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{"created":"2022-01-31T14:45:02.756444+00:00","id":"lit20537","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Lifsch\u00fctz, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 93: 209-227","fulltext":[{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Cholesterins durch das Blutgewebe.\nVIII. Mitteilung.l)\nVon\nJ. Lifsch\u00fctz in Hamburg.\n.Der Redaktion zugegangen am 26. Oktober 1914.)\nDie Anschauung, da\u00df der erste oxydative Angriff auf das Cholesterin in der Blutbahn vor sich gehen m\u00fcsse, d\u00fcrfte sieh jedem, der sich mit den Oxydationsprodukten dieses lipoiden K\u00f6rpers der tierischen Organe und Gewebe besch\u00e4ftigt, von selbst aufdr\u00e4ngen. Ich habe diese Anschauung seit einer Reihe von Jahren vertreten und wiederholt auf diejenigen Momente aufmerksam gemacht, die mich zu dieser Annahme veranla\u00dften. Indessen mu\u00dfte dies bis jetzt eine mehr intuitive als ad\u00e4quate Erkenntnis bleiben, die nur auf Sch\u00e4tzungen beruhen konnte. Da\u00df die experimentelle Begr\u00fcndung dieser Annahme am sichersten durch das Studium des Verhaltens des reinen Cholesterins zum Blutgewebe gegeben w\u00e4re, war von vornherein einleuchtend. Allein ebenso einleuchtend sind die Schwierigkeiten und die geringen Angriffspunkte, welche ein in seinem chemischen und physikalischen Verhalten so au\u00dferordentlich labiles Gewebe, wie das Blut es ist, dem Untersucher bietet. Es k.ommt noch hinzu, da\u00df das Blut stets \u2014 neben Cholesterin \u2014 bedeutende Mengen von Oxydationsprodukten desselben pr\u00e4formiert enth\u00e4lt, und zwar in so mannigfach wechselnden und schwankenden Verh\u00e4ltnissen, da\u00df die Erzielung sicherer Daten durch den Tierversuch (etwa durch Verf\u00fctterung oder durch inter-\nl) Vorangehende Mitteilungen: Diese Zeitschrift, Bd. 50, 53 (1907) ; Bd. 58 (1908); Bd. \u00ab3 (1909); Bd. 91. 92 (1914). Biocherm Zeitschrift, Bd. 52 (1913).","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nJ. Lifsch\u00fctz,\nven\u00f6se Injektion von reinem Cholesterin) aussichtslos erscheint. Kbenso gering sind die Aussichten auf Erfolg beim Experimentieren mit frisch entnommenem Blute als solchem au\u00dferhalb des tierischen Organismus.\t- \u2019\nDie Tatsache, da\u00df das Cholesterin unter gewissen bereits bekannten Bedingungen1) sich durch Oxydation auch au\u00dferhalb des Organismus k\u00fcnstlich in ein Produkt verwandeln l\u00e4\u00dft, das mit dem Oxycholesterin (C27H4602) der tierischen Organe identisch ist, lie\u00df indessen vermuten, da\u00df es sich auch in den Organen und Geweben bei der Oxydation des Cholesterins \u2014 wenigstens bis zu dieser Oxydationsstufe \u2014 um einen rein chemischen Vorgang handeln m\u00fc\u00dfte. Unter diesem Gesichtspunkte schien es freilich nicht ausgeschlossen, da\u00df auch den vorsichtig eingetrockneten und von den Lipoidstoffen mit indifferenten Mitteln befreiten tierischen Zellen das rein chemische Verm\u00f6gen noch innewohnen k\u00f6nnte, das Cholesterin im Sinne einer Oxydation zu affizieren. Enth\u00e4lt doch zum Beispiel das Blutgewebe einen K\u00f6rper, das Oxyh\u00e4moglobin, der, hinsichtlich der Leichtigkeit Sauerstoff abzugeben, die k\u00fcnstlichen Peroxyde, mit denen sich das Cholesterin am leichtesten im Oxycholesterin \u00fcberf\u00fchren l\u00e4\u00dft, weit \u00fcbertrifft. Dieser naheliegende Gedanke best\u00e4tigte sich auch in unzweideutiger Weise schon bei den ersten qualitativen Versuchen mit eingetrocknetem, lipoidfreien menschlichen Blut und verd\u00fcnnten L\u00f6sungen von reinem Cholesterin in Eisessig.\nNach dieser Beobachtung verlohnte es sich daher, die Erscheinung auch quantitativ weiter zu verfolgen.\nDurch eine noch nicht abgeschlossene Versuchsreihe \u00fcber den Oxycholesteringehalt des menschlichen Blutes gelangte ich in den Besitz einer gr\u00f6\u00dferen Menge des lipoidfreien Trockenblutes, das mir zu den nachstehenden Versuchen diente.\nDas durch Venenpunktion einem Manne entnommene Blut wurde frisch in feinem Strahl in das vielfache Volumen absoluten Alkohols unter Umr\u00fchren eingetragen. Das dabei entstandene, fein granulierte Coagulum mit samt dem Alkohol wurde\n*) Biochem. Zeitschr.. \u00f6d. 48, S. 400 (1913) ff. und \u00abBerichte\u00bb, Bd.47, S. 145:$ (1914).","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Cholesterins durch das Blutgewebe. VIII. 211\nquantitativ in eine ger\u00e4umige Porzellanschale gesp\u00fclt und auf dem Wasserbade bei 50 bis 60\u00b0 C. eingetrocknet, was bei kleineren Blutmengen in recht kurzer Zeit geschieht. Das hierauf staubfein gemahlene Trockenblut wurde mit Benzin-Alkohol (9:1) ersch\u00f6pfend extrahiert und das Extrakt zur Untersuchung des Blutfettes, seiner Bestandteile usw. verwendet. Durch Nachextraktionen konnte ich mich von der Cbolesterinfreiheit des zur\u00fcckgebliebenen Trockenblutes leicht \u00fcberzeugen. Letzteres hat sich \u2014 au\u00dfer dem Lipoidverlust \u2014 durch die indifferente Extraktion in keiner Weise ver\u00e4ndert: Es hatte seine sch\u00f6ne rotbraune Farbe beibehalten und gab die Blutfarbstoff-Reaktionen wie vor seiner Entfettung.\nDas f\u00fcr diese Versuche verwendete reine Cholesterin -von der bekannten Firma C. A. F. Kahlbaum bezogen \u2014 war v\u00f6llig frei von Oxycholesterin.\nI.