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{"created":"2022-01-31T14:40:51.886421+00:00","id":"lit20053","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Blum, F.","role":"author"},{"name":"R. Gr\u00fctzner","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 91: 450-464","fulltext":[{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"Studien zur Physiologie der Schilddr\u00fcse.\nV. Mitteilung.\nKommt Jod im Blut vor?\nVon\nF. Blum und R. Gr\u00fctzner.\n(Aus dem Biologischen Institut zu Frankfurt a. M.) (Der Redaktion zugegangen am 22. Mai 1914.)\nDie Schilddr\u00fcse besitzt, wie in den vorigen Mitteilungen von uns er\u00f6rtert worden ist, einen regen Jodstoffwechsel: sie greift anorganisch gebundenes Jod, dessen sie gerade habhaft werden kann, auf, sprengt die Bindung, ruft eine Jodierung der Ei wei\u00dfk\u00f6rper hervor und speichert das Halogen in organischer Eiwei\u00dfsubstitution auf. Ein kleiner Hinweis darauf, da\u00df das Jod in dieser Form nicht gewisserma\u00dfen regungslos abgelagert innerhalb der Schilddr\u00fcse liegen bleibt, sondern sich auch dort noch umsetzt, war in zwei anderen Befunden gegeben: in dem gelegentlichen, von Jodalkaliaufnahme unabh\u00e4ngigen Vorkommen von in Aceton l\u00f6slicher Jodsubstanz und in den verschieden hohen Jodierungsstufen des Thyreoglobulins.\nDa\u00df etwa die Schilddr\u00fcse ein jodhaltiges Sekret bereite und abgebe, daf\u00fcr hat sich bei dem Studium des Jodstoffwechsels an der Thyreoidea selbst keinerlei Anhalt ergeben.*) Im Gegenteil haben manche Beobachtungen, wie wir dargetan haben, f\u00fcr einen ausschlie\u00dflich intraglandul\u00e4r verlaufenden Jodstoffwechsel und ein dauerndes Verweilen des Jods innerhalb der Grenzen der Thyreoidea in der Norm gesprochen.\nAber alle diese Erhebungen w\u00fcrden hinf\u00e4llig, wenn eben doch ein jodhaltiges Sekret irgendwo in den Ausf\u00fchrwegen der Schilddr\u00fcse nachweisbar w\u00e4re. Fr\u00fcher hat man auf Grund von mikroskopischen Befunden \u2014 scheinbare Kolloidscholien in Lymphbahnen \u2014 die Lymphwege als die regul\u00e4ren Abzugs-\n*) Vgl. hierzu au\u00dfer unsern letzten Mitteilungen: Blum, Altes u. Neues z. Physiolog. u. Path, der Schilddr. Kongre\u00df f. innere Medizin, 190t), S. 198 ff.","page":450},{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"Studien zur Physiologie der Schilddr\u00fcse. V.\t451\nwege der Schilddr\u00fcsen angesprochen. Aber schon die Untersuchungen des einen von uns (Blum)1) und sp\u00e4ter die von Carlson2) und Woelfel haben gezeigt, da\u00df ein Jod enthaltendes Sekret hier nirgends zu finden ist. Versuche, die wir neuerdings angestellt haben und die diese Befunde best\u00e4tigen, sollen in einer folgenden Mitteilung im Zusammenhang besprochen werden und die erhobenen Einw\u00e4nde ihre Widerlegung linden. Jedenfalls neigen zurzeit die meisten Forscher der Anschauung zu, da\u00df es derLymphweg nicht sei, auf dem das hypothetische jodhaltige Schilddr\u00fcsensekret die Dr\u00fcse verlasse.\nDie unter der Bezeichnung Sekretionstheorie zusammengefa\u00dfte Lehre wird von Biedl in seinem Buche Die innere Sekretion\u00bb in folgendem Satze zum Ausdruck gebracht: \u00abDie Schilddr\u00fcse ist ein sezernierendes Organ, welches das Produkt seiner sekretorischen T\u00e4tigkeit in der Form eines jodhaltigen Eiwei\u00dfk\u00f6rpers in letzter Linie in die Blutbahn abgibt.\u00bb Wo finden sich aber nun die Beweise f\u00fcr einen solchen Sekretionsvorgang? Man hat sich auf Jodbefunde in Organen und im Blut berufen. Abgesehen davon, da\u00df die Methodik des Nachweises meist unzul\u00e4nglich oder irref\u00fchrend war; z. B. in den Befunden von Justus,3) hat der Umstand, da\u00df da oder dort in Organen oder Blut gelegentlich Jod angetroflferi wurde \u2014 aus der Nahrung oder m\u00f6glicherweise medikament\u00f6s \u2014 keinerlei Beweiskraft f\u00fcr eine Abscheidung eines Jodeiwei\u00dfk\u00f6rpers aus der Schilddr\u00fcse. Das haben Gley und Bourcet,4) auch vollkommen richtig gew\u00fcrdigt und haben nach organisch gebundenem Jod in der Blutbahn gefahndet als allein bef\u00e4higt, einen Sekretionsproze\u00df der Thyreoidea darzutim. Bei Er\u00f6rterung des von jenen Forschern benutzten Verfahrens aber sind wir zu dem Schl\u00fcsse gekommen, da\u00df es f\u00fcr den versuchten Nachweis ungeeignet ist.