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{"created":"2022-01-31T14:29:26.850930+00:00","id":"lit19860","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ballowitz, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 86: 215-218","fulltext":[{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"Notiz \u00fcber das Vorkommen alkoholbest\u00e4ndiger karminroter und braunroter Farbstoffe in der Haut von Knochenfischen.\nVon\nProfessor Dr. med. et phil. E. Ballowitz, Direktor des 'anatomischen Instituts der Westf\u00e4lischen Wilhelms-Universit\u00e4t M\u00fcnster i. W.\n(per Redaktion zugegangen am 11. Juni l'Jl.'t.)\nEs wird allgemein angenommen, da\u00df die in der Haut der Knochenfische vorkommenden, in besonderen Farbstoffzellen, den Erythrophoren, enthaltenen roten Farbstoffe zu der Gruppe der Fettfarbstoffe oder Lipochrome geh\u00f6ren, welche, wie bekannt, leicht in fettl\u00f6senden Reagentien gel\u00f6st und durch diese, vor allem durch Alkohol, schnell und vollst\u00e4ndig aus d,en Chromatophoren extrahiert werden.\nBei meinen ausgedehnten Untersuchungen1) \u00fcber die Chromatophoren und Chromatophoren-Vereinigungen in der Haut der Knochenfische entdeckte ich nun bei bestimmten Teleostiern Farbstoffe, welche sich hiervon abweichend verhalten und in Alkohol best\u00e4ndig sind. Selbst monatelanger Aufenthalt der Hautst\u00fccke in starkem Alkohol und in einem Gemisch von \u00c4ther sulfur, und absolutem Alkohol zu gleichen Teilen bringen den Farbstoff nicht zur Aufl\u00f6sung und rufen keine Ver\u00e4nderung an demselben hervor. Diese roten Farb-\n\u2018) Vgl. E. Ballowitz, \u00dcber chromatische Organe in der Haut von Knochenfischen. Mit 15 mikrophotographischen Abbildungen. Anat. Anz.. Bei. 42, Nr. 7/8, 1912. \u2014 Derselbe, Die chromatischen Organe in der Haut von Trachinus vipera Cuv. Mit 7 Figuren im Text und Tafeln XIV\u2014XVIII. Zeitschr. f. wissensch. Zoolog., Bd. 104, 1913. \u2014 Derselbe, t her schwarz-rote und sternf\u00f6rmige Farbzellcn-Kombinationen in der Haut von Gobiiden. Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der Ohromato-phoren-Vereinigungen bei den Knochenfischen. Mit 5 Tafeln und 25 Text-iiguren. Zeitschr. f. wissensch. Zoolog., Bd. 106, 1913. \u2014 Derselbe, \u00dcber schwarz-rote Doppelzellen und andere eigenartige Chromatophoren-Vereinigungen in der Haut von Knochenfischen. Anatom. Anzeig., Bd. 44, Nr. 5, 1913. \u2014 Derselbe, \u00dcber die Erythrophoren in der Haut der Seebarbe, Mullus L., und \u00fcber das Ph\u00e4nomen der momentanen Ballung und Ausbreitung ihres Pigmentes. Nach Beobachtungen an der lebenden Zelle. Mit 2 Tafeln. Archiv f\u00fcr mikroskopische Anatomie, 1913.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"21H\nE. \u00dfallowitz.\n.stof\u00efe weichen dadurch von den \u00fcbrigen, in der Fischhaut sehr verbreiteten roten und gelben Lipochromen ab und m\u00fcssen eine andere chemische Konstitution besitzen, als diese Lipochrome.\nDa hierdurch diese Farbstoffe ein besonderes Interesse beanspruchen, m\u00f6chte ich die interessierten Fachkreise durch diese Notiz auf sie aufmerksam machen und vielleicht zu ihrer n\u00e4heren chemischen Untersuchung anregen.\nDie alkoholbest\u00e4ndigen roten Pigmente treten in zwei sehr verschiedenen Farbenniiancen auf und zwar als karminrote und als braunrote.