Open Access
{"created":"2022-01-31T14:23:49.625095+00:00","id":"lit19730","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Lichtwitz, L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 84: 416-418","fulltext":[{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"41ft\tL. Lichtwit .\nwerden im allgemeinen. keine Atomgruppen betroffen, welche f\u00fcr die invertierende Wirkung notwendig sind. Auch Aldehydgruppen sind f\u00fcr die invertierende Wirkung nicht notwendig. Unter bestimmten Umst\u00e4nden (Auspumpversuch) k\u00f6nnen aber aus den Verbindungen, welche das Ammoniak eingegangen ist, sich andere chemische Verbindungen bilden, durch welche Atomgruppen festgehalten werden, die f\u00fcr die invertierende Wirkung notwendig sind (GarboxylgruppenV).\n2. Die chemischen Prozesse, welche das Invertasepr\u00e4parat mit Ammoniak eingegangen ist, sind zum Teile andere, als diejenigen, welche die untersuchten Diastasepr\u00e4parate eingehen k\u00f6nnen.\nBemerkungen zu der Mitteilung von H. Schade und E. Boden:\n\u00abOber die Anomalie\nder Hame\u00e4urel\u00f6elichkeit (kolloidale Harns\u00e4ure)\u00bb.\nVon\nL. Lichtwitz in Gottingen.\n\u00ab Der Redaktion zugegaiigen am 21. Marx 1013.)\nEs ist bekannt, da\u00df schwerl\u00f6sliche Salze, die man in konzentrierter L\u00f6sung entstehen l\u00e4\u00dft, sich in Form von Gallerten abscheiden. \u00dcber diesen Gegenstand existieren \u00e4ltere Untersuchungen, die bis zu dem Jahre 1872 zur\u00fcckreichen, und zahlreiche neuere, insbesondere die von P. v. Weimarn. der auch beobachtet hat. da\u00df aus den Gallerten allm\u00e4hlich krystal\u00fcnische Pulver entstehen. Die Mitteilung von Schade und Boden zeigt dasselbe f\u00fcr die Harns\u00e4ure und ihre Salze. Da ihr Befund nur einen Fall von sehr vielen darstelll, so ist hier nicht der Ort \u00ab\u2014 und zudem der Verfasser dieser Bemerkungen nicht berufen \u2014, \u00fcber die Zweckm\u00e4\u00dfigkeit und Berechtigung zu sprechen, diese Gallerten \u00abKolloide\u00bb zu nennen.\nWenn in einer echten L\u00f6sung ein Niederschlag erzeugt wird, so treten die Melek\u00fcle zu Gebilden zusammen, die man sich zun\u00e4chst als Tr\u00f6pfchen und dann als amorphe feste Phase denken kann. Aus dieser\nM Diese Zeitschrift. Bd. 83. S. 347, 1913.","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zu der Mitteilung von H. Schade und E. Boden. 417\nentstehen die Krystalle. Der \u00dcbergang von der echten L\u00f6sung zum Krystall kann mit sehr verschiedener Geschwindigkeit erfolgen : die amorphe Form kann k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere Zeit bestehen bleiben Die Gr\u00fcnde f\u00fcr dieses Verhalten und f\u00fcr das gallertige Aussehen zu studieren, ist gewi\u00df sehr interessant und wichtig. Diesen Zustand kolloidal zu nennen, ist aber, wie Schade und Boden beweisen, gef\u00e4hrlich, weil diese Nomenklatur leicht zu Mi\u00dfverst\u00e4ndnissen f\u00fchrt. Von den Chemikern und Physikern, die sich mit diesen gallertigen Niederschl\u00e4gen besch\u00e4ftigt haben, ist nicht der Schlu\u00df gezogen worden, da\u00df auch vor der Entstehung der Gallerte ein kolloidaler