\t- \u2022\n') Blum, 1. c.\n8) Carlson und Woelfel, Americ. Journal of Physiologie (1M0), Bd. 26, S. 32.\n3)\tVirchows Archiv f. path. Anatomie, Bd. 176(1904). Vgl. unsere Kritik in der ersten Mitteilung, Diese Zeitschrift, Bd. 85 sowie Blum 1. c., S. 201.\n4)\tGley und Bourcet, Comptes rendus, Bd. 130 (1900), S. 1721-","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"452\nF. Blum und R. Gr\u00fctzncr,\nWir m\u00fcssen sogar, wenn wir das Problem der Sekretion eines Jodk\u00f6rpers seitens der Schilddr\u00fcse von der chemischen Seite in Angrilf nehmen wollen, noch einen Schritt weiter gehen und als unerl\u00e4\u00dfliche Forderung aufstellen, da\u00df der Nachweis von organisch gebundenem Jod in der Blutbahn an Tieren erbracht wird, die einerseits bei \u00fcberwachter \u2014 am besten jodfreier \u2014 Nahrung gehalten wTorden sind und anderseits normale, gen\u00fcgend jodhaltige Schilddr\u00fcsen im Moment der Blutentnahme besessen haben. Irgend ein derartiger Beleg einer Sekretion existiert bis heute noch nicht.\nBei jeder Beweisf\u00fchrung, die auf die Nichtnachweisbarkeit einer bestimmten Substanz sich st\u00fctzt, hat man den Einwand zu erwarten, da\u00df eben die Methoden immer noch nicht empfindlich genug gewesen seien. Um dem zu begegnen, haben wir nicht nur die Methode so empfindlich und sicher wie m\u00f6glich gestaltet, sondern haben auch sehr gro\u00dfe Blutmengen verarbeitet. Die Brauchbarkeit der Methode f\u00fcr die vorliegende Fragestellung wird aber offensichtlich dargetan durch die gelungene Wiederauffindung kleiner intraven\u00f6s einverleibter Quantit\u00e4ten von Schilddr\u00fcsenjodeiwei\u00df, sowie durch den Nachweis von organisch gebundenem Jod im Blut in gewissen anormalen F\u00e4llen. Man k\u00f6nnte gegen\u00fcber den negativen Befunden von Schilddr\u00fcsenjod im Blute hinweisen auf das Adrenalin, dessen Anwesenheit im Blut bisher nicht eindeutig festgestellt ist, obwohl sehr empfindliche Methoden zur Verf\u00fcgung stehen. Der Vergleich trifft aber insofern nicht zu, als im Adrenalin eine \u00e4u\u00dferst zersetzliche Substanz vorliegt, w\u00e4hrend das Jodeiwei\u00df der Schilddr\u00fcse recht widerstandsf\u00e4hig ist und sich der Zerst\u00f6rbarkeit nach durchaus nicht mit dem Adrenalin vergleichen l\u00e4\u00dft. Man wird also an einer Anzahl von Analysen, die das Fehlen von Jod im Eiwei\u00dfanteil des Blutes ergeben, nicht achtlos vor\u00fcbergehen d\u00fcrfen.\nVon einer ganz anderen Seite haben Asher und Flack1) die Frage in Angriff genommen. Sie haben durch Reizung der Vasodilatatoren der Schilddr\u00fcse versucht, eine Sekretion aus der Thyreoidea zu erzwingen, und haben tats\u00e4chlich hiernach\n') Zeitschrift f. Biologie (1910), Bd. 55,. S. 83.","page":452},{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"Studien zur Physiologie der Schilddr\u00fcse. V.\t453\ndeutliche Anzeichen einer Ver\u00e4nderung der Blutzusammensetzung im Sinne einer Sekretion der Schilddr\u00fcse gefunden. Abgesehen davon, da\u00df hierdurch ein jodhaltiges Sekret noch nicht erwiesen w\u00e4re, sind aber die mitgeteilten Versuchsergebnisse in keiner Weise geeignet, einen normalen Sekretionsvorgang der Schilddr\u00fcse darzutun. Die einseitig mittels Heizung der Vasodilatatoren beeinflu\u00dften Dr\u00fcsen schwellen an und pulsieren, was niemals in der Norm sonst geschieht. Wenn aber der Gleichgewichtszustand durch selbst nur m\u00e4\u00dfig starken Tonus der Vasokonstriktoren hergestellt wurde, dann unt\u00e8rblieb jedweder \u00dcbertritt von Schilddr\u00fcseninhalt in die Blut bahn.