Open Access
{"created":"2022-01-31T14:44:44.392337+00:00","id":"lit20543","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Loeb, Adam","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 93: 270-275","fulltext":[{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Acetessigs\u00e4urebildung aus Glykols\u00e4ure in der Leber.\nVon\nAdam Loeb.\n(Aus <I\u00bb*m sta-ltischon chcmisch-physiologisrht'n Institut der Universit\u00e4t Frankfurt.) < Der Redaktion zugegangen am 30. Oktober\nVor kurzem haben in unabh\u00e4ngig voneinander ausgef\u00fchrten Untersuchungen Mochizuki1) (unter Leitung von E. Fried-mann) sowie G. Embden und A. Loeb2) die Einwirkung der Glykols\u00e4ure auf den Umfang der Acetessigs\u00e4urebildung in der Leber untersucht.\nDen Ausgangspunkt dieser Untersuchungen bildete in beiden Arbeiten der Hefund A. Loeb\u2019s,3) da\u00df Essigs\u00e4ure in der Leber ein Acetessigs\u00e4urebildner von erheblicher St\u00e4rke ist, und der Wunsch, \u00fcber den Chemismus der Acetessigs\u00e4urebildung aus Essigs\u00e4ure etwas n\u00e4heres zu erfahren. Mochizuki konnte nun eine Heeinflussung der Acetessigs\u00e4urebildung durch Glykols\u00e4ure nicht beobachten, w\u00e4hrend Embden und Loeb in vier von sechs Versuchen eine sehr deutliche Vermehrung der Acetessigs\u00e4urebildung fanden; in einem weiteren Versuch wurden 41 mg Aceton pro Liter gebildet, ein Wert, der nach den \u00fcberaus zahlreichen Erfahrungen Embdens und seiner Mitarbeiter merklich \u00fcber die jemals in Leerversuchen beobachteten Maximalzahlen hinausgeht. Nur einer von den t> Versuchen zeigte keine vermehrte Acetessigs\u00e4urebildung (31 mg Aceton). Auch Embden und Loeb heben \u00fcbrigens hervor, da\u00df die Acetessigs\u00e4urebildung aus Glykols\u00e4ure entschieden geringer ist, als aus Essigs\u00e4ure, und halten es deshalb f\u00fcr h\u00f6chst unwahrscheinlich, da\u00df die Glykols\u00e4ure ein intermedi\u00e4res Produkt bei der Umwandlung von Essigs\u00e4ure in Acetessigs\u00e4ure ist.\n*i Mochizuki. Biocheni. Zeitschr., Btl. 55, S. 443. 1313.\n*) <\u2019\u00bb Embden und A. Loeb, Diese Zeitschr., Bd. 88. S. 25L 1913.\n3) Loeb. Biocheni Zeitschr., Bd. 4\u00df, S. 118, 1912.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Cher die Acetessigs\u00e4urebildung aus Glykols\u00e4ure in der Leber. 271\nDie Angaben Mochizukis \u00fcber das Ausbleiben der vermehrten Acetessigs\u00e4urebildung nach Glykols\u00e4ure-Zusatz sind im Laboratorium t riedmanns nochmals einer Nachpr\u00fcfung durch Honjio1) unterzogen worden, der zu den gleichen Er-gebnissen wie Mochizuki gelangte.\nAufgabe der vorliegenden Untersuchung ist es, die Ursache der abweichenden Resultate von Mochizuki und Hon-jio einerseits, von Embden und Loeb anderseits aufzukl\u00e4ren.