Open Access
{"created":"2022-01-31T14:25:48.703483+00:00","id":"lit19748","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Hubert Schmidt","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 85: 143-147","fulltext":[{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Beobachtungen und Vereuche mit Triketohydrindenhydrat\n(Ruhemann).\nVon\nEmil Abderhalden und Hubert Schmidt.\n(Aus dem physiologischen Institute der Universit\u00e4t Halle a. S.) (Der Redaktion zugegangen am 12. April 1913.)\nDas Triketohydrindenhydrat, dessen Entdeckung wir Ruhemann verdanken, gibt mit allen Verbindungen, die in a-Stellung zum Carboxyl eine Aminogruppe tragen, beim Kochen der w\u00e4sserigen L\u00f6sung eine mehr oder weniger intensive Blauf\u00e4rbung. Diese Eigenschaft macht das Triketohydrindenhydrat in hervorragendem Ma\u00dfe geeignet, um Verbindungen der genannten Art nachzusp\u00fcren.1) Die Empfindlichkeit der Reaktion h\u00e4ngt ganz wesentlich von der Konzentration des Triketo-hydrindenhydrats und des mit diesem reagierenden Produktes ab. So kann man z. B. dann, wenn. in solchen Verd\u00fcnnungen gearbeitet wird, da\u00df keine F\u00e4rbung sich zeigt, durch Eindampfen des Gemisches noch eine Farbreaktion erhalten. Dieser Umstand ist besonders wichtig, weil bei der Anwendung des Triketohydrindenhydrats zum Nachweis von dialysierbaren, mit dem genannten Reagens unter Farbbildung reagierenden Stoffen ganz besonders sorgf\u00e4ltig darauf geachtet werden mu\u00df, da\u00df bei vergleichenden Versuchen genau gleich stark eingedampft wird. Der eine von uns hat f\u00fcr sein Dia-lysierverfahren Reagenzgl\u00e4ser mit einer Marke herstellen lassen, damit man direkt abiesen kann, ob man bei allen Versuchen gleich stark gekocht hat. Gewi\u00df sind Fehlreaktionen z. B. bei der Serodiagnostik der Schwangerschaft durch verschieden\n') Emil Abderhalden und Hubert Schmidt, \u00fcber die Verwendung von Triketohydrindenhydrat zum Nachweis von Eiwei\u00dfstoflen und deren Abbaustufen. Diese Zeitschrift, Bd. 72, S. 37, 1911.","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nEmil Abderhalden und Hubert Schmidt.\nstarkes Einkochen hervorgerufen worden. Es sei deshalb an dieser Stelle noch besonders auf diesen Punkt hingewiesen.\nUm die Verwertbarkeit des Triketohydrinden-hydrats zum Nachweis von dialysierbaren, die Biuret-reaktion nicht gebenden Aminos\u00e4urederivaten und Aminos\u00e4uren selbst zu demonstrieren, haben wir in verschiedenen K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten auf solche Verbindungen gefahndet.\nDie einzelnen Versuche sind alle in der gleichen Art durchgef\u00fchrt worden. Die Fl\u00fcssigkeit wurde in eine Dialysier-h\u00fclse gebracht und stets gegen destilliertes Wasser bei Zimmertemperatur dialysiert. Der Versuch wurde nach 16\u201424 Stunden abgebrochen. Zur Verhinderung von F\u00e4ulnis und von Verdunstung wurden H\u00fclseninhalt und Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit mit Toluol \u00fcberdeckt. Von dem auf ein bestimmtes Volumen eingedampften Dialysate wurden genau 10 ccm mit 0,2 ccm einer l\u00b0/oigen w\u2019\u00e4sserigen Triketohydrindenhydratl\u00f6sung \u2014 auch Ninhydrin genannt \u2014 genau eine Minute gekocht.\nEs zeigte sich, da\u00df frische Milch, Harn, Speichel, Blutplasma und -serum, Lymphe, Schwei\u00df, Inhalt einer Cysticerkencyste, frisches Eiereiwei\u00df, frisches Fleisch, gekochtes Eiereiwei\u00df, gekochtes Fleisch an das Dialysat Stoffe abgeben, die keine Biuretreaktion zeigen, wohl aber mit Triketohydrindenhydrat reagieren. Zu bemerken ist noch, da\u00df das frisch dem eben get\u00f6teten Tiere entnommene Fleisch und ferner das gekochte Ei im Kochwasser in die Dia-lysierh\u00fclse gegeben wurden, weil wir wissen wollten, ob in diesen Produkten einfachere Verbindungen vorhanden sind, die den Aminos\u00e4uren verwandt oder mit diesen identisch sind.