\nDie Versuche von Asher und; Flack sind ein Analogon zu der erzwungenen Stauung und Herausstrudelung von Schilddr\u00fcseninhalt, wie sie Blum1) durch Venenunterbindung der Schilddr\u00fcse erzielt hat \u2014 Versuche, deren Resultate vollinhaltlich von v. Verebely2) best\u00e4tigt worden sind. Auch die in dieser Arbeit wiedergegebenen Befunde von \u00dcbertritt organisch gebundenen Jods in die Blutbahn bei bestimmten Erkrankungen finden vielleicht durch das von Asher und Flack entdeckte Verhalten der Thyreoidea bei abnormen Nervenreizen am besten ihre Erkl\u00e4rung; aber \u2014 wir wiederholen das mit aller Sch\u00e4rfe \u2014 einen normalen Sekretionsvorgang haben Asher und Flack nicht nachgewiesen.\t. ,\t\u201d\nSehen wir nun zu, wie sich zun\u00e4chst das Blut normaler Tiere \u2014 beliebig aus dem Schlachthaus entnommenes Blut \u2014 verh\u00e4lt und wie das Blut von Hunden, die in Gem\u00e4\u00dfheit unserer obigen Forderung jodfrei ern\u00e4hrt worden sind nach vorheriger Jodanreicherung ihrer Schilddr\u00fcsen, soda\u00df diese im Augenblick der Blutentnahme sicher ein Jodsekret h\u00e4tten abgeben k\u00f6nnen.\nI. Normale Tiere.\nWir erw\u00e4hnen nur die mit gen\u00fcgend gro\u00dfen Quantit\u00e4ten Blut durchgef\u00fchrten Versuche, da wir f\u00fcr die mit geringeren Mengen nicht die volle Beweiskraft in Anspruch nehmen k\u00f6nnen.\n\u2018) Gef\u00e4\u00dfdr\u00fcsen und Gesamtorganisrmis. Pfl\u00fcgers Archiv (1901), Bd. 105, S. 625 und 1. c.\n*) Mitteilungen a. d., Grenzgebiet, d. Med. u. Chir., Bd. 17 (1907).","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"454\nF. Blum und R. Gr\u00fctzner,\nW\u00e4hrend der ersten Zeit unserer Forschungen benutzten wir das Hunt ersehe Verfahren mit jenen kleinen Ab\u00e4nderungen, die geeignet erschienen, eine etwas weitergehende Sicherheit zu bieten.1) Die Sicherheit ist jedoch keine absolute, wie fr\u00fcher dargetan wurde, da sowohl etwas Jodverluste, als Vort\u00e4uschung von Jod eintreten k\u00f6nnen, wenn es sich um allerkleinste Mengen des Halogens handelt. Immerhin kann eine Reihe von Versuchen im Verein mit richtig ausgefallenen Kon-trollversuchen einen Beitrag zu der vorliegenden Frage liefern.\nKontrollbeispiel :\nccm Hammelblut mit Jodkalil\u00f6sung = 4,8 mg Jod versetzt werden nach Hunter verascht. Das Filtrat der Schmelzl\u00f6sung wurde halbiert und die zwei Teile nach Hunter behandelt, wobei zur Pr\u00fcfung auf Vollst\u00e4ndigkeit der Entfernung von Chlor und salpetriger S\u00e4ure destilliert und das Destillat gepr\u00fcft wurde. Erhalten bei 1. 2,36 mg Jod, bei 2. (kleiner mechanisch bedingter Verlust) 1,98 mg.\nMit dieser Modifikation der Methode Hunter, aber ohne Trennung von organisch und anorganisch gebundenem Jod, wurden die folgenden Versuche mit verschiedenem Blut durchgef\u00fchrt.\nVerwendet : 50 ccm Blut 50\t\u00bb\t*\n;>0\t\u00bb\t\u00bb\n50\t\u00bb\t>\n50\t\u00bb\t.\u00bb\n50\t\u00bb\t\u00bb\n125\t\u00bb\t*\n125\t>\t\u00bb\n1340\t\u00bb\t\u00bb\n1070\t\u00bb\t\u00bb\n660\t\u00bb\t>\n(Hammel). Gef. 0,07 mg Jod 1)\n>\t*\t0,03 \u00bb\t\u00bb 2)\n>\t\u00bb\t0,03 \u00bb\t\u00bb 1)\n\u00bb\t0 \u00bb\t\u00bb\n>\t0 \u00bb\t\u00bb (mit Na,Oa verascht).\n\u00bb\t0 \u00bb\t>\n(Ziege)\t0 >\t\u00bb\n>\t0 \u00bb\tx>\n(Hammel)\t0 \u00bb\t\u00bb 1)\n>\t0,16 \u00bb\t\u00bb 1)\n\u00bb\t0,09 \u00bb\t> 2)\nVon diesen Versuchen trat bei den mit 1) gezeichneten auch nach l\u00e4ngerer Zeit (10 Minuten) keine Nachoxydation ein. Die mit 2) bezeichneten ergaben eine solche bis nach etwa 5 bis 6 Minuten bezw. es trat die Blauf\u00e4rbung gegen Ende der ersten Minute auf.\n') I. Mitteilung, diese Zeitschrift, Bd. 85, S. 429.","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Studien zur Physiologie der Schilddr\u00fcse. V.\t455\nEs geht also jedenfalls soviel aus diesen Versuchen hervor, da\u00df von einem regelm\u00e4\u00dfigen Vorkommen von Jod im Blut nicht gesprochen werden kann. Dies best\u00e4tigten uns die Versuche mit unserem eindeutigen Verfahren. Die Trennung des anorganischen Jods vom Jodeiwei\u00df geschieht dabei mit Hilfe von Aceton unter evtl, mehrmaligem Extrahieren des feucht-gehaltenen Niederschlags. Es wird so' das acetonige Filtrat und ein oder mehrere Extrakte sowie ein Niederschlag (weiterhin als Koagulum bezeichnet) erhalten. Nur ein Jodgehalt des Koagulums w\u00fcrde organisch gebundenes Jod (Schilddr\u00fcsenjodeiwei\u00df) wahrscheinlich machen.\nBeispiele :\n100 ccm Hammelblut -f- 4 Teile Aceton.