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{"created":"2022-01-31T12:34:07.088234+00:00","id":"lit19902","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schumm, O.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 87: 171-181","fulltext":[{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis von H\u00e4matin im menschlichen Blutserum.\nVon\nO. Scliomm.\nMit einer Abbildung im Text und Tafel in Liehtdftuk.\n(Aus dem chemischen Laboratorium dos Allgemeinen Krankenhaus >\u2019Hamburg K|>j>end.>rf.) (l)er Kedaktion zugegangen am !\u2022*. Juli t\u2018.*U.)1\nDie k\u00fcrzlich mitgeteilte erste Beobachtung von H\u00e4matin-, \u00e4rnie beim Menschen1) bat mich zu weiteren Untersungen \u00fcber das Vorkommen und den Nachweis von H\u00e4matin im Blutserum veranla\u00dft. Dabei habe ich gemeinsam mit 0. He gl er-) gefunden, da\u00df H\u00e4matin in wechselnder Menge bei verschiedenartigen pathologischen Zust\u00e4nden im Serum auftreten kann, unter Umst\u00e4nden als f\u00e4rbender Hauptbestandteil, h\u00e4utiger vergesellschaftet mit betr\u00e4chtlichen Mengen von Meth\u00e4moglobin, Oxyh\u00e4moglobin Bilirubin, vielleicht auch Kath\u00e4moglobin. Im Blutserum gesunder Menschen habe ich H\u00e4matin bislang nicht gefunden/1) H\u00e4matinreiches Serum, das andere Farbstoffe nur in geringer Menge enth\u00e4lt, hat eine mehr oder weniger stark braungelbe Farbe. Bei gleichzeitiger Anwesenheit von H\u00e4matin, Meth\u00e4moglobin und Oxyh\u00e4moglobin zeigte das Serum Farbt\u00f6ne, in denen je nach dem Mengenverh\u00e4ltnis der genannten Farbstoffe entweder Gelb, Braun oder Hot vorherrscht. Stark beeinflu\u00dft wird die Farbe des Blutserums auch durch die Anwesenheit von Bilirubin, das schon in m\u00e4\u00dfiger Menge sattgelbe F\u00e4rbung des Serums bewirkt. Demnach l\u00e4\u00dft sich aus der Farbe des Serums kein sicherer Schlu\u00df auf die Art der f\u00e4rbenden Bestandteile ziehen.\n. Die Erkennung des H\u00e4matins im Blutserum gr\u00fcndet sich auf das absorptive Verhalten des H\u00e4matins selbst und seines Beduktionsproduktes, des H\u00e4mochromogens. Sie erfolgt daher\n\u2019) 0. Schlimm, H\u00e4matin\u00e4mie bei toxischem Blutk\u00f6pperchenzerfall, Diese Zeitschrift, Dd. 80, II. 1, S. 1.\n*) Vortrag in der Sitzung der Biologischen Abteilung d\u00e9s \u00e4rztlichen Vereins zu Hamburg am 29. XII. 12.\ns) Da\u00df auch im normalen Blutserum geringste. Spuren von H\u00e4matin auftreten k\u00f6nnen, ist nicht ausgeschlossen. Jedenfalls kann es sich aber nur um so kleine Mengen handeln, da\u00df die sp\u00e4ter zu er\u00f6rternde Probe bei der Untersuchung desSerurns in 1cm Schichtdicke negativ ausf\u00e4llt.","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"0. Scliumm,\nim wesentlichen durch spektroskopische Untersuchung des Blutserums vor und nach Behandlung mit Schwefelammonium.\nDie Angaben verschiedener Autoren \u00fcber die Absorptions-ersoheinUngen des H\u00e4matins zeigen Abweichungen, die sich wohl haupts\u00e4chlich durch die verschiedene Herstellungsart des H\u00e4matins > und die Anwesenheit von Zwischenprodukten in der gepr\u00fcften H\u00e4matinl\u00f6sung erkl\u00e4ren. Oft hat man zum Studium des Absorptionsspektrums Von H\u00e4matin L\u00f6sungen benutzt, die durch Behandeln Von Blut oder Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung mit Kalilauge in der Hitze oder bei gew\u00f6hnlicher Temperatur hergestellt waren. Die Absorptionserscheinungen solcher L\u00f6sungen kann man nicht -auf das H\u00e4matin allein beziehen, da au\u00dfer ihm gew\u00f6hnlich noch Zwischenprodukte vorhanden sind. Man ber\u00fccksichtigt daher meistens^nur den Orangestreifen, der als charakteristisch gilt, wenngleich seine Lage bei den auf verschiedene \\\\ eise hergestellten Pr\u00e4paraten Abweichungen aufweist. F\u00fcr das nach der Vorschrift von Hoppe-Seyler-Thierfelder durch Spaltung von Oxyh\u00e4moglobin mit Eisessig hergestellte H\u00e4matin fand ich folgende Werte:1)\nA. L\u00f6sung) in Kalilauge.