\nEin wesentlicher Unterschied in der Versuchsanordnung der beiden Arbeiten aus dem Friedmannschen Laboratorium und der von Embden und Loeb ausgef\u00fchrten Untersuchungen besteht darin, da\u00df Mochizuki und Honjio ihre Durchblutungsversuche unter Zusatz von je 2,0 g Glykols\u00e4ure anstellten, w\u00e4hrend Embden und Loeb in den 5 positiven Versuchen 4,0 g Glykols\u00e4ure verwendeten.2) Es ergab sich nun in neuen von mir in gleicher Versuchsanordnung wie fr\u00fcher \u00e4ngestellten Versuchen ohne weiteres, da\u00df die Verschiedenheit der Versuchsergebnisse tats\u00e4chlich durch die verschiedene Gr\u00f6\u00dfe des Glykols\u00e4urezusatzes bedingt sein kann (siehe nebenstehende Tabelle).\nIn der Tabelle I sind 7 Versuche mit Glykols\u00e4urezusatz zusammengestellt. In den 5 ersten Versuchen kamen je 2,0 g, in den beiden letzten je 4,0 g Glykols\u00e4ure, mit Ammoniak neutralisiert, zur Anwendung. \u00dcbereinstimmend mit ddn fr\u00fcheren Versuchen von Embden und Loeb zeigen die mit 4,0 g Glykols\u00e4ure \u00e4ngestellten Versuche 6 und 7 eine ganz erhebliche Vermehrung der Acetessigs\u00e4urebildung (53 und 106 mg Aceton pro Liter Durchblutungsblut), w\u00e4hrend von den 5 ersten mit je 2,0 g vorgenommenen Versuchen nur Versuch 1 (Acetonbildung 90 mg) eine fraglose Steigerung der Acetessigs\u00e4urebildung aufweist. Die 4 \u00fcbrigen Versuche zeigen s\u00e4mtlich entweder hohe Normal werte oder solche, die nur unwesentlich \u00fcber die fr\u00fcher in Leerversuchen beobachteten Majcimalzahlen hinausgehen. Es mu\u00df hierbei allerdings hervorgehoben werden.\n') Honjio, Biochem. Zeitschr., Bd. 61, S. 286, 1914,\n*) In dem einen negativen Versuch von Kmbden und Loeb kamen 5,0 g Glykols\u00e4ure zur Anwendung.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. XC'III.\n18","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"15. VI. 14\t8.0\t247\t\u00bb\t400\u2014040\t85\u201440\t100\tVersuchsdauer\nnur 50'\n272\n\nAdam Loeb,\n\n\nic \u2014\nc*\nIC\n4*\n<\n4-\n'I\nic\n*\u00a3\n\u2022O\nVj\n\u2022O\n\u2018\u2022O\nIC\tk-k\tIC\tre\tIC\tk-k\t<P o.\n4^\t\u2022O\tre\ttc\t\u00a9\tX\ty CP\nO\u00ab\t4-\to\t09\t\u00a9\t4-\tcp o\n4*\ttc\ttc\ttc\nb\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\nm \u2022\t\u2014 .\tfr*.\tfr*.\n3\t3\t3\t3\n-l Ci*\tW\u00ab o\t8\t09 *.\no\t\to\tO\no\to\t\"\t\u00a5\to\to\n3\t3\t3\t3\n3\t\t3\t3\np\tp\tp\tp\n\u25a0\u00df\tC\u00df\tC\u00df\t72\n72\t72\t72\tC\u00df\nCP\tcp\tCP\tcp\n\u20221\to\t\u00bb-S\t\n4* 5 1\tS3 5 1\t0' \u00eb 1\t450-\t8 I\n1 -j\t1 Ci*\t1 09\tCi*\t1 ec\n\u2022c\ts\t8\t\u00a9\ttc \u00a9\n\t\t\t\th*\ntc\tw*\t05\ttc\t\u00a9 o* 1\n4* 1\tI\t\tc\u00ab 1\t\n1 09\tJ\t1 4*\tJ\t-135\nCi*\ttc\tIC\t\u00a9\t\n0'\t\t05\tIC\t\n09\t\t\u00bb\u2022 1\tX\t\n3\u2019g-ff ffl 3 3 2\n\u00a7 H \u00ae 3 q ^\nT5 | S \u00f6\nft f* c\n0. 0 n S r \u2022\u00df 9! er\nH 5* <p r \u00a9 1 P* S <p o 3 ir. tr \u00efq\n09\n5\n\n\u2014\t**\n\u00a3\tCP\n3\t\u20221 C\u00df\n\tC\n3\tCP\nO 3\tC\u00df\no\np\ns\n3\nic\n55\t?\nc\n3\no.\no\nc\u00df\n_ cp o- < o 5. C\u00df o\n- ?\no\n3*\na.\n\u00a9 \u00ae\n?r\nST\n\"j\no\nN\nC\nerq\nft>\nC\u00df\nCP\no\n3\n<\u00cfQ\nCP\nCi*\n*3\n\u2022-\u00ab\nO\ng* \u00ae f\u00a3\n2\tc\u00df 3\u201c\n~ O 3: \u2014 ? 3\n3\ti g\n3 3 n O-n\n3\t\u201c\u2022 C\u00df\n3 \u00bb?\t\u2022\n09\n3\t?\n3 g\n=\ner? S\u2018\ne \u00f6 3\nSc \u00ee> \u00ae i rg n\nCT5 o \u2014 \u2022 ^\nU> ^T\u201c CTQ 2*\ner 5.2 _ \u00a9\n3\n\no\nO\n33\no\n3\no\n\"\u00bb\n7?