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{"created":"2022-01-31T15:24:35.855217+00:00","id":"lit20029","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Thierfelder, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 91: 107-114","fulltext":[{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Cerebroside des Gehirns.\nVI. Mitteilung.\nVon\nH. Thierfelder.\n(Aus dem physiologisch-chemischen Institut der Universit\u00e4t T\u00fcbingen.)\n(Der Redaktion zugegangen am 10. April 19U.>\n* \u25a0\ni,\t\u2022\nPhrenosin. .\nIn der Cerebronfraktion der Cerebroside, wie man sie aus dem Cerebrosidgemenge mit Hilfe von 75\u00b0/o Chloroform enthaltendem Methylalkohol erh\u00e4lt,l) findet sich neben dem die Hauptmenge darstellenden Cerebron ein Cerebrosid, welches in seiner elementaren Zusammensetzung und der Art seiner Abscheidung (makroskopisch und mikroskopisch) mit dem Cerebron \u00fcbereinstimmt, sich aber von ihm durch sein Unverm\u00f6gen zu krystallisieren unterscheidet und darin, da\u00df es eine etwas leichtere und gr\u00f6\u00dfere L\u00f6slichkeit in Methylalkohol besitzt, und da\u00df seine L\u00f6sungen in schwefels\u00e4urehaltigem Methylalkohol bei mehrst\u00fcndigem Kochen nicht v\u00f6llig farblos bleiben, sondern einen leicht gelblichen Farbenton ahnehmen.2)\nIch habe f\u00fcr diese Substanz vorl\u00e4ufig den Namen Phrenosin vorgeschlagen, mit dem Thudichum die ganze Fraktion bezeichnete, es aber offen gelassen, ob nicht vielleicht in ihr nur ein mit Beimengungen behaftetes Cerebron vorliegt.\nDie spezifische Drehung 5\u00b0/\u00abiger L\u00f6sungen in 75\u00b0/o Chloroform enthaltendem Methylalkohol bei 50\u00b0 und Natriumlicht wurde bei zwei Pr\u00e4paraten verschiedener Darstellung \u00fcbereinstimmend zu +7,4\u00b0 gefunden, w\u00e4hlend die des v\u00f6llig\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. 85, S. 40 (1913).\n*) Ebenda, Bd. 08, S. 464 (1910); Bd. 85. S. 42 (1913).","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nH. Thierfelder,\nkristallisierenden Cerebrons* *) in 3,96\u00b0/oiger L\u00f6sung unter sonst gleichen Bedingungen +8,1\u00b0 betrug.2) Danach den Beobachtungen von Levene3) die spezifische Drehung der Gerebroside mit steigender Konzentration zunimmt, so d\u00fcrfte das Phrenosin \u2022ein geringeres Drehungsverm\u00f6gen besitzen als das Gerebron.\nAeetvlverbindung. Sie gleicht durchaus dem Acetyl-oerebron, zeigt auch dieselbe leichte L\u00f6slichkeit in allen Fl\u00fcssigkeiten, die versucht wurden, au\u00dfer in Wasser. Eine Acetyl-bestimmung ergab die Anwesenheit von 6 Acetylgruppen. Es wurden 32,54\u00b0/o Essigs\u00e4ure erhalten, statt der f\u00fcr eine sechsfach acetylierte Verbindung verlangten 33,36.\n0.1721 g erforderten 9,33 ccm n/io-Lauge = 56,01 mg Essigs\u00e4ure = 32,54\u00b0/o\nEine 10,00\u00b0/oige L\u00f6sung in 75\u00b0/o Chloroform enthaltendem Methylalkohol drehte im 20 cm-Rohr bei 17\u00b0 und Natriumlicht \u20141,09\u00b0. (a]n also = \u20145,4\u00b0. Auch hier ein Unterschied gegen\u00fcber dem Acetylcerebron, dessen spezifische Drehung unter denselben Bedingungen zu \u20143\u00b0 gefunden wurde.1)\nSpal tu n g. Zur weiteren Charakterisierung des Phrenosins, welches nur in geringer Menge zur Verf\u00fcgung stand, erschien es mir angezeigt, vergleichende Spaltungsversuche unter genau denselben Bedingungen mit ihm und dem Gerebron auszuf\u00fchren. F\u00fcr diesen Zweck dienten vor einigen Jahren von H. Loening und mir dargestellte und analysierte Pr\u00e4parate, \u00fcber welche in dieser Zeitschrift, Bd. 68, S. 464 berichtet worden ist (Fraktion A = Phrenosin, Fraktion D3 = Gerebron).