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{"created":"2022-01-31T14:40:49.742107+00:00","id":"lit20038","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"K\u00fcng, Albert","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 91: 241-250","fulltext":[{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"i\n\u00dcber einige basische Extraktivstoffe des Fliegenpilzes. (Amanita muscaria).\nVon\nAlbert Kiing.\n(Mitteilung aus dem chemischen Laboratorium der Kantonsschule Solothurn, Schweiz.)\n(Der Redaktion zugegangen am 2. Mai 1:\u00bb14.)\nDie nachfolgenden Untersuchungen sind als weiterer Beitrag zu den im agrikulturchemischen Laboratorium der Eidgen\u00f6ssischen Technischen Hochschule in Z\u00fcrich von E. Winterstein1 *) und seinen Sch\u00fclern ausgef\u00fchrten Arbeiten \u00fcber die chemische Zusammensetzung der h\u00f6heren Pilze zu betrachten. Sie reihen sich ferner den von E. Schulze und G. Trier,-) K. Joshimura und G. Trier,3) N. T.Delaneo und G. Trier,4) A. K\u00fcng und Trier5 6) und A. K\u00fcng\u00ab) ausgef\u00fchrten Arbeiten \u00fcber die in den Pflanzen vorkommenden Betaine an.\nDas Muscarin, die am meisten interessierende Base, die von 0. Schmiedeberg und R. Koppe7) zuerst als giftiges Prinzip des Fliegenschwammes erkannt, isoliert und sp\u00e4ter von E. Harnack8) und 0. Schmiedeberg und E. Harnack9) n\u00e4her beschrieben und synthetisch erhalten wurde, konnte nach dem von mir eingeschlagenen Gange der \u00dcntersuch\u00fcng a priori nicht erwartet werden. Nachdem die Eiwei\u00dfstoffe mit Bleiessig abgeschieden waren, w\u00e4hlte ich das heut\u00e9 allgemein\n\u2018) Literaturzusammenstellung siehe C. Reuter, Diese Zeitschrift. Bd. 78, S. 167.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 67, S. 46\u201458 ; Bd. 76. S. 258\u2014290, Bd. 79, S. 235-242.\n3)\tEbenda, Bd. 77, S. 290-302.\n4)\tEbenda, Bd. 79, S. 243\u2014246.\n*) Ebenda, Bd. 85, S. 209\u2014216.\n6)\tEbenda, Bd. 85, S. 217\u2014224,\n7)\tDas Muscarin, Leipzig 1869.\n8)\tArchiv f\u00fcr exp. Pathologie, Bd. 4, S. 168.\n9)\tIbid., Bd. 6, S. 101-112.\nHoppe-Seyler\u20198 Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCI.\n17","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nAlbert K\u00fcng,\n\u00fcbliche Verfahren von A. Kossel, wonach die Alloxurbasen mit Silbernitrat ausgef\u00e4llt werden. Aus dem Filtrat lassen sich unter Zuhilfenahme von Silbernitrat und Baryt die Basen der Arginin- und Histidinfraktion voneinander trennen. Die durch obige F\u00e4llungsmittel nicht f\u00e4llbaren Verbindungen sind durch Phosphorwolfram-s\u00e4ure abzuscheiden und bilden die sogenannte Lysinfraktion.\nIst das Muscarin eine quatern\u00e4re Ammoniumbase, so mu\u00df es neben Cholin, das schon von E. Harnack als physiologisch unwirksame Base im Fliegenschwamm nachgewiesen wurde, in dieser Fraktion sich finden lassen. Die Wahrscheinlichkeit, Muscarin aus der Lysinfraktion zu erhalten, erscheint indessen gering, da diese Base als leicht oxydabler Aldehyd nach l\u00e4ngerer Behandlung in barytalkalischer Silberl\u00f6sung zu Glykokollbetain oxydiert worden sein d\u00fcrfte, gem\u00e4\u00df