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{"created":"2022-01-31T14:17:06.103598+00:00","id":"lit19734","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Cohnheim, Otto","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 84: 451-467","fulltext":[{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Physiologie der Nierensekretion.\nII. Mitteilung.1)\nVon\nOtto Cohnheim.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Heidelberg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 2a M\u00e4rz 1913.)\nIm vorigen Jahre habe ich8) \u00fcber Versuche berichtet, in denen ich durchsichtigen Schnecken Farbstoffe injizierte und deren Ausscheidung durch die Niere am lebenden Tiere beobachtete. Vor der Ausscheidung kam es zu einer Speicherung in der Niere und diese Speicherung erfolgte bei Neutralrot mit roter Farbe, bei einem Alizarin stellenweise in blauer Farbe. Als Indikatoren konnten die beiden Farbstoffe hier nicht wirken : denn das Resultat h\u00e4tte dann ja bedeutet, da\u00df in der Niere sowohl saure (Neutralrot), als auch alkalische (Alizarin) Reaktion herrschte. Vielmehr war der Befund so aufzufassen, da\u00df beide Farben in der Niere in der Salzfarbe gespeichert werden. Neutralrot ist als Base gelb, als Salz rot, Und wird somit in der Niere als Salz an eine S\u00e4ure gebunden. Das Alizarin ist als S\u00e4ure gelb, als Salz blau und es wird somit in der Niere als Salz an eine Base verankert. Ich schlo\u00df aus diesem Befund, da\u00df die Speicherung, die beide Farben in der Niere erfahren, und die eine notwendige Voraussetzung und die Vorstufe zur Ausscheidung durch die Niere ist, in einer chemischen Bindung an irgend welche Bestandteile der Niere besteht. Ich schlo\u00df daraus ferner, da\u00df man diesen Befund wohl verallgemeinern k\u00f6nne, und bei jedem Stoffaustausch und jeder Sekretion im Organismus zun\u00e4chst an derartige chemische\n*) Mit Unterst\u00fctzung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Stiftung Hch. Lanz).\n*) 0. Cohnheim, Diese Zeitschrift, Bd. 80, S. SS, 1912\nHoppe-Seyler s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXIV.\t32 / *","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"452\nOtto Cohnheim,\nBindungen denken m\u00fcsse und nicht an Membrandurchl\u00e4ssigkeit. Die Annahme, da\u00df bei jeder Dr\u00fcsensekretion eine vorherige chemische Bindung an das Protoplasma eine Rolle spielt, ist bereits vor mir von Asher1) vertreten worden.\nIch habe nun die Bedeutung der chemischen Bindung f\u00fcr den Stofftransport dadurch weiter zu erh\u00e4rten gesucht, da\u00df ich pr\u00fcfte, ob auch Stoffe, die zu den normalen oder den h\u00e4ufigen Harnbestandteilen geh\u00f6ren, an die Niere gebunden werden. Ich habe zun\u00e4chst mit Kochsalz und mit Traubenzucker Versuche gemacht. Sodann wollte ich von der Zirkulation ab-sehen und habe an der isolierten, aus dem K\u00f6rper herausgenommenen Niere gearbeitet. Das Verhalten isolierter Froschnieren in Salzl\u00f6sungen ist bereits von Sieb\u00ebck untersucht worden.2) Ich komme nach Mitteilung meiner Befunde auf diese Untersuchung zur\u00fcck. Ich habe es vorgezogen, an der S\u00e4ugetierniere zu arbeiten, weil f\u00fcr deren Verhalten zu Salzen die eingehende Untersuchung von Magnus3) vorliegt. Darnach besitzt die Niere beim Hunde, und mit gewissen Einschr\u00e4nkungen auch beim Kaninchen, f\u00fcr jeden Harn- bezw. Blutbestandteil eine Sekretionsschwelle. Bleibt beispielsweise der Gehalt an Chlornatrium unter dieser Schwelle, so wird von der Niere gar kein Chlornatrium, oder doch \u00e4u\u00dferst wenig in den Harn sezerniert. \u00dcberschreitet der Gehalt an Chlornatrium im Blute diese Schwelle auch nur ein wenig, so gehen gro\u00dfe Mengen von Chlornatrium in den Harn \u00fcber. Bis zu einem Gehalt von 0,6 \u00b0lo Chlornatrium im Plasma ist die Konzentration des Chlor natriums im Plasma viel h\u00f6her als im Harn; steigt der Gehalt im Plasma \u00fcber diese Grenze, so ist die Konzentration im Harn pl\u00f6tzlich h\u00f6her* bisweilen bedeutend h\u00f6her als im Plasma. Dies ist recht eigentlich der Punkt, an dem alle Hypothesen scheitern m\u00fcssen, die die Nierent\u00e4tigkeit mit physikalischen\n\u2018j L. Asher und P. Karaulow, Biochem. Zeitschrift, Bd. 25 S. 305, 1910.\n*) R* Siebeck, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. 148, 1912.\n3) R- Magnus, Arch. f. experim. Path. u. Pharm., Bd 44, S. 396,\n1900. Sp\u00e4tere Zusammenfassung in O p p e n h e i m e r s Handb. d. Biochem., Bd. 3, 1. H\u00e4lfte S. 477., im Besonderen S. 498, 1909.","page":452},{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Physiologie der Nierensekretion. 11.