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{"created":"2022-01-31T14:24:47.656009+00:00","id":"lit19874","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kor\u00f6sy, K. v.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 86: 368-382","fulltext":[{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Chlorophyllassimilation.\nVon\nK. v. Kor\u00f6sy.\n(Mitteilung au.-s dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Budapest.) (Der Redaktion zugegangen am 17. Juni 1913.)\nUnsere Kenntnisse \u00fcber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse der in den gr\u00fcnen Pflanzenteilen vor sich gehenden Kohlens\u00e4ureassimilation sind ziemlich sp\u00e4rlich. Sachs1) wies die St\u00e4rke nur qualitativ nach und rechnete in seinen quantitativen Untersuchungen den Gewinn an Trockensubstanz einfach als St\u00e4rke. Die Zunahme an Trockensubstanz wurde seit Sachs des \u00f6fteren untersucht. Brown und Morris2 *) verfolgten in ihren grundlegenden Untersuchungen, in welchen relativen Verh\u00e4ltnissen in den assimilierenden Bl\u00e4ttern unter verschiedenen Umst\u00e4nden die verschiedenen Kohlenhydrate Vorkommen, lie\u00dfen aber die absolute Gr\u00f6\u00dfe der Trockensubstanzzunahme au\u00dfer Achtung. Nur Menze:)) und Sapoznikov4 5) untersuchten gleichzeitig die Zunahme der Kohlenhydrate und der Trockensubstanz.\nVom Standpunkte des Haushaltes der Natur aus aber ist eben die quantitative Seite der Chlorophyllassimilation, eigentlich nicht einmal so sehr die Menge der entstehenden Stoffe, als vielmehr der Gewinn an gebundener chemischer Energie, was uns in erster Reihe interessiert. Diese Frage wurde zuerst durch Detlefsen0) im Institute von Sachs untersucht; er bestimmte mittels Thermoelemente, um wie vieles mehr von der strahlenden Energie der Sonne durch ein Blatt in erzhaltiger Atmosph\u00e4re absorbiert wird, als in C02-freier. Der\n*) J- Sachs, Arb. bot. Inst. W\u00fcrzburg, Bd. 3, S. 1 (1888).\n*) H. T. Brown und G. H. Morris, Journ. of the chem. soc. Trans.. Bd. 63, S. 604 (1893).\n\u2022') G. Menze, Justs Jahresber., 1888, Abt. 1, S. 34.\n4)\tN. V. Sapoznikov, Bot. Centralbl., Bd. 63, S. 246 (1895).\n5)\tE. Detlefsen, Arb. bot. Inst. W\u00fcrzburg, Bd. 3, S. 534 (1888","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Chlorophyllassimilation.\nW\u00e4rmeaustausch assimilierender Bl\u00e4tter wurde durch Brown und Escombe1) einer \u00e4u\u00dferst gr\u00fcndlichen und sorgf\u00e4ltigen Untersuchung unterworfen. Sie untersuchten die im Blatte stattiindende Absorption der strahlenden Energie der Sonne, sowie die einzelnen Faktoren des W\u00e4rmeaustausches zwischen dem Blatte und seiner Umgebung; die zur Assimilation aufgewandte Energiemenge bestimmten sie aber nur aus der Menge der absorbierten Kohlens\u00e4ure, in der Annahme, da\u00df aus der Gesamtmenge der absorbierten Kohlens\u00e4ure Kohlenhydrate gebildet werden.\nWenn wir die biochemischen Strahlenwirkungen in die zwei Hauptgruppen der mit Bindung chemischer Energie einhergehenden und der photokatalytischen Prozesse einteilen,2) so mu\u00df es einstweilen als unbewiesen betrachtet werden, ob die Chlorophyllassimilation tats\u00e4chlich zur ersten dieser beiden Gruppen zu rechnen ist, als deren typischer Repr\u00e4sentant sie angef\u00fchrt zu werden pflegt, oder ob es sich nicht um einen endothermisehen, auf Kosten der W\u00e4rme der Umgebung vor sich gehenden, aber auf photokatalytischem Wege beschleunigten Proze\u00df handelt. Es mu\u00df n\u00e4mlich f\u00fcr m\u00f6glich erachtet werden, dati zur Reduktion der Kohlens\u00e4ure in den gr\u00fcnen Pflanzenteilen nicht die strahlende, sondern die W\u00e4rmenergie verbraucht wird. Der Gedanke, da\u00df die Assimilation ein, durch die verschiedene Erw\u00e4rmung der verschiedenen Teile der assimilierenden Zelle verursachter thermochemischer Proze\u00df sein k\u00f6nne, wurde \u00fcbrigens schon von J. Fischer3) aufgeworfen.\nAnderseits ist es aber auch m\u00f6glich, da\u00df an die Kohlen-s\u00e4ureassimilation, als einen endothermisehen (Reduktions-) Proze\u00df irgend ein exothermischer (Oxydations-)Proze\u00df gekoppelt ist, d. h. da\u00df vom Standpunkte der Energiebilanz aus\n*) H. T. Brown und F. Escombe,, Proc. Boy. Soc., Ser. B., Bd.76, Nr. 507, S. 29 (1905).\n*) Eine derartige Einteilung l\u00e4\u00dft sich nach Ostwald (Grundri\u00df d. allg. Chemie, IV. Aufl., Leipzig, Engelmann, 1909, S. 587) durchf\u00fchren ; s.: K. K\u00f6r\u00f6sy, Pfl\u00fcgers Arch. f. d. ges. Physiol., Bd. 197, S. 128 (1910).