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{"created":"2022-01-31T14:41:42.981362+00:00","id":"lit19732","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Thomsen, Erwin","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 84: 425-436","fulltext":[{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Einwirkung des Zuckers auf die Verdauung.\nVon\nErwin Thomsen.\nMit einer Tafel.\n(Der Redaktion zugegangen am 23. M\u00e4rz 1913.)\nDie Wirkung des Zuckers auf die Verdauung ist bisher kaum untersucht worden. Clemm,1) der am Kleinen Magen Versuche gemacht hat, gibt an, da\u00df die Magensaftsekretion durch Zucker verringert w\u00fcrde. Best und Cohhheim2) sahen, da\u00df bei Durchlaufversuchen am leeren Magen Zuckerl\u00f6sungen den Magen langsamer verlie\u00dfen als Salzl\u00f6sungen. Best3) beschreibt einen Versuch mit festem Zucker an einem Hunde mit Duodenalfistel. \u00dcber die Einwirkung des Zuckers, der zu anderer Nahrung hinzugegeben wird, fehlen alle Angaben.\nDa\u00df aber der Zucker, der zu anderen Speisen hinzukommt, einen Einflu\u00df auf die Verdauung hat, ist nach Beobachtungen am Menschen zu erwarten. Viele Menschen k\u00f6nnen n\u00fcchtern s\u00fc\u00dfe Speisen nicht vertragen. Nach Genu\u00df von Zucker oder S\u00fc\u00dfigkeiten auf den leeren Magen bekommen sie Sodbrennen und verlieren auf eine gewisse Zeit den Appetit. Anderseits hat man bei Patienten von der Zufuhr gr\u00f6\u00dferer Zuckermengen auch g\u00fcnstige Erfolge gesehen. Endlich ist es schon seit langer Zeit bei den meisten Kulturv\u00f6lkern Sitte, am Schl\u00fcsse der Hauptmahlzeit eine Torte, Pudding oder sonstige S\u00fc\u00dfspeisen zu genie\u00dfen. Es war wohl denkbar, da\u00df auch\n*) W N. Clemm, Therap. Monatshefte, 1901, S. 402.\n*) F. Best undO. Cohnheim, Diese Zeitschrift, Bd. \u00ab9, S. 117,1910.\ns) F. Best, Deutsch. Arch. f. klin Med., Bd. 104. S. 94, 1911.","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"Erwin Thomsen,\ndies, wie viele andere Gewohnheiten des Menschen, einen physiologischen Grund hat.\nIch habe daher auf Veranlassung von Herrn Professor Cohnheim in seinem Laboratorium Versuche \u00fcber die Verdauung von Zucker und die Einwirkung von Zucker auf die Verdauungsorgane an Hunden mit seitenst\u00e4ndigen Darmfisteln gemacht.\nDie Versuchsanordnung ist wiederholt beschrieben worden.1) Die Hunde wurden bei offener Duodenalfistel gef\u00fcttert. Was ins Duodenum kommt, entleert sieh dabei aus der Kan\u00fcle, das Entleerte wird aufgefangen, durch ein Drahtnetz filtriert und aus einer graduierten B\u00fcrette m\u00f6glichst schnell durch die Einspritzvorrichtung abw\u00e4rts von der Kan\u00fcle in den Darm einlaufen gelassen. Bei diesem Verfahren kann man nat\u00fcrlich Magenoder Darminhalt nicht untersuchen oder h\u00f6chstens einzelne Proben entnehmen. Aber man hat die nat\u00fcrlichen Verh\u00e4ltnisse denkbar vollkommen nachgeahmt. W\u00e4hrend des ganzen Verlaufes wird von jedem Quantum, das herauskommt, Zeit und Menge notiert. So erh\u00e4lt man die Gesamtentleerungsdauer, die Gesamtmenge der Sekrete, au\u00dferdem aber auch den Verlauf der Entleerung des Magens und der Sekretionen, der gerade bei meinen Versuchen ein erhebliches Interesse gewann. Es ist auch m\u00f6glich, und ich habe es getan, diesen Verlauf eines Versuches graphisch aufzuzeichnen.