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{"created":"2022-01-31T14:34:53.923021+00:00","id":"lit19986","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Knopf, Martin","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 89: 170-174","fulltext":[{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"das Nucleoproteid nach Hammarsten aus Rinderpankreas.\nI. Mitteilung.\nMartin Knopf.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t in Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 10. \u00fc\u00e9zember 1913.)\nDas Studium des feineren Baues der unter dem Sammelnamen Nucleoproteide zusammengefa\u00dften Stoffe ist erst m\u00f6glich geworden, seitdem die eine Komponente dieser K\u00f6rper -\u2014 die Nucleins\u00e4ure \u2014 wenigstens in ihren Hauptvertretern zu einer chemisch genau definierbaren Substanz geworden ist. So hat sich z. B. bez\u00fcglich des wasser-, alkohol- und \u00e4therunl\u00f6slichen Anteils des Kopfes von Heringsspermien ergeben,1) da\u00df er, wie schon Miescher meinte, aus einem neutralen Salz der echten Nucleins\u00e4ure mit Protamin besteht, und zwar zu 74% aus Nucleins\u00e4ure und zu 26% aus Protamin. Durch Zusammenbringen von nucleinsaurem Natron und Protaminsulfat kann m\u00e0n in der Tat k\u00fcnstlich einen K\u00f6rper gewinnen, der dasselbe Verh\u00e4ltnis von Phosphor zu Stickstoff hat, wie das nat\u00fcrliche Produkt.* *)\nIn gleicher Weise wie aus dem nucleinsauren Protamin der Fischspermien l\u00e4\u00dft sich an einem anderen Nucleoproteid, dem Nucleohiston aus der Thymusdr\u00fcse, nachweisen,3) da\u00df auch hier s\u00e4mtlicher Phosphor in Form von echter Nucleins\u00e4ure vorkommt.\nIch habe nun das Nucleoproteid aus der Pankreasdr\u00fcse, das man nach den Angaben Hammarstens gewinnen kann.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 72, S. 305; Bd. 73, S. 471; Bd. 83, S. 172\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 83, S. 72.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 87, S. 207.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ee ber das Nucleoproteid nach Hammarsten aus Rinderpankreas. I. 171\nin den Kreis der Untersuchungen gezogen. Hier waren die Verh\u00e4ltnisse insofern interessant, als von Bang als Bestandteil dieses Nucleoproteids eine einfache Nucleins\u00e4ure, die Guanyls\u00e4ure, aufgefunden worden war. Dieser Befund lie\u00df den Gedanken aufkommen, als sei nun auch dieses Proteid sehr einfach zusammengesetzt. Hammarsten1) gibt dieser Ansicht in folgenden Worten Ausdruck : \u00abEs w\u00e4re auch m\u00f6glich, da\u00df die einfachen Nucleins\u00e4uren durch Spaltung aus mehr zusammengesetzten hervorgegangen w\u00e4ren. F\u00fcr die Guanyls\u00e4ure trifft jedoch eine solche Annahme nicht zu, denn ihr Mutterpr\u00f6teid enth\u00e4lt nur eine Base, das Guanin.\u00bb\nEiner solchen Ansicht stehen aber mehrere Bedenken gegen\u00fcber. Erstens sind von amerikanischen Forschern (Levene und Stookey,2) Jones und Whipple)3) als Spaltungsprodukte eines Proteids aus Pankreas au\u00dfer Guanin andere Spaltst\u00fccke der echten Nucleins\u00e4ure aufgefunden worden und selbst wenn man annehmen wollte, da\u00df diese K\u00f6rper einer etwaigen Verunreinigung des Hammarstensehen Proteids mit einem oder mehreren \u00e4nderen \u00e4hnlichen K\u00f6rpern ihre Entstehung verdankten, so bliebe noch folgendes Bedenken :\nDer Phosphorgehalt des nach Hammarsten gewonnenen K\u00f6rpers ist nach den \u00fcbereinstimmenden Angaben von Hammarsten,4) Steudel5) und Brigl6) ein konstanter Wert ~ ca. 