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{"created":"2022-01-31T14:31:46.270592+00:00","id":"lit20001","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Loeb, Adam","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 89: 325-336","fulltext":[{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die Atmung der k\u00fcnstlich durchbluteten\n_\t' Von\t;\nAdam Loeb.\n(Aus dem st\u00e4dtischen chcmisch*physiologischen Institut zu Frankfurt a. M.) (Der Redaktion z\u00fcgegangen am 18. Januar 1914.)\nI. Das Verhalten der Hungerlefcer.\nVorliegende Untersuchungen wurden urspr\u00fcnglich in der Absicht begonnen, Normalwerte als Grundlage f\u00fcr weitere Versuche zu gewinnen. Es hat sich nun ein Widerspruch mit den bereits in der Literatur \u00fcber den Sauerstoffbedarf der Leber vorliegenden Angaben herausgestellt. Obwohl ich zurzeit nicht imstande bin, diesen Widerspruch restlos zu kl\u00e4ren, glaube ich trotzdem jetzt schon meine Ergebnisse mitteilen zu sollen, um* somehr als ich aus \u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden meine Untersuchungen auf mehrere Monate unterbreche.\n\u00dcber den Sauerstoffverbrauch der in situ - befindlichen Katzenleber ist an erster Stelle die ausgezeichnete Untersuchungsreihe von Barcroft und Shore1) aufzuf\u00fchren. Diese Autoren ermittelten den Sauerstoffverbrauch der Leber (pro Kilogramm Organ und 1 Minute) 36 Stunden nach der F\u00fctterung zu 5\u201418, im Durchschnitt zu 11 ccm 02, w\u00e4hrend sich 18 Stunden nach der F\u00fctterung Werte von 24-^-50, durchschnittlich 35 ccm 02 ergaben.\nMasing2) hat an der \u00fcberlebenden mit arteigenem Blute und zuckerhaltiger Ringer-L\u00f6sung durchstr\u00f6mten Leber von Kaninchen gearbeitet, bei denen wohl wegen der Eigenart ihrer Verdauung ein gewisser Glykogengehalt der Leber vorausgesetzt werden darf, obwohl Angaben \u00fcber ihre Ern\u00e4hrung\n*) Journ. of Physiology, Bd. 45, S. 296, 1912/13. a) Arch. f. exp. Path. u. Pharmak., Bd. 69, S. 431, 1912.\nHoppe*Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LXXXIX.\t23","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"32\u00f6\t\u2018 - 7\t;v-:V Adam Loeb,\nnicht gemacht sind. Masing kam zu Sauerstoffwerten von 15\u201424, im Durchschnitt 19 ccm, bei einer Blutw\u00e4rme von 38\u00b0. \u2014 Da in einer neuerdings erschienenen Mitteilung von Warburg1) auch die Werte wiedergegeben sind, die durch Sch\u00fctteln von Leberbrei mit Luft und durch \u00e4hnliche Methoden gewonnen wurden, sei hierauf verwiesen, ebenso auf die den Gaswechsel der Organe, Gewebe und isolierten Zellen zusammenfassend behandelnde Arbeit von A. Loewy.2)\nVersuchsanordnung. .\nAusgegangen wurde von der im hiesigen Institute durchgebildeten Technik der k\u00fcnstlichen Durchblutung der Leber. Es gelingt so, 4\u20147 Minuten, nachdem die in leichter \u00c4ther-narkose erfolgende Entblutung der Hunde beendet ist, die Durchstr\u00f6mung der herausgenommenen Leber in Gang zu bringen.