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{"created":"2022-01-31T14:17:46.349216+00:00","id":"lit19735","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Bostock, Gertrude D.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 84: 468-477","fulltext":[{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der S\u00e4ureintoxikation.\n' : Von\nGertrude D. Bostock, M. B., B. Sc. Carnegie Fellow.\n'Aus der chemischen Abteilung des pathologischen Instituts der Universit\u00e4t Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 28. M\u00e4rz 1913.)\nVor l\u00e4ngerer Zeit fand E. Salkowski,^) da\u00df Kaninchen an eingegebene S\u00e4uren, sowie an die aus eingef\u00fchrtem Taurin gebildeten Schwefels\u00e4ure bei \u00absaurer Nahrung\u00bb Alkali von ihrem K\u00f6rper abgeben und dabei zugrunde gehen, augenscheinlich an der Alkalientziehung, w\u00e4hrend Hunde nach den Versuchen von G\u00e4thgens(2) gro\u00dfe Mengen von S\u00e4uren ohne Schaden vertragen.\nDamit war ein wichtiger Unterschied in dem Chemismus des K\u00f6rpers zwischen Herbivoren und Carnivoren festgestellt. Die Ursache, warum sich Herbivoren und Carnivoren so verschieden verhalten, wurde erst von Schmiedeberg und Walter(3) aufgedeckt. Sie fanden, da\u00df die Carnivoren die zugef\u00fchrte S\u00e4ure durch neugebildetes Ammoniak neutralisieren,*) w\u00e4hrend Herbivoren hierzu nicht imstande zu sein scheinen. Walter gelang es auch, Kaninchen, die infolge von S\u00e4urezufuhr im Sterben lagen, durch Injektion von Alkali in die Venen am Leben zu erhalten. Damit war der Beweis erbracht, da\u00df in der Tat nur die Alkalientziehung die Ursache des S\u00e4uretodes war. Walter stellte ferner die t\u00f6dliche Dosis auf 0,9 g HCl pro Kilo Tier fest, wenn diese Quantit\u00e4t S\u00e4ure, nat\u00fcrlich stark verd\u00fcnnt, innerhalb 24 Stunden per os gegeben wurde.\nIm Jahre 1906 hat nun Eppinger(4) die Resultate einiger Versuche an Kaninchen ver\u00f6ffentlicht, welchen die Idee zugrunde liegt, da\u00df es m\u00f6glich sein m\u00f6chte, auch Kaninchen vor der t\u00f6dlichen Wirkung der S\u00e4ure zu sch\u00fctzen, wenn man ihnen gleichzeitig mit der S\u00e4ure Substanzen zuf\u00fchrt, aus welchen eventuell eine Abspaltung von Ammoniak zu erwarten war. Eppinger hat die S\u00e4uredosis von Walter ben\u00fctzt. Er gab seinen Kaninchen 100 ccm \"/\u00ab-Salzs\u00e4ure (= 0,9125 g HCl) pro\n*) Eine dahingehende Vermutung hat auch Salkowski 1. c. schon ausgesprochen.","page":468},{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der S\u00e4ureintoxikation.\t469\nKilo K\u00f6rpergewicht und beobachtete, da\u00df die Tiere regelm\u00e4\u00dfig nach dieser Dosis innerhalb 22 bis 24 Stunden starben, da\u00df dagegen ein Kaninchen, wenn man ihm Glykokoll, Alanin, Asparagins\u00e4ure oder Harnstoff subcutan injiziert und gleichzeitig die S\u00e4ure per os verabreicht, nicht stirbt und den Tag nach der letzten Einspritzung vollkommen gesund zu sein scheint. Anderseits sind Acetamid, Formamid und Witte-Pepton nicht imstande, das Tier gegen S\u00e4urevergiftung zu sch\u00fctzen.