogen und aus einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl die zu einem Versuche verwendeten so ausgew\u00e4hlt worden, da\u00df sie wom\u00f6glich gleiches Gewicht hatten oder nur wenig (0,0\u20141 g) voneinander ab wichen. Ferner wurde besonders darauf gesehen, da\u00df die K\u00f6rpertemperatur gleich war Und etwa 37,\u00f4\u00b0 C. betrug. Bei nicht ganz gleichen Tieren wurde das schwerere und h\u00f6hertemperierte als Toxintier genommen, um nicht g\u00fcnstige Bedingungen f\u00fcr unsere Versuche zu erhalten. *) Injiziert wurde mit langer stumpfer Kan\u00fcle, die weit unter die R\u00fcckenhaut nach vorn geschoben wurde. Die Injektionsstelle wurde mit einer schon die Injektionsnadel umfassenden kleinen Klemme abgeschlossen, die nach dem Herausziehen der Injektionsnadel noch bis zur Resorption der Fl\u00fcssigkeit liegen blieb, soda\u00df die injizierte Fl\u00fcssigkeit quantitativ genau resorbiert wurde. Die Temperatur der M\u00e4use wurde anfangs alle Viertelstunden, sp\u00e4ter in gr\u00f6\u00dferen Zeitr\u00e4umen gemessen und zwar im After. (M\u00e4usethermometer v. G. Richter, Berlin.) F\u00e4llt die Temperatur der Toxinmaus nach einer halben Stunde nicht unter 34\u00b0. so empfiehlt es sich, beiden M\u00e4usen nochmals gleiche geringe D\u00f6sen zu injizieren. Eine geringe Temperatursenkong bis etwa 2v, die auch bei\nvollkommen entgifteten Toxinen eintritt, mu\u00df auf Rechnung der Injektion\n___ 1 \u25a0\n') F\u00fcr Reihenversuche, wie sie hier n\u00f6tig sind, ist der Besitz eines gr\u00f6\u00dferen warm gehaltenen Tierstalles, mit vielen gut behandelten M\u00e4usen unbedingtes Erfordernis. Tiere, welche in M\u00e4usegl\u00e4sem gehalten worden sind, zeigen meist erniedrigte Temperatur und sind f\u00fcr Vergleichs -versuche nicht brauchbar.","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nWolfgang Weichardt und Erwin Schwenk,\ngesetzt werden. Meist wird man, wenn die gegebene Vorschrift zur Toxindarstellung befolgt wird und die Substanzen frisch verwendet werden, gen\u00fcgend stark wirkende Toxine bekommen, soda\u00df in der Regel eine einmalige Injektion gen\u00fcgt.\nAls ausschlaggebende Beobachtungszeit kommen die ersten zehn Stunden in Betracht. Sp\u00e4ter werden die Versuche durch sekund\u00e4re Einfl\u00fcsse wahrscheinlich bakterieller Natur oft sehr gest\u00f6rt. Auch sind injizierte, einzeln gehaltene M\u00e4use gegen K\u00e4lte besonders empfindlich. Vor allem gehen die injizierten Tiere kachektisch zugrunde. Diese Zust\u00e4nde sind von Schitten-helm1) und Weichardt als proteinogene Kachexie beschrieben worden.\nDie reine Wirkung unserer auf die oben beschriebene Weise hergestellten Eiwei\u00dfspaltprodukte \u00e4u\u00dfert sich au\u00dfer in fortschreitendem Temperaturabfall in Atem Verlangsamung und Benommenheit. Hat man gr\u00f6\u00dfere Dosen injiziert, so steht nach einer Latenzzeit von einigen Stunden die \u00e4u\u00dferst verlangsamte Atmung sogar still, w\u00e4hrend das Herz noch schl\u00e4gt.\nBei geringeren Injektionsdosen steigt die Temperatur, bisweilen erst nach Stunden, allm\u00e4hlich wieder an und das Tier erholt sich. Letzteres ist vor allem zu beobachten, wenn das Gift in unserem Sinne besonders rein ist. Mit solchen Toxinl\u00f6sungen sind die Entgiftungsresultate am g\u00fcnstigsten durchzuf\u00fchren. L\u00f6sungen, die hochgradig delet\u00e4re, vor allem krampferregende Komponenten enthalten, sind zu vermeiden. Als gut wirkend m\u00f6chten wir ein Toxin bezeichnen, das bei Injektion von 0,6 ccm in der ersten halben Stunde bei der Toxinmaus einen Temperaturabfall von etwa 15\u00b0/o der Anfangstemperatur hervorruft.