folgender Reaktionsgleichung:\n/H\n(CH,)3 \u2022 N \u2022 CH2. C4\t0\t(CH3)3 \u2022 N. CHtCO, H,0\n|\tN), H,0-----*\ti I\nOH\t\u20140\u2014'\nMuscarin\tDetain\nBei einem ganz \u00e4hnlichen Pr\u00e4parate, dem Tri\u00e2thylaldehyd-ammoniumchlorid, wirkte Silberoxyd oxydierend und ergab glatt das entsprechende Betain:1)\n,H\n(CA)3 \u2022N \u2022 CHt \u2022 C^ 0 ^ (C,H6)3. N \u2022 CH, \u2022 CO\nCI\n0\nNachdem es Schmiedeberg gelungen war, das Muscarin zu isolieren, und seine nahen Beziehungen zum Cholin und Betain erkannt waren, haben Schmiedeberg und Harnack versucht, durch Oxydation von Cholinchloroplatinat Muscarin darzustellen. Sie haben auch wirklich eine Base erhalten, welche in ihrer Zusammensetzung dem Betainaldehyd entspricht und \u00e4hnliche toxische Eigenschaften besitzt wie das Muscarin, ja sogar mit dem Pilzmuscarin identisch zu sein scheint.\n(CH3)3.NCH,OH I\nOH\n(CH3)s \u2022 N \u2022 CH\u00e4\n/H\n<0 + H*\u00b0\nCholin\n') R B., Bd. 30, 'S. 1508.\nOH\nMuscarin.","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einige basische Extraktivstoffe des Fliegenpilzes. 243\n*\t*.\ti\t*\nAls Oxydationsmittel wurde konzentrierte Salpeters\u00e4ure angewendet. Die gro\u00dfe Best\u00e4ndigkeit des Muscarins gegen\u00fcber diesem energischen Oxydationsmittel ist recht auff\u00e4llig. E. Fischer1) erhielt ferner bei der ersch\u00f6pfenden Methylierung von Acetalamin mit Jodmethyl eine Base, welche nach Verseifung mit Salzs\u00e4ure in ihrer Zusammensetzung dem Muscarin entspricht :\n3 CH3J + NH,CH2. CH(OC2H5)2 \u2014\u00bb. (CH8)s \u2022 N \u2022 CHa \u2022 CH(0ClH6')1\nJ\nH\n----4 (CH,), \u2022 N \u2022 CH, \u2022 c/\nL 0\nDerselbe2) hat sodann nachgewiesen, da\u00df die Berliner-blausche Base,3) erhalten durch Kondensation von Trimethylamin mit Monochloracetal und darauffolgende Verseifung, N(CII3)3 + CICHj. CH(0C2H6)2 ------4 (CHj)3 N \u2022 CH2 CH(OCtHA\nii\n4 (CH3)3 N.CH2.c/\n! \u2022 *0 OH\nmit der Base von Fischer identisch ist. Wegen ihrer au\u00dfer^ ordentlichen Best\u00e4ndigkeit gegen\u00fcber Alkalien zieht Fis.cher die Formel\n(CHj)s \u2022 N\u2014CH^CH(OH)\nder bisher \u00fcblichen vor, l\u00e4\u00dft aber die Frage offen, ob dieses synthetische Produkt dem nat\u00fcrlichen Muscarin. entspricht. Fischer stellte diesbez\u00fcgliche Versuche in Aussicht, hat aber seither nichts hier\u00fcber ver\u00f6ffentlicht.\nEndlich hat Notnagel4) eine dem Platinsalz des Pilz-und Cholinmuscarins \u00e4hnliche Verbindung erhalten, indem er salzsaures Betain mit Natriumamalgam reduzierte. Notnagel lie\u00df die Frage unentschieden, inwieweit dieses Reaktionsprodukt\n\u00bb) B. B., Bd. 26, S. 468.\n\u2022) B. B., Bd. 27, S. 166.\n3)\tB. B., Bd. 17, S. 1139.\n4)\tB. B., Bd. 26, S. 801.\n17*","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\nAlbert K\u00fcng,\nmit Muscarin in Beziehung steht. Mit obiger Tatsache stehen die Befunde von Willst\u00e4tter und Kahn1) in direktem Widerspruch, welche in exakten Versuchen gezeigt haben, da\u00df die aliphatischen Betaine gegen\u00fcber Natriumamalgam sehr best\u00e4ndig sind und sich nicht reduzieren lassen. Dasselbe Verhalten konnten C. Neuberg2) und fast gleichzeitig E. Fischer3) f\u00fcr die Aminos\u00e4uren beweisen, dagegen gehen die entsprechenden Ester nach Behandlung mit Natriumamalgam leicht in die Amino-aldehyde \u00fcber.