\n3) J. Fischer, Zcitschr. f. Elektrochemie, Bd. 12, S. 654 (1906;; Die organ. Natur im Lichte d. W\u00e4rmelehre, Berlin, Friedl\u00e4nder, 11. Aufl. : Die Lebensvorg\u00e4nge in Pflanzen und Tieren, ebenda, 1908.","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"\u25a0m\nK. v. K\u00f6r\u00f6sy,\ndie chemische Energie der Assimilationsprodukte keinen reinen Gewinn bedeutet.\nAuf Grund dieser \u00dcberlegungen erschien es nicht als aussichtslos, zu untersuchen: 1. Inwieweit die Assimilationsprodukte aus St\u00e4rke bzw. Zucker, oder eventuell aus Lipoidstoffen bestehen; 2. in welchem Verh\u00e4ltnisse der Gewinn an chemischer Energie (Verbrennungsw\u00e4rme) zum Gewinne an Trockensubstanz resp. Kohlenhydraten steht, ln Verbindung mit der Untersuchung der Assimilation wurden \u00fcbrigens bisher noch gar keine quantitativen Fettbestimmungen unternommen. Es war zu erwarten, da\u00df diese Untersuchungen auch dar\u00fcber Aufkl\u00e4rung bringen werden, ob an die Kohlens\u00e4ureassimilation irgend ein Oxyda-tionspoze\u00df gekoppelt ist. Auf das oben behandelte erste Problem, ob die Kohlens\u00e4urereduktion auf Kosten der strahlenden oder der W\u00e4rmeenergie geschieht, konnte aber selbstverst\u00e4ndlich kaum eine Antwort erwartet werden. Einstweilen k\u00f6nnen wir uns auch gar keine Versuchsanordnung vorstellen, die hierzu geeignet w\u00e4re.\nDie\u00bb Versuche konnten nur an abgepfl\u00fcckten Bl\u00e4ttern ausgef\u00fchrt werden. Es wird allgemein behauptet,1) da\u00df die Assimilation nur an, an Ort und Stelle gelassenen Bl\u00e4ttern, durch Bestimmung der verbrauchten Kohlens\u00e4uremenge richtig untersucht werden kann. Diese letztere Methode gibt jedenfalls richtigere Resultate, insofern als die Stomata nach Brown und Es combe 2) am abgeschnittenen Blatte st\u00e4rker ge\u00f6ffnet sind, als an dem am Stiele gelassenen, was die Assimilationsintensit\u00e4t wesentlich beeinflu\u00dft. Hingegen kann der Einwand, das abgepfl\u00fcckte Blatt k\u00f6nnte \u00fcberhaupt nicht als normal betrachtet werden, weil es mit dem ganzen Organismus der Pflanze nicht im Zusammenh\u00e4nge steht, nicht f\u00fcr stichhaltig gelten, da dann ebenso gut gar kein physiologischer Proze\u00df an einem isolierten Organe analysierbar w\u00e4re. Die f\u00fcr einen Versuch am besten geeignete Methode h\u00e4ngt selbstverst\u00e4ndlich von den Eigenheiten des Probl\u00e8mes ab; wenn wir die lVfenge der Assimilationspro-\n') z. B. Fr. Czapek, Biochemie der Pflanzen, Fischer, Jena, 1905, BJ. 1. S. 498.\n*) II. T. Brown und F. Escombe, 1. c.","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Chlorophyllassimilation.\t371\ndukte bestimmen wollen, so m\u00fcssen wir ihre Fortwanderung verhindern, k\u00f6nnen also nur mit abgepll\u00fcckten Bl\u00e4ttern arbeiten.\nIch mu\u00dfte auch damit im vorhinein im klaren sein, da\u00df das Vergleichen der Versuchssubstanz mit einer Kontrollsubstanz mit bedeutenden Fehlern behaftet ist, konnte aber dem Wesen des Probl\u00e8mes nach nicht mit einer und derselben Substanz arbeiten. Bei Ben\u00fctzung einer Differenzmethode kumuliert sich der gesamte Versuchsfehler auf die Differenz, deren verschiedene Eigenschaften wir eben untersuchen wollen. Ich mu\u00dfte also im vorhinein erwarten, da\u00df zwischen den Resultaten der einzelnen Versuchsreihen sich gro\u00dfe Divergenzen zeigen werden, und konnte aus den Versuchsergebnissen Schl\u00fcsse nur dann ziehen, wenn die sich ergebenden Unterschiede sehr gro\u00df waren.\nUrspr\u00fcnglich versuchte ich mit den Bl\u00e4ttern von Helianthus annuus L. zu arbeiten, aus denselben nach der Sachsschen1) Methode vor und nach der Assimilation mittels Blechformen gleich gro\u00dfe symmetrisch gelegene Teile ausschneidend. Da ich aber die zu Anfang des Versuches abgeschnittenen stiellosen Blatth\u00e4lften nicht ins Wasser stellen konnte, fand ich dann auf Grund einer Wahrscheinlichkeits\u00fcberlegung folgende, \u00fcbrigens auch leichter ausf\u00fchrbare Methode f\u00fcr praktischer.\nWenn man viele kleine, nach dem Augenma\u00df roh beurteilt, gleich gro\u00dfe Bl\u00e4tter sammelt, eliminieren sich die Gr\u00f6\u00dfenunterschiede der einzelnen Bl\u00e4tter und es kann erwartet werden, da\u00df, wenn man gen\u00fcgend zahlreiche gleichzahlige Bl\u00e4tter gesammelt hat, die Trockengewichte dieser Blattmengen gleich sein werden. Bei zwei Gelegenheiten kopierte ich 24 bezw. 17 Akazienbl\u00e4ttchen auflichtempfindliches Papier. Ihre mittleren Oberfl\u00e4chen waren planimetrisch gemessen 9,6 bezw. 10,3 qcm. Die mittleren Abweichungen2) der einzelnen Blattoberfl\u00e4chen vom Mittelwerte (nach oben und unten) waren das eine Mal 14,1, das andere Mal 17,2, also durchschnittlich 15,6%. Nehmen wir je 200 Bl\u00e4ttchen, so wird der mittlere Fehler des Mittel-\n') J. Sachs. 