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{"created":"2022-01-31T14:42:09.766001+00:00","id":"lit20094","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Waterman, N.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 72: 131-139","fulltext":[{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Ober einige Versuche mit Pilocarpin.\nII. Mitteilung.\nVon\t\u2022 '\nDr. N. Waterman, Rotterdam\nMit einer Kurvenzeichnung im Text:\n(Der Redaktion zugegangen am 31. M\u00fcrz 1911.)\nIn einer fr\u00fcheren Mitteilung haben wir \u00fcber Harnver\u00e4nderungen und Empfindlichkeitserh\u00f6hung gegen 1-Suprarenin im Anschlu\u00df an wiederholte Pilocarpineinspmtzungeii berichtet. Was den Harn betrifft, finden wir spontane (leichte) Glykosu-rieen und Steigerung der Diurese.:\nEs ist jetzt unsere Aufgabe, eine befriedigende Erkl\u00e4rung f\u00fcr diese Erscheinungen zu finden.\nIm allgemeinen kann Glykosurie die Folge zweier Ursachen sein : 1. von Erh\u00f6hung der Blutzuckerkonzentration, 2. von einer Abweichung von der Norm in der Funktion der\nNierenepithelien. Hierbei mu\u00df aber bemerkt werden, da\u00df auch hei der Glykosurie infolge Hyperglyk\u00e4mie die Nierenepithelien ihren Einflu\u00df geltend machen. Die Untersuchungen Neu bau er s, Poliaks u. a. haben uns gelehrt, da\u00df die Niere nicht unbe-\ndingt und unverr\u00fcckbar auf eine genau umgrenzte Blutzucker-konzentration eingestellt ist, sondern da\u00df die Durchl\u00e4ssigkeit f\u00fcr Zucker sich unter gewissen Umst\u00e4nden \u00e4ndern kann. So f\u00fchrt z. B. eine langdauernde Hyperglyk\u00e4mie oft zu einer geringeren Durchl\u00e4ssigkeit f\u00fcr Zucker, mit \u00e0nder\u00e9n Worten die Nierensekretion wird auf ein anderes Zuckerniveau eingestellt. Weiter kann man F\u00e4lle anf\u00fchren, wo es, ungeachtet einer' deutlichen Hyperglyk\u00e4mie nicht zu Glykosurie kommt. Diese Fakta zeigen, da\u00df auch bei der Glykosurie infolg\u00e9 Hypergly-\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"l\u00f6*\tN. Waterman,\nk\u00e4mie die Niere durchaus keine passive Rolle spielt, so da\u00df schlie\u00dflich fast an jedem Fall von Glykosurie die Niere ihren Anteil hat.\nEs erhebt sich nun die Frage, wovon in unserem Falle die Glykosurie, resp. die erh\u00f6hte Empfindlichkeit gegen Supra-renin abh\u00e4ngig ist. Es gibt 3 M\u00f6glichkeiten:\nSub A. Die Glykosurie ist Folge von Hyperglyk\u00e4mie.\nSub B. ***-\u00bb*\t\u00bb ge\u00e4nderter Nierensekretion.\nSub C. \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb A -f- B.\nA. Wir machten Blutzuckerbestimmungen (bei Kaninchen) und haben den Einflu\u00df von Pilocarpin auf den Blutzucker fest zu stellen versucht.\nMethodik.\nDer Blutzuckergehalt wurde mittels 3 Methoden bestimmt. An erster Stelle mit Enteiwei\u00dfung nach Abel es und Titrierung nach Knapp. Bei Kaninchen von ungef\u00e4hr gleichem Gewicht, die unter denselben Ern\u00e4hrungsbedingungen standen (die 6 ersten Bestimmungen wurden an Tieren aus einem Nest ausgef\u00fchrt), wurde der Carotis \u00b1 20 ccm Blut entnommen. Dies geschah in verschiedenen Zeitr\u00e4umen nach der subcutanea Einspritzung von 14 mg Pilocarpin hydrochloric.