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{"created":"2022-01-31T14:40:21.304224+00:00","id":"lit20119","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Henze, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 72: 494-501","fulltext":[{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidien.\n\u00cf. Mitteilung.\nDie Vanadiumverbindunfir der Blutk\u00f6rperchen.\nVon\nH. Henze.\n(Au3 der chemiach-physiologischen Abteilung der Zoologischen Station in Neapel.) (Der Redaktion zugegangen am 27. Mai 1911.) :\nUber das Blut derAscidien existieren in chemischer^ Hinsicht so gut wi\u00e9 k\u00ebineAngaben, und doch glaube ich sch\u00f6n in dieser ersten Mitteilung zeigen zu k\u00f6nnen, da\u00df dasselbe au\u00dferordentlich viel Interessantes und von den gew\u00f6hnten Verh\u00e4ltnissen Abweichendes bietet.\nDie nachstehenden Mitteilungen beireffen einstweilen ausschlie\u00dflich die im Mittelmeer ziemlich verbreitete, gro\u00dfe Ascidien-forffi, die als Ascidia oder Phallusia mamillata bekannt ist, und deren Mantel z. B. auch das Material zum Nachweis des Vorkommens rein pflanzlicher Cellulose im Tierreiche lieferte.1)\nDie ersten Beobachtungen \u00fcber die chemischen Eigenschaften des Ascidienblutes stammen von Harless2) aus dem Jahre 1847. Harless behauptete, das anfangs farblose Blut der Phallusia f\u00e4rbe sich in wenigen Minuten an der Luft tiefblau, wahrend es beim Durchleiten von Sauerstoff farblos bleibe Umgekehrt k\u00f6nne durch wenige Blasen Kohlens\u00e4ure Blauf\u00e4rbung hervorgerufen werden, welcher Farbton wiederum durch die Einwirkung eines Sauerstoflstromes verschwinde. Alkohol oder \u00c4ther sollen sodann angeblich sofort wieder tiefes Blau\n) E. Win t g ist ein. Zur Kenntnis der Tiercellulose oder des Tunicins,\nDiese Zeitschrift, Bd. 18, S. 43.\n.\t*) Harless, \u00dcber das blaue Blut einiger wirbelloser Tiere und dessen\nKupfergehalt, M\u00fcllers Archiv, 1847. S. 148.","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidi\u00e8n. I.\t495\nerzeugen. Krukenberg ') best\u00e4tigte im allgemeinen diese Angaben und zwar auch fur einige andere Ascidienarten, obwohl er meint, da\u00df das durch Kohlens\u00e4ure blau gewordene Blut durch Sauerstoff nicht wieder vollst\u00e4ndig zu entf\u00e4rben sei Auf einige weitere Notizen in bezug auf das Verhalten des Blutes gegen\u00fcber S\u00e4uren und Alkalien, sowie auf die durch keine Experimente gest\u00fctzten Spekulationen \u00fcber die respiratorische Bedeutung, mit der obengenannte Farben\u00e4nderungen verkn\u00fcpft sein sollten, ist unn\u00f6tig einzugehen. Diese Farben\u00e4nderungen sind \u00fcberhaupt nicht zu beobachten. Hierauf hat neuerdings bereits Winterstein2) hingewiesen, der dieselben ebenso wenig wie ich beobachten konnte. Winterstein zeigte dagegen unter Anwendung exakter Methoden, da\u00df dem Blute (Phallusia) kein spezifisches Sauerstoffbindungsverm\u00f6gen . zukommt, sich also augenscheinlich keine sauerstoffbindenden Pigmente oder Eiwei\u00dfk\u00f6rper im Blute finden, die etwa dem H\u00e4moglobin oder H\u00e4mocyanin an die Seite zu stellen w\u00e4ren. Aufgefallen war Winterstein der sehr geringe Kohiens\u00e4uregehalt (nur 0,25 \u00b0/o), wovon ich mich gleichfalls \u00fcberzeugen konnte. Der Grund daf\u00fcr wird sofort verst\u00e4ndlich, denn wie unten gezeigt werden wird* * reagiert das Blut im Gegensatz zu allen bisherigen Erfahrungen stark sauer.