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{"created":"2022-01-31T14:41:51.838163+00:00","id":"lit20114","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"London, E. S.","role":"author"},{"name":"Alfred Schittenhelm","role":"author"},{"name":"Karl Wiener","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 72: 459-462","fulltext":[{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"Verdauung und Resorption von NucleineSure Im Magendarm-\nkanal.\n.. II. Mitteilung.\t'\nVon\nE. S. London, Alfred Schittenhelm und Karl Wiener.\n(Aus dem pathologischen Laboratorium des K. Institutes f\u00fcr experimentelle Medizin zu St. Petersburg und dem Laboratorium der medizinischen Klinik zu Erlangen.) (Der Redaktion zugegangen am 12. Mai 1911.).\t_\nIn unserer ersten Mitteilung1) haben wir \u00fcber Untersuchungen berichtet, welche die Verfolgung des Abbaues der Nucleins\u00e4ure im Darm zum Ziele hatten. Wir fanden damals, da\u00df vornehmlich in den unteren Darmabschnitten, dem unteren Jejunum und Ileum, eine Aufspaltung der Nucleins\u00e4ure vor sich geht, und konnten auf indirektem Wege mit gro\u00dfer Wahr* scheinlichkeit erweisen, da\u00df dabei Nucleoside (Guan\u00f6sin usw.) entstehen.\nDie Fortf\u00fchrung der Untersuchungen geschah wiederum unter Verwendung von Fistelhunden und zwar vornehmlieh solchen mit Ileumfisteln. Der aus diesen nach Verf\u00fctterung von thymonucleinsaurem Natrium erhaltene Chymus wurde nach den Vorschriften von Levene und Jacobs Verarbeitet. Wir konnten zun\u00e4chst unsere fr\u00fcheren Resultate voll best\u00e4tigen. Bei der Verarbeitung der Bleisalze erhielten wir eine Substanz, welche in ihren Eigenschaften der Guanyls\u00e4ure entsprach. Vor allem aber gelang es uns, Guan\u00f6sin zu isolieren und mit Sicherheit zu identifizieren. Im Filtrat des Guanosins konnten wir ein Pikrat erhalten, welches vielleicht Adenosin war; die Ausbeute war jedoch zu gering zu einer genaueren Identifizierung.\n} S. London und Alfred Schittenhelm, Verdauung und Resorption von Nucleins\u00e4ure im M\u00e4gendarmkanal. I. Mitt.. Diese Zeitschrift, 1910, Bd. 70, S. 10.","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"*60 E. S. London, Alfred Schiitenheim und Karl Wiener,\nDurch das Auffinden des Guanosins ist es jedenfalls bewiesen, da\u00df auch in der Thvmonucleins\u00e4ure die durch die schonen Untersuchungen von Levene in anderen Nucleins\u00e4uren entdeckten Nucleoside vorhanden sind. Es geht aber weiter aus unseren Untersuchungen hervor, da\u00df der Weg der Aufspaltung im Darm, was wir bereits in unserer ersten Mitteilung annahmcn, unter Abspaltung der Nucleoside vor sich geht, also sich \u00e4hnlich gestaltet wie z. B. die S\u00e4urehydrolyse der IJefe-nudeins\u00e4ure. Es werden offenbar die Polynucleotide erst in Mononucleotide zerlegt, ehe die Phosphors\u00e4ure abgespalten wird.\nEs ist klar, da\u00df die genaue Kenntnis des Abbaues der Nucleins\u00e4ure im Darm und in den Geweben des K\u00f6rpers au\u00dferordentlich wichtig ist. Wir sind heute zwar \u00fcber den Abbau der Purinbasen recht wohl orientiert; es fehlte aber bislang an Kenntnis \u00fcber die h\u00f6heren Spaltungsvorg\u00e4nge. Diese ist uns unbedingt n\u00f6tig, wenn wir in der Physiologie und auch in der 1 athologie des NucleinstofTwechsels v\u00f6llig klar sehen wollen. F\u00fcr die Guaningicht der Schweine und auch vielleicht f\u00fcr die menschliche Gicht lassen sich neue Gesichtspunkte gewinnen, die uns n\u00f6tiger sind, als die Wiederholung langer theoretischer Auseinandersetzungen.\nEs kann schon heute als ziemlich sicher angenommen werden, da\u00df der Weg des Abbaues durch Fermente, den wir t\u00fcr den Darm gefunden haben, auch f\u00fcr die inneren Organe g\u00fcltig ist. Der Befund von freiem Guanosin in der Pankreasdr\u00fcse und in anderen Dr\u00fcsen, den Levene und Jacobs1) er-hoben, zeigt, wie diese Autoren selbst anf\u00fchren, auf den Gang der Nucleins\u00e4urespaltung bei der Autolyse der Organe hin. Es m\u00fcssen also dort gleiche Fermente wirksam sein. Levene und Jacobs2) haben nun die interessante Entdeckung gemacht, da\u00df auf chemischem Wege eine Umwandlung von Adenosin in Inosin und von Guanosin in Xanthosin leicht m\u00f6glich ist.