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{"created":"2022-01-31T14:37:40.215646+00:00","id":"lit19970","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Oppenheimer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 89: 39-44","fulltext":[{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Methodik der MHchs\u00e4urebestimmung in\nFi\u00fceeigkeiteii.\nVon\ntttt^\n(Aus dem st\u00e4dtischen chemisch-physiologischen Institut zu Frankfurt a. M.>\n(Der Redaktion zugegangen am 9, Dezember 191S.)\n;:,.c\\ : '\t' :\ty\\':'\t.y .\nVor einiger Zeit hat J. Mondschein1) durch Untersuchungen unter v. F\u00fcrths Leitung festgestellt, da\u00df zu Eiwei\u00dfl\u00f6sungen und Muskelbrei zugesetzte und somit wohl auch vorgebildete Milchs\u00e4ure in weitgehendem Ma\u00dfe \u2014 nach seinen Ermittlungen zu etwa einem Drittel \u2014 an Eiwei\u00df gebunden wird und sich dadurch der Bestimmung im w\u00e4ssrigen Extrakte nach der Koagulation entzieht. Er schl\u00e4gt deshalb vor, die Milch-s\u00e4urebestimmung in zwei Teilen vorzunehmen, einmal im w\u00e4ssrigen Kochextrakte (Fraktion des Filtrates) durch Titration, und dann im Koagulum, welches er zun\u00e4chst durch Kochen mit 10 \u00b0/oiger Natronlauge aufschlie\u00dft, dann durch Zusatz ges\u00e4ttigter Kochsalzl\u00f6sung enteiwei\u00dft und neutralisiert (Fraktion des Koagulums), nach v. F\u00fcrth-Charnass. Die Addition der f\u00fcr beide Fraktionen erhaltenen Werte ergibt ihm dann die Gesamtmilchs\u00e4ure.\nDieser Methode d\u00fcrften aber, abgesehen von ihrer relativen Umst\u00e4ndlichkeit, doch verschiedene Fehler anhaften. Gegen die direkte Titration des Kochextraktes spricht die Tatsache, da\u00df bestimmt im Fleischsafte freie Phosphationen vorhanden sind, welche trotz der gegenteiligen Meinung Mondscheins nicht vernachl\u00e4ssigt werden d\u00fcrfen. Zum mindesten m\u00fc\u00dfte also der Titration eine \u00c4therextraktion des Filtrates vorangehen.\n, Noch schwerer sind die Bedenken, welche gegen ein Auf-schlie\u00dfen dps Koagulums mit 10\u00b0/oiger Natronlauge in der Hitze\n*) J. Mondschein, \u00dfiochem. Zeitschr., Kd. 42, S. 105, 1912).","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"Max 0ppenheimer,\nsprechen. Die bekannte Tatsache, da\u00df Kohlenhydrate bei der Behandlung mit Alkali leicht sogar bis zu recht betr\u00e4chtlichen Mengen in Milchs\u00e4ure umgewandelt werden k\u00f6nnen, l\u00e4\u00dft die Gefahr nicht ausschlie\u00dfen, da\u00df nach dem Mondschein sehen Verfahren durch Umwandlung im Muskel vorhandener Kohlenhydrate in Milchs\u00e4ure eine tats\u00e4chlich nicht vorhandene Milchs\u00e4uremenge vorget\u00e4uscht wird. Ebenso k\u00f6nnte vielleicht durch Alkali Milchs\u00e4ure aus einer Milchs\u00e4urevorstufe im Muskel, dem Lactacidogen nach Embden, Kalberlah und Engel1) entstehen und so eine weitere Fehlerquelle bilden.\nNun liegen die Verh\u00e4ltnisse bei der Milchs\u00e4ure in gewisser Beziehung \u00e4hnlich wie beim Zucker. Es ist seit langer Zeit bekannt, da\u00df wesentliche Mengen Zuckers in Eiwei\u00dfkoagula gehen und von diesen festgehalten werden. Diese Eigenschaft war die Veranlassung fur die Einf\u00fchrung \u2018des Sehenckschen Verfahrens zur Enteiwei\u00dfung von eiwei\u00dfhaltigen Zucker-\nl\u00f6sungen.