\nGriffiths,3) der \u00fcber das Vorkommen und die Isolierung eines \u00abAchroglobins\u00bb mit Sauerstoff fixierenden Eigenschaften berichtet hat, wurde schon von Winterst ein abgefertigt. Wie fast alle Angaben genannten Autors auf diesem Gebiete ist\n*) Krukenberg, Das Chromogen in den Blutk\u00f6rperchen einiger Ascidi\u00e8n, vgl. Studien, I. Reihe, 5. Abteilung,, S. 100.\nWeitere Beitr\u00e4ge zum Verst\u00e4ndnis ' und zur Geschichte der Blutfarbstoffe bei den wirbellosen Tieren, ibid., I. Reihe. 5. Abt., S. 49.\nZur vergleichenden Physiologie der Lymphe, Hydro- und H\u00fcmo-lymphe, ibid., II. Reihe, 1. Abt., S. 92.\nDieTigmente, ibid., II. Reihe, 3. Abt,, S. 48.\n*) H. Winterstein, Zur Kenntnis der Blutgase wirbelloser Tiere, Biochem. Zeitschrift, Bd. 29. 8. 381.\n3) Griffiths, Sur la f-Achroglobine. nouvelle globrne respiratoire. C. R. A. S.. Bd. 115. S. 738.","page":495},{"file":"p0496.txt","language":"de","ocr_de":"auch dieses Achroglobin eine Erfindung. (Vgl. z. B. die zitierte Arbeit von \\V i n t e r s t e i n j\nEigene Beobachtungen.\nI)as Blut der Phallusia gewinnt man am einfachsten, indem man an der Basis des vorher sauber gereinigten Tieres den Mantel vorsichtig abtr\u00e4gt, wobei man auf die dort verlaufenden Blutgef\u00e4\u00dfe und das Herz trifft. Letzteres wird behutsam angestochen, ohne den Verdauungstrakt zu verletzen. Dann tropft das Blut als farblose tr\u00fcbe Fl\u00fcssigkeit aus und man gewinnt aus den gr\u00f6\u00dferen Tieren bis zu 40 ccm und mehr.\n. Von einer Gerinnung des Blutes ist nichts zu beobachten. Dagegen ballen sich die Blutk\u00f6rperchen leicht zusammen, wie eine mikroskopische Pr\u00fcfung sofort zeigt. Im Laufe der Zeit f\u00e4rben sich diese Flocken br\u00e4unlich und nach l\u00e4ngerem Stehen gr\u00fcnlichbiau, insbesondere die am Rande des Glasgef\u00e4\u00dfes h\u00e4ngen gebliebenen Fl\u00f6ckchen. Au\u00dfer den sehr kleinen Blutk\u00f6rperchen, die bei mikroskopischer Betrachtung oft maulbeer-, artige Formen zeigen und \u00fcbrigens auch histologisch noch wenig untersucht sind, beobachtet man noch vereinzelte gelbliche Pigmentzellen.\nWas als erstes in Erstaunen setzt, ist die Reaktion des Blutes. Dasselbe reagiert ausgesprochen sauer auf Lackmus, und jeder Einschnitt, den man in den von Blutgef\u00e4\u00dfen durchzogenen Mantel des Tieres macht und mit einem Lackmuspapier betupft, f\u00e4rbt dasselbe deutlich r\u00f6tlich. Viele andere Ascidien-arten, die ich in dieser Hinsicht pr\u00fcfte, zeigten das gleiche . Verhallen.