\nIm folgenden seien die Protokolle einiger unserer Versuche wiedergegeben. Die einzelnen Tabellen enthalten dier Temperaturmessungen. Aus den \u00dcberschriften der einzelnen Spalten sind die jeweils verwendeten Pr\u00e4parate und ihre Verd\u00fcnnungen zu ersehen.\nEinige der von uns zur Beeinflussung unserer Eiwei\u00dfspaltprodukte verwendeten Substanzen haben selbst in der starken Verd\u00fcnnung, in der sie von uns benutzt wurden, noch\nZeitschrift f. Immunit\u00e4tsforschung, Bd. 14, S. 609 (1912).","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Erm\u00fcdend wirkende Eiwei\u00dfspaitprodukte und ihre Beeinflussung. 387\neigene Giftwirkung. Doch sind sehr oft die Wirkungszeiten dieser Gifte von denen unserer Eiwei\u00dfspaltprodukte verschieden,\nsoda\u00df auch da von einer entgiftenden Wirkung in bezug auf\nunser Kenotoxin gesprochen werden kann.\nEs war unsere Absicht, vorerst durch Pr\u00fcfung einer Anzahl verschiedener Substanzen m\u00f6glichst eine Umgrenzung der Wirksamkeit zu finden. Systematische Versuche in den homologen Reihen sollen dann die Abh\u00e4ngigkeit der Wirkung von der Konstitution zeigen.\nVersuch Nr. 1 am 7. XII. 1912.\nToxin aus Kaninchenmuskel. \u2014 Hergestellt am : 26. XI.\u20142. XII. 1912.\nAntik\u00f6rper : Succinimid, C4H408N-f-H,0 1:100,\n:\tRetardin,\t1 : joo.\n\t1 Toxin \\\u00f9 .\tToxin -f- Succinimid\tToxin 4\" Retardin\nGewicht der M\u00e4use in g\t13,8\t13.0\t13,6\nAnfangstemperatur\t37,4\t37,5\t37,4\n11\u00ab\tInjiziert 0,8 ccm\t\t\nU3\u2018\t32,6\t35,0\t: 32,8\n11\u00ab\t32,0\t34,9\t\u2014 \u00bb) / \u25a0\n1200\t32.8\t34,9\t*\n18\u00ab*\t32,9\t35.2\t\t:\n2\u00ab\t31,8\t34,8\t34,0\n416\t28,8\t34,3\t33,0\n615\t26,8\t34,4\t33,4\n10\u00ab\u00ab i)\t27,0\t38,4\t37,6\n12\u00ae\u00bb _\ttot\terholt\terholt\nEs zeigt sich hier an dem Gang der Temperatur der Toxinmaus deutlich eine kleine Erholung, eine Erscheinung, die bei mittelstarken Toxinen h\u00e4ufig bemerkbar wird und die in kurvenm\u00e4\u00dfiger Darstellung noch besser zum Vorschein kommt. Bei den Antik\u00f6rpenn\u00e4usen ist die entgiftende Wirkung der angewandten Pr\u00e4parate, die selbst nur wenig giftig sind, deutlich erkennbar.\n') Am n\u00e4chsten Tag.\n*) Blutet, daher weniger oft gemessen.","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"888 Wolfgang Weichardt und Erwin Schwenk,\nVersuch Nr. 1.\nVon anderen S\u00e4ureimiden pr\u00fcften wir noch das Glutar s\u00e4ureiraid und das Phthalimid.\nVersuch Nr. 2 am 18. XII. 1912.\nToxin aus Kaninchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 16. u. 17. XII. 1912. Antik\u00f6rper : Phthalimid, CgH60tN,\t1: 100.\nDicyandiamid, CgH4N4, 1:1000. Glutars\u00e4ureimid, C4H7OtN, 1: 100.\n\tToxin\tToxin + Phthalimid\tToxin -f Dicyandiamid\tToxin -f Glutars\u00e4ureimid\nGewicht der M\u00e4use in g\t14,8\t14,8\t14,3\t17,3\nAnfangstemperatur\t38,0\t37,4\t37,0\t38,0\n10\u00bb\u00b0\tInjiziert 0,8 ccm\t\t\t\u25a0\t\u2014\u25a0\n1046\tH2,l\t37,0\t34,0\t\u2014\n11*\t28,8\t33,0\t32,2\tInjiziert 0,8 ccm\n\" 11\u00ab :\t$7,4\t31,0\t31,0\t35,6\nIIs\u00ae\t26,8\t30,0\t29,2\t35,0\n- ii\u00ab :\t\u2014 :\u25a0\t\t\t32,8\n12*#\t24,8\t28,0\t27,8\t30,4\n2**\t20,8\t24,8\t21,0\t21,6\n41* \u25a0\u2022\u2022\u2022\t21,2\t27,6\t21,2\t21,0*)\n700\t23.8\t31,0\t23,6\t23,2\n*) Zeigt Kr\u00e4mpfe.