\nEine weitere Diskussion der Muscarinfrage hat einstweilen noch keinen positiven Wert. Es gen\u00fcgt, wenn gezeigt wurde, da\u00df die Konstitution des Muscarins noch nicht v\u00f6llig abgekl\u00e4rt ist, und da\u00df neue Versuche mit gro\u00dfen Substanzmengen n\u00f6tig sind, um der Frage n\u00e4her treten zu k\u00f6nnen. Dies gilt vor allem f\u00fcr das Pilzmuscarin. Erst dann lassen sich Vergleiche mit synthetischen Pr\u00e4paraten in chemischer und physiologischer Richtung durchf\u00fchren.\nWie einleitend er\u00f6rtert wurde, konnte nach der von mir gew\u00e4hlten Darstellungsmethode kein Muscarin erwartet werden. Schmiedeberg und Koppe f\u00e4llten ihr Muscarin mit Wismutkaliumjodid oder mit Kaliumquecksilberjodid aus. Die F\u00e4llung kann aber unm\u00f6glich nur aus Cholin und Muscarin bestanden haben; denn obige Reagentien f\u00e4llen auch die Betaine und andere Basen. Merkw\u00fcrdig erscheint eine Mitteilung von Honda,4) der das Muscarin des Fliegenpilzes aus dem Filtrat des Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlages erhalten haben will.\nIn \u00dcbereinstimmung mit Schmiedeberg und Harnack habe ich in der Lysinfraktion stets betr\u00e4chtliche Mengen von Cholin nachgewiesen, welches als Chloroplatinat je nach den Bedingungen in sehr verschiedenen Formen auskrystallisierte. Das von C. Reuter in Boletus edulis nachgewiesene Putrescin konnte von mir auch im Fliegenpilz neu aufgefunden werden. Das\n') B. B., Bd. 37, S. 1858.\n\u00bb) B. B., Bd. 41, S. 956.\n3)\tB. B., Bd. 41, S. 1019.\n4)\tArch, f\u00fcr exp. Pathologie, Bd. 65, S. 454.","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einige basische Extraktivstoffe des Fliegenpilzes. 245\nBetain ist bisher unter den h\u00f6heren Pilzen nur von F. Kutscher!) aus einem Champignonpr\u00e4parat (Herzvnia) und von C. Reuter aus Boletus edulis isoliert worden. In meinen Fliegenpilzextrakten konnte dieselbe Base gefa\u00dft werden. Ferner ist das von Kutscher in derselben Arbeit entdeckte Histidinbetain (Herzynin), das Reuter auch aus Boletus erhielt, als neues Vorkommnis im Fliegenschwamm wahrscheinlich gemacht. Das Putrescin d\u00fcrfte auf F\u00e4ulnisprozesse zur\u00fcckzuf\u00fchren sein, die sich selbst bei raschem Trocknen nie ganz vermeiden lassen. Ob endlich das Betain im Fliegenpilz urspr\u00fcnglich sich vorfindet oder aber durch Oxydation von Muscariii w\u00e4hrend der Aufbereitung entstanden ist, konnte nach den bisherigen Versuchen nicht entschieden werden.\nExperimenteller Teil.\nDie Fliegenpilze sind im Herbst 1911 in jungen Tannenw\u00e4ldern in der Umgebung von Solothurn gesammelt und entweder in frischem oder in getrocknetem Zustande verarbeitet worden. Der Wassergehalt betrug durchschnittlich 90\u201493 \u00b0/o.\nI. Versuch.