\nEinwirkung von Blut auf Cholesterin*\n0,8 g des lipoidfreien Trockenblutes wurde im ger\u00e4umigen Erlemeyerk\u00f6lbchen mit 20 ccm einer 1 \u00b0/oigen Cholesterinl\u00f6sung in Eisessig \u00fcbergossen und \u2014 unter losem Glasverschlu\u00df \u2014 auf dem Wasserbade bei 60 bis 65\u00b0 C. einige Tage digeriert. Die H\u00f6he des K\u00f6lbchens war so gew\u00e4hlt, da\u00df w\u00e4hrend des Erw\u00e4rmens die oberen Partien desselben v\u00f6llig kalt blieben, so da\u00df nennenwerte Verluste an L\u00f6sungsmittel nicht entstehen konnten. Von Tag zu Tag wurde dem Gemische unter Umr\u00fchren kleine Proben entnommen und folgenderma\u00dfen auf Cholesterin quantitativ untersucht.1)\nDie jeweilige 0,5 bis 0,8 ccm betragende Probe wurde unter Zusatz von einigen Tropfen absoluten Alkohols mit 10 bis 12 ccm \u00c4ther durchgesch\u00fcttelt, durch ein Doppelfilter filtriert und die Festsubstanz auf dem Filter mit \u00c4ther gut ausgewaschen. Das klare \u00e4therische Filtrat ist von Blutfarb-\n\u2019) Bei Entnahme der Proben wurde darauf geachtet, da\u00df das Verh\u00e4ltnis der festen Stoffe zu den im Eisessig gel\u00f6sten, dem Verh\u00e4ltnis dieser Stoffe in der Hauptmenge des Gemisches m\u00f6glichst nahe kam.","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nJ. Lifsch\u00fctz,\nstoffen mehr oder minder schwach rosa gef\u00e4rbt und zeigt auch deutlich das bekannte Absorptionsspektrum des H\u00e4matins.1) Da namentlich letzteres bei der Beobachtung des OxyCholesterin-Spektrums st\u00f6rend wirkt, so wurden die Farbstoffe von den Cholesterinstoffen folgenderma\u00dfen getrennt: Die -\u00e4therische L\u00f6sung wurde unter Zusatz von Uhenolphtaleinl\u00f6sung mit verd\u00fcnnter w\u00e4ssriger Kalilauge bis zur Hotf\u00e4rbung versetzt und t\u00fcchtig durchgesch\u00fcttelt. Die Farbstoffe und ihre Oxydationsprodukte gehen dabei in die alkalisch-w\u00e4sserige Unterschicht, w\u00e4hrend die farblose \u00e4therische Oberschicht die Cholesterinstoffe enth\u00e4lt. Sie wurde mit Wasser unter Zusatz von kleinen Mengen Alkohol gut ausgewaschen, im Glassch\u00e4lchen eingedampft und der R\u00fcckstand von Wasserresten durch wiederholtes Befeuchten mit absolutem Alkohol und Eintrocknen auf dem Wasserbade befreit.\nDa dieser \u00c4therr\u00fcckstand nur wenige Milligramme betrug, so konnte er leicht mit sehr kleinen Mengen Chloroform, die zusammen etwa 1 ccm betrugen, aufgenommen resp. nach und nach aus dem Sch\u00e4lchen in ein in 0,1 ccm graduiertes Reagenzglas gesp\u00fclt werden. \u00dcberstieg dann diese L\u00f6sung 1 ccm, so wurde der \u00dcberschu\u00df weggekocht und der Rest \u2014 n\u00f6tigenfalls - auf 1 ccm mit Chloroform aufgef\u00fcllt. Wurden nun hierzu 2 ccm Essigschwefels\u00e4ure2) zugesetzt und das Gemisch vorsichtig durchgesch\u00fcttelt, so entstand nach und nach \u2014 je nach dem Oxycholesteringehalt des klaren und homogenen Gemisches \u2014 eine mehr oder minder intensiv blau bis blaugr\u00fcn gef\u00e4rbte L\u00f6sung, die nach 10 Minuten mit 1 Tropfen 2\u00b0/oiger Eisenchloridl\u00f6sung (in eisessig) versetzt wurde. Das Gemisch wurde dann echt gr\u00fcn und zeigte das charakteristische\n') Das Spektrum besteht der Hauptsache nach aus einem fast scharf begrenzten tief dunklen Streifen im Rot (etwa auf der Sonnenlinie di und zwei B\u00e4ndern mit verschwommenen R\u00e4ndern im Gr\u00fcn. Mit dem tortschreiten der Oxydation verliert die L\u00f6sung Farbe und Spektrum und wird gelb, w\u00e4hrend die festen Stoffe grau werden: offenbar Merkmale der allm\u00e4hlichen Zerst\u00f6rung der Blutfarbstoffe.\n*) Dieses Reagens besteht aus einem Gemisch von 1 Vol. konz. Schwefels\u00e4ure und 10 Vol. Eisessig.","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Cholesterins durch das Blutgewebe. Vlll. 213\nAbsorptionsspektrum des Oxycholesterirts1), das in wiederholt beschriebener Weise gegen ein gleiches Reaktionsgemisch mit bekanntem Gehalt an reinem Ox y choie Sterin2) quantitativ spektrometrisch gemessen werden konnte11). Da der Cholesteringehalt des Blut-Cholesteringemisches, wie oben angegeben, in den in bestimmten Mengen entnommenen Proben gleichfalls bekannt war, so konnte durch diese Spektralanalyse das aus dem Cholesterin neu entstandene und in dem genannten \u00c4therextrakt neben seiner Muttersubstanz befindliche Oxy-cholesterin leicht ermittelt werden.\nDas Blut-Cholesterin -Gemisch wurde im ganzen acht Tage auf dem Wasserbade bei (>0 bis 05\u00ab C. digeriert. Eine nach zwei Tagen entnommene Probe deutete bereits auf einen erheblichen Oxycholesteringehalt hin. Die quantitativ bearbeiteten Proben ergaben folgende eigent\u00fcmliche Zahlenreihe der durch das Trockenblut herbeigef\u00fchrten Oxydation des Cholesterins :\nDie\tC.holesterinstoffe der Probe\t\t1 enthielten\t\t13,4Oxycholesterin\n\u00bb\t>\t\u00bb\t2\t\u00bb\t18,7 \u00b0/o\n\u00bb\t>\t\u00bb\t3\t\u00bb\t49,7 \u00b0/o\n\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t4\t\u00bb\t34,1 o/o\n>\t\u00bb\t\u00bb\t5\t\u00bb\t28,5 \u00b0/o\t\u00bb <)\n') Ein in passender Verd\u00fcnnung fast scharf begrenzter Streifen im Hot zwischen den Sonnenlinien O und d.\n*) Die Herstellung und Reinigung dieses K\u00f6rpers siehe \u00abBerichte*. Bd. 47, S. 1453 (1914) und Biochem. Zeitschrift, Bd. 48, S. 400 (1913).