\n- Selbstverst\u00e4ndlich mu\u00df f\u00fcr peinliche Einhaltung der gew\u00e4hlten Temperatur (40\u00ae) und f\u00fcr gute Arterialisierung gesorgt werden, ebenso f\u00fcr ausreichende Str\u00f6mungsgeschwindigkeit, da ja die Anordnung der Arterialisierung im Nebenkreislauf, wie sie unser Durchblutungsapparat aufweist, nur eine partielle (^-S\u00e4ttigung; des zur Leber str\u00f6menden Blutes gew\u00e4hrleisten kann: Die Str\u00f6mung konnte in den Versuchen der vorliegenden Mitteilung fast ausnahmslos ohne Anwendung eines abnorm erh\u00f6hten Drucks so hoch gehalten werden, da\u00df auf 1 g des Lebergewichts (nach Abzug von Kan\u00fclen und Zwerchfell) fast 3 ccm in der Minute durchflie\u00dfenden Blutes kamen. \u2014 Die Str\u00f6mungsgeschwindigkeit wurde unmittelbar, nachdem das Blut zur Gasanalyse entnommen war, durch Abmessen der in iU Minute aus der Vena cava abflie\u00dfenden Blutmenge bestimmt.\nZur Blutgasanalyse diente das Differentialmanometer von Barcroft.3) Da ich mit 5 ccm Blut zu arbeiten gedachte, bin ich wieder zu den in der ersten Arbeit von Barcroft4) an-\n*) Pfl\u00fcgers Arch. f. d. ges. Physiol., Bd. 154, S. 599, 1913.\n*) Oppenheimers Hdb. d. Bioch., Erg\u00e4nzungsband, Jena 1913.\n?) Vgl. Abderhaldens Hdb. d. bioch. Arbeitsmeth., Ill, 1, S. 691 und Oppenheimers Hdb. d. Biochemie, Erg\u00e4nzungsband 1913, S. 118. 4) J. of Physiology, Bd. 37, S. .12, 1908.","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Atmung der k\u00fcnstlich durchbluteten Hundeleber. 327\ngegebenen Dimensionen der Sch\u00fcttelgef\u00e4\u00dfe zur\u00fcckgekehrt und habe diese Glasbirnen so gew\u00e4hlt, da\u00df ihr Volumen mit Einschlu\u00df des Raumes \u00fcber ihnen bis zum Beginn der Kapillare etwa 100 ccm betrug. Geeicht wurden die Apparate nach Barcroft und Higgins.1) \u2014 Der Gang der Untersuchung gestaltete sich folgenderma\u00dfen: Zwei St\u00f6pselfl\u00e4schchen wurden bis zum \u00fcberlaufen mit arteriellem und ven\u00f6sem Blut\u00e9 gef\u00fcllt\nund verschlossen. Dann wurden sofort je 5 ccm dieser beiden Blutproben in den Birnen unter 10 ccm Saponin-Ammoniakl\u00f6sung geschichtet, die Birnen unter Vaselindichtung dem Apparate angef\u00fcgt, je 0,9 ccm ges\u00e4ttigte Kaliumferricyanidl\u00f6sung in die daf\u00fcr bestimmten R\u00f6hrchen eingef\u00fcllt, die St\u00f6psel eingef\u00fcgt und die Apparate in das Wasserbad versenkt. Nachdem Temperaturgleichgewicht eingetreten, wurde der Stand beider Manometer abgelesen, beide H\u00e4hne geschlossen und zun\u00e4chst durch Sch\u00fctteln das Blut in den Birnen gr\u00fcndlichst lackfarben gemacht, dann durch Einflie\u00dfenlassen der Kaliumferricyanidl\u00f6sung der Sauerstoff entbunden. Wenn nach wiederholtem Sch\u00fctteln keine wesentlichen \u00c4nderungen der Manometerst\u00e4nde mehr eintraten, wurde abgelesen und aus etwa f\u00fcnf gut stimmenden Ablesungen das Mittel genommen. Eine einfache Rechnung ergibt aus der Differenz der an den Manometern abgelesenen Drucke die aus 5 ccm Durchstr\u00f6mungsblut von dem Organ entnommenen Sauer-\nstoffmengen, die dann mit Hilfe der Str\u00f6mungsgeschwindigkeit und des Lebergewichtes auf ein Kilogramm Leber und eine Minute umgerechnet werden.