\nDurch Zentrifugieren senken sich die Blutk\u00f6rperchen. Eine vorl\u00e4ufige Pr\u00fcfung der osmotischen Verh\u00e4ltnisse, d. h. Bestimmung der Gefrierpunktserniedrigung des Plasmas ergab eine v\u00f6llige Isotonie desselben mit dem \u00e4u\u00dferen Milieu (Meer-wasser), in dem die Tiere leben. Es wurde gefunden :\nPlasma : A = \u2014 2,12 Seewasser: A = \u2014 2,07.; '\nDas Plasma ist schwach eiwei\u00dfhaltig. Beim Zusatz von Alkohol und Erhitzen fallen Eiwei\u00dfflocken aus. Nach einigen","page":496},{"file":"p0497.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidien. I.\t497\nquantitativen Bestimmungen betr\u00e4gt der Eiwei\u00dfgehalt nicht mehr als ungef\u00e4hr 0,2\u00b0/o. Dieser koagulierte pwei\u00dfk\u00f6rper zeigt die allgemeinen Proteinreaktionen (Millon-, Biuret- und Xanthoproteinreaktion).\nEinige Titrationen des vom Eiwei\u00df befreiten Plasmas mit \u2018Phenolphthalein als Indikator ergaben, da\u00df zur Neutralisation von 100 ccm Serum ca. 5 ccm Wio-NaOH und meist noch mehr n\u00f6tig waren.\nGanz au\u00dferordentlich sauer reagier\u00ebn die Blutk\u00f6rperchen. Bringt man mit der Spitze eines Glasstabes eine Spur des Blutk\u00f6rperchenbreies auf ein Lackmuspapier, so hat man die Erscheinung, als habe man einen Tropfen starke Minerals\u00e4ure auffallen lassen. Folgende Angabe mag ; eine ungef\u00e4hre Vop-Stellung von dem S\u00e4uregehalt geben. Verr\u00fchrt man die abzentrifugierten Blutk\u00f6rperchen mit destilliertem Wasser und bringt sie dadurch zur Hvdrolysation, so ben\u00f6tigt die abzentrifugierte Fl\u00fcssigkeit zu ihrer Neutralisation mindestens 3\u20146 ccm n!n>-NaOH. Diese Angabe bezieht sich auf die Blutk\u00f6rperchen aus ca. 40 ccm Blut, das ist eine Menge, die gerade einen d\u00fcnnen Belag am Boden des Zentrifugenglases bildet.\n\u00dcber die Natur der S\u00e4ure vermag ich augenblicklich noch keine Angaben zu machen. Sie scheint (wenigstens.zum Teil) mit Wasserd\u00e4mpfen \u00fcberzugehen und d\u00fcrfte organischer Natur sein.\nW\u00e4hrend nun das Plasma keine augenscheinlichen Ver\u00e4nderungen zeigt, f\u00e4rben sich die Blutk\u00f6rperchen im Laufe der Zeit gelblichgr\u00fcn bis blau. Sie enthalten also eine leicht ver\u00e4nderliche Substanz, die im folgenden als Ghromog\u00ean bezeichnet werden m\u00f6ge.\nDas Chrpmogen der Blutk\u00f6rperchen. \u2018\nIch habe zun\u00e4chst folgenden Weg zur Isolierung dieses Chromogens eingeschlagen. Verr\u00fchrt man die abzentrifugierten Blutk\u00f6rperchen mit destilliertem Wasser, so tritt das Chromogen aus und geht in L\u00f6sung. Im ersten Augenblick offenbar nur schwach gef\u00e4rbt, geht der Farbton dieser Losung schon. in wenigen Sekunden je nach der Konzentration ip braun bis braunschwarz \u00fcber. Ich konnte nicht beobachten, da\u00df diese","page":497},{"file":"p0498.txt","language":"de","ocr_de":"\u25a0\t.\tM. Henze,\nF\u00e4rbung in einer W asserstoff- oder Kohlens\u00e4ureatmosph\u00e4re verhindert wurde. Es handelt sich also nicht um einen sehr schnell verlaufenden Oxydationsvorgang.