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{"created":"2022-01-31T15:24:14.607035+00:00","id":"lit19951","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Guggemheim, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 88: 276-284","fulltext":[{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"Dioxyphenylalanin, eine neue Aminos\u00e4ure aus Vicia faba.\nVon\nM. Guggenheim.\n(Physiologisch-chemisches Laboratorium der Firma F. Hoffmann-La Roche & Cie.,\nGrenzach.)\n(Der Redaktion zugegangen am 22. Oktober 1913.)\nIn einem Sammelreferat \u00fcber proteinogene Amine1) hatte ich darauf hingewiesen, da\u00df auch das Adrenalin zu dieser K\u00f6rperklasse gerechnet werden kann, wenn man ihm die hypothetische 3,4-Dioxyphenykx-methylamino-\u00df-oxypropions\u00e4ure\nOH\n/\\/\n' \\/\nI\t-\nCHOH \u2022 CH(NH \u2022 CH3)C00H\nals Muttersubstanz zugrunde legt. Es erschien mir daher von gro\u00dfem Interesse, als vor einiger Zeit Torquato Torquati2) \u00fcber das Vorkommen einer stickstoffhaltigen, Brenzkatechinreaktion gebenden Substanz in den Fruchtschalen und Keimlingen von Vicia faba berichtete. Das Verhalten und die Reak-\n-\t1\t\u25a0 V \u2022 .\n*) M. Guggenheim, Therap. Monatsh., Bd. 27 (1913)1 \u2014 Die hypothetische Aminos\u00e4ure wurde dort als 1,2-Dioxyphenyl-4~a-methyl-propions\u00e4ure bezeichnet, ln \u00dcbereinstimmung mit fr\u00fcheren Autoren erfolgt in dieser Arbeit die Numerierung der Substituenten von der aliphatischen Seitenkette ausgehend.\n*) Torquato Torquati, \u00dcber die Gegenwart einer stickstoffhaltigen Substanz in den Keimlingen von Vicia faba. Arch, di farmacol. sperim., Bd. 15, S. 213\u201423.\nTorquato Torquati, \u00dcber die Gegenwart einer stickstoffhaltigen Substanz in den gr\u00fcnen H\u00fclsen von Vicia faba. Arch, di farmacol. speri-inentale, Bd. 15 (1913), S. 308-12.","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Dioxyphenylalanin, eine neue Aminos\u00e4ure aus Vicia faba. 277\ntionen der von Torquati beschriebenen Substanz lie\u00dfen es wahrscheinlich erscheinen, da\u00df hier eine nahe Verwandte der von mir angenommenen Adrenalinmuttersubstanz y orliegen m\u00fcsse.\nIndem ich mich im wesentlichen an die von Torquati gemachten Angaben hielt, gelang es mir, eine gr\u00f6\u00dfere Quantit\u00e4t der erw\u00e4hnten Substanz in sch\u00f6n krystallisiertem Zustande zu erhalten. Eine eingehende chemische Untersuchung deutete nun darauf hin, da\u00df das isolierte stickstoffhaltige Brenzkatechinderivat sehr wahrscheinlich als 3,4-Dioxyphenyl-a-aminopro-pions\u00e4ure\nOH\n/\\/ \\/\nOH\nCH2-CH(NH,) COOH.\nanzusprechen ist.