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{"created":"2022-01-31T15:43:09.347745+00:00","id":"lit19787","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Buchtala, Hans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 85: 335-340","fulltext":[{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Keratin von Schlangenh\u00e4uten. (Boa constrictor und\nPython).\nVon\nDr. Hans Buchtala.\n,Aus dom Institute f\u00fcr medizinische Chemie der Universit\u00e4t tira/, Vorstand: Hofrat\nK. B. Hofmann.)\n>Der Redaktion zupeganpen am 5. Mai 191.1.)\nSo berechtigt die Anschauung der Entwicklungslehre ist, da\u00df die verschiedenen Arten, Gattungen und Klassen der Pflanzen- und Tierwelt durch die allm\u00e4hliche DilTerenzierung der morphologischen Elemente zustande kommen, ebenso ist wohl die Annahme nicht abzuweisen, da\u00df dies von einer \u00e4hnlichen Differenzierung in den chemischen Prozessen und den dadurch entstandenen, die Organismen aufbauenden Stoffen begleitet sein mu\u00dfte.\nEiner von diesem Gesichtspunkte geleiteten Forschungs-richtung \u2014\u25a0 vergleichende Chemie der Gewebsbestandteile \u2014 kann die Berechtigung und das Interesse nicht abgesprochen werden. Ihre Wege sind aber ebenso weitl\u00e4ufig, als sie wegen der Einf\u00f6rmigkeit der Arbeit erm\u00fcdend sind. Einen kleinen Beitrag sollten meine bisherigen Untersuchungen \u00fcber die Keratine liefern.\n\u00dcber das Keratin der Oberhaut von Schlangen lagen bisher keine Untersuchungen vor. Es schien mir w\u00fcnschenswert, als Erg\u00e4nzung der Arbeit \u00fcber das Keratin der im System n\u00e4chststehenden Ordnung \u2014 der Schildkr\u00f6ten \u2014 die Hydrolyse von Schlangenexuvien auszuf\u00fchren. Hierf\u00fcr diente die von Boa constrictor, w\u00e4hrend das ungen\u00fcgende^laterial von Python blo\u00df eine Feststellung der Stickstoffverteilung sowie des Tyrosingehaltes erm\u00f6glichte.1)\n1 ) Den Herren Direktoren der zoologischen G\u00e4rten : Dr. K u r t P r i e in e 1 in Frankfurt a. M., Dr. J. Vosseier in Hamburg und Dr. L. Wunderlich in K\u00f6ln, die durch Zusendung der Schlangenexuvien die vorliegende Arbeit erm\u00f6glichten, spreche ich auch an dieser Stelle den verbindlichsten Dank aus.","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"m\nHans Buchtala,\nI. Boa constrictor.\nDas zu untersuchende Material wurde der Reihe nach mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure, Alkohol und \u00c4ther zum Zweck der Reinigung extrahiert. Nach dem Abdestillieren des Alkohols und \u00c4thers verblieb eine gelblich-gr\u00fcne Fl\u00fcssigkeit, die nach dem Erkalten zu einer wachsartigen Masse erstarrte, die einen Schmelzpunkt von 56\u00b0 C. zeigte.\nWasser- und Aschegehalt.\n0,8717 g verloren im Trockenschrank bei 105\u00b0 C. 0,0618 g an Gewicht und hinterlie\u00dfen beim Gl\u00fchen einen R\u00fcckstand von 0,0175 g. Derselbe war zum Teil in Salzs\u00e4ure unl\u00f6slich und bestand au\u00dfer aus Eisen, Calcium, Phosphor- und Schwefels\u00e4ure der Hauptmenge nach aus Kiesels\u00e4ure. Diese war in Gestalt von kleinen Sandk\u00f6rnchen ganz in die Haut eingeschlossen und mechanisch nicht zu beseitigen.\nWassergehalt\t7,09 \u00b0/o\nAschegehalt\t2,00%.\nStickstoffverteilnng in den Schlangenh\u00e4uten.\nDas Material zeigte in lufttrockenem Zustande einen Stickstoffgehalt von 13,80%.\n0,7352 g Substanz verbrauchten bei der Bestimmung nach Kjeldahl 37,3 ccm n s-HCl.\nDie Ausf\u00fchrung der Untersuchung in der bekannten Art\nergab folgende Resultate:\nAmmoniakstickstoff\t0,59 \u00b0/o\nMelaninstickstoff\t0,16%\nMonoaminostickstoff\t12, 67%\nDiaminostickstoff\t0,33 \u00b0/o.