4,5 \u00b0/o P bei lufttrockener Substanz. Da nun die Guanyls\u00e4ure 8,5 \u00b0/o P enth\u00e4lt, so m\u00fc\u00dfte \u2014 die Abwesenheit von anorganichen Phosphaten und organischen Phosphorverbindungen, die nicht zu den Nucleins\u00e4uren geh\u00f6ren, vorausgesetzt -- das Proteid fast zu 50\u00b0/o aus Guanyls\u00e4ure bestehen, wenn sie die einzige P-haltige Komponente des Proteids w\u00e4re. In Wirklichkeit erh\u00e4lt man aber nach der \u00fcblichen Darstellungsmethode nur ca. 12 g Guanyls\u00e4ure aus 100 g Nucleoproteid. Hier mu\u00dfte also entweder ein\n\u2018) Lehrbuch der physiologischen Chemie, 7. Auflage, Wiesbaden 1910, S. 173.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 41, S. 404.\t. \u2022\n3)\tAm. Joum. of physiol., Bd. 7, S. 423.\n4)\tDiese Zeitschrift, Bd. 19, S. 19.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 53. S. 539.\n\u2022) Diese Zeitschrift, Bd. 68, S. 40.","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"*.\tMartin Knopf, \u25a0\ngr\u00f6\u00dfer Verlust an Guanyls\u00e4ure bei der Darstellung stattfinden oder es mu\u00dfte im Filtrat von der Guanyls\u00e4uref\u00e4llung noch eine leichter l\u00f6sliche Nucleins\u00e4ure vorhanden sein\nEine Antwort auf diese Fragen war durch eine quantitative Guaninbestimmung im Proteid zu erwarten.\nEs wurde also eine gr\u00f6\u00dfere Menge Nucleoproteid nach dem Verfahren von Steudel und Brigl dargestellt. Der Phosphorgehalt des lufttrockenen Pr\u00e4parates entsprach den bisher gefundenen Werten :\n0,1124 g entsprechen 9,7 ccm n/\u00ab-NaOH \u2014 4,78 \u00b0/o P (Neumann). Gefunden von Hammarsten: 4,5\u00ae/\u00ae, von Steudel und Brigl 4,5> P, von Steudel 4,6 P (Mittelwerte).\nIch habe mich dann noch davon \u00fcberzeugt, da\u00df in dem Proteid kein freies Adenin vorhanden war, indem ich 10 g in ammoniakalischem W asser l\u00f6ste und gegen Wasser dialysierte. Das Dialysat lieferte mit ammoniakalischer Silbernitrati\u00f6sung keine Spur eines Niederschlages.\n100 g Nucleoproteid wurden jetzt mit. IV* 1 \u00f6 volumprozentiger Schwefels\u00e4ure 4 Stunden lang am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler \u00fcber freier Flamme gekocht; die nach dem Erkalten auftretende Krystallisation langer prismatischer Nadeln von Guaninsulfat wurde durch schwaches Erw\u00e4rmen wieder in L\u00f6sung gebracht und die klare dunkelbraune L\u00f6sung mit Ammoniak \u00fcbers\u00e4ttigt. Es entstand ein dicker k\u00f6rniger Niederschlag, der abgesaugt wurde und getrocknet 6,5 g wog. Er wurde in verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure gel\u00f6st, mit Tierkohle entf\u00e4rbt und lieferte nun eine Krystallisation von reinem Guaninsulfat.\n0,1688 g s\u00e4ttigen 38,6 ccm \"/\u25a0.-fySO, = 32,01 \u00b0/\u00bbN (Kjeldahl).\t\u25a0*\nBerechnet f\u00fcr (CA\u00ceWLSO, -f 2H.0 = 32,11*;. N.\nDas Filtrat von der Ammoniakf\u00e4llung des Guanins wurde auf ein Drittel seines Volumens eingeengt, von einer sich dabei ausscheidenden schwarzen huminartigen Masse abfiltriert, und nun die L\u00f6sung mit ammoniakalischer Silbernitratl\u00f6sung v\u00f6llig ausgef\u00e4llt. Der Niederschlag wurde filtriert, mit ammoniakalischem Wasser ausgewaschen und mit Salzs\u00e4ure in der W\u00e4rme zersetzt. Das vom Chlorsilber ablaufende Filtrat wurde auf dem Wasserbade durch vorsichtige Konzentration von der \u00fcber-","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"Ub< r das Nucleoproteid nach Hammarsten aus Rinderpankreas. I. 173\nsch\u00fcssigen Salzs\u00e4ure befreit und schlie\u00dflich unter vermindertem Druck abdestilliert Der R\u00fcckstand war leicht in Wasser restlos l\u00f6slich und wurde mit Natriumpikrat ausgef\u00e4llt. Der Niederschlag wurde aus stark verd\u00fcnnter Pikrins\u00e4urel\u00f6sung umkry-stallisiert und lieferte eine Krystallisation von 2 g Adeninpikrat vom Schmelzpunkt 280\u00b0.