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{"created":"2022-01-31T14:45:20.407948+00:00","id":"lit19933","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Stanford, R. V.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 88: 47-55","fulltext":[{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Indigobildende Substanzen im Harn (<Harnindikah>).\nII. Mitteilung.\nNeu\u00a9 qualitative Proben. *)\nVon\nDr. R. V. Stanford.\n(Research Chemist, Cardiff City Mental Hospital, England.)\n(Der Redaktion zugegangen am 11. September 1913.)\nVon den zahlreichen Proben auf \u00abIndikan\u00bb, die in den letzten f\u00fcnfzig Jahren ver\u00f6ffentlicht worden sind, lassen sich prinzipiell zwei Gruppen unterscheiden. In den meisten F\u00e4llen werden die indigoliefernden Stoffe durch Behandlung mit einer S\u00e4ure und einem Oxydationsmittel in Indigo \u00fcbergef\u00fchrt. Nach der anderen Methode werden sie durch Zusatz von Isatin und S\u00e4ure in Indirubin \u00fcbergef\u00fchrt.\nIndigomethoden.\nBei den Methoden der ersten Gruppe sind sehr viele verschiedene Oxydationsmittel vorgeschlagen worden, u. a. die folgenden: Salpeters\u00e4ure (Heller, 1845), Luft (Schunck, 1857, Maillard,2) 1903), Kaliumpermanganat (Hammarsten, 1870), Chlorkalk (Jaffe,3) 1870; Wolowski,4) 1901), Chlorwasser (Rosenstirn, 1872), Bromwasser (Michailow, 1887), Eisenchlorid (Obermayer,5) 1890), Wasserstoffsuperoxyd (Lou-biou,\u00ab) 1897), Carosche S\u00e4ure (Amann,7) 1897), Kalium-perchlorat (Stryzowski,8) 1901), Persulfate (Rossi,9) 1907),\n\u2018) I. Mitteilung, Diese Zeitschrift, Bd. 87, S. 188 (1913).\n*) Maillard, L\u2019indoxyle urinaire et les couleurs qui en d\u00e9rivent, Paris, Schleicher, 1903, S. XI und 114.\n3)\tJaffe, Pfl\u00fcgers Arch., Bd. 3, S. 448 (1870).\n4)\tWolowski, D. med. Wochenschr., 1901, Nr. 2.\n6)\tObermayer, Wiener klin. Wochenschr., 1890, S. 176.\nVgl. Baumann, Berichte, Bd. 12, S. 1098 (1879).\n\u2022) Loubiou, Chem. Zentralbl., 1897, Bd. 1, S. 620.\n7)\tAmann, Chem. Zentralbl., 1898, Bd. 1, S. 152.\n8)\tStryzowski, Chem. Zentralbl., 1901, Bd. 2, S. 1181.\n*) Rossi, Chem. Zentralbl., 1907, Bd. I, S. 1079.","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"R* V. Stanford,\nKupfersulfat (Salkowski,') 1908; Imabuchi,*) 1909; Sammet,*) 1912.)\nAls S\u00e4ure wird meistens konzentrierte Chlorwasserstoffs\u00e4ure verwendet. Unter diesen Bedingungen wird Indigo ausgeschieden, welcher dann durch Chloroform ausgezogen wird.\nEs ist aber auch vorgeschlagen worden,* * * 4) durch Zusatz von konzentrierter Schwefels\u00e4ure den Indigo in wasserl\u00f6slicher Form (Sulfindigotins\u00e4ure) zu erhalten. Lavalle5 6) versetzt den Harn mit Chlorwasserstoffs\u00e4ure und Eisenchlorid, wonach durch Zusatz von konzentrierter Schwefels\u00e4ure die Sulfindigotins\u00e4ure erzeugt wird.