\nIn den Versuchen VI und VII von Eppinger, in denen jedesmal je 5 g Glykokoll gleichzeitig mit der S\u00e4urezufuhr gegeben wurde, zeigte eine Harnanalyse, da\u00df das Ammoniak sich nur mit ungef\u00e4hr einem Drittel der a\u00fcsgeschiedenen S\u00e4ure verbunden hatte, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen zwei Drittel an fixes Alkali gebunden waren.\nPohl und M\u00fcnzer (4) wiederholten einige Versuche Eppingers mit Harnstoff und Glykokoll und konnten seine Resultate nicht best\u00e4tigen. Sie konnten absolut nichts von irgend einem sch\u00fctzenden Einflu\u00df gegen S\u00e4urevergiftuog feststellen. Wenn diese Einspritzungen \u00fcberhaupt einen Einflu\u00df hatten, dann beschleunigten sie eher den Tod der Tiere, anstatt ihn zu verhindern. Auf Veranlassung von Prof. E. Salkowski habe ich neue Versuche \u00fcber diese Frage angestellt, \u00fcber die im folgenden berichtet werden soll.\nAnordnung der Versuche.\nDie Tiere wurden mit Hafer gef\u00fcttert, um eine saure Reaktion des Harns hervorzurufen, da die sch\u00e4digende Wirkung zugef\u00fchrter S\u00e4ure sich nat\u00fcrlich nur bei einer \u00absauren Nahrung\u00bb geltend machen kann.\nDer Versuch wurde begonnen, sobald der Ham sauer reagierte, d. h. gew\u00f6hnlich nach zwei Tagen nach Beginn der Haferf\u00fctterung. Die ersten zwei Tage erhielt das Tier 100 ccm destilliertes Wasser mittels Schlundsonde, am dritten Tage wurde dem Tier vormittags und nachmittags je ein Drittel der t\u00f6dlichen S\u00e4uredosis verabreicht. Am vierten Tag wurde das Tier in gleicher Weise behandelt, d. h., wenn es nach der dritten Dosis nicht gestorben war, bekam es eine vierte.\n33*","page":469},{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"470\tGertrude D. Bostock,\nDie ben\u00fctzte S\u00e4ure war n/i-HGl und die t\u00f6dliche Dosis war genau dieselbe wie bei Eppingers Versuchen, also 100 ccm n/\u00ab-HCl pro Kilo K\u00f6rpergewicht. Die S\u00e4ure war jedesmal stark verd\u00fcnnt bis 120\u2014150 ccm.\nIn den ersten zwei Versuchen (I und 11) wurde S\u00e4ure allein verabreicht; da keines von beiden Tieren innerhalb 4*/t bis 5 Stunden nach dem letzten Teil der \u00abt\u00f6dlichen\u00bb Dosis gestorben war, wurde ihnen noch eine vierte Dosis gegeben.\nln Versuch III und IV suchte ich die Schutzwirkung von Glykokoll festzustellen. Gleichzeitig mit jeder S\u00e4uredosis bekam das Tier eine subcutane Einspritzung von 4 g Glykokoll. Beide Tiere starben, Nr. III in der Nacht nach der letzten S\u00e4ure-dosis, Nr. IV dagegen erst 48 Stunden nach der letzten Dosis, allerdings sah es w\u00e4hrend dieser Zeit sehr krank aus.