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{"created":"2022-01-31T14:18:22.892465+00:00","id":"lit19848","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Dam, W. van","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 86: 77-84","fulltext":[{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zu den Arbeiten A. Rakoezys Ober die Pepsin-Chymosinfrage.\nVon\nW. van Dam.\n(Der Redaktion zugegangen am 23. Mai 1913.)\nIn einer neulich erschienenen Arbeit1) wurden von Rakoczy meine in einer vorhergehenden Mitteilung* *) ver\u00f6ffentlichten Befunde und Schlu\u00dffolgerungen einer Kritik unterzogen. Obschon ich im allgemeinen nicht zu einer Polemik geneigt bin, wenn diese nicht von neuen experimentellen Befunden gest\u00fctzt werden kann, so mu\u00df ich f\u00fcr diesmal eine Ausnahme machen, weil es mir in den n\u00e4chsten Jahren wahrscheinlich nicht m\u00f6glich sein wird, weitere Experimente auf diesem Gebiete auszuf\u00fchren.\nIn meiner letzten, obengenannten Arbeit habe ich gezeigt, da\u00df f\u00fcr Infusionen vom Magen des Kalbes, Schweines und Rindes ein fast vollkommener Parallelismus gefunden wird bei der Verdauung von Casein (bei solchen H-Ionenkonzentrationen, da\u00df noch kein Casein gel\u00f6st wird) einerseits und f\u00fcr die Milchkoagulation anderseits. Weiter konnte festgestellt werden, da\u00df bei der Acidit\u00e4t 0,3 normal, etwa dieselben Unterschiede bei der Caseinverdauung gefunden werden als bei der Verdauung von H\u00fchnereiwei\u00df nach Mett in HCl 0,2\u00b0/o. Der Unterschied bezieht sich aber nur auf die Geschwindigkeit der Verdauung; die Vprdauungs-produkte scheinen in ihrer qualitativen, sowie quantitativen Zusammensetzung unabh\u00e4ngig zu sein von der Acidit\u00e4t des Mediums, was mir ein Argument f\u00fcr die Identit\u00e4t der Wirkung beider Enzyml\u00f6sungen zu sein scheint.\nIn seiner j\u00fcngsten Arbeit bestreitet Rakoczy meine Schlu\u00dffolgerungen; nachdem er auf die Resultate hingewiesen hat. die ich in 0,3 normaler Salzs\u00e4ure bei der Caseinverdauung erhielt, schreibt er: \u00abEin vollkommener Parallelismus zwischen der milchkoagulierenden und caseinverdauenden Wirkung gelangt aber sogar bei niedriger Acidit\u00e4t nicht zur Beobachtung; in allen Versuchen von van Dam ergeben die mehr Pepsin enthaltenden L\u00f6sungen auch gr\u00f6\u00dfere Werte f\u00fcr die Caseinverdauung; in\n\u2019) Diese Zeitschrift, Bd. 84, S. 320.\n*) Diese Zeitschrift. Bd. 79, S. 247.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nW. van Dam,\neinigen Versuchen (6 und 8) ist diese Divergenz sehr bedeutend, so z. B. in Versuch 8:\nKalb koaguliert bei 28\u00b0 C. \u2014 90 Sek., verdaut Eiwei\u00df \u2014 23,45 Schwein >\t> 28\u00b0 * \u2014 90 \u00bb\t*\t>\u2014 32,3.