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{"created":"2022-01-31T14:34:14.119255+00:00","id":"lit19918","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Jolles, Adolf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 87: 310-312","fulltext":[{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber eine neue Imiikan-Reaktion.\nVorl\u00e4ufige Mitteilung.\nVon\nAdolf Jolies.\n(Aus ilcm Laboratorium von Dr. M. timl l\u2019rof. Dr. Ad. Jolies in Wien.) (Der Redaktion zugegangen am 12. Aug. 1913.)\nBekanntlich geben jodidhaltige Harne beim Nachweis des Indikans (Indoxylschwefels\u00e4ure C8H\u00dfN . 0 . S020H) nach den Methoden von Jaff\u00e9 (konzentrierte Salzs\u00e4ure und Chlorkalkl\u00f6sung), Obermayer (eisenchloridhaltige, rauchende Salzs\u00e4ure), Salkowski (konzentrierte Salzs\u00e4ure und Kupfersulfat) statt der Blauf\u00e4rbung nach dem Aussch\u00fctteln mit Chloroform eine von ausgeschiedenem Jod herr\u00fchende Violettf\u00e4rbung.\nKino ganz \u00e4hnliche Reaktion erh\u00e4lt man nun auch bei jodfreien Harnen, denen zur Konservierung Thymol zugesetzt wurde, jedoch mit dem Unterschiede, da\u00df, w\u00e4hrend die von Jod lrcrr\u00fchrende Violettf\u00e4rbung beim Sch\u00fctteln der vom Harn abgetrennten Chloroformschicht mit Natriumthiosulfat oder verd\u00fcnnter Lauge der normalen Indigof\u00e4rbung Platz macht, die im Falle des thymolhaltigen Harnes violett gef\u00e4rbte Chloroformschicht (gen\u00fcgenden Thymolzusatz vorausgesetzt) bei der gleichen Behandlung, ja bereits beim Sch\u00fctteln mit Wasser, eine braungelbe bis braunrote Farbe annimmt, die bei Behandlung mit konzentrierter Salzs\u00e4ure wieder in die violette Farbe umschl\u00e4gt.\nBei Verwendung einer konzentrierten Lauge wird der Farbstoff der Chloroforml\u00f6sung entzogen, die Lauge f\u00e4rbt sich gr\u00fcn, und beim Behandeln mit konzentrierter Salzs\u00e4ure bildet sich der violette Farbstoff zur\u00fcck, der wieder mit Chloroform ausgesch\u00fcttelt werden kann.\nDa nun einerseits Thymol ohne Harn die Reaktion nicht gibt und anderseits, wie aus den letzterw\u00e4hnten Beobachtungen","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber eine neue Imlikan-Reaktion.\t311\nhervorgeht, bei den genannten Indikanreaktionen in einem gen\u00fcgend viel Thymol enthaltenden Harne \u00fcberhaupt kein Indigo gebildet wird, mu\u00df angenommen werden, da\u00df das Thymol mit dem indoxvlschwefelsauren Kali resp. mit dem daraus durch Salzs\u00e4ureeinwirkung gebildeten Indoxyl bei gleichzeitiger Einwirkung eines oxydierenden Agens in stark saurem Medium sich zu einer violett gef\u00e4rbten, durch Wasser entf\u00e4rbten Substanz vereinigt, oder mit anderen Worten, da\u00df die bei den Indikanproben bei vorherigem Thymolzusatz zum Harne auftretende Violettf\u00e4rbung eine neue Indikanreaktion darstellt, die, wie hier gleich erw\u00e4hnt werden soll, ungleich empfindlicher ist, als alle bisher in Vorschlag gebrachten Indikanproben. Eine Bekr\u00e4ftigung erfuhr diese meine Auffassung dadurch, da\u00df bei Pferdeharn, der bekanntlich, wie \u00fcberhaupt der Harn von Pflanzenfressern, viel indikanreicher ist, als Menschenharn, die neue Reaktion viel intensiver auftritt (die Chloroformschicht ist fast undurchsichtig), ferner dadurch, da\u00df ein nachtr\u00e4glicher, d. h. also ein nach Umwandlung von Indoxyl in Indigo erfolgender Zusatz von Thymol keinen Einflu\u00df mehr hat, und schlie\u00dflich dadurch, da\u00df die