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{"created":"2022-01-31T14:22:54.047116+00:00","id":"lit19791","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Rakoczy, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 85: 349-371","fulltext":[{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"Vergleichende Untersuchungen \u00fcber die Verdauungsfermente der Kalt- und Warmbl\u00fcter.\n1. Hecht- und Hundepepsin.\n' Von\nA. Rakoczy.\n(Aus dem physiologisch-chemischen Laboratorium der kaiserl. St.-Wladlmir Universit\u00e4t\nin Kiew.)\nDer Redaktion zugegangen am 2. Mai ll)i:t.\nDie K\u00f6rpertemperatur der Kaltbl\u00fcter ist bekanntlich betr\u00e4chtlichen Schwankungen unterworfen; sie ist in der kalten Jahreszeit mitunter um weniger als 10 C. von der der Umgebung unterschieden, und doch dauern bei einigen Tieren unter diesen Bedingungen Nahrungsaufnahme und Verdauungst\u00e4tigkeit fort. Es ist zu erwarten, da\u00df die Verdauungsfermente dieser Tiere in h\u00f6herem Grade an die Arbeit in der K\u00e4lte angepa\u00dft sind, als die der Warmbl\u00fcter. Diese aprioristische Annahme kann jedoch bis jetzt nicht als endg\u00fcltig festgestellt gelten, obschon in der Literatur bereits eine betr\u00e4chtliche Anzahl von diesem Gegenstand gewidmeten Untersuchungen vorhanden ist.\nViele Jahre vor der Entdeckung des Pepsins war schon bekannt, da\u00df der Magensaft die Eiwei\u00dfstoffe am besten bei K\u00f6rpertemperatur (36\u201440\u00b0 C.) verdaut und da\u00df seine Wirkung mit dem Sinken derselben schw\u00e4cher wird, um nahe bei 0\u00b0 v\u00f6llig aufzuh\u00f6ren. Deshalb glaubte man, da\u00df die Kaltbl\u00fcter die Nahrung nur im Sommer gut, im Fr\u00fchling und Herbst schlechter und im Winter garnicht verdauen, w\u00e4hrend die Warmbl\u00fcter in allen Jahreszeiten eine gleich intensive Verdauungst\u00e4tigkeit aufweisen, ln diesem Sinne sprach sich noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Milne-Edwards aus.\nDer erste Versuch, den Einflu\u00df der Temperatur auf die Verdauungsfermente der kalt- und warmbl\u00fctigen Tiere aufzu-\nHoppe-Seyler\u2019\u00ab Zeitschrift f. phyeiol. Chemie. LXXXV.\t23","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nA. Rakoczy.\nkl\u00e4ren, wurde im Jahre 1873 von Fick und Murisier gemacht. Auf Grund der Vergleichung von Mageninfusionen des Frosches, des Hechtes und der Forelle mit denen von Schweinen und Hunden nach ihrer Wirkung auf geronnenes H\u00fchnereiwei\u00df bei verschiedener Temperatur gelangten die genannten Forscher zu dem Schl\u00fcsse, da\u00df die Pepsine der Kalt- und Warmbl\u00fcter nicht identisch sind, denn obschon die Pepsine der Kaltbl\u00fcter im Brutschrank fast die gleiche Verdauungswirkung aufweisen, wie die Pepsine der Warmbl\u00fcter, zeigen die ersteren doch die F\u00e4higkeit, auch bei niedrigen Temperaturen (unter 0\u00b0) zu verdauen, w\u00e4hrend die Pepsine der Warmbl\u00fcter diese F\u00e4higkeit nicht besitzen.\nHoppe-Sevler (1877) gelangte auf Grund seiner Versuche mit Mageninfusionen des Hechtes zu der Ansicht, da\u00df die Pepsine der Kaltbl\u00fcter nicht nur imstande sind, Eiwei\u00df (Fibrin) in der K\u00e4lte zu verdauen, sondern sogar ihr Wirkungsoptimum bei einer niedrigeren Temperatur entfalten als die der Warmbl\u00fcter; so z. B. hat er f\u00fcr das Hechtpepsin das Optimum zwischen 15\u201420\u00b0 C. aufgestellt, w\u00e4hrend dasselbe f\u00fcr das Hunde- und Schweinepepsin nahe bei 40\u00b0 C. liegt.\nKrukenberg ist entschieden gegen diese Annahme aufgetreten ; er behauptet, da\u00df er bei Untersuchung einer gro\u00dfen Anzahl von Fischen der verschiedensten Arten kein einziges Mal ein Ferment angetroflen habe, da\u00df bei gew\u00f6hnlicher Temperatur (20\u00b0 C.) rascher auf rohes oder gekochtes Fibrin gewirkt h\u00e4tte als bei 38\u201440\u00b0 C. Der Unterschied in der Wirkung des Kalt- und Warmbl\u00fcterpepsins bei verschiedener Temperatur sei ein nur scheinbarer und h\u00e4nge vom relativ gr\u00f6\u00dferen Pepsingehalt des Magensaftes bei den Kaltbl\u00fctern ab. Bei Vorhandensein von betr\u00e4chtlichen Pepsinmengen verm\u00f6gen die S\u00e4fte der Warmbl\u00fcter auch in der K\u00e4lte zu verdauen (18, S. 422). Zu demselben Schl\u00fcsse gelangte auch Riassenzew auf Grund seiner Versuche mit Mageninfusionen vom Hecht, Barsch, Frosch, Kalb und Hund. Neumeister, sowie Tamann betrachteten die Ausf\u00fchrungen Kruken bergs als beweiskr\u00e4ftig. Diese Anschauung hat in den sp\u00e4teren Untersuchungen, die einerseits gezeigt haben, da\u00df das Warmbl\u00fcterpepsin seine Wirkung auch","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verdauungsfermente der Kalt- und Warmbl\u00fcter. 351\nnoch bei an 0\u00b0 angen\u00e4herten Temperaturen \u00e4u\u00dfern kann (Stscherbakow, Flaum, Klug, Oguro) und anderseits best\u00e4tigt haben, da\u00df die Pepsine der Kalt- und Warmbl\u00fcter ein und dasselbe Temperaturoptimum (ca. 40\u00b0 C.) besitzen (Yung, Sellier, Sullivan u. a.), ihre Best\u00e4tigung gefunden.\nLuchhau, sowie Richet und Mourrut n\u00e4hern sich der urspr\u00fcnglichen Meinung von Fick und Murisier; sie nehmen an, da\u00df das Kaltbl\u00fcterpepsin dasselbe Wirkungsoptimum besitzt, wie das der Warmbl\u00fcter, sich aber vom letzteren dadurch unterscheidet, da\u00df es verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig besser bei niedrigen Temperaturen verdaut. So ist es nach Richet und Mourrut m\u00f6glich, da\u00df bei 40\u00b0 C. eine Hundemageninfusion ihrer Verdauungswirkung nach st\u00e4rker, als eine Fischmageninfusion ist, w\u00e4hrend bei 30\u00b0 C. die letztere sich bereits als st\u00e4rker er- , weisen kann als die erstere.\nSomit nehmen die einen Forscher eine Anpassung der Pepsine dieser beiden Kategorien von Tieren an die K\u00f6rpertemperatur an, die anderen hingegen treten f\u00fcr die Identit\u00e4t der in Frage kommenden Fermente ein und stellen also den Einflu\u00df der Anpassung im gegebenen Falle in Abrede.\nln j\u00fcngster Zeit hat diese strittige Frage, wie es scheint, in den Beobachtungen von Hammarsten ihre L\u00f6sung gefunden.