\n0,1485 g Substanz liefern 89,4 ccm N (t = 19 \u00ae, p = 76,0 cm) Berechnet f\u00fcr C6HgNfr G0HjN30r : 80,78 */o Gefunden:\t30,68\u00b0/* N.\nWenn man sich aus dem Phosphorgehalt, des Proteids unter der Voraussetzung, da\u00df s\u00e4mtlicher Phosphor als Guanyl-s\u00e4ure im Proteid vorhanden w\u00e4re, die Menge des Guanins berechnet, die man aus dem Proteid erhalten mu\u00dfte, so ergibt sich ein Wert von 23,3 g Guanin, ln meinem Versuch habe ich dagegen nur 6,5 g, also etwa nur den Vierten Teil gefunden. Der gro\u00dfe Unterschied kann nicht nur durch Verluste\nbei der Darstellung erkl\u00e4rt weiden, weil gerade das Guanin\nwegen seiner Schwerl\u00f6slichkeit sich verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig leicht quantitativ bestimmen l\u00e4\u00dft. Der von mir gefundene Wert entspricht vielmehr ann\u00e4hernd dem Werte, der sich aus derjenigen Menge Guanyls\u00e4ure berechnet, die man auf die \u00fcbliche Weise\naus dem Proteid gewinnt. F\u00fcr 12 g saures guanylsaures Kali sind 4,52 g Guanin verlangt, Da\u00df man mehr findet wie die berechnete Menge, scheint ein deutlicher Hinweis daf\u00fcr zu sein, da\u00df die Guanyls\u00e4ure nicht die einzige P-haltige Komponente des Nucleoproteids ist : hiermit steht das zweifellose Vorkommen von Adenin in guter \u00dcbereinstimmung.\nFreilich k\u00f6nnte eingewendet werden, da\u00df das relativ kurze Kochen mit der wenig konzentrierten Schwefels\u00e4ure nicht alles\nGuanin aus seinem Verb\u00e4nde im Molek\u00fcl herausgel\u00f6st hat. Nach den bisherigen Erfahrungen ist das aber durchaus unwahr* scheinlich. Dagegen verdient ein zweiter Ein wand mehr Beachtung: Streng genommen ist ja nicht genau bewiesen, dal das Nucleoproteid Hammarstens und das von mir unter* suchte dieselben Substanzen sind, da mein Darstellungsverfahren etwas von dem Hamm\u00e4rstens abweicht. Die beider Pr\u00e4parate haben zwar denselben Phosphorgehalt, man k\u00f6nnte","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"!\"*\u2022 Martin Knopf, \u00dcber Nucleoproteid aus Rinderpankreas. 1.\nsich aber vorstellen, da\u00df trotzdem mein Pr\u00e4parat nicht ganz so rein gewesen w\u00e4re wie (das von Hammarsten; durch die Pallung mit Alkohol k\u00f6nnten andere Proteide mit niedergeschlagen sein wie das Hammarstensche.\n\u25a0 Auf diesen Punkt soll bei weiteren Untersuchungen meine besondere Aufmerksamkeit gerichtet sein.\nIch habe mich nun ferner bem\u00fcht, die vermutete andere Nucleins\u00e4ure des Proteids zu isolieren und deshalb gr\u00f6\u00dfere Mengen Proteid auf Guanyls\u00e4ure verarbeitet. Aus den Mutterlaugen des guanylsauren Kalis habe ich nun auch einen in Wasser leicht l\u00f6slichen phosphorhaltigen K\u00f6rper erhalten, der aber bisher noch nicht frei von Eiwei\u00df zu bekommen war. Eine genauere Beschreibung der Substanz wird erfolgen, sobald ich gr\u00f6\u00dfere Mengen des reinen Produktes gesammelt habe.","page":174}],"identifier":"lit19986","issued":"1914","language":"de","pages":"170-174","startpages":"170","title":"\u00dcber das Nucleoproteid nach Hammarsten aus Rinderpankreas. I. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"89"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:53.923026+00:00"}