\nDie Tatsache, da\u00df Schwei\u00df ganz intensiv reagiert, ist praktisch sehr wichtig. Man wird bei der Anwendung des Rea-genses vorsichtig darauf achten m\u00fcssen, da\u00df kein Gegenstand, der nachher mit dem Triketohydrindenhydrat zusammentrifft, mit Schwei\u00df in Ber\u00fchrung kommt. Dreht man z. B. einen Siedestab eine Weile zwischen den Fingern, dann gibt dessen Kochwasser bereits mit Triketohydrindenhydrat eine Farbreaktion.\nBemerkt sei noch, da\u00df Minerals\u00e4uren und die saure Reak-","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Beobachtungen und Versuche mit Trikctohydrindenhydrat. 145\ntion \u00fcberhaupt die Farbbildung hemmen, bis vernichten. Ferner sind auch Alkalien sch\u00e4dlich.\nEinige Beispiele m\u00f6gen zeigen, wie die erw\u00e4hnten Versuche im einzelnen durchgef\u00fchrt worden sind.\nDas Eiwei\u00df eines H\u00fchnereies wird in einen Dialvsier-schlauch gebracht und 22 Stunden bei Zimmertemperatur gegen 300 ccm destilliertes Wasser dialysiert. Das Dialysat wird auf 15 ccm eingedampft. Es gibt keine Biuretreaktion, wohl aber positive Ninhydrinreaktion.\nEin ganzes H\u00fchnerei wird gegen 300 ccm Wasser dialysiert. Dauer des Versuches 24 Stunden. Es wird das Dialysat auf 15 ccm eingeengt. Keine Biuretreaktion, positive Ninhydrinreaktion.\n900 ccm ganz frische Milch werden 20 St. gegen 1500 ccm destillierten Wasser dialysiert. Das Dialysat wird auf 20 ccm eingeengt. Biuretreaktion negativ, Ninhydrindreaktion stark positiv.\n70 ccm Speichel 22 Stunden gegen 300 ccm destilliertes Wasser dialysiert. Das auf 10 ccm eingeengte Dialysat ergibt keine Biuretprobe, wohl aber eine starke Ninhydrinreaktion.\nDiese Versuche wurden mehrfach, immer mit dem gleichen Resultate durchgef\u00fchrt. Schwierigkeiten ergaben sich nur bei der Galle und beim Harn. Bei der Galle st\u00f6rte die Farbe des Dialysates. Man konnte nicht erkennen, ob eine Blauf\u00e4rbung eingetreten war. Beim Harn machte sich die Reaktion und vor allem der Ammoniakgehalt st\u00f6rend geltend. Man mu\u00df vor Anstellung der Probe unbedingt das Ammoniak entfernen. Zu sehr interessanten Resultaten gelangt man, wenn man das Dialysat und den nicht dia-lysierten Anteil f\u00fcr sich untersucht. W\u00e4hrend oft nur das Dialysat reagiert, erh\u00e4lt man ab und zu auch F\u00e4lle, bei denen das Dialysat keine Reaktion zeigt, dagegen der nicht dialvsierte Teil sich stark f\u00e4rbt. Es handelt sich dann offenbar um schwer dialysable Verbindungen. Genauere Untersuchungen stehen noch aus.\nWir haben weiterhin festgestellt, bis zu welcher Verd\u00fcnnung man einzelne Aminos\u00e4uren mittels derTri-ketohydrindenhydratreaktion noch erkennen kann. Wir wandten dabei immer 10 ccm der Aminos\u00e4urel\u00f6sung an und gaben dazu 0,2 ccm der l\u00b0/oigen w\u00e4sserigen Ninhydrinl\u00f6sung und kochten genau gleich stark bei allen Proben und immer eine Minute.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXV\t10\t'","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022f\nHO\tEmil Abderhalden und Hubert Schmidt,\nDie folgende Tabelle zeigt, bei welcher Verd\u00fcnnung noch eine Reaktion eintrat. Bei \u00c4nderung der Versuchsbedingungen kann die Reaktion noch empfindlicher gemacht werden.\nGlykokoll\t1 : 65000\nd-Alanin\t1 : 26000\nd-Valin\t1 : 15000\n1-Leucin\t1 : 25000\nd-Glutamins\u00e4ure\t1 : 22000\nAsparagin\t1 : 19000\ndl-Phenylalanin\t1 : 26000\n1-Histidin\t1 : 79000\na-Am i nobutters\u00e4ure\t1 : 16000.