\n\u2018) Die technische Ausf\u00fchrung dieser Spektralanalyse ist in der Biochem. Zeitschrift, Bd. 48. S. 375-382 (1913); Bd. 54, S. *231 (1913); Bd. \u00ab2. S. 223 u. 234 (1914); ferner \u00abBerichte\u00bb, Bd. 47, S. 1458 (1914) ausf\u00fchrlich beschrieben worden. Der K\u00fcrze wegen sei hier auf dies.* Arbeiten verwiesen. (Siehe auch weiter unten S. 221.)\n) Der \\on der Probe 3 an fallende Oxycholesteringehalt deutete von vornherein auf eine weitere Oxydation desselben hin, deren Produkte die farbige Essigschwefels\u00e4urereaktion nicht mehr geben und infolgedessen bei den betreffenden Spektralanalysen nicht zum Ausdruck gelangen konnten. Ein erheblicher feil dieser Produkte ist, wie ein Parallelversuch mit einer L\u00f6sung von reinem Oxycholesterin in Eisessig bei 60\u00b0 C. lehrte, der Einwirkung der Essigs\u00e4ure auf das Oxycholesterin zuzuschreiben. (Vgl. Biochem. Zeitschr., Bd. 32, S. 239 u. 240 (1914.)","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nJ. Lifsch\u00fctz,\nDie letztere Zahl dieser Reihe ist das Endresultat der Untersuchung der GesamtcholesterinstofTe nach der Unterbrechung der Operation. Die CholesterinstofTe wurden aus dem Reaktionsgemisch in folgender Weise abgeschieden:\nDas Gemisch wurde mit etwas absolutem Alkohol versetzt, mit dem sechs- bis achtfachen Volumen \u00c4ther gef\u00e4llt, durch ein Doppelfilter klar filtriert und die Festsubstanz auf dem Filter mit \u00c4ther gut ausgewaschen. Die r\u00f6tlich dunkelbraune L\u00f6sung wurde eingedampft und der schwarzbraune R\u00fcckstand durch wiederholtes L\u00f6sen in absolutem Alkohol und Eintrocknen auf dem Wasserbade von Wasser, namentlich aber von Essigs\u00e4ure, v\u00f6llig befreit. Der trockne R\u00fcckstand wurde dann mit \u00c4ther ausgezogen, der nunmehr (in Abwesenheit von Eisessig) nur einen kleineren Teil der Substanz aufnimmt und den gr\u00f6\u00dferen Teil als dunkelbraune, harzige und hygroskopische Masse ungel\u00f6st zur\u00fcckl\u00e4\u00dft. Der tr\u00fcbe \u00c4therauszug wurde durch ein Doppelfilter filtriert und das Filter gut ausgewaschen. Das nunmehr nur wenig gef\u00e4rbte, klare Filtrat wurde in einem Scheidetrichter mit verd\u00fcnnter w\u00e4sseriger Kalilauge schwach alkalisch gemacht (um etwaige \u2022 Cholesterins\u00e4uren\u00bb zu entfernen), durchgesch\u00fcttelt und nach der Kl\u00e4rung und Trennung von der Unterlauge mit alkoholhaltigem Wasser gut ausgewaschen. Die klare, schwach gelbliche \u00e4therische L\u00f6sung \u2014 in einer gewogenen Glasschale vom \u00c4ther befreit und mit Alkohol auf dem Wasserbade gut getrocknet \u2014 hinterlie\u00df als R\u00fcckstand die neutralen Cholesterin-stolTe in nur wenig gelblich gef\u00e4rbten, feinen, langen, h\u00e4ufig in gro\u00dfen Sternen gelagerten und auf dem hei\u00dfen Wasserbade unschmelzbaren Nadeln.\nDer R\u00fcckstand betrug 0,1755g (aus 0,2 g reinen Cholesterins) und ergab \u2014 in Chloroformessigschwefels\u00e4urel\u00f6sung spektrometrisch gemessen1) \u2014 wie oben angegeben: 28,5\u00b0/o Oxycholesterin.\nDie ausge\u00e4therte, alkalisch-w\u00e4ssrige Unterlauge wurde bis zur Trocknis eingedampft und mit Wasser aufgenommen. Die L\u00f6sung war v\u00f6llig klar; tr\u00fcbte sich aber auf Zusatz von\n') Die Ausf\u00fchrung der Spektralanalyse, siehe weiter unten S. 221.","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Cholesterins durch das Blutgewebe. VIII. 215\nSalzs\u00e4ure: sie enthielt also tats\u00e4chlich eine kleine Menge einer S\u00e4ure. Letztere wurde mit \u00c4ther ausgezogen und betrug 0,0023 g = 1,15 \u00b0/o vom angewendeten Cholesterin. In alkoholischer L\u00f6sung gab diese S\u00e4ure eine starke Furfurolschwefel-s\u00e4urereaktion, die mit derselben Reaktion der bei der Oxydation des Cholesterins mit Benzoylsuperoxyd entstehenden \u00abCholesterins\u00e4uren\u00bb in Farbe und Absorptionsspektrum identifiziert werden konnte.1)\nDa\u00df die so isolierten Cholesterinstoffe nicht etwa noch fremde Extraktivstoffe aus dem Blute enthalten, d\u00fcrfte \u2014 abgesehen von. ihrer N-Freiheit \u2014 wohl auch aus folgender Zusammenstellung der Ausbeute an wiedergewonnenen Substanzen folgen:\nF\u00fcr Proben wurden verwendet.\t0,0245\tg,\nIsoliert neutrale Cholesterinstoffe\t0,1755\t*\n\u00abCholesterins\u00e4uren\u00bb................ 0,0023\t\u00bb\nzusammen . . .\t0,2023\tg\nIn Arbeit wurden genommen . .\t0,2000\t\u00bb Cholesterin\n\u00dcberschu\u00df ...\t0,0023\tg.\nDer \u00dcberschu\u00df d\u00fcrfte \u2014 insofern er nicht auf analytische Fehlerquellen zur\u00fcckzuf\u00fchren w\u00e4re \u2014 von der Sauerstoffaufnahme bei der Oxydation des Cholesterins herr\u00fchren.\nDas Sinken des Oxycholesteringehaltes\ndes Blulcholesteringemisches in der zweiten H\u00e4lfte der Operation ist, wie oben angedeutet, aufzufassen als eine Folge der fortschreitenden Oxydation d\u00e9s Cholesterins (\u00fcber das Oxycholesterin hinaus) zu Produkten, welche die Farbreaktionen des Oxycholesterins mit Essigschwefels\u00e4ure usw. nicht mehr geben und daher in den obigen spektralanalytischen Zahlen nicht zum Ausdruck gelangen k\u00f6nnen. Dem etwaigen Einwand: es k\u00f6nnte sich hier um eine r\u00fccklaufende Reaktion handeln, wo das Oxycholesterin sich wieder zu Cholesterin reduzierte, l\u00e4\u00dft sich leicht durch die quantitative Bestimmung\n\u2018) Vergl. Biochem. Zeitschr., Bd.48, S. 406 (1913) und Diese Zeitschr Bd. 91, S. 317 (1914).","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"210\nJ. Lifsch\u00fctz,\ndos Cholesteringehaltes des Endproduktes begegnen. Denn: w\u00e4re ein so bedeutender Teil des Oxycholesteringehaltes der Probe 3 gegen\u00fcber dem des Endproduktes (49,7 \u2014 28,5 = 21,2%) wirklich zu Cholesterin reduziert worden, so m\u00fc\u00dfte das nach der Unterbrechung der Operation isolierte Endprodukt \u2014 abz\u00fcglich seines Oxycholesteringehaltes (28,5%) \u2014 mindestens 71,5% reinen Cholesterins enthalten. Da\u00df aber dies nicht der Fall ist, m\u00f6gen die nachstehenden Cholesterinbe-stimmungen dartun.