\nWenn die Aminogruppe des Glykokolls einen sch\u00fctzenden Einflu\u00df h\u00e4tte, dann m\u00fc\u00dfte man ebenso einen sch\u00fctzenden Einflu\u00df von den organischen Salzen des Ammoniaks erwarten. In dieser Erw\u00e4gung erhielten die Tiere V, VI und VII eine L\u00f6sung, die 0,5 g essigsaures Ammoniak enthielt, gleichzeitig mit der S\u00e4ure mittels Schlundsonde. Nr. V starb gleich nach der dritten Dosis infolge versehentlicher Einf\u00fchrung der Schlundsonde in die Trachea.\nNr. VI und VII starben nach der dritten Dosis.\nDer Harn der zwei Tage vor der S\u00e4urezufuhr wurde zur Analyse vereinigt. In der Tabelle ist das Mittel von diesen zwei Tagen angegeben. Der Harn eines jeden S\u00e4uretages wurde einzeln analysiert. Die Menge des zweiten S\u00e4uretages entspricht nicht ganz derjenigen von 24 Stunden, da die Tiere meistens w\u00e4hrend der Nacht starben.\nDie Harnblase wurde jeden Vormittag ausgedr\u00fcckt, um den Harn der einzelnen Tage m\u00f6glichst gut von einander abzugrenzen.\nDie Analyse beschr\u00e4nkte sich auf die Bestimmung des TotalstickstofTs nach Kjeldahl und des Ammoniaks nach Kr\u00fcger-Reich-Schittenhelm, da die Frage, um wieviel die Ausscheidung von Ammoniak sich durch S\u00e4urezufuhr vermehrt, am wichtigsten war.","page":470},{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der S\u00e4ureintoxikation.\t471\nNachfolgende Tabelle*) enth\u00e4lt die gefundenen Resultate.\nVersuch I.\nMittel von zwei Tagen ohne S\u00e4ure Erster S\u00e4uretag . > . . . ... . Zweiter \u00bb\t... . . . . .\n100\n200\n100\n0,7196\n1,2890\n0,0036\n0,0009\n0,4655 0,0302\n0,5\n0,07\n6,4\nVersuch II.\nMittel von zwei Tagen ohne S\u00e4ure\t200\t1,6520\t0,0018\t0,09\nErster S\u00e4uretag\t\t300\t1,1865\t0,0126\t1,06\nZweiter \u00bb\t\t\t100\t0,8246\t0,0075\t0,92\nVersuch III.\nMittel von zwei Tagen ohne S\u00e4ure Erster S\u00e4ure- und Glykokolltag. Zweiter \u00bb\t*\t\u00bb\n400\n200\n250\n1,7360\n2,1840\n0,0016\n0,0397\n1,7500 0,0618\nVersuch IV.\nMittel von zwei Tagen ohne S\u00e4ure Erster S\u00e4ure- und Glykokolltag . Zweiter S\u00e4uretag . .\n\u2022 \u2022 \u2022 \u00ab\n300\n400\n400\n300\n1,0605\n2,7440\n0,0050\n0,0851\n2,6880 0,1759 1,2600 0,0685\n0,09\n1,82\n3,54\n0,47\n3,1\n6,58\n5,4\nStickstoff . des verabreichten Glykolls\n2,98 g.\ndo.\nVersuch V.\nMittel von zwei Tagen ohne S\u00e4ure Bei S\u00e4ure- und Ammonacetatzufuhr\n125\n200\nI Stickstoff\n0,6212 0,00451 0,73 I des znge-\n[f\u00fchrten Ain-0,9520 0,0259 2,7 I monacetats \u2019I 10,2727 g.\nVersuch Vl.\nMittel von zwei Tagen ohne S\u00e4ure\t150\t0,76651\t10,0030\t0,39 I\nS\u00e4ure- und Ammonacetatzufuhr .\t400\t1,2600\t0,0504\t4,00\nVersuch VII.\t\t\t\t\nMittel von zwei Tagen ohne S\u00e4ure\t250\t0,7568\t0,0022\t0,3\nS\u00e4ure- und Ammonacetatzufuhr .\t300\t1,3860\t0,1314\t9,4\n\u2022 \u00bb.\u00bb \u25a0 \u00bb\t280\t0,5512\t0,0464\t8,4\ndo.\ndo.