\nDas Phrenosin hatte einen Zuckergehalt von 20,32 \u00b0/o (Bestimmung nach Bertrand).\n*) Die Entfernung der amorphen Substanz aus dem Gerebron ist schwierig. Extrahiert man ein Pr\u00e4parat, das bei der mikroskopischen Untersuchung keine amorphe Formen mehr erkennen l\u00e4\u00dft, bei 50\u00b0 mit 20\u00b0/o Chloroform enthaltendem Methylalkohol, fdtriert nach dem Erkalten und destilliert bis auf ein kleines Volumen, so entsteht eine Abscheidung, welche nicht zu kristallisieren vermag. Erst nach mehrfacher Wiederholung dieses Verfahrens erh\u00e4lt man eine Abscheidung, welche fast v\u00f6llig in Krystnlle verwandelt werden kann.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 85, S. 44 (1913).\n:1) Journ. of Biol. Chem., Vol. 15, p. 361 (1913).\n4i Diese Zeitschrift, Bd. 89, S. 248 (1914).","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Cerebroside des Gehirns. VI. 109\n0,1265g, 5.00ccm KMn04,\u2018) 48,33mg Cu, 25,7 mg Galaklose.\nJe 1 g wurden in der fr\u00fcher beschriebenen Weise mit 50ccm 10\u00b0/o Schwefels\u00e4ure enthaltendem Methylalkohol 7 Stunden am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Nach dem Erkalten uiid Abk\u00fchlen in Eiswasser saugte ich den Niederschlag ab, wusch mit wenig eiskalter methylalkoholischer Schwefels\u00e4ure derselben Konzentration aus, l\u00f6ste ihn in \u00c4ther, befreite die \u00e4therische L\u00f6sung durch Sch\u00fctteln mit Wasser im Scheidetrichter von der Schwefels\u00e4ure, filtrierte, verdunstete den \u00c4ther und wog den bis zum konstanten Gewicht getrockneten R\u00fcckstand (\u00e4therl\u00f6sliche Substanz 1), Das Filtrat wurde in einem Scheidetrichter mit der doppelten Menge Wasser versetzt und dreimal mit dm* doppelten Menge \u00c4ther gesch\u00fcttelt. Die klare w\u00e4sserige L\u00f6sung, welche nichts au\u00dfer dem Zucker, diesen aber vollst\u00e4ndig oder nahezu vollst\u00e4ndig enth\u00e4lt, wurde in einem weithalsigen Erlen-meyer-Kolben auf dem Wasserbad auf etwa \u00bb 3 eingedampft, die klare \u00e4therische L\u00f6sung im Scheidetrichter mit Wasser gesch\u00fcttelt..Dabei traten in der w\u00e4sserigen Schicht Tr\u00fcbungen und Ausscheidungen auf. Sie wurde abgel\u00e4ssen und die zur\u00fcckbleibende \u00c4therl\u00f6sung, welche ebenfalls tr\u00fcbe ist, so oft mit Wasser gesch\u00fcttelt, bis sie v\u00f6llig klar geworden untl das Waschwasser keine Spur einer Schwefels\u00e4'urereaktion .mehr zeigte. Die \u00c4therl\u00f6sung filtrierte ich, verdunstete sie und wog den bis zum konstanten Gewicht getrockneten R\u00fcckstand (\u00e4therl\u00f6sliche Substanz 2). Die Waschw\u00e4sser wurden in einem weithalsigen Erlenmeyer-Kolben vereinigt, auf dem Wasserbad eingeengt (wobei alsbald v\u00f6llige Klarheit der L\u00f6sung eintrat) und dann zusammen mit der andern w\u00e4sserigen Fl\u00fcssigkeit in einer Schale eingedampft, bis Ausscheidung eintrat. Diese filtrierte ich ab, wusch sie mit Wasser aus und trocknete sie bis zum konstanten Gewicht (\u00e4ther- und wasserunl\u00f6sliche Substanz). Das Filtrat enthielt nur Zucker.