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{"created":"2022-01-31T14:37:19.980011+00:00","id":"lit19974","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Groen, L. J. te","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 89: 91-100","fulltext":[{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"Die Adaptation der Entero-amylase an den chemischen Reiz. '\nVon\nL. J. te Groen, med. \u00e7and. Assistent.\n(Ans dom physiologischen Institut der Universit\u00e4t Amsterdam:\nDirektor Prof. Dr. G. van RyOberk).\n3 (Der Redaktion zugegangen am .V Dezember 19!:*.)\n1* \u00dcber die Anwesenheit einer Amylase im Darmsait. \u2022\nSeit Frerichs (*, 1846), der zum erstenmal die amylolytische Wirkung des Darmsaftes bei Hunden und Katzen festgestellt hat, sind viele einander widersprechende Untersuchungen \u00fcber diesen Gegenstand ausgef\u00fchrt worden. R\u00f6h-m aon (2, 1887) schlie\u00dft nach einem eingehenden Literatur-Studium, und nach eigenen Versuchen, da\u00df Amylum im D\u00fcnndarm schnell umgesetzt und aufgesaugt wird. Die Erkl\u00e4rung der so weit auseinander laufenden Ansichten der Autoren, sucht er in der Tatsache, da\u00df die verschiedenen Untersucher mit verschiedenen Abschnitten des Darmes arbeiteten. Auch ein neuer, ausgezeichneter Erforscher der Verdauungsfunktionen : U. Lombroso (3, 1912) best\u00e4tigt diese Hypothese.\nAls Nebenursache m\u00f6ge noch die fr\u00fcher von Schiff (\u00ab, 1868) gemachte Annahme erw\u00e4hnt werden, da\u00df fehlerhaft angelegte Fisteln kein st\u00e4rkespaltendes Enzym liefern sollen. Dazu kommt noch, da\u00df viele Autoren den von ihnen benutzten Darmsaft durch chemische oder mechanische Reize erzielt hatten. Der so sezernierte Darmsaft ist wasserreich, jedoch fermentarm.\nAus der Literatur ersehen wir also, da\u00df der Darmsaft eine Amylase enth\u00e4lt, wenn auch nicht alle Darmabschnitte in gleichem Ma\u00dfe an der Sekretion derselben beteiligt sind. Weiter ist festgestellt, da\u00df der angewandte Reiz nicht gleichg\u00fcltig ist. Hiermit kommen wir auf den eigentlichen Gegenstand meiner heutigen Untersuchung.\n2. \u00dcber die vermeintliche Adaptation von Enzymwirkungen\nim Dannkanal.\nDas erste Beispiel einer vermeintlichen Adaptation von Enzymwirkungen im Darmkanal ist die bekannte Adaptation","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\tL. J. te Groen,\nder Darmschleimhaut in bezug auf den Enterokinasegehalt. \u00dcber die Adaptation von anderen Fermentwirkungen im Darm ist wenig bekannt. Pawlow hat keine weiteren Untersuchungen dar\u00fcber angestellt. Lombroso leugnet, da\u00df es solche g\u00e4be, auf Grund seiner Versuche an Veilaschen Fisteln. Er fand n\u00e4mlich den Gehalt an Enzymen nicht ver\u00e4ndert, wenn er seine Hunde mit verschiedenartiger Nahrung f\u00fctterte. Diese Versuchsanordnung scheint mir aber keine gl\u00fcckliche zu sein, wenigstens wenn es sich darum handele, n\u00e4heres \u00fcber Adaptation des Darmes an direkte Reize zu ermitteln. Hat doch Lombroso in \u00dcbereinstimmung mit Shepovalnikow(7,1911) gezeigt, was vonDeeiman (\u00ab,1913) best\u00e4tigt worden ist, da\u00df der Darm nur auf lokale Reize reagiert, und da\u00df die Sekretion, die auf einen solchen Reiz auftritt, sich nicht auf entfernte Abschnitte ausdehnt.