\nDie obenerw\u00e4hnten zahlreichen Modifikationen der Indigoprobe sind deswegen entstanden, weil die Probe die gr\u00f6\u00dfte Unsicherheit zeigt. Es kommt sehr oft vor, da\u00df man bei zwei Proben, mit demselben Harn ausgef\u00fchrt, ganz verschiedene Resultate bekommt. Daher behaupten viele, die neue Oxydationsmittel vorgeschlagen haben, da\u00df ihre \u00abneue\u00bb Probe emp\u00dfndlicher ist, als die vorher bekannten.\nHierbei kommt vor allem in Betracht, da\u00df der gebildete Indigo besonders gegen Oxydationsmittel wenig best\u00e4ndig ist, soda\u00df bei der Ausf\u00fchrung der Probe leicht eine \u00ab\u00dcberoxydation\u00bb erfolgt. Diese \u00ab\u00dcberoxydation\u00bb ist schon von vielen Autoren, die sich mit dieser Frage besch\u00e4ftigt haben, als \u00dcbelstand empfunden und die Anwendung aller m\u00f6glichen Oxydationsmittel ist eine Folge des Bed\u00fcrfnisses, Mittel und Wege zu finden, die indigobildenden Substanzen des Harns in Indigo \u00fcberzuf\u00fchren, ohne dabei den gebildeten Farbstoff weiter zu oxydieren.\nWie ich in der ersten Mitteilung erw\u00e4hnt habe, habe ich mehr als zweitausend Indikanproben ausgef\u00fchrt und dabei habe ich Gelegenheit gehabt, viele von den verschiedenen Oxydationsprozessen zu probieren.\nIch habe gefunden, da\u00df die Gefahr der \u00ab\u00dcberoxydation\u00bb\n*) Salkowski, Chem. Zentralbl., 1908, Bd. II, 1878.\n*) Imabuchi, Diese Zeitschrift, Bd. 60, S. 502 (1909).\n\u2022) Sammet, Joum. Chem. Soc. Abstracts, 1912, Bd. 2, S. 703.\n4) Cpaziani, Malys Jahresber., 1898, S.276. Vgl. auch Rossi,\nloc. cit.\n6) Lavalle, Chem. Zentralbl., 1907, Bd. 1, S. 194.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Indigobildende Substanzen im Harn (\u00abHarnindikan\u00bb). U. 4H\nsehr schwer zu vermeiden ist, welche Oxydationsmittel man auch anwendet. Von allen vorgeschlagenen sauerstoffreichen Verbindungen ist das Wasserstoffsuperoxyd vorzuziehen, erstens weil es in verd\u00fcnnter L\u00f6sung keine gro\u00dfe Neigung zu dieser \u00dcberoxydation des gebildeten Indigos zeigt, und zweitens weil man beim Gebrauch dieser Substanz keine fremden Stoffe in das Reaktionsgemisch einf\u00fchrt, soda\u00df sekund\u00e4re Reaktionen unbekannter Art weniger zu bef\u00fcrchten sind.\nTrotz aller Vorsicht konnte ich aber \u00fcbereinstimmende Resultate mit Sicherheit bei Ausf\u00fchrung der Probe mit Wasserstoffsuperoxyd in der \u00fcblichen Weise nicht erhalten. Es wurden oft; eine oder mehrere der folgenden Erscheinungen beobachtet;\n1.\tBei Ausf\u00fchrung der Probe nichts Auffallendes, jedoch stimmen die in zwei gleichzeitigen Proben erhaltenen Indigomengen nicht \u00fcberein.\n2.\tBeim Zusatz der S\u00e4ure allein (ohne Oxydationsmittel)\nwird Indigo ausgeschieden, welcher aber beim Sch\u00fctteln des Reagenzrohres wieder verschwindet.\t^\n3.\tDie Chloroforml\u00f6sung des Indigos ist selten rein blau gef\u00e4rbt ; vielmehr ist sie gew\u00f6hnlich violett oder r\u00f6tlich, und der Farbenton ist immer verschieden.\n4.\tDie Chloroforml\u00f6sung des Indigos entf\u00e4rbt sich rasch.\nEs ist mir schlie\u00dflich gelungen, die Gr\u00fcnde dieser Erscheinungen aufzufinden und sie infolgedessen zu beseitigen.