\nF\u00fcr diese Konstitution spricht einerseits die Elementaranalyse, deren Zahlen von denen Torquatis etwas abweichen und die sehr gut auf die Formel C9Hn04N stimmen. Die Existenz zweier o-st\u00e4ndiger Oxygruppen erhellt aus der FeCls-Reaktion, sowie aus dem Verhalten gegen Schwermetallsalze. Die p-Stellung der Seitenkette lie\u00df sich durch \u00dcberf\u00fchrung in Protokatechus\u00e4ure beweisen. Das Vorhandensein einer Aminogruppe ergibt sich aus der Identit\u00e4t der nach van Slyke und nach Kjeldahl erhaltenen Stickstoffzahlen, sowie aus der optischen Aktivit\u00e4t der Verbindung. Es gelang ferner, ein gut krystallisierendes Tribr\u00f6mderivat sowie ein Tribenzoylderivat herzustellen,\nDioxyphenylalanin ist bis jetzt in der Natur nicht nachgewiesen worden. Synthetisch wurde die Substanz von Casimir Funk1) hergesteilt. Die von ihm gemachten Angaben stimmen ziemlich gut mit den von uns erhaltenen Befunden. Der Umstand, da\u00df der Schmelzpunkt seiner Substanz etwas tiefer (263\u2014270\u00b0 statt 280\u00b0) liegt, l\u00e4\u00dft sich leicht durch die Tatsache erkl\u00e4ren, da\u00df er die dl-Form in H\u00e4nden hatte, w\u00e4hrend in dem nat\u00fcrlich vorkommenden Produkt die 1-Form vorliegt.\n') Casimir Funk, Synthese des d,l-3,4-Dioxyphenylalanins. Journ. Ohem. Soc., London, Bd. 99, S. 554\u201457.\n19*","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nM. Guggenheim,\nEs wird nun die Aufgabe sein, durch Herstellung des synthetischen Produktes, Spaltung in die beiden optisch aktiven Komponenten und Vergleich mit der nat\u00fcrlichen Substanz einen endg\u00fcltigen Beweis f\u00fcr die von uns angenommene Konstitution zu erbringen.\nDie Auffindung einer neuen Aminos\u00e4ure gew\u00e4hrt nach verschiedener Seite hin interessante Ausblicke. Es ist einerseits damit der Beweis geliefert, da\u00df in der Natur tats\u00e4chlich Aminos\u00e4uren Vorkommen, welche der von uns angenommenen hypothetischen Adrenalinmuttersubstanz sehr nahe stehen.\nAnderseits mu\u00df uns die Entdeckung dieser Substanz von neuem darauf aufmerksam machen, da\u00df mit den bis jetzt isolierten Aminos\u00e4uren wohl noch lange nicht alle Bausteine des Eiwei\u00dfes bekannt sind, ja vielleicht fehlt gerade ein Teil der biologisch wichtigeren noch. Jeder, der einmal eine S\u00e4urehydrolyse eines Proteins durchgef\u00fchrt hat, wei\u00df, da\u00df es selten gelingt, \u00fcber 50 oder 60\u00b0/o der theoretisch zu erwartenden Menge an Aminos\u00e4uren zu isolieren. Ein gro\u00dfer Teil bleibt oft als sogenannte melaninartige Substanz in einem undefinierbaren R\u00fcckstand, ein anderer Anteil geht bei den verwendeten Isolierungsmethoden sonstwie verloren. Ob dies nicht gerade die empfindlichen, den verwendeten Agenzien nicht widerstehenden Aminos\u00e4uren sind ? Gerade z. B. das Dioxyphenyl-alanin w\u00fcrde eine S\u00e4urehydrolyse nicht ertragen. Es w\u00fcrde bei der Einwirkung der Luft und der S\u00e4ure in ein schwarzes, schw'erl\u00f6sliches Pigment \u00fcbergehen.\nIm Tierk\u00f6rper wird Dioxyphenylalanin nur unvollst\u00e4ndig verbrannt. In einem Kaninchenversuch, sowie in einem Selbstversuch zeigte sich, da\u00df ein Teil der Aminos\u00e4ure zu Protokatechus\u00e4ure oxydiert wird, ein anderer Teil scheint unver\u00e4ndert ausgeschieden zu werden.