\t453\nVorg\u00e4ngen in Beziehung setzen wollen, Membrandurchl\u00e4ssigkeit, Filtration usw. Das Verhalten der Niere zu dem Kochsalz wird eher verst\u00e4ndlich, wenn die Nierenzellen von der Sekretionsgrenze an das Kochsalz speichern, d. h. aus der L\u00f6sung entfernen, um es dann, unabh\u00e4ngig von seiner Konzentration vollst\u00e4ndig in den Harn zu sezernieren. Zwischen der L\u00f6sung des Blutes und der L\u00f6sung des Harnes bestehen dann gar keine direkten Beziehungen, das Kochsalz ist vielmehr auf dem Wege durch die Nierenzelle gar nicht mehr in L\u00f6sung. Ich habe nachgesehen, ob sich an der isolierten, aus demK\u00f6rper entfernten, Niere eine Bindung von Kochsalz und von Zucker an die festen Bestandteile der Niere nach-weisen lie\u00df, und ob bei dieser Bindung eine bestimmte Schwelle zu erkennen war. Beides war der Fall.\nI. Methodik.\nAls Versuchstiere habe ich Katzen und Kaninchen verwendet, auch einzelne Hunde. Die Tiere wurden durch Hals-abschneiden get\u00f6tet, in der Regel ohne vorherige Narkose und die Nieren von der Arterie aus blutfrei gesp\u00fclt. Die Aorta wurde bei gr\u00f6\u00dferen Tieren unmittelbar oberhalb des Abganges der Nierenarterien unterbunden, bei kleineren Tieren erwies es sich als bequemer, die Aorta am Zwerchfell zu unterbinden und die Arteria coeliaca und mesaraica superior f\u00fcr sich zu unterbinden. Dann wurde in die Aorta, unterhalb des Abganges der Nierenarterien, eine Kan\u00fcle eingebunden, die untere Hohlvene angeschnitten und die Sp\u00fclfl\u00fcssigkeit in die Aorta eingespritzt. Bei kleinen Tieren, etwa bis zu 2 Kilogramm, gen\u00fcgten 4 Spritzen zu 10 ccm, um das Blut so gut wie v\u00f6llig zu entfernen, bei gr\u00f6\u00dferen Tieren nahm ich 6-^7 Spritzen. Als Sp\u00fclfl\u00fcssigkeit diente dieselbe L\u00f6sung, die nachher bei dem Versuch benutzt wurde. In den F\u00e4llen, in denen die Nieren eines Tieres auf mehrere Versuche mit verschiedenen L\u00f6sungen verteilt wurden, ist bei jedem Versuch die Zusammensetzung der Sp\u00fclfl\u00fcssigkeit angegeben. In einigen F\u00e4llen wurde die aus der Vene abstr\u00f6mende Sp\u00fclfl\u00fcssigkeit aufgefangen und analysiert.\n. \u2022\t32* '","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"Otto Cohnheim,\nNach der Aussp\u00fchlung des Blutes wurden die Nieren herausgenommen, das Nierenbecken aus der Niere herausgeschnitten, die Kapsel abgezogen und die Niere mit einem Wiegemesser zerhackt. Die unzerkleinerten Nieren w\u00e4ren im Verh\u00e4ltnis zu ihrer Oberfl\u00e4che viel zu gro\u00df gewesen, als da\u00df man einen Stoffaustansch zwischen ihnen und der Versuchsfl\u00fcssigkeit h\u00e4tte erwarten k\u00f6nnen. Durch die Zerkleinerung entstanden in der Hauptsache linsengro\u00dfe St\u00fcckchen, daneben auch kleinere Partikelchen. Die zerhackten Nieren wurden gewogen und kamen in Kolben, die in der Regel 50 ccm einer Kochsalz- oder Kochsalztraubenzuckerl\u00f6sung enthielten. Der Versuch dauerte 20-30 Minuten. Von dem Tode des Tieres bis zum Beginn des Versuches vergingen 11\u201415 Min. Die K\u00f6lbchen kamen in ein Wasserbad von 40\u201442\u00b0 und es wurde w\u00e4hrend des Versuches ein Luftstrom durch sie hindurchgeleitet. Die L\u00f6sung sch\u00e4umte dabei mehr oder weniger stark, bei den Katzenversuchen st\u00e4rker als bei den Kaninchenversuchen ; auch mu\u00dfte es bei dem Durchstreichen der Luft durch die warme L\u00f6sung zu einer Wasserverdunstung kommen. Um nicht etwa Versuchsfehler zu erhalten, lie\u00df ich den von den Versuchsk\u00f6lbchen kommenden Luftstrom durch ein zweites K\u00f6lbchen gehen, das kalt gehalten war. Bisweilen sammelte sich in ihm Schaum oder Kondenswasser an und wurde am Schl\u00fcsse des Versuches zu der Versuchsl\u00f6sung hinzugef\u00fcgt. Ich habe diese Versuchsanordnung anfangs getroffen, da ich nicht wissen konnte, wie weit K\u00f6rpertemperatur und Sauerstoff eine Rolle spielten. Ich habe sie beibehalten, auch als sich die Entbehrlichkeit des Sauerstoffs herausstellte, da der Luftstrom die Versuchsfl\u00fcssigkeit ja gleichm\u00e4\u00dfig mischte und sie so besser mit den Nierenst\u00fccken in Ber\u00fchrung brachte.\nNach Beendigung der Versuchszeit wurde die Fl\u00fcssigkeit durch Gaze gegossen und die Nierenst\u00fcckchen mit der Gaze mit der Hand noch etwas abgedr\u00fcckt. Die Fl\u00fcssigkeit wurde abk\u00fchlen lassen und gemessen; meist betrug sie nicht ganz 50 ccm, sondern etwas weniger. Ob es sich nur um ein mechanisches Anhaften an den Nierenst\u00fccken handelte, oder ob die Niere Wasser aufgenommen hatte, wei\u00df ich nicht. Nach","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Physiologie der Nierensekretion, II.\t455\nSiebecks Versuchen ist eine wirkliche Aufnahme wahrscheinlich, da ich meist L\u00f6sungen benutzte, die etwas hypotonisch gegen\u00fcber dem S\u00e4ugetierserum waren. Ich habe auf diese Dinge aber keinen Wert gelegt und habe nur den Prozentgehalt der Fl\u00fcssigkeit an Kochsalz und Traubenzucker bestimmt. Die Differenzen zwischen den einzelnen Versuchen betrugen nur 0,5\u20142 ccm und genauer lassen sich die Nierenst\u00fcckchen doch nicht von der Fl\u00fcssigkeit befreien.