\nNur Ambard und Bjnet (\u00ab, 1908) schlie\u00dfen aus einigen sehr summarisch beschriebenen und daher kaum verwertbaren Versuchen, da\u00df es keine Adaptation der Amylasesekretion im Darme g\u00e4be. Dieser Frage habe ich versucht etwas n\u00e4her \u25a0 zu treten. v.:\n3. Eigene Versuche. ;:.;r\nAuf Anregung von Dr. Jansen, dem Abteil\u00fcngschef f\u00fcr Biochemie des hiesigen physiologischen Laboratoriums, habe ich die Frage der eventuellen Adaptation der Amylasesekretion an Vellaschen Fisteln bei Hunden wieder aufgenommen. Statt jedoch, wie Lombroso, die eventuellen Ver\u00e4nderungen der enzymatischen Eigenschaften des sezernierten Saftes bei verschiedener Nahrung zu eruieren, habe ich die in Beziehung kommende Nahrung: St\u00e4rkekleister unmittelbar in die Fistel eingef\u00fchrt, damit der chemische Reiz, worauf Adaptation statt-finden sollte, unmittelbar an der Schleimhaut angreifen kann.\na) Konstanz des Amylasegehalts.\nIn erster Linie war es nun nat\u00fcrlich unbedingt notwendig, testzustellen, ob der Amylasegehalt des Saftes meiner Fisteln konstant war. V\"","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"Die Adaptation der Entero-amylase an den chemischen Reiz. 93\nIch hatte zu meiner Verf\u00fcgung drei Fistelhunde. Hund I hatte eine einfache Vellasche Fistel, die schon mehr als ein Jahr vor Anstellung meiner Versuche angelegt ward. Hund II hatte eine Veilasche Doppelfistel, oder Omegafistel nach Lom -broso, operiert am 15. Februar 1913. Hund III hatte eine einfache Veilasche Fistel angelegt am 24. Mai 1913.\nMeine Versuche, die sich \u00fcber mehrere Monate ausdehnten, wurden in der Weise angestellt, da\u00df Darmsaft aus den Fisteln aufgefangen wurde, 3 oder 4 mal pro die, also vor, w\u00e4hrend und nach der Mahlzeit. Die Hunde wurden in den\nnachfolgenden Perioden mit verschiedener Nahrung gef\u00fcttert. Jedesmal wurde die Fistel zuvor mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung von etwa 37\u00b0 durchgesp\u00fclt, bis die herauskommende Fl\u00fcssigkeit klar aussah. Dann wurde die Sekretion mittels 5 ccm einer isotonischen L\u00f6sung von cholalsaurem Natrium angeregt. *) Von dem so erhaltenen Darmsaft wurden in zwei R\u00f6hrchen je 2 ccm vermischt mit 5 ccm einer 2\u00b0/oigen Amylum-l\u00f6sung und 3 Tropfen Thymoll\u00f6sung. Die R\u00f6hrchen wurden nun eine Stunde in einem auf 38\u00b0 G. geheizten Thermostaten fortdauernd gesch\u00fcttelt. Dann wurden einige Tropfen konzentrierte Kalilauge hinzugef\u00fcgt, wonach die Fermentwirkung sofort ein-setzen mu\u00dfte.