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{"created":"2022-01-31T14:43:15.961371+00:00","id":"lit20538","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Waentig, P.","role":"author"},{"name":"O. Steche","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 93: 228-234","fulltext":[{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die fermentative Hydroperoxydzersetzung.\nV. Mitteilung.\nVon\nP. Waentig und O. Steche.\n(Mitteilung aus dem Laboratorium f\u00fcr angewandte Chemie der Universit\u00e4t Leipzig.) (Der Redaktion zugegangen am 2a Oktober 1914.)\nUm die chemische Natur der Katalase zu charakterisieren, wurden zun\u00e4chst noch weitere Versuche dar\u00fcber angestellt, durch welche Fermente die Aktivit\u00e4t der Katalasel\u00f6sung zerst\u00f6rt werden k\u00f6nnte. Bisher war festgestellt worden,1) da\u00df sicherlich Trypsin die Katalase vernichte, w\u00e4hrend die Wirkung des Pepsins wegen der sauren Reaktion, bei der es nur zur Wirkung gelangt, unsicher bleibt. Es wurde aus dem Verhalten des Trypsins der Wahrscheinlichkeitsschlu\u00df gezogen, da\u00df die Katalase entgegen anderen Auffassungen2) eine eiwei\u00dfartige Substanz sei, da sie dem Angrilf proteolytischer Fermente unterl\u00e4ge.\nEs war nun von Interesse, auch die Wirkung des Erepsins zu untersuchen. Der Unterschied zwischen tryptischer und ereptischer Funktion liegt bekanntlich darin, da\u00df, w\u00e4hrend durch erstere genuine Eiwei\u00dfk\u00f6rper angegriffen werden, letztere nur * Pepton\u00bb abbaut. Es w\u00e4re also durch entsprechende Versuche mit Katalase m\u00f6glich, Anhaltspunkte dar\u00fcber zu erhalten, ob die Katalase den Charakter eines genuinen Eiwei\u00dfes oder polypeptid\u00e4hnlichen Charakter bes\u00e4\u00dfe.\nDie Entscheidung wird nur dadurch erschwert, da\u00df weder die unter dem Namen \u00abTrypsin\u00bb zusammengefa\u00dften Ferment-\n*) Waentig und Steche, Diese Zeitschr., \u00dfd. 83 (1913) S. 315.\n*) Vgl. a. a. 0.","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die fermentative Hydroperoxydzersetzung V.\t2-9\nPr\u00e4parate, noch die Extrakte der D\u00fcnndarmschleimhaut, welche das Erepsin enthalten, die tryptische bezw. ereptische Funktion in reiner Form zeigen, vielmehr Anhaltspunkte1) daf\u00fcr vorhanden sind, da\u00df die Trypsinpr\u00e4parate des Handels eine peptolytische Komponente enthalten und da\u00df andererseits Darmschleimhautextrakte, wenigstens wenn sie nicht besonders gereinigt sind,2) auch tryptische Wirkung zeigen, d. h. native Eiwei\u00dfk\u00f6rper, wenn auch nur in geringem Ma\u00dfe, angreifen.\nEs war daher nicht verwunderlich, da\u00df zun\u00e4chst festgestellt werden konnte, da\u00df auch w\u00e4sserige Extrakte* aus der Schleimhaut des D\u00fcnndarmes von Schwein und Katze zerst\u00f6rend auf Katalase wirkten. (\u00dcber diese Versuche wird an anderer Stelle*) ausf\u00fchrlich .berichtet, weshalb Helegprotokolle hier nicht angef\u00fchrt werden sollen. Es ist dort die Wirkung f\u00fcr eine ganze Reihe Katalaseextrakte sehr verschiedener Her-- kunft erwiesen.) Denn da sich zeigte, da\u00df der Extrakt auch Kasein und Fibrin neben Pepton angriff, so konnte die Wirkung auf eine solche der tryptischen Componente des Erepsins zur\u00fcckzuf\u00fchren sein. Es konnte aber durch einige gleich zu schildernde DifTerenzialversuche gezeigt werden, da\u00df wahrscheinlich doch das Erepsin selbst bezw. seine peptolytische Componente es \u00bbst, welche in diesem Falle die Zerst\u00f6rung der Katalase bedingt.