\nOber die Bestimmungen des Kochsalzes und des Traubenzucker s. u. Hier will ich nur noch ein Wort \u00fcber die Enteiwei\u00dfung der Fl\u00fcssigkeit sagen. Die L\u00f6sungen nahmen immer Eiwei\u00df aus den Nierenst\u00fccken auf, das zur Bestimmung des Chlors und des Traubenzuckers entfernt werden mu\u00dfte. Ich habe diese Entfernung so vorgenommen, da\u00df ich zu der L\u00f6sung (48\u201450 ccm) einen Tropfen verd\u00fcnnte Essigs\u00e4ure (5\u00d6\u00b0/o) setzte und unter Umr\u00fchren mit einer Federfahne aufkochte. Zur Entfernung des Eiwei\u00dfes sind neuerdings verschiedene andere Methoden angegeben worden, Mastix, kolloidales Eisenoxyd u. a.l) Diese Methoden haben unter bestimmten Bedingungen nat\u00fcrlich ihre Bedeutung, wenn man ein Aufkochen der L\u00f6sung oder einen Salzzusatz vermeiden mu\u00df, oder bei schwer koagulierbarem Eiwei\u00df, wie dem H\u00e4moglobin. In sehr vielen F\u00e4llen bieten sie aber keinen Vorteil vor der einfachen Hitzekoagulation mit Essigs\u00e4ure und Kochsalz. Darf man gen\u00fcgend Salz hmzusetzen, und nimmt man nur wenig Essigs\u00e4ure, so erh\u00e4lt man nach meinen Erfahrungen nach dem Kochen immer ein klares, schnell filtrierendes, von koagulierbarem Eiwei\u00df freies Filtrat. Da ich Chlorbestimmungen machen wollte, durfte ich kein Kochsalz hinzuf\u00fcgen. Aber bei den Nierenversuchen \u2014 in einigen Versuchen habe ich Leber und Muskeln geradeso behandelt \u2014 geht auch nur wenig Eiwei\u00df in L\u00f6sung, das nicht schwer zu koagulieren ist, und so gen\u00fcgte die Menge von 0,5\u20140,7\u00b0Io Kochsalz, um ausnahmslos eine glatte und voll-\n\u2018) L. Michaelis und P. Rona, Biochem. Zeitschrift, Bd. 2, 7, H, 13, 14, 16, 18, 1906\u201409; Diese Zeitschrift, Bd. 69, S. 468, 1910, \u2014 K. M\u00f6ckel und E. Frank, ibid., Bd. 65, S. 323; Bd. 69, S. 85, 1910.","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\tOtto Cohnheim,\nst\u00e4ndige Koagulation zu erzielen. Allerdings durfte die Menge von einem Tr\u00f6pfchen Essigs\u00e4ure (50\u00b0/o) auf 50 Ccm nicht \u00fcberschritten werden. Das Eiwei\u00dfkoagulum wurde mit hei\u00dfem destillierten Wasser oftmals gr\u00fcndlich ausgewaschen \u2014 soweit m\u00f6glich nicht auf dem Filter, sondern durch Auskochen im Becherglase \u2014, Filtrat und Sp\u00fclwasser wurden gut gemischt und in einem Teil die Bestimmungen von Chlor oder Traubenzucker vorgenommen.\nII. Versuche mit Kochsalz.\nDie Chlorbestimmung geschah nach Volhard, indem eine bestimmte Menge des Filtrates mit einem Uberschu\u00df von Silberl\u00f6sung mit Salpeters\u00e4ure und Eisenammoniakalaun versetzt, auf 100 ccm aufgef\u00fcllt und filtriert wurde und die Titration mit Rhodanammonium in 50 ccm des Filtrates erfolgte. Versuche, ohne Filtration zu titrieren, gaben falsche Resultate. Die Berechnung erfolgte auf Chlornatrium. Zur Kontrolle habe ich es f\u00fcr erforderlich gehalten, in ein und derselben L\u00f6sung Chlorbestimmungen in der geschilderten Art und Chlorbestimmungen in der Art vorzunehmen, da\u00df ich 10 ccm der L\u00f6sung ohne Enteiwei\u00dfung unter Zusatz von viel Soda und Salpeter veraschte und nun das Chlor bestimmte. Es ergab sich eine v\u00f6llige \u00dcbereinstimmung zwischen beiden Methoden.\n1. Je 10 ccm einer Versuchsl\u00f6sung\n2 * 10 *\n3.\t\u00bb 10 \u00bb\n4.\t\u00bb 10 >\nKoaguliert\n63.5\tmg\tCINa\n64,0\t*\t\u00bb\n50.5\t\u00bb\t*\n64.0\t\u00bb\t*\n55.0\t\u00bb\t*\n\u00bb >\nVerascht\n64.5\tmg CINa \u2014 \u00bb \u00bb\n51.5\t\u00bb\t*\n64.0\t*\t\u00bb\n55.0\t\u00bb \u00a3 \u00bb\n55,0\t*\t>\nIch fasse die Versuche in Tabelle 1 zusammen. Hinzuzuf\u00fcgen sind noch Versuche, die im letzten Abschnitt besprochen sind, in dem \u00fcber die n\u00e4heren Bedingungen der Bindung berichtet wird.","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Physiologie der Nierensekretion. II.\t457\nTabelle 1.\nNr.\tTierart\tGewicht 6\tMenge ccm\tCINa >\tCINa nachher >\tBindung rag\n1.\tKatze\t12\t50\t0,56\t0,568 :\t0\n2.\tKaninchen\t11\t50\t0,56\t0,56\t0\n3.\t\u00bb\t11\t50\t0,56\t0,55\t0\n4.\tKleine Katze\t\u25a0\t9,5\t50\t0,59\t0,59\t0\n5.\t> \u00bb\t8\t50\t0,62\t0,6\t10\n6.\tGro\u00dfe \u00bb\t10\t50\t0,66\t0,61\t25\n7.\t> \u00bb\t19\t60\t0,66\t0,608\t26\n8.\tKleine \u00bb\t8\t50\t0,66\t0,615\t18\n9.\t\u2022 \u00bb r\t\u00bb\tf-* 7\t50\t0,66\t0,6\t30\n10.\tHand\t41\t80\t0,66\t0,605\t27\nTL\tGro\u00dfes Kaninchen\t1\u00bb\t50\t0,66\t0,625\t18\n12.\t\t12\t50\t0,66\t0,62\t20\n13.\tKatze\t11\t50\t0,66\t0,64\t10 -\n14.\t\u00bb\t22\t50\t0,66\t0,613\t24\n15.\tKleine Katze\t4\t150\t0,63\t0,614\t24\n16.\tGro\u00dfe >\t35\t80\t0,66\t0,62\t32\n17.\tKatze\t12\t50\t0,66\t0,61\t2p\n18.\t\t22\t50\t0,66\t0,64\t10\nAus den Versuchen geht hervor, da\u00df\n1.\tOberhaupt eine Bindung des Chlornatriums an die\nNierenst\u00fcckchen statt hat, und da\u00df\tQ\n2.