\n') Die Beschreibung der einzelnen Versuche siehe weiter unten.","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"Gertrude D. Bostock,\nEr\u00f6rterung der Resultate.\nEs ist eine interessante Tatsache, da\u00df keines von meinen beiden Kaninchen innerhalb 41/* bis 5 Stunden nach der t\u00f6dlichen S\u00e4uredosis gestorben ist, Epp in ge r gibt an, da\u00df die seinen innerhalb 2 bis 2 Vs Stunden nach der letzten Dosis gestorben sind. Anscheinend besteht ein erheblicher Unterschied in der Widerstandskraft verschiedener Tiere. Nun wurden zwar meine Tiere mit Hafer, die von Eppinger mit Gr\u00fcnfutter gef\u00fcttert; wenn aber das Futter \u00fcberhaupt irgend\naus\u00fcbt, w\u00e4re zu erwarten gewesen, da\u00df die S\u00e4urevergiftung bei dem mit Gr\u00fcnfutter gef\u00fctterten Tiere sp\u00e4ter als bei dem mit Hafer gef\u00fctterten eintritt. In beiden Versuchen (I und II) stieg die Gesamtmenge des ausgeschiedenen Ammoniaks an den S\u00e4uretagen, und zwar in I mehr als in fl, wahrscheinlich liegt die Erkl\u00e4rung in der Tatsache, da\u00df Kaninchen II gleich nach der vierten Dosis starb und deshalb nicht so viel Ham Ausscheiden konnte. In keiner Weise gen\u00fcgt die Menge von Ammoniak, die Totalmenge der verabreichten S\u00e4ure zu binden, wie nach den von Salko wski ausgef\u00fchrten Harnanalysen bei S\u00e4urekaninchen, bei denen s\u00e4mtliche S\u00e4uren und Basen des Harns bestimmt und fast v\u00f6llige \u00c4quivalenz gefunden wurde, auch nicht anders zu erwarten war. Das Ammoniak, in Prozenten vom Totalstickstoff berechnet, ist an den S\u00e4uretagen bedeutend vermehrt. Gleichzeitige subcutane Einspritzung von Glykokoll hat die Tiere nicht gerettet, doch blieb Nr. IV verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig l\u00e4nger am Leben als die anderen, d. h. 48 Stunden. Die Totalmenge des ausgeschiedenen Ammoniaks war an den S\u00e4uretagen erheblich vermehrt und zwar weitaus mehr als bei den Tieren I und II. Merkw\u00fcrdigerweise war bei Nr. IV die Menge des Ammoniaks an dem auf den S\u00e4uretag folgenden Tage sehr gro\u00df. Auch der Prozentgehalt des Ammoniaks ist bedeutend h\u00f6her. Offenbar hat also das Glykokoll hier Ammoniak zur Neutralisierung der S\u00e4ure geliefert. Die gleichzeitige Verabreichung von essigsaurem Ammoniak in den Versuchen V, V! und VII hat den Tod nicht verhindert, sondern ihn im Gegen-","page":472},{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der S\u00e4ureintoxikation.\t473\nteil beschleunigt, wobei die dreifache Dritteldosis der S\u00e4ure gen\u00fcgte, statt der sonst angewandten vierfachen.\nDie Tiere V und VI haben an dem zweiten S\u00e4uretag keinen Harn ausgeschieden. Bei der Sektion war die Harnblase leer. Der Prozentgehalt des Ammoniaks wurde an den S\u00e4uretagen erheblich vermehrt gefunden.