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{"created":"2022-01-31T15:23:24.400092+00:00","id":"lit20573","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Morgen, A. (Referent)","role":"author"},{"name":"C. Berger","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 94: 324-336","fulltext":[{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"Ober den sch\u00e4dlichen, auf eine S\u00e4urevergiftung zur\u00fcckzuf\u00fchrenden EMM einer ausschlie\u00dflichen Haferf\u00fctterung.\n.\t. Von \u25a0\nA. Morgen (Referent) und \u20ac. \u00dfeger.\n(Aus der K. W\u00fcrtt. landwirtschaftlich-chemischen Versuchsstation Hohenheim.) (Der Redaktion zugegangen am 3. Juni 1915.)\nVor l\u00e4ngerer Zeit wurde uns von befreundeter Seite mitgeteilt, da\u00df man bei Kaninchen durch alleinige Verf\u00fctterung von Hafer, nat\u00fcrlich neben Wasser, rachitische Erkrankungen hervorrufen k\u00f6nnte. \u00c4hnliche Beobachtungen \u00fcber sch\u00e4dliche Wirkungen eines einseitigen Futters liegen mehrfach vor. So berichtet Casimir Funk1) \u00fcber Versuche von Holst und Fr\u00f6hlich, welche bei Meerschweinchen, Kaninchen, Schwein und Hund skorbut\u00e4hnliche Erkrankungen hervorrufen konnten durch eine Nahrung, die bei Menschen Skorbut erzeugt. Die Erkrankungen wurden auch bei alleiniger Verf\u00fctterung von Hafer an Meerschweinchen beobachtet. Funk selbst dagegen sah bei Kaninchen erst nach drei Monate dauernder F\u00fctterung mit Hafer und Wasser geringe Symptome auftreten.*) Von anderer Seite9) wird berichtet, da\u00df Kaninchen bei F\u00fctterung mit Hafer allein eingehen, dagegen am Leben bleiben, wenn Calciumcarbonat beigegeben wird.4)\n*) Ergebnisse der Physiologie, Bd. 13, S. 157\u2014158.\n*) Ergebnisse der Physiologie, Bd. 13, S. 161.\ns) Der Name des Autors ist mir leider entfallen, und da ich die Arbeit wohl nur im Referat oder in der Literaturbesprechung einer andern Arbeit kennen gelernt habe, ist es mir trotz aller M\u00fche nicht gelungen, sie wieder aufzufinden, (d. Ref.)\n4) Hinzuweisen w\u00e4re auch auf die Untersuchungen von Hart und Mac Collum an der Universit\u00e4t Madison in Wisconsin (Malys Jahres* bericht \u00fcber die Fortschritte der Tierchemie, Bd. 42, S. 608).","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den sch\u00e4dlichen Einflu\u00df einer ausschlie\u00dflichen Haferf\u00fctterung. 325\nAb-oder Durchschnitten- lieh. Verzehr\nGe-\nwichts-\nab-\nhm\u00ab n\u00e4hme an Hafer \u00b04W in \u2022/\u2022\tpro Tag\nFutter und Nummer des Tieres Ver- ge- *c\"\n\u2014 oder\n-2U-\nn\u00e4hme\n+\ng gewichts g g\nTier A. (Vom 11. XII. 1913 bis 15. V. 1915 = 422 Tage + 68 Ruhetage = 490 Tage )\nHafer allein . . . ... . . . . .\t21\t3000\t2320\t-680\t\u2014 22,7\t60\t53\n* + 2 g, sp\u00e4ter 4 g P^Ca,!!,\t14\t2320\t2300\t- 20\t- 0,9\t46\t50\n\u00bb \u201cf* 2 g CO,Ca . > . . \u00ab .\t78\t2300\t2650\t+ 350\t+ 15,2\t55\t44\n\u00bb + 3g * a) . . . . .\t50\t2650\t2750\t+ 100\t+ 3,8\t47\t27\n\u00bb + 3 g \u00bb b) (krank) .\t82\t2760\t1900\t- 850\t- 30,9\t31\t37\nRuhepause vom 13. IX. bis 19. XI.\t68\t. \u2014\t\u2014 \u25a0\"\t\t\u2019^\"'\u201c4 ;V;\t\u25a0 \u2014\t\u2014 \u25a0\nHafer allein .........\t37\t3000\t2150\t- 850\t- 28,3\t48\t17\nNormalfutter . . . . \t\t\t116\t2150\t2600\t+ 450\t+ 20,9\t\u2014-\t\u2014\nHafer -f 1 g CO,HNa (krank) .\t24\t2600\t2160\t-440\t\u2014 16,9\t70\t33\nTier B. (Vom 7. XII. 1913 bis 22. IV. 1914 = 137 Tage. Am 23. IV exitus.)\nHafer allein .,.. ... . . . .\t23\t1950\t1450\t-500\t- 25,6\t60\n> 4* 2 g, sp\u00e4ter 4 g P,0,Ca,H,\t48\t1450\t1300\t- 150\t- 10,3\t31\n\u00bb 4~ 2 g CO,Ca , ... . .