\nDie in den R\u00f6hrchen entstandenen reduzierenden K\u00f6rper bestimmte ich nach der Methode von Schoorl (ll, 1899); obwohl diese Methode schon l\u00e4ngst ver\u00f6ffentlicht worden ist, ist sie doch noch nicht allgemein bekannt, wenigstens in den Kreisen der Physiologen: in Abderhaldens sonst so ausgezeichnetem Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden wird sie nicht erw\u00e4hnt. Es scheint mir daher zweckm\u00e4\u00dfig, das Prinzip dieser Methode hier in aller K\u00fcrze noch einmal anzugeben. '\nl) Von Lombroso (,0, 1903) wurde festgestellt, da\u00df ein Gemisch von \u00d6ls\u00e4ure und Galle auf den D\u00fcnndarm stark safttreibend wirkt. Dieser Saft ist sehr enzymreich (gepr\u00fcft besonders auf Lipase). Dr. Jansen l at nun weiter im hiesigen Institut nachgewiesen (\u00b0, 19f0), da\u00df diese Wirkung auf den Gallens\u00e4uren beruht : man kann also das Lombroso-sehe Gemisch mit ganz gleichem Resultat durch eine reine L\u00f6sung von einem cholalsauren Salz ersetzen.","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"y* -k\t: L. J. te Groen,\nDie Schoorische Methode ist sehr genau und bequem, sogar leichter ausf\u00fchrbar als die von Bertrand. Das nach Kochen der Fehlingschen L\u00f6sung nicht niedergeschlagene Kupfer wird durch Hinzufugen von JK und nachher von verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure in CuJ und J umgesetzt. Das freiegewordene Jod wird sogleich mit 0,1-normaler Natriumthiosulfatl\u00f6sung titriert. Mittels einer empirisch von Schoorl festgestellten Tabelle liest man dann ohne weiteres den Zuckergehalt ab.\nDie Ergebnisse einer gro\u00dfen Reihe von Bestimmungen, die in oben angegebener Weise ausgef\u00fchrt wurden, zeigten nun unzweideutig, da\u00df der Amylasegehalt des Darmsaftes f\u00fcr jede Fistel konstant war. Im Laufe einer l\u00e4ngeren Versuchsreihe nahm der Gehalt im ganzen jedoch ab, ebenso nahm er am selben Tage ab, wenn der Sekretionsreiz mehrere Male nacheinander wiederholt wurde. Ganz und gar wurden die Annahmen von R\u00f6hmann und Lombroso best\u00e4tigt, da\u00df der D\u00e4rmabschnitt, der den Saft liefert, von gro\u00dfer Bedeutung ist f\u00fcr die Enzymt\u00e4tjgkeit : je n\u00e4her dem Duodenum, desto st\u00e4rker die amylolytische Wirkung. Dies konnte ich sogar bei der Lombrososchen Omegafistel unzweideutig nachweisen: der aus der oralen H\u00e4lfte der Fistel, die ich mit A angeben werde, flie\u00dfende Saft war immer st\u00e4rker amylolytisch als der Saft, der aus der aboralen H\u00e4lfte (B) der gleichen Fistel aufgefangen wurde. Ich gebe hier einige Tabellen worauf diese Ergebnisse sich st\u00fctzen:\nTabelle I.\nHund II. Viermalige Reizjung pro die.\nMittelwerte der in den zwei R\u00f6hrchen gefundenen Zahlen.\nccm Thiosulfat mg Glukose 2. IV. 13. 1. Reizung.\tFistel\tA.\t12,2\t==\t39,7\n\\\tB\tn,o\t\u25a0 \u25a0 k\t=\t37,7\nf \u00bb A. (Amylasegehalt nicht genau festgestellt)\n\u00bb B ( '\t)\n; '\t' A. -\t6.0 k: /\t; % \u25a0 y 19,2 |vk/:\n>\tB-\t\u00df,2\t=\t19,8\n*\t(Fast keine Umsetzung.)","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Die Adaptation der Entero-amylase an den chemischen Reiz. 95\nHund II.\n31 III. 13\nTabelle II.\nZweimalige Reizung pro die.\n\t\t\t\tccm Thiosulfat\t\tmg Glukose\n13. 1. Reizu\tng.\tFistel A.\t\t(nicht ;\tausge\tf\u00fchrt)\n\t\t*\tB.\t15,4\t= \u25a0 \u25a0\t50,7\n\t\t\u25a0' \u00bb\tA; (\tNicht ausgef\u00fchrt)\t\t\n\t\t- \u00bb\tB.\t14,3\t\t46,9\n13. 1.\t\t\u00bb\tA.\t14,7\t\u25a0==i\t48,2\n\t\t.\u00bb\tB.\t13,6\t\u25a0 ==\t44,4\n; 2.