1. c.\n*) Fr. Kohlrausch, Lehrb. d. prakt. Physik, Bd. 11, Leipzig, Teubner, 1910, S. 2.","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\n^K. v. K\u00f6r\u00f6sy.\nwertes 1,1 \u00b0/o sein, was als gen\u00fcgende Genauigkeit gelten kann. So f\u00fchrte ich dann die Versuche mit je 200 Bl\u00e4ttchen der Bobinia Pseudoacacia L. Umbraculifera D. G. aus.1)\nAbgesehen hiervon, wollte ich mich auch experimentell davon \u00fcberzeugen, ob das Trockengewicht von je 200 in der angef\u00fchrten Weise gesammelten Bl\u00e4ttchen das gleiche ist. Die Bestimmung des Trockengewichtes geschah in der sp\u00e4ter zu erw\u00e4hnenden Weise, die gefundenen Unterschiede sind teilweise durch die zu erw\u00e4hnende Ungenauigkeit der Trockengewichtsbestimmung verursacht. Die erste derartige Probe ergab eine bedeutende Abweichung, vielleicht infolge eines rohen Fehlers : das Trockengewicht der 200\u2014200 Bl\u00e4ttchen war 7,035 bezw. 0,367 g. Die . Werte der zweiten, mit der II. Versuchsreihe gleichzeitig gesammelten Probe stimmten gen\u00fcgend \u00fcberein: 7,395 bezw. 7,578 g. Die Brauchbarkeit der gew\u00e4hlten Methode zeigt sich des weiteren auch darin, da\u00df in beiden Versuchsreihen die im geheizten dunkeln und ungeheizten dunkeln Zimmer gehaltenen 200\u2014200 Bl\u00e4ttchen ungef\u00e4hr gleiche Trockengewichte hatten (7,607 bezw. 7,763 und 7,521 bezw. 7,734 gi.\nDie Versuche wurden im August des verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig k\u00fchlen Sommers 1912 am Schwabenberge bei Budapest ausgef\u00fchrt; die Bl\u00e4tter wurden gegen 9 Uhr morgens gesammelt. Die untersten Bl\u00e4ttchen wurden abgepfl\u00fcckt, die Stiele in durchl\u00f6cherte Korkplatten gesteckt und die Korkplatten auf Leitungswasser, bezw. Sachs sch'e2) N\u00e4hrsalzl\u00f6sung gelegt.\n\u2022) Beim Sammeln der photographierten und planimetrierten Bl\u00e4tter wollte ich mich auch \u00fcber den eventuellen Einflu\u00df jenes psychologischen Momentes unterrichten, ob man, wenn gleich gro\u00dfe Bl\u00e4ttchen gr\u00f6\u00dferer Form zu suchen sind, gegen Ende des Sammelns, wenn nur mehr wenig Bl\u00e4tter vorhanden sind, nicht geneigt ist, kleinere Bl\u00e4ttchen mit aufzu-nehmen. Zu diesem Ende lie\u00df ich die Bl\u00e4ttchen, als nicht mehr viel von ihnen vorhanden war, in 8\u20149er Gruppen mit dem Auftr\u00e4ge sammeln, da\u00df die betreffende Person die Bl\u00e4ttchen so lange sammeln soll, bis sie nur noch von der gew\u00fcnschten Gr\u00f6\u00dfe welche findet. Die durchschnittlichen Blattoberfl\u00e4chen waren das einemal der Reihe nach 9,5, 9,0. 10,4 qcm, das anderemal 10,7 und 9,9. Von einem wesentlichen Unterschied im erw\u00e4hnten Sinne kann also keinesfalls die Rede sein.\n*) J. Sachs, s. K\u00fcster, Anleit. z. Kultur d. Mikroorgan., Teubner. Leipzig 1907. S. 17.","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die flhlorophyllassimilation.\t378\nHO Bl\u00e4tter kamen auf Wasser in die Sonne, ebenso viele daneben auf N\u00e4hrsalzl\u00f6sung (\u00abSonne: Wasser\u00bb und \u00abSonne: N\u00e4hrl\u00f6sung ). Weitere 80\u201430 Bl\u00e4tter kamen in dunkle Zimmer, die einen in ein ungeheiztes, die anderen in ein geheiztes (\u00abdunkel: kalt\u00bb und \u00abdunkel; warm\u00bb). Ich trachtete .die Heizung so zu regulieren, da\u00df die Temperatur des Zimmers die Au\u00dfentemperatur \u00fcbersteige. Die durchschnittlichen Temperaturen waren w\u00e4hrend der beiden Versuchsreihen: Sonne (unberu\u00dftes Thermometer) 26 bezw. 21, dunkles kaltes Zimmer 23 bezw. 18, dunkles warmes Zimmer 26 bezw. 31\u00b0. Beide Versuchsreihen dauerten von vorm. 10 Uhr 30 bis nachm. 6 Uhr 30. S\u00e4mtliche Bl\u00e4tter blieben vor Beginn des Versuches und nach Beendigung desselben, bis die Bl\u00e4ttchen getrocknet wurden, nebeneinander in gleicher Belichtung stehen.' Nach Beendigung des Versuches wurden von jeder der aus 30 Bl\u00e4ttern bestehenden Gruppe 200 ungef\u00e4hr gleich gro\u00dfe Bl\u00e4ttchen ausgew\u00e4hlt1) und dieselben nach 10\u201425 Minuten lang dauerndem Trocknen bei ca. 100\u00b0 im M\u00f6rser gepulvert. Die Blattpulver blieben im Laboratorium unter einer etwas schief gestellten Glocke wochenlang unbedeckt stehen, damit sie lufttrocken werden.