\nEs sei bemerkt, da\u00df die von Eppinger beschriebenen Pendelbewegungen des Kopfes nur an dem Tiere VII in der ganzen Reihe beobachtet wurden. Aus den Versuchen kann man wohl schlie\u00dfen, da\u00df eine Vermehrung des verf\u00fcgbaren Ammoniaks im Organismus eine S\u00e4urevergiftung zu verhindern nicht imstande ist. Ich lasse nunmehr die Versuchsprotokolle folgen.\nVersuch I.\n7. 10. 12. Gewicht 2,200 kg.\nNach zwei Tagen Haferf\u00fctterung reagierte der Harir sauer.\n9.\t10. 12. 10 Uhr vormittags 100 ccm destilliertes Wasser mittels Schlundsonde eingef\u00fchrt.\n10.\t10. 12.\tdo.\n11.\t11. 12. Gewicht 2,100 kg.\n10 Uhr vormittags 17,8 ccm ty-HCl verd\u00fcnnt mit destilliertem Wasser bis 120 ccm mittels Schlundsonde eingef\u00fchrt.\n4 Uhr 15 nachmittags\tdo.\n12.\t10. 12. 10 \u00bb vormittags .\t\u00bb\n2\t* 30 nachmittags\t\u00bb\nBemerkungen : Das Tier schien an beiden S\u00e4uretagen ganz munter zu sein, fra\u00df jedoch nicht. Tod in der Nacht zum 13. 10.\nBei der Sektion wurde nichts Abnormes beobachtet, au\u00dfer einigen kleinen Ecchymosen in der Magenmucosa. Die Nieren kongestioniert.\nEs sei betont, da\u00df das Tier nicht innerhalb 4V\u00ab Stundender dritten S\u00e4uredosis gestorben ist.\nVersuch II.\n12.10.12.\tGewicht 2,600 kg.\nHaferf\u00fctterung zwei Tage.\n14.10.12.\t10 Uhr vormittags 100 ccm destilliertes W\u00e4sser mittels Schlundsonde eingef\u00fchrt.\nVL 10.12.\tdo.\n16.10.12.\tGewicht 2,550 kg.\n10 Uhr vormittags 21,3 ccm n/,-HCl mit destilliertem, Wasser verd\u00fcnnt bis 150 ccm mittels Schlundsonde eingef\u00fchrt.\n3\tUhr nachmittags\tdo.\n17.10. 12. 10 * vormittags\tv\n3 \u00bb nachmittags\t\u00bb","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"474\nGertrude D. Bostock,\nBemerkungen: Das Tier fra\u00df an den S\u00e4uretagen nicht. Pl\u00f6tzlicher Tod ungef\u00e4hr eine Stunde nach der letzten S\u00e4uredosis.\nDie Sektion ergab, da\u00df die Magenmucosa infolge der postmortalen S\u00e4urewirkung erheblich angedaut war. Die Nieren injiziert.\nVersuch III.\nAn den Tagen vor der S\u00e4urezufuhr war das Tier genau wie in Versuch 1 und II behandelt worden.\n23.10.12.\tGewicht 2,730 kg.\n10 Uhr vormittags 22,8 ccm n/i-HCl verd\u00fcnnt bis 120 ccm mit destilliertem Wasser mittels Schlundsonde eingef\u00fchrt. 4 g Gly-kokoll in 50 ccm Wasser gel\u00f6st, subcutan eingespritzt.\n3 Uhr 30 nachmittags\tdo.\n24. 10. 12. 10 \u00bb vormittags\t>\n3 * 30 nachmittags\t\u00bb\nBemerkungen: Das Tier sieht an dem zweiten S\u00e4uretage krank aus. Die Atemz\u00fcge wurden vertieft. Das Tier fra\u00df an den beiden S\u00e4uretagen nicht. Tod w\u00e4hrend der Nacht des zweiten S\u00e4uretages.\nSektion: eine gro\u00dfe h\u00e4morrhagische Erosion in Magenmucosa. Nieren injiziert.\nEine Probe der Fl\u00fcssigkeit des subcutanen Gewebes wurde auf Gly-kokoll gepr\u00fcft \u2014 es enthielt kein Glykokoll.\nVersuch IV.\nAn den Tagen vor der S\u00e4urezufuhr wurde das Tier genau wie in Versuch I behandelt.