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{"created":"2022-01-31T14:21:41.927094+00:00","id":"lit19788","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Pekelharing, C. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 85: 341-345","fulltext":[{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"Das \u00abAktivieren\u00bb von Blutserum.\nVon\nC. A. Pekelharing.\n(Der Redaktion zugegangen am \u00df. Mai 1913.)\nVor f\u00fcnf Jahren habe ich einige Beobachtungen ver\u00f6ffentlicht,1) aus welchen mir hervorzugehen schien, da\u00df man keinen Grund hat, mit Morawitz im Blutserum, neben dem Fibrinferment, einen von ihm \u00df-Proferment oder Metathrombin genannten Stoff anzunehmen. Wenn das Verm\u00f6gen des Serums, Gerinnung von Fibrinogen hervorzurufen, durch Stehen an der Luft, zumal bei K\u00f6rpertemperatur, geschw\u00e4cht, oder sogar verloren gegangen ist, so kann es, wie A. Schmidt fand, durch Behandlung des Serums mit Alkali und nachfolgender Neutralisation wieder hergestellt werden. Ich glaubte aus meinen Versuchen folgern zu d\u00fcrfen, da\u00df im Serum beim Auf be wahren, am schnellsten bei K\u00f6rperw\u00e4rme, Stoffe entstehen, welche der Gerinnung entgegenwirken, ohne das Enzym selbst anzugreifen. Durch Zusatz von Alkali, oder auch von S\u00e4ure, werden diese Stoffe, meiner Ansicht nach, unwirksam gemacht, soda\u00df jetzt, nach dem Neutralisieren der L\u00f6sung, das Enzym sich wieder geltend machen kann. Das Enzym wird aber auch von Alkali gesch\u00e4digt, soda\u00df das \u00abAktivieren* nicht, so oft man das w\u00fcnscht, mit gutem Erfolg wiederholt werden kann. Die Auflassung von Morawitz, nach welcher das Thrombin beim Auf be wahren des Serums verschwindet und in ein unwirksames \u00df-Proferment oder Metathrombin \u00fcbergeht, welches durch Alkali, nicht aber durch Kalk aktiviert werden kann, schien mir von meinen Versuchsergebnissen widerlegt zu werden.\n*) Festschrift, H. J. Hamburger gewidmet, Biochein. Zeitschrift, Bd. 11, S. 1.","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"C. A. Pekelharing,\n342\nEine neuerdings ver\u00f6ffentlichte Arbeit von Landsberg1) veranla\u00dft mich, auf meine oben erw\u00e4hnte, vom Autor unber\u00fccksichtigt gelassene Mitteilung hinzuweisen.\nLandsberg hat eine Reihe von Bestimmungen der Gerinnungsgeschwindigkeit von Fibrinogen in verschiedenen L\u00f6sungen und bei verschiedenen Temperaturen gemacht und kommt zu dem Schlu\u00df, da\u00df Erh\u00f6hung der Temperatur einerseits die Wirkung des Thrombins auf Fibrinogen beg\u00fcnstigt, anderseits aber die Gerinnung mehr und mehr hemmt. Diese Hemmung beruht, nach Landsberg, darauf, da\u00df das im Anfang frei in der L\u00f6sung vorhandene Thrombin von Eiwei\u00dfk\u00f6rpern des Serums adsorbiert wird, da\u00df also das Morawitz-sche Metathrombin eine Adsorptionsverbindung ist von Thrombin und Eiwei\u00df.\nDie f\u00fcr diese Meinung angef\u00fchrten Gr\u00fcnde sind, meiner Ansicht nach, au\u00dferordentlich schwach. Ich brauche darauf aber nicht einzugehen, da schon Beobachtungen vorliegen, welche beweisen, da\u00df die Hemmung der Gerinnung, in den hier in Betracht kommenden F\u00e4llen, einer Bindung von Thrombin an Eiwei\u00df nicht zugeschrieben werden kann.\nWie schon lange bekannt ist \u2014 Landsberg selbst f\u00fchrt einen eigenen Versuch zur Best\u00e4tigung an \u2014 ist altes, geschw\u00e4chtes Serum imstande, die Wirkung von dazugef\u00fcgtem Thrombin zu unterdr\u00fccken. In meiner oben erw\u00e4hnten Arbeit habe ich ein Paar Versuche mitgeteilt, welche das (ein wenig mehr detailliert) zeigen.