\nZu den Versuchen standen mir 4 Hunde zur Verf\u00fcgung.\nHund Pascha, der eine Magen- und Duodenalfistel hatte.\nHund Wastl, der eine Fistel im Duodenum und eine zweite im untersten Ileum hatte.\nHund Nero, der eine Duodenalfistel hatte und bei dem au\u00dferdem die Galle aus dem Duodenum abgeleitet war. Es ist derselbe Hund, der seinerzeit von Cohnheim und Klee8) beschrieben worden ist.\n*) \u00d6. Cohnheim, Abderhaldens Handb. d. biochem. Arbeitsmethoden, Bd. 6, S. ob4, 1912.\u2014 L* * Klocmann, Diese- Zeitschrift. Bd. 80, S. 17, 1912.\n*) 0. C o h n h e i m und P. K1 e e, Diese Zeitschrift, Bd. 78, S. 404,1912.","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Einwirkung des Zuckers auf die Verdauung. 427\nHund Caesar, der eine Fistel im Duodenum und eine solche im Coecum hatte.\nZuerst galt es, bei den Versuchen festzustellen, ob durch Hinzuf\u00fcgen von Zucker die normale Verweildauer der Nahrung im Magen ver\u00e4ndert w\u00fcrde, oder ob sich eventuell eine ver\u00e4nderte Sekretabsonderung zeigte. Die ersten 4 Versuche, die bei Hunden mit Duodenalfisteln gemacht wurden, denen 150 g Fleisch teils mit Zugabe von 25 g Streuzucker, teils ohne Zucker gegeben wurden, schienen keine wesentlichen Vergr\u00f6\u00dferungen der Sekretmengen, auch keine Verl\u00e4ngerung der gesamten Zeitdauer des Versuches zu erbringen.\nVersuch 1. Pascha: 150 g Fleisch -f- 25 g Streuzucker. Nach\n240 Min. : 353 ccm fl\u00fcssige Bestandteile + 177 g Festes, 355 ccm Sekret.\nVersuch 2.\t\u2014\t:\t150\tg Fleisch. Nach 231 Min. :\t419 ccm\nFl\u00fcssiges -f* 138 g Festes, 407 ccm Sekret. Versuch 3. Nero : 125 g Fleisch 40 g Streuzucker. Nach\n187 Min. : 167 ccm Fl\u00fcssiges -f- 94 gFestes. Versuch 4.\t\u2014\t:\t125\tg Fleisch. Nach 189 Min. :\t152 ccm\nFl\u00fcssiges -)- 89 g Festes.\nDie letzteren beiden Versuche erachte ich aber noch nicht f\u00fcr beendet,\tund\tes\tfiel\tmir bei diesen Versuchen\tauf, da\u00df\nbei Zuckerzugabe\tin\tder\tReihenfolge der Entleerung'\tUnregel-\nm\u00e4\u00dfigkeiten eintraten. Bei den Normalversuchen \u00fcber die Verdauung im Magen fanden Cohnheim und Dreyfus, da\u00df die Speisen in regelm\u00e4\u00dfigen Zeitr\u00e4umen den Magen verlassen. W\u00e4hrend der ganzen Zeit der Verdauung tritt in den Zeitr\u00e4umen keine wesentliche Ver\u00e4nderung ein. Ganz anders wird es nun, wenn der Nahrung Zucker entweder hinzugef\u00fcgt oder gleich hinterher eine Zuckermahlzeit verabreicht wird. Besonders war es der Versuch 1, der f\u00fcr die Zuckerversuche als charakteristisches Beispiel gelten kann. Das Protokoll gibt Kubikzentimeter Fl\u00fcssigkeit. Das Feste wurde von Zeit zu Zeit gewogen. Ich habe zur besseren \u00dcbersicht diesen Versuch auf Millimeterpapier darzustellen versucht. Fig. 1 zeigt diesen Versuch an. Abszisse Zeit, Ordinaten Kubikzentimeter.","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\nErwin Thomsen,\nErster Schu\u00df 7 Min.