\n3\n3\n*iq\nCP\n3\n\u00a9\nP\ner\nCD\nCD","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"i ber die Acetessigs\u00e4urebildung aus Glykols\u00e4ure in der Leber. 273\nda\u00df in Versuch 2, in dem die Durchblutung erst 15 Minuten nach dem Tode des Tieres in Gang kam, w\u00e4hrend gew\u00f6hnlich dieser Zeitraum nur 4\u20145 Minuten betr\u00e4gt, von vornherein ung\u00fcnstige Bedingungen f\u00fcr die Acetessigs\u00e4urebildung bestanden.\nWenn nach den Ergebnissen der vorstehenden Versuche der Unterschied in den Resultaten von Mochizuki und Hon-jio und von Embden und Loeb als im wesentlichen aufgekl\u00e4rt angesehen werden darf, so m\u00f6chte ich doch auf einige weitere Verschiedenheiten in der Technik hinweisen, die m\u00f6glicherweise nicht ohne Einwirkung auf die Acetessigs\u00e4urebildung waren. Honjio gibt an, wie oft die verwendete Blutmenge w\u00e4hrend der mitgeteilten Versuchszeit die Leber passierte. Daraus l\u00e4\u00dft sich die durchschnittliche Str\u00f6mungsgeschwindigkeit pro Minute berechnen, was in der folgenden Tabelle 11 geschehen ist.\nTabelle II.\n1 Versuchs- nummern\t2 Lebergewicht in g\t3 Versuchsdauer in Minuten\t4 Str\u00f6mungsgeschwindigkeit pro T in ccm (abgerundet)\t5 Temperatur des Blutes\t6 Acetonwerte in mg pro Liter Durchblu-tungsblut\ni\t218\tOJ r-\t230\t35\u201436\u00b0\t40\n2\t165\t76'\t200\t37\u00b0\t45\n3\t148\t80'\t100\t35\u201437\u00b0\t17\n4\t243\t76'\t355\t35\u201437\u00b0\t34\n5\t207\t75'\t240\t36-40\u00b0\t36\n6\t80\t78'\t135\t36\u201438\u00b0\t28\nWie man sieht, schwankt diese durchschnittliche Str\u00f6mungsgeschwindigkeit in den Versuchen Honji\u00f6s zwischen etwa 100 ccm pro Minute (Versuch 3, bei einem Lebergewicht von 148 g) und etwa 360 ccm (Versuch 4, bei einem Lebergewicht von 243 g). Ein Vergleich mit Spalte 6 der Tabelle I ergibt, da\u00df in meinen Versuchen die Str\u00f6mungsgeschwindigkeit\n18*","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nAdam Loeb.\nwesentlich gr\u00f6\u00dfer war. Hier sind die beobachteten Minimal-und Maximalzahlen f\u00fcr die Str\u00f6mungsgeschwindigkeiten in unseren Versuchen angegeben; hierbei sei bemerkt, da\u00df die Durchschnittswerte den Maximalzahlen n\u00e4her als den Minimalzahlen liegen d\u00fcrften, da im Falle eines Heruntergehens der Str\u00f6mungsgeschwindigkeit durch entsprechende Druckregulierung oder vermehrte Pumpenleistung die Geschwindigkeiten wieder auf den Maximalwert gebracht wurden. Mit Ausnahme des schlecht verlaufenen Versuchs 2 betr\u00e4gt die maximale Durchstr\u00f6mungsgeschwindigkeit 2 ccm oder mehr als 2 ccm pro Gramm Leber und Minute, und auch die Minimalgeschwindigkeit bleibt in den meisten Versuchen nicht wesentlich hinter dem Wert von 2 ccm zur\u00fcck, w\u00e4hrend in den Versuchen von Honjio diese Str\u00f6mungsgeschwindigkeit nirgends erreicht wird.\nFerner weichen auch die Temperaturen des Durchblutungsblutes in den Versuchen Honjios von der im hiesigen Institut \u00fcblichen Versuchstemperatur von 40,0\u00b0 ab; sie schwanken in den verschiedenen Versuchen zwischen 35 und 40\u00b0 und sind auch innerhalb der einzelnen Versuche um mehrere Grade verschieden. Bei der im hiesigen Institut \u00fcblichen Versuchsanordnung kommt es im allgemeinen nur zu Temperatur-schwankungen von wenigen Zehntel-Graden um die Temperatur von 40\u00b0, und auch diese Abweichungen sind l\u00e4ngstens nach 1\u20142 Minuten beseitigt.