\n. 18. 10.12. Gewicht 3,100 kg.\n22.10.12.\t\u00bb 2,800 \u00bb\n10 Uhr 30 vormittags 23,3 ccm n/t-HCl mit destilliertem Wasser bis 150 ccm verd\u00fcnnt mittels Schlundsonde eingef\u00fchrt. 4 g Glykokoll in \u00d60 ccm destillierten Wasser gel\u00f6st subcutan eingespritzt.\n3\tUhr\tnachmittags\t\\\tdo.\n23.10.12.\t10\t\u00bb\tvormittags\tt\n3\t\u00bb\tnachmittags\t>\n24. 10.12. Das Tier ist noch am Leben, doch ist es sehr krank und hat Dyspnoe.\tr\n25.10.12.\tSehr krank.\n26.10.12.\tTot.\nSektion : Eine gro\u00dfe Erosion in der Magencardia. Nieren injiziert.\nVersuch V.\n2.11.12.\tGewicht 2,170 kg.\nBehandlung vor der S\u00e4urezufuhr wie bei Versuch I.\n6. 11.12. Gewicht 2,130 kg.","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der S\u00e4ureintoxikation.\t475\n10 Uhr vormittags 17,7 ccm b/i-HC1 -f- 0,6 g essigsaurcs Ammon mit destilliertem Wasser verd\u00fcnnt bis 120 ccm mittels Schlund* sonde eingef\u00fchrt.\n3 Uhr nachmittags\tdo.\n7.11.12.\t10 > vormittags\t*\n3 \u00bb nachmittags\t.\t\u00bb\nBemerkungen : An dem zweiten S\u00e4uretag sah das Tier krank aus, starb leider w\u00e4hrend der letzten Injektion (s. o.)\nSektion : Mehrere kleine Ecchymosen in der Magen* und Darmmucosa.\nVersuch VI.\n3.11.12.\tGewicht 2,220 kg.\nBehandlung vor der S\u00e4urezufuhr genau wie in Versuch J.\n7.\t11.12. Gewicht 2,200 kg.\n10 Uhr vormittags 18,25 ccm n/i-HCl -f 0,8 g essigsaures Ammon mit destilliertem Wasser bis 120 ccm verd\u00fcnnt.\n3 Uhr nachmittags\tdo.\n8.\t11.12. 10 * vormittags\t\u00bb\nBemerkungen : Das Tier sah krank an dem zweiten S\u00e4uretage aus und Atmung vertieft. Tot zwei Stunden nach der dritten S\u00e4uredosis. Sektion : Gro\u00dfe h\u00e4morrhagische Erosion in der Magcnmucosa.\nVersuch VII.\n9.11.12.\tGewicht 1,970.\nBehandlung vor der S\u00e4urezufuhr genau wie in Versuch I.\n13.11.12.\tGewicht 1,730 kg.\n10 Uhr vormittags 14,4 ccm n/t -HCl -f* 0,5 g essigsaures Ammon mit destilliertem Wasser bis 120 ccm verd\u00fcnnt mittels Schlundsonde eingef\u00fchrt.\n3 Uhr nachmittags\tdo.\n14.11.12. 11 * vormittags\t\u00bb\nBemerkungen : Das Tier sah an dem zweiten S\u00e4uretage krank aus, nach der dritten Dosis wurden Pendelbewegungen des Kopfes beobachtet. Eine vierte Dosis konnte nicht verabreicht werden, weil das Tier am n\u00e4chsten Tage tot gefunden wurde.\t,\nSektion : Gro\u00dfe h\u00e4morrhagische Erosion in der Magenmucosa, gro\u00dfe h\u00e4morrhagische Flecke in den ersten 5 ccm der Duodenummucosa.\nMeine Resultate stimmen mit denjenigen von Pohl und M\u00fcnzer insoweit \u00fcberein, da\u00df meine Kaninchen durch gleichzeitige Zufuhr von Glykokoll vor der S\u00e4urevergiftung nicht gerettet werden konnten.