Open Access
{"created":"2022-01-31T14:25:17.055704+00:00","id":"lit19785","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Suida, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 85: 308-323","fulltext":[{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Beobachtungen \u00fcber Vorg\u00e4nge beim F\u00e4rben animalischer\nFasern.\nVon\nW. Suida.\n(Der Redaktion zugegangen am :W. April 191:1.)\nVor einiger Zeit1) berichtete ich \u00fcber einige Beobachtungen betreffend die \u00c4nderung der chemischen Eigenschaften von Farbstoffen nach ihrem Auff\u00e4rben auf die animalische Faser und gedachte bei dieser Gelegenheit auch der Ansicht von A. Binz und G. Schr\u00f6ter,2) da\u00df der Proze\u00df der durch die desmotrope Chinonform veranla\u00dften echten F\u00e4rbung vielleicht als eine Kernkondensation zwischen Faser und Farbstoff aufzufassen sei, wozu dann als weiterer Faktor noch Salzbildung treten kann. Das Bestehen dieses letzteren Faktors ist mit R\u00fccksicht auf die vielfach nachgewiesene Bindung von S\u00e4uren und sauren Farbstoffen wenigstens bei Wolle nicht von der Hand zu weisen und wird hier bez\u00fcglich der Befestigung der sauren Farbstoffe vielleicht die Hauptrolle spielen.\nAnders liegt es jedoch mit der Annahme einer Kernkondensation der chinoiden Farbstoffe mit der Faser, sowie mit der Bindung von nur mit Phenolhydroxyl oder Aminogruppen versehenen Farbstoffen oder Substanzen.\nSeit dem Jahre 1908 haben mich Fragen, welche die zuletzt angedeuteten Verh\u00e4ltnisse betreffen, besch\u00e4ftigt. Zahlreiche Versuche, welche zur L\u00f6sung dieser Fragen in der mir leider geringen verf\u00fcgbaren Zeit durchgef\u00fcrt wurden, haben nun Resultate gezeitigt, \u00fcber die in den folgenden Zeilen berichtet werden soll.\nI. Der Verlauf der Hydrolyse der Schafwolle beim Behandeln mit Wasser und mit verd\u00fcnnten S\u00e4uren.\nAus meinen fr\u00fcheren Mitteilungen geht hervor, da\u00df die Schafwolle bei den Operationen des F\u00e4rbens aus einem anhydridartigen Zustand durch Hydrolyse (Aufspaltung; in einen\nli Lohnes F\u00e4rberzeitung. 1912.\n\u2022) Ber., 1902. S 4225.","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"I ber \\org\u00e4nge beim F\u00e4rben animalischer Fasern. 309\naktiven Zustand \u00fcbergeht, d. h. da\u00df sich durch fortgesetzte Hydrolyse unter fortdauernder Abspaltung von Bestandteilen der Wolle immer neue aktive Gruppen erschlie\u00dfen lassen, was ja auch ohne Schwierigkeit durch die Natur der Wolle als Eiwei\u00dfk\u00f6rper'erkl\u00e4rt werden kann.\nUm nun \u00fcber den Vorgang bei dieser Hydrolyse einigen Aufschlu\u00df zu erlangen, habe ich jene Schafwolle, wie sie immer zu meinen Versuchen diente, *) einer fortdauernden Einwirkung von Wasser, bzw. von verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure bei 100\" unterworfen und von Zeit zu Zeit die Natur der Abspaltungsprodukte festzustellen versucht.\nJe 5 g Schafwolle wurden mit 200 ccm Wasser \u00fcbergossen; einer Probe wurden 3 ccm einer 10\u00b0/oigen Schwefels\u00e4ure zugef\u00fcgt. Beide Proben wurden dann 1 Stunde lang in einem F\u00e4rbeapparat auf 98\u2014100\u00b0 C. erhitzt. Hierauf wurden die Wollproben herausgenommen, mit kaltem destilliertem Wasser gewaschen und sodann neuerdings mit 200 ccm destilliertem Wasser oder mit 200 ccm destilliertem Wasser und 3 ccm der 10\u00b0/oigen Schwefels\u00e4ure \u00fcbergossen und wieder eine gewisse Zeit auf 100\u00b0 C. erhitzt. Dieser Vorgang wurde einigemal wiederholt ; die jeweilig gewonnenen Flotten wurden untersucht.\nTabelle 1.\nZeitdauer\tDie Flotte gibt mit folgenden Reagenzien\tFlotte der mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure behandelten Wolle\tFlotte der mit Wasser allein behandelten Wolle\n1 Stunde\tLackmus\tsauer\t4 neutral\n\tDiazotierte Sulfanil-s\u00e4ure\thochgelb\thochgelb\n\tPikrins\u00e4ure\tstarke Tr\u00fcbung\tschwache Tr\u00fcbung\n\tPhosphorwolfram- s\u00e4ure\tdeutliche Tr\u00fcbung\tSpur einer Tr\u00fcbung\n\tGerbs\u00e4ure\tstarke F\u00e4llung\tdesgl.