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{"created":"2022-01-31T15:46:12.873052+00:00","id":"lit20563","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Baudisch, Oskar","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 94: 132-135","fulltext":[{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"Ober eine neue Indolreaktion.\nVon '\nOskar Bau (lisch.\n(Mitteilung aus dem k. k. serotherapcut. Institut in Wien, Direktor k. k. Hofrat\nProf. Dr. Rich. Paltauf.)\n(Der Redaktion zugegangen am 27. April 1915.V\nFr\u00fcher spielte die \u00abCholerarotreaktion\u00bb in der Diagnostik eine bedeutende Rolle.\nMit Cholerarotreaktion bezeichnete man jene burgunderweinrote F\u00e4rbung, die eintritt, wenn man geringe Mengen konzentrierter chemisch reiner Schwefels\u00e4ure oder Salzs\u00e4ure zu Bouillon- oder Peptonwasserkulturen hinzuf\u00fcgt. Nach Brieger, Dunham und Salkowski kommt die rote F\u00e4rbung dadurch zustande, da\u00df in der Cholerakultur sowohl Indol als auch Nitrit gebildet wird, welche beiden Stoffe sich durch die Einwirkung starker Minerals\u00e4uren zu roten Nitrosoindol verbinden.\nSeitdem man gefunden hat, da\u00df viele cholera\u00e4hnliche Vibrionen und verschiedene andere nicht pathogene Darmbakterien ebenfalls diese Reaktion geben, f\u00e4llt ihr in der Diagnostik nur insofern eine Rolle zu, da\u00df ein negativer Ausfall der Cholerarotreaktion beweist, da\u00df die verd\u00e4chtige Kultur keine Cholerakultur ist. Die fr\u00fchere Cholerarotreaktion verlor daher immer mehr ihre spezifische Bedeutung, und sie geh\u00f6rt heute einfach in die Reihe der verschiedenen Indolreaktionen. Dazu geh\u00f6ren heute die eben erw\u00e4hnte alte Salkowskische, die Ehrlichsche Para-Dimethylamidobenz-aldehydreaktion,1 *) die Reaktion von Morelli*) und ferner die Nitroprussidnatriumreaktion.3)\n*) C. f. Bakt. I. Org., Bd. 40, S. 129. ,\n\u2022) C. f. Bakt. I. Org., Bd. 50, S. 433.\n3) Bio\u00e7herri. Zeitschr., Bd. 56, S. 82.","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber eine heue Indolr\u00e9aktion.\t133\nBandet,* *) welcher alle die verschiedenen Indolreaktionen bei Proteusbazillen einer vergleichenden kritischen Pr\u00fcfung unterzogen hat, fand, da\u00df das p-Dimethyiamidobenz-aldehydreagens bei der praktischen qualitativen indolbestim-mung wegen seiner Empfindlichkeit besonders zu empfehlen ist. Auch Hugo Zipfel8) hatte schon fr\u00fcher die Ehrlich-B\u00f6hmesche Reaktion als die empfindlichste Indolreaktion bezeichnet.\nNach Ehrlich-B\u00f6hme werden zu 10 ccin fl\u00fcssiger Kultur 5 ccm L\u00f6sung a und dann 5 ccm L\u00f6sung b hinzugegeben und gesch\u00fcttelt. (L\u00f6s. a : p-Dimethylamidobenzaldehyd 4 -f- 96 \u00b0/o Alkohol 380 -f- konz. HCl 80; L\u00f6s. b: ges\u00e4ttigte w\u00e4sserige L\u00f6sung von Kaliumpersulfat (K8S,08).\nDie Ehrlichsche Reaktion ist ohne Zweifel heute die empfindlichste und beste Indolreaktion, jedoch l\u00e4\u00dft sie sich nicht speziell als Cholerawahrscheinlichkeitsreaktion verwerten. Man braucht zu ihrer Ausf\u00fchrung eine fl\u00fcssige Kultur, ferner jene eben erw\u00e4hnten bestimmt zusammengesetzten kostspieligen L\u00f6sungen, was besonders in Feldlaboratorien schwer zu beschaffen ist.\nIn dieser Arbeit wird der Versuch gemacht, die neue Indolreaktion gleichzeitig als Wahrscheinlichkeitsreaktion auf Choleravibrionen zu verwerten, jedoch werden erst sp\u00e4tere, mit einer gro\u00dfen Anzahl von Cholerast\u00fchlen ausgef\u00fchrte Versuche Aufschlu\u00df geben, ob diese Indolreaktion wirklich in diesem Sinne zu gebrauchen ist.\nDer Choleravibrio baut sein K\u00f6rpereiwei\u00df bedeutend rascher im Sinne des Tryptophanstoffwechsels ab als andere Bakterien, und so gelang es schon nach 8\u201416 st\u00e4ndigem Wachstum der Kulturen, Indol in denselben nachzuweisen, was bei den bisher untersuchten anderen indolbildenden Bakterien nicht der Fall war.