w\u00e4sserige L\u00f6sung eines aus Harn dargestellten und gereinigten Indikanpr\u00e4parates ebenfalls die Probe gibt. Ich versuchte nun den violetten Stoff durch Abdunsten seiner Chloroforml\u00f6sung darzustellen und erhielt dabei ein bisher nicht krystallisierendes tiefrotes \u00d6l. Das neue Produkt ist au\u00dfer in Chloroform in Amylalkohol l\u00f6slich und zwar mit roter und in Eisessig mit violetter Farbe. Bei Ersatz des Thymols durch p-Xylenol (CH3 : CH3 : OH = 1:4:5) resultiert eine ganz \u00e4hnliche Violettf\u00e4rbung, auch das o-Xylenol (CH3 : CII3 : OH = 1:2:4) gibt eine \u00e4hnliche Violettf\u00e4rbung, die aber merkw\u00fcrdigerweise sowohl gegen Wasser, als auch gegen Alkalien best\u00e4ndig ist.\nIch behalte mir die weitere Verfolgung der Versuche vor und hoffe, da\u00df es gelingen wird, die neue Verbindung n\u00e4her zu charakterisieren und \u00fcberdies, falls durch die Reindarstellung des fraglichen Stoffes ein Testobjekt zu erhalten sein wird, eine neue kolorimetrische Methode zur quantitativen Indikan-bestimmung angeben zu k\u00f6nnen.","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nAdolf Jolies. \u00dcber eine neue Indikan-Reaktion.\nF\u00fcr qualitative Zwecke wird die neue Indikanprobe in-Harnen wie folgt durchgef\u00fchrt:\n10 ccm Harn werden mit 2 ccm einer 20\u00b0/oigen Blei-zuckerl\u00fcsung versetzt, umgesch\u00fcttelt und klar filtriert. Zum Filtrate setzt man *> ccm einer 10\u00b0/oigen alkoholischenThvmol-l\u00f6sung, 10 ccm einer eisenchloridhaltigen Salzs\u00e4ure (Ober-mavers Reagens) und 4 ccm Chloroform hinzu, sch\u00fcttelt das Ganze gut durch, worauf bei Anwesenheit selbst der geringsten Spuren von Indikan das Chloroform eine sch\u00f6ne violette F\u00e4rbung zeigt.\nBeim Aussch\u00fctteln mit Wasser schl\u00e4gt die Farbe in braungelb bis rotbraun um und tritt beim Versetzen der Chloroformschicht mit konzentrierter Salzs\u00e4ure wieder hervor.\nBekanntlich wird das Thymol als Konservierungsmittel h\u00e4uiig in geringen Quantit\u00e4ten dem Harn zugesetzt. In solchen F\u00e4llen kann es Vorkommen, da\u00df bei Ausf\u00fchrung der bisher \u00fcblichen Indikan-Reaktionen das Chloroform eine violette F\u00e4rbung zeigt, die beim Sch\u00fctteln mit Wasser verschwindet und eine durch Indigo bedingte Blauf\u00e4rbung des Chloroforms ersichtlich macht.\nDiese Erscheinung ist darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df die zugesetzte Thymolmenge viel zu gering war, um alle vorhandene Indoxvlschwefels\u00e4ure bei der beschriebenen Behandlungsweise in die neue violette Verbindung \u00dcberzufuhren, wobei der \u00dcberschu\u00df des Indikans nat\u00fcrlich Indigo liefert; welches nach Entfernung des violetten Farbstoffes in der Chloroformschicht sichtbar wird.\nAus den mitgeteilten Beobachtungen geht \u00fcbrigens hervor, da\u00df man bei Ausf\u00fchrung der Indikan-Reaktion nach den bisher \u00fcblichen Methoden nicht ohne weiteres berechtigt ist, aus einer hierbei auftretenden Violettf\u00e4rbung auf Jod-Anwesenheit im Harn zu schlie\u00dfen, sondern es erscheint notwendig, den Jod-Nachweis in bekannter Weise mit St\u00e4rkel\u00f6sung durchzuf\u00fchren.","page":312}],"identifier":"lit19918","issued":"1913","language":"de","pages":"310-312","startpages":"310","title":"\u00dcber eine neue Indikan-Reaktion. Vorl\u00e4ufige Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"87"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:14.119260+00:00"}