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{"created":"2022-01-31T14:14:13.568532+00:00","id":"lit19698","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Laqueur, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 84: 109-116","fulltext":[{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":". /\nZur Methode von Stoffwechseluntersuchungen an Kaninchen; Milch als ihre einzige Nahrung.\n- ' Von -\nErnst Laqueur.\n(Aus dem physiologischen Institut in Groningen.)\n(Der Redaktion zugegangen am 14. Februar 1913.)\nKaninchen haben f\u00fcr Stoffwechselvers.uche eine Reihe von Vorz\u00fcgen.\nSie sind billig, in gr\u00f6\u00dferer Anzahl nebeneinander und in relativ einfach gebauten K\u00e4figen -zu halten. Die Ausscheidungen sind bequem quantitativ zu fassen. Infolge Kleinheit und geringer Raumbeanspruchung \u2014 die Tiere bed\u00fcrfen ja keiner Bewegung \u2014 lassen sie sich mit ihren gew\u00f6hnlichen K\u00e4figen in andere Apparate (Respirationsk\u00e4sten u. dgl.) \u00fcbertragen. Die Spontanbewegungen sind an den verschiedenen Tagen ziemlich gleichm\u00e4\u00dfig, d. h. \u00fcberhaupt sehr gering.\nDurch ein einfaches Blechgestell folgender Anordnung lassen sich die Bewegungen \u00fcbrigens auf ein Minimum reduzieren. Zwei Blechw\u00e4nde, die auf den oberen Rost des K\u00e4figs aufgestellt werden, sind durch ein Mittelst\u00fcck verbunden. Dies tr\u00e4gt einen Ansatz, in den der Futternapf gestellt werden kann : dar\u00fcber ist ein gro\u00dfes Loch mit gefalzten R\u00e4ndern gemacht, durch das das Kaninchen bequem den Kopf durchstecken kann, um zum Futter zu gelangen. Das Gestell wird \u00fcber das Kaninchen gest\u00fclpt. Hauptzweck des Gestells ist, ein Umdrehen und Wenden des Tieres zu verhindern, bei dem ein Abfressen der Faeces vom Anus Vorkommen kann. Da manche Tiere, namentlich m\u00e4nnliche, im Anfang der Versuche wiederholt Umdrehversuche machen, ist es gut, ihnen eine leichte Kette umzulegen, die den Tieren nur nach vorn gen\u00fcgenden Spielraum l\u00e4\u00dft.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\tErnst L&queur,\nDer K\u00e4fig ist \u00e4hnlich den gew\u00f6hnlich verwendeten gebaut: ein Eisengestell, darauf Blechkasten mit Ablauf, der direkt in eine enghalsige Flasche f\u00fchrt. Im Blechkasten steht ein enger Rost, darauf ein zweiter weiter Rost, auf den das Kaninchen zu sitzen kommt. Zweckm\u00e4\u00dfig ist es, diesen Rost vorn h\u00f6her als hinten zu stellen, der Urin l\u00e4uft dann nicht am Tier entlang, sondern direkt in den Kasten.\nEs sei bemerkt, da\u00df bei zweckm\u00e4\u00dfiger Auswahl des oberen Rostes die Kaninchen sehr lange darauf ohne Schaden gehalten werden k\u00f6nnen. Ich habe sie bis V\u00ab Jahr so belassen und nur einmal im Sommer einen vor\u00fcbergehenden Dekubitus an den Aufliegestellen der Hinterpfoten beobachtet.