\t\t122 Min.\t8 ccm\t\n10 Min. 10 ccm\t\t132\t6\t\n16\t12\t;V\t135\t10\tkein Fleisch\n20\t8 Galle\t141\t11\tFleisch\n24\t8 ,\t144\t6\t\n27\t10\t148\t5\t\n30\t27.\t151\t\t(39 g Festes)\n36\t8 Fleisch m. Schleim\t152\t5\t\n38\t. H\t155\tr* i\t\n42\t9\t157\t4\t\n49\t37* Fleisch\t160\t7\t\n54\t37, V\t163\t9\t\n61\t4\t167\t4\tkein Fleisch\n68\t4\tmit Schleim durch-\t171\t4\t\n\tsetztes Fleisch\t174\t5\t\n76\t(23 g Festes)\t177\t6\t\n78\t3\t181\t12\t\n81\t(35 g Festes)\t191\t14\tFleisch\n83\t2 '\t193\t10\t\n87\t2 \u25a0\u25a0\t199\t8\t\n90\t3\t205\t4\t\n96\t27* Galle\t209\t22\t\n99\t(40 g Festes)\t221\tr* 4\t\n101\t10 .\t227\t5\t\n106\t8\t235\t27\t\n110\t10 Galle ohne Fleisch\t240\tMagen ge\u00f6ffnet und aus-\t\n116\t6\tFleisch\t\t\tgesp\u00fclt.\n120\t2\t\t\tNoch 40 g Fleisch.\nHier ist das Hauptaugenmerk auf die Zeit zwischen 30 und 90 Minuten nach der F\u00fctterung zu richten. Bei 30 h\u00f6rt pl\u00f6tzlich jede Sekretion auf, statt dessen aber wird in gro\u00dfen Sch\u00fcssen Fleisch entleert, ohne jegliche Fl\u00fcssigkeit, w\u00e4hrend 30 Minuten hindurch. Dann lassen die Fleischsch\u00fcsse nach und mischen sich mit fl\u00fcssigem Sekret. Ungef\u00e4hr 20 Minuten sp\u00e4ter kommt noch einmal ein starker Fleischschu\u00df, dem nun die fl\u00fcssige Sekretion in der bisherigen H\u00f6he folgt.\nBei den darauf folgenden Probefr\u00fchst\u00fccksversuchen mit Zucker trat ebenfalls eine Konstitutionsver\u00e4nderung ein, die sich dadurch bemerkbar machte, da\u00df der zu erwartende saure Brotbrei zeitweilig ausblieb, und in der Pause Pankreassaft und Galle kamen, soda\u00df wir schon h\u00e4ufig glaubten, der Magen","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Einwirkung des Zuckers auf die Verdauung. 429\nsei leer oder er h\u00e4tte doch seine Funktion eingestellt. Das Probefr\u00f6hst\u00f6ck bestand bei diesen Versuchen aus 400 ccm Wasser -(- 50 g Brot und 25 g Zucker. Als Beispiel gebe ich :\nVersuch 5. Pascha.\nBis zu 20 Minuten war die Sekretion wie bei jedem gew\u00f6hnlichen Probefr\u00fchst\u00fcck, dann traten pl\u00f6tzlich starke Sch\u00fcsse auf, die, rasch aufeinanderfolgend, eine gro\u00dfe Menge Brot entleerten. (Bei 24 kamen sogar kurz hintereinander 15 -f lt + 7 ccm heraus.) Dann verlangsamte sich die Sekretion, bis bei 32 Minuten nur Tropfen herauskameri und kein Brot mehr. Die Reaktion wurde nun alkalisch. Der eingetretene Stillstand hielt bis 42 an. Leider konnte der Versuch nicht fortgesetzt werden, da infolge des Stillstandes R\u00fccklauf ein-\ngetreten war.\nNach 9 Min. erster Schu\u00df\t\t\n9 Min. 16 ccm\t\t\n10\t9\t\n12\t\tGalle\n15\t9\t\n18\t17\t\n20\t24\tstarke Sch\u00fcsse\n21\t15\t\n22\t7\t\n24\t15\t\n\t11\tstarke Sch\u00fcsse\n\t7\trasch aufeinander\n25\t12\tfolgend\n26\t9\t\n27\t18\treichlich Galle\n28\t15\t\n29\t5\t\n30\t6\t\n31\t9\t\n32\t7\tTropfen, keine\n33\t3\tSch\u00fcsse\n35\t2\talkalisch\n40\t2\tGalle Stillstand\n42 Min.\t\tsaurer Schu\u00df\n\t\tKongo \u2014\n\t5 ccm\t\n45\t\tstark sailer Kongo \u2014\n\t7\t\u2022 \u25a0 '\n46\t8\tregelm\u00e4\u00df. Sch\u00fcsse\n47\t11\t\n48\t7\tKongo -f- st.