\nDie Zahlen erlauben meines Erachtens wohl einige Schl\u00fcsse, obwohl man nat\u00fcrlich den individuellen Differenzen dabei Rechnung tragen mu\u00df. Auch ist zu ber\u00fccksichtigen, da\u00df stets die Gesamtblutzuckermehge bestimmt wurde, und die Unterschiede in Blutzuckergehalt zwischen Blutk\u00f6rperchen und Plasma vernachl\u00e4ssigt wurden. Hier folgen die Versuchsergebnisse, in der Reihenfolge, worin sie ausgef\u00fchrt wurden (November und Dezember 1910).\nUm individuelle Differenzen zu eliminieren kamen auch zwei kolorimetrische Blutzuckerbestimmungen zur Verwendung, die nach Wacker1) und die a-Naphtholmethode, welche von mir, unabh\u00e4ngig von Reicher und Stein (ihre Mitteilung auf dem Wiesbadener Kongre\u00df war mir nicht bekannt geworden), ausgearbeitet wurde.\n') Diese Zeitschrift, Bd. LXVII, 1910.","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einige Versuche mit Pilocarpin. II. ;\t133\nI. Blutzucker nach Abeles-Knapp.\nNr.\tGe- wicht kg\t\tBlut- quantum ! '\tg\tZeit nach der Einspritzung\tBlut- zucker \u2022#;o\tDosis mg\n1\t2,2\t\t22,5\t/jv-y; \u2014\tr\t0,11\t\n2\t\t2,1\t27,5\t!\t0.13\t\n3\t\t2,1\t26\t2 Stunden\t0.22\t14\n4\t\t2,1\t21\t3\t\u00bb\t\u20220,07\t14\n5\t2.01 i\t\t22,5\t12 \u00bb .\t0,07\t14\n6\t2,02\t\t21,3\t, 13\t\u00bb.\t0,056\t14\n7\t2\t\t28,9\t6 \u00bb *\t0,054\t14\n' 8\t2\t\t28,2\t\t-0,09\t14\n9\t2,3\t\t28\t24\t\u25a0\t0,11\t14\n10\t1,9\t\t19,2\t\t,0,09\t14\n11\t1,7\t\t14\t36\t,\t0,1\t14\n12\t2,1\t\t12,3\t\t0,06\t14\n13\t1,6\t\t18,5\t4 Tage lang jedesmal 10 mg 24 Std. nach der letzten Einspritzung\t0,06\t10\n14\t2,2 '\t\t21,4\t4 Tage 10 mg 4. Tage nach der letzten Einspritzung\t0,11\t10\n15\t3\t\t24,7\t4 Stunden\t0,08\t14\n16\t2,2\t\t- ?\t\t0,12\t14\nDie Methode Wackers beruht auf der Eigenschaft dei Kohlehydrate, mit (Para)phenylhydrazinsulfos\u00e4ure eine sch\u00f6n\u00ab Rosarote F\u00e4rbung zu geben, welche noch m sehr starken Verd\u00fcnnungen deutlich wahrnehmbar ist Das Blut wird vorhei mit Eisenalaun und Soda enteiwei\u00dft (eine vorz\u00fcgliche Methode) und das Filtrat mit einer hergestellten Farbenskala terglichen Eine Unannehmlichkeit der Methode ist jedoch, da\u00df die Skala von Glykosel\u00f6sungen die Farbe viel st\u00e4rker annimmt als das Blutfiltrat, weiter auch die enorme Empfindlichkeit, welche (nur pers\u00f6nlich wenigstens) die Methode einige Male hat ver-sagen lassen. So hatte z. B. \u00c4nderung der Glass\u00f6rte der Zy-lindergl\u00e4ser Abweichungen zur Folge.\nIch ziehe deshalb die Methode mit a-Naphthal- und Schwefeh saure (Furfurolreaktion) vor. Einige Trafen Blut (\u00b1 10) werden","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\tN. Waterman,\nder Ohrvene entnommen und l\u00e4\u00dft man in + 15 ccm aq. destill. fallen. Weiter wird mittels der Wack ersehen Methode ent-eiwei\u00dft und dem Blutfiltrat, 1 I2 ccm, ebenso' wie einer Skala von Glykosel\u00f6sungen, 1 Tropfen 20\u00b0,o alkoholischer Naphta-l\u00f6sung und 2 ccm reinster Schwefels\u00e4ure hinzugef\u00fcgt. Das Gemisch nimmt dann eine sch\u00f6ne violette Farbe an, welche