\nDie L\u00f6sung wird zentrifugiert und durch Glaswolle filtriert. Sie ist schwach opalescent und reagiert stark sauer.1) Diese das native Chromogen enthaltende L\u00f6sung bleibt lange Zeit klar, ohne einen Farbenumschlag zu zeigen. Erst nach sehr langem Stehen, z. B. \u00fcber Nacht, tritt Tr\u00fcbung und Abscheidung blauer Flocken ein.\nDurch Aceton wird daraus ein zun\u00e4chst mi\u00dffarbener, in k\u00fcrzester Zeit aber in tiefblau \u00fcbergehender Farbstoff gef\u00e4llt. Alkohol allein wirkt nicht. Es erfolgt nur eine gelbbr\u00e4unliche Tr\u00fcbung, wohl aber schl\u00e4gt nachheriger Zusatz von \u00c4ther das tiefblaue Chromogen nieder.\nKohlens\u00e4ure oder Sauerstoff verursachen keine Ver\u00e4nderung in der braunen L\u00f6sung.\nDurch Mittel, die offenbar nur den S\u00e4uregrad der L\u00f6sung herabsetzen, werden mi\u00dffarbene sp\u00e4ter in blaugr\u00fcn und schlie\u00dflich in blau \u00fcbergehende F\u00e4llungen erzeugt. So gen\u00fcgt schon der Zusatz von einigen Tropfen Leitungswasser, um teilweise F\u00e4llungen eintreten zu lassen, w\u00e4hrend Verd\u00fcnnung mit destilliertem Wasser nichts \u00e4ndert. Eine Spur Natriumbicarbonat oder Natriumacetat wirken ebenso. Ebenso f\u00e4llt bei vorsichtigem Zusatz von n/io-NaOH ein gelbgr\u00fcnlicher Niederschlag aus, der im \u00dcberschu\u00df in L\u00f6sung geht. Vorsichtige Zugabe von S\u00e4ure bringt den Niederschlag wieder zur\u00fcck, noch weiterer Zusatz l\u00f6st ihn wieder auf. S\u00e4ttigung mit NaCl oder MgS04 erzeugt gelbbr\u00e4un-liche flockige Ausf\u00e4llung, desgleichen Ferrocyankalium. Pepton f\u00e4llt sofort. Der Niederschlag wird schnell blau. Alle diese letztgenannten Mittel f\u00e4llen, wie ich vermute, das Chromogen nur in unvollkommen reduziertem Zustande.\nAnders, wenn gewisse organische reduzierende (?) Substanzen in Anwendung kommen.\nSo erh\u00e4lt man prachtvolle, tiefblauschwarze Ausf\u00fcllungen durch Pyrrogallol, Brenzkatechin oder auch Tannin. Selbst der\n\u25a0*) Zur\u00fcck bleiben die Stromata und wohl auch etwas von dem vielleicht durch Reduktionswirkung gef\u00e4llten Farbstoff, cf. unten.","page":498},{"file":"p0499.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidien. I. 499\nspurweise Gehalt einer L\u00f6sung an Chromogen l\u00e4\u00dft sich mit genannten Substanzen noch deutlich nach weisen, Tannin und Pyrogallol scheinen schon in saurer L\u00f6sung zu wirken, w\u00e4hrend bei Anwendung von Pyrogallol noch der Zusatz einer s\u00e4ure-abstumpfenden Substanz n\u00f6tig ist ; die Farbt\u00f6ne sind aber dann um so sch\u00f6ner. Auch mit dem frischen Blut treten diese Reaktionen ein und selbst im mikroskopischen Pr\u00e4parat lassen sich die Blutk\u00f6rperchen durch Pyrogallol f\u00e4rben.\nDer Vanadiumgehalt des Chromogens;\nBisher wurde das blaue Chromogen stets durch Ausf\u00fcllung mittels Aceton aus der braunen w\u00e4sserigen L\u00f6sung des nativen\nChromogens, wie man sie durch Hydrolys\u00e9 der Blutk\u00f6rperchen mit destilliertem Wasser erh\u00e4lt, dargestellt. Aceton schien* mir das einfachste und wenigst eingreifende Mittel zu sein. Der Farbstoff wurde zentrifugiert, mehrfach gut mit verd\u00fcnntem Alkohol gewaschen und auf einem gewogenen Filter gesammelt.