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{"created":"2022-01-31T15:41:12.097945+00:00","id":"lit19962","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Dorner, Alfred","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 88: 425-429","fulltext":[{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Titration kleiner Kohlens\u00e4uremengen.\nVon\nAlfred Dorner.\nMit einer Abbildung im Text.\n(Aus der medizinischen Klinik in Heidelberg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 4. November 1913.)\nBei den Versuchen \u00fcber Zellatmung wird die Kohlens\u00e4ureproduktion im hiesigen Laboratorium meist auf folgende Art gemessen: Die Zellsuspension wird in zwei gleiche Teile geteilt. Ein Teil wird sofort mit Phosphors\u00e4ure anges\u00e4uert und mit einem kohlens\u00e4urefreien Luftstrom bei Zimmertemperatur solange behandelt, bis keine Kohlens\u00e4ure mehr abgegeben wird. Der mit Kohlens\u00e4ure beladene Luftstrom passiert eine Barytl\u00f6sung und gibt hier seine Kohlens\u00e4ure ab. Aus der Titer\u00e4nderung der Barytl\u00f6sung berechnet sich die pr\u00e4formierte Kohlens\u00e4ure. Durch den andern Teil wird eine passende Zeit lang und bei passender Temperatur ein kohlens\u00e4urefreier Luftstrom geleitet; dann wird mit Phosphors\u00e4ure anges\u00e4uert und weiter solange kohlens\u00e4urefreie Luft durchgeleitet, bis keine Kohlens\u00e4ure mehr abgegeben wird. Der mit Kohlens\u00e4ure beladene Luftstrom passiert eine Barytl\u00f6sung und gibt hier seine Kohlens\u00e4ure ab. Aus der Titer\u00e4nderung berechnet sich die Summe der pr\u00e4formierten plus neugebildeten Kohlens\u00e4ure und durch Subtraktion der pr\u00e4formierten Kohlens\u00e4ure die neugebildete oder Atmungskohlens\u00e4ure.\nDie Methode, die also auf dem Pettenkoferschen Barytverfahren beruht, ist sehr einfach, wenn gr\u00f6\u00dfere Kohlens\u00e4uremengen zu bestimmen sind. Handelt es sich dagegen um die Bestimmung von nur wenigen Milligrammen, so wird die Anordnung etwas komplizierter, im besonderen ist dann auf zweierlei zu achten:\n1. Die Kohlens\u00e4ure der Luft mu\u00df v\u00f6llig ferngehalten werden; denn 100 ccm Laboratoriumsluft enthalten 0,1 mg","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\tAlfred Dorner,\nKohlens\u00e4ure und mehr, also einen erheblichen Bruchteil der zu bestimmenden Menge. Der Apparat mu\u00df deshalb vor Beginn des Versuchs mit kohlens\u00e4urefreier Luft gesp\u00fclt werden, Einf\u00fcllung der Titrierfl\u00fcssigkeiten und Titration haben im kohlens\u00e4urefreien Luftstrom zu geschehen.1)\n2. Damit die Titerabnahme der Barytl\u00f6sung nicht zu klein wird, mu\u00df sehr verd\u00fcnnte Barytl\u00f6sung, etwa Vioo normale, benutzt werden. Solche Laugen absorbieren aus Gasgemischen, die nur einen minimalen Prozentsatz Kohlens\u00e4ure enthalten, die Kohlens\u00e4ure ziemlich langsam. Um trotzdem, ohne Anwendung allzu langer Absorptionswege, sicher zu sein, da\u00df alle Kohlens\u00e4ure absorbiert wird, wurde vorgeschlagen, die Barytlauge zu erhitzen.1)\nWird nun auch die Kohlens\u00e4ure in der Hitze schneller absorbiert, so haben wir doch im Laufe der Zeit gesehen, da\u00df mit der Erhitzung der Barytlauge ein erheblicher Mi\u00dfstand verbunden ist. Es \u00e4ndert sich n\u00e4mlich h\u00e4ufig der Titer der Barytlauge, weil die Gl\u00e4ser in der Hitze Stoffe an sie abgeben; auch wenn man ausged\u00e4mpfte Gl\u00e4ser benutzt, so nimmt der Titer bei Verwendung der gew\u00f6hnlichen