\nDas Fehlen der zu erwartenden Proportionalit\u00e4t erkl\u00e4rt van Dam damit, da\u00df das Pepsin der Schweinsinfusion unter den gegebenen Versuchsbedingungen (Koagulation nicht anges\u00e4uerter Milch) seine Koagulationskraft nicht im vollen Umfange entfalten konnte ; deshalb wiederholt der Autor denselben Versuch, wobei er die Infusionen jetzt nach ihrer F\u00e4higkeit, anges\u00e4uerte Milch (6 ccm n/10-HCl auf 100 ccm Milch) zu koagulieren, auf die gleiche Kraft bringt, und die Gerinnung selbst bei noch niedriger Temperatur (24,50 C.) vornimmt, wobei er in der Tat einander mehr angen\u00e4herte Werte f\u00fcr die Caseinverdauung erh\u00e4lt, obschon das \u00dcbergewicht doch noch auf seiten der Schweinsinfusion liegt (Kalb \u2014 26,6, Schwein \u2014 28,9). Somit schafft van Dam bei der Bestimmung der Koagulationskraft f\u00fcr das Pepsin g\u00fcnstige Bedingungen (niedrige Temp., anges\u00e4uerte Milch), w\u00e4hrend er die Bestimmung der caseinverdauenden Kraft bei f\u00fcr das Pepsin ung\u00fcnstigen Bedingungen (niedrige Acidit\u00e4t) ausf\u00fchrt, um nun aus der Zusammenstellung der unter solchen Bedingungen erhaltenen Zahlen einen Parallelismus zu konstatieren. Ich habe bereits in meiner oben zitierten Arbeit \u00fcber die logische Unzul\u00e4nglichkeit einer derartigen Argumentation gesprochen \u2014 man kann ja f\u00fcr die allerverschiedensten Stoffe solche Bedingungen schaffen, bei denen sie \u00e4hnlich erscheinen werden, doch von einer solchen \u00c4hnlichkeit bis zu vollkommener Identit\u00e4t f\u00fchrt noch ein sehr weiter Weg.\u00bb\nZu dieser Kritik erlaube ich mir zun\u00e4chst noch einmal die von mir gefundenen und berechneten Zahlen f\u00fcr die Caseinverdauung zusammenzustellen. Bei meinen Versuchen wurde immer eine Kalbsmageninfusion (oder Labl\u00f6sung) mit Sqjiweins- oder Rindspepsin verglichen. Die unter \u00abber.\u00bb angegebenen Zahlen wurden gefunden nach der Gleichung:\nGer\u2018Schw.\t: Ger Kalb =\tVert-'Kaib\t: x\u00bb.\nVersuch\tGef.\tVerdauung\tBer.\n1\t16,6\t\t15,4\n2\t23,5 \u2018)\t\t24,7\n3\t19,7\t\t19,0\n4\t22,55\t\t21,6\n5\t28,4\t\t26,3\n6\t37,9\t\t31,8\n7\t25,6\t\t23,4\n8\t32,3\t\t23,45\n\u2019) Ohne Kontrollrohr.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zu A. Rakoczys Pepsin-Chymosinfrage. 79\nWeiter lieferten die Infusionen auf 7 verschiedenen Kalbsmagen, die also wohl nicht gleiche Pepsinmengen enthielten und eine Labl\u00f6sung (Hansen), die alle auf der gleichen Koagulationskraft verd\u00fcnnt waren, folgende Verdauungszahlen : 22,15 \u2014 22,3 \u2014 22,7 \u2014 22,0 \u2014 22,6 \u2014 22 45 - 22,5 - 21,45.\nRakoczy hat also vollkommen recht, wenn er sagt, da\u00df auch hier kein vollkommener Parallelismus beobachtet wird; nicht richtig ist die Bemerkung, da\u00df bei Versuch 8 Proportionalit\u00e4t f\u00fcr Verdauung und Gerinnung zu erwarten war. Ich schrieb damals bei der Vermeidung von Versuch 8: \u00abHier ist die Differenz der gefundenen mit der berechneten Verdauung sehr bedeutend. Ich hatte nichts anderes erwartet. Beim Verd\u00fcnnen der L\u00f6sung zeigte es sich, da\u00df das Verd\u00fcnnungsgesetz nicht befolgt wurde\u00bb, usw.\nIch zeigte dann weiter, da\u00df man besser \u00fcbereinstimmende Werte erlangt, wenn man daf\u00fcr sorgt, da\u00df der Gerinnungsversuch den wirklichen Enzymgehalt angibt und nicht den scheinbaren Gehalt.