\nDie Kohlens\u00e4urebestimmungen erfolgten derart, da\u00df nach Beendigung der Sauerstoffanalyse je 0,9 ccm ges\u00e4ttigter Weins\u00e4urel\u00f6sung eingef\u00fcllt wurden; unter den oben geschilderten Kautelen wurden diese zu den Blutgemischen zugegeben ; dann\nwurde gesch\u00fcttelt, ein Gleichgewicht aber meist erst nach Stunden erzielt. Die Berechnung war die gleiche wie oben.\nBarcroft selbst gibt die Genauigkeit der Kohlens\u00e4urebestimmung geringer als die der Sauerstoffwerte an, h\u00e4lt aber seine Methode trotzdem noch f\u00fcr die beste der existierenden; ich selber habe nicht allzuviele Doppelanalysen gemacht und\n*) J. of Physiology, Bd. 42, S. 512, 1911.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\tAdam Loeb, \u25a0. '\nfand stets eine ausreichende, manchmal vollkommene \u00dcbereinstimmung der 02-Werte; f\u00fcr die COrMengen ergaben sich noch brauchbare Zahlen, die, wie 2. B. die Tabelle der folgenden Arbeit zeigt, nicht \u00fcber 4 ccm auseinander liegen ; das k\u00f6nnen aber, da die CO j-Werte stets erheblich hinter denen der 02-Analyse Zur\u00fcckbleiben, Differenzen von 30\u00ab/o sein!\nAls Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit dienten nach dem Vorg\u00e4nge von Embden, Schmitz und Wittenberg1) in den meisten F\u00e4llen dreifach gewaschene Binderblutk\u00f6rper in bicarbonat-und zuckerfreier B in g er- L\u00f6sung suspendiert ; die Suspension war, wie bei genannten Autoren, derart berechnet, da\u00df aus 1000 ccm Ausgangsblut 1250 ccm Suspension wurden. Die Wahl einer solchen Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit geschah deshalb, weil man der Leber den Zucker des unver\u00e4nderten Blutes entziehen und f\u00fcr sp\u00e4ter geplante Versuche die M\u00f6glichkeit haben wollte, Zus\u00e4tze m\u00f6glichst direkt, d. h. ohne Konkurrenz mit den im Serum enthaltenen Stoffen der Leber anzubieten.\nAus dem gleichen Grunde wurden die Lebern von Hunden, die vier Tage gehungert hatten, verwandt, da anzunehmen ist, da\u00df die hungernde Leber ihre Beservestoffe in dieser Zeit ziemlich aufgezehrt hat; die zu gewinnenden Werte w\u00fcrden also bei der Versuchsanordnung : Hungerleber durchstr\u00f6mt mit gewaschenen Binderblutk\u00f6rpern, ann\u00e4hernd dem endogenen Ums\u00e4tze der Leber entsprechen, da unter der in Betracht kommenden Versuchsanordnung die Atmung der Blutk\u00f6rperchen zu vernachl\u00e4ssigen ist.\nEin weiterer Grund f\u00fcr die Anwendung der Hungerleber war auch die Absicht, die Normalleber mit Zust\u00e4nden der Leber zu vergleichen, die nur bei Hunger gut herbeizuf\u00fchren sind.\nSauerstoffverbrauch der Leber.\nDie Tabelle auf der n\u00e4chsten Seite gibt in Spalte 5 den 02-Verbrauch f\u00fcr 1 kg Leber und 1 Minute in Kubikzentimetern. F\u00fcr die mit einer Aufschwemmung von gewaschenen Binderblutk\u00f6rperchen in zucker- und bicarbonatfreier Binger-L\u00f6sung durchbluteten Lebern ergaben sich Werte, die zwischen 27,7\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. 88, S. 210, 1913.","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Atmung der k\u00fcnstlich durchbluteten Hundeleber. 