Glassort\u00e8n zu (es wird Alkali abgegeben), bei Verwendung von Jenaer Glas ab (es wird S\u00e4ure abgegeben). Dazwischen findet man auch Gl\u00e4ser, die den Titer nur ganz unbetr\u00e4chtlich \u00e4ndern, und insbesondere sind lange gebrauchte Gl\u00e4ser resistenter gegen Barytlauge. Als viel g\u00fcnstiger erwiesen sich Gef\u00e4\u00dfe aus Quarz, deren Verwendung jedoch nicht nur der hohe Preis im Wege steht, sondern auch die Unbequemlichkeit der Beschaffung und unsere Erfahrung, da\u00df kompliziertere Gef\u00e4\u00dfe nicht so genau nach Vorschrift angefertigt werden, wie Glasgef\u00e4\u00dfe.\nUnter diesen Dmst\u00e4nden sind wir vom Erhitzen der Absorptionsflaschen wieder abgekommen. Wir verwenden jetzt hintereinander geschaltete, ausged\u00e4mpfte Flaschen aus gew\u00f6hnlichem Glas, in denen nach dem Prinzip der Walt ersehen Gaswaschflaschen der Absorptionsweg durch Schlangenrohre verl\u00e4ngert wird, und die an ein B\u00fcrettenpaar in der aus der Abbildung ersichtlichen Weise angeschlossen werden.\n*) 0. Warburg, Diese Zeitschrift, Bd. 61, S. 261 (1909).","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"\nGummischl\u00e4uche und an diese Glaskapillaren. Die mit der Salzs\u00e4ureb\u00fcrette verbundenen Kapillaren ragen tief in die Absorptionsgef\u00e4\u00dfe hinein, w\u00e4hrend die mit der Barytb\u00fcrette verbundenen kurz sind. Jedes Absorptionsgef\u00e4\u00df erh\u00e4lt eine S\u00e4ure-und eine Laugenkapillare. Das Volumen einer Absorptionsflasche\n\u00dcber Titration kleiner Kohlens\u00e4uremengen.\t427\nSowohl die S\u00e4ureb\u00fcrette, als auch die Barytb\u00fcrette sind an ihren Enden gegabelt, die Gabelzinken tragen an ihren Enden Glash\u00e4hne (G). An die H\u00e4hne schlie\u00dfen sich kapillare\n'S\nI\ni\n*","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\nAlfred Dorner,\nist etwa 250 ccm, die absorbierende Barytlauge reicht bis zum Niveau N (wozu etwa 30 ccm Barytlauge n\u00f6tig sind).\nDie Kohlens\u00e4ure entsteht durch Atmung oder durch Ans\u00e4uern in dem Kolben K. Die in K mit Kohlens\u00e4ure beladene Luft nimmt dann ihren Weg durch die Schlangenrohre von A und B, Barytlauge vor sich herschiebend. Die unterste Windung der Schlangenrohre ist senkrecht nach oben gebogen, man ist dann sicher, da\u00df alles Gas durch die Schlange geht und nicht zum Teil durch die untere \u00d6ffnung des Gaseinleitungsrohres dem Weg durch die Schlange ausweicht.\nDie Salzs\u00e4ure ist mit Phenolphthalein versetzt und genau * /too normal. Die Barytlauge wird ann\u00e4hernd 1/ioo-normal in einem Jenaer Glaskolben hei\u00df hergestellt und nach dem Abk\u00fchlen in die mit der Barytb\u00fcrette verbundene Vorratsflasche \u00fcbergef\u00fchrt. Ihr genauer Titer wird im kohlens\u00e4urefreien Luftstrom mit Vioo-normal-Salzs\u00e4ure bestimmt.\nBevor man die Anordnung ben\u00fctzt, \u00fcberzeugt man sich durch einen blinden Versuch, da\u00df sich der Titer der Barytlauge in den Absorptionsgef\u00e4\u00dfen bei Durchleitung kohlens\u00e4urefreier Luft, innerhalb der in Betracht kommenden Zeiten, nicht \u00e4ndert.\nZur Bestimmung wird der Apparat zun\u00e4chst mit kohlens\u00e4urefreier Luft gesp\u00fclt, indem man einen schnellen Luftstrom kohlens\u00e4urefreier Luft 10 Minuten durchgehen l\u00e4\u00dft; dann f\u00fcllt man in jede Absorptionsflasche 30 ccm Barytlauge, dann durch den Tropftrichter T in den Kolben K die kohlens\u00e4urebildende Fl\u00fcssigkeit und eventuell Phosphors\u00e4ure, stellt den Luftstrom auf 150 ccm pro Minute und l\u00e4\u00dft ihn eine Stunde lang durch den Apparat durchgehen. Mehr als 3 mg Kohlens\u00e4ure d\u00fcrfen nicht vorgelegt werden. Nach einer Stunde titriert man, ohne den Luftstrom abzustellen. Aus der Titerabnahme in A Und B berechnet sich die absorbierte Kohlens\u00e4uremenge (1 ccm Vioo-normal-Salzs\u00e4ure = 0,22 mg Kohlens\u00e4ure).