\nRakoczy meint, da\u00df ein solches Vorgehert nicht statthaft ist; wenn man sich die Bedingungen so w\u00e4hlt, da\u00df die st\u00e4rkere Wirkung abgeschw\u00e4cht, die schw\u00e4chere verst\u00e4rkt wird, so kann man immer diejenige Bedingung ausfindig machen, f\u00fcr die beide Wirkungen gleich sind. Diese Ansicht ist nat\u00fcrlich vollkommen richtig, gilt aber nur dann, wenn man bei dem genannten Vorgehen sozusagen einen wirklichen Kreuzpunkt findet, der bei fortgesetztem \u00c4ndern der Bedingungen in derselben Richtung, \u00fcberschritten wird. In dem vorliegenden Fall ist das nun aber nicht der Fall; von dem Momente an, da\u00df nach Rakoczy die g\u00fcnstigste Bedingung hergestellt ist, f\u00fcr welche also Parallelit\u00e4t f\u00fcr Gerinnung und Verdauung eintritt, bleibt diese Parallelit\u00e4t bestehen, unabh\u00e4ngig davon, ob man die Bedingungen in derselben Richtung noch weiter \u00e4ndert, z. B. mehr S\u00e4ure zur Milch gibt, oder bei niedriger Temperatur den Koagulationsversuch vornimmt. Vollkommen dieselbe \u00dcberlegung gilt f\u00fcr die Abweichungen vom Verd\u00fcnnungsgesetz. Diese Abweichung kann aufgehoben werden durch Arbeiten mit h\u00f6herer Enzymkonzentraiion, oder durch Vermehrung der H-Ionen oder durch Temperaturerniedrigung, nie aber gelingt es, die Differenzen im entgegengesetzten Sinne hervorzurufen, d. h. bei Verd\u00fcnnung eine st\u00e4rker koagulierende Wirkung zu erhalten, als der Verd\u00fcnnung entspricht. Schon aus dieser einfachen \u00dcberlegung geht klar hervor, da\u00df die Bemerkung Rakoczys in dieser Hinsicht nicht stichhaltig ist.\nWenn ich beim Versuch 8 ohne weiteres aus der gefundenen Differenz geschlossen h\u00e4tte, da\u00df die beiden Wirkungen nicht parallel gehen, so h\u00e4tte ich denselben Fehler gemacht, durch den zahlreiche Versuche Rakoczys, und auch Hammarstens, Schmidt-Nielsens u. a. ihren Wert verloren haben. Diese Autoren haben vers\u00e4umt, sich die Frage vorzulegen: geben meine Koagulations- sowie Verdauungsversuche den wirklichen Enzym-","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nW. van Dam,\ngehalt an? Schon \u00f6fters habe ich betont, da\u00df die Koagulationsversuche, die bei 37\u201440\u00f6 C. ausgef\u00fchrt werden, sehr oft ein v\u00f6llig falsches Bild geben von der Menge des in der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeit sich befindenden Enzyms. Die Eigenschaften des sogenannten Parachymosins, von S\u00e4uren und Chlorcalciuml\u00f6sung st\u00e4rker beeinflu\u00dft zu werden als das Chymosin, sowie das Nichtbefolgen des Verd\u00fcnnungsgesetzes, sind alle auf den Umstand zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df eine L\u00f6sung eines solchen \u00abParachymosins\u00bb den Hydroxylionen der Milch gegen\u00fcber \u00e4u\u00dferst empfindlich ist, was eine ganze oder teilweise Vernichtung des Enzyms w\u00e4hrend des Gerinnungsversuchs bei zu hoher Temperatur zur Folge hat. Will man daher relative Fermentmengen messen, so hat man daf\u00fcr zu sorgen, da\u00df die Umst\u00e4nde so sind, da\u00df kein Enzym w\u00e4hrend der Versuche abget\u00f6tet werden kann.