\t\t\u25a0 ' A .\tA.\t12,2\t\t39,7\n\t\t\u25a0[ \", ; \u00bb . :\tB.\t: H,1\t= \u2022 -\t36,0\n13. 1.\t\u00bb\t\t\u2022\u2022\u2022\tA.\t\t=\t27,9\n\t\t\u00bb\tA.\t8,5\t\u2014 '\t27,2\n13. 1.\t>\t\t,\u00bb\u2022'\tA.\t10,9\t\t35,3\n\t\t\u00bb\tB.\t12,2\t\u2019 \u2022\t39,7\n2. \u00bb\t\t7';-.\tA.\t'\t8,3\t\u25a0 =\u25a0\t26,5\n\t\t\tB.\t6,9\t\u2014 \u25a0 .\t22,1\nHund 11. 1\t\t\tTab\u00ab Einma\teile III. lige Reizung pro\tdie.\t\n\t\t\t\tccm Thiosulfat\t\tmg Glukose\n3. IV.\t13.\tFistel A.\t\t11,5\t\t; 37,4\n\t\t\u00bb\tB\tio,o\t\u25a0 =\t32,3'\n7. IV.\t13.\t\u00bb\tA\t12,3\t\t40,0\n\t\t\u00bb\tB.\t. 11,2\t\t36,4\n10. IV.\t13.\t\tA.\t12,9\t.cb;.\t42,1\t;\n\t\t\u00bb\tB.\t14,2\t\u2014\t46,5\n11. IV.\t13.\t\tA.\t11,6\t\t37,7\n\t\t\u00bb\tB\t10,3\t\u2014 '\t*\t33,3\n14. IV.\t13.\t\u2022\u00bb\u2022 ' \u25a0\tA.\t9,9\t\t31,6\n\t\t\tB.\t9,4\t\u00c4\t30.3\nEs ergibt sich\t\taus\tTabt\t\u00eelle I und II ol\tine 1\tweiteres, d\nnach jeder Reizung die enzymatische T\u00e4tigkeit des gesammelten Saftes abnimmt. Diese Tabellen sind daher nicht ohne weiteres zur Beantwortung der Frage, ob die Enzymwirkung konstant ist, zu benutzen. Aus der Tabelle III geht dagegen die Konstanz der Enzymt\u00e4tigkeit gut hervor. Nur sieht man hier deutlich, wie die orale A-H\u00e4lfte der Doppelfistel immer einen st\u00e4rkeren Saft liefert als die aborale B-H\u00e4lfte.","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"90\tL. J. te Groen.\nAuch wenn man die Zahlen, die w\u00e4hrend zwei Wochen erhalten wurden, wie sie t\u00e4glich gefunden wurden f\u00fcr die gleiche Fistelh\u00e4lfte vergleicht, sieht man deutlich, da\u00df die Enzymwirkung abnimmt. Ich gebe hier die Zahlen von der ersten H\u00e4lfte des Monats April an.\n\tHund II. Fistel\tA.\nDatum\tccm Thiosulfat\tmg Glukose\n1 IV 1913\t14.7\t48,2\n2. \u00bb 1913\t12,2\t39,7\n3.\t1913\t11,5\t37,4\n\u25a0 4. \u00bb 1913\t8,7(1)\t27,9(!>\n5. \u00bb 1913\tv 10,7\t34,7\n7.\t1913\t12,3\t40,0\n10. *1913\t12,9\t\u25a0;v/:\t42,1\n11. > 1913\t11,6\t37,7\n12. \u00bb 1913\t10,9\t\u25a0 ' 35,3\n14. \u00bb 1913\t\t31,6\nWie man sieht,\tsind die Zahlen\ti ziemlich \u00e4hnlich. Nat\u00fcr-\nlieh gibt es Abweicl\tlungen: Pawlo\tw 1910) hat den Ver-\ndauungsapp\u00e4rat irger\tidwo mit einem\tchemischen Laboratotium\nverglichen. Wenn man nur alle Ve\t\trh\u00e4ltnisse kennen w\u00fcrde,\nw\u00fcrde Pawlows Sat:\tz auch f\u00fcr den A\ttmylasegehalt wohl gelten.\nZurzeit gibt es noch\tunbekannte Fal\tktoren, wodurch die Ver-\nSuchsergebnisse von\tZeit zu Zeit Sj\tj\u00fcnge zeigen, deren Er-\nkl\u00e4rung vorl\u00e4ufig fehlt.\nb) Adaptation der Amylasesekretion.\nNachdem ich also die relative Konstanz des Amylasegehalts des Darmsaftes der Fisteln festgestellt hatte, bin ich zur Pr\u00fcfung der Frage, ob Adaptation bei dieser Sekretion einen Einflu\u00df habe, \u00e4bergegangen. Ich habe dazu Amylum-l\u00f6sung in die Fisteln eingef\u00fchrt, um zu eruieren, ob in diesem Falle der sezernierte Saft mehr amylolytische Wirkung hatte als sonst.