Open Access
{"created":"2022-01-31T15:40:43.082805+00:00","id":"lit20088","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"G\u00e9za Zempl\u00e9n","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 72: 58-62","fulltext":[{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"Partielle Hydrolyse der Tunicatencellulose. Bildung von\nCellobiose.\n-\t. \u2022 von '\t<\nEmil Abderhalden und G\u00e9za Zempl\u00e9n.\n(.Vus dem physiologischen Institute der tier\u00e4rztlichen Hochschule, Berlin, und aus dem chemischen Institute der Hochschule f\u00fcr Forstwesen, Sclmeczbanya.)\n(Der Redaktion zugegangen am 27. M\u00e4rz 1911.)\nDie fr\u00fcheren Untersuchungen \u00fcber das Tunicin, die Tunicatencellulose, haben ergeben, da\u00df diese Substanz nach ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften der Pflanzencellulose nahe steht. * *) Diese Ansicht erhielt eine weitere St\u00fctze durch den Nachweis von Glukose bei der totalen Hydrolyse von Tunicin.2) Ein Beweis f\u00fcr die Identit\u00e4t der Tunicatencellulose mit der Pflanzencellulose war mit diesem Befund noch nicht erbracht. Es ist immer noch die M\u00f6glichkeit gegeben, da\u00df die Traubenzuckermolek\u00fcle in beiden Cellulosearten unter sich verschieden verkn\u00fcpft sind. Wir sto\u00dfen hier auf die gleichen Probleme, wie sie bei der Diskussion der Resultate der vergleichenden Hydrolyse von Proteinen sich ergeben haben. Nur der stufenweise Abbau und die Vergleichung der einzelnen Abbaustufen kann die Frage nach der Identit\u00e4t eindeutig entscheiden.\nWir haben, um die Frage nach der Zugeh\u00f6rigkeit des Tunicins zur Gruppe der Cellulose weiterhin zu pr\u00fcfen, die\n*) C. Schmidt, Liebigs Annalen, Bd. LIV, S. 318 (1895). \u2014 Berth elot, Annales de Chemie et de physique, Bd. LVI, S. 149 (1859); Comptes rendus, Bd. XLVII, S. 227 (1858). \u2014 Sch\u00e4fer, Liebigs Annalen, Bd. CLX, S. 312 (1871). \u2014 L\u00f6wig-K\u00f6llikker, Journal f. prakt.Chemie, Bd.XXXVII. S. 439 (1888).\n*) E. Winterstein, Diese Zeitschrift, Bd, XVlII, S. 43\u201456 (1894)","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Partielle Hydrolyse der Tunieatencellulose. - o9\nTunieatencellulose der Einwirkung von Essigs\u00e4urcanhydrid in (legenwart von Schwefels\u00e4ure ausgesetzt. Dabei erhielten wir genau so, wie bei der gleichen Behandlung von Pflanzencellulose, eine Aeetvlverbindung, welche alle Eigenschaften der Okta-ace^Y1ce^0^!ose zeigt. Schmelzpunkt, L\u00f6slichkeit, Zusammensetzung und Drehungsverm\u00f6gen stimmen mit dem in entsprechender Weise aus Filtrierpapier dargestellten Produkt \u00fcberein. Zur weiteren Identifizierung stellten wir noch das Osazon der Gellobiose dar. Ferner gluckte es uns, durch Verseifung des Acetvlproduktes mit Barytwasser in der K\u00e4lte krystallisierte Gellobiose zu gewinnen.\t-\nUnsere Resultate liefern einen weiteren Beweis t \u00fc r die Annahme, da\u00df Tunicin un d. Pflanzen c\u00e9 1 lu lose sehr nahe verwandt und vielleicht identisch sind. Es u ird die Aufgabe weiterer Untersuchungen sein, nun noch komplizierter gebaute Abbaustufen zu isolieren, um auch hier Vergleiche zu ziehen. Hier fehlt vorl\u00e4ufig noch die Vorarbeit mit Pflanzencellulose.\n]/\u25a0\tExperimentelles.