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{"created":"2022-01-31T12:51:41.764165+00:00","id":"lit20558","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Lichtwitz, L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 94: 73-77","fulltext":[{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Ober Fermentlfthmung.\nII. Mitteilung.\nVon\nL. Lichtwitz.\n(Aus der medizin. Klinik und dem landwirtschafUich<bakteriolc?. Institut\nzu G\u00f6ttingen.)\t>\n(Der Redaktion zngegangen am 8. April 1915.)\nMit einer Kurvenzeichnung.\nIm 78. Bande dieser Zeitschrift1) habe ich \u00fcber Versuche berichtet, aus denen hervorging, da\u00df Hefe, die in einer L\u00f6sung von Rohrzucker + Invertzucker gewachsen war, eine geringere Inversionskraft hatte, als nur mit Rohrzuckerl\u00f6sung gezogene Hefe, und da\u00df diese Abnahme an Inversionsverm\u00f6gen, die als Fermentl\u00e4hmung bezeichnet wurde, auch nach Fort-schaffung des Invertzuckers (durch Auswaschen oder Verg\u00e4ren) bestehen blieb.\tV\n\u2022\te *\nDiesen Versuchen ist widersprochen worden, zuerst von Meisenheimer, Gambarjan und Semper,2) die aus Versuchen ganz anderer Art auch ganz andere Resultate bekommen haben. Ich habe auf das Unzutreffende der Schlu\u00dffolgerungen dieser Autoren hingewiesen,9) und darf wohl das Schweigen zu meiner Kritik als Zustimmung auffassen. Auch Euler und Cramer4) haben die Frage der Fermentbeeinflussung durch Rohrzucker einerseits, durch Glukose anderseits studiert und nichts von Fermentl\u00e4hmung gefunden. . Die\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 78, S. 128, 1912.\n*) Biochem. Zeitschrift, Bd. 54, S. 112, 1918.\n3)\tBiochem. Zeitschrift, Bd. 56, S. 160, 1913.\n4)\tDiese Zeitschrift, Bd. 88, S. 430, 1913; Bd. 89, S. 277, 1914.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\tL. Lichtwitz.\nVersuche von Euler und Gramer unterscheiden sich in zwei Punkten von den meinigen. Erstens ist die Zahl der ver-impften Hefezellen in ihren Versuchen sehr gro\u00df (1 g frische Hefe = 18 X1010 Zellen f\u00fcr 100 ccm N\u00e4hrl\u00f6sung gegen\u00fcber 8 Millionen Zellen in meinen fr\u00fcheren und in den nachstehenden Versuchen). Zweitens aber haben Euler und Cramer nur mit L\u00f6sungen eines Zuckers gearbeitet, w\u00e4hrend ich die Fermentl\u00e4hmung nur bei Hefe aus L\u00f6sungen von Rohrzucker + Invertzucker, bezw. Rohrzucker + Glukose (oder L\u00e4vulose) gefunden habe.1)\nDa dieser Unterschied f\u00fcr das Ergebnis des Versuches wesentlich ist, und da sich daraus die M\u00f6glichkeit einer Einsicht in die physikalisch-chemischen Bedingungen ergibt, die der Fermentl\u00e4hmung zugrunde liegen, so soll eine neue Versuchsreihe mitgeteilt werden.