\nWie stellt sich nun Rakoczy diesen Tatsachen gegen\u00fcber und in wie weit ber\u00fchren sie die Versuchsergebnisse dieses Autors? Rakoczy fand die Beobachtung der relativ schnelleren Gerinnung bei niedrigen Temperaturen best\u00e4tigt f\u00fcr die durch Erw\u00e4rmen mit HCl von Chymosin befreiten L\u00f6sungen und \u00aberkl\u00e4rt* dies so:1) tDas Pepsin unterscheidet sich unter anderem dadurch vom Chymosin, da\u00df es bei verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringf\u00fcgigen Verd\u00fcnnungen vom Zeitgesetz abweicht ; es folgt aber diesem Gesetz in gro\u00dfer Ann\u00e4herung, wenn man die Gerinnungsversuche bei einer Temperatur von weniger als 30\u00b0 C. ausf\u00fchrt. Daher kann das Pepsin der Kalbsinfusion, in der es in geringer Menge enthalten zu sein pflegt, nach Zerst\u00f6rung des Chymosins seine milchkoagulierende Wirkung besser bei 25\u00b0 entfalten als bei 40\u00b0,*) und die milchkoagulierende Kraft der erw\u00e4rmten Portionen wird verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig erh\u00f6ht.\u00bb\n\u00dcber diese \u00abErkl\u00e4rung\u00bb habe ich bei einer vorigen Gelegenheit3) schon das meinige gesagt ; weil die damals gestellten Fragen unbeantwortet geblieben sind, m\u00f6chte ich sie hier noch einmal wiederholen. Warum kann das Pepsin seine milchkoagulierende Wirkung besser bei 25\u00b0 als bei 40\u00b0 entfalten, wenn es nicht dadurch ist, da\u00df es bei 40\u00b0 abget\u00f6tet wird in der Milch ? Warum findet man bei Schweins- und Rindsenzyml\u00f6sungen bei 25\u00b0 \u00f6fters innerhalb 5 Minuten Gerinnung, w\u00e4hrend bei 40\u00b0 gar keine Koagulation eintritt? Und warum findet man bei mehr konzentrierten Enzyml\u00f6sungen das Umgekehrte: bessere Wirkung bei h\u00f6herer Temperatur? Und wenn die Milch ein wenig anges\u00e4uert w'ird. warum findet man auch dann eine bessere Wirkung, je nachdem die Versuchstemperatur h\u00f6her gew\u00e4hlt wird? Und wie soll man es erkl\u00e4ren, da\u00df eine Pepsinl\u00f6sung, die bei 26\u00b0 C. in z. B. 5 Minuten die Milch dicklegt. diese F\u00e4higkeit v\u00f6llig verliert, nachdem das Enzym-Milchgemisch\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. 68, S. 459.\n*) Kursivierung von mir.\n3) Diese Zeitschrift, Bd. 79, S. 254.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen zu A. Rakoczys Pepsin-Chymosinfrage. 8t\nw\u00e4hrend 5 Minuten bei 40\u00b0 gestanden hat, um dann bei 26\u00b0 hingestellt zu werden?\nWenn Rakoczy die von mir gegebene Antwort auf diese Fragen bestreitet, so m\u00f6ge er doch eine andere, bessere Erkl\u00e4rung geben; die oben zitierte \u00c4u\u00dferung ist meines Erachtens keine Erkl\u00e4rung zu nennen.