\nFiltrat :\tJod = 0.\nKoagulum: \u00bb == 0. '\nVerarbeitung in 2 Teilen nach Hunter sowohl, wie nach unserem Verfahren.\n200 ccm Hammclblut -f- 4 Teile Aceton.\t\u2022\nFil,rat:\tJod 0,08 mg\nAcetonextrakt des feucht gehaltenen Koagulums*: \u00bb * \u00ab 0. Koagulum:\t, _ q\n250 ccm Hammelblut -f 4 Teile Aceton.\nFiltrat (Anteil entsprechend 150 ccm Blut) : Jod = 0. Acetonextrakt des Koagulums:\t>, = 0.\nGesamt-Koagulum :\t> = 0.\nDie Schilddr\u00fcsen desselben Tieres enthielten pro Dr\u00fcse im Koagulum : 0,95 mg Jod \u00bb Filtrat :\t0\n250 ccm Hammelblut -f- 4 Teile Aceton.\nFiltrat (*/\u2022 des Ganzen):\tJod = 0.\nW\u00e4sserig acetoniger Extrakt. *, \u25a0= 0. Gesamtkoagulum :\t\u00bb \u2014 o. .\nDie Schilddr\u00fcsen enthielten pro Dr\u00fcse.: im Koagulum: 2,45 mg Jod,\n\u00bb Filtrat :\t0.\nDie Dr\u00fcsen waren also ziemlich jodreich. d00ccm Hammelblut in einem Liter Aceton aufgefangen. \u2022\nFiltrat (900 von 1100 *ccm): Jod = 0.\nExtrakt des Koagulums: . \u00bb. = 0.\nKoagulum:\t> \u2022 = 0.","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\nF. Blum und R. Gr\u00fctzner,\nDie Schilddr\u00fcsen desselben Tieres enthielten pro Dr\u00fcse: im Koagulum: 0,80 mg Jod,\n\u00bb Filtrat :\t0.\n210 ccm Hammelklut mit Natriumoxalat ungerinnbar gemacht, wurden mit 840 ccm Aceton gef\u00e4llt.\nFiltrat : Spur Jod ca. 0,02 mg.\nAcetonextrakt : 0.\nKoagulum: 0.\nDas gleiche Resultat ergab ein Versuch, bei dem das Gesamtblut eines Hundes untersucht wurde. Nahrung Hundekuchen.. Menge 255 ccm Blut. 8\u20144 Volumina Aceton.\nFiltrat\t= 0.\nKoagulum = 0.\nHierher geh\u00f6ren noch folgende Beispiele:\nHund 41.\tEntblutet.\t100\tccm\tBlut,\tFiltrat\t0,\tExtrakt\t0,\tKoagulum\t0.\n\u00bb\t20.\tAderla\u00df.\t160\t>\t*\t*\t0,\t>\t0,\t\u00bb\t0.\n\u00bb\t61.\t\u00bb\t50\t\u00bb\t*\t*\t0,\t\u00bb\t0.\t\u00bb\t0.\nEs sei ferner noch auf 2 Proben mit normalem menschlichem Blut hingewiesen, die als Vergleichs versuche zu den unten genannten Proben mit pathologischem Blut ausgef\u00fchrt wurden.\nBlutproben normaler Gravider. Blut mit Natriumoxalat versetzt. Acetonf\u00e4llung mit 4 Volumina.\n200\tccm Filtrat:\tJod =\t0, Koagulum: Jod\t=\t0.\n255\t*\t\u00bb\t\u00bb\t=\t0,\t\u00bb\t>\t=\t0.\nAus diesen Versuchen ergibt sich in aller Klarheit, da\u00df organisches .lod im normalen Blute nicht nachweisbar ist. Anorganisches Jod tritt in einigen F\u00e4llen in Spuren auf, ein Befund, der sehr nat\u00fcrlich durch die Aufnahme des Halogens mit der Nahrung1) sich erkl\u00e4rt. Als Quelle f\u00fcr etwas gr\u00f6\u00dfere Mengen k\u00e4men z. B. die Jodide in Betracht, die im Lecksalz der Tiere enthalten sind. Auch Hundekuchen ist nach Bau mann zuweilen jodhaltig. Es sind das eben jene kleinsten Mengen, die mit der nicht jodfrei gew\u00e4hlten Nahrung stets aufgenommen werden, aus denen gerade die Schilddr\u00fcse ihren Jodvorrat entnimmt.\n') Bourcet, Th\u00e8se. Paris (1900) u. C. r, Bd. 131 u. 132. Chatin, Zahlreiche Arbeiten, C. r., Bd. 32\u201439.","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"Studien zur Physiologie der Schilddr\u00fcse. V.\t457\nII. Jodfrei ern\u00e4hrte Tiere.\nAn diese Versuche mit beliebig gew\u00e4hltem Material seien die Blutuntersuchungen bei vorausgegangener jodfreier Ern\u00e4hrung angeschlossen. Die F\u00fctterung geschah mit Reis, der in Wasser kurz aufgekocht und dessen erster hei\u00dfer w\u00e4sseriger Extrakt abgegossen worden war. Das darzureichende Pferdefleisch wurde in St\u00fccke geschnitten, zweimal mehrere Stunden mit Wasser ausgekocht, von der Br\u00fche getrennt und zum Ersatz der verlorenen Salze mit reinem Kochsalz gesalzen. Au\u00dferdem wurde Wasser gegeben. Die Schilddr\u00fcsen der betreffenden Tiere wurden in den meisten F\u00e4llen vorher durch-Eingabe von Jodalkali an Jod angereichert und stets bei Beendigung des Versuches auf ihren Jodgehalt untersucht. Die nachstehenden Protokolle bilden nur einen Teil des Materials, das zum anderen Teil in sp\u00e4teren Abschnitten aufgef\u00fchrt werden wird.