\nGem\u00e4\u00df dem Typus II der fr\u00fcheren Versuche wurden 14 G\u00e4rversuche von je 100 ccm Hefewasser angesetzt. Jedes Glas enthielt Zucker und zwar nur Rohrzucker oder nur Invertzucker, oder Mischungen beider in verschiedenen Verh\u00e4ltnissen. Die Zuckermenge, als Invertzucker berechnet, betrug in jedem Glase 20 g. Der Kopf der nachstehenden Tabelle macht die Verteilung der Zucker deutlich. Alle Kulturen wurden tnit je 8 Millionen Hefezelle (Reinkultur der Weinhefe \u00abOppenheimer-Kreuz\u00bb) geimpft und zun\u00e4chst der G\u00e4rungsverlauf gemessen.\nDiese Versuchsreihe hat, wie Tabelle und Kurve zeigen, das n\u00e4mliche Ergebnis, wie die fr\u00fcher mitgeteilten Versuche. Die Verg\u00e4rung der reinen Rohrzuckerl\u00f6sung und der reinen Invertzuckerl\u00f6sung verl\u00e4uft geradlinig, w\u00e4hrend die Misch-zuckerl\u00f6sungen einen scharfen Knick in der Kurve der C\u00f62-EntWicklung abgeben, der ganz genau dort liegt, wo die aus dem Invertzucker berechnete Kohlens\u00e4ure entwichen ist. Von da an verl\u00e4uft die G\u00e4rung mit gleichbleibender Tr\u00e4gheit, und um so langsamer, je h\u00f6her die Konzentration des prim\u00e4r zugesetzten Invertzuckers war.\nDa\u00df in solchen Kulturversuchen Inversionsgeschwin-\n*) Herr von Euler und ich haben nach brieflicher Verst\u00e4ndigung diese Frage weiter verfolgt. Nach einer m\u00fcndlichen Mitteilung von Herrn von Euler stimmen die tats\u00e4chlichen Ergebnisse unserer Versuche nunmehr \u00fcberein.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Fermentl\u00e4hmung. II.\t75\nTabelle 1.\n\t\t\u2022 I.\t11.\tIII.\t!V.\tv. 1\tVI.\tVIL\tvin! !\tix. ! 1\tX.\tXI.\txii. i\tXIII. XIV\t\nUolirzucker\t\t19,0\t19,o: 11,4 11,4\t\t\t9,5\t9,5\t7,6\t-\u00ab 1 *>n ]\t9,5\t9,5\t9,5\ti 9,5\to i\t0\nDextrose\t\t0\t0 \u25a0\t4,0 .\t4,0\t5,0\t5,0\t6.0\t6,0 :\t10,0\t10.0\t0\t\u2022 o\t10,0\t10,0\nL\u00e4vulose\t\t0\t0\t4,0\t4,0\t5,0\t5,0\t6,0\t6,0\t0 ; . .1\t0\tio,ojio,o\t\t10,0 j\t10,0\nZeit\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nTag\tStund.\t\t\t\t\t\t\tg uu,\t\t\t\t\t\t\t\n12. I.\t\u00ab15\tImpfung\t\t\t:\t\u25a0\t\t'\t\t\t\t\t\t\t\n1914\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n15. 1.\t6230\t1,53 1,50\t\t1,35\t1,3\u00bb\t1,07\t1,22\t1,40\t1,57\t1,65\t1,90\t0,87\t0,70\t0,77\t1.32\nn;. i.\t8640\t2,63 2.62\t\t2,30\t2,90\t1,97\t2,17\t2,40\t2,72\t2,67\t2,75\t1,72\t1,60\t1,70\t2,47\n17. I.\t10830\t3,65 3,63\t\t2,97\t2,90\t2,70\t2,89\t3,25\t3,49\t3,28\t3,50\t2,47\t2,42\t2,64\t3,40\nIS. 1.\t18280 \u25a0\u25a0\t4,47\t4,58\t3,53\t3,57\t3,49\t3,69\t4,02\t4,22\t3,87\t4.00\t3,37\t3,05\t3,50\t4,25\n19. I.\t15630\t5,25 5,60\t\t3,90\t3,90\t4,22\t4,32\t4,57\t4,77\t4,35\t4,20\t4,12\t3,98\t4,50\t4,95\n20. I.\t18030\t6,25\t6,58\t4,28\t4,30\t4,85\t4,90\t5,15\t5,27\t4,48\t4,38.\t4,87\t4,78\t5,37\t5,82\n21. I.\t20430\t6.95 ' '\t7,28\t4,70\t4,72\t5,20\t5,39\t5,57\t5,67\t4,70\t4,60\t5,42\t5,60\t0,27\t6,#I0\n22 I.\t22880\t7,32\t7,80\t4,&5\t4,85\t5,42\t5,52\t5,60\t5,67\t4,75\t4,60\t5,59\t6,00\t6,82\t7,10\n23 1.\t25230\t7,73 8,25 j\t\t5,03\t5,17\t5,65\t5,79\to,75\t5,82\t4,80\t4,6515,77\t\t6.38\t7,29\t7,60\n2f I.