\nEine Wahrscheinlichkeitsreaktion auf-Cholera'm\u00fc\u00dfte sich deshalb darauf st\u00fctzen, an einzelnen Kolonien odeir Koloniengruppen, von auf Agarplatten gewachsenen Kulturen, schon\n*) Fol. microbiol., Jg. 2 (1914).\n*) Zentr. f. \u00dfakt. I., Bd. 67, S. 572.\t..","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"13-4\tOskar Baudisch,\nnach 8\u201416 Stunden entweder eine positive oder eine negative Indblreaktion nachzuweisen. Bisher fehlte es an einer diesbez\u00fcglichen, praktisch verwendbaren Indolreaktion.\nMit Hilfe von Nitromethan ist es mir gelungen, eine Indolreaktion auszuarbeiten, die an Empfindlichkeit der Ehrlich sehenReaktion nicht nachsteht. Dabei ist diese Reaktion so einfach ausf\u00fchrbar, da\u00df auch ihrer Verwendung in Feldlaboratorien nichts im Wege steht. Das Nitromethan kann man entweder schon bei der Bereitung von N\u00e4hragar diesem zusetzen; es braucht nur wenige Tropfen Nitromethan auf gro\u00dfe Agarmengen. Hat man schon so vorbereiteten Agar, so geh\u00f6rt zu der Reaktion nichts anderes als Kali \u00f6der Natronlauge (Soda, Ammoniak) und eine Minerals\u00e4ure. Man kann aber auch das Nitromethan anstatt der Agarl\u00f6sung, der verd\u00fcnnten ca. 10 \u201420\u00b0/oigen Lauge hinzusetzen, der Effekt bleibt der gleiche.\nAusf\u00fchrung der Reaktion: Man beschickt erstarrte Agarplatten durch Oberfl\u00e4chenaussaat mit dem Untersuchungsmaterial, um isolierte Kulturen zu erhalten. Bei Pr\u00fcfung eines verd\u00e4chtigen Stuhles wird es vielleicht am meisten zu empfehlen sein, zuerst Dieudonn\u00e9platten zu beschicken und erst von diesen verd\u00e4chtigen Cholerakulturen weitere Agarplatten ./u streichen. Nach 8\u201416 st\u00e4ndigem Wachstum im Brutschrank umgrenzt man mit der Platin\u00f6se oder besser mit einem Platinspatel die zu untersuchende Kolonie oder besser Koloniengruppe mit dem darunterliegenden Agar, hebt dann die Kolonie mit dem Agarbett heraus und gibt das Ganze in ein Reagensglas. Enthielt der Agar bereits Nitromethan \u2014 wie ich das vorher dargelegt habe \u2014, so braucht man in das Re\u00e4gensglas nur verd\u00fcnnte Kalilauge zu geben und aufzukochen. Die hei\u00dfe L\u00f6sung k\u00fchlt man am Wasserhahn etwas ab, gibt ca. 1 ccm Amylalkohol hinzu, sch\u00fcttelt gut durch und nun f\u00fcgt man konzentrierte Salzs\u00e4ure im \u00dcberschu\u00df unter abermaligem Sch\u00fctteln bei. Damit sich der Amylalkohol gut absetzt, erw\u00e4rmt man das Ganze nochmals fast bis zum Kochen. Der abgetrennte Amylalkohol ist, wenn die Kolonien auch nur \u00e4u\u00dferst geringe Mengen Indol produziert hatten,","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber eine neue Indolreaktion.\t135\nrot oder rosa gef\u00e4rbt und zwar wechselt die Intensit\u00e4t der F\u00e4rbung je nach dem Indolgehalt. Enthielt der Agar kein Nitromethan, so gibt man einige Tropfen von diesem Reagens zu der verd\u00fcnnten Lauge, die dann in dieser Form f\u00fcr die Indolreaktion immer bereit ist.\nIch hoffe, da\u00df diese Indolreaktion als Wahrscheinlichkeitsreaktion auf Choleravibrionen auch in Feldlaboratorien \u00bbeine praktische Bedeutung finden wird. Ich selbst werde mich mit der weiteren praktischen Ausarbeitung der neuen Reaktion befassen, bin jedoch dankbar, wenn auch andere Fachkollegen ihre Brauchbarkeit f\u00fcr einen raschen, spezifischen Choleranachweis erproben.","page":135}],"identifier":"lit20563","issued":"1915","language":"de","pages":"132-135","startpages":"132","title":"\u00dcber eine neue Indolreaktion","type":"Journal Article","volume":"94"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:46:12.873058+00:00"}