\nIch will jetzt noch ein paar Worte dar\u00fcber sagen, inwieweit obenstehende Er\u00f6rterungen die Versuchsergebnisse Rakoczys ber\u00fchren. In seiner ersten Mitteilung \u2018) untersucht der Autor den Einflu\u00df l\u00e4ngdauernder Erw\u00e4rmung bei 39\u201440\u00b0 f\u00fcr Kalbs- und Rindsmageninfusionen. Die Koagulationsversuche zur Bestimmung der relativen Ferihentmengen wurden alle bei 40\u00b0 C. ausgef\u00fchrt. Bedenkt man nun, da\u00df es in erster Linie die erw\u00e4rmten Kalbsmageninfusionen sind, die f\u00fcr Hydroxylionen au\u00dferordentlich empfindlich sind, so leuchtet es ein, da\u00df die von Rakoczy in seinen Tabellen (Versuch VIII, IX, X und XI) angef\u00fchrten relativen Fermentmengen absolut nicht den wirklich anwesenden Quantit\u00e4ten entsprechen, und die konstruierten Kurven lehren dar\u00fcber nichts. Ganz besonders instruktiv in dieser Hinsicht sind die erhaltenen Zahlen bei der Koagulation durch eine 36 Stunden lang bei 40\u00b0 C. digerierte Kalbsmageninfusion, das eine Mal nach Neutralisation mit CaC03, das andere Mal ohne vorhergehende Neutralisation.\nNicht erw\u00e4rmt . < 7 Sek.\nErw\u00e4rmt 270 Sek. 3600 \u00bb\nNicht neutralisiert . Neutralisiert. . . .\n20 \u00bb\nWie verhielten sich in den nicht und wohl erw\u00e4rmten Infusionen nun eigentlich die Fermentmengen, als 270 : <7, oder als 3600 : 20? Rakoczy schreibt: \u00abwenn man aber zur Bestimmung der milchkoagulierenden Kraft mit CaCOs neutralisierte Infusion verwendet, so erweist sich die letztere nach 2t\u00e4giger Erw\u00e4rmung als unwirksam\u00bb. Damit kann man sich aber nicht begn\u00fcgen, denn nach Mett findet der Autor 3 mm in 16 Stunden f\u00fcr die auf Milch unwirksame L\u00f6sung, w\u00e4hrend Rakoczy auch f\u00fcr das Pepsin das Verm\u00f6gen annimmt, Milch zu koagulieren bei neutraler Reaktion (S. 433). Und in Tabelle IX sieht man, da\u00df die Pepsinl\u00f6sung (Rindsmageninfusion), die 144 Stunden erw\u00e4rmt wurde, bei einer Verdauung von 4,0 mm nach Mett, die Milch in 5 Minuten zur Gerinnung bringt. Wie mu\u00df man das verstehen?\nWeiter gibt Rakoczy als Resultat der Versuche VIII, IX, X und XI, folgendes: \u00abIm Verlaufe der ersten Tage der Erw\u00e4rmung wird das Chymosin zerst\u00f6rt und es bleibt nur das Pepsin allein \u00fcbrig, dessen milchkoagulierende Kraft nun parallel der proteolytischen zu fallen beginnt. In der Rinderinfusion ist kein Chymosin oder nur sehr wenig davon vorhanden und hier ist die Milchgerinnung haupts\u00e4chlich durch\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 68, S. 421.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXVI.\t6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nW. van Dam,\ndie Wirkung des Pepsins bedingt, weshalb beim Erw\u00e2rm\u00e9n beide Wirkungen fast parallel sinken.* *1)\nIch erlaube mir die Zahlen aus Rakoczys Arbeit zu zitieren, die eine, \u00abfast parallele\u00bb Abschw\u00e4chung der koagulierenden und verdauenden Wirkung beweisen sollen f\u00fcr die Pepsinl\u00f6sungen (Rindsmageninfusionen).\nVersuch VIII.\nDauer der Erw\u00e4rmung Stunden\tRelative Fermentmenge nach der Koagulation\tRelative Ferment menge nach der Proteolyse\n0\t4,4\t1,44\n24\t3,66\t1.6\n48\t2,72\t1,3\n72\t1,0\t1,0\n\tVersuch IX.