\tBei 0,6\u00b0/o eine scharfe Grenze f\u00fcr diese Bindung besteht. Ober 0,6 \u00b0/o werden erhebliche Mengen gebunden, darunter gar nichts.\nDa\u00df tats\u00e4chlich eine Schwelle existiert, habe ich durch folgenden Versuch zu beweisen gesucht, in dem sich zeigt, da\u00df nur bis zu einer bestimmten Konzentration gebunden wird.\nVersuch 19. Gro\u00dfes Kaninchen. 10 g.\na)\t5 g\t150 ccm\t0,63\u00b0/\u00bb CINa.\t0,617\u00b0/o\tCINa.\t20 mg\tgebunden.\nb)\t5 *\t50 \u00bb\t0,63*/#\t\u00bb\t0,6#/o\t\u00bb\t15 \u00bb\t\u00bb\nDie Niere konnte also an sich 20 mg binden, sie band in b) mir 15 mg, weil die Schwelle erreicht ist.\nDie absoluten Mengen des Kochsalzes, die gebunden sind, wechseln stark. Das h\u00e4ngt vermutlich von dem Zustande der","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"458\nOtto Cohnheim,\nNiere ab, d. h. davon, ob die Niere sich im Moment des Versuches gerade im Zustande der Salzsekretion befand oder nicht. Im ersteren Falle war zu erwarten, da\u00df sie bereits Chlor gebunden hatte, also nicht mehr viel binden konnte. Da\u00df dem wirklich so ist, beweist ein Versuch, bei dem ich einer Katze intraven\u00f6s eine hypertonische Kochsalzl\u00f6sung einlaufen lie\u00df, und sie eine Stunde sp\u00e4ter in Versuch nahm.\nVersuch 20. Gro\u00dfe Katze. Niere 17 g. Nur die H\u00e4lfte verwendet (vgl. unten Abschnitt 4).\n50 ccm 0,7\u2022/\u2022 CINa. 0,682 CINa. 9 mg CINa gebunden. \u00ab\nDie gebundene Kochsalzmenge ist sehr viel geringer als in allen anderen Versuchen, in denen die Katzen gehungert hatten. Besonders stark ist ja der Einflu\u00df des Ern\u00e4hrungszustandes auf die Salzsekretion des Kaninchens,>) ich habe aber in meinen Versuchen, bei denen es mir zun\u00e4chst nur auf das Prinzip ankam, auf diesen Ern\u00e4hrungszustand nicht geachtet.\nIch habe dann noch einige andere Organe, Leber und Muskeln, untersucht. Die Ergebnisse finden sich in Tabelle 2. Die Versuchsnummern sind meist mit denen aus der Tabelle 1 identisch; das bedeutet, da\u00df es sich um Organe desselben Tieres handelt.\nTabelle 2.\nNr.\tTierart\tGewicht g\tMenge ccm\tCINa V\tCINa nachher \u00b0/o\tBindung mg\n18 b.\tKatze\tLeber 29\t80\t0,5\t0,477\t19\n2 b.\tKaninchen\t25\t80\t0,56\t0,485\t60\n12 b.\tGro\u00dfes Kaninchen\t48\t130\t0,66\t0,585\t100\n17 b.\tKatze\t37\t100\t0,66\t0,61\t50\n21.\t' \u00bb\t20\t50\t0,66\t0,6\t30\n18 c.\tKatze\tMuskeln 50\t150\t0,5\t0,41\t135^\n11b.\tKaninchen\t30\t100\t0,3\t0,27\t30\n11c.\t\u2022 \u2022 >\t30\t100\t0,4\t0,37\t30\n22.\t\u00bb\t33\t100\t0,66\t0,55\t110\nb\t\u2022 V.\t\\\t\u00bb\t17\t50\t0,66\t0,52\t70\n13.\t>\t15\t50\t0,67\t0,6\t35\n\t') L. Asher und L. Waldstein. Biochem. Zeitschrift, Bd. 2, S. 1.\t\t\t\t\t\n1906.\tVgl. R. Magnus,\t1. c.\t\t\t\t","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Physiologie der Nierensekretion. II.\t459\nAuch hier wird immer Chlornatrium zur\u00fcckgehalten, aber von einer Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit, einer Schwelte, habe ich nichts bemerken k\u00f6nnen. Bei den Muskeln hatte, wie zu erwarten, in hypotonischen L\u00f6sungen die Fl\u00f6ssigkeitsmenge deutlich abgenommen.\nIII. Versuche mit Traubenzucker.\nZur Bestimmung des Traubenzuckers im eiwei\u00dffreien Filtrat habe ich anfangs nebeneinander die Methoden von Pavy, von Bang1) und von Bertrand9) angewandt, da es mich interessierte zu sehen, wie die Resultate in Gewebs-extrakten ausfielen. Die Methode von Pavy habe ich fr\u00fcher viel angewandt. Bei den beiden anderen Methoden hielt ich mich genau an die Originalvorschriften. In der Tabelle 3 stehen die 3 Zahlen nebeneinander. Wie es f\u00fcr den Harn ja bereits angegeben worden ist, gibt die Methode von Bang erheblich h\u00f6here Werte, als die von Bertrand, auch erheblich h\u00f6here, als dem zugesetzten Traubenzucker entspricht. Die Ber-trandsche Methode gibt bei Zusatz von Traubenzucker zu einem Nierenextrakt den genau richtigen Wert an. Da mit der M\u00f6glichkeit gerechnet werden mu\u00df, da\u00df die Nierenextrakte an sich reduzierende Substanzen enthalten, handelt es sich offenbar um einen Minimalwert, was ja dem Wesen der Methode entspricht. Die Pavy sehe Methode gibt bisweilen Werte, die mit der von Bertrand so gut wie ganz \u00fcbereinstimmen, bisweilen Werte, die betr\u00e4chtlich h\u00f6her liegen, zwischen den Zahlen nach Bertrand und nach Bang. Auf Grund dieser Ergebnisse habe ich in den sp\u00e4teren Versuchen nur noch die Methode von Bertrand angewendet und sie der Berechnung ausschlie\u00dflich zugrunde gelegt. Ich f\u00fchre die anderen Werte an, da sie vielleicht methodisch interessieren.\nDer Traubenzucker mu\u00df in einer sehr niedrigen Konzentration angewendet werden, und nach Siebecks Beobachtungen mu\u00dfte die Niere in reinen Traubenzuckerl\u00f6sungen von dieser Konzentration stark quellen, was die Resultate h\u00e4tte beein-\n*) J. Bang, Biochem. Zeitschrift, Bd. 2, S. 271, 1906.