Open Access
{"created":"2022-01-31T14:42:35.713861+00:00","id":"lit20540","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"M\u00f6rner, Carl Th.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 93: 203-208","fulltext":[{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Beobachtungen \u00fcber Cystinnitrat und Cystinhydrochlorid.\nVon\nCarl Th. M\u00fcrner.\n(Der Redaktion zugegangen am 11. Oktober 1914.)\n1. Cystinnitrat.\nW\u00e4hrend der im n\u00e4chstvorhergehenden Aufsatz, S. 19, erw\u00e4hnten Versuche wurde zuf\u00e4llig Bekanntschaft mit dem Nitrat des Cystins gemacht, wobei in erster Linie dessen Schwerl\u00f6slichkeit in Salpeters\u00e4ure von geeigneter Konzentration beachtet wurde. In den s\u00e4mtlichen Versuchen Nr. 1, 4, 5 und 7 war ein und dieselbe Cystinmenge (0,2 g) in einer gleichgro\u00dfen Menge Salpeters\u00e4ure (10 g) aufgel\u00f6st worden, bei welch letzterer jedoch die Konzentration wechselte. Nachdem die L\u00f6sungen in Zimmerw\u00e4rme 24 Stunden lang gestanden hatten, wurde folgendes beobachtet:\nVersuch Nr.\tKonzentration der Salpeters\u00e4ure \u00b0h\tAussehen der Rcaktionsmischung\n1\t10\tFl\u00fcssigkeit farblos; keine Krystallab-scheidung.\n4\t20\tFl\u00fcssigkeit farblos; keine Kryslallab-scheidung.\n5\t30\tFl\u00fcssigkeit farblos ; gro\u00dfe, bis zu 2 cm lange B\u00fcscheln oder Rosetten von farblosen, feinen Krystallnadeln.\n7\t00\tFl\u00fcssigkeit gelb (von niederen Stickstoffoxyden), das Gef\u00e4\u00df angef\u00fcllt mit nitrosen D\u00e4mpfen; keine Kristallabscheidung.\nAuf dieselbe Weise wie Nr. 5 verhielt sich auch ein, im \u00fcbrigen gleichartig angeordneter, Versuch mit 45\u00b0/oiger 'Salpeters\u00e4ure.","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"Carl Th. Morner,\n20 i\nDie aus .\u2018>0- und 45\u00b0/oiger S\u00e4ure abgesetzten Krystalle erwiesen sich, in \u00dcbereinstimmung mit der aphoristischen Annahme, als aus Cystinnitrat bestehend. In schw\u00e4cherer S\u00e4ure, 10- oder 20\u00b0/oiger, sind sie offenbar weniger schwerl\u00f6slich. In 60%iger S\u00e4ure dagegen kompliziert sich das Verh\u00e4ltnis mit der oxydativen Zersetzung des Cystins. Da bisher keine Angaben \u00fcber die Eigenschaften des Cystinnitrats vorliegen, so wurden einige weitere Versuche hier\u00fcber angestellt.\nDarstellung.\nVernich 1. Zu einer Aufschwemmung von 2 g reinem Cystin in 50 ccm Wasser wurden, unter Umr\u00fchren, allm\u00e4hlich 50 g 60\u00b0/oige Salpeters\u00e4ure hinzugesetzt. Bis zum folgenden Tage (in Zimmerw\u00e4rme) hatte die anfangs klare L\u00f6sung volumin\u00f6se Drusen von feinen Krystallnadeln abgesetzt, die durch Absaugen in perforiertem Porzellantiegel und starkes Auspressen abgeschieden wurden. Gewicht, nach 24-st\u00fcndiger Aufbewahrung in Ca0-H2S04-Exsikkator : 0,693 g = Pr\u00e4parat I.\nDas Filtrat von Pr\u00e4parat I wurde in K\u00fchlraum (-(- 5\u00b0 C.) gestellt, wobei binnen etwa einer Stunde ein Magma aus \u00e4uberst leinen Nadeln sich bildete. Am folgenden Tage wurde, wie oben, abgeschieden. Gewicht: 1,226 g = Pr\u00e4parat II.1)\nI ersuch 2. 