\nZuerst mu\u00dfte bestimmt werden, wieviel Wasser noch in dieser lufttrockenen Substanz enthalten war. Die genaue Bestimmung des Trockenr\u00fcckstandes war aber kaum ausf\u00fchrbar. Proben der Blattpulver wurden monatelang im 100\u00b0igen Luftbade gehalten, ohne Gewichtskonstanz erreichen zu k\u00f6nnen. Darum mu\u00dfte ich mich entschlie\u00dfen, neue Proben 24 Stunden lang bei 100\u00b0 zu trocknen, und betrachtete die so erhaltene Substanzmenge als Trockenr\u00fcckstand, nachdem ich mich \u00fcberzeugte, da\u00df weiteres Trocknen w\u00e4hrend einer Stunde keinen weiteren Gewichtsverlust verursachte.\nUrspr\u00fcnglich wollte ich den Gehalt der Bl\u00e4tter an St\u00e4rke und Zuckerarten gesondert bestimmen. Zu diesem Knde bestimmte ich einige Male die Gesamtmenge der Zuckerarten\n*) Nur von den in N\u00e4hrl\u00f6sung gehaltenen Bl\u00e4ttern der zweiten Versuchsreihe pfl\u00fcckte ich 180 Bl\u00e4ttchen; die Werte sind aber auch in diesem Falle nach Umrechnung auf 200 Bl\u00e4ttchen angegeben.","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"nach Hrown und Morris:1) das Blattpulver wurde erst mit \u00c4ther, dann mit Alkohol extrahiert, der alkoholische Extrakt mit 2\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure 1Stunde lang hydrolysiert und der Zuckergehalt nach Bertrand2) bestimmt. Die von Brown und Morris befolgte enzymatische St\u00e4rkebestimmung ist haupts\u00e4chlich dazu geeignet, die St\u00e4rke qualitativ von anderen \u00e4hnlichen Kohlenhydraten zu unterscheiden. Zur quantitativen Bestimmung s\u00e4mtlicher st\u00e4rkeartiger Produkte wollte ich nach Bei tikes3) Methode vorgehen; doch stellte es sich heraus, da\u00df im Autoklaven durch die Milchs\u00e4urehydrolyse aus dem R\u00fcckst\u00e4nde des Alkoholextraktes umsomehr Zucker zu erhalten war, je l\u00e4nger die Hydrolyse dauerte. Unter diesen Bedingungen k\u00f6nnen auch aus reiner Zellulose erhebliche Zucker-mengen erhalten werden. Nachdem es sich noch zeigte, da\u00df auch aus dem \u00c4therextrakte durch S\u00e4urehydrolyse, obgleich sehr geringe Mengen einer reduzierenden Substanz zu erhalten sind, schien es richtiger, s\u00e4mtliche St\u00e4rke- und Zuckerarten,, d. h. die Gesamtmenge der nicht celluloseartigen Kohlenhydrate \u2018) in einem gemeinsamen Werte zu bestimmen, wie dies auch Sapoznikov5) tat, der aber seine Methode nicht genug ausf\u00fchrlich beschreibt.\nMein Ziel war also, die St\u00e4rke, die dextrinartigen K\u00f6rper und die Zuckerarten so in L\u00f6sung zu bringen, da\u00df dadurch die Cellulose nicht angegriffen werde, und dann die in L\u00f6sung gebrachten Substanzen bis zu den einfachsten Zuckern zu spalten. Zu beiden Prozessen w\u00e4hlte ich das Kochen mit Salzs\u00e4ure geeigneter Konzentration.\nEs gen\u00fcgt bekanntlich das Kochen mit der verd\u00fcnntesten Salzs\u00e4ure, um die St\u00e4rke in wasserl\u00f6sliche Form zu bringen; wichtig ist aber, da\u00df die Salzs\u00e4ure nicht so stark sei, um\n') II. T. Brown und G. H. Morris, 1. c.\n*) G. Bertrand und P. Thomas, Guide p. 1. manipul. de chim. biol.. Paris, Dunod-Pinat, 1910, S. (>7.\n:\u2018) J. K\u00f6nig, Chem. d. menschl. N\u00e4hr.- u. Genu\u00dfmittel, IV. Autl.. Bd. 3, 1. Teil, 139. Berlin. Springer, 1910.\n4) t nier Cellulose ist hier im allgemeinen die Gruppe der schwer hydrolysierbaren Kohlenhydrate zu verstehen.\nN. V. Sapoznikov, Ber. d. Deutsch, bot. Ges., Bd. 9, S. 293 (1891); Faulenbachs Methode? s. ebenda, Bd. 8, S. 234 (1890).","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Clilorophyllassimilation.\t3<;>\nauch die Cellulose zu hydrolysieren. Um die entsprechende S\u00e4urekonzentration zu finden, kochte ich je 1 g reiner Cellulose (schwedisches Filterpapier) 1 Stunde lang in 50 ccm verschieden konzentrierter Salzs\u00e4ure am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler und bestimmte die erhaltene Zuckermenge als Glykose gerechnet nach Bertrand. Die Filtrate der beiden mittleren Versuche wurden vorher, um eventuell vorhandene Polysaccharide zu hydrolysieren, 1 2 Stunde lang mit 2,5\u00b0/oiger HCl am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Das Ergebnis war wie folgt:\nV HCl............................ 0,3\t0,0\t1,25\t2,5\nGebild. Zucker in \u00b0/o der Cellulose . Spuren\t0,-P)\t1.5\t2.0\nUm die St\u00e4rke in L\u00f6sung zu bringen, konnte ich also getrost mit 0,2\u00b0/o Salzs\u00e4ure 12 Stundenlang kochen.