\nBeim Veraschen dieses Chromogens und Abrauchen mit Salpeters\u00e4ure hinterbleibt nach dem Gl\u00fchen ein rotoratige gef\u00e4rbter; geschmolzener R\u00fcckstand, der sich als Vanadins\u00e4ure (Vd205) erwies.\nDiesen \u00fcberraschenden Befund habe ich auf folgendem\nWege sicherzustellen gesucht :\nDer Gl\u00fchr\u00fcckstand l\u00f6st sich in HCl oder HN03 mit gelber, eventuell ins Gr\u00fcne \u00fcbergehender Farbe. -\nDie Reaktionen auf Fe (Rhodan- und Ferrocvcankalium-reaktion), auf Mn (OxydationsSchmelze), Ni (Diaeetyldioximreak-tion) waren absolut negativ. Diese Metalle kamen infolge der F\u00e4rbung der zu pr\u00fcfenden L\u00f6sung zuerst in Frage.-\nBei der Pr\u00fcfung nach dem gew\u00f6hnlichen analytischen Gang ergab sich folgendes: H2S in L\u00f6sung: Keine F\u00e4llung, nur \u00dcbergang der Farbe in gr\u00fcnlichblau. NH\u00e0 b\u00e8i Gegenwart von (NH4)C1 : nichts. (NH4)2S : Braunf\u00e4rbung d\u00e8r L\u00f6sung,, keine F\u00e4llung.\t'\t.\t\u2022\t\"\nDa also die Reaktionen auf die bekannten Metalle s\u00e4mtlich negativ ausfielen, konnte es sich nur noch um ein seltenes Element handeln. Vanadium kam infolge des eigent\u00fcmlichen","page":499},{"file":"p0500.txt","language":"de","ocr_de":"500.,.;,-,.\tM. Henze,\nFarbenwechsels der L\u00f6sungen in erster Linie in Betracht, und alle speziellen Reaktionen haben dies best\u00e4tigt*\nDer mit HN03 abgerauchte Gl\u00fchr\u00fcckstand ist tief orangebraun, gl\u00fchbest\u00e4ndig, schmelzbar (Vd205). Er l\u00f6st sich in S\u00e4uren zu stark gef\u00e4rbten Salzen, aber auch in Alkalien und Ammoniak zu vanadsauren Salzen, die farblos sind. S\u00e4uren f\u00e4rben die L\u00f6sungen der letzteren gelb und gr\u00fcngelb.\nDurch Zink werden die anges\u00e4uerten L\u00f6sungen reduziert, wobei die anfangs gelbe Farbe der L\u00f6sung in gr\u00fcn und blau (Dioxyd), sp\u00e4ter in blaugr\u00f6n (Sesquioxyd) und schlie\u00dflich in rein blau, sogenanntes lavendelbl\u00e4u (Oxydul) \u00fcbergeht.\nDie sauren L\u00f6sungen werden beim Kochen mit Oxals\u00e4ure oder Weins\u00e4ure usw. reduziert und blau. Wasserstoffsuperoxyd f\u00e4rbt saure L\u00f6sungen tief rot. Die Farbe geht nicht in \u00c4ther \u00fcber.\nFine andere sehr empfindliche und von Ellram*) angegebene Farbenreaktion tritt prompt ein. Gibt man n\u00e4mlich Rhodankalium zu einer selbst Spuren enthaltenden L\u00f6sung eines vanadsauren Salzes, so erh\u00e4lt man bei vorsichtigem, tropfenweisem Zusatz von konzentrierter Schwefels\u00e4ure eine tief blaue L\u00f6sung.\t/\nSilbernitrat und Bleiacetat f\u00e4llen gelbe Niederschl\u00e4ge.\nBesonders charakteristisch verhielt sich ferner eine kleine Menge der aus dem Chromogen erhaltenen Vanads\u00e4ure. Es gelang damit, eine gro\u00dfe Quantit\u00e4t salzsauren Anilins, dem etwas chlorsaures Kalium zugef\u00fcgt wurde, zu Anilinschwarz zu oxydieren. Die in einem kleinen Becherglase angesetzte L\u00f6sung erstarrte in kurzer Zeit zu einem dicken Brei von Anilinschwarz.