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"Erm\u00fcdend wirkende Eiwei\u00dfspaltprodukte und ihre Beeinflussung. 389\nPhthalimid und Glutars\u00e4ureimid zeigen deutlich entgiftende Wirkung, die aber bedeutend schw\u00e4cher ist, als die des Succin-imids. Ob dies auf die auch sonst beobachtete Schwankung der Wirkung innerhalb homologer Reihen zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, sollen weitere Versuche mit S\u00e4ureimiden lehren.\nDa\u00df die Reduktion der im Ring der S\u00e4ureimide enthaltenen CO-Gruppen zu CHrGruppen keine Aufhebung der Wirkung gegen\u00fcber unserem Kenotoxin verursacht, zeigt der folgende Versuch mit Piperidin.\nVersuch Nr. 3 am 28. XI. 1912.\nToxin aus Kaninchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 26. u. 27. XI. 1912 Antik\u00f6rper: Piperidin, C5HtlN, 1:1000000,\n\tToxin\t\tToxin -)- Piperidin\n\tMittlere M\u00e4use * *\t\t\nAnfangstemperatur\t37,0\t\u25a0\t1\t'\t37,0\t;\t\n4*5\t\tInjiziert 0,6 ccm\t\n5\u00bbo\t82,0\t\t.33,8\n\u00f6\u00bb6\t33,0\t\t32,0\n54\u00ae\t30,9\t\t30,8\n555\t31,8\t\t30.0\n666\t32,4\t\t32,8\n\t20,0\t\t37,2\n10\u00ab\u00bb)\t20,6\t\t33,6\n12\u00b0\u00b0\t25,0\t\t36,4\nMan sieht hier eine deutlich entgiftende Wirkung bei dem Piperidin. Da\u00df dies keine zuf\u00e4llige Erscheinung, sondern' reproduzierbar ist, zeigt noch der folgende Versuch.\n\u2018) Am n\u00e4chsten Tag.\n*) Die Tiere wurden in die N\u00e4he des Ofens gebracht.","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"Wolfgang Weichardt und Erwin Schwenk,\nVersuch Nr. 4 am 20. XII. 1912.\nToxin aus Kaninchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 16.\u201418. XII. 1912. Antik\u00f6rper: Piperidin, CAH\u201eN, 1:1000000.\nGuanylbarnstoflhydrochlorid, CjH6QN4HG1 1:1000.\n\tToxin\tToxin + Piperidin\tToxin \u25a0+\" Guanylharnstoff-hydrochlorid\nGewicht der M\u00e4use in g\t17,4\t16,5\t16,8\nAnfangstemperatur\t88,2\t38,2\t38,2\nIO*5\tInjiziert 0,6 ccm\t\t\n10\u201c\t36,0\t36,8\t37,2\nII\u00ab5\t34,0\t36,2\t36,0\nIP\u00ab\t. |\t33,4\t36,0\t34,0\n.11\u201c\t32,2\t36,0\t31,4\n12**\t31,8\t33,8\t28,4\n2\u00ab\t34,8\t32.6\t27,4\n715 \u2022:\t37,4\t; 36,8\t37.4\nVersuch Nr. 4.\nm //\u00ab //\" e\u00bb\nKurve 2.\nBemerkenswert erscheint uns die entgiftende Wirkung des Piperidins in der angewandten Verd\u00fcnnung bei der bekannten Giftigkeit dieser Substanz.\nDas Verhalten des Piperidins veranla\u00dfte uns auch, das Kairin (a-Oxy-N-Methy ltetrahydrochinolinhydrochlorid) zu pr\u00fcfen, da auch in diesem ein, wenn auch nicht so weit reduzierter Pvridin-","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"Erm\u00fcdend wirkende Eiwei\u00dfspaltprodukte und ihre Beeinflussung 391\nring vorhanden ist, wie im Piperidin. Im folgenden Versuche werden neben den Zahlen f\u00fcr Kairin noch die fur Pyramidon (Dimethylamidoantipyrin) gegeben.\nVersuch Nr. 5 am 21. XII. 1912.\nToxin aus Kaninchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 16.\u20142Q: XII. 1912. Antik\u00f6rper : Kairin, Cj0HwON HCl, 1:1000.\nPyramidon, C\u201eH\u201eONs, 1:1000.