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{"created":"2022-01-31T14:49:26.965374+00:00","id":"lit20530","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hagemann, Hans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 93: 54-59","fulltext":[{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Einwirkung des Uteruspre\u00dfsaftes auf Hexosephosphors\u00e4ure.\nVon\nHans Hagemann.\n(Aus dom chemisoh-physiolog. Institut und der med. Klinik der Universit\u00e4t Frankfurt. (Der Redaktion zugegangen am 22. September 191 i.)\nIn der voranstehenden Arbeit von M. Cohn und R. Meyer wurde untersucht, ob der Pre\u00dfsaft aus Uterusmuskulatur in \u00e4hnlicher Weise wie der aus quergestreifter Muskulatur w\u00e4hrend des Stehens bei 40\u00b0 bei ausreichender Alkaleszenz Milchs\u00e4ure und Phosphors\u00e4ure bildet.\nDie Verfasser gelangten zu dem Ergebnis, da\u00df unter diesen Umst\u00e4nden Milchs\u00e4urebildung nur in sehr geringem Umfange eintritt, und auch die Phosphors\u00e4urebildung erreichte nirgends sehr betr\u00e4chtliche Werte. Ebensowenig wie im Uterus-pre\u00dfsaft trat beim Stehen zerkleinerter Uterusmuskulatur unter Zusatz von Natriumbicarbonat eine irgend erhebliche Milchs\u00e4urebildung auf, w\u00e4hrend die Phosphors\u00e4urebildung deutlicher als in den Pre\u00dfsaftversuchen zu sein schien.\nWenn man von der Annahme ausgeht, da\u00df als Quelle der Phosphors\u00e4ure- und Milchs\u00e4urebildung im Muskelpre\u00dfsaft das Lactacidogen anzusehen ist, so liegt es nahe, das fast v\u00f6llige Ausbleiben der Milchs\u00e4urebildung und die im Verh\u00e4ltnis zum Pre\u00dfsaft aus quergestreifter Muskulatur meist ziemlich geringf\u00fcgige Phosphors\u00e4urebildung im Uteruspre\u00dfsaft und in der zerkleinerten Uterusmuskulatur entweder auf das Fehlen von Lactacidogen oder einen Mangel an laetacidogenspal-tendem Ferment zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nIn einer voranstehenden Arbeit konnten Embden, Griesbach, Schmitz zeigen, da\u00df Hexosephosphors\u00e4ure aus Hefe als einzige von allen untersuchten Substanzen den Umfang der Milchs\u00e4ure- und Phosphors\u00e4urebildung zu steigern vermag,","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Die Einwirkung des Uteruspre\u00dfsaftes auf Hexosephosphors\u00e4ure. 55\nund sie gelangten zu der Vermutung, da\u00df das Lactacidogen des quergestreiften Muskels, das nach ihren Versuchen in \u00e4quimolekulare Mengen von Milchs\u00e4ure und Phosphors\u00e4ure zerf\u00e4llt, der Hexosephosphors\u00e4ure strukturell \u00e4hnlich sei.\nIch habe nun in der vorliegenden Arbeit die Frage gepr\u00fcft, ob Pre\u00dfsaft aus Uterusmuskulatur, der, wie bereits erw\u00e4hnt, an sich kaum Milchs\u00e4ure und meist recht geringe Mengen Phosphors\u00e4ure bildet, zugesetzte Hexosephosphors\u00e4ure zu Milchs\u00e4ure und Phosphors\u00e4ure abbauen kann.\nEin derartiges Verhalten w\u00fcrde daf\u00fcr sprechen, da\u00df nicht das Fehlen einer Fermentwirkung, sondern der Mangel an Lactacidogen die Ursache des Ausbleibens der Milchs\u00e4urebildung im Uteruspre\u00dfsaft und in der zerkleinerten Uterusmuskulatur ist.