\nDa cs sich hier um Bestimmungen zweier Cholesterin-stoi\u00efe nebeneinander handelt, so m\u00f6gen wohl hier einige erl\u00e4uternde Vorbemerkungen zur Durchf\u00fchrung der betreffenden Verfahrungsweisen am Platze sein:\nWie wiederholt an der Hand von zahlreichen Versuchen und Beispielen dargetan wurde, l\u00e4\u00dft sich das Cholesterin als solches in (legenwart von Oxycholesterin gewichtsanalytisch durch F\u00fcllung mit Digitonin aus alkoholischer L\u00f6sung nicht bestimmen : weil hierbei ein gro\u00dfer Teil des Oxycholesterins, das gleichfalls ein in Alkohol schwer l\u00f6sliches Digitonid gibt, mit ausf\u00e4llt. Ls bleibt also in solchen F\u00e4llen nichts \u00fcbrig, als zum spektrometrischen Verfahren zu greifen.1)\nDie quantitative Bestimmung dieser Cholesterinstoffe geschieht zun\u00e4chst durch vergleichende Messungen der Spektralintensit\u00e4t der in einer Chloroforml\u00f6sung des zu untersuchenden K\u00f6rpers hervorgerufenen gr\u00fcnen Liebermannschen Acetanhydrid-schwefels\u00e4urereaktion (Cholestolreaktion) einerseits \u2014 mit dem Absorptionsspektrum der gleichen Reaktion in einer Testl\u00f6sung aus reinem Cholesterin andererseits. Nun gibt bekanntlich auch das Oxycholesterin diese Reaktion, und zwar mit derselben Intensit\u00e4t und in demselben Umfang wie das Cholesterin. Demnach gibt die Spektrometrie der Cholestolreaktion in einem Gemisch von Cholesterin und Oxycholesterin die Summe beider Chole-sterinstoffe an. Bestimmt man nun in einer anderen Portion des fraglichen Stoffes das Oxycholesterin (wie weiter unten\n0 Siehe die diesbetreffenden eingehenden Er\u00f6rterungen \u00abQuantitative Bestimm, d. CholesterinstofTe nebeneinander, II\u00bb, Biochem. Zeitschr., Bd. \u00f6l, S. 213 218 IT. (1013) und daselbst, Bd. t>2, S. 221\u2014221 (1011).","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation de> Cholesterins durch das Blutgewebe. VIII. 217\nS. 221 angegeben) f\u00fcr sich und zieht don gefundenen, Wert von jener Summe der GesamtcholesterinstofTe ab, so ergibt die Differenz den gesuchten Gehalt an reinem Cholesterin. *} sDie Bestimmung der Summe der beiden Cholesterinstot\u00efe in obigem Endprodukt ist in dessen Chloroforml\u00f6sung wie folgt ausgef\u00fchrt worden:\nAnalyse 1.\nL\u00f6sung E mit 0,l/55\u00b0/o des Endproduktes in Chloroform,\nC \u00bb 0,1570\u00b0/o reinen Cholesterins {Testl\u00f6sung), ln gleich weiten, in 0,1 ccm graduierten Keagensgl\u00fcsern von 12 mm Durchmesser wurden je 1 ccm dieser L\u00f6sungen mit je 2 ccm Acetanhydrid und je 0,25 ccm Essigschwefels\u00e4ure2) (= 1 Tropfen H2S04) vermischt. Die Gl\u00e4ser wurden geschlossen und in ein mit Wasser von 85\u00b0 C gef\u00fclltes Becherglas gestellt, wro sie 15 Minuten bei dieser Temperatur verweilten. Hierauf wurden die Gl\u00e4ser mit den gr\u00fcn gewordenen Beaktionsgemischen in Wasser von Zimmertemperatur gestellt, um sie abzuk\u00fchlen. 20 bis 30 Minuten nach der beendeten Erw\u00e4rmung wurden beide Gl\u00e4ser vor das bekannte, mit Vergleichsprisma und Vergleichsspiegel versehene Spektroskop (mit gerader Durchsicht : Dreiprismenk\u00f6rper) an einer Lichtquelle von 100 HK gespannt. Es stellte sich dabei heraus, daB die Absorptionsspektra {tief dunkeier Streifen zwischen B und C in Rot) in beiden Gl\u00e4sern viel zu intensiv waren, um den Unterschied der Intensit\u00e4ten feststellen zu k\u00f6nnen. Beide Gemische wurden daher mit je 1 ccm Eisessig verd\u00fcnnt, w'obei sich das Absorptionsspektrum des Testgemisches (aus der L\u00f6sung C) dem anderen Gemische gegen\u00fcber als wesentlich intensiver zeigte. Das Testgemisch wurde daher \u2022 nach und nach vorsichtig solange mit Eisessig verd\u00fcnnt, bis es die Spektralintensit\u00e4t des zu untersuchenden ^Gemisches (aus der L\u00f6sung E) erreichte. Es entstanden so die Gemische: e : 4,25 ccm mit 0,04129\u00b0/o des Endproduktes und c : 4,05 ccm \u00bb 0,03376 \u00b0/o Cholesterins.\n') Siehe Biochem. Zeitschr., Bd. 62, S. 221\u2014224 (1914).\n*) 1 \\ ol. H,S04 -f- 10 Yol. Eisessig.","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nJ. Lifsch\u00fctz,\nDa nun nach der Ausgleichung beider Spektralintensit\u00e4ten, wie nachgewiesen,1) in gleichen Raumteilen gleiche Mengen Cholesterins enthalten sein m\u00fcssen, so verh\u00e4lt sich der prozentuale Cholesteringehalt des obigen Endpruduktes zu hundert, wie die entsprechenden Konzentrationen der beiden Reaktionsgemische zu einander. Bezeichnet man den gesuchten Gehalt an Cholesterin -j- Oxycholesterin mit x, so entsteht die Froportionalgleichung :\n4129 : 3376 = 100 : x.\nDie Aufl\u00f6sung der Gleichung nach x ergibt f\u00fcr das obige Endprodukt einen Gehalt an Cholesterin -f Oxycholesterin von 81,76\u00b0/o.