\nDie Darstellung der Tunieatencellulose geschah mit einigen zweckm\u00e4\u00dfigen Ab\u00e4nderungen im wesentlichen nach der Methode von E. Winterstein.1) Die frischen Tunicatenm\u00e4ntel von Phallusia rnammillaris wurden zun\u00e4chst 2 Tage in 1 \u00b0/oige Salzs\u00e4ure eingelegt, dann mit warmem Wasser gewaschen und von den verschiedenen Verunreinigungen mechanisch m\u00f6glichst befreit. Nach dem Verschwinden der Chlorreaktion in den Waschw\u00e4ssern wurden die M\u00e4ntel in Alkohol eingeiegt, nach 24 Stunden koliert, unter 200 Atmosph\u00e4ren Druck ausgepre\u00dft, wieder in Alkohol gelegt, das Auspressen (inter 250 Atmosph\u00e4ren Druck wiederholt und dann das Rohprodukt bei 80\u201490\u00b0 3 Stunden lang getrocknet. Das Rohprodukt betrug 45 g. Die lein zermahlene MaSse wurde jetzt 2 Stunden mit l\u00b0/\u00abiger Natronlauge (2,200 ccm) auf 90\u00b0 erw\u00e4rmt, dann bis zum Verschwinden der alkalischen Reaktion durch Dekantieren aus-\n*) E Winterstein. Diese Zeitschrift, Bd. XVIII, S. 43\u2014q\u00ab (1894).","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\tEm il Abderhalden und G\u00e9za Zempl\u00e9n,\ngewaschen, nunmehr mit 2\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure (2,200 ccm;\n2 Stunden auf 90\u00b0 erw\u00e4rmt, vollst\u00e4ndig durch Dekantieren mit Wasser ausgewaschen, darauf das Wasser durch Alkohol verdr\u00e4ngt und das Produkt nach scharfem Absaugen im Vakuumexsikkator \u00fcber Phosphorpentoxyd getrocknet. Ausbeute 19 g. 1\nZur Verwandlung in die Oktaacetyleellobiose wurden 6 g der Substanz mit 24 ccm Essigs\u00e4ureanhydrid, dem 3,2 ccm konzentrierte Schwefels\u00e4ure unter K\u00fchlung zugegeben waren, \u00fcbergossen und die Masse gesch\u00fcttelt. Bald beginnt die Reaktion unter Erw\u00e4rmung. Sie wird unter vorsichtigem Erw\u00e4rmen auf dem Wasserbade so geleitet, da\u00df die Temperatur m\u00f6glichst rasch auf 100\u00b0 steigt\u00bb Dann wiM die gelbbraune L\u00f6sung durch Eintauchen in Wasser etwas abgek\u00fchlt und in etwa % 1 Eiswasser gegossen. Es scheidet sich das Rohprodukt der Okta-aeetylcellobiose aus. Es wird durch mehrmaliges Dekantieren mit Wasser gewaschen. Hierbei erstarrt die Masse vollst\u00e4ndig krvstalliniseh. Es wird scharf abgesaugt, gepre\u00dft und zweimal aus hei\u00dfem Alkohol umkrystallisiert. Man erh\u00e4lt dabei farblose lange Nadeln, die s\u00e4mtliche Eigenschaften der Oktaacetylcell\u00f6-biose zeigen. Ausbeute in 2 Versuchen 1 g bezw. 1,2 g, oder im Mittel 18% der angewandten Tunicatertcellulose. (Etwas weniger als bei der Acetylierung von Filtrierpapier.) Die Substanz sintert bei 220\u00b0 und schmilzt vollst\u00e4ndig bei 225\" zu einer klaren Fl\u00fcssigkeit, w\u00e4hrend Skraup und K\u00f6nig1) den Schmelzpunkt 228\u00b0, W. Schliemann2) 220/2\u2014222\u00b0 angeben.\nDie\u00ab Analyse gab folgende Zahlen nach dem Trocknen \u00fcber Phosphorpentoxyd im Vakuumexsikkator.\n0,2282 g Substanz: 0,4168 g CO., und 0,1220 g ILO.\nBerechnet 1 f\u00fcr Oktaacetyleellobiose C12Hu(C2H30)s0n = CJi380I9 (MoWSew. 676,29):\t'.\n\u2018 #\t.\t.v. 49,54rt/o C, 5,65% H\t\u2018\nGefunden:\t49,81% G, 5,98% H.\n\u2018) Zd. Skraup und J. K\u00f6nig. Monatshefte f\u00fcr Chemie. Bd. XXII.\nS, lOtl (1001), \u2014 Maquenne und Goodvin, Bulletin de la* soci\u00e9t\u00e9 Chimique fa], Bd. XXXI, S. 854 (1907).\n*) W. Schliemann. Liebigs Annalen. Bd. 378, S. 366\u2014381 (1911',\t*\n\u25a0\t%:\t\"\t\u25a0 / v v ;. \\\tj. ( -\t. v","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Partielle Hydrolyse der Tuni\u00e7aten\u00e7\u00eallidose.