\nEs wurden ca. 17 kg ungetrockneter Pilze in einer Fleischhackmaschine zerkleinert und auf einer DifTerentialpresse scharf abgepre\u00dft, wobei 12 1 Pilzsaft abflossen. Nach Entfernung der Eiwei\u00dfstoffe mit Bleiessig und des \u00fcbersch\u00fcssigen Bleies durch Schwefels\u00e4ure wurde unter Anwendung von Windrad und Turbine bei gew\u00f6hnlichem Druck auf dem Wasserbade konzentriert. Um die vorhandenen Aminos\u00e4uren und Kohlenhydrate von den Basen zu trennen, f\u00e4llte ich aus schwefelsaurer L\u00f6sung mit Phosphorwolframs\u00e4ure, wozu ungef\u00e4hr 1 kg erforderlich war. Der Niederschlag wurde scharf abgepre\u00dft, zerkleinert, mit 5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure wiederholt gut ausgewaschen und schlie\u00dflich auf bekannte Weise mit Barytpulver in w\u00e4sseriger Suspension in der K\u00e4lte zersetzt. Das in reichlicher Menge entweichende Ammoniak wurde im Vakuum durch einen Luft-\n*) Zeitschr. f\u00fcr Nahrungs- und Genu\u00dfmittel, 4911, Bd. 21, S. 635.","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\nAlbert K\u00fcng,\nstr\u00f6m vollends ausgetrieben. Auf Trimethylamin, das im Fliegenpilz nachgewiesen ist, wurde nicht gepr\u00fcft. Aus der so erhaltenen L\u00f6sung lie\u00df sich nach Beseitigung des Baryts mit Kohlens\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure die Silber-Baryt-Trennung nach Kossel vornehmen.\nDie Alloxurbasenf\u00e4llung wurde nicht weiter untersucht. Die Histidinsilberf\u00e4llung lieferte bei der Aufteilung keine krystallisierbaren Verbindungen. Auch die Pikrate gaben zum gr\u00f6\u00dften Teil schmierige Massen. Die Histidinreaktion fiel negativ aus. Aus der Argininfraktion lie\u00dfen sich ebenfalls keine krystallinischen Verbindungen abscheiden. Die durch Neutralisation mit Salpeters\u00e4ure erhaltenen Nitrate blieben sirup\u00f6s, desgleichen die entsprechenden Kupferdoppelsalze, welche intensiv gr\u00fcne Farbent\u00f6ne zeigten, w\u00e4hrend das Argininkupfernitrat tief blau gef\u00e4rbt ist und infolge seiner Schwerl\u00f6slichkeit leicht auskrystallisieren w\u00fcrde. G. Reuter ist es gelungen, in der Argininfraktion von Boletus edulis das Histidinbetain nachzuweisen, eine Base, welche kurz zuvor F. Kutscher in einem \u00abHerz y nia\u00bb genannten Ghampignonpr\u00e4parate in der Lysinfraktion entdecken konnte. Dieselbe Verbindung scheint auch im Fliegenpilz vorhanden zu sein. Infolge Explosion des Exsikkators ging die ganze Fraktion verloren.\nDas Filtrat der Argininfraktion wurde durch F\u00e4llen mit Salzs\u00e4ure entsilbert und schlie\u00dflich durch Behandeln mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure von Baryum befreit. Aus der L\u00f6sung, welche ca. 5\u00b0/o freie Schwefels\u00e4ure enth\u00e4lt, wurden die Testierenden Basen mit Phosphorwolframs\u00e4ure (M2 kg) gef\u00e4llt. Nach gr\u00fcndlichem Auswaschen des Niederschlages mit 5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure wurden auf bekannte Weise die freien Basen regeneriert. Sie bilden die sogenannte Lysinfraktion. * Die von Baryt befreite L\u00f6sung wurde nun mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert und auf dem Wasserbade eingeengt. Es verblieb eine sirup\u00f6se Masse, welche durch wiederholtes Einengen mit absolutem Alkohol entw\u00e4ssert werden konnte. Die in reichlicher Menge vorhandenen Kalisalze wurden durch Auskochen mit absolutem Alkohol entfernt und das Filtrat eingedampft und im Vakuumexsikkator getrocknet. Beim Verreiben mit kaltem absolutem","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einige basische Extraktivstoffe des Fliegenpilzes. 