\n*) G. Bertrand, Bull, de la Soc. china, de France, Bd. 35, S. 1285,1906.","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460-\tOtto Cohnheim,\ntr\u00e4chtigen k\u00f6nnen, Ich habe daher die L\u00f6sung immer auf 0,6\u00b0/o CINa gebracht und nur die Traubenzuckerkonzentrationen ge\u00e4ndert. Nach den eben angef\u00fchrten Kochsalzversuchen bindet die Niere ja in einer Kochsalzl\u00f6sung von 0,6 \u00b0/o kein Kochsalz. Die Sp\u00fclfl\u00fcssigkeit ist in der Tabelle immer angegeben. Ich gebe die Versuche wieder in Tabellenform. Hinzuzurechnen sind noch eine Anzahl von Versuchen auf dem IV. Abschnitt.\nTabelle 3.\n\t\tGe-\t\tTrau-\tTraubenzucker nachher\t\t\tGe-\t\n\t\t\t\tben- zucker\t\t\t\tbun- den\t\nNr.\tTierart\twicht\tMenge\t\tBer- trand\tBang\tPavv\t\tSp\u00fclung\n\t\u25a0 - x-v\t: 7;.'\tg\tccm\t#/o\t%\t#/o\t>\tmg\t\n23.\tGro\u00dfe Katze\t42\t\u2014\t. \u2014\t\u2014 \u2022\t\u2014\t\t\u2014\t\u2014\na.\t\u25a0 \u2014 y\u201c:\t14\t50\t0,2\t0,2\t0,3\t0,2\t0\tnur CINa\nb.\t\u2014\t14\t50\t0,6\t0,555\t0,66\t0,6\t27\t\u00bb > '\n21.\tGro\u00dfe Katze\t19\t\u2014.\t. \u2014\t.7 -T-\t\u2014\t\u25a0\u25a0\t\u2014\t\u2014:\na.\t\u2014 \u25a0\t9\t50\t0,275\t0,277\t0,34\t0,27\t0\tnur CINa\nb.\t.;C-r^v\t9\t50\t0,65\t. y\t0,6\t\u2014\t25\t\u00bb \u00bb\n25.\tGro\u00dfe Katze\t18\t\t\u2014 \u25a0\t\u25a0 /.'\u25a0T-, '\t\u2014\t:\u2014\t\u25a0 \u2014\u25a0 '\t\u2014\na.\t; ;\u2014\u2022\t9\t50\t0,3\t0,3\t0,34\t0,3\t0\tnur CINa\nh.\t\u2014\u2022\t9\t50\t0,65\t0,59\t0,61\t0,59\t30\t\n26.\tKleine Katze\t6\t50\t0,4\t0,38\t\u2014 :\t0,4\t10\t\u00bb \u00bb\n27.\tV\t\u25a0 \u00bb'\t9,5\t50\t0,6\t0,55\t0,75\t0,58\t25\t> >\n28 a.\tGro\u00dfe Katze\t14\t60\t0,4\t0,34\t\u25a0\t\u25a0 '\t\u2014 ;\t30\t0,4%Trauben- zucker\n29.\tHund\t11\t50\t0,6\t0,52\t\t_\t0,57\t40\tnur CINa\n30 a.\t, \u2022 \u00bb . .\t15\t50\t0,6\t0,52\t\u2022\u2014\t\u2014\t40\t\u00bb \u00bb\n31.\tGr.Kaninchen\t10\t50\t0,6\t0,56\t\u2014\u25a0\t0,58\t20\t> \u00bb\n32 a.\tGro\u00dfe Katze\t12\t50\t0,6\t0,55\t' .rr \u25a0\t\u2014\t25\t0,60/o Traubenzucker\n33 \u00e4.\t1 \u00bb\t8\t50\t0,6\t0,57\t\u2014 \u25a0\t\u2014\t15\tdo.\n42 a.\tGr.Kaninchen\t7\t50\t0,6\t0,6\t\u25a0 \u2014\t\u2014\t0\t\nAus diesen Zahlen geht hervor, da\u00df auch Traubenzucker von den Nierenst\u00fccken gebunden wird, und da\u00df auch hier eine scharfe Grenze existiert. Bis zu 0,3 \u00b0/o wird gar nichts gebunden, bereits bei 0,4\u00b0/o betr\u00e4chtliche Mengen. Die Grenze von 0,3 \u00b0/o ist erheblich h\u00f6her als die Grenze, die der Traubenzucker im Blute in der Regel erreicht. Sie stimmt mit den","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Physiologie der Nierensekretion. II.\t461\n\u00e4lteren Angaben von Claude Bernard \u00fcber die Sekretionsschwelle der Niere \u00fcberein. Heute w\u00fcrde man sie wohl niedriger erwartet haben. Nur in einem Versuche, 42 a, fand keine Bindung aus 0,6 \u00b0/o statt.\nBei dem Traubenzucker war noch die M\u00f6glichkeit zu erw\u00e4gen, da\u00df sein Verschwinden aus der Fl\u00fcssigkeit gar nicht auf einer Bindung durch die Niere beruhte, sondern auf einer Verbrennung durch die Niere. Ich habe daher in 4 Versuchen nach Abpressen der Fl\u00fcssigkeit die Nierenst\u00fccke hei schwach saurer Reaktion ausgekocht und in der Kochfl\u00fcssigkeit den Traubenzucker nach Bertrand bestimmt.\nVersuch 26 gebunden 10 mg im R\u00fcckstand 10 mg .. ; \u00bb. ' 27\t. *\t25 * *\t'\t9 ,:.\t23 \u00bb* \u25a0\n\u00bb7\t32b\t>\t15 \u00bb\t\u00bb\t18 *\t\u25a0\n\u00bb\t34b\t\u00bb.\t9 *\t\u00bb\t13 \u00bb\nDer Zucker ist also nicht verschwunden, sondern in lockerer, durch Kochen l\u00f6sbarer Weise an die Nierenst\u00fccke gebunden.\nIV. Die n\u00e4heren Bedingungen der Bindung von Kochsalz und Traubenzucker.\nIn den n\u00e4chstfolgenden Versuchen wollte ich sehen, ob sich Kochsalz und Zucker gegenseitig beeinflussen. Bei den bisherigen Zuckerversuchen enthielt die L\u00f6sung au\u00dfer dem Zucker immer noch Chlornatrium, aber in einer Konzentration, aus der nichts gebunden wird. Die Versuche habe ich so angeordnet, da\u00df ich entweder bei gleichbleibendem, die Schwelle \u00fcberschreitenden Kochsalzgehalt den Zuckergehalt so ver\u00e4nderte, da\u00df er das eine Mal \u00fcber, das andere Mal unter der Schwelle lag und dann nachsah, ob sich danach die Kochsalzbindung ver\u00e4nderte, oder da\u00df ich die Zuckerkonzentration gleichhielt und die Kochsalzkonzentration ver\u00e4nderte.\nVersuch 34. Katze. Ausgesp\u00fclt mit 0,6 \u00b0/o Kochsalz. Nieren 12,5 g.\n2 Teile. Je 6 g. Je 50 ccm. '\na)\t0,6 \u00b0/o Traubenzucker Nachher 0,59\u00b0/o Traubenzucker\n0,66#/oClNa\t*\t0,63\u00b0/o CINa\nb)\t0,6\u00b0/o Traubenzucker\t*\t0,58\u00b0/o Traubenzucker\n0,6 \u00b0/o CINa","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\tOtto Cohnheim,\nVersuch 85. Gro\u00dfe Katze. Ausgesp\u00fclt mit 0,7\u00b0/# CINa, 0,2 \u00b0/o Traubenzucker. Nieren 25 g. 3 Teile. Je 8 g. 1 Teil verloren. Je 50 ccm.