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{"created":"2022-01-31T14:35:46.947737+00:00","id":"lit20031","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Pekelharing, C. A.","role":"author"},{"name":"C. J. C. Van Hoogenhuyze","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 91: 151-164","fulltext":[{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Cammidgesche Pankreasreaktion.\nVou\nC. A. Pekelharing und C. J. C. Van Hoogenhuyze.\n(Der Redaktion zugegangen am .22. April ltfu.)'\nVor zehn Jahren teilte Cammidge mit,1) da\u00df aus vorher mit Salzs\u00e4ure gekochtem menschlichen Harn bisweilen ein, aus feinen, \u00f6fters gebogenen, in Rosetten zusammengef\u00fcgten Krystallnadeln bestehendes Osazon zu erhalten ist, und zwar aus Harn von an Pankreaserkrankungen leidenden Patienten. Diese Reaktion w\u00e4re nach Cammidge ein wertvolles Hilfsmittel bei der oft so schwierigen Diagnose von Pankreasleiden.\n\u00dcber den Wert der Reaktion f\u00fcr die Klinik sind die Meinungen noch nicht einstimmig. Der eine von uns (V. II.) hat seit l\u00e4ngerer Zeit in der hiesigen chirurgischen Klinik eine ziemlich gro\u00dfe Zahl von Beobachtungen in bezug hierauf gemacht, welche ihn zur Best\u00e4tigung der Cam midge sehen Auffassung gef\u00fchrt haben. Diese Beobachtungen werden an anderer Stelle ver\u00f6ffentlicht werden.\nHier werden wir uns nur mit der Frage besch\u00e4ftigen, aus welchem Harnbestandteil die Cammidgeschen Krvstalle entstehen.\nDie Reaktion wurde von uns immer in folgender, von Cammidge vorgeschriebenen Weise2) ausgef\u00fchrt.\n20 ccm Harn, n\u00f6tigenfalls vorher von Eiwrei\u00df oder Zucker befreit, wird mit 1 ccm Salzs\u00e4ure (spezifisches Gewicht 1,16) 10 Minuten auf dem Sandbad gekocht, dann gek\u00fchlt und, wenn n\u00f6tig, mit Wasser wieder auf 20 ccm gebracht. .letzt wird \\ g Bleicarbonat hinzugesetzt, nach einigen Minuten die Fl\u00fcssig-\n\u2018) The Lancet, 1901, S. 7H2.\n*) British med. Journal. 1900, S. 1130.","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"C. A. Pekelharing und C. J. C. Van Hoogenhuyze,\nkeit nochmals gek\u00fchlt, auf einem angefeuchteten Filter filtriert und, nach Zusatz von 4 ccm Bleiessig, wieder filtriert. Das Filtrat wird mit 2 g Natriumsulfat gekocht, gut gek\u00fchlt und filtriert. Zu 12 ccm dieses Filtrats wird 0,8 g salzsaures Phenylhydrazin, 2 g Natriumacetat und 1 ccm 50\u00b0/oige Kssigs\u00e4ure hinzugesetzt. Diese Fl\u00fcssigkeit wird w\u00e4hrend 10 Minuten auf dem Sandbad gelinde gekocht und dann hei\u00df filtriert. Bei positivem Ausschlag scheidet sich beim Abk\u00fchlen ein flockiger, gelber Niederschlag aus, welcher aus feinen, \u00f6fters gebogenen,\nsich in 33\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure leicht l\u00f6senden Krystallnadeln besteht.\nDa die Reaktion sich nur zeigt, wenn der Harn vorher mit Minerals\u00e4ure gekocht worden ist, mu\u00df man annehmen, da\u00df das sich ausscheidende Osazon von einem Zucker gebildet wird, welcher im unver\u00e4nderten Harn nicht vorhanden ist. sondern durch die Hydrolyse irgend eines anderen Harnbestandteiles frei gemacht wird. Dabei hat man wohl in erster Linie an die von Baisch1) und dann von Lemaire2) mittels Benzoylchlorid und Alkali aus normalem Harn bereitete dextrinartige Substanz zu denken.\nNach Gammidge kann.diese Substanz nicht als der Grund der Reaktion betrachtet werden. Er sagt dar\u00fcber: \u00aba series of careful experiments carried out for the purpose failed to demonstrate that the reaction obtained in pancreatic urines was due to the so-called animal gum from which the reducing substance of normal urine is said to arise.\u00bb3) Nachdem aber \u00fcber die hierauf bez\u00fcglichen Versuche nichts mehr gesagt wird, kann man dieser Aussprache keine \u00fcberzeugende Kraft zuerkennen.\nAuch Smolenski 4) hat die M\u00f6glichkeit, das Osazon k\u00f6nnte von hydrolysiertem Harndextrin herstammen, erwogen. Es gelang ihm aber nicht, aus einem Harn, welcher starke Cammidge-sche Reaktion gab, mittels Benzoylchlorid Dextrin zu bereiten.