\t38\t1300\t1340\t+ 40\t4- 3,1\t47\n\u00bb 4- \u00b0,25g NaCl . . . . .\t28\t1340\t1190\t- 150\t-11,2\t33\nTier C. (Vom 7. XII. 1913 bis 6. III. 1914 \u00bb 90 Tage. Am 7.111. exitus.) Hafer allein . . ... ... . I\t54\tI 1610 I 1290 1-\t\u2014 19,91\t36\t40\n\u00bb -f 2 g, sp\u00e4ter 4 g P,0,Ca,Ht |\t36\t| 1290 ] 1000 ]-\t- 22,51\t33\t| 22\nTier D. (Vom 7. IV. bis 9. V. 1914 = 33 Tage. Am 17. V- exitus.)\nHafer allein . . . ............| 33 | 3200 | 1820 |-1380| - 43,11 100 |- 0\nTier E. (Vom 7. IV. bis 11. VIII. 1914 = 127 tage. Am 13. VIII erkrankt,\nam 15. VIII. get\u00f6tet.)\nHafer allein\t. . ....\t.\t.\t.\tI\t27\tI\t3000\tI\t2360 I- 6401- 21,31\t100\t43\n* + 2g\tCO,Ga ...\t.\tI\t100\tI\t2360\t|\t2820 |-f- 460|-f 19,5 1\t62\t71\nTier F. (Vom 28. IV. bis 5. XII. 1914 = 222 Tage, Am 5. XII. erkrankt,\nam 12. XII. get\u00f6tet.)\nHafer -f 2 g\tCO,Ca . . .\t.\t.\t.1\t33\tI\t1870\tI\t2050 |+ 1801 -f 9,61\t73\t57\n\u00bb + 2 g\tCO,Ca + 1 g NaCl\t|\t189\t|\t2050\t|\t1970 | \u2014 8o| \u2014 3,9\t57\t39","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"A. Morgen \u00fcnd C. Beger,\nDiese Beobachtungen, besonders die g\u00fcnstige Wirkung des Calciumcarbonats, lie\u00dfen als Ursache der Erkrankung einen Mangel an knochenbildenden Bestandteilen, besonders Kalk, wovon der Hafer nur etwa 0,16 \u00b0/o enth\u00e4lt, vermuten.\nWir f\u00fchrten nun einige orientierende Versuche mit Kaninchen in der Weise aus, da\u00df wir die Tiere teils nur mit Hafer und Wasser, teils unter Beigabe von Dicalciuraphosphat oder Calciumcarbonat ern\u00e4hrten; in einigen F\u00e4llen wurde auch Kochsalz beigegeben in der Absicht, dadurch die Fre\u00dflust zu steigern. Wir wollen das bei diesen Vorversuchen gewonnene Zahlenmaterial nicht auff\u00fchren, sondern uns auf Mitteilung der bei den Versuchen gemachten Beobachtungen und folgender Zahlen beschr\u00e4nken (siehe vorstehende Tabelle auf S. 325).\nAus diesen Versuchen ergibt sich folgendes:\n1.\tDie alleinige Verf\u00fctterung von Hafer bewirkte eine st\u00e4ndige Abnahme des Lebendgewichts, welche bis \u00fcber 40\u00b0/o des Anfangsgewichts betrug; dementsprechend ging auch die Futteraufnahme best\u00e4ndig zur\u00fcck, dann trat, h\u00e4ufig nach vorhergegangener L\u00e4hmung der hinteren Extremit\u00e4ten, der Tod ein.\n2.\tBeigabe von Dicalciumphosphat oder Kochsalz war ohne Wirkung; alle Tiere verhielten sich ebenso wie bei alleiniger Haf\u00e7rf\u00fctterung, nur schien durch Kochsalz die Futteraufnahme etwas gesteigert zu werden.\n3.\tBeigabe von Calciumcarbonat hob die Lebendgewichtsabnahme auf, mehrfach fand sogar Zunahme des Lebendgewichtes statt. Die Futteraufnahme ging nicht zur\u00fcck, stieg sogar meistens, schlie\u00dflich gingen die Tiere aber auch ein, oft nach vorhergegangener L\u00e4hmung, oder sie mu\u00dften get\u00f6tet werden, da sie die Aufnahme des Futters verweigerten.\nBei der Sektion1) der verendeten oder get\u00f6teten Tiere konnten krankhafte Ver\u00e4nderungen der Knochen nicht festgestellt werden, auch der Verdauungsapparat war normal beschaffen, dagegen bestand meistens hochgradige Abmagerung und Blutarmut. Die Tiere F und 3 (siehe sp\u00e4ter) konnten aus\n.*) Herr Professor Sohnie hatte die Freundlichkeit, die Sektionen auszuf\u00fchren, wof\u00fcr wir ihm auch an dieser Stelle unsern besten Dank aussprechen m\u00f6chten.","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den sch\u00e4dlichen Einflu\u00df einer ausschlie\u00dflichen Haferf\u00fctterung. 