\nEs hat sich nun herausg\u00e9stellt, da\u00df weder die Einf\u00fchrung einer L\u00f6sung von Amylum in Wasser ohne weiteres, noch einer solchen in physiologischer Kochsalzl\u00f6sung den erwarteten","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"Die Adaptation der Entcro-amylase an den chemischen Reiz. 9\u2018\nErfolg hat, da die auf diese Fl\u00fcssigkeiten sezernierten Saftmengen sehr klein sind. Ich habe daher ein isotonisches Ge-, misch von cholalsaurem Natrium und St\u00e4rkel\u00f6sung benutzt. Mit dieser L\u00f6sung habe ich an Hund II im Monat Mai 13 Versuche angestellt.\nTabelle V.\nHund II. Probereizung ohne Amylum.\n9. V. 1913. Fistel A. 15,6 ccm Thiosulfat \u2014 51,4 mg Glukose\nB. 14.2\n46,5\nHund II. Reizung mit Na-Cholat und Amyluml\u00f6sung. .\n13, V. 1913. Fiste.l A. 24,7 c\u00e7m Thiosulfat = 85,4 mg Glukose\nB. 23,8\n81,8\nHund II. Cliolalsaures Natrium und Amyluml\u00f6sung.\n14. V. 1913. Fistel A. 21,7 ccm Thiosulfat = 73,4 mg Glukose.\nAus diesen Ergebnissen kann man ungezwungen auf eine Adaptation schlie\u00dfen. Bemerkenswert ist, da\u00df der Gehalt an Amylase am 9. Mai, nachdem die Fistel w\u00e4hrend ungef\u00e4hr drei Wochen nicht gereizt wurde, sich viel h\u00f6her zeigte als normal. Trotzdem ist der Amylasegehalt am 13. Mai, nach Amylumreiz viel gr\u00f6\u00dfer als jemals nach einfacher Reizung mit cholalsaurem Natrium von mir beobachtet wurde. Am folgenden Tag wurde wieder mit Amylurn gereizt: dann war zwar der Amylasegehalt kleiner als das erste Mal, blieb immerhin st\u00e4rker als nach einfacher Reizung mit cholalsaurem Natrium. Es. scheint mir berechtigt, aus diesen Beobachtungen zu schlie\u00dfen, da\u00df hach Einf\u00fchrung von Amyluml\u00f6sung der Darm einen mehr Amylase enthaltenden Saft sezerniert, als das sonst auf eine stark sekretionsanregende Fl\u00fcssigkeit hin der Fall ist. Das Amylurn wirkt also sozusagen als ein spezifischer Reiz f\u00fcr die Amylase-Sekretion.\nc) Weitere Versuche.\nObenerw\u00e4hnte Versuche wurden alle mit dem Hunde II (Lombrososche Omegafistel) angestellt. Zur Kontrolle habe ich gleichartige Untersuchungen auch bei zwei anderen Hunden ausgef\u00fchrt. Dies umsomehr, weil der Hund II eine ansteckende Hautkrankheit bekam und get\u00f6tet wurde.\nIch bringe die Ergebnisse in einigen Tabellen:\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXIX.\t. 7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"WH\tL. J. te Groen,\nTabelle VI.\nHund I. Einfache Reizung mit isotonischer Na-Cholatl\u00f6sung.\nzur Bestimmung der Kpristanz des Amylasegehalts.\n6.\tVI. 1913 6,6 ccm Thiosulfat = 21,1 mg Glukose\n7.\t*\t1913\t8,3\t*\t\u00bb\t=\t26,6\t>\na\t*\t1913\t6,6\t>\t*\t=\t21,1\t\u00bb\n19.\t\u00bb\t1913\t5.4\t\u00bb\t.\t>\t=\t17,2\t>\t>\nTabelle VII.\nHund III. Einfache Reizung mit isotonischer Na-Cholatl\u00f6sung. zur Bestimmung des normalen Amylascgehaltes.\n9. VI. 1913 8,7 ccm Thiosulfat = 27,9 mg Glukose\n10.\t\u00bb\t1913\t5,7\t>\t\u00bb\t=\t18,5\t\u00bb\n11.\t*\t1913\t6,6\t*\t*\t-=\t21,1\t\u00bb\nz\u201916.\t\u00bb\t: 1913 ;8,4\t\u00bb\t.\t=\t26,9\t* - \u00bb\n19.\t...