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{"created":"2022-01-31T14:23:41.491665+00:00","id":"lit19891","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Henze, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 87: 51-58","fulltext":[{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"p-Oxyphenyl\u00e4thylamin, das Speicheldr\u00fcsengift der Cephalopoden.\nVon\nM. Henze.\n(Aus der chemisch-physiologischen Abteilung der zoologischen Station zu Neapel.) (Der Redaktion zugegangen am 16. Juli 1913.)\nJ.\nLo Bianco1 *) machte das erstemal die Beobachtung, da\u00df die Cephalopoden beim Fang ihrer Beute ein \u00e4u\u00dferst wirksames Gift benutzen, welches von den sogenannten hinteren Speicheldr\u00fcsen produziert wird und das insbesondere Krebse fast augenblicklich l\u00e4hmt. Diese Beobachtung ist des \u00f6fteren best\u00e4tigt worden und die pharmakologische Wirkung des Dr\u00fcsensekrets sowohl an Krebsen als an h\u00f6heren Tieren studiert worden; Krause,8) Livon3) und Briot, Baglioni.4 *)\nDie chemische Natur des Giftes blieb dunkel, bis Livon und Briot3) eine Arbeit ver\u00f6ffentlichten, in der sie behaupteten, das spezifische Speicheldr\u00fcsengift sei eine durch Alkohol f\u00e4llbare und durch Hitze zerst\u00f6rbare Substanz, mit anderen Worten ein Toxalbumin. Da ich damals selbst die chemische Untersuchung des Giftes begonnen hatte, teilte ich in einer kurzen\n*) Lo Bianca, Notizie biologiche riguardanti specialmente il periodo di maturit\u00e0 sessuale degli animali del golfo di Napoli. Mitteilg. d. zoolog. Stat. Neapel, Bd. 13, S. 530.\n*) R. Krause, \u00dcber Bau und Funktion der hinteren Speicheldr\u00fcsen der Octopoden. Sitzungsberichte, Akad. Berlin 1897 (1905).\n3)\tJourn. d. Physiol, et Pathol, g\u00e9n., Bd. 8, S. 1. Ferner: Briot, Sur le r\u00f4le des glandes salivaires des c\u00e9phalopodes C. R. Soc. B., Bd. 58, S. 384. Sur le r\u00f4le d'action du venin des c\u00e9phalopodes, ibid., S. 386. Ch. Livon et A. Briot, Les sucs salivaires des c\u00e9phalopodes est un poisson nerveux pour les crustac\u00e9s, ibid., S. 878.\n4)\tS. Baglioni, Zur Kenntnis der physiologischen Wirkung des\nCephalopodengiftes, Zeitschr. f. Biolog., Bd. 52, S. 130.\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nM. Henze,\nPublikation1) meine ersten Beobachtungen mit, da dieselben mit den Angaben der franz\u00f6sischen Autoren in direktem Widerspruch standen. Ich fand, da\u00df das Gift den Dr\u00fcsen durch absoluten Alkohol entzogen werden konnte und durchaus resistent gegen Hitze, d. h. gegen Aufkochen der L\u00f6sung war. Es hatte alle Eigenschaften einer organischen Base (Alkaloid) und wurde bereits damals von mir in krystallisierter Form erhalten. Mit diesem von mir dargestellten krystallisierten Gifte hat dann B a gl io ni2) vergleichende pharmakologische Studien gemacht und sich insbesondere \u00fcberzeugt, da\u00df die Wirkungen des Dr\u00fcsensekrets und des isolierten Giftes identisch waren.\nDie Materialschwierigkeiten verz\u00f6gerten die endg\u00fcltige L\u00f6sung des Problems, doch konnte inzwischen nachgewiesen werden, da\u00df mit dem Gift, au\u00dfer dem schon anfangs gefundenen Taurin, noch eine zweite krystallisierende organische Base vergesellschaftet ist (cf. meine erste obengenannte Mitteilung), die ungiftig ist und als Betain erkannt wurde.3)\nSeitdem ist es gelungen, die chemische Konstitution des Giftes aufzukl\u00e4ren und seine Identit\u00e4t mit p-Oxyphenyl\u00e4thyl-amin sicherzustellen. Damit ist auch seine Isolierung aus der Dr\u00fcse mit keinen Schwierigkeiten mehr verbunden.