\na)\t0,6\u00ae/\u00ab\tTraubenzucker Nachher 0,59 \u00b0/o\tTraubenzucker\n0,7*/\u00ab\tCINa\t>\t0,7 #/o\tCINa\nb)\t0,6 \u00b0/o\tTraubenzucker\t*\t0,57 \u00ae/o\tTraubenzucker\n0,6\u00ae/\u00ab\tCINa\t*\t0,61 */\u00ab\tCINa\nVersuch 36. Kleine Katze. Ausgesp\u00fclt mit 0,72 */\u00ab CINa, 0,2 \u00b0/o Traubenzucker. Nieren 12 g. 2 Teile. Je 6 g. Je 50 ccm.\na)\t0,6 #/o Traubenzucker\n0,72\u00ae/\u00ab CINa\tNachher 0,72\u00b0/o CINa\nb)\t0,2 \u00ae/o Traubenzucker\n0,72 */\u2022 CINa\tNachher 0,69\u00b0/o CINa\nAus diesen Versuchen geht hervor, da\u00df sich Kochsalz und Zucker in ihrer Bindung st\u00f6ren. Es wird weniger Kochsalz gebunden, wenn daneben Zucker gebunden wird, und weniger Zucker, wenn die Nieren daneben Kochsalz fixieren. In einem Versuche habe ich Zucker und Kochsalz nacheinander einwirken lassen. Versuch 32 a. Gro\u00dfe Katze. Traubenzucker 0,6. Nachher 0,55. Hinterher (32 c) kommen die Nierenst\u00fcckchen in eine Kochsalzl\u00f6sung von 0,7 \u00b0/o. Deren Titer \u00e4ndert sich nicht.\nBei einigen Kochsalzversuchen habe ich nachgesehen, ob die vorherige Aussp\u00fclung der Nierengef\u00e4\u00dfe erforderlich ist.\n37. Kaninchen, undurchsp\u00fclt 8 g\t50 ccm\t0,66\u00ae/\u00ab CINa\t0,67\u00ae/\u00ab CINa\n38. Katze, undurchsp\u00fclt\t12 \u00bb\t80 *\t0,7\u00ae/\u00ab\t\u00bb\t0,7\u00ae/\u00ab\t\u00bb\n17 a. Rechte Niete durchsp\u00fclt 12 \u00bb\t50 \u00bb\t0,66\u00ae/\u00ab \u00bb\t0,61\u00ae/\u00ab \u00bb\nb. Linke Niere undurchsp\u00fclt 9 \u00bb\t50 >;\t0,66\u00ae/\u00bb \u00bb\t: 0,67\u00ae/\u00ab\t\u00bb\nEs ist also n\u00f6tig, die Nierengef\u00e4\u00dfe vorher auszusp\u00fclen. Der Grund k\u00f6nnte darin liegen, da\u00df die Versuchsfl\u00fcssigkeit nicht an die Nierenzellen herankann, wenn noch Blut in den Gef\u00e4\u00dfen ist. Doch ist auch daran zu denken, da\u00df der Kochsalzgehalt d\u00e9s Blutes und der Nieren mitunter recht hoch sein kann. Ich habe einige Male das, was aus der Vene bei der Durchsp\u00fclung herauskam, aufgefangen und auf seinen Kochsalzgehalt analysiert.\nVersuch 18.\t1. Portion 0,69\u00ae/\u00ab\t2. Portion 0,73 \u00b0/o\nV\t9.\t1.\t\u00bb\t0,88%\t2.\t*\t0,61\t\u2022/\u2022\n\u00bb\t10.\t1.\t\u00bb\t0,68\u00ae/\u00ab\nV\t19.\t1.\t\u00bb\t0,69\u00ae/\u00ab\n\u00bb\t21.\t1.\t*\t0,71\u00ae/\u00ab","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Physiologie der Nierensekretion. II.\t463\nDiese Konzentrationen sind h\u00f6her als die der angewandten Kochsalzl\u00f6sungen, soda\u00df die Beimischung dessen, was man aus der Niere heraussp\u00fclt, eine etwaige Bindung verdecken kann. Jedenfalls kann man die Bindungen nur beobachten, wenn man die Niere vor dem Versuch von den Gef\u00e4\u00dfen her aussp\u00fclt.\nWeiterhin mu\u00df die Niere frisch sein.\nVersuch 39. Katze. 10 Uhr 19 get\u00f6tet. Nieren ausgesp\u00fclt, herausgenommen und zerhackt. Bis 5 Uhr 55 im Zimmer liegen gelassen. Nieren 10 g. 50 ccm. 0,66\u00ae/\u00ab QNa. 0,652\u00ae/o CINa. 4 mg gebunden.\nVersuch 20. Katze. Hypertonische Kochsalzl\u00f6sung intraven\u00f6s. 4 Uhr 40 get\u00f6tet. Nieren 17 g.\n1.\tH\u00e4lfte\tsofort.\t0,7 \u00b0/o\tCINa.\t0,682\u00ae/\u00ab\tCINa.\t9 mg gebunden.\n2.\t\u00bb\t6 Uhr 14.\t0,7\u00ae/o\t>\t0,696\u00ae/\u00bb\t\u00bb\t2 \u00bb\t\u00bb\nVersuch 40. Kaninchen. 11 Uhr 36 get\u00f6tet. Nieren 9 g. 2 H\u00e4lften. Je 50 ccm.\n1.\tH\u00e4lfte\tsofort.\t0,7 \u00ae/o\tCINa.\t0,656\u00ae/o\tCINa.\t22 mg\tgebunden.\n2.\t\u00bb\t12 Uhr 46.\t0,7\u00ae/\u00bb\t*\t0,692\u00ae/\u00bb\t>\t4 \u00bb\t\u00bb\nDer Sauerstoff spielt dagegen keine Holle.\nVersuch 30. Hund. Ausgesp\u00fclt mit 0,6\u00ae/\u00bb CINa, 0,6 \u00ae/o Traubenzucker. Je 15 g Niere.\na)\tLuft durch 0,52 \u00b0/o Traubenzucker.\nb)\tIn CO, 0,52\u00ae/\u00ab\nVersuch 23. Katze. Ausgesp\u00fclt mit 0,6\u00ae/o CINa, 0,65\u00ae/o Traubenzucker. Dieselbe Fl\u00fcssigkeit auch im Versuch. 2 Teile, je 14 g, je 50 ccm.\nb)\tmit Luftdurchleitung 0,555\u00b0 .. Traubenzucker (Bang 0,66; Pavy 0,6).\nc)\tohne \u00bb\t0,575\u00ae/o\t*\t( >\t0,66 ;\t\u00bb,\t0,62).\nIn Versuch 30 ist zwischen Luft und Kohlens\u00e4ure \u00fcberhaupt kein Unterschied, in Versuch 23 ein geringer Unterschied zugunsten des Kolbens, durch den Luft geleitet wurde, w\u00e4hrend der andere Stillstand. Ich vermute, da\u00df das an der mangelhaften Mischung liegt.\nVon gro\u00dfer Bedeutung ist dagegen die Temperatur. Ich habe in einer Reihe Versuchen die eine H\u00e4lfte der Niere in einen Kolben getan, der, wie immer, bei K\u00f6rpertemperatur gehalten wurde, den andern in ein Gef\u00e4\u00df mit Schnee gesetzt. Versuch 28. Gro\u00dfe Katze. Sp\u00fclwasser und Versuchsfl\u00fcssigkeit 0,6\u00ae/\u00ae CINa, 0,4\u00b0/o Traubenzucker. 2 Teile. Je 14 g. Je 50 ccm.\na)\t40\u00ae 0,34\u00ae/\u00bb Traubenzucker\nb)\t0\u00ae 0,385\u00ae/\u00bb V","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"464\nOtto Cohnheim,\nVersuch 41. Gro\u00dfes Kaninchen. Ausgesp\u00fclt nur mit Kochsalz. Versuchsfl\u00fcssigkeit 0,6\u00b0/\u00ab CINa. 0,6\u00b0/o Traubenzucker (?). 