\nFrisches Serum wurde mit 18 Stunden lang auf 38\u00b0 C. erw\u00e4rmtem und dadurch stark geschw\u00e4chtem, jedoch nicht ganz unwirksam gemachtem Serum vermischt. Die Wirksamkeit des frischen Serums wurde dadurch auf nahezu die H\u00e4lfte verringert. Wenn nun die Schw\u00e4chung des erw\u00e4rmten Serums von einer Bindung des gr\u00f6\u00dften Teils des Thrombins an Eiwei\u00df verursacht w\u00e4re, so w\u00fcrde dieses Serum, das noch immer, wenn auch sehr langsam, Gerinnung hervorrief, nicht imstande gewesen sein, die Wirkung des Thrombins des frischen Serums\n*) Biocliem. Zeitschrift, Bd. \u00f6O. S. 245.","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"Das \u00abAktivieren\u00bb von Blutserum.\nm\nzu hemmen. Das Eiwei\u00df hatte ja nicht einmal alles Thrombin des eigenen Serums binden k\u00f6nnen.\nIn einem anderen, ebenfalls dort erw\u00e4hnten Versuch wurde durch Erw\u00e4rmung auf 38 C. geschw\u00e4chtes Serum, welches mit Schmidt schein Ferment und Fibrinogen vermischt, die Gerinnung v\u00f6llig aufhob, mit Alkali behandelt und dann neutralisiert. Es zeigte sich nicht aktiviert; war aber f\u00fcr das Schmidt sehe Ferment ebenso unsch\u00e4dlich geworden als'eine entsprechende Menge \"/s-NaCl. Allerdings l\u00f6ste sich, wie ich das \u00f6fters beobachtete, auch in diesem Fall das erst als feste Gallerte ausgeschiedene Fibrin nach mehrst\u00fcndiger Digestion wieder auf.\nSolche Beobachtungen sind mit der Auffassung, da\u00df Alkali eine Adsorptionsverbindung von Thrombin und Eiwei\u00df sprengt, nicht in Einklang zu bringen, sehr gut verst\u00e4ndlich aber, wenn man annimmt, da\u00df unter dem Einflu\u00df der Erw\u00e4rmung Stoffe gebildet werden, welche die Gerinnung des Fibrinogens hindern, und dabei in Betracht zieht, da\u00df die Erw\u00e4rmung auf das Thrombin einen sch\u00e4dlichen Einflu\u00df hat. War diese Sch\u00e4digung betr\u00e4chtlich, dann gewinnt das Serum nach Zusatz von Alkali \u2014 wodurch der Best des Enzyms zerst\u00f6rt wird \u2014 das librinoplastische Verm\u00f6gen nicht wieder, wohl aber werden die gerinnungswidrigen Stoffe, zwar, wie aus der Fibrinolyse hervorgeht, nicht vollst\u00e4ndig, aber doch zum gr\u00f6\u00dften Teil unsch\u00e4dlich gemacht.\nIch k\u00f6nnte mehrere derartige Versuche, welche \u00fcbereinstimmende Ergebnisse lieferten, anf\u00fchren, sehe aber davon ab, da sie keine neuen Gesichtspunkte liefern.\nIch will aber jetzt noch ein paar andere Beobachtungen initteilen, welche ich in meinen fr\u00fcheren \u00abBemerkungen\u00bb noch nicht erw\u00e4hnt habe.\nWie ich damals sagte, habe ich auf verschiedene Weisen versucht, die gerinnungshemmenden Stoffe aus auf K\u00f6rpertemperatur erw\u00e4rmtem Serum zu isolieren, ohne dabei aber meinen Zweck zu erreichen. Ich hoffte diese Untersuchungen fortsetzen zu k\u00f6nnen, bin aber durch anderweitige Arbeit davon abgehalten worden.","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"A. Pekelharing,\n344\n10. Mai 1907.\nVon 3 Stunden lang auf 38\u00b0 C. erw\u00e4rmtem Pferdeserum wird A. 5 ccm vermischt mit 2 ccm n/4-NallO, nach 35 Minuten neutralisiert\nmit 2 ccm \"/\u00ab-HCl,\nH. 5 ccm mit 2 ccm n/4-HCl, nach 35 Min. neutralisiert mit 2 ccm \"A-NaHO, (1. 5 \u00bb\t\u00bb 4 \u00bb \"/\u00ab-Nadl.\n2 ccm von\tA\tmit\t3\tccm\tFibrinogen\tgerinnt\tin 9 Min.