\n\tSalzs\u00e4ure\tunver\u00e4ndert\t\u00bb\n\tKrystallviolett\tblau, keine F\u00e4llung\tviolett, keine F\u00e4llung\n\tBiuretprobe\tblauviolett\tblauviolett\n\u2018) Monatshefte f. Chemie, 1905. S. 855.","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"W. Suida,\n310\nTabelle I. \u2014 Fortsetzung.\nZeitdauer\tDie Flotte gibt mit folgenden Reagenzien\tFlotte der mit verd\u00fcnnter Schwefel* s\u00e4ure behandelten Wolle\tFlotte der mit Wasser allein behandelten Wolle\n3 Stunden\tLackmus\tsauer\tneutral\n\tDiazol. Sulfanils\u00e4ure\thochgelb\thochgelb\n\tPikrins\u00e4ure\tstarke Tr\u00fcbung\tSpur einer Tr\u00fcbung\n\tPhosphorwolfram- s\u00e4ure\tdesgl.\tdesgl.\n\tGerbs\u00e4ure\tstarke F\u00e4llung\t\u00bb\n\tKrystallviolett\tblau, keine F\u00e4llung\tviolett, keine F\u00e4llung\n\tKrystallponceausalz\tdeutliche Tr\u00fcbung\tklar\n\tKrystallponceau- s\u00e4ure\tdesgl.\t\u00bb\n\tBiuretprobe\tblauviolett\tblauviolett\n5 Stunden\tLackmus\tsauer\tneutral\n\tDiazot. Sulfanils\u00e4ure\thochgelb\tschw\u00e4cher gelb\n\tPikrins\u00e4ure\tstarke Tr\u00fcbung\tSpur einer Tr\u00fcbung\n\tPhosphorwolfram- s\u00e4ure\tTr\u00fcbung\tdesgl.\n\tGerbs\u00e4ure\tF\u00e4llung\tklar\n\tKrystallviolett\tblau, keine F\u00e4llung\tviolett, keine F\u00e4llung\n\tKrystallponceausalz\tstarke Tr\u00fcbung\tklar\n\u2022\tKrystallponceau- s\u00e4ure\tdesgl.\t\u00bb\n\tNesslers Reagens\tstarke orange F\u00e4llung\tschwache Gelbf\u00e4rbung\n\tBiuretprobe\tnoch deutlich blauviolett\tnicht mehr wahrnehmbar\ny Stund.\tLackmus\tsauer\tneutral\n\tDiazot. Sulfanils\u00e4ure\thochgelb\tschwach gelb\n\tPikrins\u00e4ure\tF\u00e4llung\tklar\n\tPhosphorwolfram- s\u00e4ure\tTr\u00fcbung\tSpur einer Tr\u00fcbung\n\tGerbs\u00e4ure\tF\u00e4llung\tklar\n*\tKrystallviolett\tblau, keine F\u00e4llung\tviolett, keine F\u00e4llung\n\tKrystallponceausalz\tF\u00e4llung\tklar\n\tKrystallponceau- s\u00e4ure\t\u00bb\t\u00bb","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"311\n\u00dcber Vorg\u00e4nge beim F\u00e4rben animalischer Fasern. Tabelle I. \u2014 Fortsetzung.\nZeitdauer\tDie Flotte gibt mit folgenden Reagenzien\tFlotte der mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure behandelten Wolle\tFlotte de/ mit Wasser /allein behandelten \\Wolle\n9 Stund.\tNesslers Reagens\tstarke, orange F\u00e4llung\t\t\t\tT\t schwache Gelbf\u00e4rbung\n\tBiuretprobe\tnoch deutlich blauviolett\tbleibt aus\n17 Stund.\tLackmus\tsauer\tneutral\n\tDiazot. Sulfanils\u00e4ure\thochgelb\trein gelb\n\tPikrins\u00e4ure\tstarke F\u00e4llung\tklar\n\tPhosphorwolfram- s\u00e4ure\t* Tr\u00fcbung\t\u00bb\n\tGerbs\u00e4ure\t* F\u00e4llung\t\u00bb\n\tKrystallviolett\tblau, keine F\u00e4llung\tviolett, keine F\u00e4llung\n\tKrystallponceausalz\tstarke F\u00e4llung\tklar\n\tKrystallponceau- s\u00e4ure\tdesgl.\t\u00bb\n'\tNesslers Reagens '\torange F\u00e4rbung\tschwache gelbe F\u00e4rbung\n\tBiuretprobe\tbiauviolett\tbleibt aus\nZu diesen Versuchen sei bemerkt, da\u00df die. Probe mit diazotierter Sulfanils\u00e4ure mit mit Sodal\u00f6sung versetzter Flotte, jene mit Gerbs\u00e4ure bei den Flotten ohne S\u00e4urebehandlung unter Hinzuf\u00fcgen eines Tropfens verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure vorgenommen wurde.\nDie nach der 19 st\u00e4ndigen Behandlung wieder gut gewaschenen und an der Luft getrockneten Wollproben wurden gewogen, wobei es sich zeigte, da\u00df die mit Wasser allein behandelte Wolle fast gar nichts an Gewicht verloren hatte, w\u00e4hrend die mit verd\u00fcnnter S\u00e4ure behandelte Wolle einen Gewichtsverlust von 6\u00b0/o aufwies.\nDiese WTollproben wurden nunmehr 1 Stunde lang im F\u00e4rbeapparat mit 10\u00b0/o Zinnsalz und 10\u00b0/o Essigs\u00e4ure (200 ccm Wasser) behandelt, wobei sie vollkommen ungef\u00e4rbt blieben. *) Dann erfolgte noch eine einst\u00fcndige Behandlung mit einer\n*) Vgl. M. Becke, F\u00e4rber-Zeitung, 1912, Heft 3 und 4.","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nW. Suida,\n10'7o des Wollgewichtes an Soda enthaltenden L\u00f6sung. Auch jetzt trat keine F\u00e4rbung auf, aber die urspr\u00fcnglich nur mit Wasser behandelte Wolle blieb intakt, w\u00e4hrend die anfangs mit verd\u00fcnnter S\u00e4ure behandelte Wolle sich zum gro\u00dfen Teil aufl\u00f6ste. Die nunmehr sich ergebenden Flotten enthielten viel Ammoniak (die mit Wasser behandelte viel mehr als die mit S\u00e4ure behandelte), ergaben mit alkalischer Bleioxydl\u00f6sung intensive Braunf\u00e4rbungen und lie\u00dfen beim Ans\u00e4uern wei\u00dfe Hocken (bei der mit S\u00e4ure behandelten Wolle viel mehr als bei der mit Wasser allein behandelten) unter starker Schwefelwasserstoffentwickelung (durch Bleipapier nachgewiesen) fallen. Die Niederschl\u00e4ge l\u00f6sen sich in Alkohol auf zu opalisierenden Fl\u00fcssigkeiten.