in Intensit\u00e4t mit der der Glvkoseskala verglichen werden kann. Die Farbe entsteht gleich nach der Zuf\u00fcgung der Reagentia. Die Resultate dieser Methode stimmen, so weit mir ein Urteil m\u00f6glich ist, sehr wohl mit denen des mit den Reduktionsmethoden gewonnenen \u00fcberein.1) Im Gegensatz mit der Wackerschen Methode werden keine zu hohe Zahlen gefunden. So schwanken die Zahlen f\u00fcr den Menschen von 0,08\u20140,13%, f\u00fcr das Kaninchen von 0,12%\u20140,19%. Nach Wacker werden Zahlen von 0,15\u20140,18% f\u00fcr den Menschen, 0,2\u20140,3 % f\u00fcr das Kaninchen gefunden.\nBeim einzelnen Kaninchen wurde nun der Blutzucker 1, 2, 3 und 4 Stunden nach Einspritzung von 12\u201415 mg Pilocarpin bestimmt, nachdem ein orientierender Versuch vorhergegangen war. Wenn man zuerst der Ohrvene etwa 10 Tropfen entnimmt und ungef\u00e4hr 3 Stunden sp\u00e4ter nochmals die m\u00f6glich gleiche Menge und das Blutfiltrat von jeder Blutentnahme in der gleichen Weise behandelt, dann zeigt sich im Mehrteil der F\u00e4lle das zweite Blutfiltrat nicht st\u00e4rker, sondern gew\u00f6hnlich deutlich weniger gef\u00e4rbt als das erste. '\u25a0\nAus den vorhergehenden Bestimmungen k\u00f6nnten sich folgende Zahlenfolgerungen ergeben : In den ersten 2\u20143 Stunden nach einer Pilocarpineinspritzung von + 15 mg ist in vielen F\u00e4llen eine gewisse Hyperglyk\u00e4mie, welche sich aber in beschr\u00e4nkter Grenze h\u00e4lt, zu beobachten (Nr. 3, 18, 17 und vielleicht 16). Denn es ist u. a. von Rose sicher gestellt, da\u00df Werte von \u00fcber 0,2% mit Knapps Methode niemals bei normalen Kaninchen gefunden werden. In Nr. 17 und 18 ist die leichte Erh\u00f6hung beim einzelnen Kaninchen zu verfolgen. Diese\n*) Es sind nat\u00fcrlich eine Reihe von Untersuchungen angestellt worden, bevor die Methode benutzt worden ist. Die Ergebnisse f\u00fchre ich hier nicht im einzelnen an.\t:","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einige Versuche mit Pilocarpin. II.\t\"135\n11. Versuche mit der Farbenskala.\nNr.\t. ; v Gewicht kg\tZeit nach der Einspritzung\tBlut- zucker %\tMethode\t\tDosis mg\n17\tI. 3\tvo\u00e7 der Einspritzung\t\u25a0 0,2322\t\t' , \u25a0\u00bb \u2022 \u25a0\t\n\tI\tnach }jt Stunde\t0,2602\t\tWacker\t15\n\t\t* 2s/4 Stunden\t0,0858\t\t\t\n18\tII. 2,2\tzuvor\t0,17\t?\t\t\n\t\tnach 1 Stunde\t0,18\t\t\t2 -\n; \u2022;\t\t\u00bb\t2 Stunden\t0.29\t\t\u00bb \u00bb *\t15\n\t\t> 3\t0.063\t\u2022\t\t-\u2022 - \u25a0\u2019*.\n19\tIII. ?\tzuvor\t0.263\t1\t[ . ;\t\n\u25a0 \u25a0 \u2022 \u2018 , V: . \u2022\t\tnach 2 Stunden\t0,156\t\tr. *\t15\n20\tIV.,\u2014'\t4 Tage vorher\t0,18\t\t\t\n;\t\t4 Std. nach der Einspritzung\t0,054\t\ta-Naphthol\t15\n21\tV. \u2014\t4 Stunden\t0,0898\t\u00ab\t\t\ngeringe Hyperglyk\u00e4mie ist aber von kurzer Dauer und wird von normalen in vielen F\u00e4llen subnormalen Werten gefolgt. Denn obwohl Werte wie 0,06% noch innerhalb der normalen Breite Vorkommen, stellen sie doch schon die niedrigste Grenze dar. Mit den kolorimetrischen Methoden stellt sich die Erniedrigung markierter dar, .obschon hier vielleicht in \u00fcbertriebenen Ma\u00dfe.