329\n\u00a9\tDurchblutet mit\te JS \u00e8 \u00a7 \u00a9 \u00a9 C o\u00ab \u2022si c fi\u00f6\ts . ? \u25a0 V m; 2\tC \u00a9 ,\t' J5 c 8 \u00a9 \u00a9 c o. 2 \u00a9 \u00a9 es S3 \u00a3 -g &\u00a3 a tu\tbfi \u25a0 \u00a9 ns \u2022:'V'\t>'J:\t. A\tHundeblut\nx\t! Dauer des Hungers\t\u00a9 -tc \u2022 c\u00f6 H ::4,'\tti \u00a7 . *-> -C\u00df s\t\u00a9 H v ;\u25a0 4\t' \u2022'5b:'.' 39\t\u25a0 \u25a0 \u00a9. \u2022' T3\tA ' \u25a0; :.V\\ -f - :\tA\nI 1 .\tcfU ' : 0|0 \u25a0\t\u00a9 \u00f6\t\ttv co o o \u25a0Q \u00bbO iQ \u00bbO cT o \u00a9cf\t\u25a04 tQ \u00a9 \u00a9 lO \u00bbo \u00a9 o \u00a9.\u00a9 \u00a9*':\u00a9\u2019\u25a0\t\u00a9~ \u00a9 \u00a9*\u25a0 4\" v*-<\t\u00a9 fv \u00a9 tv \u00a9 lO lO tv \u00a9 \u00a9\u25a0 o \u00a9~\n\tCOj-Produktion pro kg Leber und 1 Minute in ccm\tCD .- \u2022 \u00abT- 04\t\u2022* \u00a9 cf tv \u00bbo\t?a tv i> t> cd\" CC vH 04 04 VH eo\t\u00a9 04 \u00a9 t> \u2022\u00eaitt\t\u2022f h t>\u00bb iff \u2022o' N 35 H 04 04 \u00bbH\t*4^ tv_ \u00a9 \u00a5< 4 S \u00a7 S*\n' \u00e0C\t02 -Verbrauch pro kg Leber und 1 Minute in ccm\tQO t> :\t\u00abT ad \u00bbQ x \u2022 'V/\tOJ^N b X tv Cf t^ CO 4 4 o\u00fc 55\t\u00a9 \u00a9 *h \u00ab\ttv K\tH \u00bbO \u00a9 \u00a9 X \u00bbO \u00bb15\t, 04 >\u00bb<\t*4^ X; \u00a9^ \u00ae\u00bb ^4\" \u00a9 \u00bbcd x \u00a9 X x X\n\u2022*\tStr\u00f6mungsgeschwindigkeit in ccm pro Minute\tS 00 <o \u25a0 \u2022;S V \u00a9' 04 \\js -\u25a0 \u00a9 CS e\t\u00ab s i\u00a35 iQ 2S th co A. A:\t\u00a9 \u00a9 \u00a9 \u00a9 *1< H iH 4 4 4 4 \u00bbb \u00a9 To \u00a9 .vH x 4 \u00a9 . A- \u25a0 Ar- A A\tS8\u00a7i * \u00bb * \u00ab\t\u00a7 \u00a7 | \u00a7 \u00bbo \u00bbo \u00bbo. \u00a9 \u00bbo \u00a9 T+- X\t\u00a9 \u25a0 \u2022\t. \u00ab\t\u25a0 A \u00ab\t8 8 8^ \u00a9 tv \u00a9 \u00a9 s s s s \u2022\u00c4- \u2022\u2022 #k *..A A\n\t\t<\t< CC\t< ca p q\t< n \u00fc q\t< C\u00fb \u00fc Q\t<\u00abUD\neo\tGewicht der Leber in g\to \u2022h 00\t\u25a0\tr\u00bb \u00bb0\tX . ' h . vH .\t8 ' fH\ts .\u25a0VH ;\n!M\tGewicht des Hundes in kg\t' ' |\u00a35 . CS\t*0 ; \u00abC\t\u00a9\tX \u00a9\tOT\t\u00a9J \u2022 :; \u00a9\u25a0\n\t\t\t\t\t\t\t\n\t1 s S s 3 \u00a3 \u2018\t\t04\ti: !...\t\t>G : ' *' .\t\u00a9 \u25a0","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"Adam Loeb,\nund 66*0 schwanken und im Durchschnitt 50,1 betragen. Die Zahlen haben im allgemeinen die Tendenz, im Laufe einer Durchblutung leicht abzufailen; doch gibt es auch Ausnahmen; insbesondere wurde bei der Entnahme D nach 60 Minuten gelegentlich ein Anstieg bemerkt.\nDie so erhaltenen Werte von durchschnittlich 50,1 ccm \u00d6jf\u00bb sind deutlich h\u00f6her als der von Barcroft und Shore zu 11 ccm f\u00fcr hungernde Katzen ermittelte und etwa das 21 Mache der von Masing f\u00fcr die Kaninchenleber bestimmten Zahl. Woher diese Differenz stammt, bedarf noch der Aufkl\u00e4rung: bei den Versuchen von Barcroft urtd Shore kommt die Wirkung der Narcotica (Chloroform, Alkohol, \u00c4ther und Ure-than) in Betracht, die Einspritzung von Hirudin, die in einem Teile der Versuche direkt in die Pfortader erfolgte, und die wohl bei einer derartig schwierigen Technik nicht ganz vermeidbare Ausk\u00fchlung der Tiere.