2,8 g reines Cystin wurden unter Anwendung , einer relativ etwas reichlicheren Fl\u00fcssigkeitsmenge als im vorigen Versuch (aber von demselben Salpeters\u00e4uregehalt, d. h. 30%) bearbeitet. Die L\u00f6sung wurde in K\u00fchlraum (-|- 3\u00b0) gestellt. Ausbeute: 1,853 g = Pr\u00e4parat III.\nVersuch 2. Zu 20 g unreinem (stark gef\u00e4rbtem) Cystinpr\u00e4parat, aufgeschwemmt in 150 ccm Wasser, wurden 20 g 60\u00b0/oige Salpeters\u00e4ure hinzugesetzt, wobei L\u00f6sung eintrat (bis auf eine geringe Menge schwarzbraunen Schlamms, der abfiltriert wurde). Weitere 130 g S\u00e4ure (abgek\u00fchlt) wurden hinzu-gesetzt, wobei bald ein konsistentes Magma von Nadeln sich\n') Das Filtrat setzte keine weiteren Krystalle ab, weder bei \u20145\u00b0 noch bei \u2014 10\u00b0.","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"205\nEinige Beobachtungen \u00fcber Cystinnitrat und Cystinhydrochlorid.\nbildete. Am folgenden Tage wurde abgezogen usw.1) Ausbeute : 18 g fast wei\u00dfe Masse = Pr\u00e4parat IV.\nDie Eigenschaften der Cystinnitratpr\u00e4parate.\nDie aus reinem Cystin dargestellten Pr\u00e4parate sind von rein wei\u00dfer Farbe (dem Aussehen nach an Coffein erinnernd). S\u00e4mtliche sind geruchlos, von intensiv saurem Geschmack; auf Kongorot starke Blauf\u00e4rbung. Die Pr\u00e4parate l\u00f6sen sich klar oder mit unbedeutender Tr\u00fcbung in ganz sp\u00e4rlicher Menge Wasser; bei weiterem Zusatz von Wasser wird Cystin abgeschieden.2) Bei Aufbewahrung in Ca0-H2S04-Exsikkator tritt nach 1\u20142 Tagen Gewichtskonstanz ein. Derart getrocknete Substanz erleidet, bei Erhitzung auf 100\u00b0 (im Trockenschrank), eine Ver\u00e4nderung: braungelbe Verf\u00e4rbung, Aufbl\u00e4hung und hochgradiger Gewichtsverlust (Schwefels\u00e4ure nachweisbar!).\nTitrimetrische Bestimmung von Salpeters\u00e4ure.\nVorbereitender Versuch. Abgemessene Mengen einer approximativen n/io-Salpeters\u00e4ure wurden mit Methylorange als Indikator mittelst n/io-Lauge titriert, teils allein f\u00fcr sich, teils nach Zusatz von reinem Cystin.\nVers. 1. a) 20,0 ccm Salpeters\u00e4ure verbrauchten 19,25 ccm n/l0.Lauge b) wie a), au\u00dferdem aber Zusatz von\n0,120 g\tCystin; verbraucht wurden\t19,2\t\u00bb\t>\nVers. 2. a)\t40,0 ccm\tSalpeters\u00e4ure verbrauchten\t38,45\t* *\t>\nb) wie a), au\u00dferdem aber Zusatz von\n0,408 g\tCystin ; verbraucht wurden\t38,3\t*\t\u00bb\nDas Titrierungsresultat wurde demnach nicht in wahrnehmbarem Grade durch die Gegenwart des Cystins (Cystin-\nl) Die Mutterlauge dunkelbraun (Rohcystin l\u00e4\u00dft sich demnach von f\u00e4rbenden Verunreinigungen \u00fcber das Nitrat hin reinigen).\n*) hm in gr\u00f6\u00dferem Ma\u00dfstabe dieses Verh\u00e4ltnis zu illustrieren, wurde Pr\u00e4p. IV angewandt. Dasselbe (18 g) wurde in 100 ccm Wasser gel\u00f6st, von einem geringen Rest ungel\u00f6sten Cystins abfdtricrt und mit 10 \\ol. Wasser verd\u00fcnnt. Im K\u00fchlraum 3 Tage. Dabei wurde sch\u00f6nes Cystin in torm von ungew\u00f6hnlich gro\u00dfen (makroskopisch wahrnehmbaren) hexagonalen Tafeln erhalten (Gewicht: 6,2 g).","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nfl a ri Th. M\u00fcrner,\nnitrats) beeinflu\u00dft; die Sch\u00e4rfe der Indikation war nur in unbedeutendem Grade herabgesetzt.1)\nGest\u00fctzt auf die so gewonnene Erfahrung, wurde Titrierung an den Cystinnitratpr\u00e4paraten angestellt. Die abgewogenen Portionen wurden in einer Menge der obenerw\u00e4hnten Salpeters\u00e4ure, entsprechend 10 ccm n/io, gel\u00f6st, worauf Resttitrierung mit n/io-Lauge vorgenommen wurde.