\nAus diesen Versuchen ist zu entnehmen, da\u00df Wolle in schwach mineralsaurer Flotte viel mehr Substanz abgibt, als in neutraler Fl\u00fcssigkeit, da\u00df sich dieser st\u00e4rkere Eingriff der sauren Fl\u00fcssigkeit besonders beim Nachbehandeln mit alkalischen Fl\u00fcssigkeiten erkenntlich macht. Es ist aber auch ferner zu entnehmen, da\u00df die Wolle an Wasser oder schwrachsaures Wasser (in diesem Falle viel mehr) vor allem basische Bestandteile abgibt, da\u00df also beim F\u00e4rben der Wolle unter \u00fcblichen Verh\u00e4ltnissen die Wolle selbst saurer wird.\nII. Verhalten von Phenolen und substituierten Phenolen gegen\nSchafwolle.\nSehr viele, ja man kann sagen die Mehrzahl der k\u00fcnstlichen und nat\u00fcrlichen Farbstoffe enthalten Phenolhydroxylgruppen. Zum Teil sind diese ebenso wie stickstoffhaltige Gruppen die Ursache der chinoiden Desmotropie, zum Teil jedoch k\u00f6nnen sie als schwach saure Gruppen die Ursache der Bindung von basischen Substanzen sein. Verbindungen von Phenolen mit Basen sind ja vielfach bekannt geworden; da\u00df solche Verbindungen mitunter unl\u00f6slich und auch sehr widerstandsf\u00e4hig sein k\u00f6nnen, geht ja auch aus den Befunden von J. Dollinger1) hervor.\n\u2019) Monatshefte f\u00fcr Chemie, 1910, S. 043.","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Vorg\u00e4nge beim F\u00e4rben animalischer Fasern. 313\nEs schien mir daher von Wichtigkeit, die Rolle dieser Phenolhydroxylgruppen verschiedener Phenole beim Proze\u00df der Behandlung animalischer Fasern, speziell der Schafwolle, mit phenolartigen K\u00f6rpern kennen zu lernen.\nEs ist eine altbekannte Tatsache, da\u00df z. B. Trinitrophenol Wolle intensiv anf\u00e4rbt, es ist aber ebenso bekannt, da\u00df diese F\u00e4rbungen sehr unecht sind und da\u00df ein schwaches Seifenbad die ganze F\u00e4rbung wieder abzieht, da\u00df also ein einfacher reversibler Proze\u00df vorliegt. Ferner ist aus dem D.R.P. 77552 der Farbwerke Meister Lucius und Br\u00fcning bekannt, da\u00df neben Amiden, Naphtholen, Dioxynaphthalinen und Amidodioxynaphtha-linen selbst eine Reihe von Sulfos\u00e4uren von Phenolen sich direkt auf die animalische Faser befestigen lassen. Da aber in den meisten bekannten F\u00e4llen nicht nur Phenolhydroxylgruppen, sondern auch Amidogruppen und wirkliche S\u00e4uregruppen bei diesen Prozessen eine Rolle spielen, so erscheint das hier gewonnene Bild in bezug auf die Wirkungsweise der Phenolhydroxylgruppen nicht rein.\nIch habe daher Versuche ausgef\u00fchrt, auf meiner Versuchs-Schafwolle verschiedene Phenole und dann auch Phenolcarbons\u00e4uren durch einst\u00fcndiges Kochen mit verd\u00fcnnten L\u00f6sungen dieser K\u00f6rper unter Zusatz von etwas Essigs\u00e4ure zu befestigen und ihre Eigenschaften auf der Faser zu ermitteln.. Es wurden f\u00fcr je 5 g Wolle 0,1 g des Phenols und 0,5 ccm einer 50\u00b0/oigen Essigs\u00e4ure neben 200 ccm Wasser verwendet und eine Stunde auf 98\u2014100\u00b0 G. erhitzt.\nHierauf wurden die Flotten gepr\u00fcft und die , behandelte Schafwolle gr\u00fcndlich mit destilliertem Wasser gewaschen, bis die Waschw\u00e4sser keine Spur einer Phenolreaktiori mehr ergaben. Die Wolle wurde dann an der Luft getrocknet.