247\nAlkohol gab der Sirup bis auf einen geringen Rest alles an das L\u00f6sungsmittel ab. Der unl\u00f6sliche Anteil erwies sich, wie im zweiten Versuche gezeigt werden soll, als salzsaures Betain. Aus der alkoholischen L\u00f6sung f\u00e4llte ich die Basen mit alkoholischer Sublimatl\u00f6sung. Es entstand zun\u00e4chst eine wei\u00dfe flockige F\u00e4llung, und auf weiteren Zusatz des F\u00e4llungsmittels schied sich ein braunes \u00d6l aus. In einer K\u00e4ltemischung erstarrte alles zu einer teigigen Masse, die sich nunmehr leicht von der dar\u00fcber befindlichen L\u00f6sung trennen lie\u00df. Die Mercuri-salze konnten aus siedendem Wasser umkrystallisiert werden und ergaben eine gelb-braun gef\u00e4rbte Krystallisation, welche nach Zerlegung mit Schwefelwasserstoff ein \u00e4u\u00dferst hygroskopisches, krystallinisches Chlorid lieferten, das in kaltem absoluten Alkohol sich restlos l\u00f6ste. Nun f\u00e4llte ich mit Platinchlorid und erhielt einen Niederschlag, der aus der n\u00f6tigen Menge Wasser umkrystallisiert wurde/Die einzelnen Krystalli-sationen waren in ihrem Aussehen etwas verschieden, zeigten aber alle, im Kapillarrohr erhitzt, ann\u00e4hernd denselben Zersetzungspunkt von ca. 230\u00b0. Die vereinigten Fraktionen gaben bei langsamer Verdunstung aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung sch\u00f6ne, zu Drusen vereinigte Krystallaggregate, die sich als Cholin-chloroplatinat erwiesen.1) Z.-P. = 237\u2014238\u00b0. Zur Analyse wurde bei 105\u00b0 getrocknet. >,\n*\tj\tc\n0,0816 g gaben bei der Vertuschung 0,0255 g Platin.\nF\u00fcr Cholinchloroplatinat (C6HuNOCl),PtCl4, ber.: 31,64\u00b0/o Pt.\ngef.: 31,47V Pt.\nDas alkoholische Filtrat der Quecksilberchloridf\u00e4llung wurde eingedunstet und ergab nach Zerlegung mit Schwefelwasserstoff nur einen sehr geringen R\u00fcckstand, der nicht verarbeitet werden konnte. Die w\u00e4sserige Mutterlauge der umkrystallisierten Quecksilberchloridverbindungen wurde in gleicher Weise behandelt. Dias Chloridgemisch hinterlie\u00df nach Entfernung der Kalisalze ein in Nadeln krystallisierendes Salz,\n\u2018) Unter diesen Bedingungen wurde stets die monokline Form erhalten. Durch Abk\u00fchlen der w\u00e4sserig-alkoholischen L\u00f6sung erh\u00e4lt man regul\u00e4re Krystalle. Vgl. hier\u00fcber M. Kauffmann und D. Vorl\u00e4nder B. B., Bd. 43, S. 2735 (1910).","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nAlbert Kling,\ndas bei der trockenen Destillation intensive Fichtenspanreaktion gab und, als Chloroplatinat gef\u00e4llt, in reinem Zustande erhalten wurde. Es krystallisiert aus Wasser in Form sechsseitiger Bl\u00e4ttchen, welche keinen scharfen Zersetzungspunkt besitzen und aus Putrescin bestehen. Zur Analyse wurde bei 105\u00b0 getrocknet und verascht:\n0,7952 g Substanz gaben 0,3116 g Platin.