\nAnalyse 2\nwurde als Kontrollanalyse und \u2014 um gleichzeitig die Manipulation zu vereinfachen \u2014 mit einer verd\u00fcnnteren Chloroforml\u00f6sung des Endproduktes, sonst aber genau so wie die erste Analyse ausgef\u00fchrt:\nL\u00f6sung E mit 0,1170 \u00b0/o des Endproduktes in Chloroform,\n\u00bb C \u00bb 0,1570 \u00b0/o des Cholesterins \u00bb\t\u00bb (Testl\u00f6sung).\nNaturgem\u00e4\u00df war nunmehr das Gemisch (mit Acetanhydrid und Essigschwefels\u00e4ure) aus der L\u00f6sung E wesentlich schw\u00e4cher gef\u00e4rbt als das der ersten Analyse, so da\u00df sein Absorptionsspektrum ohne weiteres mit dem Spektrum des Testgemisches gut verglichen und genau gemessen werden konnte. Das Absorptionsspektrum des Testgemisches wurde nun, wie angegeben, durch Verd\u00fcnnung mit Eisessig mit dem Spektrum des zu untersuchenden Gemisches ausgeglichen, wobei folgende Gemische entstanden:\nGemisch e : 3,25 ccm mit 0,03600\u00b0/o des Produktes und \u00bb c : 5,30 \u00bb\t\u00bb 0,02962 \u00b0/o des Cholesterins.\nDie Proportionalgleichung : 3600: 2962 = 100 : x ergibt hier 82,27\u00b0/o Cholesterin + Oxycholesterin.2)\nl) Siehe Biochem. Zeitschr., Bd. 54. S. 218 \u2014 228 (1913): Zwei spektralanalytische S\u00e4tze und ihre experimentelle Begr\u00fcndung.\n*) Trotz der wesentlich verschiedenen Konzentrationen der L\u00f6sungen in beiden Analysen, stimmen beide Resultate gut \u00fcberein, was die Zuverl\u00e4ssigkeit des Verfahrens dartun d\u00fcrfte.","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Cholesterins durch das Blutgewebe. VIII. 219\nDas Mittel aus beiden Analysen betr\u00e4gt demnach:\nCholesterin + Oxycholesterin........... 82,01 \u00b0/o,\nhiervon abgezogen: Oxycholesterin mit .\t28,49\u00ab/\u00ab,\nbleiben f\u00fcr reines Cholesterin ....\t53,52 \u00b0/o.\nDas Maximum der Oxycholesterinbildung bei der in Rede stehenden Operation trat in Probe 3 mit 49,7 \u00b0/o ein. Das Gemisch konnte demnach nur 50,3 \u00b0/o vom angewandten Cholesterin als Rest enthalten ; also ann\u00e4hernd soviel, wie die obigen Cholesterinbestinnnungen in den aus dem Gemisch isolierten Cholesterinstoffen ergeben haben. Das Sinken des Oxycholesteringehaltes in den Proben 4 und 5 von 49,7 auf 38,5 \u00b0/o kann also keine Reduktion dieses K\u00f6rpers zu Cholesterin bedeuten, in welchem Falle die obigen Cholesterinanalysen ja einen viel h\u00f6heren Cholesteringehalt h\u00e4tten ergeben m\u00fcssen. Vielmehr deutet dieser R\u00fcckgang auf eine weitere Oxydation zu Substanzen hin, die weder auf Cholesterin noch auf Oxycholesterin reagieren. Das hei\u00dft zu einem sogenannten \u00abNichtcholesterin\u00bb, wie es etwa als Begleitsubstanz des Cholesterins im Unverseifbaren aller Fette aufzutreten pliegt.\nWie oben bereits hervorgehoben, war das zu diesen ersuchen dienende Trockenblut frei von Cholesterinflossen. Immerhin w\u00fcrden neben der obigen Operation\nzwei blinde Versuche\nangesetzt. Und zwar: 1. 0,8 g des Trockenblutes, \u00fcbergossen mit 20 ccm Eisessig, und 2. 0,2 g Cholesterin in 20 com Eisessig gel\u00f6st. Beide Gemische wurden in gleichen Gef\u00e4\u00dfen und bei gleicher Temperatur wie das obige Cholesterinblutgemisch digeriert. Weder die diesen beiden blinden Versuchsgemischen w\u00e4hrend des Erw\u00e4rmens entnommenen kleinen Proben noch die entsprechenden Endprodukte zeigten irgendwelche Spuren von Oxycholesterinbildung.1) Es kann daher gar keinem Zweifel unterliegen, da\u00df in der oben geschilderten Operation: das Cholesterin in\n') Im blinden Versuch 1 waren nicht einmal Spuren von Cholesterin aufzulinden. Nebenbei ein fernerer Beweis, da\u00df das Trockenblut vollst\u00e4ndig cholesterinfrei war.","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nJ. Lifsch\u00fctz.\nbedeutenden Mengen nicht allein in Oxycholesterin verwandelt: sondern da\u00df auch dieses durch die Blutzellen weiter oxydiert wurde.\nDie dabei entstandene S\u00e4ure, so gering auch ihre Menge war, konnte doch, wie hereils angedeutet, spektroskopisch mit denjenigen S\u00e4uren identifiziert werden, die bei der Oxydation des Cholesterins mit Benzoylsuperoxyd in weit gr\u00f6\u00dferen Mengen entstehen. Erw\u00e4gt man dabei den Umstand, da\u00df diese S\u00e4ure \u2014 wenigstens hinsichtlich ihres optischen Verhaltens \u2014 nur bei Verwendung des genannten Peroxyds, nicht aber mit anderen Oxydationsmitteln aus dem Cholesterin zu entstehen pflegt, so best\u00e4tigt sich die eingangs dieser Arbeit ausgesprochene Vermutung einer Analogie zwischen der Oxydation des Cholesterins mit dem Peroxyd einerseits und derjenigen Oxydation vermittels des Blutgewebes andererseits. Dieser 1 mstand d\u00fcrfte vielleicht zur Anschauung berechtigen, da\u00df es sich hier auch beim oxydativen Angriff auf das Cholesterin in der lebenden Blutbahn tats\u00e4chlich gleichfalls um einen rein chemischen Vorgang handeln d\u00fcrfte.\nDie sehr geringen Mengen, in denen die genannte \u00abCholesterins\u00e4ure > hier entsteht1) d\u00fcrften daf\u00fcr sprechen, da\u00df das Blutgewebe das Cholesterin nur zu neutralen, aber f\u00fcr seinen weiteren Abbau geeigneteren (alkoholartigen) Oxydaten verarbeiten kann, um die weitere Verarbeitung den anderen Organen-') zu \u00fcberlassen.\nII.\nEinwirkung des Blutes auf Cholesterin bei niedereren\nTemperaturen.\n1. Das unregelm\u00e4\u00dfige Steigen und Sinken des Oxycho- . lesteringehaltes w\u00e4hrend der Dauer der obigen Versuche lie\u00df vermuten, da\u00df die Oxydation des Cholesterins durch das Blut in erster Linie von Temperaturschwankungen beeinflu\u00dft wird. Es war daher von Interesse, quantitativ zu pr\u00fcfen, wie diese Reaktion bei niedrigeren Temperaturen vor sich geht. Es zeigte\n') Im Minie selbst habe ich diese S\u00e4ure n\u00f6ch nie beobachtet.