\nDas in der Barytlauge suspendierte Baryumcarbonat st\u00f6rt die Titration nicht, besonders da die Salzs\u00e4urekapillare in die Fl\u00fcssigkeit hineinragt, und Kohlens\u00e4ure, die sich an der Eintrittsstelle der Salzs\u00e4ure aus Baryumcarbonat durch unvorsichtiges Zugeben von Salzs\u00e4ure etwa entwickeln sollte, durch","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Titration kleiner Kohlens\u00e4uremengen.'\t429\ndie \u00fcbersch\u00fcssige Barytlauge wieder in Baryumcarbonat \u00fcbergef\u00fchrt wird. Nat\u00fcrlich darf nie soviel Salzs\u00e4ure zugegeben werden, da\u00df im ganzen ein S\u00e4ure\u00fcberschu\u00df entsteht.')\nDie maximale Menge Kohlens\u00e4ure, die bei bestimmten Dimensionen der Absorptionsflaschen und bei einer bestimmten Geschwindigkeit des Luftstroms vorgelegt werden darf, ohne da\u00df Kohlens\u00e4ure wegen unvollst\u00e4ndiger Absorption verloren geht, mu\u00df bekannt sein. Die Pr\u00fcfung geschieht mit reinen, nach Lunge hergestellten Sodal\u00f6sungen, wobei dann statt des Tropftrichters T in den Kolben K die Spitze einer mit Sodal\u00f6sung gef\u00fcllten B\u00fcrette*) hineinragt. Der Kolben K enth\u00e4lt 10\u00b0/oige ausgekochte Phosphors\u00e4urel\u00f6sung.\nVerbrauchten beispielsweise 40 ccm einer reinen -Sodal\u00f6sung bei direkter Titration3) 12,8 ccm '/loo-normal-Salzs\u00e4ure, so wurde aus der gleichen Menge Sodal\u00f6sung nach Ans\u00e4uern und \u00dcbertreiben der Kohlens\u00e4ure in die Absorptionsflaschen hier ein Titerverlust entsprechend 12,6 bis 12,9 ccm \u00dcioo-normal-Salz-s\u00e4uregefunden, wenn die Geschwindigkeit des Luft Stroms 150ccm pro Minute war. Wurde dagegen bei gleicher Geschwindigkeit des Luftstroms die doppelte Menge Soda vorgelegt, so wurde nicht mehr alle Kohlens\u00e4ure zur\u00fcckgehalten.\nWas die Genauigkeit der Bestimmungen anbetrifTt, so ist der Fehler etwa 0,2 ccm auf die Anzahl der Verbrauchten Kubikzentimeter Vioo-norraal-Salzs\u00e4ure.\nDie vorstehenden Versuche wurden auf Veranlassung von Herrn Dr. Warburg ausgef\u00fchrt.\n*) Bekanntlich reagiert Baryumcarbonat gegen\u00fcber Phenolphthalein etwas alkalisch. Baryumchlorid jedoch bringt, wie Sorensen fand (C. R. du Lab. de Carlsberg, Bd*. 9, 3. Lieferung, S. 147), die Rotf\u00e4rbung solcher Fl\u00fcssigkeiten zum Verschwinden. Wie aus den Kontrollen hervorgeht, gen\u00fcgte bei unserer Anordnung die vorhandene Menge Baryumchlorid, um den Carbonatfehler zu vermeiden.\n*) Die Sodab\u00fcrette wird in der \u00fcblichen Weise durch Natronkalkr\u00f6hren gegen die Luftkohlens\u00e4ure gesch\u00fctzt. Bez\u00fcglich der Anordnung vergleiche die Abbildung bei Warburg, loc. cit.\n8) Es wurde mit \u00fcbersch\u00fcssiger n/ioo-HCl gekocht, nach dem Abk\u00fchlen Phenolphthalein zugegeben und mit Barytlauge zur\u00fccktitriert.","page":429}],"identifier":"lit19962","issued":"1913","language":"de","pages":"425-429","startpages":"425","title":"\u00dcber Titration kleiner Kohlens\u00e4uremengen","type":"Journal Article","volume":"88"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:41:12.097950+00:00"}