\nEs mu\u00df also noch dahingestellt bleiben, ob diese Aminos\u00e4ure auch im tierischen K\u00f6rper vorkommt. Es ist ebenfalls noch unentschieden, ob sie zum Aufbau von Eiwei\u00df verwendet wird oder ob sie nur in freiem, nicht peptidartig gebundenem Zustande vorkommt. Alles das sind Fragen, welche durch weitere Untersuchungen entschieden werden m\u00fcssen.","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Dioxyphenylalanin, eine neue Aminos\u00e4ure aus Vicia faba. 279\nImmerhin d\u00fcrften diese Befunde vielleicht ermuntern, mit der Suche nach neuen, leicht ver\u00e4nderlichen Aminos\u00e4uren in den verschiedenen Organeiwei\u00dfarten nicht nachzulassen, namentlich aber die bei der S\u00e4urehydrolyse entstehenden melanin- und harzartigen Nebenprodukte nicht mehr als \u00abquantit\u00e9 n\u00e9gligeable\u00bb zu betrachten. V\nExperimenteller Teil.\nDie Isolierung der Dioxyphenylaminopropions\u00e4ure erfolgte im Prinzipe nach den Angaben Torquatis (1. c.). Sie beruht also auf der Schwerl\u00f6slichkeit ihrer Bleiverbindung in ammo-niakalischer L\u00f6sung. 10 kg von den von den Samen befreiten Fruchtschalen werden mit einer verd\u00fcnnten L\u00f6sung von schwefliger S\u00e4ure behandelt, dann in einer Fleischhackmaschine fein zerkleinert. Die Vorbehandlung mit schwefliger S\u00e4ure verhindert die Oxydation, welche sonst sehr rasch erfolgt, namentlich bei der Ber\u00fchrung mit den Eisenbestandteilen der Hackmaschine. Die zerkleinerte Masse wird mit Essigs\u00e4ure deutlich anges\u00e4uert und mit ca. 30 1 Wasser extrahiert. Das tr\u00fcbe, schwach gr\u00fcnliche Filtrat wird mit 2V* 1 20\u00b0/oiger Bleiacetatl\u00f6sung versetzt. Der reichliche, gut absitzende Niederschlag wird abliltriert und ausgewaschen. Er enth\u00e4lt kein oder nur sehr wenig Dioxyphenylalanin. Das Filtrat wird mit Ammoniak deutlich lackmusalkalisch gemacht, wobei sich ein reichlicher, gelblich-wei\u00dfer Niederschlag absetzt. Dieser wird abgesaugt und mehrmals mit Wasser ausgewaschen. Schlie\u00dflich wird in ca. 5 1 Wasser aufgeschlemmt und mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Das vom Bleisulfid abfiltrierte schwach gelbliche Filtrat wird im Wasserstoff- oder Kohlens\u00e4urestrom bei ca. 15 mm Druck stark konzentriert. Das Dioxyphenylalanin scheidet sich dabei als gelblich-wei\u00dfes, krystallinisches Pulver ab. Die Ausbeute ist recht betr\u00e4chtlich. Aus 10 kg frischen Schalen erh\u00e4lt man ca: 25 g Rohprodukt. Aus der Mutterlauge lassen sich noch geringe Mengen durch erneute F\u00e4llung mit Bleiacetat isolieren.\nZur Reinigung wurde die rohe Aminos\u00e4ure aus hei\u00dfem Wasser, welches mit einer geringen Menge schwefliger S\u00e4ure","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"A\u2122)\tM. Guggenheinj,\nversetzt war, bei Zusatz von etwas Tierkohle umkrystallisiert. Sie wurde schlie\u00dflich je nach den Krystallisationsbedingungen in sch\u00f6n ausgebildeten, derben Prismen oder in feinen N\u00fcdelchen erhalten. Im Kapillarr\u00f6hrchen erhitzt, zersetzt sich die Substanz bei 280\u00b0 (unkorr.).\nAnalysen.\nI. 0,1385\tg\tSubstanz\tgaben\t0,0679 g H,0 und 0,2745 g CO,.