\nDie Hauptschwierigkeit bei Stoffwechselversuchen an Kaninchen, die allen Untersuchern aufgefallen ist, besteht in der unregelm\u00e4\u00dfigen Harnausscheidung bei gew\u00f6hnlicher Kost, verbunden mit der sehr unregelm\u00e4\u00dfigen Kotentleerung. Die Abgrenzung kurzer Perioden ist dadurch sehr erschwert, ja unm\u00f6glich.\nZweifellos erh\u00e4lt man durch regelm\u00e4\u00dfiges Katheteri-s ieren bessere Resultate, indessen ist dies immerhin ein Eingriff, von dem man nicht mit Sicherheit sagen kann, da\u00df er jeden Tag dieselbe Sch\u00e4digung darstellt. Dazu kommt, da\u00df auch mittels Katheterisierens die Gewinnung von Harn nicht immer gelingt. So habe ich z. B. in einem Falle bei Haferkost trotz Katheterisierens und Aussp\u00fclens der Blase in 24 Stunden keinen Urin erhalten. Man mu\u00df dann schon, da die Tiere nicht immer freiwillig trinken, noch einen zweiten Eingriff gebrauchen: Einbringen von Fl\u00fcssigkeit durch die Magensonde.\nAuch das Abdr\u00fccken der Blase, namentlich wenn man es m\u00f6glichst gr\u00fcndlich zu betreiben sucht, erscheint mir nicht ganz einwandsfrei bei Stoffwechselversuchen. Das t\u00e4gliche Abdr\u00fccken kann eine Cystitis verursachen. Daran ist bei den bekannten Versuchen von Schulz1) am Hungerkaninchen zu denken. Er folgte der Methode des Abdr\u00fcckens und fand, da\u00df die Tiere in allen 3 F\u00e4llen ziemlich viel Eiwei\u00df im Harn hatten, nach 7 Tagen l\u00e4ngstens tot waren, bei der Sektion aber nor-\n*) Fr. N. Schulz, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. 76, S. \u00e479 (1896)..","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Methode der Stoffwechseluntersuchungen an Kaninchen. 111\nmale Nieren darboten. Ich selbst konnte auch bei viel l\u00e4ngeren Hungerversuchen, aber spontaner Urinentleerung kein Eiwei\u00df finden.\nNebenbei sei bemerkt, da\u00df die spontane Harnentleerung \u00f6fter gef\u00f6rdert wird, wenn man die Tiere ca. \u00abA Stunde vor dem t\u00e4glichen W\u00e4gen etwas von hinten abspritzt. Sie lassen dann h\u00e4ufig noch etwas Harn bezw. urinieren \u00fcberhaupt zum erstenmal innerhalb von 24 Stunden.\nDas Wesentliche bei der unregelm\u00e4\u00dfigen Harnausscheidung ist ja aber garnicht der so verschieden lange Aufenthalt in der Blase, sondern vielmehr der verschieden schnelle oder besser langsame Aufschlu\u00df der cellulosereichen Nahrung und damit die verschieden schnelle Resorption. Hierzu k\u00f6mmt die schlechte und wiederum sehr verschieden gro\u00dfe Ausn\u00fctzung.\nIch f\u00fctterte daher alle Versuchstiere, auch eine ganze Reihe anderer aus anderen Gesichtspunkten mit Milch. Zu meiner Verwunderung lassen sich erwachsene Tiere mit dieser abnormen Kost sehr lange erhalten. Ja, sie nehmen sogar nach starken Gewichtsverlusten, z. B. nach Hungerperioden, ziemlich schnell bis zu ihrem alten Gewicht zu. Die Mehrzahl dagegen namentlich im Sommer nehmen allm\u00e4hlich ab.. In einem StofT-wechselversuch versuchte ich auch die gleichzeitige Darreichung von Milch und Hafer, ohne hiervon Vorteile gegen\u00fcber der reinen Milchnahrung zu sehen. Auch die Zuf\u00fchrung von etwas Horn zur Milch erwies sich als unn\u00f6tig. \u2014 Die von der Milch bei Kaninchen behauptete Wirkung als Laxans, weswegen sie gerade f\u00fcr den Anfang von Stotfwechselversuchen zur Befreiung des Darms von den alten Nahrungsresten empfohlen wurde, konnte ich bei 10 verschiedenen Tieren keinmal sehen.