\nI.\tPr\u00e4parat : Breiter verwaschener Orangestreifen, dessen Mitte zu ungef\u00e4hr ug 613 bestimmt werden kann.\nII.\tPr\u00e4parat: Mitte des breiten Orangestreif'ens ca. 607.\nB. L\u00f6sung in Salmiakgeist.\nI. Pr\u00e4parat: Breiter verwaschener Orangestreifen, Mitte u.u 610.\nII. Pr\u00e4parat: Mitte des breiten Orangestreifens ca. 615.\nEin anderes Pr\u00e4parat wurde hergestellt, indem frisches Blut mit der 10lachen Menge 8\"/oiger Kalilauge aufgekoeht, abgek\u00fchlt, mit Eisessig im starken \u00dcberschu\u00df versetzt und danach mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt wurde. Die \u00e4therische L\u00f6sung wurde 3 mal mit gleichviel Wasser gewaschen und danach mit \u00fcbersch\u00fcssiger Kalilauge ausgesch\u00fcttelt. Die filtrierte alkalische\n\u2018I llei einer fr\u00fcheren Untersuchung fand ich f\u00fcr ein in derselben\nWeise hergesteUtes und in Kalilauge gel\u00f6stes streiten im Prismenspektrum uu 012.\nIh\u00e4matin f\u00fcr den prange-","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"( ber den Nachweis von H\u00e4matin ini menschlichen Blutserum. ITH\nH\u00e4matinl\u00f6sung gab einen unsymmetrischen Streifen im Orange, dessen dunkelste Stelle gelbw\u00e4rts von der Mitte des Streifens lag und zu ca. (500 bestimmt wurde. Einige di(\u00bbser alkalischen L\u00f6sungen gaben noch einen unscharf begrenzten Streifen im Gelb ungef\u00e4hr in der Gegend von pp 571* *\nZusatz von Schwefelammonium zu den alkalischen \u00bbH\u00e4malin-losungen\u00bb bewirkte das Auftreten des H\u00e4modiromogcnspektrums,; das aber (trotz gen\u00fcgendem Zusatz von Schwofetanimoftium, Abschlu\u00df der Luft und sofortiger Untersuchung! hei den einzelnen Losungen Abweichungen zeigte;1) zum Beispiel lag der erste scharf bestimmbare H\u00e4mochromogen-slreifen bei der L\u00f6sung des einen Pr\u00e4parates in Kalilauge auf uu 550, bei der L\u00f6sung in Salmiakgeist auf 5507* ; der zweite Streifen auf ca. 520 bezw. 527. Auch zeigte sich ein dem Hiim\u00f6chromogen nicht zugeh\u00f6riger schwacher Streifen im Gelb, etwa am Orte des ersten \u00d6xyb\u00e4moglobinslreifens.\nIch pr\u00fcfte ferner ein H\u00e4matin, dasaus frisch hergestelltem H\u00e4min durch Spaltung mit Kalilauge gewonnen war. Die sogleich nach der Herstellung untersuchte alkalische L\u00f6sung gab einen starken, symmetrischen, gut abgegrenzten Orangestreifen, dessen Mitte ich zu pu (518 bestimmte : ferner einen h\u00f6chst schwachen Streifen, dessen Ort nur ungef\u00e4hr zu pp 575 angegeben werden kann, und einen schwachen, nach Blau kaum abgegrenzten Schatten im Gr\u00fcn, dessen Mitte ich zu ungef\u00e4hr pp 532 bestimmen konnte. Die gr\u00fcnlich-braune L\u00f6sung f\u00e4rbte sich nach Zusatz von Hydrazinhydrat sch\u00f6n rot und gab ein intensives, reines H\u00e4moohromogenspektrum (I. Streifen auf pu 555, II. Streifen ca. 525).