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{"created":"2022-01-31T14:18:06.913096+00:00","id":"lit19862","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Winterstein, E.","role":"author"},{"name":"C. Reuter","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 86: 234-237","fulltext":[{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von Histidinbetain im Steinpilz.\nVon\nE. Winterstein und C. Reuter.\n(Aus dom Agrikultur* und Physiol.-ehemisehen Laboratorium der Eidgen. Technischen\nHochschule in Z\u00fcrich )\n(Der Redaktion zugegangen am 11. Juni 1913.)\nIn einer Mitteilung \u00fcber die stickstoffhaltigen Bestandteile der Pilze1) wurde eine Base beschrieben, welche bei der Analyse Werte lieferte, die auf die Formel C9Hl5N302 stimmen und deren Goldsalz einen \u00e4hnlichen Schmelzpunkt (184\u00b0)2) besitzt, wie die von Kutscher3) in dem Champignonextrakt \u00abHercvnia\u00bb aufgefundene Base derselben Formel, die von ihm als ein Trimethylhistidin angesprochen wurde. Es wurde hervorgehoben, da\u00df die Base aus Steinpilz im Gegensatz zu den Angaben Kutschers durch Silbernitrat und Baryt gr\u00f6\u00dftenteils f\u00e4llbar ist, da\u00df sie also in die sogenannte \u00abArgininfraktion eingeht, und da\u00df nur ein geringer Teil der Silberf\u00e4llung entgeht. Die Frage, ob etwa diese Base identisch sei mit dem von Barger und Ewins4) aus dem Ergothionin des Mutterkorns durch Entschwefelung dargestellten Histidinbetain, konnte nicht entschieden werden, da diese Autoren den Schmelzpunkt ihres Dipikrates in der erw\u00e4hnten Mitteilung zu 123\u00b0 angeben, w\u00e4hrend das Dipikrat der Steinpilzbase bei 205\u00b0 schmolz.\nIn einer weiteren Mitteilung5) beschrieben wir die Pikrate der Base n\u00e4her und gaben auch an, da\u00df das Dipikrat 2 Molek\u00fcle\n!) C. Reuter, Diese Zeitschrift, Bd. 78, S. 201.\n*) Ibidem, Bd. 78, S. 205.\n*) Zentralbl. f. Physiol., Bd. 24, S. 775 (1910); Bd. 25,1911, S. 497. -Z. f. Untersuch, d. Nahrungs- u. Genu\u00dfmittel, Bd. 21, S. 585 (1911).\n*) Chem. Soc. London (1911), Bd. 99, S. 2336.\nf,j E. Winterstein und C. Reuter, Zentralbl. f. Bakteriologie. Bd. 34. S. 566 (1912)..","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von Histidinbetain im Steinpilz. 235\nKrystallwasser enth\u00e4lt. Neuerdings konnte durch \u00f6fteres Um-krystallisieren und Reinigen ein Pr\u00e4parat gewonnen werden, welches nach vorheriger Br\u00e4unung bei 212\u2014213\u00b0 schmilzt.\nHerr Barger hatte nun die Freundlichkeit, unser Dipikrat direkt mit dem von ihm aus Ergothionin gewonnenen Pr\u00e4parat zu vergleichen und in einer k\u00fcrzlich erschienenen Mitteilung1) berichtet er, da\u00df v\u00f6llige \u00dcbereinstimmung der Schmelzpunkte der Dipikrate besteht, auch in der Mischprobe. Der fr\u00fcher von den Herren Barger und Ewins angegebene tiefere Schmelzpunkt ist auf den Krystallwassergehalt zur\u00fcckzuf\u00fchren und das getrocknete Pikrat schmilzt erst viel h\u00f6her bei 212\u2014213\u00b0. Das Histidinbetain aus Ergothionin ist demnach mit der Base aus. Steinpilz identisch. Anderseits wurde von En ge land und Kutscher*) auf synthetischem Wege ein Histidinbetain erhalten, das mit dem \u00abHercynin\u00bb, der Base aus Champignon, \u00fcbereinstimmt. In der erw\u00e4hnten Mitteilung gibt Barger an, da\u00df das Dipikrat des synthetischen Histidinbetains, das er nach dem Verfahren von Engeland und Kutscher gewann, mit dem Dipikrat des Betains aus Ergothionin v\u00f6llig \u00fcbereinstimmt. Es kann mithin kein Zweifel mehr \u00fcber die Konstitution der Steinpilzbase vorliegen und sie ist also den Pflanzenbetainen anzureihen, deren wir bereits eine ganze Reihe kennen und um deren Erforschung sich besonders E. Schulze und G. Trier verdient gemacht haben.\nIm folgenden vervollst\u00e4ndigen wir unsere Angaben \u00fcber die Pikrate des Histidinbetains aus Steinpilz.