\nDie Phenole wurden h\u00e4ufig mit ihren charakteristischen Eisenchloridreaktionen nachzuweisen versucht. Da solche Reaktionen nicht \u00fcberall angegeben sind, so wurde jew'eilen das betreffende Phenol zun\u00e4chst in w\u00e4sseriger L\u00f6sung mit wenig Eisenchloridl\u00f6sung gepr\u00fcft. Es ergaben sich hierbei nicht uninteressante Resultate. So tritt die Eisenchloridreaktion des gew\u00f6hnlichen Phenols, wohl etwas in der Farbe abge\u00e4ndert,","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nW. Suida,\nauch beim p- und m-Nitrophenol ein, nicht aber beim o-Nitro-phenol, 1,2,4-Dinitrophenol und bei der Pikrins\u00e4ure. Die Violettf\u00e4rbung des Resorcins mit Eisenchlorid ist bei Styphnin-s\u00e4ure nicht zu beobachten, ebensowenig beim Dinitro-a-naphthol die charakteristische Bildung wei\u00dfer, beim Erw\u00e4rmen violett werdender Flocken des a-Naphthols beim Versetzen mit Eisen* chlorid. Daraus k\u00f6nnte man schlie\u00dfen, da\u00df eine Nitrogruppe, zur Hydroxylgruppe in der Orthostellung stehend, die Eisenchloridreaktion verhindert.\nDie mit den Phenolen oder ihren Carbons\u00e4uren behandelten Wollproben zeigten nun folgendes Verhalten:\nPhenol und die drei isomeren Dioxybenzole. Deren Anwesenheit auf der Wollfaser lie\u00df sich mit keinem Mittel nachweisen. Die Fasern selbst waren farblos. Dagegen zeigten die Farbflotten alle bekannten Reaktionen der verwendeten Phenole.\nTrioxybenzole. Die Farbflotten zeigten alle typischen Reaktionen der Phenole.\nPyrogallol f\u00e4rbt die Wolle kaum merklich gelblich. Mit Eisenchlorid entsteht keine F\u00e4rbung. Hingegen gibt eine schwache Eisenvitrioll\u00f6sung beim Erw\u00e4rmen auf der Wolle einen schwach grauen Ton. Ebenso erzeugt verd\u00fcnntes Ammoniak eine sehr schwach sich abl\u00f6sende gelblichbr\u00e4unliche F\u00e4rbung.\nPhlorogl\u00fccin f\u00e4rbt die Wolle ganz schwach chamoisartig an. Irgend ein Nachweis der Anwesenheit dieses Phenols auf der Faser war nicht zu erbringen.\nOxyhydrochinon. Das verwendete Pr\u00e4parat hatte eine graublaue F\u00e4rbung. Die F\u00e4rbung der Wolle war deutlich hellbraun.\nNitrophenole. Die Farbflotten geben beim m- und p-Nitrophenol die charakteristische Eisenchloridreaktion.\no-Nitrophenol. Die Faser erscheint gelblich gef\u00e4rbt. Verd\u00fcnntes Ammoniak l\u00f6st mit deutlich gelber Farbe ab.\nm-Nitrophenol. Die Wolle war ungef\u00e4rbt und ergab mit Eisenchlorid keine F\u00e4rbung. Trotzdem zog verd\u00fcnntes Ammoniak sehr deutlich eine gelb gef\u00e4rbte Substanz ab.\np-Nitrophenol. Die Wolle erschien sch\u00f6n lichtgelb ge-\ni","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Vorg\u00e4nge beim F\u00e4rben animalischer Kasern.\nH\u00ce5\n1,4-Dioxynaphthalin 2,3-\tn\n2,6-\t\u00bb\n2,7-\t\u201e\nf\u00e4rbt, ergab aber mit Eisenchlorid keine F\u00e4rbung. Hingegen l\u00f6ste verd\u00fcnntes Ammonik das p-Nitrophenol mit stark gelber Farbe von der Faser ab.\nDinitrophenol und Trinitrophenol (Pikrins\u00e4ure)f\u00e4rben die Wolle intensiv gelb an. Die F\u00e4rbung wird von verd\u00fcnntem Ammoniak, ja schon von warmer Seifenl\u00f6sung vollst\u00e4ndig abgezogen.\nf\u00e4rben, in schwach essigsaurem Bade die Wolle nur in sehr lichten gelb- bis br\u00e4unlichgrauen T\u00f6nen an. Ein Nach-chromieren der so gef\u00e4rbten Wollen mit \u00f6\u00b0/o der Wolle an Kaliumbichromat und der \u00e4quivalenten Menge Schwefels\u00e4ure ergab wohl etwas tiefere T\u00f6ne von goldocker bis gr\u00fcnoliver Farbe. Immerhin waren die F\u00e4rbungen trotz der Nachbehandlung noch recht helle. Ammoniak zog bei \u2022 den nicht-nachchromierten Wollen nur \u00e4u\u00dferst wenig Substanz ab. Es ist demnach wahrscheinlich, da\u00df von den Dioxynaphthalinen nur sehr geringe Mengen auf der Faser zur\u00fcckgehalten werden.\nAlle untersuchten Nitrophenole gehen also auf die Faser auf und zwar mit Zunahme der Nitrogruppen, also mit Zunahme der sauren Eigenschaften immer st\u00e4rker. Alle diese F\u00e4rbungen lassen sich durch schwache alkalische Mittel wieder entfernen. Typische Reaktionen (z. B. die Eisenchloridreaktion . des m- und p-Nitrophenols) bleiben bei den aufgef\u00e4rbten Nitro-phenolen bisweilen aus.\nPhenolcarbons\u00e4uren.\nSalicyls\u00e4ure. Die mit dieser S\u00e4ure behandelte Wolle war farblos und gab keine Eisenchloridreaktion, w\u00e4hrend die Flotte diese Reaktion sehr kr\u00e4ftig zeigte. Wurde die Wolle mit verd\u00fcnntem Ammoniak behandelt, die Fl\u00fcssigkeit dann schwach anges\u00e4uert, mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt und der nach dem Verdunsten des L\u00f6sungsmittels erhaltene R\u00fcckstand mit Wasser und Eisenchlorid versetzt, so trat kr\u00e4ftige Violettf\u00e4rbung ein. Somit war trotz der negativen Eisenchloridreaktion auf der Wolle Salicyls\u00e4ure befestigt worden.","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nW. Suida.