\t27630\t8.13 8,65 )\t\t5,28\t5,38\t5,87\t6,04\t5,88\t5,97\t4,83\t4,75| 5,97\t\t6,75 7,80\t\t7,99\n2\u00ab. I.\t32430\t8,83 j 9,15\t\t5,68\t5,98\t6,39\t6,60\t6,10\t6,30\t5,10\t5,03\t.6,49\t7,38\t8,44\t8,49\n28. I.\t37230\t9,03. 9,30\t\t6,25\t6,40\t6,72\t6,97\t6,30\t6,45\t5,25\t5,15\t6,75\t7,55\t8,52\t8,52\nHl. I.\t44430\t9,17\t9,50\t6,90\t7,00\t7,27\t7,57\t6,60\t6,77\t5,55\t5,43\t7,22\t8,03\t8,57\t8,55\n8. II.\t517\t9,27 9,68\t\t7,60\t7,63*\t7,67 8,07*\t\t6,95\t7,03*\t5,92\t5,85\t7,64:8,40\t\t8,59\t8,62\n7. II.\t613\t9,27\t9,68\t8,15\t\u2014v;\t8,12\t\u2022\t7,32\t\t6,47\t6,30\t.8,17 8,62\t\t8,65\t8,67\n11. II.\t709\t\u2014\t\t8,60\t\u2014\t8,49\t[ \u25a0 :r - '\t7,85\t\t6,85\t6,6t\t8,34\t8,68\t8,65\t8,67\n14. II.\t805\t\u2014\t\u2014\t8,88\t\u2014\t8,70! -\t\t7,95\t\u25a0 \u2014\t7,20\t7,07\t8,57\t8,80\t. \u2014\t\n19. II\t925\t\u2022\t\u25a0\t9,02\t\u2014* \u25a0\t8,90\t\t8,20\t\u25a0\u2014 \u2022'\t7,82\t7,42 8,72\t\t\ti-\t\t\u00bb.\n25. II.\t1069\t\u2014\t\u2014\t9,30\t\u2014\t9,02] \u2014\t\t8,55\t\u2022*-* ;\t8,25\t7,82 8,92\t\t8,85\t\u2022-I\t\n2. III.\t1285\t\u2014\t\u2022 \u2022\t9,30\t\t9,05 -\t\t8,68\t\u2014\t8,55\t8,17! 8,92\t\t. \u2014\t-i\tT\tmmmm\n9. III,\t1353\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t\u2014\t. kr\t8,87\t\u2014 \u25a0\t8,83\t8,52* \u2014\t\t8,85\t-\t, ,\n20. III.\t1617\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t\u2014\t\u2014 .\t' \u2014\t: \u2019-it\u2014i \u25a0 \u25a0\t9,00\t8,77\t1 i\t\u00bb.\t\t\u00bb'\tmmamm\n\u2022 r -7' m \u25a0\n* Versuch abgebrochen zum Zwecke der Zuckeranalyse.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\tL. Lichtwitz,\ndigkeit und Verg\u00e4rungsgeschwindigkeit parallel gehen, da\u00df in einem System von Fermenten und Substraten eine strenge Ordnung herrscht, ist fr\u00fcher gezeigt worden.\nAuch in dieser Versuchsreihe wurde in einigen, auf der Tabelle mit * bezeichneten Proben die Zuckeranalyse gemacht und zwar au einer Zeit, als die Verg\u00e4rung der reinen Kohrzuckerl\u00f6sung und der reinen Invertzuckerl\u00f6sung beendet war.\nEs enthielt Glas\tam\treduzierender Zucker\t\n\t\tvor der Hydrolyse\tnach der Hydrolyse\nNr. IV\t3. II.\t.\t0,238 g\t3,460 g\n* VI\t3 11.\t0,212 \u00bb '\t2,410 >\nV vni\t3. II.\t0,250 \u00bb\t3,448 *\nAuch an diesen Stichproben, ausf\u00fchrlicher an Versuch III. der 1. Mitteilung, ist die Langsamkeit der Inversion zu sehen, die die Langsamkeit der G\u00e4rung zur Folge hat.\nEs wurden nun die in den reinen Rohrzuckerl\u00f6sungen (Glas I und II) und in den reinen Invertzuckerl\u00f6sungen gewachsenen Hefen von den ausgegorenen Fl\u00fcssigkeiten getrennt und in neuen G\u00e4rversuchen mit je 100 ccm eines 19 g Rohrzucker enthaltenden Hefewassers angesetzt.\nTabelle 2.\nTag\tStunden\tGlas I\tgl Glas 11\t:o, Glas III |\tGlas IV\n16. II.\t\t.\t\u2014\t\u2014\t\n19. 11.\t6390\t2,00\t1,83\t1,72\t1,77\n20. 11.\t8790\t3,15\t2,85\t2,60\t2,82\n21. 11.\t11180\t4.10\t3,95\t3,67\t3,92\n23. 11.\t159\u00bb\t5,80\t0,00\t5,27\t5,62\n24. 