\nEs zeigte sich nun bei den schon vor l\u00e4ngerer Zeit im hiesigen Institute angestellten Versuchen, da\u00df die Schencksche Methode auch f\u00fcr die Bestimmung von Milchs\u00e4ure in eiwei\u00dfhaltigen Fl\u00fcssigkeiten die geeignetste ist zur vorherigen Ent-\nvon Eiwei\u00df.\nEine andere in letzter Zeit zur Enteiwei\u00dfung bei Zuckerbestimmungen empfohlene Methode unter Verwendung kolloidaler Eisenl\u00f6sung3) hatte f\u00fcr Milchs\u00e4ure weder bei Blut- noch bei Hefesaft brauchbare Resultate ergeben. \u00c4hnlich wie bei der Hitzekoagulation wurden hier offenbar vom Eiwei\u00df etwa 30\u00b0/o der Milchs\u00e4ure zur\u00fcckgehalten.\nGanz anders war das Ergebnis bei Anwendung der Schencksch\u00e9n F\u00e4llung. Eine vielleicht urspr\u00fcnglich vorhandene Bindung der Milchs\u00e4ure an Eiwei\u00df wird anscheinend durch\n') Embden, Kalberlah und Engel, Biochem. Zeitschr., Bd. 45, S. 62, 1912.\n*) Abderhaldens Handbuch der biochemisch. Arbeitsmethoden, Bd, 2, S. 184.\n8) P. Rona und L. Michaelis, Biochem. Z., Bd. 7, S.332,1908. Vgl. A bderhaldens Handbuch der biochem. Arbeitsmethoden. Bd. \u00f6. S. 173.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Milclis\u00e4urebestimmung in eiwei\u00dfhaltigen Uliissigkeilen. 41\ndie Salzs\u00e4ure der Schencksehen F\u00e4llung wieder gel\u00f6st. Der Hauptfehler, welcher der Hitzekoagulation anhaftet, f\u00e4llt damit weg. Au\u00dferdem hat die Methode den gro\u00dfen Vorteil, da\u00df nicht die gesamte f\u00fcr die Bestimmung der Milchs\u00e4ure vorhandene Menge Fl\u00fcssigkeit quantitativ aufgearbeitet werden mu\u00df, sondern aliquote Teile des entquecksilberten Scbenck-Filtrates gekommen werden k\u00f6nnen.\nEmbden und Kraus\u00bb) haben bereits ausf\u00fchrlich mitgeteilt, in welcher Weise im hiesigen Institute, in Blut und Leber Milchs\u00e4ure bestimmt wird. Die Angaben genannter Autoren wurden in einer gleichzeitigen Mitteilung von S. Oppenheimera) aus dem hiesigen Institute, erg\u00e4nzt , und die beschriebene\nTechnik der Milchs\u00e4urebestimmung in Untersuchungen von\nEmbden, Kalberlah und Engel8) auch auf Muskelpre\u00df saft ausgedehnt.\nDie ganze verbesserte Methodik ist \u00fcberdies von Embden zusammenh\u00e4ngend im Handbuch der biochemischen Arbeits-\nmethoden beschrieben worden,* * 3 4) so da\u00df von einer nochmaligen Wiedergabe abgesehen werden kann.\nDagegen sind die mit der verbesserten Methode, welche inzwischen in eigenen Untersuchungen auch bei Hefesaft angewandt wurde, f\u2018) als Beleg l\u00fcr ihre Brauchbarkeit, zum Teil vor l\u00e4ngerer Zeit ausgef\u00fchrten Milchs\u00e4urebestimmungen noch nicht ver\u00f6ffentlicht, und dies soll deshalb hier nach geholt werden.\nI. Bestimmung der Milchs\u00e4ure im Blute..\nZur Pr\u00fcfung der Schenckschen Methode auf ihre Brauchbarkeit f\u00fcr die Bestimmung der Milchs\u00e4ure im'Blute wurde folgenderma\u00dfen verfahren :\t.\nAbgemessene Mengen defibrinierten Rinderbluts ( A) wurden sofort nach Schenck unter sechsfacher Verd\u00fcnnung des Blut*\n*) G. Embden und F. Kraus, Biochem. Z., Bd. 45, S. 6, 1912.\n*) S, Oppenheimer, Biochem. Zeitschr., Bd. 45, S. 32, 1912.\n3)\tEmbden, Kalberlah und Engel, 1. c., S. 48.\n4)\tAbderhaldens Handbuch der biochemisch. Arbeitsmethoden. Bd. 5, S. 1254. ' \"\nMax. Oppenheim er, Diese Zeitschrift, Bd. 89, S. 45 und 63.