\nAuf Grund von mit Mageninfusionen vom Hecht ange-stellten Versuchen ist Ham mars ten (10) zu der Schlu\u00dffolgerung gelangt, da\u00df das Hechtpepsin im Gegensatz zu den Warmbl\u00fcterpepsinen in einem sauren Beaktionsmedium bei Brutschranktemperatur sehr schnell (in einigen Stunden) zerst\u00f6rt wird und daher bei der Untersuchung der Wirkung- des Hechtmagensaftes auf H\u00fchnereiwei\u00df (zu dessen Verdauung mehrere Stunden erforderlich sind) im Brutschrank das Ferment inaktiviert wird, bevor es eine merkliche Wirkung entfalten kann. Wenn man nun denselben Versuch bei einer niedrigeren Temperatur, die das Ferment nicht so schnell zerst\u00f6rt, vornimmt, so zeigt das letztere eine deutliche Verdauungswirkung an demselben Eiwei\u00df. Deshalb \u00e4u\u00dfert die Hechtmageninfusion ihr Wirkungsoptimum aut H\u00fchnereiwei\u00df bei einer verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig niedrigen Temperatur, was mit der Anschauung von Hoppe-\n23*","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"352\nA. Rakoczy.\nSeyler \u00fcbereinstimmt. Nimmt man aber statt H\u00fchnerei weilt Fibrin, das einer verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig schnellen Verdauung unterliegt, so wird sich das Hechtpepsin auch im Brutschrank als f\u00e4hig erweisen, sein Verdauungsoptimum wie die \u00fcbrigen Fermente zu entfalten, da es vor seiner Zerst\u00f6rung das Fibrin aufl\u00f6sen wird. Beim Vergleich dieses Versuches mit dem vorhergehenden erweist sich, da\u00df das Hechtpepsin Fibrin recht gut und H\u00fchnereiwei\u00df sehr schlecht verdaut \u2014 eine Eigenschaft, der einige Forscher (Yung, van Herwerden) bereits fr\u00fcher Beachtung geschenkt haben. Somit unterscheiden sich nach Hammarsten das Hechtferment und wahrscheinlich ebenso auch die Fermente der anderen Kaltbl\u00fcter von denen der Warmbl\u00fcter nur durch eine geringere Widerstandskraft der zerst\u00f6renden Wirkung der Erw\u00e4rmung im Brutschrank gegen\u00fcber, und durch diese Eigenschaft allein lassen sich alle \u00fcbrigen Eigent\u00fcmlichkeiten dieser Fermente erkl\u00e4ren. Die vorstehend dargelegte Hammarstensch\u00e8 Erkl\u00e4rung erscheint gegenw\u00e4rtig offenbar als die annehmbarste und wird von der Mehrzahl der Autoren, die auf diesem Gebiet gearbeitet und geschrieben haben (Biedermann, van Herwerden, Polimanti u. a.) akzeptiert.\n's\nAlle aufgef\u00fchrten Daten beziehen sich, wie aus dem Vorstehenden ersichtlich, ausschlie\u00dflich auf nur eine Art der Verdauungsfermente, und zwar das Pepsin. Was jedoch die anderen Verdauungsfermente anbelangt, so sind diesbez\u00fcglich, soweit ich nach der mir zug\u00e4nglichen Literatur zu urteilen vermag, nur sp\u00e4rliche und einander widersprechende Angaben vorhanden (vgl. Biedermann, Starkenstein).\nDie Versuche, die ich mit Mageninfusionen eines Kaltbl\u00fcters (Hecht) einerseits und eines Warmbl\u00fcters (Hund) anderseits angestellt habe, haben gezeigt, da\u00df die obenerw\u00e4hnte Haram arsten sehe Erkl\u00e4rung die Frage nicht ihrem ganzen Umfange nach umfa\u00dft, und da\u00df zwischen den Verdauungsfermenten (Pepsinen) der Kalt- und Warmbl\u00fcter, wenigstens in den Grenzen der genannten Tierarten, tiefgreifendere Unterschiede vorhanden sind, als blo\u00df ein ungleiches Verhalten gegen\u00fcber der zerst\u00f6renden Wirkung der Erw\u00e4rmung im Brutschrank","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"i ber die Verdauungsfermente der Kalt- und Warmbl\u00fcter. 353\nbei Gegenwart von HCl. Diese Unterschiede \u00e4u\u00dfern sich im ungleichen Verhalten der Fermente zu verschiedenen Substraten (d. h. verschiedenen Eiwei\u00dfarten), zu der Acidit\u00e4t .und zu der Temperatur des Reaktionsmediums.\nIch benutzte zu meinen Versuchen kalt (bei ca. O\u00fc) mit n 20-HC1 zubereitete Magenschleimhautinfusionen ; in Anbetracht dessen, da\u00df fertige Hechtmageninfusionen ihre Kraft recht schnell verlieren, habe ich nicht selten trockene Schleimhautpr\u00e4parate benutzt: die abgeschabte Magenschleimhaut eines Hechtes wurde im M\u00f6rser mit einigen Thymolkryslallen zerrieben; sodann wurde diese Masse in einer d\u00fcnnen Schicht auf reines Glas aufgetragen, bei Zimmertemperatur getrocknet, mit einem Messer vom Glase abgeschabt und das auf solche \\\\ eise erhaltene Pulver in einem geschlossenen dunklen Glas-gel\u00e4\u00df auf be wahrt; solche Pr\u00e4parate erwiesen sich als sehr best\u00e4ndig und gaben noch nach einigen Monaten vollkommen brauchbare Infusionen. Zum Vergleich dienten entweder in derselben Weise aus Hundemagenschleimhaut hergestellte Infusionen, oder der nat\u00fcrliche Magensaft von Hunden, der durch entsprechende Verd\u00fcnnung auf die Acidit\u00e4t von n/*\u00a9-HCl gebracht wurde.\nEinige vergleichende Versuche haben gezeigt, da\u00df ceteris paribus die getrocknete Magenschleimhaut des Hechtes stets um einigemal st\u00e4rkere Infusionen gibt, als die des Hundes, woraus sich schlie\u00dfen l\u00e4\u00dft, da\u00df die erstere relativ reicher an Pepsin ist, als die letztere; diese Beobachtung stimmt mit der Ansicht Krukenbergs \u00fcberein, sowie mit den in letzter Zeit ver\u00f6ffentlichten Ergebnissen von Starkenstein, der festgestellt hat, da\u00df die Organe (Leber) der Kaltbl\u00fcter im allgemeinen relativ gr\u00f6\u00dfere Diastasemengen enthalten, als die gleichnamigen Organe der Warmbl\u00fcter.\nZum Ausgleich der Albumose- und Salzmengen, sowie \u00ab1er sonstigen Beimengungen wurde in allen Versuchen zu jeder der zu vergleichenden Infusionen ein gleiches Volumen der gekochten anderen hinzugesetzt; wenn die Infusionen sodann auf die gleiche Verdauungskraft gebracht worden waren, so diente zur Verd\u00fcnnung stets das gekochte Gemisch beider.","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nA. Rakoczy,\nZwecks schneller Orientierung \u00fcber die Verdauungskraft der miteinander zu vergleichenden Infusionen benutzte ich trockenes Karmin-Fibrin. Gut ausgewaschenes und zweimal in der Fleischmaschine feimzerschnittenes Rinderblutfibrin wurde 48 Stunden lang mit einer sauren L\u00f6sung von Borax-Karmin1) bei Gegenwart von Toluol gef\u00e4rbt, sodann mit Wasser ausgewaschen, auf einige Stunden in ein Gemisch von Alkohol und \u00c4ther gebracht und sodann zuerst an der Luft und hernach im Luftbade bei 50\u201460\u00b0 G. getrocknet und durch Siebe (1 0,5 mm) gebeutelt. Das so erhaltene dunkelrote grobk\u00f6rnige Pulver wurde zu den Versuchen benutzt. Die Bestimmung der relativen Verdauungskraft wurde auf folgende Weise vorgenommen: in eine Reihe von Reagenzgl\u00e4schen wurden je 5 ccm \" WHCl gegossen; sodann in das erste 5 ccm Infusion gef\u00fcllt und weiter 5 ccm dieses Gemisches in das zweite Reagenzglas getan, umgesch\u00fcttelt usw.; man erhielt 2-, 4-, 8 fache Verd\u00fcnnungen usw.; eine eben solche Reihe von Verd\u00fcnnungen wurde f\u00fcr die andere zu vergleichende Infusion zubereitet und sodann in jedes Reagenzglas aus einem kleinen Ma\u00df je ca. 0,05 g trockenes