\nBerechnet f\u00fcr C4HuN,PtCla : 39,15 \u00b0/o Pt.\nGefunden:\t39,16\u00b0/o Pt.\nDer in kaltem absoluten Alkohol l\u00f6sliche Anteil enthielt noch geringe Mengen Cholin. Neben Cholin und Putrescin scheinen in der Lysinfraktion des Fliegenpilzes noch andere Basen vorhanden zu sein; denn es verblieben in dem das Cholin einschlie\u00dfenden Anteil stets betr\u00e4chtliche Mengen eines Sirups, der auf keine Weise zur Krystallisation zu bringen war.\nII. Versuch.\nEs wurden 2750 g getrockneter Pilzh\u00fcte in einer M\u00fchle zerkleinert. Das Material, welches einen scharfen, jedoch nicht unangenehmen Geruch aufweist, enth\u00e4lt 10\u00b0/o Wasser. Es wurde dreimal in der K\u00e4lte mit 70\u201480\u00b0/oigem Alkohol ausgezogen und der R\u00fcckstand jedesmal scharf abgepre\u00dft. Die letzte Operation ergab nach dem Abdampfen des Alkohols nur noch einen sehr geringen R\u00fcckstand. Alle drei dunkelbraun gef\u00e4rbten Extrakte wurden vereinigt, in Wasser aufgenommen, im Scheidetrichter von dem an der Oberfl\u00e4che schwimmenden Fett, Lecithin und Cholesterin getrennt und die w\u00e4sserige L\u00f6sung mit \u00c4ther gesch\u00fcttelt, um diese Stoffe nach M\u00f6glichkeit zu entfernen. In den \u00fcbrigen Punkten folgte ich dem im ersten Versuche beschriebenen Gang der Untersuchung.\nAus der Argininfraktion konnte nach Entfernung des Silbers und des beigemischten Baryts und nachfolgender Abscheidung mit Phosphorwolframs\u00e4ure aus dem Niederschlag ein nur schwach alkalisch reagierender Sirup erhalten werden, der auf Zusatz von alkoholischer Pikrins\u00e4urel\u00f6sung eine gelbbraun gef\u00e4rbte F\u00e4llung lieferte, die in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st wurde und beim Erkalten zuerst ein flockiges Pikrat abschied,","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einige basische Extraktivstoffe des Fliegenpilzes. 249\nauf das nach l\u00e4ngerem Stehen sch\u00f6ne, zu Drusen vereinigte gl\u00e4nzende Bl\u00e4ttchen folgten. Beide Pikrate besa\u00dfen denselben Zersetzungspunkt von 201\u2014202\u00b0, der nach einmaliger [Crystallisation aus Wasser sich nicht mehr \u00e4nderte. Das Pr\u00e4parat stimmt sowohl im Aussehen als auch im Zersetzungspunkt mit dem von C. Reuter beschriebenen Herzyninmonopikrat (Pikrat des Histidinbetains) \u00fcberein. Das Pikrat wurde durch Zusatz von Salzs\u00e4ure in das Chlorid \u00fcbergef\u00fchrt und die Pi-krins\u00e4\u00fcre mit \u00c4ther entfernt. Goldchlorid erzeugt eine F\u00e4llung, welche bei 118\u2014120\u00b0 unzersetzt schmilzt, w\u00e4hrend Reuter f\u00fcr das entsprechende Herzyninsalz 184\u00b0, Kutscher 180\u2014182\u00b0 angibt. Zu einer Goldbestimmung reichte die Substanz nicht aus.