\nAls ich den nach dieser Behandlung erhaltenen R\u00fcck-stand von 0,6 g Blattpulver mit 50 ccm einer 2,5\u00b0 Oigen Salzs\u00e4ure auf dieselbe Weise kochte, erhielt ich 17,8 mg Zucker, d. h. 8,0\u00b0/o, also gerade ebensoviel, als aus der reinen Cellulose. Hiermit ist es also bewiesen, da\u00df durch das zur L\u00f6sung der St\u00e4rke gew\u00e4hlte Verfahren alle st\u00e4rkeartigem Substanzen extrahiert wurden, und da\u00df die Kohlenhydrate des R\u00fcckstandes ruhig als Cellulose betrachtet werden konnten. Das befolgte Verfahren gab also eine scharfe Grenze zwischen St\u00e4rke und Cellulose : es st\u00f6rten keine K\u00f6rper dazwischenliegenden Verhaltens.\nIm zweiten Prozesse, bei der Hydrolyse der St\u00e4rke mu\u00dfte nur darauf geachtet werden, da\u00df die Salzs\u00e4ure den Zucker nicht angreift. Eine besonders angestellte Versuchsreihe bewies, da\u00df eine 0,33\u00b0/o Traubenzucker enthaltende L\u00f6sung mit verschieden konzentrierter Salzs\u00e4ure 1 Stunde lang am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht, nur ganz kleine Zuckerverluste erlitt; so erhielt ich z. B.:\n\u00b0/o HCl......................... 0,7\t1,4\t2.7\nZur\u00fcckerhaltener Zucker in 0 u . .\t97.8\t! 08,1\t97.0\nZur Hydrolyse der St\u00e4rke konnte also 21-/* Stunden lang mit Salzs\u00e4ure gekocht werden.2)\nDer ganze Gang der Bestimmung gestaltete sich dem-\n') Nach der Tabelle Bertrands extrapoliert.\n*) Siehe weiter: C. Sherman. Organic anal.. New-Ynpk. Macmillan. 1912, II. Auf!., S. 61.","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"K. v. K\u00f6r\u00f6sy,\n576\nentsprechend folgend erma\u00dfen: 0,6 g Blattpulver wurden1'2 Stunde lang in 50 ccm einer 0,2\u00b0/oigen Salzs\u00e4urel\u00f6sung am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht, durch einen Gooch-Tiegel filtriert, das Filtrat am Wasserbade auf etwa 10 ccm eingeengt, nach Zusatz einer 2,5\u00b0/oigen HCl entsprechenden Salzs\u00e4uremenge auf 50 ccm gebracht, 2112 Stunden lang am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht, erst mit Natronlauge, dann mit Essigs\u00e4ure neutralisiert, zur Kl\u00e4rung der Fl\u00fcssigkeit 10 ccm dialysierter Eisenl\u00f6sung1) zugesetzt, das ganze auf 200 ccm gebracht, filtriert und 180 ccm des Filtrates nach schwacher Ans\u00e4uerung mit Essigs\u00e4ure am Wasserbade eingeengt, bis damit die Zuckerbestimmung nach Bertrand ausgef\u00fchrt werden konnte (als Glykose gerechnet). Die mitgeteilten Werte sind Mittelwerte zweier Parallelbestimmungen.\nDie Verbrennungsw\u00fcrme der Blattpulver wurde an 11 s g Substanz in einer, mit einem vergoldeten Einsatz versehenen Berthelotschen Bombe bestimmt. Die der Verbrennung des N-Gehaltes des verbrauchten Sauerstoffes zu Salpeters\u00e4ure entsprechend anzubringende Korrektion wurde im Mittelwerte der bei den Wasserwertbestimmungen ermittelten Werte angebracht, da die bei Verbrennung des Blattpulvers erhaltenen h\u00f6heren Werte durch die fl\u00fcchtigen, saueren Verbrennungsprodukte der Bl\u00e4tter verursacht waren. Das Blattpulver erwies sich \u00fcbrigens als eine ausgezeichnet zu Pastillen pre\u00df-bare und vollst\u00e4ndig verbrennbare Substanz.\nDie Bestimmung des Fettgehaltes geschah durch 6 st\u00e4ndiges Extrahieren im Soxhletschen Apparate. Im Verlaufe der erw\u00e4hnten Zuckerbestimmungen nach Brown und Morris wurde einige Male auch das Gewicht des alkoholischen Extraktes ermittelt: es machte ungef\u00e4hr 25\u00b0/o der Trockensubstanz aus.\nDie in den beiden Versuchsreihen erhaltenen Resultate sind in folgender Tabelle zusammengestellt.\nDie Tabelle zeigt in erster Reihe, da\u00df zwischen den im dunkeln ungeheizten und den im dunkeln geheizten Zimmer gehaltenen Bl\u00e4ttern, mit R\u00fccksicht auf den bei der Trockengewichtsbestim-\n') Hoppe-Scyler-Thierfelder, Chem. Anal., VIII. Auf!., Berlin, Hirsciiwald. 15)09, S. 6\u00f6f\u00bb.","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"\u00f6\nu\nyj\no\n3\n6\n\u00dcber die Chlorophyllassimilalion.\t377\nVcr- ! brcnnungs-\u2018 w\u00e4rme der gesamten | Trockensubstanz Cal.\t\u2022o\t\u00fc*\t2?\tX\t'\t>f?\t. oi\t'* ^\t* V WV\t'C\t\u00bbC \u00bbn\tx\t35.\tx\tx~\tx*\to\"\t\u00bbr\u2018 X\t\u00eeC\tce\tX\t5\u00ab\tx\t3.\t5*\ntt\t03\t68\tc\t\u00e8 ,\tc\tc\t_\t5\t5\t. 3\t\u00a3\t\u25a0*\t2\t-Z w\tc\t.b\t-\t\u00ab\tut\t.\u00ab \u00a7\t^\t?\u00a3\t3 s-\t**\tx JS\tO\t<M\t*4*\tr*\tt>.\tX\t>3\t1 -\t\u2014< p\tX\t\u2014\u00ab\tX\t^\tX\t(?)\t!?!\tI'\u00bb *>,\tp.\t*0\tX^\tl'.\t\u00bb3\t1\u00ab\tp> *$<\tvi.\th\u00ab\t4\tviT\th\u00bbT\tvJ'\n\u25a0i\t0\u00bb -\tx rt\tC i, rj \u00a36 \u00ae\t3\t^ o\tc\t!