\nZun\u00e4chst benutzten wir dazu die von Gl\u00e4\u00dfner und St\u00e4uber1) gefundene Tatsache, da\u00df die Wirkung von k\u00e4uflichem Trypsinpr\u00e4parat und von der tryptischen Komponente des Erepsins auf eine Fibrinflocke durch Blutserum aufgehoben werden kann. Worauf diese Schutz Wirkung beruht, ist nicht '\n\u2019) Vgl. Oppenheimer, Die Fermente, IV. Au.l, Bd. I, S. 411.\n8) Bei der Herstellung des erepsinhaltigen Extrakts hielten wir uns streng an die Vorschrift von Cohnheim. Diese Zeitschrift, Bd. 33 S. 454 (1901).\n3)\tK. Winkler, Dissertation, Leipzig 1914.\n4)\tBiochem. Zeitchr., Bd. 25, S. 210 (1910). s. ferner auch Jahresbericht f. Tierchemie 1911. S. 150. und M. Jakoby, Biochem. Zcitschr. Bd. 10 (1908), S. 232.","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nI*. Waentig und 0. Steche,\nv\u00f6llig aufgekl\u00e4rt, doch konnte sie von uns best\u00e4tigt werden.1) Ks lieh sich nun zeigen, da\u00df ein Gemisch von Darmextrakt und Serum, welches sich gegen ein Fibrinflocke indifferent verhielt, sich auf Katalasel\u00f6sung noch fast ebenso wirksam erwies, wie der Darmextrakt allein. Das sprach* daf\u00fcr, da\u00df hier die peptolvtische Componente in Wirksamkeit getreten war (vgl. Tabelle l).2)\nTabelle 1.\nVorbemerkung: Als Seruin kam frisches Pferdeblutserum zur Verwendung. Die Erepsinl\u00f6sung war Katzendarmexlrakt. Die Trypsin-l\u00f6sung war eine L\u00f6sung von dem Merkschen Pr\u00e4parat. Bei Gegenwart von Serum wurde eine Fibrinflocke weder durch die Erepsin- noch durch die Trypsinl\u00f6sung angegriffen. Pepton wird von Erepsin auch bei Gegenwart von Serum merklich angegriffen. Versuchstemperatur hier wie bei den weiteren Versuchen 35\u00b0.\n\tVersuch I K-Werte Anfangs\t\tVersuch II K-Werte Anfangs\t\nKatalasel\u00f6sung \t\t4250\t2092\t4399\t1181\nKatalase + Erepsinl\u00f6sung .\t18373) 7 i\t201\t5080\t837\nKatalase + Serum\t\t4(i<;\t2440\t\u2014\t1\nKatalase + Erepsin + Serum\t1351\tSOI\t3991\t1183\nSeruml\u00f6sung\t\t270\tinaktiv\t\u2014\t|\nWeiter konnte gezeigt werden, da\u00df Schweinedarmextrakt, welches Pepton rasch spaltete* Kasein jedoch nicht angriff, auf Katalasel\u00f6sung st\u00e4rker einwirkte als eine L\u00f6sung von k\u00e4uflichen Trypsin, \u00bb) welche eine Kaseinl\u00f6sung in der gleichen Zeit\n') Vgl. Oppenheimer, Die Fermente usw., IV. Aullage, Bd. I, S. 174 ff.\n*) \u00ce her die Versuchsanordnung, vgl. Waentig und Steche. Diese Zeitschr, Bd. 83, S. 315 (15)13).\n3)\tDie hohen Werte erkl\u00e4ren sich durch eine Aktivit\u00e4t des Schweinedarmerepsins, die jedoch bei hoher Temperatur durch Selbstverdauung(?) rasch verschwindet (vgl. die Versuche mit Hefekatalase).\n4)\tVerwendet wurden die k\u00e4ull. Pr\u00e4parate von Merck und C. F. Kahl b\u00e4um.","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Iber die fermentative Hydroperoxydzersetzung. V.\nTabelle 2.