\nEntf\u00e4rbung der Chloroforml\u00f6sung. Es handelt sich um ein rasches Entf\u00e4rben, welches sich oft schon w\u00e4hrend der Ausf\u00fchrung der Probe vollzieht. Diese Zersetzung ist eine Folge der Anwesenheit von oxydierenden Verunreinigungen im Chloroform. Chloroform zersetzt sich langsam beim Aufbewahren, besonders im Licht, und man pflegt bekanntlich Spuren von Alkohol hinzuzusetzen, um diese Zersetzung zu verhindern. Die gebildeten Stoffe (Chlorverbindungen wie COCy verleihen dem Chloroform einen \u00fcblen Geruch nach Chlor, und das L\u00f6sungsmittel zeigt dann ausgepr\u00e4gte F\u00e4higkeit zum Oxydieren.\nDie Entf\u00e4rbung tritt also dann ein, wenn man mit altem, teilweise zersetztem Chloroform arbeitet, oder auch wenn\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXVIII.\t4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nR. V. Stanford,\nChloroform angewendet wird, welches schon einmal zur Indigoprobe gebraucht worden ist. Das Chloroform wird n\u00e4mlich durch Wasserstoffsuperoxydl\u00f6sung bei Gegenwart von S\u00e4ure und von Harn sehr bald im obigen Sinne zersetzt, soda\u00df das schon einmal gebrauchte L\u00f6sungsmittel immer diese unerw\u00fcnschte oxydierende Wirkung besitzt.\nDer \u00dcbelstand l\u00e4\u00dft sich sicher und einfach auf folgende Weise vermeiden.\nMan benutzt reines Chloroform und \u00fcberzeugt sich, da\u00df es die genannten Verunreinigungen nicht enth\u00e4lt. Hierzu bietet nach einiger \u00dcbung der Geruch eine empfindliche Probe. Die gebrauchten Indigol\u00f6sungen sammelt man in einer Flasche, bis die Menge 1\u201421 betr\u00e4gt. Dann wird die Fl\u00fcssigkeit sechsmal mit dem halben Volumen 1 \u00b0/oiger Natriumhydroxydl\u00f6sung ausgezogen, danach viermal mit Wasser. Es wird schlie\u00dflich \u00fcber Natriumsulfat getrocknet, letzteres abfiltriert und die Fl\u00fcssigkeit destilliert. Dem Destillat (welches keinen Geruch nach Chlor besitzen darf) setzt man 0,1% absoluten Alkohol hinzu. Das Chloroform wird in Flaschen von dunklem Glase und im Dunkeln auf bewahrt.\nWenn das Chloroform in obiger Weise gereinigt wird, so findet Entf\u00e4rben bei der Indigoprobe nie statt, so lange man gro\u00dfe \u00dcbersch\u00fcsse an Wasserstoffsuperoxyd vermeidet.\n\u00ab\u00dcberoxydation\u00bb. Die oben unter Nr. 2 angef\u00fchrte Beobachtung, da\u00df zuweilen schon ausgeschiedener Indigo beim Sch\u00fctteln wieder verschwindet, f\u00fchrte mich zu dem Gedanken, ob nicht die Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten eine Folge der Anwesenheit der Luft w\u00e4ren. Es ist dies in der Tat der Fall. Wenn man die Probe in geeigneter Weise mit S\u00e4ure und Wasserstoffsuperoxyd unter Ausschlu\u00df der Luft ausf\u00fchrt, so bekommt man bei Doppelproben \u00fcbereinstimmende Resultate.