\n\tToxin\tToxin -f- Kairin\tToxin -j- Pyramidon\nGewicht der M\u00e4use in g\t17.7\t16,6\t17,0\nAnfangstemperatur\t38,4\t38,2\t38,0\n10\"\tInjiziert 0,6 ccm\t\t\n108#\t35,4\t37,0\t34,2\n10\u00ab\t34,0\t35,6\t33,4\n1100\t33,0\t35.0\t32.2\n11\"\t33.0\t35,8\t31,4\n1130\t32.0\t-35,0\t31,0\n12\u00aeo\t31,4\t35,4\t30,0\n30#\t32,4\t36,6\t28,8\n70\u00ae\t34,8\t38,0\t33,0\nVersuch Nr. 5.\nKurve 3.","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"Wolfgang Weichardt und Erwin Schwenk,\nVon anderen Pr\u00e4paraten, die wie das Succinimid die Gruppierung \u2014 C-NH-C \u2014 in einem Ringe enthalten, wurde noch das Tetracarbonimid, Harns\u00e4ure und Guanin gepr\u00fcft, von denen die beiden letzten, wie die Versuche Nr. 14 und Nr. 16 zeigen, wirksam waren, w\u00e4hrend das Tetracarbonimid, ebenso wie das ebenfalls zyklische Imid Saccharin sich als nicht wirksam erwies. Wir sehen daher von der Wiedergabe der bez\u00fcglichen Zahlen ab.\nW\u00e4hrend die bisher vorgef\u00fchrten Verbindungen die Imido-gruppe an zwei Kohlenstoffatome gebunden zeigen, sind die zu den folgenden Versuchen verwendeten Substanzen solche, bei denen diese Gruppe doppelt an ein Kohlenstoffatom gebunden ist. Im Gegensatz zu den schwach sauren S\u00e4ureimiden sind die hier verwendeten Verbindungen verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig starke Basen.\n^ *\u25a0 $_, ' \u201e . ' t\nVersuch Nr. 6 am 19. XI. 1912.\nToxin aus Meerschweinchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 1.\u20149. XI. 1912. Antik\u00f6rper : Guanidinhydrochlorid, CH5N3 \u2022 HCl, 1:100.\nKreatin, C4H#0,Ns,\t1:100. .<\u2022\n\tToxin\tToxin -f- Guanidinhydrochlorid\tToxin -f- Kreatin\n\tMittlere M\u00e4use\t\t\nAnfangstemperatur\t38,8\t38,8\t38 J\n11**\tInjiziert 0,5 ccm\t\t\nll44\t32,2\t34,6\t34,4\n12##\t32,0\t36,2\t35,4\n12\u20184\t33,4\t36,9\t36,9\n2\u2018*\t34,0\t36,4\t35,4\nH40\t31,6\t36,4\t35,0\n5W\t31,8\t37,0\t37,0\n644\t34,4\t37,0\t37,6","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"Erm\u00fcdend wirkende Eiwei\u00dfspaltprodukte und ihre Beeinflussung. 393\nVersuch Nr. 6.\nKurve 4.\nVersuch Nr. 7 am 5. XII. 1912.\nToxin aus Kaninchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 26. XI.\u20142. XII. 1612.\nAntik\u00f6rper : Guanidinhydrochlorid, CH,N, \u2022 HCl, 1:100\u00d6.\n,\t\u25a0\u25a0 : Kreatin, C4H#0tN\u201e\t1:1000.\n\tToxin\tToxin + Guanidinhydrochlorid\t. Toxin -f* Kreatin\nGewicht der M\u00e4use in g\t12,65\t12,30\t12,40\nAnfangstemperatur\t38,0\t38,0\t38,0\n10\u00ab\tInjiziert 0,6 ccm\t\t\n10\u00ab\t32,0\t34,8\t34,8\n1065\t31,0\t34,6\t: 3*.\u00ab\n11*0\t30,0\t35,0\t34,9\n11\u00ab\t28,2\t35,2\t**,* \\\n12\u00ab\t27,6\t37,0\t35,4\n215\t33,6\t* 33,8\t30,6\n4\u00ab>)\t32,6\t37,0\t31,0\n7*5\t34,6\t36,0\t36,0\nHier sei noch ein Kreatinversuch angef\u00fchrt und zugleich ein solcher, bei dem durch die Amidogruppe substituiertes Guanidin verwendet wurde.\n\u2018) Besonders die Guanidinmaus ist um 4 Uhr 25' v\u00f6llig munter, w\u00e4hrend die Toxinmaus noch stark benommen erscheint.","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"Wolfgang Weichardt und Erwin Schwenk,\nVersuch Nr. 8 am 22. XI. 1912.\nToxin aus Meerschweinchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 16. XI. 1912. Antik\u00f6rper: Kreatin, C4H902N3,\t1 : 100.\nAmidoguanidin, CHBN4, 1 :100.