\nDa die Wirkung des \u00c4thers auf die Zellatmung, wie Warburg gezeigt hat, reversibel ist, d\u00fcrfte in den vorliegenden Versuchen ein Einflu\u00df des zur Narkose gebrauchten \u00c4thers auf die Atmung der k\u00fcnstlich durchbluteten Leber nicht anzunehmen sein, weil die zu Beginn des Versuches der Leber entstr\u00f6menden ersten 200\u2014300 ccm fortgegossen wurden, und etwaige, Beste des \u00c4thers im Laufe des Versuches bei der Durchl\u00fcftung des Blutes mit Sauerstoff ausgetrieben ' werden.\nEs mu\u00dfte nun mit der M\u00f6gliehheit gerechnet werden, da\u00df wegen der abnormen Beschaffenheit der Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit \u2014 Fehlen des Serums und abnormer lonenmischung \u2014 in unsern Versuchen ein die Oxydationen hemmender Einflu\u00df in Wegfall gekommen sein k\u00f6nnte. Es sollte also, obwohl schon ein Versuch (2) mit Rinderblutdurchstr\u00f6mung vorlag, dessen Werte sich vom Durchschnitte nicht wesentlich entfernen, eine Durchstr\u00f6mung mit arteigenem Blute vorgenommen werden : Versuch 6. Dieser ergab nun viel h\u00f6here Z\u00e4hlen : der Oa-Wert schwankte zwischen 61,4 und 89,3 ccm. Da sich aber hinterher herausgestellt hat, da\u00df der blutspendende Hund Tr\u00e4ger multipler Tumoren war, k\u00f6nnen die hohen Werte kaum als Normal-","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Atmung der k\u00fcnstlich durchbluteten Hundeleber. 331\nwerte gelten, besonders im Hinblick auf die Angaben von Kraus mad Chvostek, >) die bei Carcinomkranken einen hohen oder leicht erh\u00f6hten Sauerstoffverbrauch fanden. Anderseits wird man aber auch diese supponierten im Blute enthaltenen, die Oxydationen erh\u00f6henden Stoffe kaum als so wirksam ansehen d\u00fcrfen, da\u00df sie den Sauerstoffverbrauch auf das doppelte oder dar\u00fcber steigern : man wird also keine Veranlassung haben, von diesem Versuche aus auf die Vermutung zu kommen, da\u00df die normalen Oxydationen in der Leber wesentlich niedriger verlaufen, als der Durchschnittszahl 50,1 ccm \u00d6a entspricht.\nWenn man mit den so erhaltenen Werten des Sauerstoffverbrauchs der Hungerleber von durchschnittlich 50 ccm 0* die in der Literatur f\u00fcr andere dr\u00fcsige Gebilde verzeichneten vergleicht, so findet man, da\u00df sie in gleicher Gr\u00f6\u00dfenordnung liegen. Nach Loewys2) Zusammenstellung sind n\u00e4mlich als 02-Verbrauch pro Kilogramm Organ und pro 1 Minute anzusetzen f\u00fcr:\nNiere\t80\u201490\tccm 0,\nPankreas\t40\t\u00bb\tv\nruhende Speicheldr\u00fcse\t28\t*\t.\u00bb\nunt\u00e4tiges\tDarmepithel\t26\t\u00bb\tv\nDagegen kommen nach Magnus-Levy *) beim ruhenden, n\u00fcchternen Erwachsenen Minutenwerte von 2,8\u20144,5 ccm Oi auf das Kilo K\u00f6rpersubstanz.\nEs geht also in besonders schlagender Weise aus diesen Versuchen hervor, was auch schon durch manche fr\u00fcheren Untersuchungen, namentlich \u00fcber die Acetessigs\u00e4urebildung in der Leber, als erwiesen anzusehen war, da\u00df die oxydative T\u00e4tigkeit der k\u00fcnstlich durchbluteten Leber noch eine ganz gewaltige ist, sicherlich nicht hinter den f\u00fcr andere dr\u00fcsige Gebilde am lebenden Organismus ermittelten Werten zur\u00fccksteht, und endlich, da\u00df diese Funktion im Verlauf einer Stunde bei k\u00fcnstlicher Durchblutung nicht nennenswert abnimmt.