\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. 18, S. 198, Bd. 19, S. 839, Bd. 20. S. 249.\n*1 Ibid.. Bd. 21, S. 442.\n3! The Lancet, 1904, S. 783.\n4) Diese Zeitschrift, Bd. 00. S. 110.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Cam mid geselle Pankreasreaklion.\t153\nEr schlie\u00dft daraus, da\u00df aus- seinem Befund hervorgehe, da\u00df \u00abnochmals die Annahme des Vorhandenseins von tierischem Gummi im Harn hinf\u00e4llig wird\u00bb. Die Weise, in welcher er den Gummi zu bereiten versuchte, war aber nicht sehr zweckm\u00e4\u00dfig. Der die durch Verseifung mit Natrium\u00e4thylat aus den Benzoylestern frei gemachten Kohlenhydrate enthaltende Alkohol wurde mit Wasser verd\u00fcnnt, welchem, zur Entfernung der Benzoes\u00e4ure, ziemlich viel Schwefels\u00e4ure zugesetzt werden mu\u00dfte. Die L\u00f6sung wurde mit Barytwasser neutralisiert, filtriert, auf ein kleines Volumen eingeengt und mit absolutem Alkohol versetzt, so da\u00df sich ein gro\u00dfer Niederschlag von Natriumsulfat bildete, in welchem der. immerhin in kleiner Menge vorhandene, Gummi begreiflicherweise schwer zu finden sein mu\u00dfte. Au\u00dferdem ist es fraglich, ob genug Alkohol zugesetzt wurde, um den Gummi niederzuschlagen. Befolgt man die von Lemaire angegebene Methode, so kann man aus normalem menschlichen Harn immer das dextrin\u00e4hnliche, in Alkohol schwer l\u00f6sliche Polysaccharid erhalten. Man hat,also keinen Grund anzunehmen, da\u00df in dem von Smolenski untersuchten Harn der Gummi tats\u00e4chlich fehlte.\nCam midge1) ist sp\u00e4ter zu der Annahme gelaugt, die Kry- ' stalle w\u00fcrden das Osazon einer Pentose darstellen, es w\u00fcrde also bei der Hydrolyse des Harns eine Pentose frei werden. Andere, wie Grimbert und Bernier,2) Caro und JV\u00f6rner,3) Filippo1) sind vielmehr der Ansicht, da\u00df die Muttersubstanz der Krystalle in einer beim Kochen mit Salzs\u00e4ure gespaltenen Glukurons\u00e4ureverbindung zu suchen sei. W\u00e4re aber die eine oder die andere Meinung richtig, so sollte man erwarten, da\u00df es leicht m\u00f6glich sein w\u00fcrde, in stark reagierendem Harn entweder Pentose oder Glukurons\u00e4ure nachzuweisen. Das ist aber unserer Erfahrung nach nicht der Fall. Niemals konnten wir in einem solchen Harn mit Salzs\u00e4ure und Orcin oder Phloroglucin oder auch Naphthoresorcin eine deutliche Reaktion hervorrufen.\n\u25a0*\ti\n') Proc. Royal Soc., London. Bd. 71, S. 375, 1300.\n*) Journal de Pharm, et de Chim., 6* S\u00e9r., Bd. 30, $. 529. -\t.\n*) Berl. klin. Wochenschr., 1909, S. 354.\t\u2022\n4) Ned. Tijdschr. v. Geneesk., 1910, Bd. 2, S. 2031.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"loi c. A. Pekelharing und G. J. C. Van Hoogenhuyze,\nDie Frage, ob das Harndextrin als die Muttersubstanz des von Cam midge gefundenen Osazons betrachtet werden darf, schien uns deshalb einer erneuten Bearbeitung wert.\nErstens haben wir untersucht, ob Harn, welcher die Cam-midgesche Reaktion zeigt, mehr Gummi enth\u00e4lt als normaler Harn. Zwar ist an einer einigerma\u00dfen genauen Bestimmung des Harndextrins einstweilen nicht zu denken, es w\u00e4re aber m\u00f6glich, da\u00df bei einer immer in derselben Weise stattfindenden Bereitung sich auffallende Unterschiede zeigen w\u00fcrden.\nWir gebrauchten die von Lemaire beschriebene Methode. Nachdem der Harn, durch Zusatz von Natronlauge und Filtration, gr\u00f6\u00dftenteils von Erdalkaliphosphaten befreit worden war, wurde derselbe, in der bekannten Weise, mit Benzoyl-chlorid und Natronlauge gesch\u00fcttelt. Die Ester wurden abfiltriert, auf dem Filter ausgewaschen, im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet und mit Natrium\u00e4thvlat verseift. Da wir nicht den in dem Alkohol gel\u00f6sten Zucker, sondern den ungel\u00f6st gebliebenen Gummi zu bereiten beabsichtigten, wurde die Fl\u00fcssigkeit, ohne S\u00e4ure- oder