\nBei dieser Spaltung, die, wie gesagt, in ganz gleicher Weise mit beiden Substanzen ausgef\u00fchrt wurde* ergab sich ein wesentlicher Unterschied insofern, als das Hinzuf\u00fcgen von Wasser zu der Spaltungsfl\u00fcssigkeit bei dem. Cerebronversuch\n\u2018) Faktor 9.666.","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\tH. Thierfelder,\nnur eine vor\u00fcbergehende Tr\u00fcbung hervorrief, die bei weiterem Zusatz sich v\u00f6llig verlor, w\u00e4hrend sie bei dem Phrenosinversuch bestehen blieb und erst beim Sch\u00fctteln mit \u00c4ther verschwand.\nFolgende Zusammenstellung zeigt die Resultate in Prozenten.\n.. Atherl\u00f6sliche\t.. Atherl\u00f6sliche\t\u00c4ther- und wasser-\nSubstanz 1\tSubstanz 2\tunl\u00f6sliche Substanz\nCerebron ....\t47.24:\t3,01\t44,52\nPhrenosin....\t24,75\t18,52\t45,04\nDie geringere Menge \u00e4therl\u00f6slicher Substanz 1, welche bei der Phrenosinspaltung gewonnen wurde, beruht nicht etwa auf einem Versuchsfehler, denn bei der Hydrolyse eines andern Pr\u00e4parates, und zwar eines nach dem Barytacetonverfahren dargestellten, wurde das gleiche Resultat erhalten. 1,5 g dieses Phrenosins, mit 75 ccm 10% Schwefels\u00e4ure enthaltendem Methylalkohol 7% Stunden gekocht, gaben 0,3230 g \u00e4therl\u00f6sliche Substanz 1 = 21,5%.\nDie aus Cerebron und die aus Phrenosin erhaltene \u00e4therl\u00f6sliche Substanz 1 war fast ausschlie\u00dflich Ester (einige Tr\u00f6pfchen einer n/2o-Lauge gen\u00fcgten, um ihre alkoholischen L\u00f6sungen alkalisch zu machen) und zwar Cerebrons\u00e4ureester, denn die durch Verseifung aus ihnen gewonnenen S\u00e4uren schieden sich aus Alkohol in den f\u00fcr Gerebrons\u00e4ure charakteristischen mikroskopischen Formen ab und schmolzen, einmal aus einer Mischung von \u00c4ther und Petrol\u00e4ther*) umkrystallisiert, bei 100\u00b0 bezw. 100\u2014101\u00b0, hatten also denselben Schmelzpunkt, den ich auch fr\u00fcher f\u00fcr diese S\u00e4ure erhalten hatte. Sie zeigten beide, in Pyridin gel\u00f6st, Rechtsdrehung.\nDie aus Phrenosin gewonnene \u00e4ther- und wasserunl\u00f6sliche Substanz war ebenso wie die aus Cerebron erhaltene Sphingosinsulfat und zwar haupts\u00e4chlich, wenn nicht ausschlie\u00dflich, Dimethylsphingosinsulfat. Sie zeigte die leichtere L\u00f6slichkeit des methylierten Sulfats in warmem Alkohol und schied sich in dessen charakteristischen Formen ab. Die aus\n*i Siedepunkt 30\u201450\u00b0.","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Cerebroside des Gehirns.. VI. 111\nder Mutterlauge zur\u00fcckgewonnene Base gab mit alkoholischer Salzs\u00e4ure die glitzernden Bl\u00e4ttchen des Dimethylsphingosin-chlorids. Das Sulfat drehte in schwefels\u00e4urehaltigem Alkohol gel\u00f6st links. Die den Zucker des Phrenosins enthaltende w\u00e4sserige L\u00f6sung zeigte nach Entfernung der Schwefels\u00e4ure und gen\u00fcgender Konzentration Rechtsdrehung. Eine Isolierung des Zuckers zum Zweck seiner Charakterisierung als Galaktose erschien nicht n\u00f6tig, da es auf Grund fr\u00fcherer Untersuchungen von mir1) nicht zweifelhaft sein kann, da\u00df der Zucker aller Cerebroside Galaktose ist.