\t61\nWir haben das Pr\u00e4parat in Chlotoforml\u00fcsung auf das Drehungsverm\u00f6gen gepr\u00fcft.\n0,2322 g Substanz in Chloroform gel\u00f6st, Gesamtgewicht der L\u00f6sung 9,2480 g, Spez. Gew. 1,473, drehte 1,56\u00b0 nach rechts, mithin [a]^0 =\t42,19\u00b0.\t\u25a0\nDie Zahl stimmt gut mil den Werten, die bisher f\u00fcr das Drehungsverm\u00f6gen der Oktaacetylcellobibse in der Literatur vorhanden sind, \u00fcberein. Geinsperg\u00ebr1) fand + 43,64\u00b0, W. Schliemann2) -f- 41,5\u00b0.\t\\\t^ -,\nUm das Osazon der Cellobiose darzustellen, f\u00fchrten wir folgenden Versuch aus. 0,5 g der Qklaaeetylverbindung wurden in 40 ccm hei\u00dfem Alkohol suspendiert, rasch abgek\u00fchlt, sofort 1,5 ccm 33\u00b0/oige Kalilauge zugesetzt, etwa 10 Minuten ge-* sch\u00fcttelt, dann langsam in kleinen Portionen unter Sch\u00fctteln Wasser zugesetzt, bis eine klare L\u00f6sung entstand (45 ccm). Um die Verseifung zu vollenden, wurde die L\u00f6sung noch 24 Stunden bei Zimmertemperatur stehen gelassen, dann mit Essigs\u00e4ure neutralisiert, der Alkohol unter vermindertem Druck abdestilliert und die L\u00f6sung bis aut etwa 6 ccm eingeengt. Nach Zusatz von 0,5 g Phenylhydrazinchlorhydrat w\u00fcrde jetzt l1 h Stunden im Wasserbade erw\u00e4rmt, wobei die L\u00f6sung klar blieb. Beim Erkalten erfolgte , die Ausscheidung von langen zitronengelben Nadeln, die abgesaugt und aus hei\u00dfem Wasser umkrystallisiert wurden. Ausbeute 0,07 g. Die Substanz schmilzt beim raschen Erhitzen gegen 1950 unter Gasentwicklung und Zersetzung. Es lag demnach zweifellos Cellobiosazon vor.\nWir haben ferner aus dem Oktaacetat die freie, kristallisierte Cellobiose abgeschieden. 0,7 g Oktaacetylverbindung wurden in 50 ccm Aceton gel\u00f6st und unter Sch\u00fctteln mit 50 ccm Barytwasser versetzt. Unter fortw\u00e4hrendem Sch\u00fctteln wurde jetzt Wasser in Portionen von 25 ccm zugegetzt und weiter gesch\u00fcttelt. Nach etwa 10 Stunden war die . Substanz\n*) Zd. H. Skraup, \u00dcber St\u00e4rke, Glykogen und Cellulose. \u2014. E. Geinsperger, Monatshefte f\u00fcr Chemie, Bd. XXVI, S. 14|5 (1905).\n.*} Wilhelm Schliemann, \u00dcber die Cellobiose und die Acetolyse der Cellulose. Liebigs Annalen, Bd. 378, S. 366\u2014381 (1011).","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62 E. Abderhalden und G. Zemplen,'\u00dcber Tunicatencellulose.\nbis auf Spuren gel\u00f6st. Die Menge des angewandten Wassers betrug etwa 300 ccm. Es wurde noch 14 Stunden lang weiter gesch\u00fcttelt, dann der Baryt mit Schwefels\u00e4ure quantitativ entfernt und das Filtrat unter vermindertem Druck auf etwa 2 ccm eingedampft. Nach 3 t\u00e4gigem Stehen im Exsikkator beginnt die Ausscheidung von Cellobiosekrystallen, die sich auf Zusatz von Alkohol vermehren. Nach weiteren 2 Tagen betrug die Ausbeute 0,05 g. Die Mutterlauge scheidet nach l\u00e4ngerem Stehen weitere Mengen der Substanz aus. Das isolierte Produkt zeigte das f\u00fcr die Cellobiose charakteristische Drehungsverm\u00f6gen. \u25a0","page":62}],"identifier":"lit20088","issued":"1911","language":"de","pages":"58-62","startpages":"58","title":"Partielle Hydrolyse der Tunicatencellulose: Bildung von Cellobiose","type":"Journal Article","volume":"72"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:40:43.082811+00:00"}