\nNitrosalicyls\u00e4ure. Diese S\u00e4ure gibt mit Eisenchlorid eine tiefblutrote Reaktion. Die mit der S\u00e4ure gef\u00e4rbte Wolle war sch\u00f6n gelb. Die Farbe war aber nicht ganz wasserecht. Eisenchlorid gibt mit der Faser keine Reaktion; l\u00e4\u00dft man aber die Probe l\u00e4ngere Zeit stehen, so tritt die blutrote F\u00e4rbung in der Fl\u00fcssigkeit auf, w\u00e4hrend die Faser entf\u00e4rbt wird.\nGalluss\u00e4ure. Die Flotte gibt mit Eisenchlorid kr\u00e4ftige Reaktion, die behandelte Wolle indes nicht. Verd\u00fcnnte Eisenvitrioll\u00f6sung f\u00e4rbt aber die Wolle deutlich violettgrau. Ebenso tritt beim \u00dcbergie\u00dfen der Wolle mit verd\u00fcnntem Ammoniak von der Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit her eine tief orangebraune F\u00e4rbung auf.\nTannin. Hier sind die Ergebnisse genau die gleichen wie bei Galluss\u00e4ure.\nDie Phenolcarbons\u00e4uren werden also von Schafwolle unter den angegebenen Bedingungen festgehalten. Ihre charakteristische Eisenchloridreaktion tritt aber auf der Faser nicht ein, auch nicht mit Ferriacetat, wie ich mich \u00fcberzeugen konnte. Gegen\u00fcber den Phenolen, welche an und f\u00fcr sich kaum von der Wolle wasserecht gefesselt werden, kommt also bei den Phenolcarbons\u00e4uren die Carboxylgruppe als bindende Gruppe in Betracht. Da jedoch die Eisenchloridreaktion von den freien Phenolhydroxylgruppen abh\u00e4ngt, so mu\u00df man annehraen, da\u00df auch diese in den Phenolcarbons\u00e4uren an der Bindung mit den Wollbestandteilen teilnehmen. Alle diese Phenolcarbons\u00e4uren sind leicht mit schwach alkalischen Mitteln wieder von der Wolle abl\u00f6sbar.\nGeradeso wie die anorganischen S\u00e4uren werden auch die organischen S\u00e4uren von der Wolle in Form von Salzen oder Komplexsalzen, bestehend aus der S\u00e4ure und der Wolle als Base, festgehalten. Durch st\u00e4rkere Basen werden indes diese Salze wieder zerlegt, d. h. es wird die S\u00e4ure von der Wolle durch die st\u00e4rkere Base abgezogen. Es sind also reversible Verbindungen. Denkt man sich nun im Molek\u00fcl der S\u00e4ure eine Chromophore Gruppe, so m\u00fc\u00dften alle F\u00e4rbungen der Wolle mit Farbstoffen, die nur Carboxylgruppen oder auch Phenolhydroxylgruppen enthalten, reversible F\u00e4rbungen geben. Bei den Nitro-","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"liber Vorg\u00e4nge beim F\u00e4rben animalischer Fasern. 317\nphenolen oder der Nitrosalicyls\u00e4ure trifft dies zu, bei vielen anderen Farbstoffen indes nicht. Es kann also die Salzbildung zwischen Wolle und Farbstoff nicht die alleinige Ursache der Haftechtheit der F\u00e4rbung sein. Allerdings wird die gr\u00f6\u00dfere oder geringere L\u00f6slichkeit eines solchen Salzes eine gewisse Holle spielen, welche Eigenschaft wohl auch von der Molekulargr\u00f6\u00dfe und Beschaffenheit des Farbstoffes abh\u00e4ngig sein wird. Indessen wird eine nur auf der Bildung eines Salzes beruhende F\u00e4rbung stets reversibel sein m\u00fcssen. Gest\u00fctzt wird diese Anschauung durch die Tatsache, da\u00df mit Zunahme der Sulfoxylgruppen im Molek\u00fcl eines Farbstoffes wohl die Haftfestigkeit gegen Wasser bei den F\u00e4rbungen zunimmt, da\u00df aber die Reversibilit\u00e4t der F\u00e4rbung mit schwach alkalischen Mitteln ebenfalls rapid zu-nimmt. Im selben Ma\u00dfe, in dem also die F\u00e4rbung mehr und mehr einer Salzbildung nahekommt, im selben Ma\u00dfe steigt auch die Reversibilit\u00e4t der F\u00e4rbung, die Unechtheit gegen schwach alkalische Mittel.\nEine so wichtige Rolle demnach die Salzbildung beim F\u00e4rben der Schafwolle auch spielt, allein ist sie nicht die Ursache der Echtheit der F\u00e4rbung; es mu\u00df noch ein weiteres wichtiges Moment hinzukommen, um eine echte F\u00e4rbung, die nicht reversibel ist, zu erhalten.\n\u2018\nIII. Das Verhalten der animalischen Fasern gegen Chinone.