2 Teile. Je 5 g. Je 50 ccm.\na)\t40\u00b0 0,59 #/o Traubenzucker\nb)\tOVO,614>\t>\nVersuch 42. Gro\u00dfes Kaninchen. Sp\u00fclwasser und Versuchsfl\u00fcssigkeit 0,6 \u00b0/o CINa, 0,6\u00b0/o Traubenzucker. 2 Teile. Je 7 g. Je 50 ccm.\na)\t40 0 0,6 \u00b0/o Traubenzucker\nb)\tin Eis 0,604\u00b0/o Traubenzucker.\nVersuch 32. Gro\u00dfe Katze. Sp\u00fclwasser und Versuchsfl\u00fcssigkeit 0,6 \u00b0/o CINa, 0,6\u00b0/\u00ab Traubenzucker. 2 Teile. Je 12 g. Je 50 ccm.\na)\t40\u00b0 0,547\u00b0/o Traubenzucker\nb)\t0 \u00ae 0,565#/o\t\u00bb\nVersuch 43. Kleine Katze. Sp\u00fclwasser und Versuchsfl\u00fcssigkeit. Q,6\u00b0/o CINa, 0,6\u00b0/o Traubenzucker. Halbe Niere 4 g. 50 ccm.\nIn Eis 0,61 \u00b0/o Traubenzucker.\nDie Bindung des Zuckers an die Niere erfolgt also nur bei K\u00f6rpertemperatur, in der K\u00e4lte gamicht oder in viel geringerem Umfange. Das Resultat ist deshalb wichtig, weil dadurch alle etwaigen Einwendungen zunichte werden. Denn wenn sonst alles bis auf die Temperatur gleich ist, so m\u00fcssen auch etwaige Versuchsfehler sich in gleicherweise auf beide Versuche erstrecken. Die Differenz mu\u00df also einen physiologischen Grund haben. Es ist ja \u00fcbrigens bekannt, wie stark gerade die lockeren Bindungen durch die Temperatur beeinflu\u00dft werden.\nSehr nahe liegt es, mit der geschilderten Methodik pharmakologische Versuche zu machen. Da es mir zun\u00e4chst nur auf das Prinzip der Bindung ankam, so habe ich das auf sp\u00e4ter verschoben. Nur mit dem Phloridzin habe ich zwei Versuche gemacht* da von ihm immer gesagt wird, da\u00df es die Nierenschwelle f\u00fcr Zucker herabsetzte. Allerdings liegt f\u00fcr das Phloridzin die Untersuchung von Pavy, Brodie und Siau1) vor, nach der es sich nicht um eine Herabsetzung der Schwelle handelt, sondern das Phloridzin eine ganz andere Wirkung hat. Versuch 44. Gro\u00dfe Katze. 10 Uhr 50 Phloridzin subcutan. 12 Uhr 28 get\u00f6tet. Blasenharn enth\u00e4lt Zucker. Sp\u00fclwasser 0,625 \u00b0/o CINa, 0,3 \u00b0/o Traubenzucker. Nieren 17 g. 2 Teile. Je 8 g. Je 50 ccm. a) 0.625\u00b0/o CINa. 0,62 \u00b0/o Traubenzucker. Nachher 0,59 \u00b0/o Traubenzucker, h) 0,625 0/o >\t0,3 \u2022/\u2022\t\u00bb\t\u00bb\t0,31 #/o\t\u00bb\n*) F. W. Pavy, T. G. Brodie and P. L. Siau, Journ. of Physiol., Bd. 29. S. 467 (1903).","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Physiologie der Nierensekretion. II.\t465\nVersuch 45. Katze. 11 Uhr Phloridzin per Sonde. 4 Uhr 14 get\u00f6tet. Blasenharn enth\u00e4lt Zucker. Sp\u00fclwasser 0,625 \u00b0/o CINa. 0,3\u00b0/o Traubenzucker.\na)\t0,625\u00b0/o CINa. 0,3 \u00b0,o Traubenzucker. Nachher 0,31 \u00b0/o Traubenzucker.\nb)\t0,625\u00b0/o >\t0,2\u00b0/o\t\u00bb\t\u00bb\t0,220/o\t\u00bb\nPhloridzin beeinflu\u00dft also die Schwelle nicht. Schlu\u00dffolgerungen.\nAus diesen Versuchen geht hervor, da\u00df Kochsalz und Traubenzucker von Nierenst\u00fccken gebunden werden. Da\u00df Mineralbestandteile an die Organe gebunden werden, ist bekannt, und es ist besonders beim Muskel von Jaques L\u00f6b und Overton viel untersucht worden. Aber man hat sich dabei in der Hegel vorgestellt, da\u00df die Salze in diesen Versuchen gel\u00f6st blieben und da\u00df das verschiedene Eindringen in die Muskeln auf Permeabilit\u00e4tsdifferenzen des Muskels beruhte. Dieselbe Vorstellung entwickelt Sie beck f\u00fcr die Niere. Er beobachtete, da\u00df Nieren von Fr\u00f6schen in Ringerl\u00f6sungen verschiedener Konzentration verschiedenes Volumen besitzen : in konzentrierteren L\u00f6sungen sind sie kleiner, in verd\u00fcnnten gr\u00f6\u00dfer. Siebeck beobachtete ferner, da\u00df verschiedene Salze das Volumen der Niere verschieden beeinflussen. Er setzt auseinander, an sich k\u00f6nnten die Erscheinungen sowohl durch Quellungsvorg\u00e4nge, wie durch ein osmotisches System erkl\u00e4rt werdem Er entscheidet sich f\u00fcr das letztere, weil die bekannten Kolloide sich bei Quellungsvorg\u00e4ngen anders verhalten. Er fa\u00dft vielmehr die Nieren, genau wie es Overton mit den Muskeln tut, als ein osmotisches System auf, das aus einer fl\u00fcssigen und einer festen Phase besteht, die die fl\u00fcssige Phase begrenzt. Die feste Phase ist f\u00fcr Salze undurchl\u00e4ssig, aber f\u00fcr verschiedene Salze in verschiedenem Ma\u00dfe. Ich habe nun das Gewicht der Niere, d. h. der Wassermengen, die sie aufnimmt, nicht bestimmt, ich kann daher meine Versuche mit denen von Siebeck an der Niere und denen von Over ton am Muskel nicht ohne weiteres vergleichen, auch hat bei meinen Versuchen der osmotische Druck der Au\u00dfenl\u00f6sungen immer nur wenig variiert. Wenn es trotzdem zu einer Aufnahme der in der L\u00f6sung befindlichen Stoffe und damit zu einer Konzentrations\u00e4nderung der L\u00f6sung gekommen ist, so kann man diese Beobachtungen","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nOtto Cohnheim,\nvermutlich auch noch auf osmotische Prozesse zur\u00fcckf\u00fchren. Man wird dann aber nicht umhin k\u00f6nnen, recht verwickelte Hilfsannahmen zu machen. Die von mir in der Einleitung entwickelte Vorstellung, da\u00df die Niere aus einer sie ber\u00fchrenden L\u00f6sung Stoffe durch chemische Bindungen, Adsorption, fixiert, erkl\u00e4rt die Erscheinungen dagegen ungezwungen. Vollends ist der pl\u00f6tzliche Sprung, die von mir beobachtete Schwelle, bei einem osmotischen System kaum zu erwarten, bei einer chemischen Adsorption dagegen, nach dem was wir sonst von Kolloiden und Adsorption wissen, recht gut verst\u00e4ndlich.