\nDie Ergebnisse meiner Versuche sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt. Die Kolonnen 2\u20147 bilden eine Wiederholung der voranstehenden Versuche von Cohn und Meyer. \u00dcbereinstimmend mit diesen Autoren ergibt sich aus Kolonne 6, da\u00df im Leerversuch keine merkliche Bildung von Milchs\u00e4ure eintrat.\nDie Menge der im Leerversuch gebildeten Phosphors\u00e4ure erscheint in meinen Versuchen etwas gr\u00f6\u00dfer, als in den entsprechenden Versuchen von Cohn und Meyer; sie ist der von ihnen am Muskelbrei beobachteten ziemlich \u00e4hnlich.\nIn den Versuchen unter Zusatz von Hexosephosphors\u00e4ure1) trat fast \u00fcberall eine sehr deutliche Milchs\u00e4urebildung auf (Kolonne 12), sie n\u00e4hert sich nur in Versuch 3 den Fehlergrenzen der Bestimmung, ln den \u00fcbrigen Versuchen schwankt sie zwischen ann\u00e4hernd 0,04 g (Versuch 5) und \u00fcber 0,06 g (Versuch 2) auf 100 ccm Pre\u00dfsaft. Zieht man in jenen Versuchen, in denen auch in dem Ansatz ohne Zusatz von\n') Die Hexosephosphorl\u00f6sung wurde ebenso, wie es in der voranstehenden Arbeit von Embden, Griesbach, Schmitz beschrieben wurde (1. c. S. 38), unmittelbar vor dem Versuch aus dem Haryumsal/. durch Zerlegen mit Schwefels\u00e4ure dargestcllt. Auch die jedem Einzelversuch zugesetzte Menge Hexosephosphors\u00e4ure war die gleiche, wie in der eben erw\u00e4hnten Arbeit.","page":55},{"file":"p0056_0057.txt","language":"de","ocr_de":"56\nHans Hagemann,\nTa\n0\t1\t2\t3\t4\t5\t6\t7\n\t\t\tOhne Hexosephosphat\t\t\t\t\n\u2022\u2022\u2022\t\tMilchs\u00e4ure\t\tPhosphors\u00e4ure\t\tIn 100 ccm\t\n\t\tin 100 ccm\t\tin 100 ccm\t\tdes Pre\u00dfsaftes B\t\n\t\tdes\t\tdes\t\tneugebildete\t\n\tNr.\t\t\t\t\t\t\nNr. des\tdes\tsofort\tnach dem Stehen\tsofort\tnach dem Stehen\t\t\nProtokolls\tVer-\tverar-\tbei 40\u00b0\tverar-\tbei 40\u00b0\tMilch-\tPhos-\n\tsuchs\tbeiteten\tverar-\tbeiteten\tverar-\t\tphor-\n\t\tPre\u00df-\tbeiteten\tPre\u00df-\tbeiteten\ts\u00e4ure\ts\u00e4ure\n\t\tsaftes \u00c0\tPre\u00df-\tsaftes A\tPre\u00df-\t\t\n\t\t\tsaftes B\t\tsaftes B\t\t\n\t\tg\tg\tg\tg\tg\tg\nI. II.\t1 2\t\u2022\t0,1890\t\t0,1347\t\t\nIII.\t3\t0,2174\t0,2093\t0,0838\t0,1205\tKeine Bildung\t0,0367\n\t\t\t\t0,0782\t\tKeine merk-\t0,0513\nIV.\t4\t0,1836\t0,1883\t\t0,1295\tliehe Bildung\t\n\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\tKeine\t\n\t\t\t\t\t\tmerk-\t0,0576\nV.\t5\t0,1823\t0,1870 '\u2022 \u25a0 \u25a0\t0,0851\t0,1427\tliehe Bildung\t\n\t\t\t\t\t\t\t\nVII.\t6\t0,1519\t0,1715\t0,0713\t0,1221\t0,0196\t0,0508\nDie Einwirkung des Uteruspre\u00dfsaftes auf Hexosephosphors\u00e4ure. 57\nbelle.\n^ 8\t! 9\ti 10\t|\t11 Mit Hexosephosphat\t\t1 12\t1\t13\tli \"1\t15 Aus llcxosephos-\t\n1j\tMilchs\u00e4ure i| in 100 ccm J\tdes\t\tPliosphors\u00e4ure in 100 ccm des\t\tIn 100 ccm 1 des Pre\u00dfsaftes B neugebildete\t\tphat .in lt)0 ccm Pre\u00dfsaft neugebildete\t\nU sofort verar- beiteten ! Pre\u00dfsaftes A %\t1 nach dem Stehen i bei 40\u00b0 verarbeiteten Pre\u00dfsaftes B\tsofort verar- beiteten Pre\u00df-; saftes A J\tnach dem Stehen bei 40? verarbeiteten Pre\u00dfsaftes B\t1. Milch- s\u00e4ure I\tPhos- phor- s\u00e4ure\tMilch- s\u00e4ure\tPhos- phor- s\u00e4ure\nj\tg\tg\tg\tg\tg\tg\tg\tg\n\u2014\t\u2014\t0,0830\t0,2827\t\u2014\t0,1997\t\u2014\t\u2014\n0.1863\t0,2491\t0,0882\t0,2262\t0,0628\t0,1830\t\u2014\t: 1-\n0.2072\t0,2234\t0,0838\t0,1865\t0,0162\t0,1027\t0,0162\t0,0660\n0,1796\t0,2417\t0,0814\t0,1913\t0,0621\t0,1099\t0,0574\t0,0586\n0.1796\t0,2187\t0,0914\tI 