\n231\nVorbemerkung: Erepsinl\u00f6sungaus Schweinedarm, Trypsinl\u00f6sung wie oben. Die Trypsinl\u00f6sung verdaut Dasein, die Erepsinl\u00f6sung nicht.\n\tAnfangs\tVersuch I K-Werte Nach 10 Std.\tNach 2 Tagen\tVersuch 11 K-Werte Anfangs\t\nKatalasel\u00f6sung . .\t38f>7\t3501\t3308\t4140\t3893\nKatalase + Erepsin\t4708\t2100\t1133\t(5132\t343(5\nKatalase + Trypsin\t3(5(53\t2(531\t2207\t4325\t3181\nErepsinl\u00f6sung . .\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t153(5\tinaktiv\nvollst\u00e4ndig hydrolysierte (vgl. Tabelle 2). \u2014 Dies kann nicht anders gedeutet werden, als da\u00df der Stoff, welcher im Trypsin die Zerst\u00f6rung des Caseins bedingt, die Zerst\u00f6rung der Katalase durch Erepsin nicht veranlassen kann.\nBei Katzendarmextrakt, der, wie sich herausstellte, auch Casein angrit\u00ee, mu\u00dfte zum Beweise, da\u00df auch hier die pepto-lytische Funktion bei der Katalasezerst\u00f6rung in Aktion trat, etwas anderes verfahren werden. Durch succesive Verd\u00fcnnung von k\u00e4uflicher Trypsinl\u00f6sung konnten n\u00e4mlich Bedingungen geschaffen werden, bei denen die Wirkung der Trypsiiil\u00f6sung auf Fibrin immer noch diejenige des Erepsins deutlich \u00fcbertraf, w\u00e4hrend die Wirkung auf Katalase hinter der .des Darmextraktes zur\u00fccktrat. (Vgl. Tabelle 3.)\nTabelle 3.\nVorbemerkung: Erepsinl\u00f6sung aus Kaizendarm. Trypsinl\u00f6sung: 0,014 g Trypsin (Merck) -f- 10 ccm H./). Nach lOstiindiger Einwirkung ist Peptonl\u00f6sung nur von der Erepsinl\u00f6sung angegriffen, Fibrin nur von der Trypsinl\u00f6sung gel\u00f6st. Katalasel\u00f6sung Fi.\n\tK-Werte Anfangs\t01\t. *\t.21 Munden\n2 ccm Katalase 4- 2 ccm Ht()\t\t3049\t\u2022\t3182\n2 ccm\t\u00bb\t+ 2 ccm Erepsinl\u00f6sung .\t4074\t1344\n2 ccm\t\u00bb\t+ 2 ccm Trypsinl\u00f6sung .\t4195\tj\t54(5","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\n1*. Waentig und 0. Steche.\nTabelle 3 Fortsetzung).\nVorbemerkung: Krepsinl\u00f6sung wie oben. Trypsinl\u00f6sung 1: 0,014g Trypsin -f- 20 ccm II./), Trypsinl\u00f6sung II: 0,014 g Trypsin -j- 40 ccm H/). Heide greifen Fibrin in 18 Stunden bedeutend st\u00e4rker an. als die Erepsinl\u00f6sung. Katalasel\u00f6sung Ei.\n\tAnfangs\tK-Werte Nach 18 Stunden\n,\u2018t ccm Kalalasclg. \u2019+ 3 ccm 11,0\t\t5052\t6197\na \u00bb\t\u00bb\t+3 ccm Erepsinl\u00f6sung\t5535\t3292\n3 *\t\u00bb\t+ 3 ccm Trypsinlg. I .\t6131\t4347\na \u00bb\t\u00bb\t+ 3 ccm Trypsinlg. II .\t6085\t5447\nDie Empfindlichkeit gegen Trypsin besteht auch bei Katalasen pflanzlicher Herkunft, wie die folgenden Versuche zeigen, die zum Teil mit einem direkt erhaltenen w\u00e4sserigen Hefeextrakt, zum Teil mit dem Extrakt der Alkoholf\u00e4llung des letzteren ausgef\u00fchrt wurden. (Vgl. Tabelle 4.) Das Resultat der Versuche wird etwas beeintr\u00e4chtigt durch die Tatsache, da\u00df die Hefeextrakte f\u00fcr sich beim Stehen bei Zimmertemperatur auch ohne Trypsin allm\u00e4hlich inaktiv werden. Die Erkl\u00e4rung hierf\u00fcr ergibt sich daraus, da\u00df die Extrakte, und zwar auch die Extrakte der .Alkoholf\u00e4llung, sich als endo-\nTabelle 4.\nWirkung von Trypsin auf Hefekatalase\nI. Versuch. Mit direktem w\u00e4sserigem Extrakt der Hefe\n\tK-Werte\t\n\tAnfangs\tNach 24 Stunden\nKatalasel\u00f6sung . . .