\nDie Vorz\u00fcge der Milchern\u00e4hrung bei Stoffwechselversuchen sind mannigfaltige.\nErstens l\u00e4\u00dft sich der t\u00e4glich aufgenommene N bequem bestimmen. Dies ist bei ausschlie\u00dflicher Haferdar-reichung auch m\u00f6glich, insofern aber unbequemer, als man den N des \u00fcbrig gebliebenen Hafers bei gr\u00f6\u00dferen Mengen nicht einfach nach dem Gewicht berechnen darf, sondern wirklich bestimmen mu\u00df, enth\u00e4lt er doch relativ mehr Schalen als der","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nErnst Laqueur,\nurspr\u00fcngliche Hafer. Eine Bestimmnng des N-Gehaltes der \u00fcbrig gebliebenen Milch, der infolge Verdunstung zugenommen hat, ist im allgemeinen unn\u00f6tig. Denn die Verdunstung in den angewandten Gef\u00e4\u00dfen betrug in 24 Stunden bei ziemlich hoher Zimmertemperatur f\u00fcr 500 ccm Milch noch nicht 7 ccm. Wenn also der N-Gehalt eines Restes (gew\u00f6hnlich noch nicht 100 ccm) um ll/2\u00b0/o h\u00f6her ist, so verschwindet der hierdurch entstandene Fehler.\nZweitens: die Zersetzung des entleerten Urins scheint mir geringer als bei vegetabilischer Kost, wohl darum, weil der Harn sauer bezW. nur schwach alkalisch reagiert. Jedenfalls ist der Geruch des Harns gering.\nDer dritte Vorzug der Milchern\u00e4hrung ist der wichtigste. Es ist die oben genannte Schwierigkeit der unregelm\u00e4\u00dfigen Urinausscheidung bedeutend verringert, und zwar aus verschiedenen Gr\u00fcnden.\na)\tDie Urinmenge ist durch die, gern aufgenommene, gro\u00dfe Fl\u00fcssigkeitsmenge erheblich gr\u00f6\u00dfer als bei gew\u00f6hnlicher Kost. Dies hat nebenbei noch einen doppelten Vorteil; einmal ist der unvermeidliche Fehler etwaiger ammoniakalischer Zersetzung durch Zur\u00fcckbleiben von Harn auf den Rosten in niedrig konzentrierten Urinen geringer, ferner ist die Durchsp\u00fclung des ganzen Tieres eine vollkommenere und man hat mit Schlacken u. dgl. des N-Stoffwechsels, auf die mit Recht in letzter Zeit \u00f6fter hingewiesen ist, weniger zu rechnen.\nb)\tDie Resorption ist eine viel schnellere. Zum Beweis mag folgender in der nachstehenden Arbeit enthaltene Versuch dienen.\nKaninchen 111 hat nach 10t\u00e4gigem Hunger Milch erhalten, nach 24 Stunden werden 70\u00b0/o mehr N als in der Hungerperiode ausgeschieden. Kaninchen V dagegen erh\u00e4lt nach ebenso langem Hunger Wasser und Hafer. Von dem darin aufgenommenen N ist noch nach 48 Stunden nichts im Urin ; denn der Harn nach 24 Stunden enth\u00e4lt weniger, der Harn nach 48 Stunden ganz unbedeutend mehr N als der Hungerurin.\nc)\tDie Ausn\u00fctzung der Milch ist eine ausgezeichnete, ungleich bessere als bei gew\u00f6hnlicher Kost. Sie erreicht","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Methode der Stoffwechseluntersuchungen an Kaninchen. 