\nDer Orangesfreifen einer (aus Blut und Natronlauge her-gestelltem alkalischen H\u00e4matinl\u00f6sung ist von Rost, Franz und Heise2) auf spektrophotographischem Wege richtig dargestellt worden. Seine genaue Ortsbestimmung ist auch auf spektrogrammetrischem Wege schwierig, da ein: Absorptionsmaximum nicht immer gen\u00fcgend scharf hervortritt. Trotzdem l\u00e4\u00dft sich der Orangestreifen des H\u00e4matins von dem Kotstreifen des neutralen Meth\u00e4moglobins sehr wohl unterscheiden, wcnig-\n\u2018i Vgl. auch: W. J. Billing, Atlas der H\u00e4moehromogehe. lUlO, Stuttgart, bei F. Enke.\n*) Rost, Franz und Heise, Beitr\u00e4ge zur Photographie der Blutspektra unter Ber\u00fccksichtigung der Toxikologie der Ameisens\u00e4ure. Berlin. Verlag von Julius Springer 1U09. Tafel VII, Fig. A 3.","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"0.\tSchumm,\nsiens habe ich den Streifen der H\u00e4matinl\u00f6sung stets weiter nach Gelb hin gefunden als den Kotstreifen des Meth\u00e4moglobins. K\u00fcrzlich bot sich mir die seltene Gelegenheit, in einem ganz\nfrischen Harn1) ein ungew\u00f6hnlich reichliches braunschwarzes\n* \u2022 \u2022 \u25a0 - \u2019 \u2022\nSediment aufzufinden, das sich durch Waschen mit Wasser leicht reinigen lie\u00df und seinem ganzen Verhalten nach als reines oder nahezu reines H\u00e4matin angesehen werden darf. Es l\u00f6ste sich weder in reinem noch in sodahalligem Wasser, dagegen leicht in Wasser, dem eine sehr kleine Menge Kalilauge zugesetzt worden war. Getrocknet bildete es ein braunschwarzes Pulver, das sich in \" lo-Kalilauge leicht aufl\u00f6sle. Die L\u00f6sung hatte dieselbe Farbe wie alhalische L\u00f6sungen von reinem k\u00fcnstlich hergestellten H\u00e4matin und zeigte bei der Pr\u00fcfung im Gitterspektrometer nur einen deutlichen Ab-sorptionsstreifen und zwar im Orange auf ungef\u00e4hr uu 613 (Fig. 1 Spektrum a).. Das Gr\u00fcn war ziemlich stark, Blau und Violett schon bei 1 cm Schichtdicke sehr stark verdunkelt,\nB C D Cb F G h HK\nM liU.\t\u2022 Lii\u00fcJ\tm lllll INI\t\tm * Inuit l\t\u00ab L... iii i\n\t\t\t\t\t\n\tU\t\t\t\t\n\u25a1 ~WT]\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\n\t\tJ\t\t\t\n\t\t\tLI\t\t\nFig; 1.\nL a \u2014 H\u00e4matin aus Harn in schwach KOH-haltigem Wasser.\n1.\th = Dieselbe L\u00f6sung nach Behandlung mit Schwefelammonium.\n(Heines H\u00e4mochromogenspektrum.)\n- a ; Menschliches Blutserum mit betr\u00e4chtlichem Gehalt an H\u00e4matin\nund Oxyh\u00e4moglobin.\n2.\tb - Dasselbe Serum nach Behandlung mit Schwefelammonium.\n(H\u00e4mochromogenspektrum mit schwachem H\u00e4moglobin-Schatten, der die Deutlichkeit des ersteren kaum beeintr\u00e4chtigt.)\nh Harn eines durch den Bacillus emphysematosus hervorgerufenen Falles von Bakteri\u00e4mie, den Herr Dr. C. Hegler beobachtet hat.","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis von H\u00e4matin im menschlichen Blutserum. 175\nbei 2 cm vollst\u00e4ndig ausgel\u00f6scht Wurde die L\u00f6sung mit \u00c4ther uberschichtet und mit ges\u00e4ttigtem Schwefelammonium gemischt, so zeigte sich alsbald das reine Absorptionsspektrum des U\u00e4mp-' chromogens in alkalischer L\u00f6sung (Fig. 1 Spektrum b). Oie sogleich vorgenommene Ortsbestimmung ergab pu 559 f\u00fcr den ersten und ca. up 528 f\u00fcr den zweiten, schw\u00e4cheren Streifen\nV. Arnold') hat unter der Bezeichnung neutrales H\u00e4matin\u00bb eine Substanz beschrieben, die sich anscheinend durch einfaches Alkalisieren ihrer neutralen L\u00f6sung in das < gew\u00f6hnliche\u00bb H\u00e4matin \u00fcberf\u00fchren l\u00e4\u00dft, wenigstens liefert nach V. Arnold eine derartige alkalisierte L\u00f6sung bei Zusatz von gelbem Schwefelammonium das