\n2\t\u00bb\t\u00bb\tB\t\u00bb\t3\t*\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb9\u00bb\n2\t\u00bb\t*\tC\t\u00bb\t3\t*\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb30\u00bb\nF.in Teil des erw\u00e4rmten, nicht aktivierten Serums wird 22 Stunden gegen str\u00f6mendes Wasser dialysiert.\n2 ccm des dialysierten Serums mit 3 ccm Fibrinogen gerinnt in 15 Min.\nVom dialysierten Serum vermischt:\nA.\t5\tccm\tmit\t2\tccm\t*\u00bb/4-NaH0.\tnach\t30 Min.\tmit\t2\tccm\tn/4-HCl,\nB.\t5\t\u00bb\t\u00bb\t2\t\u00bb\tn/4-HCl,\t\u00bb\t30\t*\t\u00bb\t2\t\u00bb\t\u201c/\u00ab-NaHO,\n(\u2019.\t5\t\u00bb\t\u00bb\t4\t\u00bb\tn/s-Na('.l.\n2 ccm von\tA mit 3 ccm Fibrinogen\tgerinnt\tin\t8\tMin.\n2\t\u00bb\t\u00bb\tB\t\u00bb\t3\t\u00bb\t\u00bb\t.\u00bb\t>12\u00bb\n2\t\u00bb\t\u00bb\tC\t\u00bb\t3\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb15\u00bb\nDie, wie ich fr\u00fcher mitteilte, \u00f6fters, wenn auch nicht ohne Ausnahme von mir gemachte Beobachtung einer \u00abAktivierung\u00bb von geschw\u00e4chtem Serum mittels Dialyse, w\u00e4re in dem Gedankengang von Morawitz und Landsberg durch die Hypothese zu erkl\u00e4ren, da\u00df auch durch Dialyse die Thrombin-Eiwei\u00dfverbindung gesprengt w\u00fcrde, w\u00e4hrend diese Verbindung eben beim Stehen der ein wenig salzreicheren L\u00f6sung gebildet werden soll. Viel plausibeler scheint mir die Annahme, da\u00df durch die Dialyse gerinnungswidrige Stoffe entfernt werden, von welchen man keinen Grund hat zu glauben, da\u00df sie durch das Festlegen von Thrombin der Gerinnung entgegen wirken.\nDiese Annahme wird auch gest\u00fctzt durch den Befund, da\u00df Alkohol aus geschw\u00e4chtem Serum Stoffe aufnehmen kann, welche die Gerinnung von Fibrinogen hindern und wohl ebensowenig als die dialysierbaren Stoffe als von eiwei\u00dfartiger Natur zu betrachten sind. Auch das habe ich mehrmals beobachtet. Als Beispiel f\u00fchre ich nur einen einzelnen Versuch, vom 17. Mai 1907, an.\n100 ccm geschw\u00e4chtes, noch gut aktivierbares Pferdeserum wird vermischt mit 400 ccm 95\u00b0/oigem Alkohol und filtriert. Das Filtrat wird bei etwa 45\u00b0 C. bis zu 60 ccm ein-","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"Das \u00abAktivieren\u00bb von Blutserum.\t3i)\ngeengt, zur Entfernung von lipoideh Stoffen mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt, dann bis zu 10 ccm eingedampft, mit 90 ccm 98\u00b0/oigem Alkohol vermischt, vom ausgeschiedenen Salz abfiltriert und durch vorsichtige Erw\u00e4rmung, unter Zusatz von Wasser, vom Alkohol befreit.\n2,5 ccm dieser L\u00f6sung mit 2 ccm Serum und 3 ccm Fibrinogen gerinnt nach 5 Stunden unvollst\u00e4ndig.\n2,5 ccm Wasser mit 2 ccm desselben Serums und 3 ccm Fibrinogen gerinnt in 4 Minuten.\nSchlie\u00dflich erlaube ich mir noch auf die, mit keinem Wort motivierte, Behauptung von Landsberg hinzuweisen, da\u00df \u00abdie mit Lauge und S\u00e4ure vorbehandelten Eiwei\u00dfk\u00f6rper nicht imstande sind, das Thrombin zu binden.\u00bb1) Ich habe mitgeteilt und durch einen Versuch belegt, welcher, wie ich glaube, an Deutlichkeit nichts zu w\u00fcnschen \u00fcberl\u00e4\u00dft, da\u00df \u00abaktiviertes\u00bb Serum beim Stehen noch schneller seine Wirksamkeit verliert als nicht mit Alkali vorbehandeltes Serum.\n\u2018) 1. c., S. 270.","page":345}],"identifier":"lit19788","issued":"1913","language":"de","pages":"341-345","startpages":"341","title":"Das \"Aktivieren\" von Blutserum","type":"Journal Article","volume":"85"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:21:41.927100+00:00"}