\n*1 z. H. der Leber f\u00fcr die Gallens\u00e4urebereituns.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Cholesterins durch das Blutgewebe. VIII. 221\nsich in der i\u00e4t bei diesen Versuchen, da\u00df bei Temperaturen zwischen 30 und 10\u00b0 C. das Cholesterin in wesentlich geringerem Grade vom Blut afliziert wird als zwischen 60 und 70\u00b0 C. Interessant ist, da\u00df bei 30 bis 40\u00b0 C. das Oxycholesterin in einem Verh\u00e4ltnis zum Cholesterin zu entstehen pflegt, wie ich es h\u00e4ufig im lebenden Menschenblut feslstcllen konnte.\nDiese zweite Versuchsreihe ist. in denselben Mischungsverh\u00e4ltnissen zwischen der Cholesterinl\u00f6sung und dem Trockenblut ausgef\u00fchrt worden, wie die erste Versuchsreihe. Die Gemische wurden bei 30 bis 40\u00b0 C. digeriert. Das Maximum des Oxvcholesteringehaltes lag in einem quantitativ durchgef\u00fchrten Versuch bei 19,7\u00b0/o des auf Essigschwefels\u00e4ure reagierenden Oxycholesterins und ging dann bis auf 7,7 \u00b0/o (im Endprodukt) zur\u00fcck.\nNach der Unterbrechung der Operation wurde das Endprodukt in der oben angegebenen Weise abgeschieden. Cholesterin und Oxycholesterin wurden auch hier spektrometrisch ermittelt.\nDie Ausf\u00fchrung der Spektralanalyse\ngeschieht beim Oxycholesterin vermittelst der farbigen Essigschwefel s\u00e4urereaktion nach denselben Grunds\u00e4tzen und in derselben Weise, aber bei gew\u00f6hnlicher Zimmertemperatur, wie bei den oben angef\u00fchrten Spektralanalysen des Cholesterins vermittels der gleichfarbigen Acetanhydridsehwefel-s\u00e4urereaktion fbei 35\u00b0 C.); und zwar in folgenden L\u00f6sungen:\nL\u00f6sung E mit 0,7982 'Vo des Endproduktes in Chloroform.\nL\u00f6sung 0 mit 0,0790% reinen Oxycholesterins in Chloroform (Testl\u00f6sung).\nIn den gleich weiten, graduierten Reagenzgl\u00e4sern wurden je 1 ccm dieser L\u00f6sungen mit je 2 ccm Essigschwefels\u00e4ure vermischt, nach 10 Minuten mit je 1 Tropfen Eisenchloridl\u00f6sung (2\u00b0/o ig in Eisessig) versetzt und \u2014 nach dem vorsichtigen Vermischen \u2014 vor das Vergleichsspektroskop in oben (beim Cholesterin) angegebener Weise gespannt. Das Absorptionsspektrum1) des Testgemisches aus der L\u00f6sung 0 war wesentlich\n') Ein dem obigen Cholesterinspektrum \u00e4hnlicher, tiefdunkler Streifen zwischen C und d im Bot.","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nJ. Lifsch\u00fctz,\nintensiver als das des zu untersuchenden Gemisches des Endproduktes; es wurde daher nach und nach mit Eisessig solange verd\u00fcnnt, bis es die Spektralintensit\u00e4t des fraglichen Gemisches erreichte. Es entstanden so die Gemische: e. : 3,0 ccm mit 0,26610\u00b0/o des Endproduktes und o. : 3,9 \u00bb\t\u00bb 0,02026\u00b0/o reinen Oxycholesterins.\nWie oben beim Cholesterin, berechnet sich auch hier (nach der Gleichung 26610 : 2026 = 100: X) f\u00fcr das Endprodukt: 7,6\u00b0/o Oxycholesterin.\nEine zweite Analyse ergab \u00fcbereinstimmend 7,7 \u00b0/o.\nBetrug nun, wie erw\u00e4hnt, der maximale \u00d6xycholesterin-gehalt in dieser Operation 19,7 \u00b0/0, so konnte in dieser Reaktionsphase der Cholesteringehalt des Gemisches 80,3 \u00b0/o von angewendeten Cholesterin nicht \u00fcbersteigen. Ann\u00e4hernd dieselbe Zahl ergab sich auch tats\u00e4chlich bei der Cholesterinbestimmung des in Rede stehenden Endproduktes dieser Operation: zwei in der unter I angegebenen Verfahrungsweise ausgef\u00fchrte \u00fcbereinstimmende Spektralanalysen ergaben hier:\nCholesterin -f- Oxycholesterin\t90,4 \u00b0/o\nHiervon abgezogen: Oxycholesterin mit 7,7\u00b0/o verbleiben f\u00fcr reines Cholesterin\t82,7 \u00b0/o.\nVon den obigen 19,7 \u00b0/o Oxycholesterin ist also zirka die H\u00e4lfte weiter oxydiert worden zu Produkten, die weder die Liebermannsche Cbolestolreaktion des Cholesterins, noch die Essigschwefels\u00e4urereaktion des Oxycholesterins geben.\n2. Von der Anschauung ausgehend, da\u00df die Oxydation des Cholesterins durch das Blut ein rein chemischer Vorgang . sein m\u00fc\u00dfte, erschien es von Interesse, den Verlauf der Oxydation in Gegenwart von chemisch leichter angreifbaren Substanzen als das Cholesterin es ist, namentlich von niederen Alkoholen der Fettreihe, zu verfolgen. Zu diesem Ende wurde neben dem vorhergehenden Versuchsgemisch ein zweites gleich zusammengesetztes Gemisch angesetzt, dem 1,5 Volumprozente absoluten Alkohols zugesetzt war. Beide Gemische wurden gleichzeitig und bei der gleichen Temperatur\n(30\u201410\u00b0 C.) nebeneinander digeriert. Das alkoholhaltige\n\u00ab","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Cholesterins durch das Blutgewebe. VIII. 223\nGemisch zeigte nach 5 Tagen eine Maximaloxydation des Cholesterins von nur 2,2%, die aber in weitere^ 3 Tagen bis auf 0 zur\u00fcckgingen, w\u00e4hrend im alkoholfreien Gemisch, wie oben angegeben, das Maximum des Oxvcholesterjngehaltes unter denselben Bedingungen 19,7 \u00b0/o vom angewandten Cholesterin betrug. Der Versuch mit dem alkoholhaltigen Gemisch wurde am achten Tage unterbrochen und die CholesterinstolTe. wie oben unter I angegeben, abgeschieden. Sie stellten fast unver\u00e4ndertes Cholesterin dar. Die Cholesterinbestimmung ergab auch 97,9% Cholesterin. Da dieses Endprodukt keine Oxy-cholesterinreaktion mit Essigschwefels\u00e4ure zeigte, so sind jene 2,2% Oxycholesterin, wie in Operation I auch hier weiter oxydiert wurden. Das Endprodukt dieser Operation enthielt also: 97,9 \u00b0/o Cholesterin + 2,2 \u00b0/o \u00ab Nichtcholesterin \u00bb.