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"Volumens gef\u00e4llt, und in einem aliquoten Teile in der bekannten, im hiesigen Institute \u00fcblichen Weise die Milchs\u00e4ure nach v. F\u00fcrth-Charnass unter vorheriger \u00c4therextraktion bestimmt.\nZu einer gleich gro\u00dfen Menge Blut (B) wurde eine gemessene Menge Zinklactatl\u00f6sung von bekanntem Gehalte zugegeben, und dann ebenfalls unter sechsfacher Verd\u00fcnnung nach Schenck gef\u00e4llt. Auch in Portion B wurde dann in einem al iquotenT eile die M ilchs\u00e4ure nach v.F\u00fcrth-Charnass bestimmt.\nTabelle I. \u2014 Rinderblut.\n1\t2\th\t4\t5\t: 6\n\tIn Blut \u00c0\t. Zusatz\tAus Kolonne\tIn Blut B\tGefundene\nVer-\tgefundene\tvon Milch-\t2 und 3\tgefundene\tGesamt-Milch-\n\tMilchs\u00e4ure\ts\u00e4ure\tberechnete\tGesamt-\ts\u00e4uremenge\nsuchs-\tpro 100 ccm Kinderblut\tpro 100 ccm\tGesamt-Milch- s\u00e4uremenge\tMilchs\u00e4ure- menge\tin Prozenten der\nNr.\tvor\tRinder-\tpro 100 ccm\tpro 100 ccm\tberechneten\n\tZusatz\tblut\tRinderblut\tRinderblut\tGesamt-\n\t\tg\tg\t\u00ab\tMilchs\u00e4ure\n1\t0,0105\t0,0583\t0,0688\t0,0696\t86,6\nJ}-\u2019\t0,0551\t0,0490\t0,1041\t0,1008\t96,8\n%\t0,0220\t0,0490\t0,0710\t0.0632\t89,0\n\t0,0537\t0,0639\t0,1176\t0.1050\t89,3\n5 - -\t0,0208\t0,0639\t0,0847\t,\t0,0768\t1\t90,7\nDie Tabelle 1 zeigt die notwendigen analytischen Daten der Versuche. Aus.Kolonne 2 geht die von vornherein in 100 ccm Blut A gefundene Milchs\u00e4uremenge hervor; aus Kolonne 3 die zu 100 ccm Blut zugesetzte, aus dem Zinklactat berechnete Milchs\u00e4uremenge. Kolonne 4 gibt die aus den beiden eben genannten Werten berechnete, Kolonne 5 die gefundene Gesamtmenge Milchs\u00e4ure wieder. In Kolonne 6 ist die gefundene Gesamt-Milchs\u00e4uremenge in Prozenten der theoretisch berechneten Menge ersichtlich.\nDie f\u00fcnf vorliegenden Versuche geben einen durchschnittlichen Wert von 90,5 \u00b0/o, welcher als ausreichend genau zu bezeichnen sein d\u00fcrfte.\nn. Bestimmung der Milchs\u00e4ure im Muskelpre\u00dfsafte.\nBeim Muskelpre\u00dfsaft wurde zur Eiwei\u00dff\u00e4llung entsprechend dem gegen\u00fcber Blut geringeren Fiwei\u00dfgehalt der Fl\u00fcssigkeit","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Milchs\u00e4urebestimmung in eiwei\u00dfhaltigen Fl\u00fcssigkeiten 43\nder mit gleichem Volumen Wasser verd\u00fcnnte Saft mit nur je einem Volumen Salzs\u00e4ure und Sublimat gef\u00e4llt, also auf das Vierfache verd\u00fcnnt. Im \u00fcbrigen wurde die Bestimmung sowohl der vorgebildeten, als auch der Gesamtmilchs\u00e4ure nach Zusatz w\u00e4sseriger Lactatl\u00f6sung, ausgef\u00fchrr wie bei Blut, nur da\u00df bei den Filtraten aus Muskelpre\u00dfsaft wegen ihres hohen Milchs\u00e4uregehaltes die vorherige Einengung im Vakuum in Wegfall kam.\n| Tabelle II. \u2014 Muskelpre\u00dfsaft.\n\t3\tm -v\t5\t6\n! In Saft \u00c0 i \te..\t.1.\tZusatz\tAus Kolonne\tIn Saft B\tGefundene\nv*P_ ! gefundene j Milchs\u00e4ure\tvon Milchs\u00e4ure\t2 and 3 berechnete\tgefundene Gesamt- \u2022\tGesamt-Milch-s\u00e4uremenge in Prozenten\nsachs- 'Prrt 100 sums ; i\tppoftOQfi\tpro\tGesamt-Milch-\tMilchs\u00e4ure-\t\n1 ireissaii vr\tvor\t100 ccm\ts\u00e4uremenge pro 100 ccm\tmenge oro lOOcrm\t:\tder lioroAliiuitan\nZusatz\tPre\u00dfsaft\tPre\u00dfsaft\tPre\u00dfsaft\tWv\u00bb v\u00e7liucl\u00e7ll Gesamt-\n1 \u00ab\tg\tg\t\u00e4 \u25a0 8\tMilchs\u00e4ure\n1 \u25a0 H\t0,3420\t0,145fi !