113\nX-'- V\n\u2022\t\u2022 .\tv*\t\u25a0\t'\nWerte, wie wir sie nur bei reiner Fleischkost an anderen Tieren kennen.\nDie Entleerung der Faeces erfolgt allerdings auch nicht regelm\u00e4\u00dfig, aber da der darin enthaltene N relativ gering ist, so sind im allgemeinen die Schwankungen f\u00fcr die Bilanz be* deutungslos. \u00dcbrigens kann man ihren Einflu\u00df ausschalten, wenn man in l\u00e4ngeren Perioden die Summe des Kol-Stickstoffs nimmt und daraus einen t\u00e4glichen Durchschnitt berechnet, und dann eine sogenannte \u00abreduzierte Bilanz\u00bb aufstellt.\nEs folgt hier eine Tabelle, weiche die Ausn\u00fctzung der Milch erkennen l\u00e4\u00dft. Sie enth\u00e4lt das Resultat von 146d mit Milchf\u00fctterung, w\u00e4hrend deren genaue Stoffwechselbestimmungen t\u00e4glich gemacht sind (siehe die Protokolle in der nachstehenden\nTabelle zur Ausn\u00fctzung der Milch.\n\tDauer und\tDauer\tAufge-\t\tN\t% des\t\t%\tAlso\nKanin-\tNahrung\tdes Ver-\tnommener N\t\tin\tN der\tAlso\tdes\tAus-\nchen\tin der\tsuchs\tin g\t\tFaeces in g\tGe-\tAU8-\tN\tn\u00fctzung\n\tVorperiode\tinTagen\tin Milch\tin Horn bezw.Hafer\t\tsamt- kost\tn\u00fctzung\tder Milch\tder Milch\n\tGr\u00fcnfutter,\t\t\t\t\t\t\t\t\n1.\tdann 7d Milch, daranf 7d Hafer\t11\t34,8\t0,23 Horn\t1,36\t3,9\t96,1\t3,2\t96,8\n\tW Milch\t20\t52,7\t0,44 \u00bb\t6,44\t12,1\t87,9\t11,4\t88,6\n\t31*\t*\t22\t64,0\t\u2014\t7,33\t\u2014\t\u2014 ; \u25a0\t11,5\t88,5\nII.\t20d \u00bb\t5\t13,3\t0,19Hom\t1,95\t14,5\t85,5\t13,2\t86,8\n\t97d\t\u00bb Gr\u00fcnfutter,\t28\t79,5\t\t9,25\t\t\t11,6\t88,4\nIII.\tBrot, dann 7d Milch, darauf\t20\t62,5\t0,01 Horn\t3,99\t\t\u2014\t6,4\t93,6\n\t10<* Hunger\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t(die ganze Periode zerlegt in\ta 12\t36,5\t0,01 \u00bb\t0,31\t\u2014\t\u2014\t0,85\t99,t\n\t\t[b 2\t5,15\t\t2,01\t\t\t39,1\t60,9]\n> \u25a0 -\t3 Perioden\ta+b 14\t41,65\t_\t2,32\t\t1\t5,5\t94,5\n\ta, b, c)\tc 7\t20,8\t\u2014\t1,67\t- - -\t*\u2022 \u2014 ,\t8,0\t92,0\n\tGr\u00fcnfutter,\t\t\t\t\t\t\t\t\nIV.\tBrot, dann 6J\t20\t22,6\t6,9 Hafer\t3,26\t11,0\t89,0\t3,7\t96,3\n\tMilch u. Hafer\t\t\t\t\t\t\t\t\nV.\tGr\u00fcnfutter, Brot, dann\t23\t29,3\t0,01 Horn\t1,07\t\tmmmm\t1\t3,7\t96,3\n\t6<i Milch\t\t\t\t\t\t\t\t","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"1 **\tErnst Laqueur.\nArbeit). Da die Vorperiode von Bedeutung ist, so ist auch ihre Dauer und die Art der F\u00fctterung darin angegeben. Ist neben der Milch noch etwas Horn, in einem Falle auch Hafer gegeben, so k\u00f6nnen wir neben der Gesamtausn\u00fctzung wohl noch spezieller berechnen, wieviel vom Kot-N auf die Milch zu beziehen ist, also wie gro\u00df die Ausn\u00fctzung der Milch ist\nDas Horn n\u00e4mlich wird wohl kaum resorbiert, der darin enthaltene Stickstoff kann also ganz in Abzug kommen \u2014 \u00fcbrigens verschwindet fast der ganze Horn-N neben der Milch. Bei gleichzeitiger Haferzugabe sind vom Gesamtkot-N ca. 35\u00b0/o des im Hafer aufgenommenen N abzuziehen (siehe den weiter unten stehenden Versuch mit ausschlie\u00dflicher Haferkost).