\t1913\t7,7\t*\t*\t=\t24,7\t\u00bb\t\u00bb\nAuch bei diesen beiden Hunden zeigte sich der Amylasegehalt des Fistelsaftes also ziemlich gleich. Nachdem ich dies festgestellt hatte, schritt ich z\u00fcrn zweiten Teile des Problems : ob der Gehalt an Amylase sich bedeutend \u00e4ndere nach spezifischer Reizung mit Amylum.\nZu diesem Zwecke versuchte ich erst eine isotonische Mischung von cholalsaurem Natrium und St\u00e4rkel\u00f6sung zu verwenden. Da jedoch beide Hunde dabei keine gen\u00fcgenden Quantit\u00e4ten Saft sezernierten, kam ich dazu, meine Versuchstechnik in folgender Weise zu \u00e4ndern: Die Fistel wurde mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung von etwa 37\u00b0 C. durchgesp\u00fclt und dann mit o\u201410 ccm konzentrierter St\u00e4rkekleister, gel\u00f6st in physiologischer Kochsalzl\u00f6sung, injiziert. Nach 20\u201440 Minuten (w\u00e4hrend welcher Zeit die Hunde frei herumliefen) reizte ich den Darm mit 5 ccm isotonischer L\u00f6sung von cholalsaurem Natrium. Der dann aufgefangene Darmsaft wurde auf die schon erw\u00e4hnte Weise auf Amylase gepr\u00fcft. Da man jedoch bei diesem Verfahren f\u00fcrchten mu\u00dfte, da\u00df etwa St\u00e4rkekleister oder sogar Glukose von der ersten Injektion bei der zweiten Sekretion mit heraus bef\u00f6rdert werden k\u00f6nnte, nahm ich immer eine Probe des ausflie\u00dfenden Saftes und pr\u00fcfte sie sowohl auf Amylum (Jodprobe), als auf Glukose (Fehlingsche Probe). Diese Kontrollproben fielen immer negativ aus. Dies bedeutet,","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Die Adaptation der Entero-amylase an den chemischen Reiz. 99\nda\u00df vom erst injizierten Amylum nach 20\u201440 Minuten kaum mehr im Darm etwas \u00fcbrig war, sondern da\u00df alles abgebaut und als Glukose aufgesaugt war.\nTabelle VIII.\nHund I. Versuche auf die Adaptation f\u00fcr Amylase.\n14.\tVI. 1913\t16,1 ccm Thiosulfat s 53\t\t\t,2 mg (\tHuk\n20.\t> 1913\t12,4\t\u2022 \u00bb\t\u00bb\t= 40\t,4 >\t; .*\n23.\t\u00bb 1913\t19,5\t\u00bb .\t>: . v =. 65\t,1 \u00bb\tI\n24.\t> 1913\t14i8\t\u2022 > \u25a0 \u2019\t>\t= 48\t\u00df \u00bb\t.\u2022 \u00bb\n25,\t>1913\t15,6\ts>\t\u00bb\t= 51\t\u00bb1 \u00bb\t\u00bb\n26.\t>\u2022 1913\t10,6\tV\t= 34\t\u00bb3 \u00bb\t*\n27\t\u00bb 1913\t16,9\t>\u2022 -,\t' * ,\t55\t,9 \u00bb\t>\nTabelle IX.\nHund 1H. Versuche zur Eruierung einer eventuellen Adaptation der Amylase-Sekretion seitens des D\u00fcnndarms.\n14. VI. 1913 18,2 ccm Thiosulfat = 60,5 mg Glukose\n17.\t*\t1913\t13,2\t\u00bb\t- * \" \u25a0\t= 43,1\t\u00bb '\t\u2022 \u00bb\n18.\t4>\t1913\t13,8\t.*\u2022\t\t= 45,1\tV \u2022\ty\n20.\t\u00bb\t1913\t13,6\t\t\t= 44,4\t. y\t\u00bb\n24.\t\u00bb\t1913\t12,2\t\t\u2022 *\t= 39,7\t\t\n25.\t\u25a0 4> '\t1913\t10,3\t, \u00bb <;!) :\t' \u00bb '\t= 33,3\t\u25a0>w\t\u00bb\n26.\t\u00bb\t1913\t9,-\t\u00bb,!;!)\t\t= 28,9\tM-)\t*\n27.\t\u00bb\t1913\t15,7\t\u00bb '\t' > .\t= 49,7\t\u00bb\t\u25a0\t,4>\nMan ersieht aus diesen Tabellen eine sehr deutliche Vermehrung des Amylasegehaltes, Dies ist um so merkw\u00fcrdiger, als der spezifische Reiz 20 \u201440 Minuten zuvor stattgefunden hatte. Diese Versuchsergebnisse sagen also nicht nur aus, da\u00df auf spezifische Reizung mit Amylum ein starker amylolytischer Saft sezerniert wird, sondern da\u00df die Adaptation einige Zeit nach stattgefundener Reizung fortdauert,\nZusammenfassung und Schlu\u00dffolgerungen.