\nDer auff\u00e4lligste Farbenton ist derjenige, welchen ich als den karminroten bezeichnet habe, da er der Karminfarbe am n\u00e4chsten steht, wenn auch die eigentliche Karminfarbe ein wenig satter ist und etwas ins Bl\u00e4uliche spielt. In den Pr\u00e4paraten schwankte die Farbe zwischen einem dunkleren, mit einem Stich ins Bl\u00e4uliche oder Violette gehenden, dem Weinrot sich n\u00e4hernden Farbenton und mehr helleren, leuchtend roten Farbent\u00f6nen, die der Malerfarbe Hell-Rosalack nahekommen. Das h\u00e4ngt auch etwas von der Art der Behandlung ab. ln den in Balsam eingeschlossenen Pr\u00e4paraten erscheinen diese Chromatophoren leuchtend hell karminrot bis tief weinrot, wenn auch letzteres seltener ist. Diese Farbe weicht sehr ab von dem Rot, Orange und Rotbraun der gew\u00f6hnlichen, in Alkohol nicht best\u00e4ndigen Erythrophoren der Fische. Bei den letzteren, z. B. bei den Gobiiden, habe ich h\u00f6chstens ein leuchtendes Feuerrot angetroffen mit deutlichem Stich in das Gelbliche. Der karminroten F\u00e4rbung bin ich dagegen bis jetzt nur bei diesen alkoholbest\u00e4ndigen Pigmenten begegnet.\nDie karminroten, alkoholbest\u00e4ndigen Pigmentzellen konnte ich bei mehreren Gattungen von Zierfischen feststellen und zwar unter den Cyprinodonten bei Fundulus gularis Boulenger und Fundulus Sj\u00f6stedti und bei Haplochilus chaperi Sauvage. Vereinzelt und in kleinen Gruppen traf ich sie auch bei Pan-todon Buchholzi Peters an, bei letzterem Fisch, von welchem ich aber nur ein Alkoholexemplar untersuchen konnte, waren sie bisweilen recht gro\u00df.","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Notiz \u00fcber Farbstoffe in der Haut von Knochenfischen. 217\nBesonders sch\u00f6n und zahlreich sind sie bei Fundulus Sj\u00f6stedti, bei welchem Knochenfisch ich sie auch zuerst auffand, dann aber auch bei Fundulus gularis: bei beiden Arten zeichnen sich die M\u00e4nnchen durch sch\u00f6ne dunkelrote Flecken und Streifen aus. Auch die Flossen sind mit solchen Flecken und Binden versehen. Alle diese roten Schmuckfarben der M\u00e4nnchen werden bei den beiden Fundulusarten durch die karminroten Erythrophoren erzeugt. Dabei ist hervorzuheben, da\u00df die roten Zellen bei nahe verwandten Arten vermi\u00dft werden; so konnte ich sie bei Fundulus chrysolus und Hap-lochilus rubrostigma nicht auffinden, obwohl der letztere Teleostier, wie schon sein Name sagt, auch leuchtend rote t lecken aufweist. Diese Flecken werden hier aber durch Chromatophoren mit gew\u00f6hnlichem, alkoholl\u00f6slichem, braunrotem Pigment verursacht.\nWie die Untersuchung mit Zei\u00dfschen Immersions-Systemen ergab, ist das karminrote Pigment an gr\u00f6bere und feinere, in den Erythrophoren in gro\u00dfer Zahl befindliche K\u00f6rnchen gebunden. Die groben K\u00f6rner erscheinen rundlich, leuchtend rot, stark lichtbrechend und gl\u00e4nzend; sie sind gr\u00f6\u00dfer als die Metanink\u00f6rnchen der schwarzen Farbstoffzellen, der Melanophoren. Die kleineren K\u00f6rnchen der karminroten Zellen sind zarter und blasser gef\u00e4rbt als die gro\u00dfen K\u00f6rner.