Spektrum des H\u00e4mochro-mogens. Nach Arnold w\u00e4re dessen \u00bbneutrales H\u00e4matin % weil es aus dem H\u00e4moglobin durch ganz verschiedenartige denaturierende Einwirkungen entsteht, als \u00bbdenaturiertes H\u00e4moglobin\u00bb zu bezeichnen.l 2 3;\nIn einem sogenannten Teerstuhl;i) habe ich k\u00fcrzlich ein Abbauprodukt des Blutfarbstoffs gefunden, das dem echten H\u00e4matin anscheinend nahestehl, sich aber doch in mehrfacher Hinsicht noch wesentlich von ihm unterscheidet und vielleicht der Gruppe der sogenannten Kath\u00e4moglobino . zuzusprechen w\u00e4re. Die braunschwarze Faecesmasse wurde mit der 10fachen Menge Wasser verrieben und filtriert. Das Filtrat glich in seinem Farbton fast vollst\u00e4ndig einer alkalischen, w\u00e4sserigen H\u00e4matinl\u00f6sung, es reagierte nahezu neutral.(Kongopapier und empfindliches rotes Lackmuspapier wurden nicht ver\u00e4ndert, blaues Lackmuspapier kaum merklich ger\u00f6tet), Sein Absorptionsspektrum zeigte einen ziemlich starken verwaschenen Ah-sorptionsstreifen im Bot auf ungef\u00e4hr pp 627 und einen \u00e4u\u00dferst schwachen Streifen auf pp 577. (Eine Beimengung von echtem\nl) Arnold, Ein Beitrag zur Spektroskopie des Blutes. Diese Zeitschrift, Bd. 2\u00ab. H. VS. 78.\n*) Ich verdanke diese Angabe einer freundlichen brieflichen Mitteilung des Herrn Dr. V. Arnold.\n3) Der Stuhl, den mir Herr Dr. C. Heg 1er freundjichst zur Ver* f\u00fcgung stellte, stammte von einem an Ulcus ventriculi leidenden Kranken und war eine Woche nach der Blutung entleert wurden.\nHoppc-Seyler's Zeitschrift f. physio!. Chemie. \"L XXX VII.\t13","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"Meth\u00e4moglobin lie\u00df sich nicht feststellen.) Bei Zusatz von Schwefelammonium entstand kein deutliches H\u00e4mochro-mogenspektrum. Wurde der w\u00e4sserige Faecesauszug mit gleichviel n i \u00ab-Kalilauge versetzt, so lieferte er ein Absorptionsspektrum, welches dem des oben erw\u00e4hnten Harnh\u00e4matins entsprach, d. h. der Hotstreifen lag jetzt auf ca. pu 613. Auch gab die L\u00f6sung jetzt bei Zusatz von Schwefelammonium ein intensives H\u00e4mochromogenspektrum. Wurde der w\u00e4sserige Faecesauszug mit sehr wenig Essigs\u00e4ure versetzt, so fiel der Farbstoff als brauner feinflockiger Niederschlag aus; das Filtrat war strohgelb und zeigte im Spektrum nur den bekannten scharfen Absorptionsstreifen des Urobilins.\nDas von mir im Blutserum gefundene Abbauprodukt des Blutfarbstoffs unterscheidet sich von dem denaturierten H\u00e4moglobin\u00bb Arnolds nicht nur in seiner Farbe, sondern auch in seinem absorptiven V erhalten. Es weist die beiden Kennzeichen auf, die f\u00fcr den Nachweis des in ser\u00f6sen Fl\u00fcssigkeiten gel\u00f6sten H\u00e4matins in erster Linie in Betracht kommen: den verwaschenen Absorptionsstreifen im Orange, der weiter nach Gelb hin liegt als der Hotstreifen des Meth\u00e4moglobins und im Gegensatz zu letzterem durch Zusatz von Soda und Sch\u00fctteln mit Luft nicht verschwindet oder abgesehwacht wird; ferner die Eigenschaft, lediglich durch Zusatz von Schwefelammonium glatt in H\u00fcmochromogen \u00fcbergef\u00fchrt zu werden. Dabei ist freilich zu ber\u00fccksichtigen, da\u00df m\u00f6glicherweise mehrere Stoffe Vorkommen, die in ihrem L\u00f6slichkeitsVerh\u00e4ltnis und ihrem spektroskopischen Verhalten den Charakter des H\u00e4matins aufweisen, sich aber vielleicht durch ihren Eisengehalt unterscheiden.1) Eine n\u00e4here Charakterisierung der Substanz erscheint vorderhand kaum m\u00f6glich, da sie sich aus dem Serum noch nicht isolieren l\u00e4\u00dft.