\nj Toxin\t\tToxin .*4\" Kreatin\tToxin 4* Amidoguanidin\nGewicht der M\u00e4use in g\tMittlere M\u00e4use\t\t\nAnfangstemperalur\t37,4\t36,0\t35,4\n3\u00bb6\tInjiziert 0,8 ccm\t\t\n3\u00ab\t34,4\t35,2\t32,2\n4\u00b0\u00ae\t30,6\t32,8\t29,0\nm\t30,8\t32,*\t28,4\n43\u00ae\t30,0\t32,0\t26,8\n5\u00b0\u00ae\t29,8\t31,4\t25,0\n9*\u00ae\t22,2\t37,0\t22,0\nDas Amidoguanidin d\u00fcrfte seine im Temperaturabfall zum Vorschein kommende sch\u00e4digende Wirkung dem Hydrazinrest verdanken. Wie leicht eine Verst\u00e4rkung der Wirkung des Kreatins herbeigef\u00fchrt werden kann, zeigt der folgende Versuch Nr. 9, in welchem nach der Jaff\u00e9 sehen Methode1) hergestelltes Dioxymethylenkreatinin zur Verwendung kam.\nVersuch Nr. 9 am 4. XII. 1912.\nToxin aus Kaninchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 26. XI.\u20142. XII. 1912. Antik\u00f6rper: Dioxymethylenkreatinin, CeHuO,N3-f 2 H,0, 1:125.\nj\tu6ullu8nS T \"\t1.160.\t\t\n\u25a0 - < -\tToxin\tToxin -f* Dioxy-\n'\t\tmethylenkreatinin\n\tMittlere M\u00e4use\t\nAnfangstemperatur\t37,0\t37,0\nIIs*\tInjiziert 0,6 ccm\t\n11\u201c\t35,0\t35,6\n12\u00ae6\t32,0\t35,6\n12*\u00ae\t32,0\t35,4\n1236\t31,8\t35,9\n1*\u00ae\t34,2\t37,0\n3*\u00ae\t31,8\t35,2\n4*0\t30,6\t36,4\n7\u00bbs\t26,0\t36,8\n*) Ber. d. d. chem. Ges., Bd. 35, S. 2896 (1902).","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Erm\u00fcdend wirkende Eiwei\u00dfspaltprodukte und ihre Beeinflussung. 395\nVersuch Nr. 9.\nKurve 5.\nDie Tiere erholen sich v\u00f6llig. Ob die Wirkung der Ein-f\u00fchrung des Formaldehydrestes oder der Anhydridringbildung zuzuschreiben ist, kann vorl\u00e4ufig nicht entschieden werden.\nF\u00fcr das Methylguanidin ist, da es neben der = C = NH-Gruppe noch die f\u00fcr die S\u00e4ureimide charakteristische Gruppe \u2014 C-NH-C \u2014 enth\u00e4lt, eine verst\u00e4rkte Wirkung gegen\u00fcber dem Kreatin zu erwarten.\nVersuch Nr. 10 am 9. XII. 1912. ..\nToxin aus Kaninchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 3.-7. XII. 1912.\nAntik\u00f6rper: Methylguanidinhydrochlorid, C*H7N,\u2022 HCl, 1:1000.\nNitroguanidin, CH40sN4,\t1:1000.\n\tToxin\tToxin -j- Methylguanidin\tToxin -f* Nitroguanidin\nGewicht der M\u00e4use in g\t13,1\t12,7\t. 13,0\nAnfangstemperatur\t37,4\t37,4\t*37,2\n10\"\tInjiziert 0,6 ccm\t\t\nIloo\t31,8\t36,0\t32,8\n11\u00bb\t29,4\t35,0\t31,5\n11\u00ab\t28,4\t36,4\t30,6\n11\u00ab\t27,0\t36,0\t30,3\nHoppe-Seyler\u2019B Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXIII.\t28","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\nWolfgang Weichardt und Erwin Schwenk,\nVersuch Nr. 10. \u2014 Fortsetzung.\n\tToxin\tToxin -f- Methylguanidin\tToxin -f- Nitro-guanidin\n12\u201c\t26,0\t36,5\t32.9\n\u00f6l\u00ab\t82,6\t35,0\t32,6\n.(.06\t85,2\t36,8\t31,2\n8\u00ab\u00ab i)\t37,8\t37,8\t35,8\nVersuch Nr. 10.\n10*> ffts f/*s >2'\u2022\nKurve 6.\nDen vorliegenden Versuch m\u00f6chten wir als besonders gelungen hervorheben. W\u00e4hrend die Toxinmaus schon 15 Minuten nach der Injektion v\u00f6llig sopor\u00f6s ist, bleibt die Methylgu*-nidinmaus, wenn man von der Wirkung des Injektions-shocks absieht, ziemlich unangegriffen. Da\u00df sich die Toxinmaus, trotzdem ihre Temperatur bis auf 26\u00b0 sank, in verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kurzer Zeit wieder erholte, beweist, da\u00df wir hier ein sehr reines Kenotoxin hatten. Sch\u00e4digende Komponenten waren darin nicht vorhanden.