\nDie \u00e4therl\u00f6sliche Substanz 2 aus dem Phrenosin (aus dem Cerebron wurde sie ja nur in ganz geringer Menge erhalten) stellte auch im wesentlichen einen Ester dar (auch hier gen\u00fcgten wenige Tropfen einer n 20-Lauge, um die Reaktion der alkoholischen L\u00f6sung alkalisch zu machen). Sie war bei Zimmertemperatur fest, l\u00f6ste sich leicht in Methylalkohol und in Petrol\u00e4ther bis auf eine ganz geringe Tr\u00fcbung, die durch Filtration beseitigt wurde. Die durch Verseifung gewonnene S\u00e4ure war ebenfalls bei gew\u00f6hnlicher Temperatur fest, in \u00c4ther leicht l\u00f6slich, in Petrol\u00e4ther auch in der W\u00e4rme garnicht oder nur wenig l\u00f6slich. Aus Alkohol schied sie sich erst bei starker Konzentration ab, und das mikroskopische Bild war nicht das f\u00fcr die Cerebrons\u00e4ure typische. Da f\u00fcr eine weitere Reinigung und genauere Untersuchung die Menge viel zu gering war, habe ich nur eine Titrierung in \u00e4therischer L\u00f6sung vorgenommen. Diese ergab das Molekulargewicht 375 (Cerebrons\u00e4ure = 398).\n0.1576 g verbrauchten 4.2 ccm n/to-Lauge.\nEs ist nat\u00fcrlich nicht ausgeschlossen, da\u00df auch in dieser S\u00e4ure die gew\u00f6hnliche Cerebrons\u00e4ure vorliegt, die durch Beimengen verunreinigt und dadurch in ihren Eigenschaften ver\u00e4ndert ist. F\u00fcr wahrscheinlich m\u00f6chte ich es aber nicht halten, da doch nur geringe Beimengungen in Betracht kommen k\u00f6nnen, welche kaum imstande sein d\u00fcrften, die Abscheidpng des Esters aus der urspr\u00fcnglichen Spaltungsfl\u00fcssigkeit zu verhindern. Auf jeden Fall mu\u00df es sich um eine Oxys\u00e4ure handeln, denn es sind ja sechs Acetylgruppen in das Phrenosin eingetreten. Aller-\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 14, 209 (1890).","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nH. Thierfelder,\ndings ist der bei der Acetylbestimmnng erhaltene Essigs\u00e4urewert etwas zu gering (32,54 statt 33,36\u00b0/o), aber doch zu hoch, als da\u00df die Annahme, die unbekannte S\u00e4ure sei keine Oxvs\u00e4ure, zul\u00e4ssig erscheint. Es h\u00e4tte dann nicht mehr als 31,46\u00b0/o Essigs\u00e4ure gefunden werden k\u00f6nnen. Trotz des niedrigen Titrationswertes ist an die M\u00f6glichkeit zu denken, da\u00df wir es mit der inaktiven Cerebrons\u00e4ure zu tun haben. Eine solche ist von Levene1) in Form ihres Esters aus Cerebrosiden erhalten worden, sie ist nach Levene2) auch leichter l\u00f6slich in verschiedenen L\u00f6sungsmitteln, als die aktive. Dasselbe wird vermutlich auch f\u00fcr die Ester gelten und w\u00fcrde das Ausbleiben der Ausscheidung erkl\u00e4ren. Selbstverst\u00e4ndlich ist das nur eine Vermutung, die experimentell zu pr\u00fcfen sein wird, sobald mir wieder Material f\u00fcr die Spaltung zur Verf\u00fcgung steht.3) Wenn es sich so verhalten sollte, dann w\u00fcrde in dem von mir untersuchten Phrenosin ein Gemenge von zwei Cerebronen vorliegen, von denen das eine die aktive, das andere die inaktive Cerebrons\u00e4ure enth\u00e4lt. Das mit der aktiven S\u00e4ure ist das krystallisierende.