\nIch bin aber garnicht sicher, ob Siebeck und ich \u00fcberhaupt das Gleiche untersucht haben. Siebeck pr\u00fcft die Wasseraufnahme der Nieren und legt das gr\u00f6\u00dfte Gewicht auf die Reversibilit\u00e4t der beobachteten Erscheinungen. Ob die Aufnahme von Salz und Zucker in meinen Versuchen reversibel ist, wei\u00df ich nicht ; ich halte die Entscheidung nach dem Ausfall von Versuch 32 c auch f\u00fcr einigerma\u00dfen schwierig. Jedenfalls bin ich mit der Erwartung an die Versuche herangegangen, irreversible Vorg\u00e4nge zu beobachten. Denn nur ein irreversibler Proze\u00df kann f\u00fcr die Sekretion in Betracht kommen, bei der ein Stoff dem Blute entzogen wird und nicht wieder ins Blut zur\u00fcckkehrt, sondern nach der andern Seite der Zelle, in das Sekret, transportiert wird. Man wird ja bei jeder Dr\u00fcsenzelle zwei ganz verschiedene Dinge unterscheiden m\u00fcssen, n\u00e4mlich 1. die spezifische T\u00e4tigkeit der Zelle als sezernierendes Organ und 2. solche Eigenschaften, die mit dem Stoffwechsel und der Ern\u00e4hrung der Zelle selbst zu tun haben. Diese letzten Vorg\u00e4nge k\u00f6nnen und m\u00fcssen jedenfalls in gewissem Umfange reversibel sein und von ihnen ist es durchaus m\u00f6glich, da\u00df sie in den verschiedensten Organen und Zellen gleich oder doch \u00e4hnlich sind. Au\u00dfer den Ern\u00e4hrungs- und Stoffwechselvorg\u00e4ngen im engeren Sinne k\u00f6nnen auch z. B. die f\u00fcr den Gesamtorganismus so wichtigen Erscheinungen hierher geh\u00f6ren, durch die alle Organe, wenn auch in verschiedenem Ma\u00dfe, als Reservoire f\u00fcr Wasser und Salze dienen k\u00f6nnen. Da\u00df es sich um Dinge handelt, die mit der spezifischen Funktion der Organe nichts zu tun haben, kann man bei den Siebeckschen","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Physiologie der Nierensekretion. II.\t467\nVersuchen allein schon daraus schlie\u00dfen, da\u00df sich nach ihm die Nieren wie der Muskel verhalten. Das, was Overton und Siebeck beobachtet haben, bezieht sich also entweder auf Ern\u00e4hrungserscheinungen der Zelle, oder aber es bezieht sich \u00fcberhaupt nur auf den Bau der Zelle und hat mit ihrer physiologischen T\u00e4tigkeit an sich nicht mehr zu tun, als da\u00df diese eben auf dem Bau beruht. Wir wissen ja, da\u00df wir aus allen tierischen Organen Eiwei\u00dfk\u00f6rper isolieren k\u00f6nnen, die sich in ihren chemischen Eigenschaften nicht allzu weit von einander unterscheiden, und wir wissen, da\u00df histologisch die verschiedensten Zellen viel Gemeinsames haben. Die Untersuchungen von Overton und Siebeck f\u00fcgen etwas Drittes hinzu, was unabh\u00e4ngig von der Funktion allen Zellen gemeinsam ist. Ob es sich daneben um Dinge handelt, die w\u00e4hrend des Lebens physiologisch verwertet werden, mu\u00df in jedem einzelnen Falle bewiesen werden.\nIm Gegensatz zu diesen Untersuchungen glaube ich etwas ganz anderes untersucht zu haben, n\u00e4mlich das Zustandekommen der Sekretion der Nierenzelle, und ich schlie\u00dfe aus meinen Versuchen, genau so, wie aus den Schneckenversuchen der ersten Mitteilung, da\u00df die Niere die Stoffe, die sie sp\u00e4ter sezerniert, zun\u00e4chst in sich durch chemische Bindung fixiert.\nZusammenfassung.\n1.\tKochsalz und Traubenzucker werden von der lebensfrischen k\u00f6rperwarmen Niere aus einer L\u00f6sung chemisch aufgenommen und fixiert.\n2.\tDiese Fixation ist eine lockere, die durch die Siedehitze gel\u00f6st wird.\n3.\tBei dieser Bindung des Kochsalzes und des Traubenzuckers an die Niere zeigt sich, geradeso wie bei der Sekretion dieser Stoffe durch die Niere, eine bestimmte Schwell\u00e8. Unter dieser Schwelle bindet die Niere nichts, \u00fcber der Schwelle sofort erhebliche Mengen.\n4.\tDie chemische Bindung an Zellbestandteile, durch die die Stoffe aus der L\u00f6sung ausgef\u00e4llt werden, ist die Voraussetzung der Sekretion.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physio!. Chemie. LXXXIV.\t33","page":467}],"identifier":"lit19734","issued":"1913","language":"de","pages":"451-467","startpages":"451","title":"Zur Physiologie der Nierensekretion","type":"Journal Article","volume":"84"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:17:06.103608+00:00"}