0,2309 i\t0,0391\t0,1395\t0.0344\t0,0819\n0.1634\t0,2160\t0,0803\t0,2304\t0,0526 i\t0,1501\ti i 0,0330 i ,i 1 i\t0,0993","page":0},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nHans Hagemann,\nHexosephosphors\u00e4ure eine geringf\u00fcgige Milchs\u00e4urebildung auftrat, den Betrag derselben ab, so gelangt man zu den in Kolonne 14 bezeichneten Werten, die den Umfang der Milchs\u00e4urebildung aus dem zugesetzten Hexosephosphat unmittelbar erkennen lassen.\nDie Phosphors\u00e4urebildung aus Hexosephosphors\u00e4ure ist mit Ausnahme des Versuches 4 sehr viel betr\u00e4chtlicher als die Milchs\u00e4urebildung, was den Erfahrungen von Embden, Griesbach und Schmitz am Pre\u00dfsaft aus Skelettmuskulatur entspricht. Zieht man von den in Kolonne 13 verzeichneten Werten f\u00fcr die Phosphors\u00e4urezunahme in den Zusatzversuchen, die aus Kolonne 7 ersichtlichen entsprechenden Leerwerte ab, so gelangt man zu den in Kolonne 15 verzeichneten Zahlen. (Phosphors\u00e4urebildung aus Hexosephosphors\u00e4ure.)\nAus den vorliegenden Versuchen geht also hervor, da\u00df Uteruspre\u00dfsaft, der beim Stehen ohne Zusatz kaum Milchs\u00e4ure bildet, aus hinzugef\u00fcgtem Hexosephosphat Milchs\u00e4uremengen entstehen l\u00e4\u00dft, die den im Skelettmuskelpre\u00dfsaft aus Hexosephosphors\u00e4ure gebildeten sehr \u00e4hnlich sind. Das gleiche gilt auch f\u00fcr die Phosphors\u00e4ure.\nVielleicht d\u00fcrfen wir in dieser Beobachtung einen Hinweis darauf erblicken, da\u00df auch in Muskeln, die keine Lacta-cidogendepots enthalten, der Zuckerabbau zu Milchs\u00e4ure unter intermedi\u00e4rer Bindung des Kohlenhydrates an Phosphors\u00e4ure erfolgt.\nZum Schl\u00fcsse noch ein Wort \u00fcber die auch in den Ans\u00e4tzen ohne Hexosephosphors\u00e4ure erfolgende Phosphors\u00e4urebildung, die gerade in den 4 letzten Versuchen meiner Arbeit sehr deutlich ist.\nDie Tatsache, da\u00df hier eine Phosphors\u00e4urebildung ohne entsprechende Milchs\u00e4urebildung auftritt, beweist nat\u00fcrlich, da\u00df eine rasch verlaufende Phosphors\u00e4urebildung im Muskel auch ohne das Vorhandensein typischer lactacidogenartiger Substanzen erfolgen kann. Aus welcher Quelle diese Phosphors\u00e4ure stammt, ist einstweilen v\u00f6llig unbekannt.\nWenn die namentlich in letzter Zeit immer wieder ge\u00e4u\u00dferte Vorstellung, da\u00df jede Muskelkontraktion durch eine","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Die Einwirkung des Utcruspre\u00dfsaftes auf Hexosephosphors\u00e4ure. 59\nProduktion von S\u00e4ure eingeleitet wird, auch f\u00fcr die glatte Muskulatur des Uterus richtig ist, so kann vielleicht daran gedacht werden, da\u00df bei den langsam verlaufenden Kontraktionen der glatten Muskulatur des Uterus die S\u00e4uerung ausschlie\u00dflich durch Phosphors\u00e4ure bedingt wird, w\u00e4hrend am quergestreiften Muskel bei der Lactacidogenspaltung Phosphors\u00e4ure und Milchs\u00e4ure nebeneinander auftreten.","page":59}],"identifier":"lit20530","issued":"1914-15","language":"de","pages":"54-59","startpages":"54","title":"\u00dcber die Einwirkung des Uteruspre\u00dfsaftes auf Hexosephosphors\u00e4ure","type":"Journal Article","volume":"93"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:49:26.965380+00:00"}