\nII.\nBis dahin wurde zur Isolierung des Giftes gew\u00f6hnlich folgender .Weg eingeschlagen. Eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl der frisch exstirpierten Dr\u00fcsen wurde gesammelt, zerschnitten und sofort in absoluten Alkohol geworfen. Dann wurden sie mit Quarzsand zerrieben und mit w\u00e4sserigem Alkohol, dem etwas Salzs\u00e4ure zugesetzt wurde, extrahiert und ausgepre\u00dft. Nach dem Abdunsten des Alkohols hinterbleibt eine mit fett\u00e4hnlichen Substanzen durchsetzte Masse. Verr\u00fchrt man dieselbe mit Wasser\n') M. Henze, Chemisch-physiologische Studien an den Speicheldr\u00fcsen der C.ephalopoden : Das Gift und die stickstoffhaltigen Substanzen des Sekretes. C. B. f. Physiolog.. Bd. 19. Nr. 26.\n*) Vgl. oben cit. Arbeit.\na) M. Henze, \u00dcber das Vorkommen des Betains bei Cephalopoden. Diese Zeitschr., Bd. 70, S. 253.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"p-Oxyphenyl\u00e4thylamin, das Speicheldr\u00fcsengift der Cephalopoden. 53\nund versucht sie mit organischen Solventien (\u00c4ther, Chloroform oder Benzol) zu extrahieren, so bilden sich derartig l\u00e4stige Emulsionen, da\u00df dabei zweifellos Verluste an Gift stattfinden. Es ist einfacher, den abgedunsteten Alkoholextrakt mit mehrfach gewechselten Wassermengen durchzur\u00fchren und durch mehrere Filter zu filtrieren.\nDie Filtrate werden konzentriert, wobei neben anorganischen Salzen Taurin und salzsaures Betain auskrystallisieren, die, wie fr\u00fcher beschrieben, identifiziert werden k\u00f6nnen.\nZur weiteren Isolierung des Giftes wurden dann die verschiedensten Mittel versucht. Bis vor kurzem wurde meist mit einer F\u00e4llung durch Phosphorwolframs\u00e4ure begonnen, die aber nicht quantitativ und anfangs schmierig ist, wodurch die an und f\u00fcr sich geringen Giftmengen noch verkleinert wurden. So gelang es nur selten, neben dem reichlich vorhandenen Betain minime Mengen des krystallisierenden Giftes in einigerma\u00dfen reinem Zustande zu isolieren. Alle die verschiedenen Wege zu erw\u00e4hnen, die bei der Untersuchung so kleiner Substanzmengen nicht zum Ziele f\u00fchrten, hat keinen Zweck. Nur sei erw\u00e4hnt, da\u00df Pikrins\u00e4ure, Gold- und Platinchlorid entweder keine oder doch so leicht l\u00f6sliche F\u00e4llungen gaben, da\u00df sie zur Isolierung keine Anwendung finden konnten.\nEs gelang dann, so viel Material zu bekommen, um davon ein schwefelsaures Salz, von dem anzunehmen war, da\u00df es wenigstens nahezu analysenrein war, analysieren zu k\u00f6nnen.\nEs gaben : 0,2536 g (im Vakuum getr.) Substanz : 7,89\u00b0/o N, 22,04 \u00ab/o H2S04.\nDer StickstofTgehalt war also ziemlich niedrig.\nEine weitere an diesem Material gemachte Beobachtung leitete dann rasch auf den richtigen Weg.\nDas Gift zeigte n\u00e4mlich mit Eisenchlorid eine Farbenreaktion, die an diejenige des Adrenalins erinnerte, mit anderen Worten eine Phen\u00f6lgruppe vermuten lie\u00df. Im weiteren Einklang damit lieferte sie intensivste Millonsche Reaktion, mit deren Hilfe selbst Spuren nachzugehen war. Damit war die chemische Klassifikation im allgemeinen angedeutet. Im Hinblick auf die fr\u00fcheren Beobachtungen, denen zufolge die Verbindung keine","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nM. Henze,\nF\u00e4llungen mit Pikrins\u00e4ure und Goldchlorid gab, wohl aber einen wei\u00dfgelben Niederschlag mit Bromwasser lieferte, lie\u00df im Verein mit der oben angef\u00fchrten Analyse* *) vermuten, es k\u00f6nne sich um p-Oxyphenyl\u00e4thylamin handeln.