\n*) Wien. kl. Wochenschr., 1891, Nr. 33, zitiert nach v. Noordens Pathologie des Stoffwechsels.\n*) ). t. .\n\u2018) V.* Noordens Pathologie des Stoffwechsels.","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"Die Abgabe der Kohlens\u00e4ure.\nZun\u00e4chst seien die Ergebnisse der Versuche besprochen, in denen als Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit eine Aufschwemmung gewaschener Rinderblutk\u00f6rperchen in zucker- und bicarbonat-freier Ringer-L\u00f6sung verwandt wurde. Die Menge der C02-Aust Scheidung schwankte hier zwischen 13,7 und 35,9 ccm pro Kilogramm Leber und 1 Minute, der respiratorische Quotient zwischen 0,44 und 0,60. H\u00e4lt man nun gegen diese Ergebnisse die der beiden Versuche, in denen mit nativem Blute durchstr\u00f6mt wurde, so f\u00e4llt einmal die absolute H\u00f6he der C02-Werte auf : 40,4\u201474,4, und zweitens sind die respiratorischen Quotienten h\u00f6her:bis 0,77 im Versuche 6 und 1,54 im Versuche 2. Aus diesem Zur\u00fcckbleiben der C()2-Werte bei denVersuchen, in denen Ri n g e r-L\u00f6sung angewandt wurde, kann wohl gefolgert werden, da\u00df diese Blutk\u00f6rpersuspensionen, entweder den vollst\u00e4ndigen Ablauf der Oxydation zur Kohlens\u00e4ure hemmen, oder, was viel wahrscheinlicher ist, ein derartig schlechtes Vehikel f\u00fcr die in der Leber gebildete Kohlens\u00e4ure sind, da\u00df diese sich in der Leber \u00e4nh\u00e4uft: das au\u00dferordentlich starke Retentionsverm\u00f6gen der k\u00fcnstlich durchbluteten Leber f\u00fcr Kohlens\u00e4ure ist ja von Kreise1) vor kurzem nachgewiesen worden.\nAn diesem Fehler der Kohlens\u00e4urestapelung in der Leber werden wohl alle Versuche kranken m\u00fcssen, aus der Differenz der im arteriellen und ven\u00f6sen Blute enthaltenen Kohlens\u00e4uremengen bindende R\u00fcckschl\u00fcsse auf die Kohlens\u00e4urebildung in der Leber zu ziehen, wenn man nicht daf\u00fcr sorgt, da\u00df die zu Beginn der Durchstr\u00f6mung im Gegens\u00e4tze zum Blute kein Eiwei\u00df enthaltende Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit erstens recht kohlens\u00e4urearm in das Organ gelangt und zweitens eine gro\u00dfe F\u00e4higkeit hat, Kohlens\u00e4ure aufzunehmen.\nH Pie Atmung der Phlorizinfettleber.\nDer Ausgangspunkt dieser Untersuchungsreihe war die schon vor Jahren von Embden und Lattes*) bei der Durch-\n.*) Bioch. Zeitschr., Bd. 54, S. 474, 1913.\n*) Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd, 11, S. 330, 1908.","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Atmung der k\u00fcnstlich durchbluteten Hundeleber. 333\nblutung phlorizin vergifteter und auch pankreasdiabetischer Hunde gemachte und seitdem immer wieder im hiesigen Institute best\u00e4tigte Tatsache, da\u00df das bei der Durchstr\u00f6mung die Leber verlassende Blut auffallend ven\u00f6s war. Embden und Lattes haben schon seinerzeit eine Steigerung des oxydativen Stoffwechsels in diesen Lebern vermutet.\nVersuchsanordnung.\nSie war die gleiche wie bei der vorangehenden Mitteilung; nur wurde in den beiden ersten Versuchen statt mit Rinder-blutk\u00f6rpern mit Hundeblutk\u00f6rpern in Suspension durchstr\u00f6mt.