\nDas Monopikrat vom Fp. 201\u00b0 wird in feinen, weichen N\u00fcdelchen erhalten, wenn man eine L\u00f6sung der Base mit Pikrins\u00e4ure neutralisiert, oder wenn man einer neutralen L\u00f6sung ihrer Salze Natriumpikrat zuf\u00fcgt. Aus dem Dipikrat kann es\n*) G. Barger und A. J. Ewins, Biochemical Journal, Vol. 7, S. 204\u2014206.\n*) Zentralbl. f. Physiol., Bd. 26, S. 569, Versuche zur Synthese des Hercynins. Die Autoren erhielten die Base durch Behandeln von Histidin mit Silbernitrit und Erw\u00e4rmen der dabei erhaltenen L\u00f6sung mit \u00fcbersch\u00fcssigem Trimethylamin. Das synthetische Aurat schmolz mit dem aus Ghampignonextrakt dargestellten, gleichzeitig an demselben Thermometer erhitzt, wie dieses unter starker Zersetzung bei 183\u00b0.\n17*","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nE. Winterstein und C. Reuter,\nerhalten werden durch Zusatz der berechneten Menge Natronlauge.\nDas Monopikrat enth\u00e4lt 1 Mol. Krystaliwasser, das bei 105\u00b0 entweicht.\n0,6824 g Substanz verloren 0,0276 g H20 = 4,04\u00b0/o.\n0,2411 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0098 \u00bb H,0 = 4,07 %.\nBerechnet f\u00fcr CI5H18N\u00df09 + H20:\t4,06% H20.\nDas Dipikrat entsteht, wenn man eine L\u00f6sung des Chlorides durch Abdampfen von \u00fcbersch\u00fcssiger Salzs\u00e4ure befreit und nach Wiederaufnehmen mit Wasser eine L\u00f6sung von Natriumpikrat hinzuf\u00fcgt. Es ist dabei offenbar durch die \u00fcbersch\u00fcssige Salzs\u00e4ure das Dichiorid entstanden, das mit Natriumpikrat auch das Dipikrat liefert. Auch kann man das Monopikrat durch Zusatz einer ges\u00e4ttigten Pikrins\u00e4urel\u00f6sung leicht in das Dipikrat \u00fcberf\u00fchren; letzteres ist schwerer l\u00f6slich als das Monopikrat und scheidet sich in flachen d\u00fcnnen Prismen oder l\u00e4nglichen Platten aus, die bei 212\u2014213\u00b0 nach vorhergehender Br\u00e4unung schmelzen. Beim Erhitzen auf 105\u00b0 verliert das Dipikrat 2 Molek\u00fcle Krystaliwasser und verwittert. Nach den Angaben von Barger schmilzt es in krystallwasserhaltigem Zustande bei 123 \u00b0. Wir beobachteten unterhalb dieser Temperatur nur eine durch den Krystallwasserverlust bedingte Form\u00e4nderung ohne eigentlichen Schmelzpunkt. Eingehende Analysendaten \u00fcber das Monopikrat finden sich bereits in der erw\u00e4hnten Mitteilung \u00fcber die stickstoffhaltigen Bestandteile der Pilze.\nPikrins\u00e4urebestimmung im Dipikrat.\n0,3348 g bei 105\u00b0 getrocknet lieferten beim Zersetzen mit Salzs\u00e4ure und Aus\u00e4thern der Pikrins\u00e4ure 0,2346 g Pikrins\u00e4ure = 70,07 \u00b0/o.\nBerechnet f\u00fcr: C9Hl5N302.2 C6H3N307 = C21H21N90K: Pikrins\u00e4ure 69,88 o/0.\nKrystallwassergehalt :\n0,4325 g verloren beim Erhitzen auf 105\u00b0 0,0225 g 0,2247 \u00bb\t>\t>\t105\u00b0 0,0114 \u00bb\n\u00b0,325\u00ab *\t\u00bb\t-\t\u00bb\t.105\u00bb 0,0163 .\nBerechnet f\u00fcr C4lHaiN901(i -f- 2 H.,0\n5,20\u00bb/\u00bb\n5,07\u00bb/.i\n5,00\u00bb/\u00ab\n5,21\u00bb/\u00ab","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von Histidinbetain im Steinpilz. 237\nBestimmung der optischen Aktivit\u00e4t.\n0,4769 Goldsalz CyH15N3<)2 \u2022 2 HAuC14 wurden in Wasser suspendiert und mit Schwefelwasserstoff in der W\u00e4rme zersetzt. Das Filtrat wurde vorsichtig eingeengt und die Fl\u00fcssigkeit auf 10 ccm gebracht. Im Landoltschen Apparat wurde eine Drehung von 0,88\u00b0 nach rechts beobachtet (im 2 dm-Rohr). Daraus berechnet sich die spezifische Drehung: f\u00fcr das Dichlorid bei Gegenwart von 6 Mol. freier HCl:\nMd = + 30,0\u00fc,\nf\u00fcr die freie Base bei Gegenwart von 8 Mol. fr\u00e9ter HCl :\nMd = 4~ 41,1\u00b0,\nBarger und Ewins1) fanden f\u00fcr unsere Base aus Steinpilz:\nMd = 4\u201c ^6,5\u00b0.\nSie geben an, da\u00df sie das Chlorhydrat in w\u00e4sseriger L\u00f6sung polarisierten.\n') 1. c., S. 206.","page":237}],"identifier":"lit19862","issued":"1913","language":"de","pages":"234-237","startpages":"234","title":"\u00dcber das Vorkommen von Histidinbetain im Steinpilz","type":"Journal Article","volume":"86"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:18:06.913101+00:00"}