\nH. 0,1319\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0661 >\t\u00bb\t* 0*2612 > >\nIII.\t0,115\t\u00bb\t\u00bb\t*\tnach van Slyke bei 740 mm Druck\tund\n24\u00b0 C. 14,6 cfcm Nt.\nIV.\t0,2016 \u00bb\t* brauchten nach Kjeldahl 10,2 ccm \u2018/io-n-H.,S04.\nBerechnet\t\tGefunden :\t\nf\u00fcr c:9Hlt04N (197,12):\tI.\tII.\tIII.\tIV.\nC = 54,79 \u00b0/0\tC =* 54,06 \u00b0/o\t54,01 \u00b0/0\t\u2014\t\u2014\nH = 5,62 \u00b0/o\tH = 5,63\u00b0/\u00ab\t5,62 \u00b0/o\t\u2014\t-\u2014\n' N: \u2014 7,12 \u00b0/o\tN \u2014\t\u2014\t-\t6,90\u00b0/o\t7,09 \u00bb\nZur optischen Bestimmung wurden 1,092 g in 10,0450 g normaler Salzs\u00e4ure gel\u00f6st. Gesamtgewicht der L\u00f6sung 11,137 g. ct*\u2019\u00b0 im 1 dm-Rohr = \u2014 1,40\u00b0.\nK> ^-14,28\u00b0 (\u00b10,2\u00b0).\nDie L\u00f6slichkeits- sowie F\u00e4liungsreaktionen der Substanz sind zum Teil schon von Torquati beschrieben. Sie ist wenig l\u00f6slich in kaltem Wasser, ein Teil in 200 Teilen bei 20\u00b0. In kochendem Wasser l\u00f6st sich ein Teil in 40 Teilen. Einmal gel\u00f6st, scheidet sich die Substanz beim Erkalten nur allm\u00e4hlich wieder aus. In Alkohol, sowie in s\u00e4mtlichen indifferenten L\u00f6sungsmitteln und in Eisessig ist sie unl\u00f6slich.\nIn Soda l\u00f6st sie sich mit schwach gelber Farbe. Die L\u00f6sung wird durch Luftzutritt allm\u00e4hlich rotbraun. Die L\u00f6sung in \u00c4tzalkalien ist, sofern man im Wasserstoffstrom arbeitet, gelb; sie wird bei Luftzutritt rot.\nVerd\u00fcnnte Minerals\u00e4uren l\u00f6sen die Substanz leicht unter Bildung von Salzen. Das salz saure Salz scheidet sich beim Eindunsten der L\u00f6sung im Exsikkator in durchsichtigen, derben l\u2019rism\u00e8n ab, welche \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure oder Chlorcalcium verwittern. \u2022\nEin Pik rat konnte nicht erhalten werden.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Dioxyphenylalanin, eine neue Aminos\u00e4ure aus Vicia faba. 281\nDie w\u00e4sserige L\u00f6sung der Aminos\u00e4ure gibt mit HgCl, keine F\u00e4llung. Erst bei Zusatz von Soda scheidet sich ein brauner, flockiger Niederschlag ab. Neutrales Bleiacetat gibt auf Zusatz von Ammoniak eine wei\u00dfe flockige F\u00e4llung. Silbernitrat wird schon in der K\u00e4lte sofort reduziert. Eine etwas konzentriertere Eisenchloridl\u00f6sung, 1\u20145\u00b0/o, gibt eine sch\u00f6ne, smaragdgr\u00fcne F\u00e4rbung, welche l\u00e4ngere Zeit bestehen bleibt. Eine verd\u00fcnnte (l\u00b0looige) Eisenchloridl\u00f6sung gibt nur eine vor\u00fcbergehende Gr\u00fcnf\u00e4rbung; durch weiteren Zusatz von Eisenchlorid l\u00e4\u00dft sich dann keine bleibende Gr\u00fcnf\u00e4rbung mehr erzielen\nBeim Kochen mit Kupfercarbonat geht dieses unter C02-Entwicklung in L\u00f6sung; diese ist zuerst hellblau, nimmt aber bald einen etwas dunkleren Ton an und oxydiert sich beim Eindampfen, so da\u00df kein krystallisiertes Kupfersalz erhalten werden konnte. Auch metallisches Kupferpulver l\u00f6st sich bei l\u00e4ngerem Kochen.