\nIn einem zweiten Versuch wurde das alkoholhaltige Gemisch, das gleichfalls einen Maximalgehalt von nur 2,0% Oxycholesterin erreichte und dann auf 0 zur\u00fcckging, am achten Tage auf 60\u201465\u00b0 C. erw\u00e4rmt. Der Oxycholesteringehalt stieg dann w\u00e4hrend weiterer 10 Tage langsam an,1) bis es nach der Unterbrechung der Operation in den nach dem oben unter I angegebenen Verfahren freigelegten Cholesterinstoflen 1*0,0% erreichte. Der Cholesteringehalt dieses Endproduktes betrug 90,6%.\nDie Untersuchungen nach dieser Dichtung hin sind noch nicht abgeschlossen. Soviel geht jedoch aus diesen Versuchen hervor, da\u00df leichter oxydable Substanzen, wie z. B. niedere Alkohole, den Sauerstoff des Blutes eher beanspruchen, bevor er an das widerstandsf\u00e4higere Cholesterin herangehen kann.\nIII.\nEinwirkung des Blutes auf Phytosterin.\nBekanntlich teilt das pflanzliche Phytosterin fast alle Eigenschaften mit dem ihm isomeren tierischen Cholesterin. Sein prim\u00e4res Oxydationsprodukt ist im Pflanzenreich jedoch nicht so verbreitet, wie das entsprechende Oxycholesterin im Tierreich; es l\u00e4\u00dft sich aber in Eisessigl\u00f6sung mit Benzovl-\n\u2018) Wahrscheinlich infolge des langsamen Verdunstens des Alkohols.\nHoppc-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCIII.\t!\u2022\u2019>","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nJ. Lifsch\u00fctz.\nSuperoxyd ebenso leicht in Oxyphvtosterin \u00fcberf\u00fchren, wie das Cholesterin in sein ihm entsprechendes Oxyd\u00e2t.\nDas Blutgewebe scheint indessen auf das Phytosterin viel schwieriger einzuwirken, als auf das Cholesterin, wie aus folgendem Versuch hervorgehen d\u00fcrfte :\n1 g menschlichen, entfetteten, also cholesterinfreien Trockenblutes wurde mit 10 ccm einer 1 \u00b0/oigen Eisessigl\u00f6sung von reinem Phytosterin \u00fcbergossen und bei 60\u201465\u00b0 C. digeriert. In den ersten 8 Tagen konnte in einigen entnommenen Proben Oxyphytosterin nicht nachgewiesen werden, w\u00e4hrend das Cholesterin, wie oben unter I angegeben, schon nach 3 bis 4 Tagen bis zur H\u00e4lfte von demselben Blutk\u00f6rper in Oxy-cholesterin \u00fcbergef\u00fchrt werden konnte. Erst nach weiterem Erw\u00e4rmen konnte eine merkliche Reaktion auch beim Phytosteringemisch wahrgenommen werden. Nach 14t\u00e4gigem Erw\u00e4rmen wurden die PhytosterinstofTe in derselben Weise freigelegt, wie oben die CholesterinstofTe des entsprechenden Endproduktes. Durch die Spektralanalyse konnte darin nur 9,6 \u00b0/o Oxyphy-tosterins vom angewendeten Phytosterin ermittelt werden.\nEtwaige dabei entstandene weitere Oxydationsprodukte konnten im Endprodukt (etwa wie beim Cholesterin) aus der Differenz zwischen der Summe des Phytosterins Oxyphytosterin und dem gefundenen Oxyphytosterin bislang nicht ermittelt werden, weil durch die quantitativen Verfahren zur Bestimmung des eigentlichen Cholesterins beim Phytosterin zuverl\u00e4ssige Werte bis jetzt nicht erhalten werden konnten: So f\u00e4llt Digitonin das Phytosterin aus alkoholischen L\u00f6sungen nicht so vollst\u00e4ndig aus wie das Cholesterin. Was ferner das spektrometrische Verfahren vermittels der gr\u00fcnen Cholestol-reaktion mit Acetanhydrid und Schwefels\u00e4ure betrifft, so weicht das hier in Betracht kommende Absorptionsspektrum des letzten (gr\u00fcnen) Reaktionsstadiums des Phytosterins von dem des Cholesterins derartig ab, da\u00df es unter denselben Bedingungen wie beim Cholesterin spektrometrisch nicht gemessen werden kann.\nMit R\u00fccksicht darauf, da\u00df die Unterschiede zwischen den Spektren des Cholesterins und des Phytosterins f\u00fcr die Kenntnis des Cholesterinstoffwechsels in den tierischen Organen von","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Cholesterins durch das Blutgewebe. VIII. 22f)\nBedeutung sein d\u00fcrften, m\u00f6gen einige diesbetreffende Beobachtungen hier ihren Platz finden:\nBekanntlich besteht die Liebermannsche Farbreaktion\ntt\tt\n(Cholestolreaktion) auf Cholesterinstoffe in Acetanhydridl\u00f6sung mit konzentrierter Schwefels\u00e4ure aus drei aufeinanderfolg\u00e9nden Farbenphasen: rot\u2014blau\u2014gr\u00fcn. Diesen drei Phasen entsprechen drei Spektralabsorptionen im Gr\u00fcn, Orange und Bot des Spektrums. Von diesen drei Reaktionsphasen ist die letzte \u2014 der Farbe nach \u2014 die einheitlichste und intensivste und ihrer spektralen Absorption nach \u2014 die charakteristischste und daher f\u00fcr die Spektralanalyse auch die geeignetste. Beim eigentlichen (tierischen) Cholesterin und seinen Derivaten, die diese Reaktion geben, h\u00e4lt die echte und tief gr\u00fcne Farbe des Reaktionsgemisches viele Stunden, ja ganze Tage an und zeigt im roten Felde des Spektrums nur einen, fast scharf begrenzten tief dunklen und breiten Absorptionsstreifen zwischen den Fraunhofer sehen Linien B u. C. Wie wiederholt nachgewiesen, ist die Intensit\u00e4t dieser Spektralabsorption direkt proportional dem jeweiligen Gehalt des Reaktionsgemisches an Cholesterinstoffen.1) Letztere k\u00f6nnen daher durch vergleichende