\n49\t\tschwach sauer Kongo \u2014^ Galle\n\t\tst. sauer Kongo -f-\n51\t4\tst. sauer. Kongo -f*\n52\t8\t, : \u25a0 -,\n53\t10\tstarke Sch\u00fcsse\n54\t15\t, \u2022\n56\t22\tR\u00fccklauf?\n58\t\tKongo \u2014\n59\t30\tR\u00fccklauf\n61\t\tGalle\n63\t50\tfeinverteiltes Brot\n67\t\tsauer Kongo \u2014\n72\t\tfeinverteiltes Brot\n73\t46\t","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"Erwin Thomsen,\nVersuch 6. Nero:\nHier verlief der Anfang wie bei Versuch 5. Bei 16 Min. tr\u00e4ten die ersten starken Sch\u00fcsse auf, die dann bei 21' langsamer wurden, bis bei 32' ein kurzer Stillstand eintrat. Bei 36' begann wieder saure Reaktion, der dann bei 40' wieder Sch\u00fcsse folgten. Dies blieb so bei bis 66', dann trat wieder Stillstand ein, der sich bis 83' hinzog.\n9 Min.\terster Schu\u00df\tiO Min\t. 6 ccm\t\t122 Min. 3 ccm\t\t\n12 14\t10 ccm\t41\t4\t\t131\t\tKongo -f-\n\t19\t43\t8\tsauer\t133\t6\t\n15\t29\t\t\tKongo \u2014\t135\t6\t\n1\u00ab\t28\t4*:\t\u25a0 7\tKongo-f-\t137\t8\t\n17\t22\t48\t8\t\t139\t5\t\n18\t15\t49\t31\t\t141\t3\t\n19\t20\t59\t8\t4\t149\t2\t\n20\t11\t\u00ab1\t13\tBrot\t157\t\tBrot\n21\t9\t66\t8\tviel Brot\t167\t15\tstark\n24\t8\t70\t10\tPause\t\t\tsauer\n25\to\t83\t6\tBrot\t184\t3\t\n28\t5\t88\t7\tBrot\t196\t3\tKongo\n31\t9\t95\t5\t\t200\t8\t\n32\t7\t103\t4\tAlkali\t216\t13\tKongo -f-\n33\t5\t108\t2\tkein Brot\t219\t7\t\n34\t5 sauer\t110\t\tBrot\t225\t4\t\n3\u00ab\t8 sauer\t112\t6\t\t236\t4\t\n\tKongo\u2014\t116\t6\t\t239\tSchlu\u00df\t\n39\t9\t119\t6\t\u2022V-:\t\t\t\nSodann machte ich einen Versuch mit einer Probemahlzeit, der ich in Form einer Nachspeise einen kleinen Zuckerkuchen nachfolgen lie\u00df.\nVersuch 7. Wastl.\t>\n250 ccm Bouillon aus einem Bouillonw\u00fcrfel. 150 g Fleisch als Beefsteak gebraten mit 20 g Butter. 300 g Kartoffelp\u00fcree. Fleisch und Kartoffeln wurden gut durcheinander gemengt. 10 Minuten nach dem Fressen bekam der Hund als Nachspeise 25 g Albert-Cakes, fein gepulvert mit 40 g Streuzucker und 40 ccm Milch zu einem Kuchen verrieben.","page":430},{"file":"p0431.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Einwirkung des Zuckers auf die Verdauung. 431\n8\tUhr 27 Bouillon .\ngesoffen 33 Fleisch und Kartoffeln 36 erster Schu\u00df 38 8 ccm 40 9 45 7 50 5\n50\tZuckerkuchen gefressen\n54 4 ccm Galle 58\t4\n9\tUhr 0\t5\tKongo\t\u2014\n3\t10\n4\t5\nH\t9\n8\t7\n10\t10 11\t6\n12\t7\t4 g Festes\n14\t6\n15\t6\tGalle,\nCakes\n17\t8\n19\t9\n21\t7\n24\t6\n28 12 33\t7\n36\t5\n38 14 42 13\n47\t9\t3 g Festes\n51\t9\tFleisch\n56 19\n58 13\n10\tUhr 0 7\n2\t9\n5\t9 8 10\n10 15 14 14 17 13\n10 Uhr 19 8 ccm 21 20\n24\t8 28 16\n32\t9\n38\t10 Fleisch\n41\t23 44 38 46 29 49 13 51 16 54 13\n57 6 kein Fleisch 46g Festes\n11\tUhr 0 12\n3 6 8 6 13 5 17 10 21 10 23 10\n25\t29\n26\t21 28 13\n31 20 20 g Festes\n33\t10 Alkali 35 17\n39\t11 48 16\n53 7 Galle 57 10\n12\tUhr 0 11 Alkali\n5 18\n10\t17\n11\t13 13 22 16 34 19 40 23 16 28 14 33 17\n39 29 Galle\n42\t14 35 g Festes 44 7 Fleisch\n12 Uhr 49 12 ccm 51 9\n58\t81 ' lUhrO 50 \u2022\n1 24 Alkali 3 28\n6\t12 29 g Festes 10 12 12 9\n15 5 Galle 18 6\n26\t11 Alkali\n34\t16 Kartoffeln\nsauer 38 10\tsauer\nKongo \u2014\n45 25 *\n47 18 51 21\n53 30\tAlkali,\n5 g Festes\n67 34\n59\t10 Alkali\n2\tUhr 6 26\n15\t12 24 27\n27\t12 Alkali\n30 8 Fleisch 3313\t\u00bb\n35\t17\n37\t10\n38\t31\n40\t20 >\n41\t15\n45 18 10 g Festes 47 12 \u00c0lkali 53 18.