\nVor allem deckten sich damit auch die pharmakologischen Beobachtungen. Schon Baglioni sagte, da\u00df das Vergiftungsbild an die Wirkungsweise phenolartiger Substanzen erinnere, und bei Durchsicht der sch\u00f6nen Arbeiten von Barger2) und verschiedener seiner Mitarbeiter \u00fcber die blutdrucksteigernde Wirkung des neben anderen Aminen aus gefaultem Fleisch und aus Mutterkorn isolierten p-Oxyphenyl\u00e4thylamins erhielt die obige Vermutung eine weitere St\u00fctze. Ich stellte mir nun durch Erhitzen von Tyrosin auf 270\u00b0 eine kleine Menge synthetisches p-Oxyphenyl\u00e4thylamin dar und verglich dessen Wirkung mit der des Speichelsekrets resp. des daraus isolierten Giftes an Krabben. Die \u00dcbereinstimmung in der Wirkungsweise war frappant.\n111.\nDie endg\u00fcltige Charakterisierung des Giftes gelang hierauf auf folgende Weise :\nDie mit Sand zerriebenen Dr\u00fcsen wurden bei Gegenwart von etwas Salzs\u00e4ure mit ca. 70\u00b0/oigem Alkohol extrahiert. Die L\u00f6sungen wurden im Vakuum verdampft und der dicke, zun\u00e4chst mit Sand und Glasperlen durchmischte, hinterbleibende Sirup ca. zw\u00f6lfmal mit stets gewechselten Acetonmengen durchsch\u00fcttelt. Das p-Oxyphenyl\u00e4thylamin geht dabei in das Aceton \u00fcber und man entfernt zugleich die Eiwei\u00dfsubstanzen, sowie Taurin, Betainchlorid und anorganische Salze fast vollst\u00e4ndig. Die vereinigten Acetonausz\u00fcge blieben zur Kl\u00e4rung \u00fcber Nacht stehen, wurden durch ein trockenes Filter gegossen und ab-\n\u2018) Schwefelsaures p-Oxyphenyl\u00e4thylamin verlangt f\u00fcr N = 7,5 \u00b0/o\nH*S04 = 26,3 \u00b0/o.\n*) G. Barger and G. S. Walpole, Isolation of the pressor principles of putrid meat. Journ. of Physiol., Bd. 88, S. 341. \u2014 G. Barger u. H. H. Dale, \u00dcber Mutterkorn. Arch. f. exp. Path. u. Pharm., Bd. 61, S. 113.","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"p-Oxyphenyl\u00e4thylamin, das Speicheidr\u00fcsengift der Cephalopoden. 55\ndestilliert. Der R\u00fcckstand wurde mit Chloroform versetzt, doch fand beim Aussch\u00fctteln mit Wasser eine derartige Emulsionbildung statt, da\u00df die w\u00e4sserige Schicht nur nach sehr langem Stehen und nur unvollst\u00e4ndig abgetrennt werden konnte. Aus diesem Grunde wurde die milchige Chloroformschicht im Destillierapparat vom Chloroform befreit und der R\u00fcckstand zweimal mit Wasser ausgezogen und von fett\u00e4hnlichen Substanzen durch Filtrieren getrennt. Dieser Auszug wurde mit der zuerst vom Chloroform getrennten w\u00e4sserigen Schicht vereinigt und konzentriert. l) Er wirkte stark giftig und gab intensive Millonsche Reaktion.\nDiese L\u00f6sung wurde jetzt mit Natronlauge alkalisch gemacht, wobei ein geringer Niederschlag ausfiel, der abfiltriert wurde, und nun mehrmals mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Diese \u00c4therausz\u00fcge hinterlie\u00dfen so gut wie nichts beim Verdampfen. Hierauf wurde die w\u00e4sserige L\u00f6sung abermals sauer gemacht und nunmehr mit Natriumcarbonat in kleinem \u00dcberschu\u00df versetzt, worauf sie ca. zw\u00f6lfmal mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt wurde. Beim Abdestillieren des \u00c4thers hinterblieb eine geringe Menge eines br\u00e4unlichen \u00d6ls, das sich sofort vollst\u00e4ndig in etwas Salzs\u00e4ure enthaltendem Wasser aufl\u00f6ste. Es gab starke Millonsche Reaktion und bedingte in kleinster Menge die charakteristischen Vergiftungserscheinungen an Krabben. Diese Substanz wurde nach Schotten-Baumann benzoylisiert, wobei sofort ein Benzoylprodukt ausfiel.