\t2826\t1469\nKatalase + Trypsin .\t2969\t550\nII. Versuch. Mit dem Extrakt der Alkoholf\u00e4llung\n\tK-Werte\t\n\tAnfangs\tNach 21 Stunden\nKatalasel\u00f6sung . . .\t4715\t2988\nKatalase + Trypsin .\t4607\t1295","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Eher die fermentative Hydroperoxydzersetzung. V.\t233\ntryptasehaltig1) erwiesen, da sie eine Fibrinflocke in kurzer Zeit l\u00f6sten. OlFenbar zerst\u00f6rt diese beim Stehen die Katalase und bedingt so die scheinbar spontane Inaktivierung der Hefekatalase. Immerhin l\u00e4\u00dft sich feststellen, da\u00df ein Zusatz von Trypsin die Zerst\u00f6rung ganz wesentlich beschleunigt.\nAus allen diesen Versuchen w\u00e4re also wiederum zu schlie\u00dfen, da\u00df die Katalase ein eiwei\u00dfartiger K\u00f6rper ist. wenn man nur annimmt, da\u00df sie selbst es ist, die der Zerst\u00f6rung unterliegt. Es w\u00e4re nach Obigem nur noch weiter zu folgern, da\u00df die Katalase sich in einem Zustande befinden mu\u00df, welcher den Angriff auch durch sog. peptolv-tische Fermente erm\u00f6glicht. Die weitere Folgerung, da\u00df, weil bei der Wirkung des Erepsins auf Katalase offenbar die sog. peptolytischen Komponente haupts\u00e4chlich im Spiele ist, auch beim Trypsin, da\u00df, wie oben angedeutet, wahrscheinlich nicht als ein einheitliches Ferment zu betrachten ist, nur seine peptolytische Komponente zur Wirkung kommt, soll nicht gezogen werden, obgleich gewisse Anhaltspunkte daf\u00fcr vorliegen, die in der erw\u00e4hnten Untersuchung von Winkler2) er\u00f6rtert sind. Dagegen spricht der Umsland, da\u00df eine Trypsinl\u00f6sung, die eine Katalasel\u00f6sung schnell zerst\u00f6rt, Wittesches Pepton und auch Glycvl-Tryptophan nicht angreift, w\u00e4hrend eine auf Katalase nur wenig st\u00e4rker wirkende Erepsinl\u00f6sung das Pepton und Polypeptid rasch spaltet (vgl. Tabelle 5).\nTabelle 5.\nVorbemerkung: Erepsinl\u00f6sung aus Katzendarm. Trypsinl\u00f6sung wie oben. Die Erepsinl\u00f6sung greift sowohl Casein als Pepton an. die Trypsinl\u00f6sung Pepton \u00fcberhaupt nicht, Casein etwas langsamer als die Erepsinl\u00f6sung, GlycyM-Tryplophan ebenfalls nicht.\n\tAnfangs\tK-Werle Nach 22 Stunden\t\nKatalasel\u00f6sung . . .\t4691\t\t3187\nKatalase 4- Erepsin .\t5321\t\t630\nKatalase + Trypsin .\t4925\t\t2412\n\u2018) Vgl. Oppenheimer. 1. c. Bd. II, S. 611. *) a. a. 0.","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"I*. Waentig und 0. Steche, \u00dcber Hydroperoxydzersetzung. V.\nMan darf bei allen diesen Versuchen nicht au\u00dfer acht lassen, da\u00df Reaktions- und Temperaturoptimum nicht nur f\u00fcr jede proteolytische Teilfunktion verschieden zu sein scheint, sondern da\u00df vielleicht auch noch je nach der Art des Substrates Unterschiede in der Wirkungsweise1) auftreten, die sich nicht bei einer so einfachen Methodik \u00fcbersehen lassen.\n*i Vgl. hier\u00fcber Oppenheimer, 1. c., S. 451 ff.","page":234}],"identifier":"lit20538","issued":"1914-15","language":"de","pages":"228-234","startpages":"228","title":"\u00dcber die fermentative Hydroperoxydzersetzung, V. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"93"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:43:15.961377+00:00"}