\n1.\tDarmsaft, aus VeHaschen Fisteln des D\u00fcnndarms erhalten, hat amylolytische Wirkung, auch wenn er nach nichtspezifischer Reizung (cholalsaurem Natrium) sezerniert worden ist.\n2.\tBei Vergleich des Amylasegehaltes von Darmsaft, aufgefangen aus einer Lombrososchen Omega-Doppelfistel, ergab\n7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"tOO L. J. teGroen, Die Adaptation derEnt er o-amylase usw.\nsich konstant, da\u00df der aus der oralen H\u00e4lfte der Fistel flie\u00dfende Saft amylasereicher war, als der aus der aboralen H\u00e4lfte auf-gefangene.\nDer Amylasegehalt ist f\u00fcr jede Fistel in verschiedenen Nahrungsperioden mit verschiedenem Futter ann\u00e4hernd konstant.\nBei mehrmaliger Reizung, sei es am selben Tage, sei es auch in einer l\u00e4ngeren Zeitperiode t\u00e4glich wiederholter Versuche, nimmt der sonst konstante Amylasegehalt stetig ab.\n4.\tUnmittelbare Reizung der Darmschleimhaut mit St\u00e4rkel\u00f6sung ruft eine Sekretion hervor, die unzweideutig amylasereicher ist als in der Norm. Die Vermehrung des Amylasegehaltes h\u00e4lt nach stattgefundener Reizung mit Amylum einige Zeit am\nNach dem Vorgehenden w\u00e4re also eine Adaptation der Entero-Amylase sichergestellt. Man sollte geneigt sein, dem Darmsaft in dieser Beziehung eine bedeutendere Funktion zuzuschreiben, als \u00abPancreas-adjuvans\u00bb, wie Pawlow es annimmt.\nLiteratur.\n1.\tF. Th. Frerichs, Die Verdauung, Wagners Handw\u00f6rterb. der Phys.,\nBraunschweig 1896, Bd. 3, S, 658.\n2.\tF. R\u00f6hmann, \u00dcber Sekretion und Resorption im D\u00fcnndarm. Pfl\u00fcgers\nArch., Bd. 41, S. 424 (1887).\nH U. Lombroso, Les activit\u00e9s enzymatiques de la s\u00e9cr\u00e9tion ent\u00e9rique, Archives Italiennes de Biol., Bd. 57, S. 317 (1912).\n4.\tM. Schiff, NUove ricerche sul potere digerent\u00e9 del succo enterico.\nIl Morgagni, 1867. Ref. Centralbl. f. d. Med. Wissensch.. 1868, S. 357.\n5.\tJ. P. Pawlow, The work of the digestive Glands, London 1910, S. 2.\n6.\tL. Am bar d et M. E. Binet, Quantit\u00e9s d\u2019amylase contenues dans\nle tube digestif aux diff\u00e9rents moments de la digestion et au cours d\u2019alimentations diverses, C. R. de la Soc. biol, Vol. 64, H. 6 (1908).\n7.\t\u00fc. \u00a3ombroso, La s\u00e9cr\u00e9tion ent\u00e9rique, Arch. Ital. de Biol., Bd. 56\nS. 17 (1911).\n8.\tH. T. Deelman, Eenige proeven met omega-Darmfistels volgens Lom-\nbroso, by honden, Nederl. Tydschr. v. Geneesk., 1913, Bd. 2, S. 687.\n9.\tB. G. P. Jansen, Beitrag zur Kenntnis der Enterolipase, Diese Zeit-\nschrift, Bd. 68, S. 400 (1910).\n10.\tU. Lombroso, Atti del Gongresso di Patologia in Firenze 1903.\n11.\tN. Schoorl, Zeitschr. f. angew. Chemie, 1899, S. 635.","page":100}],"identifier":"lit19974","issued":"1914","language":"de","pages":"91-100","startpages":"91","title":"Die Adaptation der Entero-amylase an den chemischen Reiz","type":"Journal Article","volume":"89"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:37:19.980017+00:00"}