\nIm Jahre 1908 machte ich die Beobachtung, da\u00df Gloriastoff (Wolle und Seide) durch Chinone in w\u00e4sseriger L\u00f6sung intensiv angef\u00e4rbt wird. Diese gelegentliche Beobachtung deutete ich damals in der Weise, da\u00df durch die basischen Bestandteile der Wolle eine F\u00e4rbung der Chinonl\u00f6sung unter Mitwirkung des Luftsauerstoffes eintritt und der gebildete Farbk\u00f6rper dann die Wolle anf\u00e4rbt.\nMittlerweile ist indes eine Arbeit von E. Fischer und Hans Schrader1) \u00fcber die Einwirkung von Chinofi auf Aminos\u00e4ureester erschienen und hat sich W. Siegmund2) mit der Einwirkung von a-Aminos\u00e4uren auf Chinone auch in w\u00e4sseriger\nl) Ber., Bd. 43, I, S. 525 fP.HOj.\n*) Journ. f. pr. Cliem.. Bd 8*2. S. 40!< ( 1910>","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nW. Suida,\nFl\u00fcssigkeit besch\u00e4ftigt. Als Ergebnis dieser Arbeiten ist die leichte Bildung von dem Dianilidonchinon analogen Substanzen neben komplizierteren K\u00f6rpern festgestellt worden.\nIch habe mich nun davon \u00fcberzeugt, da\u00df nicht nur s\u00e4mtliche mir zur Verf\u00fcgung stehenden a-Aminos\u00e4uren,' n\u00e4mlich Glykokoll, Alanin, Leucin, Phenylalanin, Tyrosin, Tryptophan, Histidin und Arginin, Asparagins\u00e4ure und Glutamins\u00e4ure mit w\u00e4sserigen Chinonl\u00f6sungen, langsam schon in der K\u00e4lte, rasch beim Erw\u00e4rmen intensiv rotbraun bis gelbbraun gef\u00e4rbte L\u00f6sungen geben bezw. schwer- oder unl\u00f6sliche gef\u00e4rbte K\u00f6rper ergeben, sondern da\u00df diese Reaktion sich auch auf alle im wesentlichen durch Wasserabspaltung aus Aminos\u00e4uren entstandenen Substanzen, wie Glycylglycin, Glycinanhydrid, Pepton, Albumosen, Eiwei\u00dfk\u00f6rper \u00fcberhaupt ohne weiteres \u00fcbertragen l\u00e4\u00dft. Anderseits ist diese Reaktion nicht auf das Chinon beschr\u00e4nkt, denn auch Chinhydron, Ghinonchlorimid, Chinonmonoxim (Nitroso-phenol), Toluchinon, \u00ab\u00bb-a^Naphthochinon, Nitrosonaphthole, Di-nitrosoresorcin, geben mit den Aminos\u00e4uren oder Eiwei\u00dfk\u00f6rpern in w\u00e4sseriger Fl\u00fcssigkeit intensive, meist braune F\u00e4rbungen. Allen diesen F\u00e4rbungen liegt also die Bildung von den Anilidochinonen analogen K\u00f6rpern zugrunde, es sind rein chemische F\u00e4rbungen.\nNach diesen Befunden und ihrer rein wissenschaftlichen Begr\u00fcndung kann es wohl kaum einem Zweifel unterliegen, da\u00df die F\u00e4rbungen des Gloriastoffes durch Chinone ebenfalls auf der Bildung von dem Anilidochinon \u00e4hnlichen K\u00f6rpern, aus der animalischen Faser und dem Chinon entstanden, beruhen.\nEs schien mir nun von Interesse, diese F\u00e4rbung von Wolle in Gegenwart von S\u00e4uren vorzunehmen. Ich w\u00e4hlte einerseits Essigs\u00e4ure, anderseits Schwefels\u00e4ure zu diesen Versuchen. Es ergab sich, da\u00df in beiden F\u00e4llen die F\u00e4rbung entstand, nur mit dem Unterschiede, da\u00df die in Gegenwart von Schwefels\u00e4ure erzeugten F\u00e4rbungen viel heller ausfielen, als jene mit Essigs\u00e4ure.\nJe 5 g Wolle oder Seide wurden mit 200 ccm destilliertem Wasser und 0,5 ccm einer 50\u00b0/oigen Essigs\u00e4ure oder 2 ccm 10\u00b0/'oiger Schwefels\u00e4ure und 0,1 g des Chinons 1 Stunde lang auf 08\u2014100\u00b0 C. erhitzt. Die Flotten blieben sauer und waren vollst\u00e4ndig entf\u00e4rbt. Die intensiv gef\u00e4rbten Fasern wurden","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Vorg\u00e4nge beim F\u00e4rben animalischer Fasern. 319\ngr\u00fcndlich mit Wasser gewaschen und an der Luft getrocknet. Die erzielten F\u00e4rbungen sind relativ sehr haltbar, sie bluten nur in schwach alkalischem Wasser auf wei\u00dfe Ware etwas aus.\nDer mit gew\u00f6hnlichem Chinon ausgefuhrte Versuch ergab eine Flotte, in welcher sich mit Sicherheit Hydrochinon nach-weisen lie\u00df.\nSteigende Mengen von Chinon ergeben steigende Intensit\u00e4t der F\u00e4rbung. Die Wollf\u00e4rbungen sind unverh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig intensiver als die Seidenf\u00e4rbungen.\nEs sind dies also F\u00e4rbungen, bei welchen weder auxo-chrome noch salzbildende Gruppen mithelfen und welche durch Chinonanilidbildung entstehen.\nAlle verwendeten Chinone oder Chinonabk\u00f6mmlinge waren p-Chinone oder Derivate von diesen oder von o-Chinonen.