\n*) Am n\u00e4chsten Tag.","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"I\nErm\u00fcdend wirkende Eiwei\u00dfspaltprodukte und ihre Beeinflussung. 397\nVersuch Nr. 11 am 16. XI. 1912.1)\nToxin aus Meerschweinchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 11. XI. 1912. Antik\u00f6rper : Methylguanidinchlorhydrat, C2HTNS. HCl, 1:100.\nToxin -f- Methylguanidin* chlorhydrat\nKleine M\u00e4use\nAnfangstemperatur\n37,0\n37.0\n10so\nInjiziert 1,0 ccm\n10\u00ab\n11\u00bb 1145 1215\n31,0\n31.0 27,8\n25.0\n33.2\n33.0\n32.0\n31.2\nMan sieht auch hier die entgiftende Wirkung des Pr\u00e4parate.\nDa nach A. Kossel und A. T. Gameron8) das Clupein den Guanidinrest einseitig gebunden enth\u00e4lt, haben wir auch dieses gepr\u00fcft. Wir mu\u00dften das schwefelsaure Salz verwenden und f\u00fchren haupts\u00e4chlich hierauf die geringe Wirkung des Pr\u00e4parates zur\u00fcck.\nVersuch Nr. 12 am 25. XI. 1912.\nToxin aus Meerschweinchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 1.\u20149. XI. 1912.\n\tToxin\tToxin + Clupeinsulfat\n\tMittlere M\u00e4use\t\nAnfangstemperatur\t38,0\t37,4\n4\u00bb\tInjiziert 0,8 ccm\t\n490\t34,0\t33,8. 33,9\n445\t33,1\t\n500\t32,4\t34,6\n5<\u00ae\t32,1\t34,6\n60#\t32,8\t34,4\n700\t33,0\t34,0\n\u2018) Zur Entgiftung wurde 24 Stunden im Brutschrank stehen gelassen; das Toxin war daher etwas zersetzt. Zum Schlu\u00df des Versuches traten deshalb schwache Kr\u00e4mpfe auf, die wohl auf niedrigmolekulare Abbauprodukte der Kenotoxinl\u00f6sung zur\u00fcckgef\u00fchrt werden m\u00fcssen.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 76, S. 457 (1912).\n28*","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nWolfgang Weichardt und Erwin Schwenk,\nVersuch Nr. 13 am 13. XII. 1912.\nToxin aus Kaninchenfleisch. \u2014 Hergestellt am: 12. XII. 1912. Antik\u00f6rper: Clupeinsulfat, 1: 5000.\n\tToxin\tToxin -j- Clupeinsulfat\nGewicht der M\u00e4use in g\t13,3\t13,3\nAnfangstemperatur\t37,6\t37,6\n10\u00ab\tInjiziert 1,0 ccm :\t\n11\u00b0\u00b0\t33,4\t33,9\n11*\t31,2\t32,4\nU\u00bb\u00bb\t30,0\t31,4\n11*\t30,4\t32,0\n12\u00b0\u00ae\t30,4\t32,2\n200\t32,2\t33,4\n.\t33,2\t33,6\nEs wurden noch die durch Kondensation von Guanidin mit Guanidin sowie mit HarnstofT entstehenden Produkte, das Biguanid und der Guanylharnstoff, gepr\u00fcft. Bez\u00fcglich des letzteren sei auf Versuch Nr. 4 verwiesen. Das Biguanid konnten wir nur als Sulfat in Anwendung bringen. Der Versuch zeigt, da\u00df auch hier das Guanidin entgiftende F\u00e4higkeit besitzt.\nVersuch Nr. 14 am 3. XII. 1912.\nToxin aus Kaninchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 26. XI\u20142. XII. 1912.\nAntik\u00f6rper: Biguanidsulfat, C,H7N5\u2022 HjS04, 1 :1000.\n\u25a0 \u2022 \u2022 l;\tHarns\u00e4ure, \u2018) C6H40,N4,\t1:1000.\n\tToxin\tToxin -f- Biguanidsulfat\tToxin -f- Harns\u00e4ure\n\tMittlere M\u00e4use\t\t\nAnfangstemperatur\t37,0\t37,0\t37,0\n11\u201c\t\tInjiziert 0,8 ccm\tV '\n11*\t30,0\t32,8\t32,8\n11\u201c\t28,0\t30,4\t31,4\n12\u201c\t25,6\t30,0\t30,8\n2\u201c\t20,8\t30,8\t28,4\n50#\t24,0\t31,6\t30,0\n6\u00abo\t25,0\t29,0\t28,0\n*) Die Harns\u00e4ure wurde durch einige Tropfen Alkali in L\u00f6sung gebracht.","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Erm\u00fcdend wirkende Eiwei\u00dfspaltprodukte und ihre Beeinflussung. 