\nDie Spaltung des Cerebrons hat der Theorie nahekommende Werte geliefert. Sie verlangt 49,82 \u00b0/o Cerebrons\u00e4uremethylester und 43,78\u00b0/o Dimethylsphingosinsulfat.\nEine dritte Cerebrosidfraktion.\nWie fr\u00fcher beschrieben, erhielt ich aus dem Cerebrosid-gemenge nach m\u00f6glichster Abtrennung von Cerebron und Kerasin zwei weitere Fraktionen, von denen die schwerer l\u00f6sliche nach Entfernung von zuckerfreier Substanz 18\u201419\u00b0/o Zucker enthielt und bei der Analyse Werte gab, welche mit den f\u00fcr Kerasin erhaltenen ziemlich \u00fcbereinstimmten.4)\nLeider ging von dieser Substanz, di\u00e7 nur in wenigen Grammen zur Verf\u00fcgung stand, f\u00fcr Untersuchungen, die zu keinem Resultat f\u00fchrten, der gr\u00f6\u00dfere Teil verloren, so da\u00df f\u00fcr die Spaltung nur 1,7 g \u00fcbrig blieben. Es wurden zwei Ver-\n*) Journ. of Biol. Chem., Vol. 15, p. 360 (1913).\n*) Ibidem, Vol. 12, p. 383 (1912).\ns) Die erhaltene S\u00e4ure ging leider durch einen Unfall verloren, so da\u00df sie nicht polarisiert werden konnte.\n4) Diese Zeitschrift, Bd. 89, S. 238 (1914).","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Cerebroside des Gehirns. VI. 113\nsuche mit 0,7 g (Versuch 1) und 1,0 g (Versuch 2) gemacht, von denen aber nur der erste quantitativ durchgef\u00fchrt wurde.\nDa ebenso wie bei der Kerasinspaltung beim Kochen mit 10% Schwefels\u00e4ure enthaltendem Methylalkohol eine Abscheidung \u00f6liger Tropfen erfolgte, so wurde 7,5% Schwefels\u00e4ure enthaltender (auf lg 50 ccm) .'benutzt und 9 Stunden (Versuch 1) bezw. 14 Stunden (Versuch 2) gekocht. In Versuch 2 kam es unter dieser Bedingung zu keiner \u00d6lbildung, in Versuch 1 trat sie trotzdem auf. fr ach dem Abk\u00fchlen bestand die Abscheidimg in beiden F\u00e4llen aus krvstallinischen Massen und halb erstarrten Tr\u00f6pfchen. Die weitere Behandlung geschah in- der oben beim Phrenosin beschriebenen Weise. Beim Verd\u00fcnnen des Hitrats mit W asser entstand nur vor\u00fcbergehend eine Tr\u00fcbung, im Gegensatz zum Phrenosin und in \u00dcbereinstimmung mit dem Cerebron. In Versuch 1 wurden erhalten: \u00c4therl\u00f6sliche Substanz 1: 32,03%, \u00e4therl\u00f6sliche- Substanz 2:\n17,9%, \u00e4ther- und wasserunl\u00f6sliche Substanz: 38,6%.\n\u00c4therl\u00f6sliche Substanz 1. Sie war von fester Beschaffenheit. 0,1622 g von Versuch 1 und 0,182 g von Versuch 2, im ganzen also 0,3442 g, wurden, jede f\u00fcr sich, in hei\u00dfem \u00c4thylalkohol gel\u00f6st; die Abscheidungen, glitzernde Pl\u00e4ttchen, wurden gemeinsam abgesaugt und stellten eine silbergl\u00e4nzende, nicht zerreibliche Masse dar, welche bei 56-57\u00b0 schmolz. Es handelte sich also um den Methylester der Kerasins\u00e4ure (Lignoeerins\u00e4ure).1) Die Menge betrug 0,068 g =19,8\u00b0.