*\u2022\tx\tx\t**\t\u2022\u2014\trc\tx\tx iO\t\u00abO\t\u00ab3\t*3\t*4\u00ab\t>Q O\tC\tC\tO\tz\tO\tO'\tO\nFettgehalt der Trocken- substanz\t**\t* \u00ef't ^\tXX\tOl\t01 l> X X X\tx\t.0\t\u2019 x\tx'\nGesamt- menge der ! St\u00e4rke I j-f- Zucker ; 8\t35\t35\tt*\u00bb\t55\t\u00abA\tf\u00bb\tTT \u00bb\u00df lO X X\tX\tX\tI- o\to\to\t\u00f6\to\to\u2019\tcT\t\u00f6 d\nSt\u00e4rke-j-f- Zuckergehalt der j Trocken-! Substanz !\to Sh x *;q -cq \u00bbo\t2\t\u2014(\tx r>. c r* t>T r\u00bb t>\t55\t55\t05\t\u00f6 3\t^ C\u00df\n! Gesamtmenge der Trocken- substanz ! \u00ab\tr>\t50\tOl\tOl\t^\th\t>*\toi\t35 \u00ef5\tS\u00b0\t^\tiS\t\u2022\tOl\tX\t>0\t*3 \u00ae\tl\".\t**\t\u00a9.\t\u00ab\t\u00e0O\t35\tX l> t>* X X\tC-T\tX\tti\n1 VVasser-i gehalt der 1 luft-! trockenen I | Substanz i\t%\t\u00a9.\t\u00a9.\tr>_\tx\tx\t**\to\t35 \u2022O\tl**\tX\t\u00bb0\tx\"\tIs\u00bb\tt**\"\tX*\n! Gesamt* ! menge der j 1 uft\u2014 j trockenen Substanz 8\t*JOXC'*\tx\t35 . X IQ\tiO\tl-\t*p\tX\t**t*\tOl\t*<*\u2022 \u00a9.\tcq\t01\t*q\t~\tcc\t\u25a0\tx\t4 X\tX\tCi\tx\tx\tX\t\u2022\u25a0\t.35*\tX*\n\t-Dunkel; warm* . . . . \u00abDunkel; kalt* .... \u00abSonne; Wasser* . . . \u00abSonne; N\u00e4hrl\u00f6sung\u00bb ; f \u00abDunkel; warm\u00bb . . . . \u00abDunkel; kalt\u00bb . . . . \u00abSonne; Wasser\u00bb \u00abSonne: N\u00e4hrl\u00f6sung .\t\u25a0 j\nSonne: N\u00e4hrl\u00f6sung* .\t8.144\t0.9\t7.859\t10.0\t0.78\t0.2\t0,48\t1.471\t35.11","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"37*\nK. v. Korosy,\nmung begangenen Fehler, kein in Betracht kommender Unterschied besteht. Die Verschiedenheit in der Atmungsintensit\u00e4t erwies sich also als so gering, da\u00df sie innerhalb der bedeutenden Grenzen der Versuchsfehler bleibt. H\u00e4tte sich eine bedeutende Abweichung gezeigt, so h\u00e4tte ich durch Interpolation den Grad der Atmungsintensit\u00e4t ermitteln k\u00f6nnen, welcher der Temperatur der in der Sonne gehaltenen Bl\u00e4tter entsprochen h\u00e4tte.\nZur Grundlage der weiteren Vergleiche konnte getrost der Mittelwert, der im dunkeln geheizten und im dunkeln ungeheizten Zimmer erhaltenen Werte gew\u00e4hlt werden. Die in der Sonne und im dunkel gehaltenen Bl\u00e4tter haben im Verlaufe des Versuches durch die Atmung gleiche Substanzverluste erlitten, das sich in den Werten der ersteren gegen\u00fcber denen der letzteren zeigende Plus ergibt also das vollst\u00e4ndige Ausma\u00df dessen, was die Bl\u00e4tter durch Assimilation gewonnen haben. Diese Vergleiche lassen sich aber selbstverst\u00e4ndlich nicht auf Grund des perzentuellen St\u00e4rke- -f- Zuckergehaltes und der spezifischen Verbrennungsw\u00e4rme, sondern nur auf Grund der auf die gesamte Trockensubstanz berechneten Werte ausf\u00fchren, da es sich ja eben um die Bestimmung dessen handelt, inwieweit der Trockensubstanzgewinn aus St\u00e4rke + Zucker besteht, und wie gro\u00df die durchschnittliche Verbrennungs w\u00e4rme dieses Trockensubstanzgewinnes ist. Der \u00dcbersichtlichkeit halber stelle ich die Ergebnisse des Vergleiches in folgender Tabelle zusammen\nI. Versuchsreihe.\n;\tTrocken- substanz g\tZucker -f- St\u00e4rke er \u00a9\tVer- brennungs- w\u00e4rme Cal.\nMittelwerte von \u00abdunkel, kalt\u00bb und \u00abdunkel, warm\u00bb \t\t7,69\t0,59\t36,1\nSonne, Wasser* \t\t\t8,47\t0,67\t89,0\n\u2022Sonne. N\u00e4hrl\u00f6sung\u00bb\t\t8,05\t0,61\t36,9\n1 berschu\u00df bei \u00abSonne, Wasser* . . .\t0,78\t0,08\t'3.8\n\u00bb\t\u00bb \u00abSonne, N\u00e4hrl\u00f6sung\u00bb .\t0,86\t0,02\t0,8\n') Zum Vergleiche s. F. F. Blackmann und G. L. G. Matthaei, Froc. Roy. Soc. Ser. \u00d6L. Bd. 76, Nr. 511, S. 402 (1905).","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"Uber die Chlorophyllassimilation.\t379\nII. Versuchsreihe.\n| Trocken-! Substanz g\tZucker -f- St\u00e4rke g \u2022\tVer- hrcnnungs- w\u00e4rme Cal.\nMittelwerte von \u00abdunkel, kalt\u00bb und\t\u2022\t\u2022\n\u00abdunkel, warm\u00bb \t 7(53\t0,71\t80.6\n\u00abSonne. Wasser\u00bb\t, !\t8 95\t0,87\t40,5\n\u00abSonne. N\u00e4hrl\u00f6sung\u00bb\t ;| 7g\u00df\t0,78\t85,1\n\u2022 \u2022\t* Uberschu\u00df bei \u00abSonne, Wasser\u00bb . . ... j 1?32\t0,10\t8.9\n\u00bb \u00abSonne, N\u00e4hrl\u00f6sung\u00bb .