\nAus der Tabelle ersieht man, da\u00df die Ausn\u00fctzung am schlechtesten in der kurzen Periode (Kan. II) ist, in der relativ viel Horn gegeben ist. Ferner scheint die Ausn\u00fctzung schlecht im Sommer zu sein; sie ist n\u00e4mlich bei den ersten beiden Tieren (I und II), mit denen die Versuche im Mai bis Juli angestellt sind, meist nur 88,5\u00b0/o; im Winter dagegen (Kan. III\u2014V) durchschnittlich 95\u00b0/o. Um einen Anhaltspunkt f\u00fcr die Gesamtmenge der Faeces zu haben, sei erw\u00e4hnt, da\u00df derN-Gehalt von 0,9 bis l,9\u00b0/o schwankte; nach einigen Analysen ist er nach seinem \u00e4u\u00dferen Verhalten leicht zu sch\u00e4tzen.\nZum Vergleich mit dieser guten Ausn\u00fctzung der Milch sei noch ein Stoffwechselversuch mit Haferern\u00e4hrung angef\u00fchrt.\n\tGe-\tEinnahme\t\t\t\tAusgabe\t\t\tIn Faeces\t\nDatum\t\t\t\t\t\t\t\t\t\u00b0/o des\tAus-\n\twicht\tg\tg\tccm\tHarn\t\tFaeces\t\taufge- nom-\tniitzung\n\t\tHafer\t:n.\tWasser\tccm\tgN\tg\tgN\tmenen N\t\nJanuar 27.-28.\t3350\t95\t1,47\t100\t55\t1,59\tgeformt, OU trocken,\t0,6\t40,8\t59,2\n\t\t\t\t\t\t\tgeruchlos\t\t\t\n28.-29.\t3325\t93\t1,42\t120\t51\t1,21\t48\t\u00bb\t0,58\t40,9\t59,1\n29.-30.\t3370\t139\t2,14\t123\t42\t1,10\t40\t>\t0,43\t29,1\t79,9\n30.-31.\t3375\t149\u2018)\t2,24\t154\t52\t1,\u00ab\tz.T.etwas oU weniger\t1,00\t44,6\t55,4\n\t\t\t\t\t\t\ttrocken\t\t\t\nFebruar 31.-1.\t3350\t127 *)\t1,91\t136\t50\t1,13\t40 wie w gestern\t0,58\t30,4\t69,6\n*) Frischer, etwas N-\u00e4rmerer Hafer.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Methode der Stoffwechseluntersuchungen an Kaninchen. 115\nEr ist an dem Kaninchen V angestellt. Seit 5 Wochen wird es mit Hafer und Wasser gefuttert.\nDie durchschnittliche Ausn\u00fctzung ist danach nur 65\u00b0/\u00bb. Aus Versuchen Wellmanns1) mit Hafer-Kraut-Nahrung habe ich als Durchschnittswert ca. 70\u00ab/o berechnet. Da aber der N in dem Kot nach l\u00e4ngerer Aufbewahrung und nach Trocknen bestimmt ist, mu\u00df man wohl N-Verluste annehmen, soda\u00df die tats\u00e4chliche Ausn\u00fctzung wohl noch ung\u00fcnstiger gewesen.\nBeim Vergleich der Ausn\u00fctzung der Milch und der gew\u00f6hnlichen Kost kommen auch noch 2 Momente in Betracht, welche den Vorzug der Milch noch verst\u00e4rken. In dem N-Gehalt der Faeces ist der N der Darmsekrete enthalten. Da die \u00fcberhaupt im Kot gefundene N-Menge nach Milchnahrung sehr gering ist, ist der gr\u00f6\u00dfte Teil wohl auf die Darmsekrete zu beziehen, also die Ausn\u00fctzung der Milch nahezu vollkommen. Anderseits ist zu dem N der Faeces bei Nahrung, die lange im Darm bleibt, nach H\u00e4gemann als nicht ausgen\u00fctzter noch der zu rechnen, der durch G\u00e4rung verloren geht, also ist die Ausn\u00fctzung der gew\u00f6hnlichen Kost noch schlechter, als oben berechnet.