\nPohl und M\u00fcnzer haben auch betont, da\u00df Ammonsalze bei Kaninchen sehr giftig wirken und da\u00df die Symptome sich","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"476\nGertrude D. Bostock,\nmit denen der S\u00e4ure Vergiftung decken, und deshalb bek\u00e4mpfen sie Eppingers Ansicht, da\u00df die Aminogruppe der Aminos\u00e4ure eine Schutz Wirkung gegen S\u00e4urevergiftung aus\u00fcbt. Meine Versuche mit gleichzeitiger Zufuhr von Ammoniumacetat und S\u00e4ure stehen in gutem Einklang mit den Ansichten von Pohl und M\u00fcnzer, insofern, als die Tiere fr\u00fcher zugrunde gegangen sind als diejenigen, die nur S\u00e4ure bekommen haben. Ihren Befund, da\u00df die Tiere fr\u00fcher gestorben sind bei gleichzeitiger Glykokoll- und S\u00e4urezufuhr als bei S\u00e4urezufuhr allein, habe ich aber nicht best\u00e4tigen k\u00f6nnen.\nAnderseits stehen meine Versuche mit denjenigen von Eppinger insoweit im Einklang, da\u00df bei gleichzeitiger Zufuhr von S\u00e4ure und Glykokoll die Ausscheidung von Ammoniak vermehrt ist.\nEs ist schwer zu verstehen, warum meine Kaninchen augenscheinlich mehr widerstandsf\u00e4hig gegen S\u00e4urevergiftung waren. Es ist wohl m\u00f6glich, da\u00df die Widerstandsf\u00e4higkeit bei verschiedenen Rassen und Individuen stark variiert. In dieser Hinsicht sei daran erinnert, da\u00df nach den Angaben von Eppinger Kaninchen, die mit Blutserum gef\u00fcttert sind, der S\u00e4urevergiftung \u00fcberhaupt nicht unterliegen.\nSchlu\u00dffolgerungen.\nGleichzeitig subcutane Einspritzung von Glykokoll bei S\u00e4urezufuhr per Schlundsonde sch\u00fctzt Kaninchen nicht vor S\u00e4urevergiftung, wenn auch vielleicht der Eintritt des Todes dadurch verz\u00f6gert wird.\nDie gleichzeitige Verabreichung von essigsaurem Ammon mit der S\u00e4ure beschleunigt den Tod der Tiere.\nBei der S\u00e4urevergiftung von Kaninchen findet gleichzeitig eine gewisse absolute Vermehrung des Ammoniaks im Harn statt. Auch der Prozentgehalt des Ammoniaks, bezogen auf den GesamtstickstofT, nimmt zu.\nDie Vermehrung des absoluten Ammoniakgehalts ist bedeutend gr\u00f6\u00dfer, wenn Glykokoll oder essigsaures Ammon gleichzeitig mit der S\u00e4ure verabreicht wird.","page":476},{"file":"p0477.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der S\u00e4ureintoxikation.\t477\nEs ist mir ein Bed\u00fcrfnis, Herrn Geh. Rat Salkowski f\u00fcr seine liebensw\u00fcrdige Anregung und Unterst\u00fctzung bei der Arbeit meinen besten Dank zu sagen.\nLiteratur.\n1.\tSalkowski, Virch. Arch., Bd. 58.\n2.\tG\u00e4thgens, Centrabl. f. d. med. Wiss., 1872, S. 839.\n3.\tWalter, Arch. f. exp. Path. u. Pharm., Bd. 7, 1877, S. 148.\n4.\tH. Eppinger, Wien. klin. Woch., 1906, Bd. 19, Nr. 5.\n5.\tJ. Pohl und E. M\u00fcnzer, Zentralbl f. Physiol., Bd. 20, Nr 7.","page":477}],"identifier":"lit19735","issued":"1913","language":"de","pages":"468-477","startpages":"468","title":"Zur Kenntnis der S\u00e4ureintoxikation","type":"Journal Article","volume":"84"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:17:46.349221+00:00"}