\nNach einer gr\u00f6\u00dferen Reihe in der letzten Zeit von mir angestellter Atmungsversuche an der k\u00fcnstlich durchstr\u00f6mten Leber mu\u00df ich annehmen, da\u00df es bei wesentlich geringerer Str\u00f6mungsgeschwindigkeit als den von mir verwendeten, wenigstens bei der Versuchstemperatur von 40\u00b0, unter Umst\u00e4nden schon zu einem gewissen 02-Mangel kommen kann.\nDa\u00df Glykols\u00e4ure in einer Menge von 2,0 g die Acetessig-s\u00e4urebildung der Leber nicht steigert, wohl aber fast regelm\u00e4\u00dfig bei der Verwendung von 4,0 g, spricht mit gro\u00dfer Wahrscheinlichkeit dagegen, da\u00df bei der Acetessigs\u00e4urebildung aus Kssigsiiure Glykols\u00e4ure intermedi\u00e4r gebildet wird, da bereits 0,:> g Kssigs\u00e4ure die Acetessigs\u00e4urebildung deutlich zu steigern vermag.","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"liber die Acetessigs\u00e4urebildung aus Glykols\u00e4ure in der Leber. 275\nVoraussichtlich ist die Acetessigs\u00e4urebildung aus Glykols\u00e4ure nur eine Nebenreaktion,1) oder Glyk\u00f6ls\u00e4ure wird in der isolierten Leber \u00fcberhaupt nur schwer angegriffen. Hier\u00fcber m\u00fc\u00dften Versuche \u00fcber das Verschwinden dieser S\u00e4ure w\u00e4hrend der Durchstr\u00f6mung Aufschlu\u00df geben.\nAuf Grund des relativ geringen Acetessigs\u00e4urebildungs-verm\u00f6gens der Glykols\u00e4ure etwa eine indirekte Einwirkung dieser Substanz auf die Acetessigs\u00e4urebildung in der Leber anzunehmen, daf\u00fcr liegt meines Erachtens kein Grund vor. \u2014 W ir kennen viele Substanzen, die bereits, in sehr geringer Menge dem Durchblutungsblut zugesetzt, Acetessigs\u00e4ure bilden, w\u00e4hrend von anderen etwas gr\u00f6\u00dfere Mengen n\u00f6tig sind. Es sei hier nur daran erinnert, da\u00df z. B. nat\u00fcrliches 1-Leucin nach den Versuchen Embdens2) in Mengen von 2,0 g den Umfang der Acetessigs\u00e4urebildung in der Leber noch nicht deutlich beeinflu\u00dft, w\u00e4hrend die gleiche oder auch etwas geringere Menge d-1- oder d-Leucin eine deutliche Steigerung der Acetessigs\u00e4urebildung hervorruft. Gr\u00f6\u00dfere Mengen von 1-Leucin unterscheiden sich in ihrer Einwirkung auf die Acetessigs\u00e4urebildung nicht von den optischen Isomeren.\nDas ist von vornherein sehr wahrscheinlich, wenn unsere Annahme richtig ist, da\u00df die Acetessigs\u00e4urebildung aus Glykols\u00e4ure auf einem teilweise reduktiven Wege (vielleicht \u00fcber Essigs\u00e4ure) erfolgt.\n*) Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. 11. S. 348, 1908.","page":275}],"identifier":"lit20543","issued":"1914-15","language":"de","pages":"270-275","startpages":"270","title":"\u00dcber die Acetessigs\u00e4urebildung aus Glykols\u00e4ure in der Leber","type":"Journal Article","volume":"93"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:44:44.392342+00:00"}