\nHund 24. Weiblicher Wolfshund (15 kg) bekommt 200 ccm Blut aus der Carotis entnommen. Es wurden sofort 800 ccm Aceton zugesetzt. Hierauf folgte die Exstirpation der einen Schilddr\u00fcse, \u00dflut:\tJod im Koagulum = 0\n\u00bb * Filtrat =?= 0\nSchilddr\u00fcse: \u00bb\t\u00bb Koagulum = 173 ipg '\n\u00bb\t\u00bb Filtrat ' = 0\nSp\u00e4ter wurden dem Tier etwa 3/4 der zweiten (linken) Schilddr\u00fcse exstirpiert ; die zerkleinerten St\u00fccke wurden mit Alkohol (absolut) dreimal ausgekocht. Es enthielt das Koagulum dieses Schilddr\u00fcsenanteils 0,79 mg Jod, das Filtrat eine Spur Jod. Hund 20. Hofhund, m\u00e4nnlich. Jodfreie Kost einige Wochen lang. Hatte vorher Jodkali bekommen. 305 ccm Carotisblut werden entnommen. Hierauf Exstirpation der einen Schilddr\u00fcse. Das Blut wurde sofort mit 0,4 g Natriumoxalat in 10 \u00e7cm Wasser versetzt und dann mit 1400 ccm Aceton gef\u00e4llt.\nGefunden: Blut:\tKoagulum:\t* Jod = 0\nFiltrat:\t\u00bb = \u00fc\nSchilddr\u00fcse : Alkoholkoagulum : > =? 1,15 mg Filtrat::\t* = 0,02 *\nHund 20. Derselbe wie im vorigen Versuch. Kost seither Milch, Joghurt und gekochter Heis. Entnommen 225 ccm Blut mit 900 ccm Aceton versetzt, nach Vorschrift aufgearbeitet.\nBlut:\tFiltrat:\tJod\t=\t0\nAcetonextrakt\tdes Koagulums:\t\u00bb\t=\t0\nKoagulum:\t>\t=\t0\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCI.\t32","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"458\nF. Blum und R. Gr\u00fctzner,\nDa die M\u00f6glichkeit besteht, da\u00df beim Entbluten der Tiere, sei es durch einseitige Nervenreizung,]) sei es durch Druck2) Schilddr\u00fcseninhalt herausgeschwemmt wird und so falsche Bilder \u00fcber das Vorkommen von Schilddr\u00fcsen-Jodeiwei\u00df in der Blutbahn entstehen k\u00f6nnten, sind die zwei folgenden Versuche mit der Vorsichtsma\u00dfregel durchgef\u00fchrt worden, da\u00df die Tiere nicht durch Schlag bet\u00e4ubt, sondern in Urethannarkose versetzt und erst dann aus der Femoralis entblutet wurden.\nHund 225 (9,5 kg) erhielt nach 2 maliger Jodnatriumgabe (je 0,5 g) wochenlang erst Milch und Reis, sp\u00e4ter ausgekochtes Fleisch und Reis mit etwas reinem Kochsalz ebenfalls \u00fcber drei Wochen lang.\nln leichter Narkose (Urethan subcutan) wurde er entblutet. 360 ccm Blut mit Natriumoxalat ungerinnbar gemacht, nach Vorschrift verarbeitet. Es wurde nur vor der Veraschung des Koagulums nochmals mit Essigs\u00e4ure und starkem Ammonsulfat der mit Aceton vollst\u00e4ndig extrahierte feuchte Blutkoagulum-anteiP ausgekocht, um auch noch etwa anhaftenden Jodwasserstoff abzuspalten.3) Die R\u00fcckst\u00e4nde der ausgelaugten Barytschmelze wurden mit Soda und Salpeter nochmals geschmolzen, um uns von der vollst\u00e4ndigen Zersetzung zu \u00fcberzeugen, mit Wasser aufgenommen, im Filtrat nach Ans\u00e4uern durch Aussch\u00fctteln mit GSa auf Jod gepr\u00fcft und jodfrei befunden.\nHund 214 (13,5 kg) erhielt 2 mal w\u00e4hrend 3 Wochen 0,5 g NaJ ; nach einer Pause wurde das Tier streng jodfrei ern\u00e4hrt w\u00e4hrend 3 Wochen (ausgekochtes Fleisch und Zucker).\nDie Entblutung wurde auf die gleiche Weise durchgef\u00fchrt, ebenso die Aufarbeitung des Blutes (510 ccm). Es mu\u00dfte nur die Schmelzl\u00fcsung vor der Weiterbehandlung eingedampft werden.\nUntersuchung des Blutes.\nHund Nr.\tBlut ccm\tAceton- filtrat\tAmmonsulfat- Essigs\u00e4ureextrakt\tKoagulum\tBarytschmelze-r\u00fcckst\u00e4nde\n225\t360\tJod 0\tJod 0 4)\tJod 0\tJod 0\n214\t510\t\u00bb 0\t* 04)\t\u00bb 0\t* 0\n*) Asher und Flack, 1. c.\n*) Siehe Abschnitt 4 dieser Arbeit.\n8) S. Blum u. Vaubel, Journ. f. prakt. Chem., N.F., Bd. 56 (1897).\n4) Durch Aussch\u00fctteln in \u00fcblicher Weise gepr\u00fcft.","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"459\nStudien zur Physiologie der Schilddr\u00fcse. V.\nUntersuchung der Schilddr\u00fcsen.\nHund\tGewicht (trocken)\tKoagulum\tj\tFiltrat\nNr.\tg\tmg Jod\t|\t, mg Jod\n225\t2,8\t1,77\t1\t\u2022\t0\n214\t2,2\t0,86 |. \u2019\u25a0 0,07\n\u2022\t1\t7\nAus diesen Versuchen folgt, da\u00df bei jodfrei ern\u00e4hrten Tieren im Blut \u00fcberhaupt kein Jod, weder ' organisch noch anorganisch gebundenes vorkommt, obwohl der Jodgehalt der Schilddr\u00fcsen keineswegs ersch\u00f6pft ist!