\nInwieweit diese Verbesserung der Vermeidung einer \u00ab\u00dcberoxydation\u00bb des Indigos zuzuschreiben ist, ist fraglich. Es ist vielmehr wahrscheinlich, da\u00df man durch Ausschlie\u00dfen der Luft sekund\u00e4re Reaktionen verhindert, die sonst die Oxydation der indigobildenden Substanzen zu Indigo teilweise st\u00f6ren. Diese Erkl\u00e4rung wird durch den auffallenden Befund gest\u00fctzt, da\u00df die","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Indigobildende Substanzen im Harn (\u00abHarnindikan\u00bb). II. 51\nnach dieser neuen Methode erhaltenen Indigol\u00f6sungen immer rein blau gef\u00e4rbt sind.\nNeue Indigoprobe (\u00abKohlendioxydproze\u00df\u00bb). Nach verschiedenen Vorversuehen fand ich im Durchleiten von Kohlendioxyd ein einfaches und hinreichendes Mittel, die Luft fernzuhalten. Dementsprechend bezeichne ich die Methode als ' Kohlendioxydproze\u00df\u00bb, obgleich das Kohlendioxyd mit der eigentlichen Reaktion offenbar nichts zu tun hat.\nDie Probe wird in der folgenden Weise ausgef\u00fchrt:\nDer Harn (5 ccm) wird in ein weites (ca. 2 cm) Reagenzrohr eingef\u00fchrt und Kohlendioxyd wird 5 Minuten lang in ziemlich raschem Strom durchgeleitet. Das Einleitungsrohr zieht man bis zu einer 1 mm weiten \u00d6ffnung aus, welche in Ber\u00fchrung mit dem Boden des Reagenzrohres gestellt wird. Oben tr\u00e4gt das Reagenzrohr einen losen Watteverschlu\u00df. Nach 5 Minuten (ohne das Durchleiten des Gases zu unterbrechen) setzt man dem Harn 3 ccm reines Chloroform1) und 5 ccm konzentrierter, reiner2) Chlorwasserstoffs\u00e4ure zu und beobachtet, ob das Chloroform im Laufe von 5 Minuten eine blaue Farbe annimmt. Nach 5 Minuten setzt man 1 Tropfen Wasserstoffsuperoxydl\u00f6sung3) (10 Vol.-Prozent) hinzu und nachher je 1 Tropfen in Zeitintervallen von 5 Minuten (nicht weniger; vgl. unten), bis die maximale F\u00e4rbung der Chloroforml\u00f6sung erreicht wird.\nDas Durchleiten des Kohlendioxyds wird w\u00e4hrend der ganzen Zeit fortgesetzt und dient auch zu dem Zweck, das Chloroform in Ber\u00fchrung mit der w\u00e4sserigen Fl\u00fcssigkeit zu behalten, so da\u00df der gebildete Indigo sofort ausgezogen wird, sobald er entstanden ist. Dies ist wichtig, weil der kolloidale Indigo von der w\u00e4sserigen Fl\u00fcssigkeit sehr rasch zersetzt wird, unter Bildung von amorphen, braunen Stoffen.\nZuweilen f\u00e4ngt die Chloroforml\u00f6sung an, sich, zu entf\u00e4rben, w\u00e4hrend man den Zusatz des Wasserstoffsuperoxyds fortsetzt, soda\u00df ein Maximum zu beobachten ist. Aus diesem\n*) Frei von den obenerw\u00e4hnten oxydierendenVerunrcinigungen.\n*) Frei von Chlor und Chlorverbindungen.\ns) Di\u00df Wasserstoffsuperoxydl\u00f6sung soll ziemlich frisch bereite! sein (nicht l\u00e4nger als 2\u20143 Tage). Sie wird aus reinem Wasserstoffsuperoxyd (\u00abPerhydrol\u00bb, Merck) hergestellt und ist vor Staub zu sch\u00fctzen.