\u00bb der \u00e4therl\u00f6slichen Substanz oder 4% des Cerebrosids. Der R\u00fcckstand des Filtrats hatte eine \u00f6lige Beschaffenheit, reagierte neutral und l\u00f6ste sich in hei\u00dfem Methylalkohol, um beim Erkalten sich wieder als \u00d6l abzuscheiden. Er wurde durch Kochen mit methylalkoholischer Natronlauge verseilt, die Seifenl\u00f6sung eingeengt, die Abscheidung abgesaugt, mit Methylalkohol verrieben und wiederum abgesaugt. Die aus diesem Natronsalz gewonnene S\u00e4ure krvstallisierte aus \u00c4ther in radi\u00e4r gestellten Nadeln, in Petrol\u00e4ther l\u00f6ste sie sich in der W\u00e4rme nicht v\u00f6llig. Nach Entfernung dieses geringen unl\u00f6slichen Teils und Verdunsten des Petrol\u00e4thers hinterblieben 0,1445 g (= 42% der\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 85, S. 55 (1913).\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCI\t8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114 II. Thierfelder, Unters, \u00fcber d. Cerebroside d. Gehirns. VI.\n\u00e4therl\u00f6slichen Substanz oder 8,5 \u00b0/o des Gerebrosides) einer S\u00e4ure von festweicher Beschaffenheit und dem Molekulargewicht 380.\n0,1437 g verbrauchten 3,78 ccm n/io-Lauge.\nDie aus der Titrationsfl\u00fcssigkeit wiedergewonnene S\u00e4ure krystallisierte aus hei\u00dfem Petrol\u00e4ther und hei\u00dfem Aceton in N\u00e4delchen, welche unscharf zwischen 80 und 90\u00b0 schmolzen. Aus dem Filtrat des Natronsalzes wurden noch 0,0665 g (= 19,3\u00b0/o der \u00e4therl\u00f6slichen Substanz oder 3,9\u00b0/o des Cere-brosids) einer S\u00e4ure gewonnen, die sich in warmem Petrol\u00e4ther l\u00f6ste und das Molekulargewicht 400 besa\u00df.\n0,0645 g verbrauchten 1,61 ccm n/to-Lauge.\n\u00c4therl\u00f6sliche Substanz 2. 0,1250 g. Sie stellte ein Ol dar, welches dem aus der \u00e4therl\u00f6slichen Substanz nach Abtrennung des Methylesters der S\u00e4ure C24H4802 erhaltenen durchaus \u00e4hnlich sich verhielt: L\u00f6slichkeit in Alkohol, Abscheidung aus hei\u00dfem Methylalkohol als \u00d6l. Die durch Verseifung gewonnene S\u00e4ure krystallisierte aus \u00c4ther und l\u00f6ste sich in warmem Petrol\u00e4ther. Das Molekulargewicht betrug 388.\n0.0872 g verbrauchten 2,25 ccm n/to-Lauge.\n\u00c4ther- und wasserunl\u00f6sliche Substanz. 0,2700 g. Sie l\u00f6ste sich leicht in warmem Alkohol und krystallisierte in den charakteristischen Formen des Dimethvlsphingosinsulfats. Einmal umkrystallisiert gab sie bei der Analyse 61,93\u00b0/o G und ll,27\u00b0/o H.\n0,0824 g lieferten 0,1871 g C02 und 0,0836 g H\u201e0.\nSphingosinsulfat verlangt 61,08\u00b0/o C und 10,78\u00b0/o H, Di-methylsphingosinsulfat 62,98\u00b0/o G und ll,05\u00b0/o H.\nDie w\u00e4sserige L\u00f6sung zeigte nach Entfernung der Schwefels\u00e4ure und starker Konzentration Rechtsdrehung.\nDie untersuchte Fraktion enth\u00e4lt also Kerasin und, wie es scheint, ein anderes Gerebrosid, dessen Komponenten Sphingosin, Galaktose und eine von den bisher in den Cerebrosiden gefundenen S\u00e4uren vermutlich verschiedene S\u00e4ure sind. Die Natur dieser S\u00e4ure ist noch aufzukl\u00e4ren.\nDas Ausgangsmaterial f\u00fcr diese und die vorangegangenen Arbeiten \u00fcber die Cerebroside verdanke ich der Liebensw\u00fcrdigkeit der Direktion der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. in Elberfeld.","page":114}],"identifier":"lit20029","issued":"1914","language":"de","pages":"107-114","startpages":"107","title":"Untersuchungen \u00fcber die Cerebroside des Gehirns. VI. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"91"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:24:35.855222+00:00"}