Karmin-Fibrin gesch\u00fcttet. Nach einer bestimmten Zeit (3'\u201410') wurden alle Reagenzgl\u00e4schen umgesch\u00fcttelt, worauf ihre F\u00e4rbung verglichen und auf diese Weise die relative Verdauungskraft der zu vergleichenden Infusionen bestimmt wurde. Wenn z. B. die Infusion A bei 2facher Verd\u00fcnnung die gleiche F\u00e4rbung ergab, wie B bei 4facher, so war also die Kraft von B 2 mal so gro\u00df als die von A. Mit einer solchen Modifikation f\u00fchrt diese Methode bei Benutzung von trockenem Karmin-Fibrin viel bequemer und schneller zum Ziel als das urspr\u00fcngliche Gr\u00fctznersche Verfahren. Das trockene Karmin-Fibrin l\u00e4\u00dft sich eine unbestimmt lange Zeit hindurch (mehrere Jahre) aufbewahren und ist stets ohne jede vorhergehende Bearbeitung gebrauchsfertig; au\u00dferdem ist das Abmessen des trockenen Pulvers viel bequemer als das Aus-\n*) 1 g Karmin in 100 ccm kochender l\u00b0/oiger w\u00e4sseriger Borax-l\u00fcsung gel\u00f6st und nach Abk\u00fchlung mit einigen Tropfen Essigs\u00e4ure bis zum Verschwinden des violetten Farbentons anges\u00e4uert.","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verdauungsfermente der Kalt- und Warmbl\u00fcter. 355\nwaschen, Zerkleinern und Abwiegen des Gr\u00fctznersehen Karmin-Fibrins. *)\nDie anderen Methoden zur Bestimmung der Verdauungskraft werden bei Beschreibung der entsprechenden Versuche er\u00f6rtert.\nA. Verhalten zn verschiedenen Substraten\nI. Hechtmageninfusionen und Magensaft des Hundes bei Zimmertemperatur durch entsprechende Verd\u00fcnnung mit n 'so-HCl auf die gleiche Verdauungskraft gegen\u00fcber Karmin-Fibrin gebracht; die Messung der letzteren an H\u00fchnereiwei\u00df nach Mett bei verschiedenen Temperaturen ergab folgendes:\nHecht verd. in 24 St. bei 40\u00b0 C. 0, bei 16\u00b0 G. 0,1\u2014 0,2 mm Hund \u00bb \u00bb 24 * \u00bb 40\u00b0 * 5,9 mm, bei 16\u00b0 C. 1,0 mm\nDie Hechtinfusion erwies sich nach dem Stehen bei 40\u00b0 C. \u2018 als fast unwirksam auf Karmin-Fibrin, so da\u00df man das Unverdautbleiben des Eiwei\u00dfes bei 40\u00b0 in \u00dcbereinstimmung mit Hammarsten durch die Zerst\u00f6rung des Hechtpepsins erkl\u00e4ren konnte. Nach 24st\u00fcndigem Stehen bei 16\u00b0 ergaben jedoch beide Infusionen die gleiche F\u00e4rbung mit Karmin-Fibrin, d. h. sie wiesen sowohl vor, als auch nach dem Versuch dem Fibrin gegen\u00fcber die gleiche Kraft auf, und doch erwies sich bei der Messung der Verdauungskraft am Eiwei\u00df die Hechtinfusion viel schw\u00e4cher als die des Hundes. Derartige Versuche wurden von mir vielmals bei verschiedenen Temperaturen mit verschiedenen Infusionen wiederholt, und stets erwies es sich, da\u00df die Infusionen, die die gleiche fibrinverdauende Kraft aufgewiesen hatten, dem H\u00fchnereiwei\u00df gegen\u00fcber k\u00e8ine gleiche Verdauungskraft zeigten; die Hechtinfusion wirkte stets bedeutend schw\u00e4cher, obschon die Zerst\u00f6rung ihres Pepsins ausgeschlossen war, da die Versuche bei niedrigen Temperaturen (0\u00b0\u2014 15\u00b0 bis 24\u00b0) angestellt wurden. Damit die Verdauung der verschiedenen Eiwei\u00dfarten unter gleichartigeren Bedingungen vor sich gehe, wurde noch folgender Versuch angestellt.\n*) Das k\u00e4ufliche trockene Karmin-Fibrin (Merck)erwies sich weniger brauchbar, da dasselbe recht schnell mit n/to-HCl bei v\u00f6lliger Abwesenheit von Fermenten eine merkliche Rosaf\u00e4rbung ergibt.","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"356\nA. Rakoczy,\nII.\tHart gekochtes Eiwei\u00df wurde nach Zerkleinerung mit Karmin gef\u00e4rbt1) mit Alkohol-\u00c4ther entw\u00e4ssert, getrocknet und gebeutelt. Man erhielt ein dem Karmin-Fibrin \u00e4hnliches Pr\u00e4parat. Die parallelen Verdauungsversuche mit solchem Karmin-Eiwei\u00df und mit Karmin-Fibrin bei 13\u00b0 ergaben folgende relativen Gr\u00f6\u00dfen der Verdauungskraft beider Infusionen:\njJ2\u2018 j auf Fibrin fast gleich j a\u201cf H\u00fchnereiwei\u00df *\nDieselben Infusionen erwiesen sich, auf die gleiche eiwei\u00dfverdauende Kraft gebracht, als nicht gleich stark auf Fibrin wirkend. Die Hechtinfusion war von ca. 4 mal st\u00e4rkerer Wirkung.\nDie Ergebnisse dieser Versuche lassen sich doch wohl nicht mehr durch die Zerst\u00f6rung des Hechtpepsins erkl\u00e4ren, und man ist gezwungen, zuzugeben, da\u00df die Pepsine verschiedener Tierarten (Hecht und Hund) sich den verschiedenen Eiwei\u00dfarten \u2014 dem Fibrin- und H\u00fchnereiwei\u00df gegen\u00fcber \u2014 ungleich verhalten.\nIII.\tVergleich der Infusionen nach ihrer Wirkung auf H\u00fchner- und Serumeiwei\u00df in Mettschen R\u00f6hrchen. Verdauung 16 Stunden lang bei 21\u00b0 G.\nHecht H\u00fchnereiwei\u00df 0,0 mm, Serumeiwei\u00df 2,6 mm Hund\t\u00bb ca. 0,8 \u00bb\t>\t2,5 \u00bb\nIV.\tDer gleiche Versuch mit anderen Infusionen. Ver-daung 36 Stunden bei 8\u00b0G.\nHecht H\u00fchnereiwei\u00df ca. 0,2 mm, Serumeiwei\u00df 7,0 mm Hund\t\u00bb\t* 1,0 \u00bb\t\u00bb\t4,0 \u00bb\nV.\tDasselbe. Durch entsprechende Verd\u00fcnnung beide Infusionen auf die gleiche Verdauungskraft gegen\u00fcber Karmin-Fibrin gebracht. Verdauung 24 Stunden lang bei 15\u00b0 C.\nHecht H\u00fchnereiwei\u00df 0,0 mm, Serumeiwei\u00df 9,0 mm Hund\t\u00bb\t1,2 \u00bb\t\u00bb\t6,7 >\nNach Abschlu\u00df des Versuchs wiesen beide Infusionen dem Karmin-Fibrin gegen\u00fcber wieder die gleiche Kraft auf; die Ungleichheit in der Wirkung auf Serum- und H\u00fchnereiwei\u00df\n*) l\u00bbas trockene H\u00fchnereiwei\u00df erforderte zu seiner F\u00e4rbung eine st\u00e4rker anges\u00e4uerte Borax-Karminl\u00f6sung.","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verdauungsfermente der Kalt- und Warmbl\u00fcter. 357\nl\u00e4\u00dft sich folglich nicht durch die Zerst\u00f6rung des Hechtpepsins w\u00e4hrend des Versuches selbst erkl\u00e4ren.\nVI.\tDer gleiche Versuch. Zum Vergleich wurden mit durch HCl gegen Lackmus neutralisiertem Serum gef\u00fcllte R\u00f6hrchen benutzt. Verdauung bei 16\u00b0 C.\nH\u00fchnereiwei\u00df Serum alkalisch Serum neutralisiert Hecht\t0,0 mm\t2,7 mm\t2,4 mm\nHund\t0,5 *\t2,5 \u00bb\t2,5 t\nDer Unterschied in der Wirkung auf das alkalische und neutralisierte Serum ist derartig geringf\u00fcgig, da\u00df sich durch denselben die ungleiche Wirkung der zu vergleichenden Infusionen auf H\u00fchner- und Serumeiwei\u00df jedenfalls nicht erkl\u00e4ren l\u00e4\u00dft.