\nDie andere Farbennuance des alkoholbest\u00e4ndigen Pigmentes ist ein davon recht verschiedenes, helleres oder dunkleres Rotbraun, das sich nicht sehr unterscheidet von dem barbenton, den die gew\u00f6hnlichen, nicht alkoholbest\u00e4ndigen Erythrophoren der Knochenfische unter dem Mikroskope oft darbieten. Ganz besonders dunkel und ges\u00e4ttigt, einem hellen Kaffeebraun sich n\u00e4hernd, wird die Farbe des zusammengeballten Pigmentes in den lebensfrischen Zellen. Breitet sich das Pigment aus, soda\u00df es sich in d\u00fcnner Lage verteilt, so wird die braune Farbe heller und erh\u00e4lt oft, besonders in den Balsampr\u00e4paraten, einen sehr deutlichen Stich ins Rosa.\nSo gef\u00e4rbte Chromatophoren fand ich gleichfalls bei mehreren Zierfischen aus verschiedenen Familien auf und zwar unter den Cyprinodontidae bei Xiphophorus helleri Heckei,\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXVI.\t10","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"21N B all\u00f4 Witz, Notiz \u00fcber Farbstoffe in der Haut von Knochenfischen.\nunter den Anabantidae bei Betta rubra und unter den Nandidae bei Badis badis.\nAuch bei diesen Fischen ist der alkohoibest\u00e4ndige braunrote Farbstoff an kleine K\u00f6rnchen gebunden.\nDie Untersuchung der lebensfrischen Zellen f\u00fchrt nun. zu dem bemerkenswerten Resultat, da\u00df die braunroten K\u00f6rnchen nicht die einzigen Pigmentk\u00f6rnchen dieser Zellen sind: vielmehr linden sie sich stets vergesellschaftet mit reichlichem gelbem, gleichfalls in kleinsten K\u00f6rnchen sitzendem Pigment. Wir haben es hier demnach mit einer Vereinigung von braunroten und gelben Farbstoffk\u00f6rnchen in derselben Farbstoffzelle zu tun, und habe ich diese Chromatophoren daher als Xantho-Ervthrophoren bezeichnet. Das Interessante und Eigenartige ist dabei nun, da\u00df der gelbe, in den kleinen K\u00f6rnchen sitzende Farbstoff zu den Lipochromen geh\u00f6rt, die in Alkohol sehr leicht und vollst\u00e4ndig l\u00f6slich sind. In den in gew\u00f6hnlicher Weise hergestellten, zuvor mit Alkohol behandelten' Balsampr\u00e4paraten ist daher von dem gelben Farbstoff keine Spur mehr vorhanden, w\u00e4hrend die braunroten alkoholbest\u00e4ndigen Farbstoffk\u00f6rner sich vollst\u00e4ndig intakt konserviert haben.\nDie obigen Mitteilungen \u00fcber diese alkoholbest\u00e4ndigen roten Farbstoffe der Fischhaut m\u00f6gen gen\u00fcgen. Inbetreff alles N\u00e4heren \u00fcber diese auch .morphologisch interessanten Chromatophoren verweise ich auf meine soeben im Archiv f\u00fcr mikroskopische Anatomie erschienene1) ausf\u00fchrliche Abhandlung; die der Abhandlung beigegebene farbige Tafel illustriert die oben geschilderten abweichenden Farbennuancen.\n\u2019) K. Ballowitz, \u00dcber Erythrophoren besonderer Art in der H:\\ut von Knochenfischen. Mit Tafel XIV. Archiv f\u00fcr mikroskop. Anatomie, Bd. S2, Abt. I, 1913. Diese Chromatophoren wurden k\u00fcrzlicli von mir auf der 27. Versammlung der Anatomischen Gesellschaft in Greifswald demonstriert. Vgl. die Verhandlungen der Anatom. Gesellsch. auf der 27. Versammlung in Greifswald, 10.\u201413. Mai 1913.","page":218}],"identifier":"lit19860","issued":"1913","language":"de","pages":"215-218","startpages":"215","title":"Notiz \u00fcber das Vorkommen alkoholbest\u00e4ndiger karminroter und braunroter Farbstoffe in der Haut von Knochenfischen","type":"Journal Article","volume":"86"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:29:26.850935+00:00"}