\n) I , A. Levene und W. A. Jacobs, \u00dcber das Vorkommen des freien Guanosins in der Pankreasdr\u00fcse. Biochemische Zeitschrift Itll\u00fc Bd. 27, & 127.\t-\u25a0 \u2018\n) 1. A. Levene und W. A. Jacobs, \u00dcber die Hefenucleins\u00e4ure. IH \u00dfer. d. Deutsch, ehern. Oes .1910, Jg, 43, S. 3150","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"Verdauung und Resorption von Nueleins\u00e4ure. .11 ' - 461\nDadurch ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, da\u00df innerhalb der Gewebe der weitere Abbau wenigstens zum Teil einen derartigen Weg nimmt. Unsere seitherigen Ansichten, da\u00df Guanin und Adenin erst freigemacht werden, ehe sie der Desamidierung unterliegen, m\u00fcssen also wohl modifiziert werden.\n. Unsere Untersuchungen und Befunde bilden den Anfang\nf\u00fcr die biologische Verwertung der wichtigen Leven eschen Feststellungen. Wir sind dabei, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen.\t\u2022 j\nExperimenteller Teil\nDer nach Verf\u00fctterung von thymonucleinsaur\u00e9m Natrium gewonnene Ileumchymus wurde in Wasser gel\u00f6st und mit 25\u00b0/oiger Bleiacetatl\u00f6sung versetzt. Von den ausgefallenen Niederschl\u00e4gen wurde abfiltriert und mehrmals ausgekocht. Die vereinigten Filtrate wurden ammoniakaliscli gemacht und weiter mit Bleiacetat gef\u00e4llt.\t,\nDie abfiltrierten Bleiverbindungeh wurden nun in Wasser suspendiert und durch die kochend hei\u00dfe Suspension Schwefelwasserstoff geleitet. Nachdem vom Bleisulfid abfiltriert war, wurde im Vakuum bei 50\u00b0 bis zum Sirup eingeengt und dieser der Krystallisation in der K\u00e4lte \u00fcberlassen. Die Menge der so erhaltenen Substanz betrug ca. 0,35 g. Sie wurde in etwas ammoniakalischem Wasser hei\u00df gel\u00f6st und die L\u00f6sung in Alkohol filtriert. Dabei fielen geringe Mengen einer flockigen Substanz aus, die organisch gebundene Phosphors\u00e4ure und Purinbasen enthielt (Ammoniumsalz der Guanylsijure ?). Zur: genauen Identifizierung war di^ Menge zu gering.,' Das Filtrat wurde im Vakuum eingeengt. Das Guanos in schied sich in kleinen nadelf\u00f6rmigen Krysfallen aus/ Zur Analyse wurde cs zweimal aus verd\u00fcnntem Alkohol (60\u00b0/oig) umkrystallisi\u00e7rt. Die Substanz gab eine starke Orcinprobe und enthielt, wie die Hydrolyse einer kleinen Probe mit Salzs\u00e4ure zeigte, Guanin.* Hie wurde bei 100\u00b0 getrocknet.\n0,1310 giSubstanz gaben 0,2025 g C02 und 0,0565 g H20 Berechnet : C = 42.40 H = 4,59.\nGefunden : C = 42,16 H = 4,79..","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462 E. S. London, A. Schittenhelm u. K. Wiener, Nucleins\u00e4ure. U.\nIn das Filtrat vom Guanosin wurde unter Erw\u00e4rmen Pikrins\u00e4ure eingetragen und die L\u00f6sung auf Eis gestellt. Dabei schied sich neben Pikrins\u00e4ure ein anderes Pikrat (Adenosin ?) aus. Die abfiltrierte Krystallmasse wurde in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st, mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure schwach anges\u00e4uert und mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Die pikrinfreie L\u00f6sung wurde mit frisch gef\u00e4lltem Baryumcarhonat von Schwefels\u00e4ure befreit und auf ein kleines Volumen eingeengt. Beim Stehen in der K\u00e4lte schied sich eine wei\u00dfe Substanz ab, die aus mikroskopisch kleinen Nadeln bestand. Zersetzungspunkt der getrockneten Substanz unscharf bei 229\u00b0. Zur Analyse reichte die Ausbeute nicht hin.\nWir haben noch einen zweiten Versuch mit demselben Resultat verarbeitet.","page":462}],"identifier":"lit20114","issued":"1911","language":"de","pages":"459-462","startpages":"459","title":"Verdauung und Resorption von Nucleins\u00e4ure im Magendarmkanal, II. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"72"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:41:51.838169+00:00"}