\nIII. Jod im Blut nach Jodeinverleibung.\nZur Pr\u00fcfung unseres Verfahrens erschien es von Wichtigkeit, auch das Blut von Tieren, deneh k\u00fcrzere oder l\u00e4ngere Zeit vor der Blutabnahme Jodverbindungen gegeben worden waren, der Untersuchung zu unterziehen. Es mu\u00dfte sich dann auch eine m\u00f6gliche Umwandlung anorganischen Jods in organisches oder umgekehrt erkennen lass\u00e9n.\nHund 18. Kleiner Pinseher. Bekam abends 0,5 g Jodnatrium. Am n\u00e4chsten\nMorgen Entnahme von 95 ccm Blut aus der Carotis und Thyreo-\nektomie (nur ein kleiner Rest der linken Schilddr\u00fcse Weiht stehen).\nBlut : Koagulum : Jod = 0. Filtrat : Jod = 0,25 mg.\n(Aus Versehen wurde der Tiegel beim Veraschen des Filtratanteils l\u00e4ngere Zeit gegl\u00fcht, soda\u00df ein J\u00f6dverlust hier sehr wahrscheinlich ist.)\n? Schilddr\u00fcse rechts (vollst\u00e4ndig) : Koagulum : Jod = 0,77 mg\nFiltrat:\t\u00bb =0,02 \u00bb\nSchilddr\u00fcse links (ca. Vs):\tKoagulum: \u00bb =0.50 ,\nFiltrat :\t* =i 0\nNach der Sektion 3 Tage nach der letzten Jodgabe wurden 10 g getrockneter Leber desselben Tieres untersucht. Gesamtjod der Probe : 0,10 mg.\nHund 23. Pinscher. Bisher jodfrei ern\u00e4hrt. Bekommt am Abend vor der Operation 0,5 g Jodnatrium. 115,ccm Carotisblut mit Natriumoxalat (0,3 g in 10 ccm Wasser) versetzt und mit 480 ccm Aceton gef\u00e4llt. Die beiden Schilddr\u00fcsen, die linke war verletzt, zerkleinert und mit Alkohol dreimal ausgekocht.\nBlut: Koagulum (nur gewaschen, nicht ersch\u00f6pfend mit Aceton extrahiert):*) Jod = 0,39 rng\n------------- Filtrat:\t\u00bb = 2,36 \u00bb ;\n\u2018) Siehe 2. Mitteilung, 1. c., S. 404.\n32*","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460\nF. Blum und R. Gr\u00fctzner,\nSchilddr\u00fcse rechts :\tKoagulum :\tJod =\tU,37\t\u00bb\nFiltrat :\t\u00bb\t=\t0,06\t*\nSchilddr\u00fcse links:\tKoagulum:\t\u00bb\t=\t0,16\t\u00bb\nFiltrat:\t\u00bb\t=\t0,02\t\u00bb\nHund HO. M\u00e4nnlicher Jagdhund. Nahrung: Milch, Joghurt und Reis, Am Abend vor der Operation Jodnatrium. 220 ccm Blut mit 0,3 g Oxalat ungerinnbar gemacht. Die Schilddr\u00fcsen sind kropfig entartet. Die rechte Schilddr\u00fcse wurde ganz, von der linken ein Teil (*/a), nach dem Zerkleinern, mit Alkohol ausgekocht. Blut : Koagulum (ausgewaschen, dann getrocknet) : \u2018)\nJod \u2014 0 bis Spur Filtrat:\t\u00bb\t= 1,74\tmg\nSchilddr\u00fcse rechts:\tKoagulum:\t\u00bb\t= 0,33\t\u00bb\nFiltrat:\t\u00bb\t= 0,03\t\u00bb\nSchilddr\u00fcse links\t(Teil): Koagulum:\t\u00bb\t= 0,13\t\u00bb\nFiltrat:\t*\t=0\nHund 38. Bekam 7 Tage vor der Operation 0,5 g Natriumjodid. Entnahme von 148 ccm (larotisblut, mit Natriumoxalat ungerinnbar gemacht und mit 4 Volumen Aceton gef\u00e4llt. Exstirpation der rechten Schilddr\u00fcse.\nBlut: Filtrat:\tJod\t= 0,10\tmg\nAcetonextrakt\tdes Koagulums:\t\u00bb\t=0\nKoagulum:\t>\t=0\nDer Urin desselben Tieres vom Tage der Operation (500 ccm) enthielt 0,76 mg Jod.\nSchilddr\u00fcse: Koagulum: Jod = 1,48 mg Filtrat:\t> =0\nAlso sind noch 7 Tage nach der Einnahme des Jodnatriums im Urin wie im Blut betr\u00e4chtliche Mengen anorganischen Jods nachweisbar.\nHund 166 (Fox) bekam eine einmalige Dosis von 2 g Jodkali und wurde sodann \u00fcber 20 Tage jodfrei ern\u00e4hrt und hierauf entblutet. Inden 500 ccm Blut waren im Filtratanteil noch Spuren Jod nachweisbar. Der Koagulumanteil ging verloren. Die Schilddr\u00fcsen wurden zusammen verarbeitet und waren recht jodreich.\nKoagulum : Jod = 3,27 mg. Filtrat = 0.\nHund 20 (gro\u00dfer Hofhund) wurde nach vorheriger Jodnatriumgabe (0,5 g) jodfrei gehalten und ihm erstmalig nach 12 Tagen 330 ccm Carotisblut abgenommen. Die Aufarbeitung geschah nach dem Acetonverfahren, jedoch noch nicht mit der definitiven Jodmethodik, soda\u00df die Analyse des Koagulums wegen starker Nachoxydation nicht brauchbar war. Im wasserl\u00f6slichen Anteil des eingetrock-\nl) Vgl. 2. Mitteilung \u00fcber die Unm\u00f6glichkeit, einem getrockneten\nNiederschlag restlos alles eingeschlossene Jodnatrium zu entziehen.","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"Studien zur Physiologie der Schilddr\u00fcse.. V.