\t0,28\t0,07*\t\u2014 1,5\nDie auf Wasser gesetzten assimilierenden Bl\u00e4tter betreffend f\u00e4llt es in erster Reihe auf, da\u00df die Zunahme an St\u00e4rke + Zucker nur ungef\u00e4hr ll\u00b0/o (10 bezw. 12\u00b0/o) des Troekengewicht-gewinnes ausmacht, was zu der allgemeinen Auffassung in direktem Widerspruche t.eht. Die Verbrennungsw\u00e4rme der gewonnenen Trockensubstanz betr\u00e4gt auf 1 g berechnet bei der ersten Versuchsreihe 4,9, bei der zweiten 3,0, im Mittel 3,9 Gal., was also ungef\u00e4hr der Verbrennungsw\u00e4rme der Kohlenhydrate entspricht. Die beobachtete Abweichung ist nicht \u00fcberraschend, wenn wir bedenken, da\u00df ganz kleine Abweichungen im absoluten Trockengewichte der Blattpulver in dem Werte der Verbrennungsw\u00e4rme des Trockensubstanzgewinnes sehr gro\u00dfe Abweichungen zur Folge haben k\u00f6nnen; nun sind aber die absoluten Werte der Trockengewichte infolge des bei der Bestimmung des Wassergehaltes begangenen Fehlers recht unsicher. Wenn z. B. in der II. Versuchsreihe das mittlere Trockerisubstanz-gewicht der beiden Kontrollpulver nur um 2\u00b0/o seines Wertes kleiner, jenes der am Sonnenlichte im Wasser gehaltenen Bl\u00e4tter um ebensoviel gr\u00f6\u00dfer w\u00e4re, so erg\u00e4be sich die spezilische Verbrennungsw\u00e4rme der durch die Assimilation gewonnenen Substanz zu 3,4 Gal. anstatt 3,0, also um 13\u00b0/o gr\u00f6\u00dfer. Derselbe t ehler h\u00e4tte den St\u00e4rke- -f- Zuckergehalt des Trockensubstanzgewinnes von 12\u00b0/o nur auf ll\u00b0/o vermindert.\nLaut den Ergebnissen der Haupttabelle hat der Fettgehalt der assimilierenden Bl\u00e4tter, ob in Wasser oder Salzl\u00f6sung stehend, keine Zunahme erfahren.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXVl.\t27","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nK. v. K \u00bbrosy,\nAuf Grund der Werte der Verbrennungsw\u00e4rme k\u00f6nnen wir mit einem gewissen Grade von Wahrscheinlichkeit sagen, da\u00df die w\u00e4hrend der Assimilation gewonnene Substanz ein Kohlenhydrat ist, und da es nur zum kleinsten Teile aus St\u00e4rke4-Zucker besteht, m\u00fcssen wir an eine celluloseartige Substanz denken, was mit den Erfahrungen von Menze1) und Sapoznikov2) \u00fcbereinstimmt. Es bes\u00e4\u00dfe ein gro\u00dfes Interesse zu erfahren, in welchen Teilen der Zelle diese Substanz zur Ablagerung gelangt.\nAus diesen, an abgepfl\u00fcckten Bl\u00e4ttern ausgef\u00fchrten Versuchen lassen sich, die bei normal verlaufender Assimilation sich bildenden Substanzen betreffend, keine sicheren Schl\u00fcsse ziehen, da ja ein gro\u00dfer Teil der gebildeten Substanzen aus den am Stiele sitzenden Bl\u00e4ttern auswandert. Bekanntlich kann sich der Zucker in den assimilierenden Bl\u00e4ttern nur bis -zu einer gewissen Grenze anh\u00e4ufen, \u00fcber welche hinaus der Zucker sich dann in St\u00e4rke umwandelt. F\u00fcr die Akazienbl\u00e4tter fand ich auf Grund der nach Brown und Morris ausgef\u00fchrten Zuckerbestimmungen, da\u00df der Zuckergehalt der Bl\u00e4tter, die ja, ob in Sonne oder nicht, schon vor Beginn des Versuches stark assimiliert hatten, ungef\u00e4hr 3\u00b0/o der Trockensubstanz ausmacht. Es l\u00e4\u00dft sich denken, da\u00df, so wie der St\u00e4rkegehalt eine gewisse Grenze \u00fcberschreitet, die ersten Assimilationsprodukte sich in Cellulose umwandeln. Es ist jedenfalls eine sehr bedeutsame Tatsache, da\u00df, so oft die Zunahme an Trockensubstanz und St\u00e4rke -f- Zucker gleichzeitig verfolgt wurde, die erstere Gr\u00f6\u00dfe nie durch die letztere gedeckt w'ar.\nDas auffallendste Ergebnis im Verhalten der in N\u00e4hrsalzl\u00f6sung assimilierenden Bl\u00e4tter ist der viel geringere Trockensubstanzgewinn derselben.3) Dieser besteht in ungef\u00e4hr demselben Verh\u00e4ltnisse aus St\u00e4rke-}-Zucker (7 bezw. 30ft/o), als bei\n') 0. Menze, 1. <* *., nach Beurteilung seiner Ergebnisse durch Sapoznikov, Ber. d. Deutsch, bot. Ges., Bd. 8, S. 240 (lKtXh.\n*) N. V. Sapoznikov, Bot. Centralbl., Bd. 63, S. 247: soweit aus dein mir zur Verf\u00fcgung stehenden deutschen Auszuge des russischen Originales ersichtlich.\ns) Dies scheint mit Sapoznikovs in der letzterw\u00e4hnten Arbeit mit* geteilten Beobachtungen \u00fcbereinzustimmen.","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Chlorophyllassiinilation.\n381\nden in Wasser stehenden Bl\u00e4ttern. Nachdem es sich hier um noch geringere Mengen handelt, k\u00f6nnen wir noch weniger weitere Schl\u00fcsse ziehen. Auffallend ist aber in beiden Versuchsreihen der geringe Wert der spezifischen Verbrennungsw\u00e4rme: dies verursachte in der zweiten Versuchsreihe, da\u00df die gesamte Verbrennungsw\u00e4rme der in N\u00e4hrsalzl\u00f6sung gehaltenen Bl\u00e4tter kleiner wurde, als jene der Kontrollversuehe. Die Assimilationsintensit\u00e4t der in N\u00e4hrsalzl\u00f6sung gehaltenen Bl\u00e4tter war vielleicht darum so gering, weil die L\u00f6sung keine \u00e4quilibrierte Salzl\u00f6sung im Sinne Loebs f\u00fcr die Bl\u00e4tter darstellte.