\n;\t4* *","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nV. R. Stanford,\nGrund mu\u00df man erhebliche Zeitintervalle zwischen den suc-cessiven Zus\u00e4tzen des Superoxyd^ lassen, um so mehr weil die Bildung des Indigos sehr langsam vor sich geht, viel langsamer als bei der gew\u00f6hnlichen Probe bei Anwesenheit der Luft. Es kann dies auf das Vorhandensein von Sauerstoff-tr\u00e4gem in der L\u00f6sung hindeuten.1)\nWenn man zuverl\u00e4ssige Resultate haben will, so dauert eine Probe mindestens eine halbe Stunde. Gew\u00f6hnlich sind mehrere Tropfen Superoxydl\u00f6sung dazu n\u00f6tig, um die maximale F\u00e4rbung hervorzurufen, doch sind die Harne in dieser Hinsicht sehr verschieden, selbst wenn die erreichte Farbentiefe un-\ni\ngef\u00e4hr dieselbe ist.\nVereinzelte Harne geben nach etwa einer halben Stunde die maximale F\u00e4rbung ohne Zusatz von Superoxyd. Es sind dies die Harne, bei denen die einmal gebildete F\u00e4rbung eine Neigung zum Verschwinden zeigt. In solchen F\u00e4llen kann die Chloroforml\u00f6sung oft durch Zusatz von Superoxyd oder Sch\u00fctteln mit Luft entf\u00e4rbt werden. Aus diesem Grund ist es ratsam, wenn in den ersten f\u00fcnf Minuten vor dem Zusatz des Superoxyds eine F\u00e4rbung entsteht, kein Superoxyd hinzuzusetzen, bis die F\u00e4rbung nicht mehr zunimmf.\nAnn\u00e4hernd quantitative Bestimmungen zu klinischen Zwecken. \u2014 Wie in der dritten Mitteilung \u00fcber diese Frage gezeigt werden soll, ist die exakte quantitative Bestimmung der indigobildenden Substanzen mit allerlei Schwierigkeiten und Fehlerquellen verbunden. Di\u00e8 qualitative Probe auf Indigo im Reagenzrohr sollte aber die . ann\u00e4hernde Sch\u00e4tzung der Indigomenge gestatten und viele der verschiedenen Formen der Indigoprobe, die schon empfohlen worden sind, sind bei klinischen Untersuchungen usw. zu diesem Zweck gebraucht worden. Vorausgesetzt, da\u00df man \u00fcber die Fehlerquellen und Genauigkeitsgrenzen solcher raschen Methoden einigerma\u00dfen unterrichtet ist, so ist gegen deren Gebrauch zu klinischen Zwecken prinzipiell nichts einzuwenden, denn man wird nie in Gefahr kommen, aus Unterschieden, die innerhalb der vermutlichen Fehlergrenzen liegen, Schl\u00fcsse zu ziehen. Bei dem Gebrauch der bisher \u00fcblichen\n') Vgl. I. Mitteilung.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Indigobildende Substanzen im Harn (\u00abHarnindikan\u00bb). II. 53\nIndikan\u00bb-Proben im Ham aber ist dies nicht der Fall gewesen. Nicht nur bestimmt man dabei Substanzen unbekannter Natur nach Methoden, deren Genauigkeit sehr unwahrscheinlich ist, sondern man erh\u00e4lt auch bei demselben Harn nur selten \u00fcbereinstimmende Resultate, zufolge der in dieser Mitteilung er\u00f6rterten Unsicherheit der Probe. Es kommt noch dazu, da\u00df die Chloroforml\u00f6sungen des gebildeten Indigos fast nie rein blau gef\u00e4rbt sind, sondern vielmehr alle Farbent\u00f6ne von Blau \u00fcber Violett bis Rot zeigen, wodurch auch selbst ann\u00e4hernd kolori-metrische Vergleiche unm\u00f6glich gemacht werden.