\n3\tUhr 1 16\n5 5 Fleisch 11 18\n16\t28 Alkali 20 18\n24 10\n30 8 Fleisch","page":431},{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"432\nErwin Thomsen,\n3\tUhr 36 25 ccm\n4121 Alkali 42 9 13 g Festes 45 17 51 12\n59 9 Fleisch\n4\tUhr 4 19\n4 Uhr 9 15 ccm 12 11 Alkali\n15\t10\n16\t3 21 6 25 4 30 7\nTier s\u00e4uft, Magen leer. 1923 ccm Fl\u00fcssigkeit 165 g Festes 1288 \u00bb Sekret (normale Probemahlzeit 1200).\nDas Resultat des Versuches ist auch graphisch dargestellt in Fig. 2. Hier stellen die punktierten Linien die Zeiten und Mengen dar, bei welchen nur reiner Pankreassaft, Vermischt mit Galle, den Magen verlassen hat. Die ausgezogenen Linien geben an, zu welchen Zeiten und mit wie gro\u00dfen Sch\u00fcssen sich Mageninhalt entleerte. Dieser stundenlange Versuch zeigt, wie Galle und Pankreassaft mit Fleischausscheidung regelm\u00e4\u00dfig ab wechseln. Durchschnittlich betr\u00e4gt die Zeit jeder einzelnen Ausscheidung ca. 30 Minuten. Die Pankreas-Gallensekretion bleibt durchschnittlich auf demselben Niveau. Die Fleischentleerung hingegen macht gro\u00dfe Spr\u00fcnge. Meistens beginnen diese Fleischaussto\u00dfungen mit einem starken Schu\u00df, dem nach einiger Zeit ein zweiter, nicht ganz so gro\u00dfer folgt. Dann tritt eine Verlangsamung ein, die dann \u00fcbergeht in die Pankreassekretion. Bei diesem Versuch ist besonders eigent\u00fcmlich der gro\u00dfe Schu\u00df von 74 ccm, der um 1 Uhr von dem Hupde ausgeschieden wurde. Das \u00dcbrige ist wohl am besten aus der Kurve selbst zu lesen, der (Fig. 3) eine Kurve beigef\u00fcgt ist, die einen Normalversuch darstellt, bei dem nicht so hohe Spr\u00fcnge Vorkommen, auch die Fleischausscheidung regelm\u00e4\u00dfig bleibt, bis zum Schlu\u00df/\nUm zu kontrollieren, ob diese Eigent\u00fcmlichkeiten von dem Magen allein ausgingen, wurde bei dem Hunde Wastl, der eine Duodenal- und eine tiefe Ileumfistel hat, noch, ein Versuch gemacht.\nVersuch 8. Wastl.\nDer Hund erhielt ein Fr\u00fchst\u00fcck, bestehend aus 50 g Brot und 50 ccm Wasser. Der Versuch wurde 15 Minuten lang normal fortgef\u00fchrt. Dann wurde dem aus der D\u00fcodenalkan\u00fcle Aufgefangenen 2\u201410 ccm einer 50\u00b0/oigen Zuckerl\u00f6sung zu-","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Einwirkung des Zuckers auf die Verdauung 433\ngef\u00fcgt und wieder eingespritzt. Dabei stellte es sich heraus, da\u00df nach etwa 30 Minuten nach der ersten Einspritzung des Zuckers das Brot pl\u00f6tzlich wegblieb, und nur Galle und Pankreassaft ausgeschieden wurde. Die Ausscheidung des Brotes begann erst wieder nach 55 Minuten.