\nDa eine alkalische H\u00e4matinl\u00f6sung im Vergleich mit einer gleich starken H\u00e4mochromogenl\u00f6sung eine\nM Vergl. auch R. von Zevnek, Zur Frage des einheitlichen H\u00e4matins, Diese Zeitschrift, Rd. 49. $. 475.","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"I ber den Nachweis von H\u00e4matin im menschlichen Blutserum. 177\nviel schw\u00e4chere Absorptionserscheinung gibt, so lassen sich sehr geringe Mengen von H\u00e4matin im Serum durch die spektroskopische Beobachtung nicht ohne weiteres wahrnebmen, sondern erst nach Umwandlung des H\u00e4matins in H\u00e4mochromogen. Auf diesem Wege gelingt der Nachweis des H\u00e4matins auch bei gleichzeitiger Anwesenheit von Oxyh\u00e4moglobin, denn der hierbei entstehende Absorptionsstreifen des reduzierten (sauerstofffreien) H\u00e4moglobins ist so verwaschen, da\u00df sich der schmale, scharfe erste H\u00e4mochro-mogenstreifen im Gr\u00fcn deutlich von ihm abhebt (vgl. Fig. 2, a und b). In solchen F\u00e4llen sieht man unter Umst\u00e4nden bald nach Zusatz von Schwefelammonium schon den ersten Streifen des H\u00e4mochromogens, ehe noch der erste Streifen des Oxyh\u00e4moglobins verschwunden ist, soda\u00df in dieser Phase zwei schmale, nur durch einen kleinen Zwischenraum getrennte Absorptionsstreifen vorhanden sind. \u2014 Ein starker \u00dcberschu\u00df an H\u00e4moglobin kann den H\u00e4mochrom\u00f6gennachweis nat\u00fcrlich erschweren oder unm\u00f6glich machen. Deshalb ist der negative Ausfall dieser Probe oberhalb eines gewissen Oxyh\u00e4moglobingehaltes nicht beweisend. \u2014 Da sich ein sehr hoher H\u00e4matingehalt schon durch den Orangestreifen bemerkbar macht, ist in diesem Falle ein reichlicher Oxyh\u00e4moglobingehalt weniger st\u00f6rend.\t-\nDas zu pr\u00fcfende Blut wird am lieslen gleich in einem Zentrifugenglas aufgefangen. Nach dem Zentrifugieren gie\u00dft man das Serum klar ab und filtriert es n\u00f6tigenfalls. Die spektroskopische Beobachtung erfolgt zun\u00e4chst in m\u00f6glichst gro\u00dfer, ca. 4 cm betragender Schichtdicke, damit ein etwa vorhandener schwacher Absorptionsstreifen im Hot oder Orange wahrnehmbar wird. Danach beobachtet man das Serum auch in allm\u00e4hlich verminderter Schichtdicke und bestimmt in bekannter Weise1) m\u00f6glichst genau den Ort aller etwa vorhandenen Absorptions-Streifen. Einen Teil des Serums \u00fcberschichtet man in einem geeigneten Absorptionsgef\u00e4\u00df mit etwas \u00c4ther, setzt etwa 1 m\nV v\u00abd- 7- \u00df- D. Schlimm. Klinische Spektroskopie. Jena bei \u00f6. Fischer, ferner 0. Sch\u00fcmm, Die messende Spektroskopie usw., Biochem. Zeitschr., 1012, Bd. 12. S.","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"17H\n0. Sch\u00fcmm,\nVolumen (bei hohem Gxyh\u00e4moglobingehalt bis Vs Volumen) ges\u00e4ttigtes und auf seine Wirksamkeit gepr\u00fcftes Schwefelammonium hinzu, mischt durch mehrmaliges sanftes Umr\u00fchren und beobachtet die Fl\u00fcssigkeit spektroskopisch in geeigneter Schichtdicke. Die Umwandlung des H\u00e4matins in H\u00e4mochro-mogen erfolgt ziemlich schnell; sie d\u00fcrfte wohl ausnahmslos innerhalb einiger Minuten beendet sein.