\nDie Lysinfraktion wurde durch F\u00e4llen mit Phosphorwolframs\u00e4ure abgeschieden, gr\u00fcndlich ausgewaschen und in der K\u00e4lte mit Baryt zersetzt. Die in Chloride verwandelte Substanz lieferte einen dicken,, braunen Syrup, der im Vakuumexsikkator \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet und zur Entfernung der Asche mit absolutem Alkohol ausgekocht wurde. Um zu reineren Fraktionen zu gelangen, wurde mit alkoholischer Sublimatl\u00f6sung versetzt. Das Verhalten war dasselbe wie in Versuch I: Es fielen zuerst wei\u00dfe flockige Anteile aus, auf welche .eine schwere, braun gef\u00e4rbte, \u00f6lige Masse folgte. Aus hei\u00dfem Wasser umgel\u00f6st, schied sich beim Erkalten ein wei\u00dfes, flockiges Pulver aus, von dem abfiltriert wurde. Dieses schwer l\u00f6sliche Doppelsalz enthielt das Cholin. Die in Chlorid \u00fcbergef\u00fchrte Substanz war in kaltem, absolutem Alkohol sehr leicht l\u00f6slich, w\u00e4hrend das Goldsalz in Wasser sehr schwer l\u00f6slich ist. Unter dem Mikroskop betrachtet, erscheint die Substanz in den f\u00fcr Cholin-chloraurat charakteristischen Bl\u00e4ttchen. Fp. = 254\u00b0 (bei langsamem Erhitzen). Zur Analyse wurde das Goldsalz bei 105\u00b0 getrocknet.\n0,2105 g Substanz gaben 0,0945 g Au.\nBerechnet f\u00fcr C6H14NO \u2022 AuGl4 : Au = 44,50\u00b0/o Gefunden:\tAu = 44,88 >\t\u2022\nDas Platinsalz, aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung durch langsame Verdunstung erhalten, bildete sch\u00f6ne, orange gef\u00e4rbte Krystall-tafeln. Fp. = 243\u00b0.","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250 A. Kling, \u00dcber einige basische Extraktivstoffe des Fliegenpilzes.\nDer in Wasser leichter l\u00f6sliche Anteil des Mercurichlorid-niederschlages bildete die Hauptmenge der Basen. Die in Chloride verwandelte Substanz lieferte im Exsikkator einen Sirup, der mit kaltem absolutem Alkohol verrieben wurde, wobei nur ein Teil in L\u00f6sung ging. Das schwer l\u00f6sliche Chlorid gab keine Fichtenspanreaktion. Putrescin, das im ersten Versuche gefunden wurde, war demnach nicht vorhanden, dagegen das gew\u00f6hnliche Betain, das nach einmaliger Umkrystallisation aus Wasser in den f\u00fcr Betainchlorid eigent\u00fcmlichen Prismen erschien. Fp. = 235\u2014237\u00b0. Nicht hygroskopisch.\nDas Goldsalz bildet helle, gl\u00e4nzende, meist vierseitige T\u00e4felchen. Fp. = 233\u2014234\u00b0. Nach dem Trocknen bei 105\u00b0 wurde der Goldgehalt bestimmt.\n0,0814 g gaben 0,0352 g Au.\nBerechnet f\u00fcr C6HltNOjAuCl4 : Au = 43,14\u00b0/o Gefunden:\tAu = 43,40\u00b0/o\nDie beim Verreiben mit Alkohol in L\u00f6sung gegangene Substanz erwies sich ebenfalls als Betainchlorid.\n0,0708 g gaben 0,0307 g Au = 43,36 \u00b0/o.\nDas Filtrat der aus Wasser umkrystallisierten Mercuri-doppelsalze enthielt Cholin, das aber von anderen Verbindungen verunreinigt war, die sich durch einfache Krystallisation nicht beseitigen lie\u00dfen. Die auf Zusatz von Goldchlorid erhaltene F\u00e4llung war dunkler gef\u00e4rbt als die des reinen Cholins. Auch unter dem Mikroskop konnten keine wohl ausgebildeten Formen erkannt werden. F\u00fcr eine Goldbestimmung wurde bei 105\u00b0 getrocknet. .\n0,1222 g gaben 0,0541 g Au = 44,27 \u00b0/o.\n\\\ni","page":250}],"identifier":"lit20038","issued":"1914","language":"de","pages":"241-250","startpages":"241","title":"\u00dcber einige basische Extraktivstoffe des Fliegenpilzes (Amanita muscaria)","type":"Journal Article","volume":"91"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:40:49.742113+00:00"}