\nDie Phlorizinisierung der hungernden Hunde geschah nach der Goolenschen Methode1) mit Phlorizin\u00f6l.\nDa in den meisten der vorliegenden Versuche nach halb* st\u00e4ndiger Durchblutung zu anderen Zwecken Zus\u00e4tze zur Durch-str\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit erfolgten, verf\u00fcge ich nur \u00fcber wenige Werte nach 3 /*- oder ganzst\u00fcndlicher Durchblutung, die sich allerdings im Rahmen der anderen Werte halten.\nDa die Phlorizinfettlebern erheblich gr\u00f6\u00dfer waren, als die Lebern der vorhergehenden \u00fcntersuchungsreihe, und die Steigerung der Str\u00f6mungsgeschwindigkeit ihre praktischen Grenzen hat, konnte nicht immer die Relation: 1 g Lebergewicht zu 2 ccm Durchstr\u00f6mungsblut pro 1 Minute aufrecht erhalten werden; die Sauerstoffversorgung war also in manchen F\u00e4llen nicht ganz ausreichend; gelegentlich konnte in der das ven\u00f6se Blut enthaltenden Glasbirne bei der Gasanalyse kei\u00f6er Volumzunahme \u00e4tn Schl\u00fcsse des Versuchs trotz gleicher Temperatur des Wasserbades festgestellt werden. Es sind also in manchen\nVersuchen die erhaltenen Werte nur als Minimalzahlen zu betrachten. ,\t: .\nDie Versuche 8 und 9 weichen von den fr\u00fcheren insofern ab, als das Blut auf einer besonders rasch laufenden Zentrifuge geschleudert wurde, was eine st\u00e4rkere Zusammenballung der Blutk\u00f6rperchen und gr\u00fcndlichere Auswaschung zur Folge hatte.\tV\n\u2018) Vgl. Lusk in Asher-Spiros Ergebnissen', Bd. 18, 1912.","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"Adam Loeb,\nErgebnisse.\nDer Sauerstoffverbrauch pro Kilogramm Leber und 1 Minute .schwankte, wie die Tabelle auf der n\u00e4chsten Seite zeigt, zwischen 40,1 und 82,0 ccm und betrug im Mittel 61,1 ccm 02. Wenn man aber die einzelnen Versuche kritisch durchsieht, mu\u00df Versuch 3 wegen ungen\u00fcgender Verfettung und niederen Acetongehalts der Durchstr\u00f6mungsfl\u00fcssigkeit Ausscheiden, ebenso 8 und 9 wegen abweichender Versuchsbedingungen. Man erh\u00e4lt dann als Mittelwert 68,5 ccm (^-Verbrauch gegen\u00fcber 50,1 der Norm.\n\u00c4hnlich werden die Resultate, wenn man aus der vorigen Mitteilung Mittelwerte f\u00fcr die einzelnen Versuchsviertelstunden berechnet und sie mit denen der Phlorizinversuche vergleicht, ln . der nachstehenden Zusammenstellung v sind die Mittelwerte nach Auslassung der oben beanstandeten Versuche wiedergegeben, w\u00e4hrend die eingeklammerten Werte aus s\u00e4mtlichen Versuchen berechnet sind.\nDurchschnittswerte f\u00fcr den 02-Verbrauch pro Kilogramm Leber und Minute.\n'\t- .\t\u25a0\t*\t1\t:\u25a0 \u2022\t'\tJjl\tV\nNormalhungerhunde Phlorizinhungerhunde A nach\t15'\t54,3\t69,3\t(61,6)\nB \u00bb\tHO'\t50,5\t68,4\t(59,8)\nC \u00bb\t45'\t44,4\t61,2\t(57,2)\nAuch hierbei ergibt sich ein erh\u00f6hter Sauerstoffverbrauch der Phlorizinfettleber.