\nDie aufgef\u00fchrten Versuche beweisen, da\u00df sich das Hecht-und Hundepepsin den verschiedenen Arten von Eiwei\u00df, und zwar einerseits dem Fibrin- und Serumeiwei\u00df und anderseits dem H\u00fchnereiwei\u00df gegen\u00fcber nicht gleich verhalten. Es erschien interessant, einen solchen Vergleich auch bez\u00fcglich anderer Eiwei\u00dfarten durchzuf\u00fchren. Zu diesem Zwecke wurden Hecht-und Hundeinfusion nach Ausgleich ihrer fibrinverdauenden Kraft bez\u00fcglich ihrer Wirkung auf Casein, Edestin und Elastin verglichen.\nVII.\tVerhalten zum Casein. In eine Reihe von K\u00f6lbchen wurden je 10 ccm einer L\u00f6sung von Casein in n/*o-HCl (die L\u00f6sung 1 : 1000 nach Gro\u00df hergestellt) und je 1,0, 0,35 und 0,1 ccm der zu vergleichenden Infusionen gef\u00fcllt; nach zehnst\u00fcndigem Digerieren bei 15\u00b0 C. in jedes der K\u00f6lbchen 1,0 ccm einer ges\u00e4ttigten Natriumacetatl\u00f6sung gebracht. Die K\u00f6lbchen mit 1,0 ccm blieben fast durchsichtig, die zweiten gaben eine schwache, die dritten eine scharf ausgepr\u00e4gte Tr\u00fcbung. Obwohl dieses Verfahren nicht besonders pr\u00e4zise ist, so kann man doch in Anbetracht dessen, da\u00df bei der Wiederholung des Versuches analoge Resultate erhalten wurden, schlie\u00dfen, da\u00df auf die gleiche Verdauungskraft gegen\u00fcber Fibrin gebrachte Hecht-und Hundeinfusionen mit fast gleicher Kraft auf Casein wirken.\nVIII.\tVerhalten zum Edestin. (Verfahren von Fuld und Hiravama.) In eine Reihe von Reagenzgl\u00e4schen wurden","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\nA. Rakoczy,\nje 1,0 ccm der 2, 4, 8 usw. mal verd\u00fcnnten Infusion und je 2,0 ccm einer L\u00f6sung von 1,0 g Edestin in 1000 ccm n,2o-HCl gebracht; nach halbst\u00fcndigem Digerieren bei 16\u00b0 C. wurden zu dem Inhalt aller Gl\u00e4schen je 8 Tropfen ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung hinzugesetzt; in den Reagenzgl\u00e4schen mit Hechtinfusion blieb die Fl\u00fcssigkeit bei der 2- und 4 maligen Verd\u00fcnnung, in denen mit der Hundeinfusion \u2014 bei einer solchen von 2, 4 und 8 mal ungetr\u00fcbt. Analoge Verh\u00e4ltnisse erhielt ich bei der Wiederholung desselben Versuches, wobei die Verdauungszeit von 30 Minuten bis zu 1 und l1!* Substanz variierte; die Hechtinfusion, die der fibrinverdauenden Kraft nach der Hundeinfusion gleichkam, verdaute Edestin 2\u20144mal schw\u00e4cher als die letztere.\nIX.\tVerhalten zum Elastin. Zu je 10 ccm der zu vergleichenden Infusionen je 1,0 g trockenen entfetteten gem\u00e4\u00df den Hinweisen von Abderhalden und Strauch zubereiteten Elastins hinzugesetzt. Die Gemische 1 Stunde lang bei Zimmertemperatur (ca. 16\u00b0 G.) stehen gelassen und sodann filtriert. Zu je 1 ccm jedes Filtrats je 2 ccm einer 30\u00b0/oigen NaOH-L\u00f6sung und aus einer B\u00fcrette l\u00b0/oige CuS04-L\u00f6sung hinzugef\u00fcgt. Das Filtrat der Hundeinfusion ergab eine deutliche Biuret-reaktion und erforderte 2,5 ccm CuS04 zur Vernichtung der violetten F\u00e4rbung, w\u00e4hrend das Filtrat der Hechtinfusion nach Zusatz der ersten CuS04-Tropfen eine sehr schwach violette F\u00e4rbung zeigte, die auf Zusatz von einigen weiteren Tropfen schne|l verschwand.\nX.\tDerselbe Versuch. Die Infusionen wurden 9 Stunden lang bei 15\u00b0 C. mit Elastin stehen gelassen, sodann filtriert (F,), das Elastin gut mit Wasser ausgewaschen und im Laufe von 6 Stunden bei 15\u00b0 C. mit 5 ccm Wasser digeriert; auch diese zweite Infusion w\u2019urde filtriert (F2). Die ersten Filtrate (F,) wurden mit den entsprechenden urspr\u00fcnglichen Infusionen (Kontr.) auf die gleiche fibrinverdauende Kraft gebracht, wobei die erhaltenen Gemische zur Abschw\u00e4chung der hemmenden Wirkung der Albumosen noch 4 mal mit n/\u00eeo-HCl verd\u00fcnnt wurden.","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"I ber die Verdauungsfermenle der Kalt- und Warmbl\u00fcter. 359\n\tBiuretreaktion (!*/\u2022 CuS04 in ccm)\t\tRelative Gr\u00fc\u00dfe der Verdauungskraft, gemessen an Karmin-Fibrin\t\tMenge des adsorbierten\n\tFt\t\tKontrolle\t\tPepsins\nHecht.\t2,0\tsehr schwach\t2\t1\tca. */\u2022\nHund .\t11,5\t5,0\u20146,0\t16\t1\t* ,5/i\u00ab\nEin analoges Resultat gab ein anderer Versuch mit schw\u00e4cheren (5 mal verd\u00fcnnten) Infusionen.\nFolglich verdaut das Hechtpepsin im Vergleich zu dem des Hundes Elastin sehr schwach und wird vom letzteren in viel geringerem Ma\u00dfe adsorbiert als das Hundepepsin.\nAuf Grund aller angef\u00fchrten Versuche l\u00e4\u00dft sich schlie\u00dfen,' da\u00df sich das Hechtpepsin vom Hundepepsin nicht nur durch seine geringe Widerstandskraft gegen\u00fcber der zerst\u00f6renden Wirkung derErw\u00e4rmung im Brutschrank, sondern auch durch ein ungleiches Verhalten zu den verschiedenen Eiwei\u00dfarten auszeichnet. Dasselbe verdaut Fibrin, Serumeiwei\u00df und Casein gut, zeigt aber im Vergleich zum Hundepepsin eine geringere verdauende Kraft dem Edestin und eine noch geringere dem H\u00fchnereiwei\u00df und Elastin gegen\u00fcber.\n*\ti\nB. Verhalten zur Acidit\u00e4t des Re&ktionsmedioms.\nIn der Literatur sind bereits Hinweise darauf vorhanden, da\u00df sich die Pepsine verschiedener Tiere verschiedenen S\u00e4uren und deren Gehalt in der L\u00f6sung gegen\u00fcber nicht gleich verhalten. So z. B. hat Wroblewski gefunden, da\u00df die Pepsine des Kindes, des Hundes und des Schweines sich verschiedenen S\u00e4uren gegen\u00fcber verschieden verhalten. Sawitsch hat vor kurzem nachgewiesen, da\u00df sich das Hundepepsin von dem der Wiederk\u00e4uer durch eine geringere Empfindlichkeit gegen\u00fcber der zerst\u00f6renden Wirkung der HCl beim Erw\u00e4rmen im Brutschrank auszeichnet. Bez\u00fcglich des Fischpepsins ist eine Reihe von Beobachtungen (Richet, Richet und Mourrut, Weinland, Yung, van Herwerden u. a.) vorhanden, die","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"m\nA. Rakoczy,\nI\nfast ausschlie\u00dflich die Haifische und Rochen und andere Se-lachier betreffen; diesen Beobachtungen zufolge enth\u00e4lt der Magensaft dieser Fische viel mehr S\u00e4ure, als die S\u00e4fte der Warmbl\u00fcter, und bewahrt seine Verdauungskraft bei einer so hohen Acidit\u00e4t (2,0\u20142,5\u00b0/o HCl), bei der die Warmbl\u00fcters\u00e4fte sich als nicht mehr wirksam erweisen. Was nun das Hechtpepsin anbelangt, so hat, worauf bereits oben hingewiesen wurde, Hammarsten gezeigt, da\u00df dasselbe bei Erw\u00e4rmung im Brutschrank sogar bei Gegenwart von nur 0,2\u00b0/n HCl verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig leicht zerst\u00f6rt wird.\nZur Aufkl\u00e4rung der Einwirkung der HCl-Menge auf die Verdauungskraft des Hecht- und Hundepepsins wurden folgende Versuche angestellt.