\t\n0\t8,5\t7,9\n24\t3,0\t6,9\n48\t3,7\t5,6\n72\t2,0\t5,9\n96\t1,7\t3,1\n144\t1,0\t1,0\nMan vergleiche diese Zahlen mit denjenigen, welche ich f\u00fcr die Caseinverdauung gefunden habe ; nach alledem bin ich der Meinung, da\u00df Rakoczy zu der gemachten Bemerkung in dieser Beziehung nicht berechtigt war. Bei der Versuchsanordnung, wie sie in diesen Versuchen gew\u00e4hlt wurde, ist es rein unm\u00f6glich einen Parallelismus zu finden, weil bei den Koagulationsversuchen ein Teil des erw\u00e4rmten Enzyms w\u00e4hrend des Versuchs vernichtet wird. Will Rakoczy hier eine strenge Parallelit\u00e4t nach weisen, so hat er sich von ganz denselben Vorsorgen zu bedienen, als ich es tat.\nIm zweiten Teil dieser Arbeit gibt Rakoczy interessante Trennungen von den beiden Wirkungen, der Koagulation und der Eiwei\u00dfverdauung ; in seiner vor kurzem erschienenen Mitteilung *) werden diese noch erg\u00e4nzt durch andere Methoden, um ein solches Resultat zu erhalten. Es tut mir leid, da\u00df der Autor sich durch meine diesbez\u00fcgliche \u00c4u\u00dferung3) gekr\u00e4nkt f\u00fchlt ; es ist absolut nicht meine Absicht gewesen, etwas Unan-\n\u2018) Kursivierung von mir.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 84, S. 329.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 79, S. 251.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"83\nBemerkungen zu A. Rakoczys Pepsin-Chymosinfrage.\ngenehmes zu sagen \u00fcber die Dialysierversuche Rakoczys. Ich bin nur > der Meinung, da\u00df man aus diesen Resultaten nicht schlie\u00dfeh darf, da\u00df man es mit zwei verschiedenenen Wirkungen zu tun hat, weil man zwei nicht identische Systeme vergleicht. Aus der Nichtidentit\u00e4t der Wirkung (was die Geschwindigkeit anbetrilTt) solcher Systeme kann man nicht schlie\u00dfen auf Nichtidentit\u00e4t der Komponenten. Geht nicht aus'der letzten . Arbeit Rakoczys hervor, da\u00df beim Vergleich von der Wirkung des Elastins auf schwach- und st\u00e4rker salzsaure Chymosinl\u00f6sung im ersten Fall das Chymosin ganz anders wirkt als im zweiten, und zwar als Pepsin, ganz so wie ich es bei der Caseinverdauung fand?\nWas nun der tiefere Grund dieser Erscheinung ist, ist bisher nicht bekannt ; vom physikalisch-chemischen Standpunkte scheint die Annahme nicht unwahrscheinlich, da\u00df eine Pepsinl\u00f6sung die Eigenschaften einer Chymosinl\u00f6sung erh\u00e4lt durch Spuren von Stoffen, die sich mit dem Enzym vereinigen zu einem Gleichgewichte, das von den H-Ionen gest\u00f6rt werden kann. Die Dualisten haben sich \u00f6fters bem\u00fcht, die Gegenwart solcher \u00abVerunreinigungen\u00bb zu zeigen durch Vermischen einer verunreinigten L\u00f6sung mit einer normal arbeitenden, um dann beim Nichtkonstatiercn eines hemmenden Einflusses zu schlie\u00dfen, da\u00df offenbar von Verunreinigungen nicht die Rede sein konnte. Dies ist nun aber ein Irrtum. Man k\u00f6nnte dies vielleicht illustrieren mit einem Vergleich von zwei Salzs\u00e4urel\u00f6sungen, deren eine mit ein wenig Natriumacetat, sagen wir 4/6 der \u00e4quivalenten Menge, verunreinigt ist. Die