\nBei der reinen Milchnahrung ist es nun durch die Unabh\u00e4ngigkeit von den Faeces, durch die gr\u00f6\u00dfere Aufnahme von Fl\u00fcssigkeit m\u00f6glich, eine t\u00e4gliche Bilanz aufzustellen, und zwar ist dies dann ang\u00e4ngig, wenn die abgegebene Fl\u00fcssigkeitsmenge einigerma\u00dfen der aufgenommenen entspricht. Ist dies nicht der Fall, ist die ausgeschiedene Menge auffallend klein, was nur ausnahmsweise (siehe die Protokolle in der folgenden Arbeit) vorkommt, so m\u00fcssen wir freilich 2, ja auch 3 Tage zusammenfassen. Wenn wir den Einflu\u00df irgend welcher Faktoren auf den Stoffwechsel feststellen wollen, d\u00fcrfen wir erst die daraus erhaltene Durchschnittsb\u00fcanz in Vergleich zu den vorhergehenden bezw. nachfolgenden Bilanzen setzen. Im allgemeinen wird man, je gr\u00f6\u00dfere Zwischenr\u00e4ume man w\u00e4hlt, sich um so sicherer vor Irrt\u00fcmern sch\u00fctzen. Freilich geringere Schwankungen entgehen einem dadurch. Dies ist aber sicher der kleinere Nachteil: denn lieber kein Resultat als ein falsches.\n') Wellmann, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. 121, S. 512 (1908).","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"litt Ernst Laqueur, Stoffwechseluntersuchungen an Kaninchen.\nPerioden unter 24 Stunden beim Kaninchen, wie sie auch gelegentlich *) benutzt werden, scheinen mir kaum zul\u00e4ssig.\nZum Schlu\u00df will ich erw\u00e4hnen, da\u00df ich ein wirkliches N-Gleichgewicht, in dem Sinn, da\u00df die t\u00e4gliche Bilanz l\u00e4ngere Zeit + 0 ist, nicht beobachtet habe. Indessen habe ich mich auch nicht bem\u00fcht, ein solches zu erhalten, da ich die Tiere nur beliebig viel Milch, ohne Zusatz kalorienreichen N-freien Materials trinken lie\u00df. Nach meinen Erfahrungen, namentlich auch bei jungen Tieren, die mit Milch aufgezogen wurden, glaube ich, da\u00df sich bei Zusatz von Rahm oder Zucker ein Gleichgewicht erzielen lie\u00dfe.\nZusammenfassung.\nF\u00fcr Stoffwechselversuche an Kaninchen wird ein geeigneter K\u00e4fig kurz beschrieben und als Nahrung f\u00fcr auch langdauernde Versuche Milch empfohlen.\nDie Vorz\u00fcge der Milchnahrung gegen\u00fcber gew\u00f6hnlicher Kost sind:\n1.\tDer aufgenommene N ist bequem t\u00e4glich genau zu bestimmen.\n2.\tDer Harn scheint weniger zersetzlich.\n3.\tDie Urinausscheidung ist regelm\u00e4\u00dfiger. Sie erfolgt im allgemeinen t\u00e4glich, spontan und in gr\u00f6\u00dferer Menge.\n4.\tDie Resorption ist schneller.\n5.\tDie Ausn\u00fctzung viel besser (ca. 95\u00b0/o bei Milch statt ca. 65\u00b0/o bei Hafer- bezw. 70\u00b0/o bei Hafer-Kraut-Kost).\nInfolge der genannten Vorz\u00fcge ist es meistens m\u00f6glich, eine t\u00e4gliche Bilanz aufzustellen.\n*) s. die Arbeit von Magyary-Kossa, zitiert in der folg. Arbeit.","page":116}],"identifier":"lit19698","issued":"1913","language":"de","pages":"109-116","startpages":"109","title":"Zur Methode von Stoffwechseluntersuchungen an Kaninchen: Milch als ihre einzige Nahrung","type":"Journal Article","volume":"84"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:14:13.568538+00:00"}