\nAuch mit Tannin gibt die mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uerte L\u00f6sung eine schwarzblaue F\u00e4llung (Berzelius). Prachtvolle tiefblaue F\u00e4rbungen, resp. F\u00e4llungen, erh\u00e4lt man ferner mit Pyro-gallol und auch mit Brenzkatechin. In der Literatur fand sich dar\u00fcber keine Angabe. Es ist dies jedoch bemerkenswert, da, wie oben gezeigt wurde, dieselben F\u00e4llungen auch mit dem nativen Chromogen eintreten.\n\u2019) W. Eliram, \u00dcber einige neue Reaktionen von vanadinsauren Alolybduns\u00e4uren und Rhodan Verbindungen, Sitzungsberichte der Dorpater Naturforschenden Gesellschaft. 1895. S. 281.","page":500},{"file":"p0501.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidien. 1\t501\nAlle diese Reaktionen lassen keinen Zweifel mehr, da\u00df es sich tats\u00e4chlich um Vanadium handelt. Das Chromogen in den Blutk\u00f6rperchen der Ascidien ist also eine Vanadiumverbindung. Sehr wahrscheinlich tritt das seltene Element darin in Form der Vanadins\u00e4ure auf, denn die Reaktionen mit Tannin, Pyrogallol und Brenzkatechin treten mit dem Chromogen genau so ein, wie mit der Vanadins\u00e4ure selbst. Weitere Spekulationen ohne experimentelle Unterlagen sind verfr\u00fcht, es ist aber infolge der Analogie der Vanadins\u00e4ure npt der Phosphors\u00e4ure verf\u00fchrerisch, an Verbindungen von der Konstitution der Nucleinsa\u00fcren zu denken. Ich hoffe durch weitere Untersuchungen hier Aufschlu\u00df geben zu k\u00f6nnen.\nFr\u00e4gt man sich nach der Bedeutung solcher VanadVerbindungen in der Zelle, so liegt nichts n\u00e4het, als sich der stark katalytischen, speziell Sauerstoff \u00fcbertragenden Wirkung der Vanadins\u00e4ure zu erinnern. Im chemischen Laboratorium macht\nman ausgedehnten Gebrauch davon. Ich erinnere nur an die Entdeckung von Witz:1) Ein Teil Vanadins\u00e4ure gen\u00fcgt, um 270000 .Teile Anilin (bei KC103-Zusatz) in Anilinschwarz \u00fcber-\nzuf\u00fchren.\nDa\u00df auch im cheriiischen Laboratorium der Zelle dieser\nVerbindung analoge Aufgaben zufallen, d. h. Oxydationen zu vermitteln, d\u00fcrfte keine zu gewagte Vermutung sein.\nEine, wenn auch mit wenig Material ausgef\u00fchrte quantitative Bestimmung des Vanadiumgehaltes des Chromogens ergab einen Gehalt von \u00fcber 15 \u00b0/o Vd205.\t,\nZum Schlu\u00df. sei erw\u00e4hnt, da\u00df es bisher auch bei einer anderen Ascidienart, n\u00e4mlich Ascidia mentula, gelang, Vanadium nachzuweisen.\n*) G. Witz, \u00dcber die industrielle Anwendung der Vanadins\u00e4ure in der Anilinschwarzfabrikation, C. R. A. Bd. 83, S. 318.","page":501}],"identifier":"lit20119","issued":"1911","language":"de","pages":"494-501","startpages":"494","title":"Untersuchungen \u00fcber das Blut der Ascidien, I. Mitteilung: Die Vanadiumverbindung der Blutk\u00f6rperchen","type":"Journal Article","volume":"72"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:40:21.304230+00:00"}