Zustand lein Sol) bestanden hat. Schade und Boden schlie\u00dfen aber, da\u00df ihren Gallerten ein Zustand der kolloidalen L\u00f6sung vorangegangen sei, und halten diesen Schlu\u00df offenbar f\u00fcr das wichtigste Ergebnis ihrer Arbeit, da sie ihr den Titel \u00ab\u00dcber die Anomalie der Harns\u00e4urel\u00f6slichkeit\u00bb geben. Dieser Schlu\u00df wird ohne jeden Beweis gemacht. Die Verfasser sagen selbst, da\u00df in den \u00fcbers\u00e4ttigten \u00abHarns\u00e4urel\u00f6sungen* kein Nachweis der kolloidalen Natur erbracht werden konnte (S. 371. Anm.). Wenn die Verfasser von der M\u00f6glichkeit sprechen, da\u00df das \u00abHarns\u00e4urekolloid* sich in.seinem optischen und sonstigen Verhalten praktisch zu wenig v\u00f6m Wasser (resp. Wasserkolloid nach Schade) unterscheide, so ist das wohl gleichbedeutend mit dem Verzicht auf einen Beweis.\nGeradezu erstaunlich aber ist es. wie die Verfasser aus dem Verhalten der gallertigen Niederschl\u00e4ge bei der Dialyse einen Beweis f\u00fcr die kolloidale Natur der L\u00f6sungen konstruieren. Sie sprechen von einem Gleichgewichtszustand zwischen dem kolloidalen Anteil und dem in echter L\u00f6sung befindlichen. Von solchen Gleichgewichten ist in den letzten Jahren \u00f6fter die Rede gewesen, und man hat versucht, mit Hilfe der sogenannten Kompensationsdialys'e Aufschl\u00fcsse \u00fcber derartige L\u00f6sungen zu erhalten. Ein solcher komplexer L\u00f6sungszustand besteht aber bisher nur in der Theorie: er ist in einem v\u00f6llig eindeutigen Beispiel noch nicht realisiert worden. Wenn ein Stoff gut dialysiert, wie die L\u00f6sungen der Verfasser, so spricht das gegen ihre kolloidale Natur. Es ist durchaus willk\u00fcrlich, hier diesen unbewiesenen Gleichgewichtszustand einzuf\u00fchren. Die Selbstverst\u00e4ndlichkeit, mit der Schade und Boden aus dieser Hypothese einen Beweis f\u00fcr den Kolloidzustand ihrer L\u00f6sungen herleiten, ist ganz ungerechtfertigt. Da\u00df ein solcher Gleichgewichtszustand bei der L\u00f6sung des Urats im Harn nicht besteht, habe ich (Diese Zeitschrift, Bd. 64, S. 144) festgestellt.\nBez\u00fcglich der chemischen Natur ihrer Niederschlagsmassen sind die Verfasser der Meinung, da\u00df \u00abAdsorptionsverbindungen\u00bb vorliegen. Zu dieser Auffassung f\u00fchrten die Analysen, die keine einer einheitlichen Salzform entprechenden Resultate ergaben. Gute Resultate waren wohl nur bei den Gallerten zu erwarten, die durch Ausf\u00e4llung mit Alkohol oder durch rasches Abk\u00fchlen dargestellt sind. Da\u00df bei den F\u00e4llungen","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"L. Lichtwitz, Bemerkungen.\ndurch Salze') eine.solche Gallerte kein in diesem Sinne analysenf\u00e4higes Material gibt, ist ja selbstverst\u00e4ndlich.