\t; \u2022\nDie niedrigsten Werte scheinen 5\u20146 Stunden nach der Injektion vorzukommen, 20\u201424 Stunden nach der Einspritzung ist aber die Blutzuckerkdnientration noch ziemlich niedrig. Nach wiederholten Einspritzungen war in einem Fall auch 24 Stunden nach der letzten Injektion der Blutzucker noch subnormal (Fall 13), einjge Tage sp\u00e4ter aber vollkommen normal (Nr. 14). Eine sp\u00e4tere reaktive Hyperglyk\u00e4mie wurde audh nicht beobachtet.\nWir haben also nach Pilocarpin normale, eher noch subnormale Blutzuckerwerte, welche nur langsam sich etwas erheben. Nach wiederholten Einspritzungen sind mehr als 24 Stunden dazu ben\u00f6tigt. Graphisch vorgestellt, w\u00fcrde die Blutzuckerkurve etwa wie folgt ausseheh.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"N. Waterman,\nEs ist jetzt die Frage, wie wir diese Schwankungen im Blutzuckergehalt auffassen m\u00fcssen. Als Hauptwirkung betrachten wir die Blutzuckererniedrigung, weil sie nahezu konstant auftritt und l\u00e4ngere Zeit andauert. Die erh\u00f6hten Werte kurz nach der Ein-\nspritzung betrachten wir dagegen nicht als Giftwirkung, sondern nur als scheinbare Hyperglyk\u00e4mie infolge der pl\u00f6tzlichen enormen Wasserentziehung. Durch W\u00e4gung stellten wir fest, da\u00df Ka-\nninchen von \u00b1 1,5 kg innerhalb 2 Stunden nach Pilocarpin \u00b1150 g an Gewicht verlieren, die Folge des Speichelfl\u00fcsse*, Diarrh\u00f6en und Schwei\u00dfe. Es ist das \u00b1 10\u00b0/o des K\u00f6rpergewichtes! Es ist einleuchtend, da\u00df es einiger Zeit bedarf, bevor diese Wasserentziehung kompensiert ist (womit vielleicht auch die vermehrte Lymphbildung1) Hand in Hand geht). Diese Wasserentziehung wirkt darum erschwerend auf die Bktzucker-untersuchung, denn es ist m\u00f6glich, da\u00df durch dieselbe uns die Konstatierung eines erniedrigten Wertes entgeht, wenn man\ninnerhalb der kritischen Periode, die individuell wechseln kann,\nuntersucht. Als ein Beispiel hierf\u00fcr betrachten wir den Fall 16.\n' ' ..\nUber die Ursache des erniedrigten Blutzuckergehalts nach Pilocarpineinspritz\u00fcng haben wir keine bestimmte Meinung. Man k\u00f6nnte an verschiedene M\u00f6glichkeiten denken, die wir aber nicht weiter verfolgt haben.\nJedenfalls k\u00f6nnen wir das Vorhergehende dahin pr\u00e4zisieren, da\u00df die Glykosurie, welcher man mitunter nach Pilocarpineinspritzung begegnet, nicht durch das Verhalten des Blutzuckers allein seine Erkl\u00e4rung finden kann.\nEs ist deshalb unsere Aufgabe, zu pr\u00fcfen, ob die \u00c4nderung der Nierensekretion eine bessere Erkl\u00e4rung geben kann.\n*) Camus at et Gley. Archiv de Pharmacodynamie, Bd. I, S. 492. \u2014 Tschirwinsky, Arch. f. exp. Pathol., Bd. XXXIII, S. 161.