Wasserzusatz, zentrifugiert. Der Niederschlag wurde in 92\u00b0/oigem Alkohol aufgenommen, wieder abzentrifugiert und dann in Wasser gebracht. Die stark alkalisch reagierende L\u00f6sung wurde mit Essigs\u00e4ure neutralisiert und auf dem Saugfilter durch zusammengepre\u00dften Papierbrei von einer immer ziemlich gro\u00dfen Menge ungel\u00f6ster Substanz abfiltriert. Zur L\u00f6sung des Gummis soll m\u00f6glichst wenig Wasser gebraucht werden. Sonst wird die Alkoholmenge, welche zugesetzt werden mu\u00df, zu gro\u00df. Wir setzten das l\u00f6fache Volumen 92\u00b0/oigen Alkohols zu. Zur richtigen Ausflockung des (lumminiederschlages war es bisweilen n\u00f6tig, ein paar Tropfen Chlorcalciuml\u00f6sung hinzuzuf\u00fcgen. Der Niederschlag wurde dekantiert, einige Male mit 92\u00b0/oigem Alkohol ausgewaschen, filtriert, in wenig Wasser gel\u00f6st, von ungel\u00f6sten Bestandteilen abfiltriert und wieder mit Alkohol gef\u00e4llt. Schlie\u00dflich wurde die Substanz mit \u00c4ther, dann mit absolutem Alkohol ausgewaschen und \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet. Die so erhaltene Substanz erhielt erst nach Kochen mit Minerals\u00e4ure das Verm\u00f6gen, Kupferoxyd in alkalischer L\u00f6sung zu reduzieren.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Cammidgesche Pankreasreaktion.\t155\nJetzt stellte es sich heraus, da\u00df Harn, welcher die Cammidgesche Reaktion zeigt, viel mehr Benzovlester liefert als normaler Harn. Ls ist dabei nicht die Rede von einer einigerma\u00dfen genauen quantitativen Bestimmung, nicht nur weil man nicht wrei\u00df, ob der Ester jedesmal dieselbe Zusammensetzung hat, sondern auch weil die Benzoylester unvermeidlich von aus dem Harn mitgef\u00e4llten Sto\u00dfen verunreinigt sind. Es gelang uns nicht, Mittel zu finden, den Harn vor der.Behandlung mit Benzoylchlorid von diesen Stoffen zu befreien. Mit dem von Cammidge daf\u00fcr empfohlenen Sublimat wird eine nur sehr unvollst\u00e4ndige Reinigung erhalten und von Bleiessig und von Mercurinitrat wird auch der Gummi niedergeschlagen. Die Lnterschiede zwischen normalem und die Cammidgesche Reaktion gebendem Harn waren aber* so betr\u00e4chtlich, da\u00df deren Bedeutung wohl nicht zu bezweifeln sein d\u00fcrfte.\nBei zwei v\u00f6llig gesunden Personen und bei zwei Patienten, deren Harn mit Cammidge einen positiven Ausschlag gab, wurde w\u00e4hrend einiger Tage der in je 24 Stunden ausgeschiedene Harn gesammelt und f\u00fcr die Bereitung von Benzoylester verwendet. Die t\u00e4gliche Ausbeute von im Vakuum getrocknetem Ester betrug:\nI.\t2,9 g. 3,4 g, B,2g, 2,9 g, 2,7 g, 2> g, 3,3 g.\nII.\t3,0 \u00ab 1,7 \u00bb 3,9 * 3,9 \u00bb\n3.00 g t\u00e4glich durchschnittlich, bei Patienten mit positiver Reaktion :\nI.\t11,4 g. 0,0 g, 18,0 g.\nII.\t9,0 *\t11,2 \u00bb\t8.6 *\n10,8 g t\u00e4glich durchschnittlich.\nHieraus allein darf noch nicht gefolgert werden, da\u00df der Gehalt an Harndextrin bei den Patienten erh\u00f6ht war, da ja die aus dem Harn erhaltenen Ester Benzoylverbindungen mehrerer Kohlenhydrate sind. Soweit bekannt ist, kommen dabei aber, neben dem Dextrin, nur Glukose und ein Disaccharid, Isomaltose oder wenigstens ein damit sehr nahe verwandter Stoff, beide reduzierende Zuckerarten, in Betracht. W\u00e4re der Gehalt des Harns an diesen Stoffen erh\u00f6ht, so w\u00fcrde das sich schon bei dem nicht mit Salzs\u00e4ure gekochten Harn durch erh\u00f6htes reduzierendes Verm\u00f6gen und durch die Ausscheidung von","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"N\n1*')6 C. A. Pekelharing und C. J. C. Van Hoogenhuyze,\nOsazonen nach Behandlung mit Phenylhydrazin ergeben. Das ist aber bei Harn, welcher die Reaktion von Gammidge zeigt, im allgemeinen nicht der Fall, insbesondere nicht in den beiden erw\u00e4hnten F\u00e4llen. Es war also als wahrscheinlich zu betrachten, da\u00df die von den Patienten erhaltenen Ester zu einem gr\u00f6\u00dferen Teil als die Ester aus normalem Harn Gummi enthalten w\u00fcrden.