Messungen der spektralen Absorptionsintensit\u00e4t gegen ein Reaktionsgemisch von bekanntem Cholesteringehalt quantitativ ermittelt werden.2)\nIn der Farbenskala stimmt diese Reaktion beim Phytosterin anscheinend mit der des eigentlichen Cholesterins \u00fcberein. Die gr\u00fcne Farbe der letzten Reaktionsphase zeigt jedoch beim Phytosterin schon dem unbewaffneten, Auge erhebliche Abweichungen von der entsprechenden Farbe des Cholesterins: Sie ist nicht so echt, besitzt (in verd\u00fcnnteren Gemischen) eine erheblich gelbe N\u00fcance und ist von viel geringerer Dauer. Am pr\u00e4gnantesten kommen diese Unterschiede im entsprechenden Absorptionsspektrum zum Ausdruck : W\u00e4hrend die Spektralabsorptionen der ersten zwei Reaktionsphasen des Phytosterins im Gr\u00fcn bezw. im Orange des Spektrums allem Anscheine nach mit den entsprechenden Spektralab-\nBiochem. Zeitschr., Bd. 62, S. 219 (1914).\n*) Daselbst S. 221\u2014237.\n15* *","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nJ. Lifsch\u00fctz,\nSorptionen dos Cholesterins \u00fcbereinstimmen, fehlen der wichtigsten Spektralabsorption der dritten Reaktionsphase des Phytosterins alle charakteristischen Merkmale g\u00e4nzlich: Diese Absorption geht vom Ultrarot aus \u2014 fast kontinuierlich \u2014 bis an die Sonnenlinie B und mit einem verschwommenen Schatten-hof \u2014 noch \u00fcber diese Linie hinaus, so da\u00df von dem scharfen Streifen, der beim Cholostcringemisch in sch\u00f6ner und ausgepr\u00e4gter Zeichnung vom roten Hintergrund des Spektrums zwischen den Linien B u. C sich abhebt, hier (beim Phytosterin) nichts zu merken ist.\nDiese Beobachtung veranla\u00dfte mich, die Cholesterinstotfe des Blutes und der Dr\u00fcsenorgane daraufhin zu pr\u00fcfen: Bekanntlich vertreten manche Autoren die Anschauung, da\u00df das Cholesterin der tierischen Organe und Gewebe vom Cholesterin der Nahrung herr\u00fchre. Freilich mu\u00df man dabei \u2014 namentlich f\u00fcr das Cholesterin der Organe pflanzenfressender Tiere \u2014 zu einer zweiten, weniger wahrscheinlichen Annahme greifen, und zwar: da\u00df das Phytosterin der Pflanzennahrung von den tierischen Organen (etwa durch eine molekulare Umlagerung) zu Cholesterin umgearbeitet wird. Da aber diese Umwandlung in allen Organen und Geweben schwerlich eine quantitativ restlose sein d\u00fcrfte, so besteht die Hoffnung, an irgendeiner Stelle des Organismus Reste von Phytosterin aufzutinden. Ich bin gegenw\u00e4rtig bem\u00fcht, diesem Gedanken experimentell nachzugehen und hoffe, in einer der weiteren Mitteilungen ausf\u00fchrlich darauf zur\u00fcckzukommen.\nSchluttbemerkungcn.\nSo grundverschieden die Reaktionsbedingungen und die sonstigen Umst\u00e4nde, unter denen die obengeschilderte Oxydation des Cholesterins durch das Trockenblut vor sich geht, von denen des Oxydationsvorganges im lebenden Blutgewebe auch sind, so gewinnt doch die Anschauung vom ersten Oxydationsangriff des Cholesterins in der Blutbahn durch die obigen Feststellungen mindestens eine an Gewi\u00dfheit grenzende Wahrscheinlichkeit. Es gibt ja auch kaum eine andere Stelle im tierischen Organismus, die f\u00fcr diesen Vorgang geeigneter w\u00e4re: Die Dr\u00fcsen-","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Cholesterins durch das Blutgewebe. VIII. 227\norgane pflegen bei reichlichem Cholesteringehalt entweder nur geringe Mengen, oder \u2014 z. R. die Leber \u2014 gar kein Oxy-cholesterin zu enthalten. Dasselbe gilt auch von den anderen tierischen Organen und Geweben. Au\u00dferdem tragen die sieh dort noch vorfindenden kleinen Mengen Oxyeholesterins stets den Stempel von \u00dcberresten vom weiteren Abbau dieses K\u00f6rpers an sich. Man kann sich leicht davon an den schwachen, mi\u00dffarbigen und rasch schwindenden Essigschwefels\u00e4ure-Reaktionen, sowie an den verschwommenen Absorptionsspektren dieser Oxvcholesterinreste \u00fcberzeugen, wenn man sie mit den gleichen Reaktionen des \u00fcnverseifbaren des Blutfettes vergleicht, deren lebhaft echte Farben und intensive und scharf gezeichnete Spektralabsoiptionen 48 Stunden und mehr anhalten. Vergleicht man dagegen diese letzteren Reaktionen mit denen des reinen (k\u00fcnstlichen) Oxyeholesterins, so kann man sich, schon bei diesem qualitativen Vergleich, des Eindruckes nicht erwehren, da\u00df es sich auch bei dem Oxycholesterin des Blutfettes um ein frisches und prim\u00e4res Oxydationsprodukt des Cholesterins handeln mu\u00df.\nDer Zusammenhang dieser Erscheinung mit einer Reihe verwandter Tatsachen: wie das Verh\u00e4ltnis der Cholesterin-oxydate des Rfortaderblutes zu denen des Lebervenenblutes,1) das Fehlen des Oxyeholesterins in der Leber2) als Folge seiner Verarbeitung zu Gallens\u00e4uren,3) sowie die Bedeutung seiner kolloidalen' und hydrophilen Eigenschaften usw., soll in einem der folgenden Aufs\u00e4tze er\u00f6rtert werden.\n* * Biochcm. Zeitschr., Bd. 52, 8. 208 (1013V.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. G3, S. 227 (1909).\n\u00bb) Diese Zeitschrift. Bd. 91. S. 309 ff. und Bd. 92.'s. 383 ff. (191h.\nHamburg, im Oktober 1914.","page":227}],"identifier":"lit20537","issued":"1914-15","language":"de","pages":"209-227","startpages":"209","title":"Die Oxydation des Cholesterins durch Blutgewebe, VIII. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"93"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:45:02.756449+00:00"}