\nDie Ausf\u00fchrung der \u00abIndikan \u00bb-Probe unter Ausschlu\u00df der Luft nach der oben beschriebenen Methode bringt hier jedenfalls eine Verbesserung. Es handelt sich freilich hoch um eine Bestimmung unbekannter Verbindungen nach einer Methode, von deren Genauigkeit man keinen Beweis f\u00fchren kann,1) doch gewinnt das Verfahren erheblich an Wahrscheinlichkeit, wenn man bei Doppelversuchen gleiche Resultate bekommt. Ferner sind die Chloroforml\u00f6sungen bei dem neuen Proze\u00df immer rein blau, was einen kolorimetrischen Vergleich erm\u00f6glicht. Bei \u00f632 \u00abIndikan\u00bb-Proben, die ich nach der oben beschriebenen Methode ausgef\u00fchrt habe, erhielt ich in keinem einzelnen Fall eine Indigol\u00f6sung, welche violettstichig war. Au\u00dferdem repr\u00e4sentieren die violetten oder r\u00f6tlichen Extrakte bei den alten Proben sicher noch eine Fehlerquelle, indem in solchen F\u00e4llen ol\u00eeenbar ein Teil der indigobildenden Substanz nicht zu Indigo, sondern zu anderen Farbstoffen oxydiert worden ist.\nIm Sinne der obigen \u00dcberlegungen kann also die folgende Methode zu raschen, ann\u00e4hernd quantitativen Bestimmungen dienen.2)\n') Diese Frage wird in der III .Mitteilung eingehend behandelt werden.\n*) Es mu\u00df noch betont werden, da\u00df f\u00fcr die Genauigkeit dieser wie auch jeder anderen) Bestimmungsmethode keine Garantie gegeben werden kann, so lange die Isolierung der indigobildenden Substanzen des Menschenharns unerreicht ist. Doth kann man von dieser Methode s,^\"en> da\u00df sie Resultate liefert, die untereinander \u00fcbereinstimmen, und mfolgedessen (und auch aus anderen Gr\u00fcnden) ist den erhaltenen Werten der Gehalt an indigobildenden Substanzen aller Wahrscheinlichkeit nach ann\u00e4hernd proportional.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\tR. V. Stanford,\nDie \u00dcberf\u00fchrung der indigobildenden Substanzen in Indigo wird mit einem passenden Volumen des Harns (50\u2014100 ccm in den meisten F\u00e4llen) nach dem \u00abKohlendioxyd verfahren \u00bb durchgef\u00fchrt. Man mu\u00df gen\u00fcgend Chloroform hinzuf\u00fcgen, um sicher zu sein, da\u00df der gebildete Indigo sofort ausgezogen wird. Die Menge des angewandten Harns ist so zu w\u00e4hlen, da\u00df die Chloroforml\u00f6sung nicht mehr als 50\u2014100 ccm betr\u00e4gt. Zum Schlu\u00df wird das Volumen der Indigol\u00f6sung gemessen und ein aliquoter Teil davon mit Fehlingscher L\u00f6sung1) im Verd\u00fcnnungskolorimeter2) verglichen.\nIndirubinmethode.\nEs ist schon in der Einleitung erw\u00e4hnt worden, da\u00df die indigobildenden Substanzen des Harns auch in der Weise gefa\u00dft werden k\u00f6nnen, da\u00df man sie durch Zusatz von Isatin und ChlorwasserstolTs\u00e4ure in Indirubin \u00fcberf\u00fchrt.\nDie Kondensation von Indoxyl und Isatin zu Indirubin wurde von.Baeyer entdeckt3) und die Reaktion wurde sp\u00e4ter von Beijerinck1) zur Bestimmung des Pflanzenindikans und nachher von B\u00f6uma5) zur Bestimmung des Harnindikans vor-geschlagen.