\nDer Gummigehalt der Ester ist aber nur ann\u00e4hernd zu sch\u00e4tzen. Beim wiederholten Aufl\u00f6sen in Wasser, Filtrieren und wieder F\u00e4llen mit Alkohol hat man mit unberechenbaren Verlusten zu rechnen und schlie\u00dflich war die Substanz, wie wir dieselbe f\u00fcr unsere Versuche gebrauchten, immer mehr oder weniger mit anderen, insbesondere anorganischen Bestandteilen verunreinigt. Bei einer m\u00f6glichst gleichartigen Bereitungsweise wurde aber aus dem Benzoylester aus die Cammidgesche Reaktion zeigendem Harn mehr Gummi erhalten wie aus den von normalem Harn herstammenden Estern. So gab 59,2 g im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrockneter Ester aus normalem Harn 0,790 g Gummi, also l,33\u00b0/o, 82,7 g Ester ans Harn, welcher mit Gammidge positiv war, dagegen 2,17 g, also 2,6\u00b0/\u00ab.\nWir glauben hieraus also schlie\u00dfen zu d\u00fcrfen, da\u00df Harn, welcher bei der Reaktion von Gammidge einen positiven Ausschlag gibt, die von Bai sch und von Lemaire beschriebene dextrinartige Substanz in gr\u00f6\u00dferer Menge enth\u00e4lt als normaler Harn. Jetzt mu\u00dfte untersucht werden, ob durch Kochen mit Salzs\u00e4ure diese Substanz derartig ver\u00e4ndert wird, da\u00df sie mit Phenylhydrazin dieselben Krystalle liefert, .welche bei der Ga mm id ge sehen Reaktion ausgeschieden werden.\nAls charakteristische Eigenschaften dieser Krystalle sind von Gammidge angegeben worden: die Form, feine, oft gebogene, in Rosetten gruppierte Nadeln, die L\u00f6slichkeit in hei\u00dfem Wasser und die sehr leichte L\u00f6slichkeit in 33rt/oiger Schwefels\u00e4ure.\nVon der Richtigkeit dieser Angaben haben wir uns \u00fcberzeugen k\u00f6nnen. Von Phenylglukosazon unterscheiden sich die Gammidgeschen Krystalle nicht nur durch die Krystallform, sondern in erster Linie durch ihre L\u00f6slichkeit in hei\u00dfem Wasser.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"i'ber die Cam mid ge sehe Pankreasreaktion.\t157\nNicht so scharf aber sind sie von dem Osazon des im Harn vorkommenden, wahrscheinlich als Isomaltose zu betrachtenden Zucker zu unterscheiden. Dieser Zucker liefert mit Phenylhydrazin ein Osazon, welches ebenso in hei\u00dfem Wasser l\u00f6slich ist und sich auch in aus Nadeln aufgebauten Kosetten absetzt. Zwar sind diese Nadeln nicht so fein als die Cam pH dg eschen Krystalle. Wird aber das Cammidgesche'Osazon aus hei\u00dfem Wasser umkrystallisiert, so scheidet es sich meistens in einer Form aus, welche vor\u00e7 derjenigen des Isomaltosazons nicht gut zu unterscheiden ist. Der von Lemaire gefundene Schmelzpunkt des Isomaltosazons, 150\u00b0\u2014151\u00b0 C., weicht aber nicht unbetr\u00e4chtlich von demjenigen der Cammidgeschen Krystalle ab. Au\u00dferdem, die Isomaltose kommt als solche im Harn vor. R\u00fchrte also das von Cammidge entdeckte Osazon von diesem Zucker her, so w\u00fcrde es sich auch aus dem nicht mit Salzs\u00e4ure gekochten Harn bilden, und das ist nicht der Fall.\nIn bezug auf den Schmelzpunkt des Osazons gehen die Befunde der verschiedenen Forscher auseinander. Wir fanden in drei F\u00e4llen den Schmelzpunkt der dreimal aus hei\u00dfem Wasser umkrvstallisierten Substanz: 176\u00b0, 1779, 173<> C.-\nCammidge1) fand in 8 F\u00e4llen einen nur wenig h\u00f6heren Schmelzpunkt: 178\u00b0\u2014180\u00b0 C.\nGr\u00f6\u00dfer war der Unterschied im Stickstoffgehalt.\nWir fanden daf\u00fcr in drei, verschiedene Patienten betreffenden F\u00e4llen: ll,64\u00b0/0, 10,65\u00b0/o und 12,71 \u00bbIo. Jedesmal war das Osazon dreimal aus hei\u00dfem \\\\ asser umkrystallisiert. Im ersten Fall wurde es bei 105\u00b0 C. getrocknet, in den beiden anderen im Vakuum bei 60\u00b0 C. Die Bestimmung fand nach der Kjeldahlschen Methode statt,\nCammidge dagegen fand nach 8 F\u00e4llen, nach der Dumas sehen Methode, im Mittel l\u00f6,88, wenigstens 16,40, h\u00f6chstens 1 /, 11 \u00b0/o N. Dabei mu\u00df aber bemerkt werden, da\u00df Cammidge f\u00fcr die Bestimmung des Stickstoffgehaltes und des Schmelzpunktes Osazone verwendete, welche folgenderma\u00dfen bereitet waren. Aus je 4 Liter Harn wurden, nach Kochen mit^Salzs\u00e4ure und Entfernen der S\u00e4ure mittels Blei, die Kohlen-\nx) Proc. Royal. Soc. London, 1909, p. 371.