\nEs war nun von besonderem Interesse, die Beobachtung zu machen, da\u00df Xylochinon (CHS : CHS : 0 : 0 = 1 : 4 : 2 : 5) und Th^mochinon (C3H7 : CH3 : 0: 0 = 1: 4: 2 : 5) sowie Anthra-chinon und Phenanthrenchinon nur \u00e4u\u00dferst schwache oder gar keine F\u00e4rbungen auf Wolle hervorriefen. F\u00fcr die zwei letzteren Chinone war die Erkl\u00e4rung sofort in der Tatsache zu finden, da\u00df diese K\u00f6rper im Chinonkerne keine disponiblen Wasser-stofTatome besitzen, demnach mit Basen keine chinonanilid-\u00fchnlichen K\u00f6rper zu bilden imstande sind. Das erw\u00e4hnte Xylochinon und das Thymochinon enthalten noch solchen disponiblen \\\\ asserstoff im Kerne, doch war es nicht ausgeschlossen, da\u00df die ebenfalls im Kerne befindlichen Alkylgruppen die Bildung von Anilidochinonen verhindern. Ich stellte mir deshalb noch andere Xylochinone her und zwar das Xylochinon\n(CHS : CH3 : 0 : 0 = 1 : 2 : 3 : 6),\nwelches dem a-Naphthochinon analog zusammengesetzt ist:\n0\nii\nc\n0\nII\n<:\n,/x/\\ch\n<:\n0\no","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nW. Suida,\nund das Xylochinon (CH3 : CH3:0:0=1:3:2:5)\n0\nC\nr r\n<:h/YC\\\nCH,\nII\n0\nVon ersterem setzte ich voraus, da\u00df es infolge der analogen Konstitution mit dem a-Naphthochinon Wolle unter den angef\u00fchrten Verh\u00e4ltnissen anf\u00e4rben w\u00fcrde. Diese Voraussetzung wurde auch vollkommen best\u00e4tigt, indem dieses Chinon die Wolle recht lebhaft rotbraun anf\u00e4rbte.\nF\u00fcr das zweite Xylochinon erschien es mir zun\u00e4chst zweifelhaft, ob es mit Wolle unter den bekannten Verh\u00e4ltnissen eine Farbe liefert. Der in gleicher Weise, wie fr\u00fcher angegeben, ausgef\u00fchrte F\u00e4rbeversuch mit diesem in sch\u00f6nen, gelben Nadeln vorliegenden Xylochinon (CH3 : CHS : 0:0 = 1:3:2:5) ergab aber eine ganz schwach chamoisgef\u00e4rbte Wolle, also ein negatives Resultat.\nEs f\u00e4rben demnach die Wolle in schwach essigsaurem Bade :\nChinon\nan:\nnicht an: Tetrachlorchinon\nToluchinon\nXylochinon (<;l]l\u2018 i\u201c1*: 3 j J? ~)\nNaphthochinon 1.4. Chinonchlorimid Nitrosophenol Dinitrosoresorcin\nXylochinon\nXylochinon\n/CH, : CH, : 0 : 0\n\\ 1 : 4 : 2:5\n/CH3 : CH3 : 0 : 0 V 1 : 3 : 2:5\nThymochinon\nPhenanthrenchinon\nAnthrochinon\na-N itroso-\u00df-naphl hol \u00df-Nitroso-a-naphthol\nAlle anf\u00e4rbenden Para-chinone besitzen noch die unver\u00e4nderte Gruppe \u2014 CO \u2014 CH = CH \u2014 CO \u2014, w\u00e4hrend die nicht anf\u00e4rbenden diese unver\u00e4nderte Gruppe nicht mehr enthalten.\nDa nun, wie gezeigt wurde, Phenolhydroxylgruppen die Haftfestigkeit von Kernen auf der Wollfaser, wenn \u00fcberhaupt, so doch nur in h\u00f6chst untergeordneter Weise bedingen, und anderseits p-Chinone mit der Wollfaser nur dann chinonanilid-artige Verbindungen eingehen, wenn sie zwischen den Keton-","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ee ber Vorg\u00e4nge beim F\u00e4rben animalischer Fasern\n321\ngruppen noch eine unsubstituierte Gruppe \u2014 CH = CH \u2014 besitzen, so erschien es von Interesse, einseitig oder beiderseitig durch auxochrome Gruppen substituierte p-Chinone bez\u00fcglich ihres Verhaltens zur Wollfaser zu pr\u00fcfen.\nEin diesen Bedingungen entsprechender K\u00f6rper ist das Naphthazarin, ein Dioxy-a-naphthochinon,\nOH 0\nI II\nhoYYY-h\n\\/\\/CH\nII\n0\nDerselbe lag mir in einem Pr\u00e4parat der badischen Anilin-und Sodafabrik in gro\u00dfer Reinheit und sch\u00f6n krvstallisiert vor. Er wurde fein gepulvert und dann in gleicher Art, wie fr\u00fcher angegeben, zum F\u00e4rben in schwach es3igsaurem Bade verwendet. Es resultierte eine tief violettbraune F\u00e4rbung von gro\u00dfer Best\u00e4ndigkeit. W\u00e4hrend das Naphthazarin sich in verd\u00fcnntem Ammoniak sofort mit blauer, sp\u00e4ter rotviolett werdender Farbe aufl\u00f6st, war die mit Naphthazarin erhaltene Wollf\u00e4rbung vollkommen best\u00e4ndig, selbst gegen\u00fcber konzentrierterer Am-moniak\u00df\u00fcssigkeit. Hier ist also wohl auch die Bildung eines chinonanilidartigen K\u00f6rpers eingetreten.\nMan ist ja, wie bekannt, auch geneigt, den Azofarbstoffen eine chinonartige Struktur zuzuschreiben, z. B.