\nPr\u00e4p. I. 0,3335 g verbrauchten 17,2 ccm, entsprechend 32,51 \u00b0/o HO \u2022 NO, \u00bb II. a) 0,2344 g >\t12,1 *\t>\t32,54 >\nb) 0,6256\t\u00bb *)\t\u00bb\t32,4\t\u00bb\t\u00bb\t32,64 \u00bb\n\u00bb III. 0,3716 g *\t19.2\t\u00bb\t\u00bb\t32,57 *\noder durchschnittlich: 32,56 >\t>\nCystinbestimmung.\nDas aus den fertigtitrierten Mischungen von Pr\u00e4parat I und Pr\u00e4parat II, b) sowrie aus dem mit Essigs\u00e4ure schwach anges\u00e4uerten, konzentrierten Filtrat -f Waschwasser abgeschiedene Cystin wurde getrocknet und gewogen. Auch wurde der Schwefelgehalt des endg\u00fcltigen Filtrats bestimmt, durch Schmelzen mit Salpeter und Natriumhydrat, wonach auf Cystin umgerechnet wurde.3)\nDie so gefundene Gesamtmenge Cystin war:\na)\tAus 0,3335 g Substanz: 0,2133 g^ entsprechend 63,97\u00b0/o Cystin.\nb)\t\u00bb 0,6256 \u00bb\t\u00bb\t0,4019 \u00bb\t\u00bb\t64,24 \u00bb\noder durchschnittlich: 64.10 \u00bb\t\u00bb\nDie angef\u00fchrten Analysenresultate zeigen, da\u00df die Pr\u00e4parate aus Cystinnitrat,4) C6H12N2S204. (HO \u2022 N0.,)2, bestehen, jedoch\n\u2018) Dies gilt f\u00fcr die Methylorange; Phenolphthalein erwies sich als unanwendbar.\n*) Hei diesem Versuch wurde nicht zuerst in Salpeters\u00e4ure gel\u00f6st, sondern mit Lauge direkt, nach Zusatz von 5 ccm Wasser zu dem Pr\u00e4parat, titriert.\n:\u2018) Da Methylorange eine Sulfos\u00e4ure ist, so wurde der Kontroll-vcrsuch angestellt, da\u00df die beim Titrieren angewandte Menge der L\u00f6sung (2 Tr.) in Salpeters\u00e4urealkalischmelze behandelt wurde; eine w\u00e4gbare Menge Haryumsulfat wurde dabei nicht erhalten, weshalb eine Korrektion nicht vonn\u00f6ten ist.\n4) Auf u. a. salpetrige S\u00e4ure, Schwefels\u00e4ure und Oxals\u00e4ure wurde mit negativem Resultat gepr\u00fcft.","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Beobachtungen \u00fcber Cystinnitrat und Cystinhydrochlorid. 207\n/\nmit gewissen, geringeren Einschr\u00e4nkungen. Summiert man die Durchschnittswerte f\u00fcr Cystin und Salpeters\u00e4ure, so erh\u00e4lt man ein Defizit von 3,34 \u00b0/o, woraus zu schlie\u00dfen sein d\u00fcrfte, da\u00df Krystallwasser mit im Spiele ist, seiner Menge nach etwa s/4 Molek\u00fcl entsprechend.1) Aber auch die wasserfreie Substanz weicht bis zu einem gewissen Grade von dem normal zusammengesetzten Salz ab. Durch die vorhandene Salpeters\u00e4ure k\u00f6nnen n\u00e4mlich zu neutralem Salz nur 62,06 von den in dem Pr\u00e4parat enthaltenen 64,10\u00b0/\u00ab, Cystin gebunden werden. Mit anderen Worten: eine Cystinmenge, entsprechend etwa 2 von den letztgenannten Gesamtprozenten, befindet sich ungebunden (eventuell als basisches Salz im Pr\u00e4parat enthalten). Diese Irregularit\u00e4t der Zusammensetzung d\u00fcrfte mit der Labilit\u00e4t des normalen Nitrats in Zusammenhang stehen, welche die Isolierung von Cystinnitrat von mit der f\u00fcr neutrales Salz berechneten v\u00f6llig \u00fcbereinstimmender Zusammensetzung erschwert. ja, wahrscheinlich unm\u00f6glich macht.