S\u00e4urewirkung letzterer zeigt sich dann bekanntlich stark abgeschw\u00e4cht, beim Vermischen mit der reinen L\u00f6sung ist ein Einflu\u00df auf dieser nur zu konstatieren, wenn man \u00fcber feinere Mittel verf\u00fcgt, als den Verdauungsversuchen mit H\u00fchnereiwei\u00df oder Fibrin entsprechen. Ich f\u00fchre dies nur als rohes Beispiel an, um zu zeigen, da\u00df man in \u00e4hnlichen F\u00e4llen sehr vorsichtig sein mu\u00df in seinen Schlu\u00dffolgerungen, zumal weil es sich in dieser Frage um sehr verwickelte Systeme handelt, deren Komponente \u00fcberdies zum Teil in verschwindend kleinen Quantit\u00e4ten Vorkommen.\nWenn ich also sagte: \u00abVom unitarischen Standpunkte hei\u00dft das also, da\u00df es nicht gelingt, durch einfache Dialyse alle Verunreinigungen wegzuschaffen\u00bb, so ist das zu deuten im oben er\u00f6rterten Sinne; die Gesamtheit aller Untersuchungen \u00fcber diesen Gegenstand bilden also die experimentellen Daten f\u00fcr diese Behauptung.\nSchlie\u00dflich m\u00f6chte ich noch folgendes hervorheben. In seiner ersten Arbeit kommt Rakoczy zum Schlu\u00df, da\u00df man dem Pepsin das Verm\u00f6gen zuschreiben mu\u00df, Milch auch bei neutraler Reaktion zur Gerinnung zu bringen. Dadurch ist also ein wichtiger Unterschied von Chymosin und Pepsin, der von Hammarsten immer in den Vordergrund geschoben wurde, hinf\u00e4llig geworden. \u2014 Nachdem ich gezeigt hatte, da\u00df f\u00fcr verschiedene Labpr\u00e4parate die Caseinverdauung der Gerinnungsgeschwindigkeitparallel geht, schrieb Rakoczy: \u00abDiese Tatsache, die unsere\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"Ni-\tVV. van Dam, Bemerkungen.\nKenntnis der Eigenschaften des Chymosins erweitert, widerspricht nicht im geringsten der dualistischen Anschauung: wenn das Chymosin imstande ist, spezifisch auf das Casein einzuwirken und es zur Gerinnung zu bringen, so ist es nicht unm\u00f6glich, da\u00df diese spezifische Wirkung nicht auf das Stadium der Paracaseinbildung beschr\u00e4nkt bleibt, sondern weitergeht.\u00bb Als ich dann sp\u00e4ter zeigte, da\u00df die Caseinverdauung vom Pepsin im selben Ma\u00dfe vollzogen wird, wie vom Chymosin, schrieb Rakoczy: \u00abDie Frage nach der Natur des Chymosins ist noch offen. Nichts steht der Annahme im Wege, da\u00df dasselbe eine eigenartige Protease darstellt, die auf das Casein \u00e4hnlich1) wie das Pepsin wirkt, sich jedoch vom letzteren usw. . . . unterscheidet.\u00bb\nAlso : das Chymosin wirkt verdauend auf das Casein und das Pepsin wirkt milchkoagulierend, auch bei neutraler Reaktion. Nach alledem kann man hoffen, innerhalb weniger Jahre auch Rakoczy zu den Unitariern \u00fcbergesiedelt zu finden.\nReichslandw. Versuchsstation, Hoorn.\n) Kursivierung von mir.","page":84}],"identifier":"lit19848","issued":"1913","language":"de","pages":"77-84","startpages":"77","title":"Bemerkungen zu den Arbeiten A. Rakoczys \u00fcber die Pepsin-Chymosinfrage","type":"Journal Article","volume":"86"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:18:22.892470+00:00"}