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"G. A. Pekelharing und C. J. C. Van Hoogenhuyzc,\nhydrate mit Bleiessig und Ammoniak gef\u00e4llt. Der Niederschlag wurde mit Schwefelwasserstoff zersetzt, die L\u00f6sung noch einmal mit Bleiessig und Ammoniak gef\u00e4llt, der Niederschlag in etwa 100 ccm Wasser suspendiert, entbleit, und dann wurde die L\u00f6sung mit Phenylhydrazin gekocht. Bei dieser Behandlung war also die Konzentration der Kohlenhydrate des Harns etwa 40mal vergr\u00f6\u00dfert, soda\u00df jetzt auch Glukose und Glukuron-s\u00e4ure, welche ja in jedem Harn enthalten sind, nicht mehr au\u00dfer Betracht bleiben d\u00fcrften. Man mu\u00df wohl annehmen, da\u00df die, nach der Behandlung mit Phenylhydrazin ausgeschiedenen Krystalle mit Phenylglukosazon, vielleicht auch mit von Glukurons\u00e4ure herstammenden Verbindungen verunreinigt waren. Mit einer solchen Verunreinigung braucht man bei der Behandlung von nur mit Salzs\u00e4ure gekochtem Harn, welcher Glukose und Glukurons\u00e4ure nur spurenweise enth\u00e4lt, nicht zu rechnen. Zudem verwendete Cammidge zum Umkrystallisieren des Osazons 10\u00b0/oigen Alkohol, in welchem Phenylglukosazon keineswegs unl\u00f6slich ist, w\u00e4hrend diese Verbindung beim Umkristallisieren aus hei\u00dfem Wasser so gut wie vollst\u00e4ndig durch Filtration entfernt werden kann. Es kommt uns nicht unm\u00f6glich vor, da\u00df die hohen Werte von Cammidge f\u00fcr den Schmelzpunkt und zumal f\u00fcr den Stickstoffgehalt gefunden, derartigen Verunreinigungen zugeschrieben werden d\u00fcrften. Vielleicht k\u00f6nnen in derselben Weise auch die von Cammidge beobachteten positiven Phloroglucin- und Orcinreaktionen erkl\u00e4rt werden. Wie Grimbert und Bernier fanden, wird bei der vorangehenden Behandlung mit Bleicarbonat und basischem Bleiacetat die Glukurons\u00e4ure nicht oder sehr unvollst\u00e4ndig gef\u00e4llt. Dieser Stoff mu\u00df also wohl in dem mit Bleiessig und Ammoniak hervorgerufenen Niederschlag enthalten gewesen sein. Und eben mit den in relativ wenig Wasser gel\u00f6sten Bestandteilen dieses Niederschlags erhielt Cammidge die Reaktionen, welche ihn zur Annahme des Vorhandenseins von Pentosen veranla\u00dften, ebensogut aber von Glukurons\u00e4ure herr\u00fchren k\u00f6nnten.\nAnfangs schlugen unsere Versuche, aus dem in der beschriebenen Weise aus Harn bereiteten Gummi Krystalle wie","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"159\n\u00dcber die Cammidgesclie Pankreasreaktion.\ndie von Cammidge beschriebenen zu erhalten, fehl. Der Gummi wurde in 1 \u00b0/oiger HCl gel\u00f6st und gekocht. Die L\u00f6sung wurde dann, entweder mit Natronlauge oder, mit Natriumacetat, von Salzs\u00e4ure befreit und mit salzsaurem Phenylhydrazin und Natriumacetat gekocht. Dann setzte sich aber auch nach Abk\u00fchlung kein Osazon ab. Nur in zwei F\u00e4llen, in welchen die salzsaure L\u00f6sung des Gummis in genau derselben Weise behandelt wurde, als von Gam midge f\u00fcr Harn angegeben ist, bildeten sich nach der Abk\u00fchlung einzelne gelbe Nadeln, in zwei anderen ballen aber war bei derselben Behandlung von der Bildung eines Osazons nichts zu linden. Wir versuchten die Hydrolyse vorsichtiger stattfinden z\u00fc lassen durch Kochen des Gummis, statt in Salzs\u00e4ure, in l\u00b0/oiger Monochloressigs\u00e4ure, auch dann aber bildete sich kein Osazon. In der Absicht, zu untersuchen, ob vielleicht beim Kochen mit S\u00e4ure die aus dem Gummi gebildeten reduzierenden Stoffe bald weiter zersetzt wurden, haben wir wiederholte Male das Reduktionsverm\u00f6gen der L\u00f6sung nach k\u00fcrzerem oder l\u00e4ngerem Kochen mit Salzs\u00e4ure oder mit Monochloressigs\u00e4ure, nach der Methode von Schoorl,1) oder nach der Methode von Bertrand, bestimmt. Dabei stellte es sich heraus, da\u00df die Reduktion nach einer Viertel-, h\u00f6chstens einer halben Stunde Kochen im Wasserbad ihr Maximum erreicht hatte und erst abzunehmen anfing, wenn das Kochen l\u00e4nger als zwei Stunden fortgesetzt wurde. Aus dem Gummi werden also beim Kochen mit S\u00e4ure reduzierende Stoffe gebildet, welche, in der gew\u00f6hnlichen Weise mit Phenylhydrazin behandelt, kein Osazon liefern.