\nC6H6-NH \u2014N = C6H40 und C6H6\u2014NH\u2014N = CeH4 = NH\nInsbesondere werden die zum F\u00e4rben wertvolleren o-Oxy-und o-Aminofarbstoffe als Chinone bezw. als Derivate des o-Chinonimids und des o-Chinondiimids aufgefa\u00dft. Auch bei diesen Farbstoffen erscheint es nicht ausgeschlossen, da\u00df sie bei Gehalt von mindestens einer \u2014 CO \u2014 CH = CH \u2014 CO-Gruppe mit Wolle chinonanilidartige Verbindungen liefern k\u00f6nnten. Leider stehen einfache derartige Farbstoffe nur in sehr geringer Zahl zur Verf\u00fcgung, denn die meisten Azofarbstoffe des Handels sind gleichzeitig Sulfos\u00e4uren, einzelne auch Carbons\u00e4uren.\nDas Sudanbraun ist ein entsprechender p-Oxyazofarbstoff, das Sudan III ein o-Oxyazofarbstoff:\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXV.\n21","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nW. Suida,\nOH \u2022\tN ----- |\t\u2014 N I\n/\\/\\ /\\/\\ . 1 ' 1\t1 /\\\t/\\ /\\/\\ i\ti *\nt\u00dci N = N X/X/!\t: J \\/\t1 ! | ! ; 1\n\t\t\\\nSudanbraun.\t\tN\tX Sudan 111.\nBeide Farbstoffe f\u00e4rben Wolle in schwach essigsaurer Flotte trotz ihrer Schwerl\u00f6slichkeit in Wasser gleichm\u00e4\u00dfig kr\u00e4ftig an, ersterer braunorange, letzterer rotorange. Die F\u00e4rbungen werden durch verd\u00fcnntes Ammoniak weder ver\u00e4ndert noch von der Faser abgezogen. p-Oxyazobenzol f\u00e4rbt Wolle sch\u00f6n, aber nicht wasser- oder ammoniakbest\u00e4ndig an (ebenso sind die F\u00e4rbungen von Aurin auf Wolle unbest\u00e4ndig).\nEs ist noch zu bemerken, da\u00df die Nitrosonaphthole und das Dinitrosoresorcin ohne Zuhilfenahme von metallischen Beizen sehr sch\u00f6ne und intensive braune F\u00e4rbungen auf Wolle ergeben. Diese K\u00f6rper reihen sich demnach als Chinonoxime dem Nitro-sophenol (Chinonmonoximj vollst\u00e4ndig an und geben mit Wolle chinonanilidartige Verbindungen.\nMan fa\u00dft ja heute alle Farbstoffe als chinonartige K\u00f6rper auf, weshalb es naheliegend w\u00e4re, die mit Farbstoffen erzielten F\u00e4rbungen auf Wolle unter Beziehung auf die eben mitgeteilten Resultate dieser Arbeit in einheitlicher Weise entstanden anzusehen. Es w\u00e4re aber meiner Ansicht nach falsch oder mindestens verfr\u00fcht, dies zu tun. Wenn auch hier nachgewiesen wurde, da\u00df f\u00fcr viele Farbstoffe die Bildung von chinonanilid-artigen Verbindungen mit Wolle zutreffend erscheinen mag, so ist anderseits das eine Resultat dieser Arbeit entgegenzuhalten, da\u00df das Zustandekommen solcher chinonanilidartiger Verbindungen abh\u00e4ngig ist von der Bedingung, da\u00df die Wasserstoffatome in bestimmter Stellung in den Chinonen nicht substituiert sein d\u00fcrfen. Au\u00dferdem ist zu bedenken, da\u00df mit Zunahme der sauren Gruppen die Salzbildung als Ursache der F\u00e4rbung immer mehr in den Vordergrund tritt, und endlich, da\u00df auch die mit der Molekulargr\u00f6\u00dfe und dem Mangel von Sulfogruppen zunehmende Schwerl\u00f6slichkeit der Farbstoffe eine Rolle spielen mu\u00df.","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Iber Vorg\u00e4nge beim F\u00e4rben animalischer Fasern. 323\nZum Schl\u00fcsse sei bemerkt, da\u00df ich Eieralbumin, Blut-albumin, Casein, Fibrin, Elastin, Spongin, Wolle, Seide, Sericoin, Lanugins\u00e4ure, Wittes Pepton, Pepsin und Gelatine mit Chinonen in w\u00e4sseriger Fl\u00fcssigkeit erw\u00e4rmt habe und da\u00df ich in gleicher Weise, wie schon fr\u00fcher erw\u00e4hnt, auch die mir zug\u00e4nglichen \u00ab-Aminos\u00e4uren gepr\u00fcft habe. Hierbei fiel mir auf, da\u00df einzelne Eiwei\u00dfk\u00f6rper und auch einzelne Aminos\u00e4uren viel st\u00e4rkere F\u00e4rbungen in gleicher Zeit und unter sonst gleichen Bedingungen geben als andere. Ob diese Gradation der F\u00e4rbung eine f\u00fcr einzelne K\u00f6rper spezifische ist, mu\u00df ich berufeneren Kollegen zur Entscheidung \u00fcberlassen. Jedenfalls wird Seide nicht so kr\u00e4ftig durch Chinone angef\u00e4rbt wie Wolle.","page":323}],"identifier":"lit19785","issued":"1913","language":"de","pages":"308-323","startpages":"308","title":"Neue Beobachtungen \u00fcber Vorg\u00e4nge beim F\u00e4rben animalischer Fasern","type":"Journal Article","volume":"85"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:25:17.055710+00:00"}