\t461\n,.\t\u2019\tj\nneten Acetonfdtrats fanden sich noch 0,39 mg Jod vor. Dieser Befund von anorganischem Jod, noch 12 Tage seit der letzten Eingabe im Blute kreisend, ist beachtenswert. Gest\u00fctzt wurde der Befund durch den qualitativen Nachweis von kleinsten Mengen Jod in dem Urin vom gleichen Tage.\nWir sehen danach in mehreren F\u00e4llen, da\u00df anorganisches Jod noch sehr lange nach der Einverleibung im Blut nachzuweisen ist \u2014 ein Befund, der, soviel uns bekannt, bis jetzt bei den zahlreichen Ausscheidungsversuchen in dieser Weise noch nicht erhoben und der Empfindlichkeit unserer Methode zu verdanken ist, die gleichzeitig \u00fcber die Bindungsverh\u00e4ltnisse des Jods einigen Aufschlu\u00df gibt. Au\u00dferdem zeigte sich bei den Versuchen, da\u00df im Filtratanteil der Schilddr\u00fcsen keinerlei deutliche Jodvermehrung eintrat. 1\nDie Schwierigkeit, aus verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig jodreichem Blut ein absolut jodfreies Koagulum zu erhalten, weist darauf hin, da\u00df bei allen Versuchen, bei denen eine \u00dcberf\u00fchrung von anorganischem in organisches Jod zur Beobachtung gelangen soll, es vor allem auf eine peinliche quantitative Extraktion des Jodalkalis aus dem noch feuchten Eiwei\u00dfkoagulum ankommt. J) L\u00e4\u00dft man eintrocknen, dann ist eine v\u00f6llige Ersch\u00f6pfung des R\u00fcckstands kaum mehr m\u00f6glich.\nOrganisch gebundenes Jod haben wir nach Applikation von kleineren Mengen Schilddr\u00fcsenjodeiwei\u00df mehrfach im Blut nachweisen k\u00f6nnen, worauf hier einstweilen hingewiesen sei. Die F\u00e4lle selbst geh\u00f6ren in den Zusammenhang einer sp\u00e4teren Mitteilung.\t's\nIV. Untersuchungen an pathologische^ Blut.\nVon pathologischen Blutarten bietet das Basedowblut hinsichtlich des Vorkommens von Jod und dessen Bindungsart das meiste Interesse. Leider war es uns nicht m\u00f6glich, solches Material in gen\u00fcgender Quantit\u00e4t zu erhalten, soda\u00df wir diese Untersuchung vorl\u00e4ufig zur\u00fcckstellen mu\u00dften.\nDagegen stand uns durch das dankenswerte Entgegen-kommen von Herrn Professor M. W alt hard Material von\n') Wir werden in B\u00e4lde \u00fcber unsere diesbez\u00fcglichen Versuche berichten.","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\nF. Blum und R. Gr\u00fctzner,\nEklampsief\u00e4llen aus der hiesigen Frauenklinik zur Verf\u00fcgung. Wir geben im folgenden die Resultate unserer Untersuchungen wieder, die zeigen, da\u00df in einem betr\u00e4chtlichen Prozentsatz der Eklampsief\u00e4lle organisch gebundenes Jod im Blute vorkommt. Die wesentlich klinisch interessante Seite der Frage ist einer besonderen gemeinsamen Mitteilung der Frauenklinik und des biologischen Instituts an anderer Stelle Vorbehalten, wobei die Bedeutung dieser \u00abMobilisierung des Schilddr\u00fcseneiwei\u00dfes\u00bb zu w\u00fcrdigen sein wird. Wir m\u00f6chten hier auch nicht dar\u00fcber entscheiden, ob etwa das Heraustreten von Schilddr\u00fcseneiwei\u00df in die Blutbahn auf mechanischer Auspressung durch die Kr\u00e4mpfe beruht, oder ob andere Zusammenh\u00e4nge, etwa nerv\u00f6ser Art, zwischen dem Jodgehalt des Blutes und dem ganzen Krankheitsbild bestehen. Es sei nur angegeben, da\u00df wir die ersterw\u00e4hnte M\u00f6glichkeit experimentell zu pr\u00fcfen versucht haben, indem wir bei Hunden unter weitgehender Schonung der Schilddr\u00fcsengegend zuerst eine gewisse Menge Blut aus der Carotis entnahmen, dann die freigelegten Schilddr\u00fcsen mechanisch pre\u00dften und sogleich nochmals Carotisblut abnahmen. Die au\u00dferordentliche Verd\u00fcnnung erschwert nat\u00fcrlich die Bearbeitung sehr; immerhin haben wir in den 2 F\u00e4llen in dem nach dem Pressen entnommenen Blut Spuren von organisch gebundenem Jod gefunden, w\u00e4hrend das vorher entnommene Blut diese nicht enthielt.\nIn der folgenden Tabelle bringen wir unser Material kurz zusammengefa\u00dft, wobei ausdr\u00fccklich bemerkt sei, da\u00df eine Jodmedikation in der Klinik vorher oder gleichzeitig nicht stattgefunden hatte. In den meisten F\u00e4llen war das Blut sogleich mit Natriumoxalat ungerinnbar gemacht und dann sofort mit Aceton gef\u00e4llt worden. Ausnahmen ergeben sich aus der Tabelle.