\nAuf diese Frage werde ich in einer demn\u00e4chst in dieser Zeitschrift zu ver\u00f6ffentlichenden Arbeit \u00fcber quantitative Bestimmung der indig\u00f6bildenden Substanzen des Harns zur\u00fcckkehren. Hier m\u00f6chte ich nur erw\u00e4hnen, da\u00df die Isatinmethode in der von Bouma empfohlenen Form aus verschiedenen Gr\u00fcnden nicht viel zuverl\u00e4ssiger ist, als die bisher \u00fcblichen Indigotinmethoden.fi)\n*) Wie von Folin vorgeschlagen (Amer. Journ. Physiology, Bd. 13. S. 53 (1905).\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 87, S. 159 (1913).\n3)\tBaeyer, Berichte, Bd. 14, S. 1745 (1881).\n4)\tBeijerinck, Proc. K. Akad. Wentensch., 1899, S. 120; Vgl. Orchardson, Wood and Bloxam, Journ. Soc. Chem. Industry, Bd. 26, S. 4 (1907).\n*) Bouma, Diese Zeitschrift, Bd. 32, S. 84 (1901); Bd. 39, S. 356\n(1903).\n6) Ellinger, Diese Zeitschrift, Bd. 38, S. 178 (1903)) ist auch zu diesem Schlu\u00df gekommen.","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Indigobildende Substanzen im Harn (\u00abHarnindikan\u00bb). II f)5\nMan bekommt nicht reine Indirubinl\u00f6sungen, sondern Gemische mit braunen und blauen Farbstoffen, die zu kolori-metrischen Zwecken unbrauchbar sind. Wie in der genannten Arbeit gezeigt werden soll, kann man aber das Isatinverfahren zu einer bequemen quantitativen Methode ausarbeiten, wenn die Reaktion unter Ausschlu\u00df der Luft ausgef\u00fchrt wird. Die in dieser Weise modifizierte Isatinraethode kann man. nat\u00fcrlicli auch als qualitative Probe anwenden.\nZusammenfassung.\nDie meisten von den zahlreichen vorgeschlagenen Proben auf indigobildende Substanzen im Harn unterscheiden sich nur dadurch, da\u00df verschiedene Oxydationsmittel zur Anwendung kommen.\nDie erw\u00e4hnten Methoden sind nicht befriedigend. Sie liefern bei Doppelversuchen keine \u00fcbereinstimmenden Resultate; die Indigol\u00f6sungen zeigen alle Farbent\u00f6ne zwischen Blau und Rot; die Indigol\u00f6sungen entf\u00e4rben sich in vielen F\u00e4llen.\nDas Entf\u00e4rben der L\u00f6sungen ist in vielen F\u00e4llen eine Folge der Anwesenheit von oxydierenden Chlorverbindungen im Chloroform. Diese lassen sich in einfacher Weise entfernen.\nWenn die Probe unter bestimmten Bedingungen unter Ausschlu\u00df der Luft ausgef\u00fchrt wird, so erh\u00e4lt man immer rein blau gef\u00e4rbte L\u00f6sungen und \u00fcbereinstimmende Resultate bei Doppelproben.\nDie in dieser Abhandlung enthaltenen Angaben beziehen sich auf 632 Proben nach dem hier beschriebenen Kohlendioxydproze\u00df, deren Einzelheiten in der notwendigen K\u00fcrze nicht wiederzugeben sind.\nDie Probe nach der Isatinmethode l\u00e4\u00dft sich in analoger Weise durch Entfernen der Luft verbessern und zu einer quantitativen Methode ausarbeiten, wor\u00fcber in einer demn\u00e4chst zu erscheinenden Abhandlung berichtet werden soll.","page":55}],"identifier":"lit19933","issued":"1913","language":"de","pages":"47-55","startpages":"47","title":"Indigobildende Substanzen im Harn (\"Harnindikan\"). II. Mitteilung: Neue qualitative Proben","type":"Journal Article","volume":"88"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:45:20.407954+00:00"}