\nMillonsches Reagens bewirkt eine orangerote, Diazo-benzolsulfos\u00e4ure eine tief rotbraune F\u00e4rbung. Phosphorwolframs\u00e4ure gibt keine F\u00e4llung, die L\u00f6sung f\u00e4rbt sich allm\u00e4hlich rotviolett.\nBeim Kochen der Aminos\u00e4ure mit der f\u00fcnffachen Menge ges\u00e4ttigtem salzsaurem Alkohol im C02-Strom geht die Substanz in L\u00f6sung. Beim Eindunsten im Exsikkator hinterbleibt das salzsaure Salz des Dioxyphenylalaninesters als schwach rosaviolett gef\u00e4rbter, sehr hygroskopischer Sirup, wenig l\u00f6slich in \u00c4ther, leicht l\u00f6slich in Alkohol.\n\u00dcberf\u00fchrung in Protokatechus\u00e4ure.\n0,5 g der Substanz wurden in 5 g geschmolzenes \u00c4tzkali eingetragen. Die Schmelze f\u00e4rbt sich intensiv gelb und entwickelt lebhaft Ammoniak.* Sie wurde bis zum Auf h\u00f6ren der Gasentwicklung erhitzt, in Wasser aufgenommen, anges\u00e4uert und ausge\u00e4thert. Der \u00c4ther hinterlie\u00df einen krystalli-nischen R\u00fcckstand, der aus Wasser umkrystallisiert bei 195\u00b0 schmolz.\nDie Substanz gab mit Eisenchlorid eine Gr\u00fcnf\u00e4rbung, welche auf Zusatz von Soda rot wurde.","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nM. Guggenheim,\nTribromdio-xyphenylalanin.\nOH\n1 g der Substanz wurde im Exsikkator unter einer Glasglocke neben einem Sch\u00e4lchen mit Brom l\u00e4ngere Zeit Bromd\u00e4mpfen ausgesetzt. Sie f\u00e4rbt sich dabei zuerst violett, wurde dann wieder wei\u00df, um schlie\u00dflich zu einem gelblichen Sirup zu zerflie\u00dfen. Dieser wurde mit schwefliger S\u00e4ure aufgenommen, mit Soda schwach alkalisch gemacht und schlie\u00dflich mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert. Es schieden sich reichlich fein verflochtene, farblose N\u00e4delchen ab. Diese schmelzen bei ca. 200\u00b0 (unkorr.) unter Zersetzung. Sie enthalten Brom und Stickstoff, sind wenig l\u00f6slich in kaltem, leicht l\u00f6slich in hei\u00dfem Wasser. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung wird durch FeCl3 nach rasch vor\u00fcbergehender Gr\u00fcnf\u00e4rbung tiefblau gef\u00e4rbt. Nach dem Trocknen bei 100\u00b0 ergaben 0,2846 g nach Garius 0,3680 g AgBr.\nBerechnet f\u00fcr C9H804NBr3 (434,0): Gefunden:\nBr = 55,27\u00b0/o\nBr = 55,30\u00b0/o\nOffenbar liegt also ein Tribromsubstitutionsprodukt vor. Sch\u00fcttelt man eine alkalische L\u00f6sung der Aminos\u00e4ure mit Jod, so scheidet sich sofort ein schwarzes, amorphes, in Wasser wenig l\u00f6sliches Pigment ab.\nTribenzoyldioxyphenylalanin.\n0 \u2022 OC \u2022 C#H5 /X00C.G6H6\n\\/\nGH, \u2022 CH(NH \u2022 CO \u2022 C6H5) \u2022 C0,H\nUm ein\u00bb Benzoylprodukt des Dioxyphenylalanins zu erhalten, wurde nach den Angaben von E. Fischer1) in Bi-carbonatl\u00f6sung benzoyliert. 1 g Dioxyphenylalanin wurde in 200 ccm 10\u00b0/oigem Bic\u00e4rbonat suspendiert und so lange mit\nl) E. Fischer, Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. 