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einige Versuche mit Pilocarpin. II,\t137 :\n; B.;r : \u00ff ' \u25a0;\nIP^t in der Tat Umst\u00e4nde, welche dazu mahnen, die Rolle der Nieren in diesen Versuchen zu studieren. Es hat in der ersten Zeit der Pilocarpinforschung Staunen erregt, da\u00df ein Stoff, welcher alle Dr\u00fcs\u00e8napparate vs\u00f6 stark erregt, die Sekretionen von Dr\u00fcsen wie Niere und Mamma so wenig beeinflu\u00dft. Es hat sich aber sp\u00e4ter herausgestellt, da\u00df diese Ausnahmen nur scheinbare und ebenfalls in den anderwegigen Wasserverlusten begr\u00fcndet sind (Stokvis,1) Hammerbacher).2) Denn mag auch nach einmaliger Injektion von 1 ilocarpin das Harn Volumen und Milch qnanturo eher verringert scheinen, qualitativ findet man einen gr\u00f6\u00dferen Wassergehalt, was auf vermehrte Sekretion hin weist.*\nIm Einklang hiermit stehen unsere in der I Mitteilung erw\u00e4hnten Befunde. Wir fanden nach einer Reihe von Einspritzungen, nachdem, wie wir glauben, die gro\u00dfe Empfindlichkeit f\u00fcr das Gift etwas nachgelassen hatte* eine gesteigerte Diurese. Wir stellen ihr Zustandekommen so vor, da\u00df jetzt, ueil die anderen Dr\u00fcsen nicht mehr so heftig reagieren, die \u00c4nderung der Nierenfunktion^deutlicher zum Ausdruck kommt.\nStokvis hat gemeint, da\u00df die Zuckerausscheidung, welche oft nach Pilocarpineinspritzung beobachtet wird, schon allein dieser maskierten Steigerung der Diurese zuzusetoeiben sei. Er st\u00fctzte sich dabei auf die Jacobjsehen3) Versuche, wonach Diuretica infolge ihrer diuretischen Wirkung auf die Niere Zuckerausscheidung verursachten (Nierendiabetes). Wie bekannt, hat es sich sp\u00e4ter herausgestellt (Rose,4) Nishi,5), da\u00df nach Diu-retica der Blutzuckergehalt vielfach gesteigert ist, so da\u00df f\u00fcr\ndie Glykosurie die Niere allein nicht verantwortlich gemacht\nwerden kann.\n*) Stokvis, loc\u00bb cit.\n*) Hammerbacher, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. XXXIII, S 228.\n\u2022 3) Jacobj, Zeitschrift f\u00fcr experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Bd. XXXV, S. 213.\tV-:-\n4)\tZeitschrift f. experimenteUe Pathologie u. Pharmakologie, 1903.\n5)\tIbidem, Bd. LXI, 1909.\t*\t-","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"Waterman,\nDie Deutung, welche wir unseren Versuchen geben, ist die, da\u00df infolge der erh\u00f6hten Diurese die Niere leichter Zucker durchlassen wird (wie es schon Gohnheim und Lichtheim1) beschrieben haben), da\u00df aber noch ein Moment hinzukommt, n\u00e4mlich die relative \u00dflutzuckersteigerung, welche sich ungef\u00e4hr 12 Stunden nach der Einspritzung einstellt und + 12 Stunden bis zur Herstellung des normalen Blutzuckergehaltes andauert. Hiermit steht unser schon mitgeteilter Befund im Einklang, wonach der Zucker gew\u00f6hnlich erst in der zweiten Harnportion gefunden wird. Besser noch pa\u00dft unsere Erkl\u00e4rung f\u00fcr die Zuckerausscheidung, die einige Tage nach einer Reihe von Pilocarpineinspritzungen beobachtet wird. Denn in diesem F\u00e4lle ist sehr deutlich vermehrte Diurese vorhanden, indem der Blutzucker von einem sehr niedrigen Punkte auf die normale H\u00f6he steigen kann, wof\u00fcr einige Tage n\u00f6tig sind.\nZusammenfassend k\u00f6nnen wir sagen, da\u00df unsere Hypothese sub. G vermutlich das Richtige getroffen hat und da\u00df f\u00fcr die Glykosurie nach Pilocarpin sowohl \u00c4nderungen im Blutzuckergehalt wie in der Nierenfunktion ma\u00dfgebend sind.