11.\t18390\t6,20\t6,05\t5,72\t6,22\n25. II.\t20730\t6,70\t6,55\t6,27\t6,92\n26. II.\t23190\t7,20\t6,95\t6,67\t7,32\n27. II.\t25530\t7,40\t7,15\t6,97\t7,42\n28. II.\t27980\t7,60\t7.30\t7,27\t7,62\n2 III\t32790\t7.90\t7,60\t7,67\t7,77\n4. III.\t37580\t8.27\t\u20188.00\t8,22\t8,22","page":76},{"file":"p0076s0001.txt","language":"de","ocr_de":"115 1617 18 19 20 2122 23 2*\nHopp\u00ab Sevier's Zeitschrift t'iir physiologische (\u2019hernie. Band XCIV Tafel 1 Z\u00ab \u25ba!,. Lichtwitz, liber Ferraentl\u00e4hmung. II. Mitteilung.\u00bb\nVerlag von Karl J. Tr\u00fcbner in Strafiburg.","page":0},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Fermentl&hmung. II.\t77\nIn allen 4 Proben erfolgte die Garung gleich schnell. Da man, wie die fr\u00fcheren Versuche zeigen (in Kulturversuchen), aus der G\u00e4rungsgeschwindigkeit auf die Inversionsgeschwindigkeit schlie\u00dfen kann, so zeigt dieser Versuch in \u00dcbereinstimmung mit Euler und Cramer, da\u00df das Wachstum der Hefe in reinen Rohrzucker- und reinen Invertzuckerl\u00f6sungen (oder die Vorbehandlung der Hefe mit solchen L\u00f6sungen) auf die Invertase ohne jeden Einflu\u00df ist.\nEs ist also nicht die Anwesenheit der durch die Fermentt\u00e4tigkeit entstehenden Produkte schlechthin, die das Ferment sch\u00e4digt, sondern nur ihre Anwesenheit bei Gegenwart, des Substrates. So weit das Tats\u00e4chliche.\nDie Vorstellung, die man sich von den physikalischchemischen Vorg\u00e4ngen macht, die der Fermentl\u00e4hmung zu Grunde liegen, mu\u00df bei der Unbestimmtheit der chemischen und physikalischen Natur eines Ferments eine L\u00fccke haben.\nEs erscheint aber m\u00f6glich wenigstens den Ort zu finden, an der vorl\u00e4ufig die Erkenntnis aufh\u00f6rt.\nW\u00e4hlen wir zur Verdeutlichung als Beispiel den vorliegenden Fall Rohrzucker (Rz)\u2014Invertase (1)\u2014Invertzucker (DL = Dextrose, L\u00e4vulose), so ist ein logisches Erfordernis, da\u00df Rohrzucker und Invertase in eine enge r\u00e4umliche Beziehung treten, also einen Komplex RI bilden, in dem die Wirkung der Invertase vor sich geht. Durch diese Wirkung entsteht aus RI der Komplex Invertzucker-Invertaze DLI, der ' sich dann in seine Einzelbestandteile aufl\u00f6st (dissoziiert). Als chemische Gleichung w\u00fcrde sich also ergeben:\nR + I \u20144 RI \u2014> DLI \u2014> D + L + I.\nDieser letzte Vorgang, die Dissoziation, mu\u00df aber nach bekannten Gesetzen gehemmt werden, wenn in der L\u00f6sung D oder L oder D L vorhanden ist. Da\u00df in dem Komplex RI die Spaltung des Rohrzuckers bei Gegenwart von Invertzucker nicht oder nur langsam erfolgte, w\u00e4re physikalisch-chemisch nicht zu begr\u00fcnden.","page":77}],"identifier":"lit20558","issued":"1915","language":"de","pages":"73-77","startpages":"73","title":"\u00dcber Fermentwirkung, II. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"94"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:51:41.764175+00:00"}