\nUnter 15 Eklampsief\u00e4llen waren bei neun zweifellos kleine Mengen organisch gebundenen Jods nachweisbar. In 500 ccm Ascitesfl\u00fcssigkeit war kein solches Jod zu finden. Interessant sind die beigef\u00fcgten positiven Jodbefunde einiger anderer F\u00e4lle, jedoch noch zu wenig zahlreich, um Schl\u00fcsse zu gestatten. Bemerkenswert aber und vielleicht wegweisend f\u00fcr die Auffassung der bei solchen Erkr\u00e4nkungen sich abspielenden","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"Studien zur Physiologie der Schilddr\u00fcse. V.\t4()3\nReizvorg\u00e4nge erscheint die st\u00e4rke Aussch\u00fcttung von Jodeiwei\u00df in die Blutbahn in dem Falle von Kr\u00e4mpfen bei Hirntumor in der Gegend des rechten Frontallappens. Hier warder Blutdruck nicht gesteigert im Gegensatz zu den hohen Werten bei Eklampsie.\nEklampsie.\nNr.\tName und Alter\tDatum\tBlut- menge ccm\t; Anfall i post oder ,ante partum\tAnorg. Jod i\tAceton- extrakt\tOrgan. Jod mg\n1\tS\t7. II. 12\tI 240\t10. p. p.\t0\t\t0,06\n2\tM. H. 19\t3. III.\t230\t2. a. p.\t0\t\u2014\t0 im Serum\n3\tE. S.\t5. III.\t210\t1. p. p.\t,0\t\t\t0\n4\tW. G. 29\t9. IV.\t200\t4. p. p.\t0\t\t0,14\n5\tE. M.\t1. V.\t200\t3. a. p.\t0\t\u00d4-\t0\n0\t0. H. 23\t2. VII.\t200\t2. \u2022\t0\t\u2014-\t0,06\n7\tA. H. 23\t6. VIII.\t200\t5\t\u00bb \u2022\t,\t..\t0\n8\tM. D. 20\t9. XII.\t200\t2. \u00bb \u2022\t0\t\t^\t0,2\n9\tA. 0. 22\t5. I. 13\t190\t11. p. p.\tSpur\t0\t0,03\n10\tC. H. 32\t20. I.\t200\t8. p. p.\t0\t_\t' 6\n11\tE. J. 21\t2. II.\t175\t1. \u00bb\t0\t\t0,12\n12\tR. K. 26\t23. II.\t380\t4. \u00bb\tSpur\t\t0\n13\tM. S. 19\t7. III.\t200\t2. \u00bb\t' 0\t\u2014p-\tO\u00c4 .\n14 !\tF. H. 17\t15. Hl.\t170\t3. a. p.\t0\t\t i\t0\ni5 i\tE. E.\t8. V.\t150\t7. p. p.\t0\t\u2014\t0,03\n16 1\tM. E. 30\t31. V.\t140\t4. a. p.\t0\t/ i\t0 \u2014 Spur\nUntersuchungen mit anderem pathologischem Blut.\nName und Alter\tDatum\tMaterial und Diagnose\tUnter- suchte Menge ccm\tAnorg. Jod\tAcetori- extrakt i\tOrganisches 1 Jod\nH.\t20. X. 12\tAscitesfl\u00fcssigkeit\t500\t0\t_\t0\nR. B.\t7. V. 13\tNephritis grav. Abnorm hoher Blutdruck\t470 ge- ronnen\t0\t\t0 im Serum 0,05 im Blutkuchen\nE. G.\t8. V.\tNephritis chron. grav.\t140\t0\t\u2014 \u2022\t0,14\nB. 42\t9. V.\tSchwere Kr\u00e4mpfe eklampsie\u00e4hnlich. Sektion : Hirntumor\t245\tSpur\t0 :\t0,23","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"4-64 F. Blum u. R. Gr\u00fctzner, Studien zur Physiologie d. Schilddr\u00fcse. V.\nZusammenfassung.\n1.\tEin Vorkommen von Jod im kreisenden Blut darf nur dann auf thyreogenen Ursprung zur\u00fcckgef\u00fchrt werden, wenn das Halogen in organischer Eiwei\u00fcbindung nachgewiesen wird.\n2.\tSolches organisch gebundenes Jod ist niemals im normalen Blut gefunden worden.\n3.\tIn anorganischer Bindung befindliches Jod stammt aus der Nahrung und bedeutet nur einen vor\u00fcbergehenden zuf\u00e4lligen Befund.\n4.\tJodfrei ern\u00e4hrte Tiere, deren Schilddr\u00fcsen jodreich sind, haben in ihrem Blut auch kein anorganisches Jod.\n5.\tMit der angewendeten Methodik kann nach Einverleibung von Jodalkali noch lange Zeit anorganisch gebundenes Jod im Blut nachgewiesen werden.\n6.\tIn bestimmten pathologischen Zust\u00e4nden enth\u00e4lt das menschliche Blut in einem gewissen Prozentsatz der F\u00e4lle kleinste Mengen organisch gebundenen Jods von wahrscheinlich thyreogener Herkunft.\nBerichtigung.\nSeite 66, Anmerkung, 1. Zeile von unten lies \u00abVergl. S. 69\u00bb statt \u00ab12\u00bb.\nSeite 77, 7. Zeile von unten lies\n\u00abDie Seite 71 angegebene\u00bb statt \u00abDie Seite 14 ....\u00bb Seite 332, 1. Zeile von oben und Seite 335, 11. Zeile von oben und 12. Zeile von unten lies \u00abCytidin* statt \u00abCystidin\u00bb..","page":464}],"identifier":"lit20053","issued":"1914","language":"de","pages":"450-464","startpages":"450","title":"Studien zur Physiologie der Schilddr\u00fcse. V. Mitteilung: Kommt Jod im Blut vor?","type":"Journal Article","volume":"91"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:40:51.886427+00:00"}