\nEs mu\u00dfte aber an die M\u00f6glichkeit gedacht werden, da\u00df bei der Cammidgesehen Reaktion das Harndextrin nur unvollst\u00e4ndig hydrolysiert wird. Es k\u00f6nnte sein, da\u00df andere Harnbestandteile die Wirkung der S\u00e4ure hinderten. Umsomehr war diese M\u00f6glichkeit in Betracht zu ziehen, da der Stickstoffgehalt des aus Harn erhaltenen Osazons, in unseren Bestimmungen, wenn auch die \u00dcbereinstimmung der drei erhaltenen Werte ungen\u00fcgend war, im Mittel ll,66\u00b0/o, sich mehr demjenigen eines\nZeitschr. f. angewandte Chemie, 1899, S. 633.","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"IW (!. A. Pekelliaring und (1. J. C. Van Hoogenhuyze.\nHexobiosazons, l(),77\u00b0/o, als dem Stickstoffgehalt eines Osazons eines Monosaccharids, 15,64\u00b0/o, n\u00e4herte.\nTats\u00e4chlich wurden gelbe Krystallnadeln erhalten, wenn vor dem Kochen der L\u00f6sung des Gummis in 1 \u00b0/o iger Salzs\u00e4ure, NaGl (l,5\u00b0/o), Na2HP04 (0,44\u00b0/o) oder ein Gemenge beider Salze hinzugesetzt war, etwa in der Konzentration, in welcher diese Salze im Harn Vorkommen. Auch dann aber gelang es nicht immer, ein Osazon hervorzurufen, und niemals war die Menge davon so grob als nach der Menge des verwendeten Gummis erwartet werden d\u00fcrfte. Wenn aber eine L\u00f6sung von 100 bis 200\u2018mg Gummi in 10 ccm Wasser mit dem gleichen Volumen eines Harns vermischt wurde, welcher mit der G am mid gesehen Reaktion einen negativen Ausschlag gab, und wenn dann dieses Gemisch nach der Gam midge sehen Methode behandelt wurde, dann bildete sich ausnahmlos nach Abk\u00fchlung ein reichlicher Niederschlag von Krystallen, welche v\u00f6llig, auch in bezug auf den Schmelzpunkt, mit denjenigen \u00fcbereinstimrnten, welche aus dem Harn von Pankreaskranken erhalten werden. Viermal wurde der Schmelzpunkt des dreimal aus hei\u00dfem Wasser umkrystallisierten Osazons bestimmt. Einmal wurde aus Harn eines Patienten herstammender Gummi f\u00fcr die Reaktion gebraucht, die anderen drei Male wurde aus normalem Harn bereiteter Gummi normalem Harn zugesetzt. Im ersten Fall schmolz das Osazon bei 176\u00b0, in den anderen drei F\u00e4llen bei 175\u00b0, 177\u00b0 und 175\u00b0 C.\nAus unseren Befunden geht also hervor, da\u00df die in normalem menschlichen Harn vorkommende dextrinartige Substanz, in Harn gel\u00f6st, durch Kochen mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure derartig ver\u00e4ndert wird, da\u00df daraus mit Phenylhydrazin die von (.ammidge beschriebenen Krystalle gebildet werden k\u00f6nnen. Es ist also verst\u00e4ndlich, da\u00df bei der Anwendung der Camm id gesehen Reaktion auf normalen Harn bisweilen einzelne der von ihm beschrieben Krystalle gefunden werden k\u00f6nnen, in derselben V eise, als aus normalem Harn bei sorgf\u00e4ltiger Untersuchung einzelne Krystalle von Phenylglukosazon zu erhalten sind. Ein zweifellos positiver Ausschlag der G am mid ge sehen Reaktion aber, wenn der gelbe, sich beim Abk\u00fchlen absetzende","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"161\n\u00dcber die Cam midge sehe Pankreasreaktion.\nNiederschlag sofort auff\u00e4llt, zeigt sich nur dann, wenn der Harn die dextrinartige Substanz in abnormal gro\u00dfer Menge enth\u00e4lt.