399\nDie Wirkung der Harns\u00e4ure scheint bemerkenswert, da diese ja sonst als K\u00f6rpergift gelten kann.\nVersuch Nr. 15 am 10. XII. 1912.\nToxin aus Kaninchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 3.-7. XII. 1912. Antik\u00f6rper: Biguanidsulfat, C,H,N5 \u2022 HsS04, 1:1000.\n, \u2022 ;/ ,\t-,\tBiuret,\t^\t1:1000.\n\tToxin\tToxin. -j- Biguanidsulfat\tToxin -j- Biuret\nGewicht der M\u00e4use in g\t13,6\t13,3\t13,1\nAnfangstemperatur\t37,2\t37,2\t37,2\n11\u00ab\tInjiziert 0,8 ccm\t\t\n11\u00ab\t32,4\t34,0\t33,2\n11\u00ab\t30,4\t33,0\t29,0\n1210\t30,0\t34,0\t27,4\n2*\u00bb\t34,2\t34,7\t23,8\ngoo I)\t37,0\t33,0\t20,0\nDa\u00df das Biuret giftig wirken w\u00fcrde, durfte aus der Giftig* keit des Harnstoffs geschlossen werden. Auch ein zweiter Versuch best\u00e4tigt dies.\nVersuch Nr.16 am 30. XI. 1912.\nToxin aus Kaninchenfleisch. \u2014 Hergestellt am: 26. XI \u2014 2. XII. 1912. Antik\u00f6rper: Biuret, CjH^\u00d6jN,, 1:1000.\nGuanin, C6H60N6, 1:1000.\n\tToxin\tToxin Biuret|Toxin -f Guanin\t\n\t\tMittlere M\u00e4use\t\nAnfangstemperatur\t38,8\t36,8\t36,8\n4I#\tInjiziert 0,6 ccm \u2022\t\t\n4\u00ab\t32,4\t32,4\t33,4\n4\u00bb\t32,4\t31,4\t33,0\n50#\t32,0\t31,2\t33,8\n5\u00abo\t34,4\t31,8\t33,8\n*) Am n\u00e4chsten Tag.","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"4UU Wolfgang Weichardt und Erwin Schwenk,\nOb die Wirkung des Guanins in diesem Versuch auf die Wirkung des zur L\u00f6sung n\u00f6tigen Alkalizusatzes zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, mu\u00df dahingestellt bleiben. Es sei schlie\u00dflich noch ein Versuch mit zwei deutlich giftig wirkenden K\u00f6rpern angef\u00fchrt.\nVersuch Nr. 17 am 21. XI. 1912.\nToxin aus Meerschweinchenmuskel. \u2014 Hergestellt am: 16. XI. 1912. Antik\u00f6rper : Nitronsulfat, C^uN, \u2022 H,S04,\t1 : 100.\nTriphenylaminoguanidinhydrochlorid, C19HtgN4 \u2022 HCl, 1 : 100.\n- % \u2022\tToxin\tToxin -f- Nitronsulfat\tToxin + Triphenyl-aminoguanidin-hydrochlorid\n\tMittlere M\u00e4use\t\t\nAnfangstemperatur\t37,0\t37,0\t37,0\n* 3*\u00b0\t\tInjiziert 0.8\tccm\n3**\t30,4\t31,7\t30,4\n3\u00bbo\t29,0\t30,6\t28,0\n3\u00ab\t29,0\t29,0\t-\u2014\u25a0\n4*0\t31.0\t27,0\t25,0\n6*\u00bb\t29,0\t22,4\t23,4\nBei dem Triphenylaminoguanidin macht sich der giftige Hydrazinrest in gleich anfangs auftretenden Kr\u00e4mpfen geltend.\nAnl\u00e4\u00dflich der Besprechung des Succinimids in der oben angef\u00fchrten Monographie war auf die interessante Tatsache hingewiesen worden, da\u00df gerade dieser K\u00f6rper, der ja mit dem f\u00fcr die Zusammensetzung des roten Blutfarbstoffes so wichtigen Pyrrol zusammenh\u00e4ngt, auf Eiwei\u00dfspaltprodukte entgiftend wirkt. Es erscheint pns von Bedeutung, da\u00df auch die Guanidinderivate, die im tierischen K\u00f6rper eine so gro\u00dfe Rolfe spielen, nach unseren Versuchen zweifellos entgiftend auf unsere Eiwei\u00dfspaltprodukte von Erm\u00fcdungstoxincharakter wirken.\nGemeinsam ist allen den wirksamen Verbindungen ein doppelt an Kohlenstoff gebundenes Stickstoffatom, wobei nur ein quantitativer Unterschied darin bemerkbar ist, ob diese doppelte Bindung durch ein und dasselbe Atom erfolgt, oder aber ob dies durch zwei verschiedene Kohlenstoffatome geschieht.