\nAuch hier treten, wie dies bei anderen Keratinen ebenfalls gefunden wurde, die Diaminos\u00e4uren ganz in den Hintergrund, so da\u00df auf eine Darstellung derselben nicht weiter eingegangen wurde.1)\n') Die Verteilung stimmt sehr nahe mit der bei Chelone imbricata (Diese Zeitschrift, Bd. 74, S. 214) \u00fcberein.","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Keratin von Schlangenh\u00e4ulen '\t337\nHydrolyse mittels Salzs\u00e4ure.\n150 g der lufttrockenen Substanz wurden mit 800 ccm konzentrierter Salzs\u00e4ure 10 Stunden lang am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Am Filter blieb ein Gemenge von Sand und Melaninsubstanzen im Gewichte von 20,8 g zur\u00fcck. Die im Vakuum eingedampfte L\u00f6sung wurde hierauf der Veresterung unterworfen. Die gebildeten Ester wurden mit Kalilauge unter Zusatz von Kaliumcarbonat in Freiheit gesetzt und mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Eine Abscheidung von Glvkokollesterchlorhvdrat fand nicht statt. Nach dem Abdestillieren des \u00c4thers verblieb ein R\u00fcckstand von Rohestem im Gewichte von 140 g.\nBei der Destillati\u00f6n der Ester unter einem Druck von 11 mm wurden folgende Fraktionen erhalten:\n1.\tFraktion bis\t80\u00b0\t35 g\n2.\t\u00bb >\t100\u00b0\t30 .\n3.\t> >\t160\u00b0\tA O\n4.\tR\u00fcckstand\t\t40 *\nDie einzelnen Aminos\u00e4uren wurden in der bekannten Art und Weise isoliert und identifiziert, wobei folgende Ausbeuten erzielt wurden:\nGlykokoll: 11,8 g. F. = 240\u00b0.\nZur weiteren Identifizierung wurde auch das Glykokoll-esterchlorhydrat dargestellt, welches einen Schmelzpunkt von 144\u00b0 zeigte.\nAlanin: 3,1 g. F. = 296\u00b0.\n10,95 mg lieferten 1,50 ccm N; p = 738 mm, t = 17\u00b0 C. Berechnet f\u00fcr C3II7N02:\tGefunden:\n15,74\u00b0/o N.\t15,66\u00b0/o N.\nLeucin: 18,6 g. F. = 298\u00b0.\n5,65 mg lieferten 0,54 ccm N; p = 733 mm, t = 20\u00b0 C. Berechnet f\u00fcr CfiH13N02:\tGefunden:\n10,69\u00b0/o N.\t10,74\u00b0/\u00ab N.\nPhenylalanin: 4,2 g. F. = 263\u00b0.\n19,30 mg lieferten 1,50 ccm N ; p = 735 mm, t = 20\u00b0 C. Berechnet f\u00fcr C9HnN02:\tGefunden .\n8,49<>/o N.\t8,75\u00b0/o N.\nHoppe-Seylers Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXV.\n22","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Buchtala,\nBestimmung der Glutamins\u00e4ure.\n20 g des Materials wurden eigens zu diesem Zwecke mit 80 ccm konzentrierter Salzs\u00e4ure durch 12 st\u00e4ndiges Kochen hydrolysiert. Die Glutamins\u00e4ure wurde in dem v\u00f6llig entf\u00e4rbten \\d ol\\sat, welches ^mf ein kleines Volumen eingeengt und mit Salzs\u00e4uregas ges\u00e4ttigt war, als Chlorhydrat zur Abscheidung gebracht. Seine Menge betrug 0,52 g.\n0,0388 g enthielten 7,5 mg CI.\nBerechnet f\u00fcr C.H10N04C1: 19,31 \u00b0/o CI. Gef.: 19,33\u00b0/o CI.\nBestimmung des Schwefel-, Cystin- und Tyrosingehaltes.\nF\u00fcr die Schwefelbestimmung wurden 0,6600 g Substanz der Schmelze mit Soda und Salpeter unterworfen und nach dem schlie\u00dflichen F\u00e4llen mit Chlorbaryum 0,1062 g Baryum-sulfat erhalten. Daraus ergibt sich ein Schwefelgehalt von 2,21 \u00b0/o f\u00fcr die Schlangenh\u00e4ute. Um den Cystin- und Tyrosingehalt zu ermitteln, wurden 20 g des Materials mit 40 ccm konzentrierter Schwefels\u00e4ure und 200 ccm Wasser durch 14 Stunden gekocht. Die Schwefels\u00e4ure wurde dann mit Barytwasser soweit entfernt, da\u00df das Filtrat vom Baryumsulfat-niederschlage schwach sauer reagierte. Durch allm\u00e4hliches Eindampfen und vorsichtiges Neutralisieren der L\u00f6sung konnte das zuerst ausfallende Tyrosin von dem Cystin getrennt und fast rein erhalten werden. Das Tyrosin, von welchem 2,1 g isoliert wurden, krystallisierte in feinen zu B\u00fcscheln vereinigten Nadeln, w\u00e4hrend sich das Cystin in den bekannten sechsseitigen Tafeln abschied. Es war anfangs noch mit etwas Leucin vermengt, von dem es durch Umkrystallisieren aus ammoniaka-lischer L\u00f6sung gereinigt wurde. Seine Menge betrug 0,75 g.