\nDer Versuch beweist, da\u00df die Verz\u00f6gerung der Magenentleerung und das Auftreten von Pausen, in denen sich Pankreassaft und Galle entleeren, keine Magenwirkung darstellt, sondern durch eine Einwirkung des Zuckers auf den D\u00fcnndarm zustandekommt. Dieselbe Erscheinung, da\u00df Arzneimittel nicht prim\u00e4r auf den Magen wirken, sondern reflektorisch vom D\u00fcnnd\u00e4rme aus, Sekretion und Motilit\u00e4t des Magens beeinflussen, ist von Best und Cohn heim1) beim Wismuth beschrieben worden und ist vermutlich auch bei den Stoffen der F\u00e4ll, deren Einwirkung auf den Magen Klocmann beobachtet hat.2)\nWie wirkt nun der Zucker auf den D\u00fcnndarm? Um dies herauszubringen, habe ich den Hunden in n\u00fcchternem Zustande Zuckerl\u00f6sungen in die Duodenalfistel einlaufen lassen. Es ergab sich, da\u00df Zuckerl\u00f6sungen von 5 und 10\u00b0/o auf Pankreassaft und Galle nicht anders wirken als reines Wasser. Auf diese Sekrete hat Zucker also keine spezifische Wirkung. Sodann lie\u00df ich dem Hund Wastl mit Duodenal- und Ileumflstel 500 ccm einer 10\u00b0/oigen Rohrzuckerl\u00f6sung in die Duodenalkan\u00fcle einlaufen. Schon nach wenigen Minuten begann sich die Zuckerl\u00f6sung in gro\u00dfen Sch\u00fcssen aus der Ileumflstel zu entleeren. Bis auf 80 ccm wurde die gesamte Menge wiedergefunden. Die aufgefangene L\u00f6sung gab eine nur eben angedeutete Fehlin gsche Reaktion. Nach Kochen mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure wurde der Zuckergehalt auf Invertzucker berechnet, nach Bertrand bestimmt. Die L\u00f6sung enthielt 9,7 \u00ae/o Zucker. Es war also relativ wenig resorbiert worden und eine Spaltung kaum eingetreten. Die Zuckerl\u00f6sung verhielt sich also nicht anders, als es Kochsalzl\u00f6sungen nach Best8) tun, die auch rasch hindurchlaufen und von denen nur wenig resorbiert wird.\n*) F. Best u. 0. Cohn heim, M\u00fcnch, med. Wochensehr., 1941, Nr. 51.\n*) Klocmann, Diese Zeitschrift, Bd. 80, S. 17, 1912.\n9) F. Best, Rostocker Habilitationsschr., 1912.","page":433},{"file":"p0434.txt","language":"de","ocr_de":"434\nErwin Thomsen,\nDurch eine einfache Einwirkung des Zuckers kann also die eigent\u00fcmliche Magenwirkung nicht erkl\u00e4rt werden. Ich habe daher die Hunde Wastl und Caesar Zuckerl\u00f6sungen saufen lassen. Wenn sie es nicht freiwillig taten, wurde eine kleine Menge Milch hinzugetan, die sich im Laboratorium als bestes Geschmackkorrigens f\u00fcr Hunde bew\u00e4hrt hat. Nach Best besteht bei Salzl\u00f6sungen beim n\u00fcchternen, nicht durstigen Hunde kaum ein Unterschied, ob man die Hunde saufen l\u00e4\u00dft, oder ob man die L\u00f6sung mit Umgehung des Magens direkt in den D\u00fcnndarm einf\u00fchrt. Ganz anders bei Zucker.\nHund Wastl: Der Hund soff 970 ccm einer 10\u00b0/oigen Zuckerl\u00f6sung. In 1 rlt Stunden wurden aus der Ileumfistel nur 13 ccm aufgefangen. Diese zeigten bei der Untersuchung auf Zucker nach Bertrand 0,6\u00b0/o Zucker und nach Spaltung des noch vorhandenen Rohrzuckers mittels Salzs\u00e4ure noch 3,6\u00b0/\u00ab. Die Duodenalfistel blieb bei diesem Versuch geschlossen.\nHund Caesar: Der Hund s\u00e4uft 21 einer 10\u00b0/oigen Zuckerl\u00f6sung. Duodenalfistel geschlossen. Nach 2 Stunden konnte man aus der Coecumfistel 14 ccm auffangen, die nach Bertrand 0,26 \u00b0/o == 0,4 g enthielten und nach Spaltung des Zuckers 0,57 \u00b0/o = 0,8 g.