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Erm\u00fcdend wirkende Eiwei\u00dfspaltprodukte und ihre Beeinflussung. 401\nDamit stimmt es \u00fcberein, da\u00df, wie die S\u00e4ureimide, auch diejenigen Guanidinderivate eine Verst\u00e4rkung ihrer Wirkung gegen die des reinen Guanidins zeigen, bei denen eine Amidogruppe durch Methyl substituiert ist, soda\u00df hier wieder Stickstoff doppelt an Kohlenstoff gebunden erscheint. Das Saccharin, in welchem die Amidogruppe hur einfach an Kohlenstoff gebunden ist, w\u00e4hrend die andere Valenz durch Schwefel ges\u00e4ttigt wird, war unwirksam. Ebenso zeigt die Substitution der Amidogruppe des Guanidins durch eine weitere Amidogruppe im Amino-guanidin die G\u00fcltigkeit dieser Regel, da sich dieses Pr\u00e4parat als unwirksam erwies. (Vgl. auch Versuch Nr. 5 mit Pyra-midon!) Hier wollen wir noch auf die schon weiter oben hervorgehobene Verst\u00e4rkung der Wirkung des Kreatins durch den \u00dcbergang in das Dioxymethylenkre&tinin hinweisen. Da\u00df das Tetracarbonimid sich als nicht wirksam erwies, scheint an seiner Eigengiftigkeit zu liegen, die eine Beeinflussung bei unserem Versuche verdeckt.\nDurch konsequentes Verfolgen der sich aus der Konstitution der antik\u00f6rperartig wirkenden Stoffe ergebenden Gesichtspunkte wird man allm\u00e4hlich Einblick gewinnen in die Wirkungsweise dieser Substanzen. Vor allem wird man dann entscheiden k\u00f6nnen, ob eine wirkliche chemische Bindung gewisser labiler toxisch wirkender Komplexe in unseren Erm\u00fcdungstoxinen stattfindet.\nDen Inhalt der vorliegenden Mitteilung m\u00f6chten wir in folgende Schlu\u00dfs\u00e4tze zusammenfassen:\n1.\tEs wird die Darstellung charakteristisch erm\u00fcdend wirkender hochmolekularer Eiwei\u00dfspaltprodukte (Kenotoxine) aus Muskeleiwei\u00df mittels der Elektrolyse beschrieben.\n2.\tDie Wirkung der so gewonnenen Pr\u00e4parate wird durch eine Reihe chemisch definierbarer K\u00f6rper aufgehoben.\n3.\tDie Beziehung der Konstitution dieser K\u00f6rper zu ihrer Wirkung wird er\u00f6rtert,\nAnmerkung bei der Korrektur. Um falschen Auffassungen vorzubeugen, soll hervorgehoben werden, da\u00df Wir uns wohl bewu\u00dft sind/","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402 W. Weichardt und E. Schwenk, \u00dcber Eiwei\u00dfspaltprodukte.\nda\u00df es zurzeit noch nicht m\u00f6glich ist, \u00fcber die Art der entgiftendein Wirkung der von uns verwendeten Pr\u00e4parate eine endg\u00fcltige Entscheidung zu treffen. Wir sind geneigt, auch hier im wesentlichen direkte Kuppelungen anzunehmen. Aber auch, wenn man bei unseren Pr\u00e4paraten nur eine der Toxinbeinflussung entgegengesetzte annehmen will, so bietet unsere Versuchsanordnung dennoch eine ausgezeichnete Handhabe, die antik\u00f6rperartige Wirkung dieser Substanzen in derartigen Verd\u00fcnnungen \u00fcberhaupt zur Anschauung zu bringen.\nEs sind Versuche im Gange, hier genauer zu differenzieren. Ebenso sollen auch andere Energiearten zur Toxindarstellung verwendet und die Versuche mit gr\u00f6\u00dferen Tieren durchgef\u00fchrt werden.","page":402}],"identifier":"lit19679","issued":"1913","language":"de","pages":"381-402","startpages":"381","title":"\u00dcber erm\u00fcdend wirkende Eiwei\u00dfspaltprodukte und ihre Beeinflussung","type":"Journal Article","volume":"83"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:21:32.001528+00:00"}