\nF\u00fcr die Richtigkeit der Auffassung Sapoznikovs, da\u00df das erste Produkt der Assimilation Eiwei\u00df w\u00e4re, bieten meine Versuche gar keine Anhaltspunkte. Ich bestimmte aucli den N-Gehalt der Bl\u00e4tter, und zwar nach Dumas, weil ich an eine Anwesenheit von Nitraten oder eventuell anderen Nitroverbindungen dachte. Der N-Gehalt der in der N\u00e4hrsalzl\u00f6sung gehaltenen Bl\u00e4ttchen war nicht gr\u00f6\u00dfer, als jener der \u00fcbrigen. Ich pr\u00fcfte auch auf Nitrate: 0,5 g Blattpulver wurden mit. durch Essigs\u00e4ure schwach anges\u00e4uertem Wasser gekocht, mit dialy-sierter Eisenl\u00f6sung gekl\u00e4rt \u2014 ein Verfahren, dessen Richtigkeit durch besondere Kontrollversuehe festgestellt wurde \u2014 und nach B\u00fcschs1) Methode mit Nitron gepr\u00fcft. Weder in den in Wasser, noch in den in N\u00e4hrsalzl\u00f6sung gehaltenen Bl\u00e4ttchen konnten auf diese Art w\u00e4gbare Nitrat mengen gefunden werden. Der Aschengehalt wurde nur ann\u00e4hernd durch W\u00e4gung des R\u00fcckstandes nach der kalorimetrischen Verbrennung bestimmt: er zeigte bei den in N\u00e4hrsalzl\u00f6sung gehaltenen Bl\u00e4ttern sicher keine in Betracht kommende Zunahme.\nEingangs wurde des Probl\u00e8mes Erw\u00e4hnung getan, oh an die Kohlens\u00e4ureassimilation nicht irgend ein exothermischer Proze\u00df gekoppelt ist. Diese Frage lie\u00dfe sich in zwei F\u00e4llen bejahend beantworten: 1. wenn der ganze Trockensubstanzgewinn aus St\u00e4rke -|- Zucker best\u00fcnde, der Gewinn an Verbrennungsw\u00e4rme, aber bedeutend weniger w\u00e4re, als dem\n\u2018) M. Busch, Ber. d. Deutsch, ehern. Ges.. Bd. 38, S. 863 (1905); Bd. 39, S. 1101 (1906).\tt\n27*","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382 K. v. Ko rosy, \u00dcber die Chlorophyllassimilation.\nFalle entspr\u00e4che, wenn der gesamte Trockensubstanzgewinn jals Kohlenhydrat in Rechnung gezogen wird; 2. wenn der Trockensubstanzgewinn, nur zum kleinen Teile durch St\u00e4rke -f Zucker, zum gr\u00f6\u00dferen Teile aber durch das eine hohe spezifische Verbrennungsw\u00e4rme besitzende Fett gedeckt w\u00e4re, wobei der gleichzeitig verlaufende exothermische Proze\u00df die scheinbare Verbrennungsw\u00e4rme des Trockensubstanzgewinnes bis auf den Wert der Kohlenhydrate herabdr\u00fccken k\u00f6nnte. Da es sich aber heraussteilte, da\u00df nur ein kleiner Teil des Trockensubstanzgewinnes aus St\u00e4rke -f- Zucker besteht, und auch der Fettgehalt keine Zunahme erfuhr, die durchschnittliche Verbrennungsw\u00e4rme des Trockensubstanzgewinnes aber trotzdem jener der Kohlenhydrate entspricht, m\u00fcssen wir es als wahrscheinlich annehmen, da\u00df die durch Assimilation gewonnene Substanz gr\u00f6\u00dftenteils in die Gruppe der Cellulose geh\u00f6rt, und da\u00df mit dem endothermischen Prozesse der Assimilation kein anderer exothermischer Proze\u00df verkn\u00fcpft ist.\nSchlie\u00dflich l\u00e4\u00dft sich noch fragen, wie viel die pro Einheit der Blattoberfl\u00e4che durch die Assimilation gewonnene Trockensubstanz, die seit Sachs im allgemeinen irrt\u00fcmlich als St\u00e4rke betrachtet wird, ausmacht. Die durchschnittliche Blatt-oberfl\u00e4che auf Grund der planimetrischen Bestimmungen zu 9,9 qcm genommen, h\u00e4uften die Akazienbl\u00e4tter nach meinen Versuchen pro Stunde und Quadratmeter 0,50, bezw. 0,84 g Trockensubstanz an. Diese Werte bleiben betr\u00e4chtlich hinter jenen von Sachs1) zur\u00fcck, der f\u00fcr Helianthus- und Cucurbita-Bl\u00e4tter 1,5 bis 1,9 g bestimmte; meine Bl\u00e4tter hatten eben schon vor Beginn des Versuches stark assimiliert.\nDas wesentliche Ergebnis dieser Untersuchungen ist also, da\u00df die durch die Akazienbl\u00e4tter w\u00e4hrend der Assimilation gewonnene Substanz nur zu etwa 10\u00b0/o aus St\u00e4rke -f- Zucker besteht, auch der Fettgehalt der Bl\u00e4tter keine Zunahme erf\u00e4hrt, die Hauptmenge derselben aber auf Grund des durchschnittlichen Wertes der Verbrennungsw\u00e4rme wahrscheinlich als zur Cellulosegruppe geh\u00f6rend zu betrachten ist.\n') a. a. 0., S. 27.","page":382}],"identifier":"lit19874","issued":"1913","language":"de","pages":"368-382","startpages":"368","title":"\u00dcber die Chlorophyllassimilation","type":"Journal Article","volume":"86"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:24:47.656014+00:00"}