\nHund Caesar: Das Tier fri\u00dft 100 g Zucker in Substanz. Duodenalfistel geschlossen. In 2 Stunden entleeren sich aus dem Coecum 50 ccm von etwas d\u00fcnnbreiigem Inhalt, der bei der direkten Bestimmung ca. 3% Invertzucker enthielt, nach der Behandlung nach Salzs\u00e4ure auch nicht mehr.\nHund Wastl: In einem entsprechenden Versuche mit 50 g Zucker in Substanz kam am unteren Darmende \u00fcberhaupt nichts zum Vorscheine, die aus der Duodenalkan\u00fcle kommende Fl\u00fcssigkeit, von der eine Probe entnommen wurde, enthielt 38\u00b0/o Rohrzucker. Reduzierender Zucker war nicht vorhanden.\nDie Versuche zeigen den gro\u00dfen Unterschied, der besteht, je nachdem Zuckerl\u00f6sungen direkt in den D\u00fcnndarm kommen oder vorher den Magen passiert haben. Die Erkl\u00e4rung kann nur darin gefunden werden, da\u00df der Zucker sich im Unterschiede von Kochsalz im Darm anders verh\u00e4lt, wenn Salzs\u00e4ure","page":434},{"file":"p0434s0001blank.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022\t.4*'-\t\u2019 \u2019","page":0},{"file":"p0434s0002table2.txt","language":"de","ocr_de":"05 JO 55 J\" J M 15 20 25 30 55 00 <*S\n5 tO 15 20 25 30 35\n*5 50 55 3\" \u00d4 10'15 20 25 30 35 *0 *5 50 55\n10' 80' 00' 100' 110\n311 yts^ccfy *qi\nJiff t\u00e8&fc/r \u00bbSh\u00e8\u00e7Ae suu/, i /V /\u2019irs/\u00c0A/trA// \u2022 (?/*/&-\nreiAe o bnA /va, r- u, id \u00c7al\u00f4p/is\u00c0\u00c0re lion \u2022\n25 30 35 W *5 30 55 2* 5 10 15 20 25 30 35 00 \u00a55 50 55 J* S 10 15 20 25 30 35 W *5 50 55 0* 5 W 15 20 25 JO\n10 15 20 25 30 35 00 05 50 55 12* 5 10 15 20 25 30 35 00 05 50 55 1* 5 10 15\n3;*r 35 00 *5 50 55 O* 5 JO 15 20 25 30 35 OO 05 50 55 10* 5 JO 15 20 25 30 35 00 05 50 55\nVerlag von Kart J. Tr\u00fcbuer iu StraUbuig\nH\u00ab\u00abppe-Seyier's Zeitschrift fin physiologische Chemie. Band LXXXIV. Tafel /.u K. I Ifoin s \u00ab\u2022 u. T ber die K in wirk n mr des Zuckers auf die Verdauung.","page":0},{"file":"p0435.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Einwirkung des Zuckers auf die Verdauung. 435\ndabei ist, als wenn er in neutraler L\u00f6sung in den Darm kommt, Der Rohrzucker wird relativ langsam resorbiert.\u00bb) Er h\u00e4lt damit sein Losungswasser fest, mit dem L\u00f6sungswasser nat\u00fcrlich auch die anderen darin gel\u00f6sten Stoffe und so kommt es, da\u00df bei Gegenwart von Zucker die Salzs\u00e4ure des Magens nicht wie sonst im Darm rasch resorbiert wird und zu wirken auf h\u00f6rt. Ihre Wirksamkeit wird vielmehr durch die Gegenwart des Zuckers betr\u00e4chtlich verl\u00e4ngert. Die Wirksamkeit der Salzs\u00e4ure besteht in einer Hemmung der Motilit\u00e4t und gleichzeitig auch der Sekretion des Magens. Unter normalen Bedingungen werden beide gleichm\u00e4\u00dfig beeinflu\u00dft. Daher wird durch die Hinzuf\u00fcgung des Zuckers zu anderer Nahrung die Sekretmenge und die Acidit\u00e4t im Magen nicht ge\u00e4ndert, es wird vielmehr lediglich der ganze Proze\u00df der Magenverdauung in die L\u00e4nge gezogen.