\nUm diese Untersuchung der Sera zuverl\u00e4ssig auszuf\u00fchren und \\ ergleichbare Befunde zu erhalten, gebraucht man am \u2019besten einen Standapparat, d. h. einen fest aufgestellten, mit verschiebbarem Kondensor versehenen .Spektralapparat, der eine Hinrichtung zur Ortsbestimmung der Absorptionsstreifen besitzt. Ich benutze deshalb eins der von mir beschriebenen (fittcrspektroskope ibezw. Gitterspektrometer1)) und als Licht* Muelle in allen F\u00e4llen eine Nernstlampe mit freiliegendem Gliih-stilt. Zwecks Wahrnehmung schwacher Absorptionsstreifen muh die Lichtst\u00e4rke durch Verschieben des Kondensors der verschiedenen Durchsichtigkeit der Sera entsprechend abgestuft werden. Man beobachtet zun\u00e4chst bei einer Spaltweite von ca, 0,03\u20140,Ob mm und sucht die n\u00f6tige Helligkeit in erster Linie durch intensive Beleuchtung des Spaltes zu erzielen, erst in zweiter Linie durch etwas weiteres \u00d6ffnen des Spaltes. Stark opalisierend getr\u00fcbte Sera, wie sie z. B. das Malaria--bbit h\u00e4ufig liefert, lassen .sich bisweilen nur in einer Schichtdicke von 1 \u20142 cm untersuchen. Als Absorptionsgef\u00e4\u00dfe verwendet man nur solche, bei denen die vom Lichte durchstrahlten Glasw\u00e4nde eben und einander parallel sind : z. B. die bekannten Glask\u00e4sten ( mit den Innenma\u00dfen, 5\t20 mm, 7\u00bb/* v/ 20 mm,\n10 X 20 min, 10 X 30 mm, 10 X 40 mm usw\\).\nDie Menge des vorhandenen H\u00e4matins l\u00e4\u00dft sich bislang nur ann\u00e4herungsweise feststellen. Ich bestimme entweder diejenige Schichtdicke, bei der das mit Schwefelammonium versetzte Serum den ersten Absorptionsstreifen des\n') 0. Schlimm, Ein neues (\u00eeitlerspektroskop und ein Gitterspektro-grapli mit variabler Dispersion zu Untersuchungen \u00fcber Absorplions-spektra. Diese Zeitschrift, Bd. 66, S 287, 1910. \u2014 Ferner: \u00abSpektro-graphische Methoden\u00bb in E. Abderhaldens Handbuch der Biochemischen Arbeitsmethoden. Bd. VI. S. 393, 1912.","page":178},{"file":"p0178s0001.txt","language":"de","ocr_de":"t>h7\n\u25a0>01,i; 447.2\n4-\t4-\t4\ni.\nMenschliches Blutserum mit reichlichem Gehalt an H\u00e4matin und-m\u00fc\u00dfig starkem Gehalt an Oxyh\u00e4moglobin, in verschiedener Schichtdicke.\nDasselbe Serum nach Zusat /. von Schwefelammonium. (Sehr starker erster ll\u00e4mo-chromogenstreifen.)\nMenschliches Blutserum mit reichlichem Gehalt an llama t i n und ( Ixyh\u00e4moglohin. Dasselbe Serum, v erd ii n n t, nach Zusatz von Schwefelammonium. (Deutlich, erster ll\u00e4mochromogenst reifen.)\nMenschliches Blutserum mit ziemlich reichlichem Gehalt an H\u00e4m a t i n und ( Ixyli\u00e4riu >-glohin, in verschiedener Schichtdicke.\nI dasselbe Serum nach Zusat z von Schwefelammonium, in verschiedener Schichtdicke. (Deutlicher erster H\u00e4mo-chromogenst reifen.)\nMenschliches Blutserum mit hohem H\u00e4matingehalt, in verschiedener Schicht-dicke.\nDasselbe Serum, ve rd ii n n I, nach Zusatz von Schwefel-aminonium. (Deutlich, erster H\u00e4rnochromogeristreifen)\n4-\t4\t4\t4\n:\u00bb()!.\u00ab 147,2 388,!l\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. Bate! I.XXXVI1, Tafel Zu \u00abO. Schlimm, Nachweis von Hamatin im menschlichen Blutserum\u00bb.\nVerlag von Karl J. Truhrier in Stnliburg.\nc\n11.\nIV.\nI. a his d -=\ne =\na --\nh -\nIII. a und h\nc und d\nIV. a und b =\nc und d -=","page":0},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis von H\u00e4matin im menschlichen Blutserum. 