\t0.4876\t\t0,4882\t\u2022 :. ; ... v :\t\u2022 100,1\n7\t0,5557\t0,1456\t0,7013\t0.6727\t95,9\nDie zwei Versuche der Tabelle H zeigen, da\u00df die Schenck-Methode auch bei Muskelpre\u00dfsaft als Eiwei\u00dff\u00e4llungsmittel f\u00fcr Milchs\u00e4urebestimmungen durchaus anwendbar ist. Der durchschnittliche Wert der gefundenen Milchs\u00e4ure bei diesen Versuchen betr\u00e4gt 98,0\u00b0/o.\nIII. Bestimmung der Milchs\u00e4ure im Hefesaite.\nGenau wie bei Blut und Muskelpre\u00dfsaft wurde auch f\u00fcr Hefesaft (Macerationssaft nach v. Lebedew) zur Entfernung des Eiwei\u00dfes die F\u00e4llung nach Schenck angewandt und zwar in denselben Verh\u00e4ltnissen wie bei Blut, also unter sechsfacher Verd\u00fcnnung. Eine Einengung vor der Extraktion war auch hier nicht n\u00f6tig. Sonst gestaltete sich die Methodik ganz wie beim Blute. Beim Entquecksilbern des Schenck-Filtrates blieb ein Teil des Quecksilbersulfides kolloidal in L\u00f6sung, .wodurch aber die naehherige Extraktion nicht beeintr\u00e4chtigt wurde. Bei auftretender Emulsion wurde die R\u00fchrung vor\u00fcbergehend abgestellt und entsprechend l\u00e4nger extrahiert.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"Max Op periheime r. \u00dcber Milchs\u00e4urebestimmung.\nDie Resultate yon zwei Milchs\u00e4urebestimmungen zeigt die Tabelle III.\nTabelle 111.\u2014 Hefesaft.\n>\t2\t3\t4\t5\t6 \"\nV \u2022\ttn Saft A\tZusatz\tAus Kolonne\tIn Saft B\tGefundene\nVer- v . ; V \u25a0 \" ' \u2022.\tgefundene Milchs\u00e4ure\tvonMilch-'.. . saure\t2 und 3 berechnete\tgefundene Gesamt-\tGesamt-Milch- s\u00e4uremenge\nwiichc.\tpro 100 ccm\t\tGesamt-Milch-\tMilchs\u00e4ure-\tin Prozenten\nsuvlls* \u25a0; ' : ;.:v\tHefesaft\tpio\ts\u00e4uremenge pro 100 ccm\tmenge\tder\n' Nr.\tvor\t100 ccm\t\tpro 100 ccm\tberechneten\n\tZusatz g\tHefesaft g\tHefesaft g 'MB'\tHefesaft\tGesamt- Milchs\u00e4ure\n- * o '\t0.827\u00ab 0.2070\t... V\t.V . 0.2130 0,2130 V;,;\t0,\u00f6<06 0,4200\t0,4956 0,4183\t91.6 99.6\nEs zeigt sich auch bei Hefesaft, da\u00df die Milchs\u00e4urebestimmung nach v. F\u00fcrth-Charnass unter vorangehender Enteiwei\u00dfung nach Schenck durchaus befriedigende Werte gibt, bei den beiden mitgeteilten Versuchen im Durchschnitt 95,6%.\nDie F\u00e4llung nach Schenck und die darauf folgende Bestimmung der Milchs\u00e4ure nach \u00c4therextraktion in der im hiesigen Institute \u00fcblichen Weise f\u00fchrt also bei eiwei\u00dfhaltigen L\u00f6sungen, insbesondere bei Blut, Pre\u00dfsaft und Hefesaft zu durchaus brauchbaren Resultaten. Die Schenck-F\u00e4llung ist daher der Hitzekoagulation des Eiwei\u00dfes durchaus vorzuziehen. Das Eisenverfahren nach M i c ha eli s und Ron a erwies sich f\u00fcr die Zwecke der Milchs\u00e4urebestimmung als nicht brauchbar.","page":44}],"identifier":"lit19970","issued":"1914","language":"de","pages":"39-44","startpages":"39","title":"Zur Methodik der Milchs\u00e4urebestimmung in eiwei\u00dfhaltigen Fl\u00fcssigkeiten","type":"Journal Article","volume":"89"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:37:40.215655+00:00"}