\nDie Verl\u00e4ngerung der Magenverdauung besteht, wenn Zucker allein aufgenommen wird; so erkl\u00e4rt sich die lange Verweildauer im Magen in den Versuchen von Best und Cohnheim. So erkl\u00e4rt sich wahrscheinlich auch das Sodbrennen und die Appetitsst\u00f6rung, die bei manchen Menschen auftritt, wenn sie n\u00fcchtern Zucker zu sich nehmen. Denn der langen Verweildauer entspricht nicht etwa eine reichliche Magensaftabsonderung. Auch die Beobachtungen von Giernm am Kleinen Magen werden so verst\u00e4ndlich.\nDie Verl\u00e4ngerung der Magenverdauung durch den Zucker tritt aber, wie ich gezeigt habe, auch ein, wenn der Zucker bald nach einer reichlichen Mahlzeit, also auf vollen Magen, genommen wird. Damit wird dann verst\u00e4ndlich, weshalb sich bei den meisten Kulturv\u00f6lkern die Sitte eingeb\u00fcrgert hat, am Ende einer Mahlzeit etwas S\u00fc\u00dfes zu essen, denn durch die Zuckerwirkung wird die Verdauung der Mahlzeit \u00fcber einen l\u00e4ngeren Zeitraum hingezogen, als es sonst der Fall sein w\u00fcrde. Cannon2) hat ja gezeigt, da\u00df das Gef\u00fchl des Hungers\n\u2019) O. Cohnheim, Physiol, d. Verdauung u. Ern\u00e4hrung, Berlin 190# S. 318.\t. ; \\-J-\n*) B* Cannon and AL. Wash burn, American Journ.of Phvsiol. Bd. 29, S. 441, 1912.\t.\t\u2019\nHoppc-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXIV.\tHl 0","page":435},{"file":"p0436.txt","language":"de","ocr_de":"436 Thomsen, \u00fcber die Einwirkung des Zuckers auf die Verdauung.\nund manche andere mit ihm verbundene Magenst\u00f6rungen immer auftreten, sobald der Magen eine etwas l\u00e4ngere Zeit leer ist. Die Mahlzeiten des Menschen sind nun im allgemeinen so eingerichtet, da\u00df der Magen fast niemals f\u00fcr l\u00e4ngere Zeit leer wird. Durch die Hinzuf\u00fcgung von Zucker zur Mahlzeit ist es m\u00f6glich, die Pause von einer Mahlzeit zur anderen zu verl\u00e4ngern. Das aber ist umsomehr w\u00fcnschenswert, je mehr es \u00fcblich wird, die Arbeitsst\u00e4tte von der Wohnung zu trennen. Ich glaube also mit diesen Untersuchungen eine physiologische Erkl\u00e4rung f\u00fcr eine weit verbreitete Sitte gegeben zu haben.\nZusammenfassung.\n1.\tRohrzucker wirkt auf den Magen direkt nicht ein und ebensowenig auf die Sekretion von Pankreassaft und Galle. Er wirkt vom D\u00fcnndarme aus so, da\u00df er die Magenverdauung in die L\u00e4nge zieht, ohne die Sekretion zu ver\u00e4ndern.\n2.\tDie Verl\u00e4ngerung der Magenverdauung kommt so zustande, da\u00df in die Entleerung des Magens l\u00e4ngere Pausen eingeschaltet werden, w\u00e4hrend .deren Pankreassaft und Galle sich ergie\u00dfen, der Magen sich aber nicht entleert.\n3.\tDie Wirkung des Zuckers auf den D\u00fcnndarm beruht darauf, da\u00df er die Resorption des Speisebreies verlangsamt und damit die Wirkung der Salzs\u00e4ure verl\u00e4ngert.\n4.\tRohrzucker wird selbst in sehr gro\u00dfen Quantit\u00e4ten im D\u00fcnndarme vollst\u00e4ndig oder fast vollst\u00e4ndig resorbiert.","page":436}],"identifier":"lit19732","issued":"1913","language":"de","pages":"425-436","startpages":"425","title":"\u00dcber die Einwirkung des Zuckers auf die Verdauung","type":"Journal Article","volume":"84"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:41:42.981368+00:00"}