32 (1899). S. 2451.","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Dioxyphenylalanin, eine neue Aminos\u00e4ure aus Vicia faba. 283\n6,3 g Benzoylchlorid gesch\u00fcttelt, bis der Geruch verschwunden war. Es schied sich dabei ein volumin\u00f6ser, amorpher, wei\u00dfer Niederschlag ab. Dieser wurde nach dem Trocknen in wenig Eisessig gel\u00f6st und durch Zusatz von Wasser ausgef\u00e4llt. Feine, wei\u00dfe N\u00e4delchen, deren Schmelzpunkt unscharf bei 170\u00b0 liegt. Wenig l\u00f6slich in hei\u00dfem Wasser, leicht l\u00f6slich in Eisessig und in Alkohol.\n0,4250 g brauchten nach Kjeldahl 8,8 ccm l/io-n-H2S04.\nBerechnet f\u00fcr C30H23O7N (509,17): Gefunden:\nN = 2,75\u00b0/o\tN = 2,90 \u00b0/0\nBeim Kochen mit Alkali verseift sich das Produkt unter Rotf\u00e4rbung.\nVerhalten im Tierk\u00f6rper.\n1 g der Substanz wurde einem Kaninchen von 2200 g per os zugef\u00fchrt. Das Tier zeigte keinerlei ungew\u00f6hnliche Symptome. Der Harn wurde mit 20\u00b0/oigem Bleiacetat versetzt und filtriert. Das Filtrat wurde alkalisch gemacht und der flockige Niederschlag mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Aus der konzentrierten L\u00f6sung konnte eine in \u00c4ther l\u00f6sliche Substanz extrahiert werden, welche mit Eisenchlorid eine gr\u00fcne 1 \u00e4rbung gab. Hingegen hinterblieb in der w\u00e4sserigen Mutterlauge eine mit \u00c4ther nicht extrahierbare Substanz, welche ebenfalls eine positive Brenzkatechinreaktion zeigte.\nEin \u00e4hnliches Resultat ergab ein Selbstversuch, bei dem 212 g der Aminos\u00e4ure eingenommen wurde. Hingegen zeigte sich hierbei, da\u00df die Substanz nicht v\u00f6llig unsch\u00e4dlich ist. Ca. 10 Minuten nach der Einnahme empfand ich gro\u00dfe \u00dcbelkeit, ich mu\u00dfte mich zweimal erbrechen, soda\u00df also die Substanz nicht v\u00f6llig resorbiert wurde.\nDie Aufarbeitung des Harns, welche in gleicher Weise wie beim Kaninchen erfolgte, gab im wesentlichen dasselbe Resultat. Hingegen zeigte sich, da\u00df der nach 5 Stunden gelassene Harn eine andere Eisenchloridreaktion ergab als der nach 2 Stunden. Untersucht man diesen, so zeigt sich mit Eisenchlorid die \u00fcbliche Gr\u00fcnf\u00e4rbung. Der nach 5 Stunden erhaltene Harn gibt in neutraler und schwachsaurer L\u00f6sung nur","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284 M. Guggenheim, Dioxyphenylalanin, eine.neue Aminos\u00e4ure.\neine allm\u00e4hliche Dunkelf\u00e4rbung, w\u00e4hrend in ammoniakalischer L\u00f6sung eine sch\u00f6ne blaue F\u00e4rbung resultierte, die allm\u00e4hlich ins Violette verbla\u00dfte.\nDioxyphenylalanin ist wie alle bisher bekannten Aminos\u00e4uren pharmakologisch ziemlich indifferent. 2 cg, einem mittelgro\u00dfen Kaninchen intraven\u00f6s injiziert, ergaben keine wesentliche Ver\u00e4nderung der Blutdruck- und Atmungskurve. Ebenso besitzt das Dioxyphenylalanin keine Wirkung auf \u00fcberlebende, glattmuskul\u00e4re Organe (Uterus, Darm).","page":284}],"identifier":"lit19951","issued":"1913","language":"de","pages":"276-284","startpages":"276","title":"Dioxyphenylalanin, eine neue Aminos\u00e4ure aus Vicia faba","type":"Journal Article","volume":"88"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:24:14.607041+00:00"}