\nDa die obige mit \u00c4ther ausgezogene w\u00e4sserige L\u00f6sung noch immer starke Millonsche Reaktion zeigte, war offenbar das p-Oxyphenyl\u00e4thylamin noch nicht vollst\u00e4ndig in den \u00c4ther \u00fcbergegangen. Die L\u00f6sung wurde deshalb ebenfalls der Benzoylisierung unterworfen, und in der tat lieferte sie noch eine weitere Ausbeute. Die Benzoylprodukte wurden mit Wasser und \u00c4ther gewaschen und auf Ton gestrichen. Nach dreimaligem Umkrystallisieren aus 70*lo\\gem Alkohol \u00e4nderte das Produkt seinen Schmelzpunkt nicht mehr. Es\n*) In Zukunft wird es jedenfalls am zweckm\u00e4\u00dfigsten sein, die Dr\u00fcsen direkt mit Aceton zu ersch\u00f6pfen und dann den Acetonverdampfungr\u00fcckstand mit Wasser auszuziehen.","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nM. Henze,\nschmolz glatt bei 169\u2014170\u00b0, dem Schmelzpunkt des Dibenzoyl-p-oxyphenvl\u00e4thylamins.\nDieses Ergebnis im Verein mit der Analyse des schwefelsauren Salzes und allen den charakteristischen Reaktionen lassen keinen Zweifel, da\u00df es sich um p-Oxyphenyl\u00e4thylamin handelt.\nDie von den Rohbenzoyiprodukten abfiltrierte w\u00e4sserige F liissigkeit wurde mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt und anges\u00e4uert. Nach tiltration der dabei ausfallenden Benzoes\u00e4ure wurde der Rest derselben durch dreimaliges Aussch\u00fctteln mit \u00c4ther entfernt und die L\u00f6sung vorsichtig zur Trockene verdampft. Der R\u00fcckstand wurde mit absolutem Alkohol ersch\u00f6pft, um das Chlornatrium abzutrennen. Nach Verdunsten des Alkohols hinterblieb ein geringer br\u00e4unlicher R\u00fcckstand. Er l\u00f6ste sich in Wasser, gab aber weder die Millonsche Reaktion noch erzeugte er, Krabben injiziert, irgend welche Vergiftungserscheinungen.\nDamit ist zugleich der Beweis erbracht, dafi das p-Oxy-\nphenyliithylamin der einzige giftige Bestandteil des Octopus-Speichels ist.\nDas Vorkommen des p-Oxyphenyl\u00e4thylamins als spezifisches .Stoffwechselprodukt in den Speicheldr\u00fcsen der Cephalopoden d\u00fcrfte auch ein allgemeineres physiologisches Interesse beanspruchen. Bekanntlich findet sich das p-Oxvphenyl\u00e4thylamin unter den Produkten der Eiwei\u00dff\u00e4ulnis, woeswohlvon Gautier1) zuerst beobachtet wurde, und in dem Barger und Wal pole2) denjenigen K\u00f6rper erkannt haben, der die dem Adrenalin so \u00e4hnliche pharmakologische Wirkung bedingt. Das p-Oxyphenyl-iithylamin entsteht in diesem Falle durch baktericide Wirkung aus Tyrosin unter Kohlens\u00e4ureabspaltung, eine Reaktion, die bekanntlich bei vielen Aminos\u00e4uren konstatiert worden ist, seitdem Eil ing er3) zuerst die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt hat.\nl) Gautier, Sur les tyrosinamincs. Bull. soc. chim. de Paris Bd 1 S. 35, 11115.\n*) cf. oben.\nJ) A. El linger, Die Konstitution des Ornithins und des Lysins. Zugleich ein Beitrag zur Chemie der Eiwei\u00dff\u00e4ulnis. Diese Zeitschrift, \u00dfd. 29, S. 334.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"p-Oxyphenyl\u00e4thylamin, das Speicheldrusengift der Cephalopoden. 