\nErst weitere Forschung wird eine genauere Kenntnis dieser Substanz erm\u00f6glichen. Die Bereitung ist umst\u00e4ndlich und die Reinigung geht mit gro\u00dfen Verlusten einher. Wir mu\u00dften die von uns bereiteten Pr\u00e4parate f\u00fcr unsere Versuche gebrauchen und waren infolgedessen noch nicht imstande, die Substanz in gen\u00fcgender Menge analyserein herzustellen. So viel kann aber, glauben wir, schon gesagt werden, da\u00df die Substanz nicht den f\u00fcr Pentosane charakteristischen Merkmalen gen\u00fcgt. Mit Orcin und Salzs\u00e4ure gibt sie eine rote Farbe, ohne irgend eine Spur einer blauen oder gr\u00fcnen Nuance. Der Farbstoff l\u00f6st sich in Amylalkohol und zeigt einen Absorptionsstreifen, nicht wie Pentose zwischen G und D, sondern rechts von D. Mit Phloro-glucin gibt sie eine braunrote Farbe. Auch dieser Farbstoff l\u00f6st sich in Amylalkohol und gibt einen Absorptionsstreifen gerade auf D, nicht zwischen D und E. Mit Naphthoresorcin entsteht kein in \u00c4ther l\u00f6slicher Farbstoff. Der Gummi ist also auch nicht als eine Glukurons\u00e4ureverbindung zu betrachten. Unsere oben mitgeteilten Ergebnisse der Stickstoffbestimmung des Osazons geben vielmehr Veranlassung, das Harndextrin als zu den Polysacchariden mit einem Multiplum von sechs Kohlenstoffatomen geh\u00f6rend zu betrachten.\nDextrinurie \u2014 so k\u00f6nnte man einstweilen den Zustand, bei welchem der Harn die Cammidgesche Reaktion zeigt, bezeichnen \u2014 kann auch bei gesunden Personen durch \u00fcberm\u00e4\u00dfigen Zuckergebrauch hervorgerufen werden, wie 1910 in Wien beim Physiologenkongre\u00df von Willheim mitgeteilt worden ist. Er fand, da\u00df die Reaktion nach dem Gebrauch von 50 g Dextrose oder L\u00e4vulose einen positiven Ausfall gab.\nUnsere erste hierauf bez\u00fcgliche Beobachtung wurde zuf\u00e4lligerweise gemacht. Eine gesunde Person hatte zu anderen Versuchszwecken 100 g sehr s\u00fc\u00df schmeckende Reiskleie aufgenommen und entleerte dann einen Harn, aus welchem das Cammidgesche Osazon in reichlicher Menge bereitet werden konnte. Der Schmelzpunkt des dreimal aus hei\u00dfem Wasser um-krystallisierten Osazons war 177\u00b0 C.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie XCI.\n11","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162 C. A. Pekelharing und C. J. C. Van Hoogenhuyze,\nDann wurde bei derselben Person, die bei gew\u00f6hnlicher Nahrung vollkommen normalen Harn ausschied; ein Versuch mit Rohrzucker gemacht. W\u00e4hrend vier Tagen wurden t\u00e4glich je 175 g Rohrzucker in einer Dosis eingenommen. Am ersten Tag wurde schon nach einigen Stunden die Gammidgesche Reaktion positiv gefunden. Nach 20 Stunden war sie verschwunden. In den ersten drei Tagen zeigte sich keine Spur von Glukosurie. Erst am vierten Tag gab der Harn mit Nylanderscher L\u00f6sung eine schwache Reduktion. Die Menge des Zuckers war aber so gering, da\u00df aus dem Harn, vor dem Ko\u00f6hen mit Salzs\u00e4ure, mit Phenylhydrazin kein ohne Zentrifugieren bemerkbares Osazon erhalten wurde. Jeden Tag wurde der Harn von 24 Stunden gesammelt und, nachdem nur die f\u00fcr die Reaktionen erforderlichen kleinen Mengen entnommen waren, zum Bereiten der Benzoylester verwendet. Am ersten Tag wurde f>,4 g, am zweiten 8,8 g, am dritten 10 g und am vierten 14,6 g trockener Ester erhalten. Aus dem gesamten Ester wurde in der gew\u00f6hnlichen Weise Gummi bereitet.\nDer Schmelzpunkt der unmittelbar aus dem Harn bereiteten und gereinigten Osazonkrystalle war 175\u00b0 C. Der Gummi lieferte, nach dem Kochen mit Salzs\u00e4ure in normalem Harn, ein v\u00f6llig den Cammidgeschen Krystallen entsprechendes Osazon, welches bei 177\u00b0 C. schmolz.\nDer Befund, da\u00df \u00fcberm\u00e4\u00dfige Zuckerzufuhr beim gesunden Menschen, noch bevor eine Spur von Glukosurie auftritt, Dex-trinurie hervorruft, scheint w\u2019ohl in guter \u00dcbereinstimmung zu sein mit der Beobachtung, da\u00df bei Krankheiten des Pankreas, welche nicht so weit gehen, da\u00df sie Diabetes verursachen, die Gammidgesche Reaktion positiv ausf\u00e4llt.