\nXI. Verdanungskraft nach Mett (in mm) bei verschiedener Acidit\u00e4t im Laufe von 24 Stunden bei 15\u201416\u00b0 C. Die Infusionen wie oben auf die gleiche fibrinverdauende Kraft gebracht.\nAcidit\u00e4t.\tn/\u00ab#-H( .1\t\tti\t/to- HCl\tn/7-HCl\n\tSerum\tH\u00fchnereiwei\u00df\tSerum H\u00fchnerei wei\u00df\t\t1 Serum H\u00fchnereiwei\u00df\nHecht . .\t7,0\t0\t0.0\t0\t5,0 I\t0\nHund . .\t3.2\tca. 0,1\t\u00df.7\t1,0 .\t4.4 1\t0,2\nF\u00fcr beide Infusionen lag das Verdauungsoptimum bei n 2U-I1C1. Die Verminderung der Acidit\u00e4t auf n'6o-HCl setzte die Kraft der Hechtinfusion weniger als um 2 mal (92 : 72 = S1 : 49), die der Hundeinfusion mehr als um 4mal (45 : 10,1) herab. Die Erh\u00f6hung der Acidit\u00e4t auf n 7 hemmt hingegen die Wirkung der Hechtinfusion in etwas h\u00f6herem Grade als die der Hundeinfusion. Auf H\u00fchnereiwei\u00df blieb die Hechtinfusion, wie in den vorgehenden Versuchen, fast unwirksam.\nXII. Der gleiche Versuch. Serumeiwei\u00dfverdauung nach Mett bei einer Acidit\u00e4t von n/2o- und n/5-HCl im Laufe von 18 Stunden bei 15\u201416\u00b0 C.\nAcidit\u00e4t\tn/to-HCl 1\tn/fi-HCl\nHecht\t\t0,0\t1.3\nHund\t\t4.0\t2,0 ,","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verdauungsfermente der Kalt- und Warmbl\u00fcter. 3\u00f6l\nIn diesem Versuch tritt der Unterschied zwischen der Hecht- und Hundeinfusion noch scii\u00e4rfer hervor. Hei der Erh\u00f6hung der Acidit\u00e4t vermindert sich die Verdauungskraft der Hechtinfusion um ca. 20 mal, die der Hundeinfusion nur um 4 mal, weshalb die erstere, die bei n/\u00abo-HCl von st\u00e4rkerer Wirkung war als die letztere, sich bei der Acidit\u00e4t n &-HC1 als bedeutend schw\u00e4cher erwies. Bei einem Kontrollvcrsuch mit den wieder auf die gleiche Acidit\u00e4t CV'so-HCI) gebrachten Infusionen erwies sich, da\u00df die Hechtinfusion nach 18st\u00e4ndigem Stehen mit n/5-HCl nur um etwas weniger als 2 mal abgeschw\u00e4cht war; folglich war in diesem Versuche eine gewisse Zerst\u00f6rung des Fermentes erfolgt; dieselbe war jedoch so geringf\u00fcgig, da\u00df sich die Verminderung der Verdauungskraft um 20mal hierdurch allein nicht erkl\u00e4ren lie\u00df.\nUm die Verdauungszeit m\u00f6glichst abzuk\u00fcrzen und dadurch die Zerst\u00f6rung des Ferments auf ein Minimum herabzusetzen, habe ich analoge Versuche mit Edestin und Fibrin .angestellt.\nXIII.\tDasselbe wie in Versuch VIII, wobei die Infusionen und die Edestinl\u00f6sung in dem einem Falle die Acidit\u00e4t \u00ab/\u00ab\u00ab-HCl, in dem anderen eine solche von n/;,-HCl aufwiesen bei in beiden F\u00e4llen vollkommen gleichen Verd\u00fcnnungsstufen. Nach 30 Minuten w\u00e4hrendem Digerieren bei 10\u00b0 G. erwies sich, da\u00df die Hechtinfusion bei n'4o eine um 4mal und bei n/\u00f6-HCI eine um 8mal geringere Verdauungskraft besitzt als die Hundeinfusion. Ein Kontrollversuch mit Karmin-Fibrin zeigte, da\u00df w\u00e4hrend dieses Zeitraumes keinerlei Zerst\u00f6rung der Fermente erfolgt war.\nXIV.\tIn zwei Keihen Heagenzgl\u00e4schen von gleichem Durchmesser je 5 ccm HCl von verschiedener Acidit\u00e4t \u2014 n &, n.'io, n 2o, n/40, n/so \u2014 gef\u00fcllt, sodann in die Heagenzgl\u00e4schen der einen Reihe je 1,0 ccm Hechtinfusion, in die der anderen je die gleiche Menge Hundeinfusion getan; in alle Gl\u00e4schen gleiche Mengen Karmin-Fibrin gebracht. Nach einigen Minuten erwiesen sich die mittleren Reagenzgl\u00e4schen gleich stark gef\u00e4rbt, w\u00e4hrend die \u00e4u\u00dferen einen betr\u00e4chtlichen Unterschied in der F\u00e4rbung aufwiesen: die Hechtinfusion ergab bei iso-HCl fast die gleiche F\u00e4rbung wie bei W\u00ab und n/ao, f\u00e4rbte sich aber bei n s fast gar nicht; hingegen f\u00e4rbte sich die Hundeinfusion bei","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362\nA. Rakoczy,\nn 5-HCI gut und gab bei n8o-HGl keine F\u00e4rbung. Die ange-stellten Kontrollversuche zeigten, da\u00df in diesem Falle nicht die geringste Zerst\u00f6rung des Hechtpepsins bei n/s-HCl erfolgt war.\nDiese Versuche f\u00fchren zu der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df das Hechtpepsin im Vergleich zum Hundepepsin f\u00fcr die Wirkung bei einer niedrigeren Acidit\u00e4t angepa\u00dft ist.\nWir haben oben (Vers. IX und X) gesehen, da\u00df das Hechtpepsin bei \"/so-HGl Elastin verdaut und von letzterem in geringem Grade adsorbiert wird. Nun war es interessant, klarzustellen, wie sich denn dasselbe Pepsin bei einer geringeren Acidit\u00e4t dem Elastin gegen\u00fcber verh\u00e4lt.\nXV.\tDie in Vers. X benutzte Hechtinfusion 5 mal mit Wasser verd\u00fcnnt, was die Acidit\u00e4t n/ioo ergab. Nach 9 st\u00e4ndigem Stehen mit Elastin bei 15\u00b0 G. (dieser Versuch wurde parallel zu Vers. X durchgef\u00fchrt) abfiltriert. Bei Vergleich der urspr\u00fcnglichen (Kontroll-)Infusion mit dem Filtrat erwies sich, da\u00df das letztere 6\u20147 mal weniger Pepsin enthielt als die Kontroll\u00f6sung: folglich wird das Hechtpepsin bei der Acidit\u00e4t n ioo-HCl vom Elastin in bedeutend h\u00f6herem Grade adsorbiert als bei n'/*o-HCI.\nXVI.\tEine starke Hechtmageninfusion (n,2o-HCl) in 2 Portionen geteilt. Die eine (A) 1\u00d6 mal mit Wasser (n/2oo), die andere (B) ebensoviel mal mit nl2o-HGl verd\u00fcnnt (n/2o); beide Portionen wurden 8 Stunden mit Elastin bei 16\u00b0 G. stehen gelassen und sodann filtriert. Die Vergleichung der Filtrate mit den urspr\u00fcnglichen L\u00f6sungen zeigte, da\u00df A mehr als 7/\u00ab, B nur ungef\u00e4hr die H\u00e4lfte seiner Verdauungskraft eingeb\u00fc\u00dft hatte. Das gut ausgewaschene Elastin \u00bb/* Stunde mit 5 ccm n 20-IICl bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Die hiernach erhaltenen (zweiten) Filtrate wurden auf die gleiche Verdauungskraft dem Karmin-Fibrin gegen\u00fcber gebracht; das Filtrat A gab nach 15 Minuten eine scharf ausgepr\u00e4gte, das Filtrat B fast gar keine F\u00e4rbung. Folglich wird das Hechtpepsin bei sehr niedriger Acidit\u00e4t (nlioo\u2014Waoo-HCl) viel besser vom Elastin adsorbiert als bei n/2o-HCl \u2014 der gew\u00f6hnlichen Acidit\u00e4t der k\u00fcnstlichen Verdauungsversuche. In dieser Hinsicht weist das Hechtpepsin eine","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verdauungsfermente der Kalt- und Warmbl\u00fcter. 363\nbetr\u00e4chtliche \u00c4hnlichkeit mit dem Chymosin der Kalbsinfusion auf.1)\nDiese F\u00e4higkeit des Hechtpepsins, bei verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringer Acidit\u00e4t des Reaktionsmediums zu wirken, tritt auch in den hier folgenden Koagulationsversuchen hervor.