57\nOb das p - Oxyphenyl\u00e4thylamin nicht auch als sekund\u00e4res Eiwei\u00dfabbauprodukt oder auf fermentativem Wege im Organismus gebildet werden kann, war bisher eine noch ungel\u00f6ste Frage. Emerson1 * 3) hat bei der aseptischen\u00bb Pankreasverdauung p-Oxyphenyl\u00e4thylamin aufgefunden, und das gleiche ist von Langstein*) f\u00fcr die peptische Eiwei\u00dfspaltung angegeben worden. Abderhalden8) bestreitet diese Angaben\" wenigestens konnte er bei sorgf\u00e4ltigster Ausschaltung jeder Bakterienwirkung weder bei peptischer noch bei tryptischer Verdauung von Eiwei\u00dfk\u00f6rpern die genannte Verbindung auflinden. Von Bedeutung ist in dieser Hinsicht, da\u00df die Entstehung des p-Oxyphenyl\u00e4thylamins auch im K\u00e4se bei der K\u00e4sereifung beobachtet worden ist4 * *) und Barger und Dale *) es aus dem Mutterkorn isoliert haben, wo es einen der aktivsten und haupts\u00e4chlichsten Bestandteile ausmacht, ln diesen letztgenannten F\u00e4llen d\u00fcrfte man schon eher geneigt sein, eine fermentative Bildung aus Tyrosin anzunehmen. Durch die vorliegende Untersuchung ist mit Sicherheit nachgewiesen, dal\u00bb das p-Oxyphenyl\u00e4thylamin ein Stoffwechselprodukt einer Dr\u00fcse ist, genau wie das Adrenalin, mit dem es chemisch und pharmakologisch aufs engste verwandt ist.\nOb auch hier das Tyrosin als Muttersubstanz anzusehen ist, m\u00fcssen weitere Versuche lehren, und es wird insbesondere meine n\u00e4chste Aufgabe sein, nach dem Vorkommen spezifischer Fermente in der Dr\u00fcse zu suchen. Entst\u00e4nde das p-Oxyphenyl-\u00e2th\u00fflamin in letzter Stufe aus Tyrosin, so ist nicht ausgeschlossen, da\u00df w\u00e4hrend der Dr\u00fcsent\u00e4tigkeit eventuell eine Kohlens\u00e4ureabspaltung nachzuweisen w\u00e4re. Da\u00df d\u00e8rartige Reak-\n\u2018) Emerson, \u00dcber das Auftreten von p-Oxyphcnyl\u00e4thylamin bei Pankreasverdauung und \u00fcber fermentative Kohlens\u00e4ureabspaltung. Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. 1, S. 501.\n*)\u25a0 Langstein, Zur Kenntnis der Endprodukte der pcptischen Verdauung, ibid. S. 514.\n3)\tAbderhalden, Lehrbuch d. physiol. Chem. (1009), S. 353.\n4)\tWinterstein u. K\u00fcng, \u00dcber das Auftreten von p-Oxyphenyl-\n\u00e4thylamin im Emmentaler K\u00e4se. Diese Zeitschrift, Bd. 59, S. 138.\n*) Vgl. oben.","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"M. Henze, p-Oxyphenyl\u00e4thylamin.\ntionen Vorkommen, zeigt die Beobachtung, die an den Speicheldr\u00fcsen anderer Mollusken gemacht worden ist, weshalb sie hier erw\u00e4hnt werden soll. Nachdem Sch\u00f6nlein1) aufgefallen war, da\u00df aus dem sauren Speichelsekret von Tritonium nodosum eine organische Substanz isoliert wrerden kann, wurde von mir2) nachgewiesen, da\u00df es sich um Asparagins\u00e4ure handelt. Sch\u00f6nlein hat aber auch entdeckt, da\u00df bei der Dr\u00fcsent\u00e4tigkeit gleichzeitig Kohlens\u00e4ure gebildet wird. Zu diesem Zwecke reizte er die Dr\u00fcse durch faradayische Str\u00f6me, hebt aber speziell hervor, da\u00df die Gasentwicklung absolut nichts mit einer sekund\u00e4ren elektrolytischen Erscheinung an den Elektroden zu tun habe, sondern ein Stoffwechselprodukt der t\u00e4tigen Dr\u00fcse sei.\nHier d\u00fcrften sich m\u00f6glicherweise analoge Beziehungen ergeben.\n') M. Sch\u00fcnlein, \u00dcber S\u00e4uresekretion bei Schnecken. Zeitschr. f. Biolog., Bd. 36, S. 523.\n*) M. Henze. \u00dcber das Vorkommen freier Asparagins\u00e4ure im tierischen Organismus. Ber. d. D. Chem. Ges., Bd. 34, S. 348.","page":58}],"identifier":"lit19891","issued":"1913","language":"de","pages":"51-58","startpages":"51","title":"p-Oxyphenyl\u00e4thylamin, das Speicheldr\u00fcsengift der Cephalopoden","type":"Journal Article","volume":"87"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:23:41.491670+00:00"}