\nIn dieser Hinsicht ist es auch wohl nicht ohne Interesse, da\u00df bei der klinischen Untersuchung drei F\u00e4lle beobachtet wurden, in welchen der Harn viel Zucker enthielt und, nach Verg\u00e4rung des Zuckers, keine Cammidgeschen Krystalle lieferte. In allen diesen drei F\u00e4llen stellte es sich bei der Leichen\u00f6ffnung heraus, da\u00df das Pankreas nahezu v\u00f6llig von Karzinom zerst\u00f6rt worden war.\nDie M\u00f6glichkeit scheint also nicht ausgeschlossen zu sein, da\u00df das Symptom der Dextrinurie f\u00fcr die weitere Er-","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Cammidgesche Pankreasreaktion.\t163\nforschung des Kohlenhydratstoffwechsels im Tierk\u00f6rper fruchtbar zu machen sein wird.\nNachdem es sich herausgestellt hat, da\u00df die Cammidgesche Reaktion auf einem vermehrten Gummigehalt des Harns beruht, wird diese Reaktion, f\u00fcr klinische Zwecke, vielleicht durch eine andere, einfachere Untersuchungsmethode zu ersetzen sein.\nDie reduzierende Kraft des Hams wird bekanntlich durch Kochen mit Salzs\u00e4ure erh\u00f6ht. Diese Erh\u00f6hung mu\u00df bei einem gr\u00f6\u00dferen Gehalt des Harns an Gummi, ceteris paribus, gr\u00f6\u00dfer gefunden werden.\nDie Schoorische Methode zur Bestimmung der Reduktion, nach welcher der Harn mit \u00dcberma\u00df von Fehlingscher L\u00f6sung gekocht und dann das nicht reduzierte Kupferoxyd durch Zusatz von Jodnatrium und Schwefels\u00e4ure Und Titration des freigemachten Jods mittels Thiosulfat bestimmt wird, ist bei unver\u00e4ndertem Harn recht gut brauchbar, liefert aber Schwierigkeiten bei dem durch Kochen mit Salzs\u00e4ure dunkel gewordenen Harn. Der Farbenumschlag des vom Jod geblauten Amylum ist dann nicht mit gen\u00fcgender Sch\u00e4rfe zu beobachten. Sehr gut aber ist auch in der braun gef\u00e4rbten L\u00f6sung das Verschwinden der blauen Farbe festzustellen beim Gebrauch der Bangschen Methode, nach welcher das nicht reduzierte Kupferoxyd, bei Anwesenheit von Rhodannatrium, mit salzsaurem Hydroxylamin titriert wird.\nMit dieser Methode haben wir bei 15 Verschiedenen Harnen Bestimmungen ausgef\u00fchrt, in der Weise, da\u00df 20 ccm Harn mit 1 ccm. HCl (spez. Gew. 1,16) 10 Minuten lang auf dem Sandbad gekocht, dann abgek\u00fchlt, neutralisiert und mit Wasser wieder auf 20 ccm gebracht wurden. Von' dem unver\u00e4nderten Harn und von dem mit S\u00e4ure gekochten wurden dann je 10 ccm zur Titration nach Bang, verwendet. Auch wurde von jedem Harn eine Probe nach Cammidge behandelt. Falls die Reaktion positiv ausfiel, wurde, zur besseren Beurteilung der Intensit\u00e4t, die Fl\u00fcssigkeit in einem graduierten R\u00f6hrchen zentrifugiert, bis das Volumen des Niederschlages unver\u00e4ndert blieb. In f\u00fcnf positiven F\u2019\u00e4llen schwankte das\n11*","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"161 Pekelharing und Hoogenhuyze, \u00dcber Pankreasreaktion.\nVolumen des Osazons zwischen 0,1 und 0,3 ccm, die Erh\u00f6hung der Reduktion zwischen 2,6 und 6,4 (ausgedr\u00fcckt in mg Glukose). ln den 10 F\u00e4llen, in welchen die Cammidgesche Reaktion negativ ausfiel, war die Erh\u00f6hung der Reduktion immer weniger als 2 mg Glukose entsprechend.\nSelbstverst\u00e4ndlich m\u00fcssen diese Bestimmungen bei einer gro\u00dfen Zahl von Harnen wiederholt werden, bevor es angebracht sein wird, sich \u00fcber das Verh\u00e4ltnis zwischen der Verst\u00e4rkung der Reduktion nach Kochen mit Salzs\u00e4ure und dem Ausfall der Camm id gesehen Reaktion mit einiger Bestimmtheit auszusprechen. Wahrscheinlich aber wird es m\u00f6glich sein, eine Grenze der Reduktionszunahme zu finden, unterhalb welcher man auf die Ausf\u00fchrung der ziemlich umst\u00e4ndlichen Cam-midgeschen Reaktion verzichten darf. Bei einer gr\u00f6\u00dferen Zunahme w\u00e4re der Grad derselben genauer anzugeben, als es durch Sch\u00e4tzung der Menge des ausgeschiedenen Osazons m\u00f6glich ist.","page":164}],"identifier":"lit20031","issued":"1914","language":"de","pages":"151-164","startpages":"151","title":"\u00dcber die Cammidgesche Pankreasreaktion","type":"Journal Article","volume":"91"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:35:46.947743+00:00"}