\nXVII. Hecht-, Hunde- und Kalbsmageninfusion (n 20-HCl) durch entsprechende Verd\u00fcnnung mit n 20-HCl auf die gleiche milchkoagulierende Kraft (ca. 70\" bei Zusatz von 0,5 ccm saurer L\u00f6sung zu 5 ccm Milch bei 40\u00fc C.) gebracht. Die Abnahme der Acidit\u00e4t der Milch infolge von Zusatz von 0,25 ccm n 10-NaOH zu 5 ccm Milch wirkte in folgender Weise auf die milchkoagulierende Kraft dieser 3 Infusionen:\nHecht ohne NaOH\tkoag. in\t70\", mit\tNaOH koag. in 210\"\nHund \u00bb\t*\t>\t>\t70\", >\t> > .\u00bb\t1200\" (= 20'),\nKalb >\t>\t>\t>\t67\", >\t> , \u00bb\ti\u00dfO\"\nDerartige\tVersuche\twurden\tvielmals und\tstets mit\tdem\ngleichen Resultat angestellt; die Abnahme der Acidit\u00e4t der Milch \u00fcbte auf das Ferment der Hechtinfusion eine in geringerem Grade hemmende Wirkung aus, als auf das Hundepepsin und eine etwas gr\u00f6\u00dfere, als auf das Chymosin der Kalbsinfusion. Diese geringe Empfindlichkeit des Hechtpepsins gegen\u00fcber der Abnahme der Acidit\u00e4t des Reaktionsmediums, die dasselbe in dieser Hinsicht dem Chymosin an die Seite stellt, gab seinerzeit Bang Anla\u00df, das Vorhandensein von echtem Chymosin im Hechtmagen zu vermuten. Ganz abgesehen davon, da\u00df eine derartige Annahme vom allgemein biologischen Standpunkt als nicht gerechtfertigt erscheint, mu\u00df dieselbe noch deshalb als unbegr\u00fcndet bezeichnet werden, weil l. die Hechtmageninfusion die gleiche Eigenschaft auch bei der Verdauung von anderen Eiwei\u00dfstofren (Fibrin, Serumeiwei\u00df, Ldestin) zeigt und sich hier also derjenige Parallelismus zwischen milchkoagulierender und eiwei\u00dfverdauender Wirkung \u00e4u\u00dfert, der eins der wichtigsten Argumente der Identit\u00e4tstheorie ausmacht und weil 2. beide Wirkungen in der Hechtinfusion untrennbar miteinander verbunden sind: sogar ein so \u00fcber-\n') Vgl. Diese Zeitschrift, Bd. 8i. S. MH\u2014340.","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"364\nA. Rakoczy.\nzeugter Anh\u00e4nger der Dualit\u00e4t, wie Hamraarsten (11) gibt an, da\u00df bei der Erw\u00e4rmung der Hechtinfusion im Brutschrank beide Wirkungen gleichzeitig erl\u00f6schen1).\nSomit gelangen wir auf Grund der Vergleichung der Hecht- und Hundeinfusion zu der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df sich die Pepsine dieser Tiere voneinander auch durch ihr ungleiches Verhalten zu den Bedingungen des Reaktionsmediums unterscheiden. Das Hechtpepsin ist f\u00fcr die Wirkung bei niedriger Acidit\u00e4t angepa\u00dft und ist in dieser Hinsicht scharf von dem der Haifische und anderer Selachier unterschieden. Daher ist anzunehmen, da\u00df der Magensaft des Hechtes im Gegensatz zu dem der Selachier eine nur sehr geringe Acidit\u00e4t besitzt.2)\nC. Einflu\u00df der Temperatur.\nMit der Erh\u00f6hung der Temperatur nimmt die Geschwindigkeit der fermentativen, wie auch jeder anderen Reaktion zu. Das beweist ein einfacher Versuch mit Karmin-Fibrin: bei Zimmertemperatur gibt sowohl die Hunde- als auch die Hechtinfusion die F\u00e4rbung fr\u00fcher als bei 0\u00b0, und im Brutschrank fr\u00fcher als bei Zimmertemperatur. Gleichzeitig wird aber auch eine andere Reaktion \u2014 die Zerst\u00f6rung des Ferments beschleunigt. Somit sind an der Einwirkung der Temperatur auf die Fermentreaktionen zwei Faktoren beteiligt: a) die direkte Beschleunigung der Reaktion und b) die Verlangsamung der Reaktion infolge der allm\u00e4hlichen Inaktivierung des Ferments, die schlie\u00dflich zu v\u00f6lliger Zerst\u00f6rung des letzteren f\u00fchrt.\nUnzweifelhaft wirkt der zweite Faktor \u2014 die Inaktivierung mit dem Temperaturaufstieg \u2014 nicht in gleicher Weise\n*) Die Methoden, mit deren Hilfe es mir gelang, die Selbst\u00e4ndigkeit des Chymosins der Kalbsmageninfusion festzustellen, versagten bei Anwendung auf die Hechtinfusion. Diese Versuche habe ich ausf\u00fchrlich in russischer Sprache beschrieben (Untersuchungen zur Frage von der Identit\u00e4t des Pepsins und Chymosins. Diss., Kiew. M2, S. 147\u2014158).\n*) Diese Annahme stimmt mit den Daten von Richet (25) \u00fcberein, der angibt, da\u00df der Mageninhalt des Hechtes im Vergleich zu dem der Haifische eine viel geringere Acidit\u00e4t (ca. U.(i% auf HCl berechneti besitzt (S. 212).","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verdauungsfermente der Kalt- und Warmbl\u00fcter. 365\nauf das Pepsin des Hechtes und des Hundes. Pawlow und Parastschuk haben bei langandauernder Erw\u00e4rmung von Hundemagensaft im Brutschrank ein sehr langsames Erl\u00f6schen seiner fermentativen Kraft beobachtet, die sogar nach 1 *,* Monaten noch nicht v\u00f6llig zerst\u00f6rt war. Anderseits hat Ham-inarsten gefunden, da\u00df, wie bereits oben erw\u00e4hnt wurde, das Hechtpepsin bei der Erw\u00e4rmung in einem sauren Keaktions-medium sehr schnell (in einigen Stunden) zerst\u00f6rt wird. Solch ein verschiedenes Verhalten des Hecht- und Hundepepsins der zerst\u00f6renden Wirkung der Erw\u00e4rmung gegen\u00fcber tritt in den folgenden Versuchen scharf hervor.\nXVIII. Hecht- und Hundentnageninfusion (n/.*o-HCl) bei . gleichem Gehalt an Albumosen und anderen Beimengungen bei Zimmertemperatur auf die gleiche tibrinverdauende Kraft gebracht und bei 39\u00b0 G. auf verschieden lange Zeit in den Brutschrank gestellt. Die Messung der Verdauungskraft mit Hilfe von Karmin-Fibrin nach der oben beschriebenen Verd\u00fcnnungsmethode ergab f\u00fcr die verschieden lange Zeit erw\u00e4rmten Portionen ungef\u00e4hr die folgenden relativen Werte:\n\tDauer der Erw\u00e4rmung in Stunden\t\t\t\t\n\t0\t1\t2\t3\t6\t. 10 | 20\nHecht ... Hund . , .\t100\t! ca. 100\t50\t1 20-17\t0-7 | 5-3 |\t0 ca. 100 in allen Portionen\t\t\t\t\nXIX. W\u00e4sserige Extrakte von Hecht- und Hundemagenschleimhaut (in Gegenwart von geringen Mengen Calciumcarbonat) wurden filtriert und in mehrere Portionen geteilt, von denen die ersten mit Wasser, die folgenden jedoch mit Wasser und HCl, und zwar in solchen Proportionen verd\u00fcnnt wurden, da\u00df der HCl-Gehalt n/\u00abo, n!so und nh entsprach. Jede Portion in 2 Teile geteilt, der eine 3 Stunden im Brutschrank stehen gelassen, der andere kalt aufbewahrt. Nun ergab, nachdem alle Portionen auf n/*o-HGl gebracht worden, die Messung der Verdauungskraft an Karmin-Fibrin die folgenden relativen Werte (die Kraft der nicht erw\u00e4rmten Infusionen mit HX) angenommen) :\nHoppe-Seyler\u2019g Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXV.\t21","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"366\nA. Rakoczy,\n\tNeutral\tn/so-HCl\tn/*o-HC.l\t\u201c/7-HCI\nHecht \t Hund\t\t100\t; ca. 100\tca. 50 j\t0 ca. 100 in allen Portionen\t\t\t\nDiese beiden Versuche best\u00e4tigen die Hammarstensche Beobachtung. Bei der Erw\u00e4rmung in einem sauren Medium wird die Hechtinfusion partiell oder total in so kurzer Zeit (in einigen Stunden) inaktiviert, w\u00e4hrend welcher die den gleichen Bedingungen ausgesetzte Hundeinfusion keinerlei merkliche Ver\u00e4ndernngen erleidet. Je h\u00f6her die Acidit\u00e4t, desto st\u00e4rker ist die zerst\u00f6rende Wirkung der Erw\u00e4rmung auf die Hechtinfusion; bei der Acidit\u00e4t von nh war die letztere nach 3 st\u00e4ndigem Erw\u00e4rmen bereits v\u00f6llig unwirksam, w\u00e4hrend die neutrale Infusion sogar nach weiterem 20 st\u00e4ndigem Stehen im Brutschrank und sodann erfolgter Ans\u00e4uerung sich als ebenso stark erwies, wie die nicht erw\u00e4rmte.\nIn diesem verschiedenen Verhalten zu der zerst\u00f6renden Wirkung der Erw\u00e4rmung kommt das Nichtangepa\u00dftsein des Hechtpepsins an eine f\u00fcr dieses Tier ungew\u00f6hnliche Temperatur, oder besser \u2014 die Anpassung des Warmbl\u00fcterpepsins an die Existenz bei K\u00f6rpertemperatur zum Ausdruck.\nWie verhalten sich denn nun die hier verglichenen Fermente dem ersten Faktor \u2014 der beschleunigenden Wirkung des Temperaturaufstiegs auf die fermentative Reaktion selbst (d. h. in unserem Falle \u2014 auf die Reaktion der Eiwei\u00dfhydrolyse) gegen\u00fcber? Die experimentelle L\u00f6sung dieser Frage ist nur unter der Bedingung m\u00f6glich, wenn der Einflu\u00df des zweiten \\ Faktors v\u00f6llig ausgeschlossen oder auf ein Minimum herabgesetzt ist, d. h. wenn infolge der entsprechenden Versuchsanordnung das Ferment seine Wirkung \u00e4u\u00dfern konnte, bevor es infolge der eintretenden Inaktivierung eine merkliche Abschw\u00e4chung seiner Kraft erf\u00e4hrt. Angesichts dieser Erw\u00e4gungen wurden f\u00fcr die folgenden Versuche die empfindlichsten Substrate \u2014 Serum, Edestin und Karmin-Fibrin \u2014 benutzt und die Versuche bei verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig niedrigen Temperaturen durchgef\u00fchrt. Au\u00dferdem wurden stets gleichzeitige Kontrollversuche","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verdauungsfermente der Kalt- und Warmbl\u00fcter. 367\nauf die Inaktivierung des Ferments vorgenommen, die in der Vergleichung der bei bestimmter Temperatur erw\u00e4rmten Infusion mit der bei 0\u00b0 aufbewahrten bestanden.\nXX. Serumeiwei\u00dfverdauung nach Mett. Die Infusionen wie oben auf die gleiche fibrinverdauende Kraft gebracht. Acidit\u00e4t h/so-HCI.\n\tBei 20\u00b0 C.\tBei Ou C.\t\n\t18 Stunden\t18 Stunden\t48 Stunden\nHecht \t\t4.5 mm\tca. 0,5 mm\t3,1 mm\nHund\t\t5,0 *\t\u00bb 0,5 *\t2,5 \u00bb\nBei 20\u00b0 verdaut die Hechtinfusion etwas schw\u00e4cher als die Hundeinfusion, bei 0\u00b0 erfolgt die umgekehrte Erscheinung. Dieser Unterschied in der Wirkung l\u00e4\u00dft sich nicht durch die Inaktivierung des Hechtpepsins w\u00e4hrend des Digerierens bei 20\u00b0 erkl\u00e4ren, da der Kontrollversuch mit Karmin-Fibrin zeigte, da\u00df die Hechtinfusion nach 18 st\u00e4ndigem Stehen bei 20\u00b0 C. ihre Kraft nicht merklich ge\u00e4ndert hatte.\nXXI. Verdauung von Edestin (vgl. Vers. VIII und XIII) bei n 20-HG1. Die Infusionen auf die gleiche fibrinverdauende Kraft gebracht. Edestinverdauung im Laufe von 1 St. 40 Min. bei 18\u00b0 G. und bei 0\u00b0. Die Resultate sind auf folgender Tabelle dargestellt (mit + sind die Verd\u00fcnnungen, bei welchen die Portionen nach dem Zusatz von NaCl-L\u00f6sung ungetr\u00fcbt blieben, bezeichnet).\nVerd\u00fcnnungsgrad\t\t2-\t4-\t8-\t16-\t32-\t64-\t128-mal\nBei 18\u00b0 C.\tHecht\t+\t+\t+\t4\"\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n\tHund\t+\t+\t\t4-\t4-\t4-\t\u2014\nBei 0\u00b0 G.\tHecht\t4\"\t+\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t/\t\u2014\n\tHund\t4-\t+\t4\"\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nDie Hechtinfusion verdaut Edestin bei 18\u00b0 C.' um 4mal, bei 0\u00b0 nur um 2 mal schw\u00e4cher als die Hundeinfusion. Dieser Unterschied l\u00e4\u00dft sich nicht durch eine partielle Inaktivierung des Hechtpepsins erkl\u00e4ren, da durch Kontrollversuche festgestellt wurde, da\u00df die Verdauungskraft der Hechtinfusion im Laufe von 1 St. 40 Min. bei Zimmertemperatur keine merkliche Ver\u00e4nderung erfahren hatte.\n24*","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nA. Rakoczy,\nXXII. Fibrin verdau un g. Die Infusionen auf die gleiche fibrin verdauende Kraft bei Zimmertemperatur gebracht und sodann nach ihrer Wirkung bei 0\u00b0 verglichen ; im letzteren Falle (bei 0\u00b0) ergab die Hechtinfusion eine intensivere F\u00e4rbung als die Hundeinfusion. Die Ergebnisse der Vergleichung der fibrinverdauenden Kraft bei verschiedener Temperatur sind auf der untenstehenden Tabelle verzeichnet, wobei diejenigen Portionen, die nach dem gleichen Zeitraum (30 Min.) den gleichen Farbenton ergaben, durch das gleiche Zeichen kenntlich gemacht sind.\nVerd\u00fcnnungsgrad\t\t1-\t2-\t4-\t8-\t16-\t32-mal\nBei 18\u00b0 C.\tHecht\t\t\t+++\t++\t\u25a0f\t\u2014\n\tHund\t\t\t+ +\t\t+\t\u2014\nBei 0\u00b0 C\tHecht\t+ + +\t+ +\t+\t\u2014\t\t\n\tHund\t+ +\t+\t\u2014\t\u2014\t\t\nDie Hechtinfusion, die bei Zimmertemperatur ihrer Verdauungskraft nach der Hundeinfusion gleichkam, erwies sich bei 0\u00b0 als um zweimal st\u00e4rker wirkend. Somit ergibt sich in diesem Versuche, ebenso wie in den beiden vorhergehenden, ein neuer Unterschied zwischen den beiden verglichenen Infusionen, und zwar das ungleiche Verhalten gegen\u00fcber dem ersten Faktor \u2014 der Beschleunigung des fermentativen Prozesses mit der Temperaturerh\u00f6hung. Wenn mit der Temperaturerniedrigung die Wirkung des Hechtpepsins in geringerem Grade gehemmt wird, als die des Hundepepsins, so.sind wir auch zu der umgekehrten Schlu\u00dffolgerung berechtigt, da\u00df mit der Temperaturerh\u00f6hung die Geschwindigkeit der durch das Hechtpepsin bewirkten Reaktion in geringerem Grade erh\u00f6ht wird. Folglich hat der Geschwindigkeitsquotient1) in den Grenzen 0\u00b0 bis 20\u00b0 C. einen\n') Gem\u00e4\u00df der empirisch von van\u2019t Hoff gefundenen Regel w\u00e4chst die Geschwindigkeit einer chemischen Reaktion mit einem Temperatur-aufstieg von 10\u00b0 G. um das 2\u20143 fache. Diese Regel erwies sich auch auf die fermentativen Prozesse anwendbar, aber nat\u00fcrlich nur in solchen Temperaturgrenzen, in denen keine Sch\u00e4digung des Fermentes selbst erfolgt. Verschiedene Autoren haben f\u00fcr die verschiedenen Fermente","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verdauungsfermente der Kalt- und Warmbl\u00fcter. 