170\nH\u00e4mochromogens noch eben deutlich zeigt, oder ich bestimme die Intensit\u00e4t der .Absorptionsstreifen des mit Schwefelammonium versetzten Serums spektrokolorimetrisch, wobei eine frisch hergestellte H\u00e4mochromogenl\u00f6sung von bekanntem Gehalt als Vergleichsll\u00fcssigkeit dient, und berechne danach den Gehalt an H\u00e4matin. \u2014 Hierbei erh\u00e4lt man nat\u00fcrlich nur dann brauchbare Resultate, wenn man die Fl\u00fcssigkeiten vor Zusatz von Schwefelammonium mit \u00c4ther \u00fcberschichtet und unn\u00f6tiges Umr\u00fchren vermeidet, da andernfalls das H\u00e4mochromogon durch den Sauerstoff der Luft teilweise wieder zu H\u00e4matin oxydiert wird. Ist man gezwungen, die mit Schwefelammonium versetzte Fl\u00fcssigkeit umzuf\u00fcllen, so mul) man nachher noch etwas Schwefelammonium hinzuf\u00fcgen. \u2014 Die Empfindlichkeit des qualitativen Nachweises von H\u00e4matin schwankt je nach der gr\u00f6\u00dferen oder geringeren Durchsichtigkeit des Blutserums und dem Gehalt an anderen Farbstoffen. Unter g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden d\u00fcrfte durch die Drohe mit Schwefelammonium bei der Beobachtung des Serums in 4 cm Schicht-dicke eine etwa 0,035 \u00b0/V Blut, entsprechende Menge H\u00e4matin noch nachweisbar sein. Ist der I. H\u00fcmochromogenst reifen bei f cm Schichtdicke noch deutlich wahrnehmbar und seiner Lage nach bestimmbar, so bezeichne ich den Befund mit \u00abHt ist er schon bei 2 cm Schichtdicke nachweisbar, mit \u00abHt 2 +>, wenn schon bei 0,5 cm Schichtdicke nachweisbar, mit \u00abHt K-|-> usw.\nIn einigen F\u00e4llen habe ich im Blutserum Kranker einen H\u00e4matingehalt gefunden, der sch\u00e4tzungsweise einer 1 \u00b0/oigen Blutl\u00f6sung entspricht.\nGr\u00f6\u00dfere Mengen von H\u00e4matin habe ich neuerdings auch bei mehreren durch den Bacillus emphysematosus (E. Fraenkel; verursachten F\u00e4llen von Bakteri\u00e4mie,1; die von Dr. II. Schottm\u00fcller beobachtet wurden, im Blutserum gefunden. Ein Teil dieser Sera enthielt daneben betr\u00e4chtliche Mengen von Meth\u00e4moglobin. Derartige Sera zeigen\n') Hei anderen bakteriell bedingten Erkrankungen habe ich gr\u00fcnere Mengen von H\u00e4matin bislang nicht gefunden, vgl. auch C. Hegler. Vertrag in der Biol. Abteilung des \u00e4rztlichen Vereins zu Hamburg, Sitzun*' vom 29. XII. 12.","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"0. Schlimm.\n180\nnach den bisherigen Beobachtungen im Hot und Orange nicht etwa zwei getrennte, sondern nur einen breiten, verwaschenen Absorptionsstreifen, meistens ohne ein deutlich wahrnehmbares Absorptionsmaximum. Die Ortsbestimmung lie\u00df sich deshalb nur durch ann\u00e4hernd richtige Feststellung der Mitte des Streifens bewirken.\nDurch okulare Messung im Gitterspektrometer habe ich fiir das Serum von 11 verschiedenen Krankheitsf\u00e4llen folgende Werte feststellen k\u00f6nnen:\neinmal pp 630, einmal pp 629, zweimal pp 628, zweimal pp 625, f\u00fcnfmal pp 627.\nBesonderes Interesse bot das Verhalten des Serums eines zw\u00f6lften Falles. Fs war braun, gab einen starken Absorptions-streifen im Hot mit einem deutlichen Maximum auf pp 635 und enthielt \\iel Metluimoglobin nebst sehr wenig Oxyh\u00e4moglobin, aber kein H\u00e4matin. Die am n\u00e4chsten Tage entnommene Blutprobe lieferte ein gelblichbraunes Serum, das einen starken Absorptionsstreifen auf ungef\u00e4hr pp 634 aufwies und viel Met-li\u00fcmoglohin, daneben aber auch eine betr\u00e4chtliche Menge (10 -f ) H\u00e4matin enthielt. Hei diesem Serum war der dem H\u00e4matin eigent\u00fcmliche Orangestreifen durch den viel intensiveren Met-h\u00e4moglobinstreifen offenbar vollkommen \u00fcbert\u00f6nt : denn der Ort der maximalen Absorption war mit dem des Meth\u00e4mo-globinstreifens (ca. 634/685) identisch. Der genaue Nachweis des Met h\u00e4mo globins gr\u00fcndet sich auf die bekannten Met-\n') Hei