\nZur L\u00f6sung der Harns\u00e4ure brauchen die Verfasser ann\u00e4hernd \u00e4quivalente Mengen der Lauge. Da sie die Harns\u00e4ure nur roh gewogen haben, so k\u00f6nnen sie nichts dar\u00fcber aussagen, ob sie genau \u00e4quivalente Mengen brauchen. Sie beobachten, da\u00df eine L\u00f6sung von Harns\u00e4ure und NaOll hei 100\u00b0 Phenolphthalein farblos l\u00e4\u00dft, beim Abk\u00fchlen aber rot wird, und schlie\u00dfen daraus auf eine Inkonstanz der Alkalibindung, dieser Schlu\u00df ist falsch. Wenn man destilliertes Wasser mit Phenolphthalein und 1 Tropfen n/io-NaOH versetzt, so wird die L\u00f6sung beim Kochen farblos und beim Abk\u00fchlen wieder rot. Diese Beobachtung hat u. a. Malfatti (Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. 8, S. 472, 1906) gemacht, als er der Frage nachging, warum sich der Harn beim Kochen tr\u00fcbt. Noyes (Zeitschrift f\u00fcr physikal. Chem . Bd. 70. S. 335, 1910, zit. nach Sackur. Thermochemie und Thermodynamik, S. 253) hat gefunden, da\u00df bei starken Klektrolvten die Dissoziation Unter W\u00e4rmeentwicklung verl\u00e4uft. Da bei exothermen Reaktionen die Gleichgewichts- (Dissoziations-)Konslante mit steigender Temperatur abnimmt, oder allgemein, da durch Temperatursteigerung stets die Bildung der unter W\u00e4rmebindung entstehenden Stoffe beg\u00fcnstigt wird, so wird also die Dissoziation der Natronlauge durch hohe Temperaturen zur\u00fcckgedr\u00e4ngt.\nDer Beweis f\u00fcr eine Inkonstanz der Alkalibindung in den L\u00f6sungen und Gallerten von Schade und Boden ist also nicht erbracht.\nZum Schlu\u00df sei noch bemerkt, da\u00df die M\u00f6glichkeit, da\u00df die Harns\u00e4ure und ihre Salze in kolloidalen L\u00f6sungen auftrelen k\u00f6nnen, besteht, da ja f\u00fcr so viele Stoffe, und sogar f\u00fcr das Kochsalz, solche L\u00f6sungszust\u00e4nde gefunden worden sind. Bisher aber kennen wir kolloidale Uratl\u00f6sungen nicht \u2014 und auch Schade und Boden haben diese Kenntnis nicht vermittelt. Wenn wir sie erst einmal haben, werden ihre Beziehungen zu biologischen Problemen (Zustand der Harns\u00e4ure im Blut usw.) nicht so schnell und einfach zu diskutieren sein, wie Schade und Boden es f\u00fcr ihre vermeintlich kolloidalen L\u00f6sungen tun.\nG\u00f6ttingen, 17. M\u00e4rz 1913.\n') Anm, : Die Verfasser schreiben auf S. 354: <Aussalzung mit konzentrierten L\u00f6sungen anderer kolloidf\u00e4llender Salze.\u00bb Da\u00df die Salzl\u00f6sungen auch Kolloide f\u00e4llen, ist hier ganz unwesentlich. Bei der-Verwendung von Natriumsulfat und Natriumphosphat handelte es sich in einer Harns\u00e4urel\u00f6sung, die mit NaOH bereitet ist, um die Wirkung der Natriumionen, durch deren hohe Konzentration das L\u00f6slichkeitsprodukt des Mononatriumurats \u00fcberschritten wird. Bei der Mischung einer gleichen Uratl\u00f6sung mit Ammonium- und Magnesiumsulfat ist aber sicher Ammonium- und Magnesiumurat ausgefallen. Von einer Aussalzung d\u00fcrfte man nur dann reden, wenn durch die Salze das Kation, dessen Hydroxyl zur L\u00f6sung der Harns\u00e4ure gedient hat, mit dieser in den Niederschlag gegangen w\u00e4re.\t;_________\ni","page":418}],"identifier":"lit19730","issued":"1913","language":"de","pages":"416-418","startpages":"416","title":"Bemerkungen zu der Mitteilung von H. Schade und E. Boden: \"\u00dcber die Anomalie der Harns\u00e4urel\u00f6slichkeit (kolloidale Harns\u00e4ure)\"","type":"Journal Article","volume":"84"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:23:49.625101+00:00"}