\n2. Cystinhydrochlorid.\nBetreffs dieses in der Literatur2) bereits erw\u00e4hnten Salzes sei hier nur auf einige zuvor nicht angef\u00fchrte Tatsachen aufmerksam gemacht, n\u00e4mlich seine hochgradige Schwerl\u00f6slichkeit in konz. ChiorwasserstofTs\u00e4ure, die M\u00f6glichkeit, aus solcher Fl\u00fcssigkeit das Salz mit normaler Zusammensetzung zu isolieren, und die M\u00f6glichkeit, durch acidimetrische Titrierung seinen HCI-Gehalt zu bestimmen.\nZu 2 g Cystin, aufgeschwemmt in 10 ccm Wasser, wurden 5 ccm konz. Chlorwasserstoffs\u00e4ure (spez. Gew. 1,19) hinzugesetzt, wobei zun\u00e4chst klare L\u00f6sung eintrat (bald aber begannen glitzernde Krystalle auszufallen); weitere 2 V 10 ccm\n\u00bb\t, F',>r no\u2122ales Cystinnitrat mit 1, \u2022/. bezw. \u2022/, Mol. Krystallwasser\nergibt die ercchnung 4,69, 3,55 bezw. 2.40 >. Eine direkle ltestimmung des Krystallwassergehalts ist infolge des Verhaltens der Substanz bei Erhitzung (siehe obenl) unausf\u00fchrbar.\n*) Bau mann. Diese Zeitschr., Bd. 8 (1884;, S. 299\u2014305; Fried-mann, Beitr. z. ehern. Physiol, u. Pathol., Bd. 3 (1903;, S.'1-46.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCIII\n14","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208 Carl Th. Murner, \u00dcber Cystinnilrat und Cystinhydrochlorid.\nkonz. S\u00e4ure wurden hinzugesetzt,1) wobei sogleich ein Magma aus feinen Nadeln sich bildete. Die Mischung wurde bei Zimmerw\u00e4rme 24 Stunden lang stehn gelassen, die F\u00e4llung abgesogen usw,; Trocknen im Ca0-H2S04-Exsikkator (Gewichtskonstanz nach ein paar Tagen). Ausbeute : 2,240 g.2)\nDas Pr\u00e4parat rein wei\u00df, stark sauer schmeckend, Kongorot bl\u00e4uend. Es vertrug Erhitzen bis 100\u00b0, ohne Gewichtsverlust oder andere Ver\u00e4nderung. 0,4758 g verbrauchten bei Titrieren mit n/io-Lauge (Indikator: Methylorange) 30,35 ccm, entsprechend 23,26\u00b0/o HCl (berechnet f\u00fcr C6H12N2S20! \u25a0 (HC1)2 : 23,28 \u00b0/o). Hei in \u00dcbereinstimmung mit dem oben betreffs des Nitrats Erw\u00e4hnten ausgef\u00fchrter Bestimmung ergab dieselbe Ouantit\u00e4t des Pr\u00e4parates 0,3665 g Cystin, entsprechend 77,03\u00b0/o (berechnet: 76,72\u00b0/o). Diese Zahlen zeigen demnach krystallwasserfreies Salz an von f\u00fcr das Normale berechneter Zusammensetzung.\n\u2018) Der letzte 10 ccm-Zusatz schien die Krystallausscheidung nicht zu vermehren.\n*) Das H iltrat setzte, bei 0\u00b0 aufbewahrt, keine weiteren Krystalle ab, auch nicht nach Zusatz von weiteren 1 oder 2 Vol. 0-gradiger, konz. Chlorwasserstofis\u00e4ure.","page":208}],"identifier":"lit20540","issued":"1914-15","language":"de","pages":"203-208","startpages":"203","title":"Einige Beobachtungen \u00fcber Cystinnitrat und Cystinhydrochlorid","type":"Journal Article","volume":"93"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:42:35.713866+00:00"}