360\nbetr\u00e4chtlich gr\u00f6\u00dferen Wert f\u00fcr das Hundepepsin als f\u00fcr das Hechtpepsin.\nSchlu\u00dffolgerungen.\nDie Pepsine des Hechtes und des Hundes sind nicht identisch. Das Hechtpepsin unterscheidet sich von dem des Hundes durch eine ganze Reihe von Eigent\u00fcmlichkeiten, die sich in folgendem \u00e4u\u00dfern:\n1.\tIm Verhalten den verschiedenen Eiwei\u00dfarten gegen\u00fcber. Das Hechtpepsin verdaut gut Fibrin, Serumeiwei\u00df und Casein, entfaltet aber im Vergleich zum Hundepepsin eine geringere Verdauungskraft dem Edestin und eine noch geringere dem H\u00fchnereiwei\u00df und dem Elastin gegen\u00fcber.\n2.\tIm Verhalten zur Acidit\u00e4t des Reaktionsmediums. Das Hechtpepsin ist f\u00fcr die Wirkung bei einer niedrigeren Acidit\u00e4t angepa\u00dft, und diese seine Eigenschaft \u00e4u\u00dfert sich sowohl in seiner eiwei\u00dfverdauenden und milchkoagulierenden Wirkung, als auch bei der Adsorption durch Elastin.\n3.\tIm Verhalten zur Temperatur des Reaktionsmediums.\na)\tDas Hechtpepsin ist im Vergleich zqm Hundepepsin der zerst\u00f6renden Einwirkung der Erw\u00e4rmung in einem sauren Reaktionsmedium gegen\u00fcber sehr wenig widerstandsf\u00e4hig.\nb)\tDer Geschwindigkeitsquotient ist (in den Grenzen 0\u201420\u00b0 C.) f\u00fcr das Hechtpepsin niedriger als f\u00fcr das Hundepepsin, weshalb eine Temperaturerniedrigung bis 0\u00b0 auf das Hechtpepsin eine in geringerem Grade hemmende Wirkung aus\u00fcbt, als auf das\n(Invertin, Emulsin, Lipase u. a.) den Wert des Geschwindigkeitsquotienten (Q10) im Mittel mit ca. 1,5\u20143,0 und ausnahmsweise mit 5,0 und etwas mehr angegeben. (Vgl. Cohen, S. 51, Bayliss, S. 55, Euler, S. 32t\u00bb.) Speziell f\u00fcr das Pepsin hat Herzog unter Benutzung der Met Ischen Methode f\u00fcr Q10 den Wert 2,28 in den Grenzen 19\u201429\u00b0 C. erhalten (S. 190).","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nA. Rakoczy,\nHundepepsin, w\u00e4hrend eine Temperaturerh\u00f6hung im umgekehrten Sinne wirkt.\nIn biologischer Hinsicht erscheint der an letzter Stelle aufgef\u00fchrte Unterschied und zwar das Verhalten zur Temperatur von besonderer Bedeutung, da sich hier ein \u00d6kologismus, ein Angepa\u00dftsein der Pepsine an die Existenz und Arbeit bei den K\u00f6rpertemperaturen der hier verglichenen Tierarten offenbart.\nDiese Schlu\u00dffolgerungen f\u00fchren zu einer Reihe von neuen Fragen \u2014 sowohl hinsichtlich der Eigenschaften der \u00fcbrigen Verdauungsfermente derselben Tierarten (Hecht und Hund), als auch hinsichtlich der Pepsine und \u00fcbrigen Verdauungsfermente anderer Kalt- und Warmbl\u00fcter. Diesbez\u00fcgliche Forschungen sind gegenw\u00e4rtig in unserem Laboratorium im Gange; einige von ihnen sind bereits abgeschlossen und sollen in allern\u00e4chster Zeit ver\u00f6ffentlicht werden.\nLiteratur.\n1.\tAbderhalden u. Strauch, Diese Zeitschrift, Bd. 71 (1911), S. 320.\n2.\tBang, I. \u00dcber Parachymosin. Pfl\u00fcgers Arch., Bd. 79(1900), S. 425.\n3.\t\u00dfayliss, Das Wesen der Enzymwirkung. Dresden 1910.\n4.\tBiedermann, Die Aufnahme, Verarbeitung und Assimilation der\nNahrung. Wintersteins Handb. d. vergl. Physiol., 2. Bd.. 1 H\u00e4ltte,\nS.\t1088-1115.\n5.\tCohen, E., Vortr\u00e4ge f. \u00c4rzte \u00fcber physik. Chemie, 1907.\n(\u00bb. Euler, H., Allgemeine Chemie d. Enzyme. Ergehn, d. Physiol., Bd. 9 (1910). S. 329.\n7.\tFick u. Murisier, \u00dcber das Magenferment kaltbl\u00fctiger Tiere. Malys\nJahresber., Bd. 3 (1874), S. 162.\n8.\tFuld und Hirayama, Berl. klin. Woch., Bd. 47 (1910), S. 1062.\n9.\tGross, Ibid., Bd. 45 (1908), S. 693.\n10.\tHammarsten, Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chy-\nmosinwirkung. Diese Zeitschrift, Bd. 56 (1908), S. 47.\n11.\t----Bidrag tili k\u00e4nnedomen om enzymen i magslemhinnam. Hygiea\nFestband. Stockholm 1908, Bd. 1, S. 1\u201419.\n12.\tvan Herwerden. Zur Magenverdauung der Fische. Diese Zeitschrift,\nBd. 56 (1908), S. 453.\n13.\tHerzog, Chemisches Geschehen im Organismus. Zeitschr. f\u00fcr allg.\nPhysiol., Bd 4 (1904). S. 190.","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verdauungsfermente der Kalt- und Warmbl\u00fcter. 371\n14.\tHoppe-Seyler, F.. \u00dcber Unterschiede im chemischen Hau und der\nVerdauung h\u00f6herer und niederer Tiere. Pfl\u00fcgers Arch., Hd. 14 (1877), S. 395.\n15.\tKlug, Untersuch, \u00fcber Pepsinverdauung. Ibid., Bd. \u00ab0 (1895). S. \u00ab4.\n16.\tKrukenberg, Versuche z. vergl. Physiologie der Verdauung. Unter-\nsuchungen a. d. physiol. Inst. d. Universit\u00e4t Heidelberg, Hd. 1 (1878).\nS.\t331.\n17.\t-----Zur Verdauung bei Fischen. Ibid., Hd. 2 (1882), S. 387.\n18.\t-----Notizen zur Literatur. Ibid., Bd. 2, S. 421.\n19.\tLuchhau, \u00dcber die Magen- und Darmverdauung bei einigen Fischen.\nInaug.-Diss., K\u00f6nigsberg 1878, S. 12\u201416.\n20.\tMilne Edwards, Le\u00e7ons sur la physiologie et l'anatomie compar\u00e9e.\nT.\t7 (1862), p. 44.\n21.\tNeumeister, Lehrbuch d. physiol. Chemie, Jena, 1897, S. 151.\n22.\tOguro, Bioch. Zeitschr., Bd. 22 (1909), S. 278.\n23.\tPawlow u. Parastschuk, Diese Zeitschrift, Bd. 42 (1904), S. 415.\n24.\tPolimanti, Bioch. Zeitschr., Hd. 38 (1912), S. 113.\n25.\tRichet, Les propri\u00e9t\u00e9s du suc gastrique. Journ. d\u2019anat. et physiol\nBd. 14 (1878), S. 170.\n26.\tRichet et Mourrut, De quelques faits relatifs \u00e0 la digestion gastrique\ndes poissons. C. R. Hd. 90 (1880), S. 879.\n27.\tRiassenzew, Wojenno-Medicinskij Journal, Bd. 90 (1881), S. 259\n(russisch).\n28.\tSawitsch, Diese Zeitschrift, Hd. 68 (1910). S. 12.\n29.\tStscherbakow, Berichte d. kais. Univ. in Kasan, Hd. 40 (1878).\nS. 714 (russisch).\n30.\tSellier, Ref. in Hermanns Jahresber., Bd. 9 (1901), S. 204.\n31.\tStarkenstein, Biochem. Zeitschr., Bd. 47 (1912), S. 300.\n32.\tSullivan, Ref. in Hermanns Jahresber., Bd. 14 (1906), S. 243.\n33.\tTammann, Diese Zeitschrift, Bd. 16 (1892), S. 271.\n34.\tWein land, Zur Magenverdauung der Haifische. Zeitschr. f. Biologie,\nBd. 41 (1901), S. 285.\n35.\tWroblewski, Zur Kenntnis des Pepsins. Diese Zeitschrift, Bd. 21\n(1895), S. 1.\n36.\tYung. E., Recherches sur la digestion des poissons. Arch, de Zool\nexp\u00e9r. Ser. 3, T. 7 (1899), p. 121.","page":371}],"identifier":"lit19791","issued":"1913","language":"de","pages":"349-371","startpages":"349","title":"Vergleichende Untersuchungen \u00fcber die Verdauungsfermente der Kalt- und Warmbl\u00fcter: 1. Hecht- und Hundepepsin","type":"Journal Article","volume":"85"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:22:54.047122+00:00"}