der mikronietrischen Ortsbestimmung des Streifens auf den Spektrogrammen erhielt ich niedrigere Zahlen z. B. bei zwei Sera, die \u00fcberwiegend H\u00e4matin enthielten, pp 615/616 und 616 617, bei Sera, die Meth\u00e4moglobin und H\u00e4matin enthielten, z. B. pu 621 und 622. Eine analoge Beobachtung habe ich bei der Ortsbestimmung des Rotstreifens von Meth\u00e4moglobinl\u00fcsungen gemacht, indem ich durch okulare Messung den Wert uu 634. durch mikrometrische Bestimmung auf den Spektrogrammen pp 629 fand. F\u00fcr die Streifen des Oxyh\u00e4moglobins tindet man dagegen nach beiden Methoden nahezu dieselben Werte. (0. Sch\u00fcmm. I ntersuchungen \u00fcber die Absorptionserscheinungen des Oxyh\u00e4moglobins im Gitterspektrum, Diese Zeitschrift, Bd. \u00ab3, S. 1. 1913).","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis von H\u00e4matin im menschlichen- Blutserum. 1*1\nh\u00e4moglobinproben (Umwandlung in alkalisches Methiimoglobin. Umwandlung in Oxyh\u00e4moglobin durch Zusatz von wenig Schwefelammonium und Sch\u00fctteln mit Luft, Umwandlung in Cyanh\u00e4moglobin.)1)\nJe nach der Art des Krankheitsfalles ist das H\u00e4matin entweder nur vor\u00fcbergehend oder w\u00e4hrend l\u00e4ngerer Zeit im Serum nachweisbar.\nIn einem der neuerdings beobachteten Falle enthielt das Serum am ersten Untersuchungstage Ht 4 -}-, am vierten Tage 30-j-y am zw\u00f6lften l\u00e4ge noch 14 -f-: bei einem anderen Falle am ersten Tage Ht 8 -f-, am vierten Tage nur noch Ht 2 bei einem dritten Falle am ersten Tage Ht 9 +, am dritten Tage nur noch 3 -f usw. Auf die Beziehungen zwischen H\u00fcmatin-gehalt des Blutes und dem H\u00e4matin- bezw. Meth\u00e4moglobin-gehalt des Harnes kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden; nur soviel sei erw\u00e4hnt, da\u00df ein H\u00e4matingehalt des Blutserums durchaus nicht von einem entsprechenden H\u00e4matinoder Meth\u00e4moglobingehalt des Harnes begleitet zu sein braucht.\nAuf der beigegebenen Tafel sind die mit einem meiner Gitterspektrographen hergestellten Aufnahmen der frischen. % on vier verschiedenen Kranken stammenden Blutsera reproduziert, in denen ich gr\u00f6\u00dfere Mengen von H\u00e4matin habe nach-weisen k\u00f6nnen. (Zur Ortsbestimmung der Absorptionsstreifen auf den Spektrogrammen2) dient das in bekannter Weise mit-aufgenommene Linienspektrum des Heliumlichts.}\nEin geringer Schatten im Orange, der nacli der Behandlung des Serums mit Schwefelammonium bestehen bleibt, ist im' allgemeinen auf nachtr\u00e4glich entstandenes Schwefelh\u00e4mpglobin zur\u00fcckzuf\u00fchren.\n, Aul tig. 4c der Spektraltafel ist ein solcher durch' Schwefelh\u00e4moglobin bedingter schwacher Schatten bemerkbar.\nAuf Fig. Hb, Fig. IIIc, d und Fig. IVc. d ist nur der erste Streifen des Hamochromogens vorhanden. Die Darstellung des zweiten H\u00e4mo-chromogenstreitens gelingt nur bei gr\u00f6\u00dferer Konzentration Auf Fig. le ist der sehr starke erste H\u00e4moehromogenstreifen nach rechts von \"dem zweiten nur noch eben abgegrenzt. Letzterer geht in die starke allgemeine Absorption in Dlau \u00fcber.\n) R- Kohert, Lehrbuch der Intoxikationen, Bd. 2, 11)06, S. 76f>.\n*) vgl. auch: 0. Sch\u00fcmm, Diese Zeitschrift, Bd. 83, Heft 1, S. H.","page":181}],"identifier":"lit19902","issued":"1913","language":"de","pages":"171-181","startpages":"171","title":"\u00dcber den Nachweis von H\u00e4matin im menschlichen Blutserum","type":"Journal Article","volume":"87"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:34:07.088240+00:00"}