\nWir haben die erw\u00e4hnte Reaktion noch zu anderen Versuchen angewandt. In neuerer Zeit werden sehr oft Eiwei\u00dfarten zu intraven\u00f6sen oder subcutanen oder intraperitonealen Injektionen ben\u00fctzt. Es ist nun sehr wichtig, da\u00df bei derartigen Versuchen immer mit genau dem gleichen Material gearbeitet wird. Es k\u00f6nnen zu leicht Abbaustufen aller Art dem Eiwei\u00df beigemischt sein und eventuell die Erscheinungen, die der Injektion folgen, bewirken. Es k\u00f6nnen vor allen Dingen auch Differenzen in einzelnen Beobachtungen durch das ungleiche, ja vorl\u00e4ufig nur sehr unexakt definierbare Material bedingt sein. Wir haben zu diesem Zwecke Eiwei\u00dfstoffe der Dialyse unterworfen und die Au\u00dfenfl\u00fcssigkeit mit Nin-hydrin gepr\u00fcft. Erst dann, wenn das Dialysat nicht mehr reagierte, verwendeten wir die Proteine. In der Tat verloren Proteine, die im rohen Zustand Erscheinungen aller Art bewirkt hatten, ihre Giftigkeit ganz, wenn wir sie der Dialyse unterwarfen. Es gilt dies besonders von Eiwei\u00dfl\u00f6sungen, die aufbewahrt worden waren, um bei einer Reinjektion ein gleiches\nMaterial zur Hand zu haben. Man wird in Zukunft fordern\n%\nm\u00fcssen, da\u00df zu Anaphylaxiestudien nur durch Dialyse gereinigte Proteine Verwendung finden d\u00fcrfen. Besonders interessant erscheint uns die Beobachtung, da\u00df aus H\u00e4moglobin dargestelltes Globin, das sehr giftig erschien, seine","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Beobachtungen und Versuche mit Triketohydrindenhydrat. 147\nWirksamkeit einb\u00fc\u00dfte, als es durch Dialyse gereinigt wurde. Wir werden sp\u00e4ter auf diese Beobachtungen eingehend zur\u00fcckkommen.\nBine weitere Anwendungsweise ergibt die folgende Beobachtung. Kiliani1) hat aus Antiarissaft einen sehr sch\u00f6n krystallisierenden Eiwei\u00dfk\u00f6rper isoliert. Dieser gibt interessanterweise mit Triketohydrindenhydrat keine Reaktion. Man kann nun in sehr sch\u00f6ner Weise die Aufspaltung dieses Proteins durch Alkalien und S\u00e4uren mittels des Ninhydrins verfolgen. Das erste Auftreten der Reaktion zeigt den Eintritt der Spaltung an. Vielleicht l\u00e4\u00dft sich der Kiliani sehe Eiwei\u00dfk\u00f6rper als ein feines Reagens aut proteolytische Fermente verwenden. Allerdings mu\u00df dann die Fermentl\u00f6sung so verd\u00fcnnt verwendet werden, da\u00df sie selbst nicht mehr mit Triketohydrindenhydrat reagiert. Vermerkt sei noch, da\u00df auch manche Abbaustufen der Proteine mit Triketohydrindenhydrat nicht reagieren. Wir werden auch die Plasteinbildung von diesen Gesichtspunkten aus studieren. Es ist wohl m\u00f6glich, da\u00df gar keine Synthese, sondern irgend eine Anhydridbildung \u2014 kurz eine Festlegung von Amino- oder Carboxylgruppen vorliegt, so da\u00df dann vielleicht die Reaktion ausbleibt.\nDiese Bemerkungen m\u00f6gen gen\u00fcgen, um zu zeigen, da\u00df das Triketohydrindenhydrat ganz ausgezeichnet dazu geeignet ist, um \u00fcberall Verbindungen nachzu-sp\u00fcren, die dem Typus derAminos\u00e4uren nahe stehen. Durch das Dialysierverfahren kann man die kolloiden Stoffe ausscheiden und ferner mittels der Biuret-reaktion auch die Peptone feststellen, oder aber bei negativem Ausfall der Probe beweisen, da\u00df einfachere Verbindungen als Peptone vorliegen m\u00fcssen.\n') H. Kiliani, \u00dcber a- und \u00df-Antiarin und \u00fcber krystallisiertes Eiwei\u00df aus Antiarissaft. Ber. d. Deutsch, chem. Gesellsch., Jg. 46, S. 667 1913.\n10*","page":147}],"identifier":"lit19748","issued":"1913","language":"de","pages":"143-147","startpages":"143","title":"Einige Beobachtungen und Versuche mit Triketohydrindenhydrat (Ruhemann)","type":"Journal Article","volume":"85"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:25:48.703489+00:00"}