\nEs kommt bei dieser Berechnung noch dazu, da\u00df sie eigentlich zuungunsten des zu Beweisenden erfolgt. In der Phlorizinfettleber ist eine Menge Fett abgelagert, das nat\u00fcrlich nicht aktiv an den Oxydationen sich beteiligt; trotzdem wurde in obiger Berechnung kein Unterschied zwischen dem Kilogramm Hunger- und Fettleber gemacht; gesch\u00e4he dies, so w\u00fcrden die Atmungswerte bei der Phlorizinleber noch st\u00e4rker in die H\u00f6he gehen. Einen gewissen Anhalt f\u00fcr die Menge des in der Leber deponierten Fettes haben wir in dem Verh\u00e4ltnis des Lebergewichtes zu dem Totalgewicht des Hundes: W\u00e4hrend die","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Atmung der k\u00fcnstlich durchbluteten Hundelebcr\ns\n\u00ab\nA \u00a9 b\u00bb\nM\n\n:0 C\nbC\na>\n\u20220\u00bb ,\u00a9 o\nui Q\no\n. \u00ab\nX\nO > J\nQ 5\u00df\nICC r-i\nOO\nOQO\nooo\nOO \u00a9\nCO \u00ceC\n\u00a900 05\n.s\nX ** t> \u00a9\n_*\u2022\t, r> #*\nOl 10\nt* bfl\nT7\u2014J\no o \u00a9\n\u00bbO \u00a9 \u00bbo\n\u00bbo\n\u00ab\u00fc ffl\n< CQ\\\n05\nS\n\u2022o\neo\nX'\nM -ix","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"Adam Loeb, Atmung der k\u00fcnstlich durchbluteten Hundelcber.\nLebern der vorigen Versuchsreihe1) 2,2\u20142,8\u00b0/o des K\u00f6rpergewichtes ausmachen, liegen diese Werte bei den Phlorizin-fettlebern zwischen 2,3 und 4,l\u00b0/o.\nWir halten uns also f\u00fcr berechtigt, der Fett leb er hei Phiorizinvergiftung eine erh\u00f6hte Oxydationst\u00e4tigkeit zuzuschreiben. Ob das auch f\u00fcr die Fettleber des pankreasdiabetischen Tieres zutrifft, sollen weitere Untersuchungen lehren.\nDie hohen Acetonwerte der Durchblutungsfl\u00fcssigkeit gehen wohl einen Fingerzeig, wozu der verbrauchte Sauerstoff verwandt wird. Bei weitem am wahrscheinlichsten ist es, da\u00df\nFetts\u00e4uren oxydiert werden. Paf\u00fcr spricht auch vielleicht, da\u00df\nrecht h\u00e4ufig der respiratorische Quotient niederer liegt als in der vorigen Mitteilung bei der Durchblutung der Hungerleber, wo er 0,44 nicht unterschreitet, w\u00e4hrend er bei der Phlofizin-leber, wie die Tabelle zeigt, im Durchschnitt niederer ist und mehrfach unter 0,44 zur\u00fcckbleibt. Es kann deshalb mit aller Deserve, die, wie oben betont, bei der Bewertung der C02-\nZahlen am Platze ist, daran gedacht werden, da\u00df die ge-\nsteigerte Anoxydierung der Fetts\u00e4uren, die in der vermehrten Acetessigs\u00e4urebildung der Phlorizinleber ihren unmittelbaren Ausdruck findet, den gesteigerten Sauerstoffverbrauch bedingt.\nZusammenfassung.\nDer Sauerstoffverbrauch der mit einer Suspension von gewaschenen Rinderblutk\u00f6rperchen in zucker- und bicarbonate freien Ringer-L\u00f6sung durchstr\u00f6mten Leber des hungernden Hundes betr\u00e4gt 27,7\u201466,0, im Durchschnitt 50,1 ccm 02 pro Kilogramm und 1 Minute.\nUnter gleichen Versuchsbedingungen ist das Sauerstoffbed\u00fcrfnis der Phlorizinfettleber h\u00f6her; es betr\u00e4gt 40,6\u201482,0, im Durchschnitt 68,5 ccm \u00d62.\n') Versuch 5 der vorigen Mitteilung mu\u00df hier ausscheiden, da er an einem Teckel angestellt wurde, die nach den Erfahrungen des hiesigen Instituts stets ein relativ hohes Lebergewicht aufweisen.","page":336}],"identifier":"lit20001","issued":"1914","language":"de","pages":"325-336","startpages":"325","title":"\u00dcber die Atmung der k\u00fcnstlich durchbluteten Hundeleber","type":"Journal Article","volume":"89"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:31:46.270597+00:00"}