\n\u00dcbersicht der Resultate.\nGlykokoll . .\t\t7,87 \u00b0/o\nAlanin . . .\t\t2,07 o/o\nLeucin .\t. .\t....... 12,40 \u00b0/o\nGlutamins\u00e4ure\t\t2,09 o/o\nPhenylalanin .\t\t3,80 o/o\nTyrosin . .\t\t\t10,50 o/o\nCystin . . .\t\t3,75o/o.","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Keratin von Schlangenh\u00e4uten.\t389\nDie vorliegenden Resultate zeigen, da\u00df sich das Keratin der Schlangenhaut von Boa constrictor durch einen hohen Tyrosingehalt auszeichnet, wodurch man an das Schildplatt erinnert wird (13,59\u00b0/o), doch unterscheidet es sich von diesem einmal durch den wesentlich verschiedenen Gehalt an Glykokoll (7,87 \u00b0/o gegen 19,36 \u00b0/o) und Leucin (12,4 \u00b0/o gegen 3,26 \u00b0/\u00ab), besonders aber durch den Gehalt an Glutamins\u00e4ure, die aus Schildplatt nicht erh\u00e4ltlich war. Valin konnte ich in den untersuchten Schlangenh\u00e4uten nicht finden.\nII. Python.\nDas untersuchte Material hatte einen Wassergehalt von 9,76 ft/o und einen Aschegehalt von 0,55 \u00b0/o.\nStickstoff Verteilung.\nDer Stickstoflgehalt der lufttrockenen Haut betrug 14,42 \u00b0/o.\n0,6565 g Substanz verbrauchten bei der Bestimmung nach Kjeldahl 33,8 ccm n/a-HCl.\nBei der Ausf\u00fchrung der Untersuchung wurden folgende Werte erhalten:\nAmm\u00f6niakstickstolT................0,17 \u00b0/0\nMelaninstickstotT.....................0,23\t\u00b0/o\nMonoaminostickstolT..................13,74\t\u00b0/o\nDiaminostickstoff.....................0,56\t\u00b0/o.\nZum Vergleiche seien die Werte der Stickstoffverteilung einiger bereits untersuchter Keratine angef\u00fchrt:\n\u00dcbersichtstabelle.\nKreatin von\tChelone imbricata\tManis japonica\tElephanten- epidermis \u2022 \u00b0/o\tBoa constrictor */i\tPython\nGesamt-N ....\t14,14\t14,21\t14,26\t13,\u00ab0\tUM\nAmmoniak-N . . .\t0,43\t1,25\t1,47\t0.59\t0,17\nMelanin-N ....\t0,07\t0,07\t0,20\t0,16\t0,23\nMonoamino-X . . .\t13,41\t12.71\t12,25\t12,67\t13,74\nDiamino-N ....\t0,44\t0,56\t0,32\t0,33\t0,56\n22*","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Rue ht ala, \u00dcber das Keratin von Schlangenh\u00e4uten.\nAus meinen bisherigen vergleichenden Untersuchungen der Keratine geht die beachtenswerte Tatsache hervor, da\u00df die Zahlen werte f\u00fcr die Verteilung des Stickstoffes bei verschiedenen Keratinen nahezu gleich sein k\u00f6nnen, w\u00e4hrend das Verh\u00e4ltnis der ihre Molek\u00fcle konstituierenden, den gleichen Stickstoffgehalt repr\u00e4sentierenden Gruppen (Bausteine) sehr verschieden ist; worin sich wohl der verschiedenartige Bau der Keratine selbst und das verschiedene Mengenverh\u00e4ltnis derselben in den Gemischen spiegelt, aus denen die einzelnen Horngebilde bestehen. Auffallend sind die Unterschiede im Ammoniakstickstoff, da der Wert hierf\u00fcr z. B. beim Keratin der Elefantenepidermis fast neunmal so gro\u00df ist, als bei Python.\nBestimmung des Tyrosingehaltes.\nZur Darstellung des Tyrosins wurden 20 g des Materials mit 40 ccm konzentrierter Schwefels\u00e4ure und 200 ccm Wasser zehn Stunden lang gekocht. Nach dem Entfernen der Schwefels\u00e4ure mit Barytwasser und Auskochen des Niederschlages von Baryumsulfat mit Wasser konnte aus den vereinigten w\u00e4sserigen L\u00f6sungen das Tyrosin in einer Menge von 1,9 g (9,5 \u00b0/o) isoliert werden. Es stimmt demnach die Schlangenhaut von Python in bezug auf den Tyrosingehalt mit der von Boa constrictor ziemlich \u00fcberein.","page":340}],"identifier":"lit19787","issued":"1913","language":"de","pages":"335-340","startpages":"335","title":"\u00dcber das Keratin von Schlangenh\u00e4uten","type":"Journal Article","volume":"85"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:43:09.347751+00:00"}