\nNoch ein Punkt bleibt zur Erkl\u00e4rung \u00fcbrig: Die erh\u00f6hte Empfindlichkeit gegen Suprarenin nach einer Reihe von Pilocarpineinspritzungen. Die Erkl\u00e4rung hierf\u00fcr ist unseres Erachtens nunmehr nicht schwierig. Wie Biberfelds* *) Versuche uns gelehrt haben, ist die glvkosurisehe Wirkung von Suprarenin an eine ausreichende Diurese gebunden. Wenn die Diurese nicht ausreicht, stellt sich auch keine Glykosurie ein. In unserem Fall haben wir das umgekehrte. Wie man aus den Tabellen ersehen kann, wird immer die unterschwellige Suprarenindosis eingespritzt, eben wenn die Hauptwirkung des Pilocarpins schon vor\u00fcber ist, d. h. eben in dem reaktiven, diuretischen Stadium. Man darf dann annehmen, da\u00df in der Periode der gesteigerten Diurese, welche, wie wir gesehen, noch tagelang andauern kann und w\u00e4hrend welcher der Blutzucker auch schon von selbst in Steigerung begriffen ist, ein Gift, das dabei sowohl Blutzucker erh\u00f6hend wie diuretisch wirkend ist, schon in ge-\n*) Virchows Archiv, Bd. LXIX. S. 106.\n*) Biberfeld. Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. CXIX, 1907.","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einige Versuche mit Pilocarpin. II. .\t139\nlingeren Dosen als' sonst eine Wirkung aUs\u00fcben kann. Man kann das auch so ausdr\u00fccken, da\u00df bei einem in Reaktion begriffenen Organismus die Reaktion eher durch antagonistische Substanzen ausgel\u00f6st werden wird, was im wesentlichen einer erh\u00f6hten Empfindlichkeit gleich steht.\tr\nWir glauben uns zu folgenden Schlu\u00dffolgerungen berechtigt :\t*\t'\n1.\tWiederholte Pilocarpineinspritzungen bewirken erh\u00f6hte\nDiurese und Glykosurie.\t\u25a0\n2.\tEine Pilocarpineinspritzung von 10-15 mg beim Ka-\nninchen bewirkt meistenteils eine gewisse, von einer relativen Erh\u00f6hung nach \u00b1 12 Stunden erfolgten Senkung des Blutzuckergehalts. Mit Ausnahme der ersten 2 Stunden bewirkt Pilocarpin keine Hyperglyk\u00e4mie. .\t^ ,\t.\n3.\tDie Glykosurie nach Pilocarpininjektionen findet ihre\nUrsache in gesteigerter Durchl\u00e4ssigkeit f\u00fcr Zucker infolge erh\u00f6hter Diurese, von Steigerung des Blutzuckers auf die Norm begleitet. .\t.\t'\t'\t-\n4.\tEs ist noch nicht sicher bewiesen, da\u00df die Verhinderung der Glykosurie nach Suprarenin durch Pilocarpin, wie Ualta, R\u00fcdinger und Ebstein1) gefunden haben,' auf Ausbleiben von Hyperglyk\u00e4mie beruht. Es ist noch die Verringerung der Diurese in den ersten Stunden nach der Pilocarpininjektion in Erw\u00e4gung zu ziehen.\n5.\tDie erh\u00f6hte Empfindlichkeit gegen 1-Suprarenin, welche\nsich am Ende einer Reihe von Pilocarpineinspritzungen ein-stellt, wird durch Reaktionsverschnellung seitens d\u00e8s Organismus verursacht.; '\tU ; ;\n6.\tEs w\u00e4re die Frage nach der Bedeutung des Pilocarpins zur Erniedrigung des Blutzuckergehalts, von neuem sorgf\u00e4ltig zu pr\u00fcfen.","page":139}],"identifier":"lit20094","issued":"1911","language":"de","pages":"131-139","startpages":"131","title":"\u00dcber einige Versuche mit Pilocarpin, II. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"72"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:42:09.766007+00:00"}