327\n\u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden leider nicht seziert werden. Das. Tier A war das einzige, welches am Leben blieb, und dies wurde dadurch erreicht, da\u00df wir dem Tier, wenn es einzugehen drohte, ein normales, aus Milch, R\u00fcben, Heu, Gras und anderen guten Futtermitteln bestehendes Futter f\u00fcr l\u00e4ngere Zeit gaben, Hatte sich das Tier bei diesem Futter erholt, so kam es wieder in den Versuch, doch traten in der letzten Zeit wiederholt St\u00f6rungen durch Krankeit ein, und darauf ist es jedenfalls auch zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df bei diesem Tier das in den letzten Tagen des Versuchs beigegebene Natriumbicarbonat keine Wirkung aus\u00fcbte, w\u00e4hrend, wie wir sp\u00e4ter zeigen werden, bei allen \u00e4nderen Tieren die Wirkung sehr regelm\u00e4\u00dfig eintrat.\nDas Fehlen krankhafter Ver\u00e4nderungen der Knochen, sowie die Wirkungslosigkeit des Dicalciumphosphats machten es sehr unwahrscheinlich, da\u00df Kalkmangel die Ursache der Erkrankungen war. Dagegen legte die g\u00fcnstige Wirkung, welche die Carbonate aus\u00fcbten, den Gedanken nahe, da\u00df es sich um\neine S\u00e4urevergiftung handelte, die dadurch zustande kommt, da\u00df die im Hafer vorhandenen basischen Mineralstoflfe nicht gen\u00fcgten zur Neutralisation der bei der Oxydation der Proteinstoffe gebildeten Schwefels\u00e4ure und Phosphors\u00e4ure.\nDieser Annahme k\u00f6nnte die Beobachtung entgegenstehen, da\u00df auch die Tiere, welche Carbonate erhielten, schlie\u00dflich zugrunde gingen. Dies war jedoch nur der Fall bei der Verf\u00fctterung von Calciumcarbonat; bei der Verwendung von Natriumbicarbonat blieben die Tiere, wie wir sogleich sehen werden, mit alleiniger Ausnahme von Tier 3 am Leben. Bei Tier 3 ^rat, nachdem das Tier sich w\u00e4hrend der ganzen Zeit bei bestem Wohlsein befunden, bis zuletzt an Lebendgewicht zugenommen hatte und bei guter Fre\u00dflust geblieben war, ganz\" pl\u00f6tzlich eine L\u00e4hmung der hinteren Extremit\u00e4ten ein, so da\u00df das Tief nach einigen Tagen get\u00f6tet werden mu\u00dfte. Es ist wohl nicht ausgeschlossen, da\u00df hier die Todesursache eine andere war und m keiner Beziehung zu der Beschaffenheit des Futters stand. Die andern Tiere A, E und F erhielten Calciumcarbonat und dies wirkte mit Ausnahme einer Periode bei Tier \u00c0, wo dieses Tier offenbar durch die sehr lange Dauer\ni","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"62H\tA. Morgen und C. Beger,\ndes Versuches (163 Tage) schon stark gesch\u00e4digt war, \u00fcberall ih der Weise, da\u00df das Lebendgewicht konstant blieb oder sich auch erh\u00f6hte und die Futteraufnahme ebenfalls die gleiche blieb, meistens bedeutend stieg und nur bei Tier F allm\u00e4hlich zur\u00fcckging.\nOb nun aber das Calciumcarbonat gerade das geeignetste Mittel ist, einer S\u00e4urevergiftung vorzubeugen, erscheint fraglich. Handelt es sich um Neutralisation einer S\u00e4ure im Verdauungs-traklus, so wird diese durch Calciumcarbonat nat\u00fcrlich sehr wohl erfolgen k\u00f6nnen. Wesentlich anders liegt die Sache aber bei einer Vergiftung durch die bei der Oxydation der Protein-stofTe gebildeten S\u00e4uren. Diese entstehen in den Zellen der Gewebe und \u00fcben eine sch\u00e4digende Wirkung aus durch Ver\u00e4nderung der Reaktion der Gewebsfl\u00fcssigkeiten und des Blutes. Soll dieser Wirkung entgegengetreten werden, so mu\u00df der zur Neutralisation dienende Stoff resorbiert werden. Dies kann, da das Calciumcarbonat unl\u00f6slich ist, aber erst nach Umwandlung desselben in eine l\u00f6sliche Verbindung erfolgen, und als solche k\u00f6nnte vielleicht das prim\u00e4re Calciumcarbonat in Frage kommen, wahrscheinlicher aber ist es, da\u00df Calciumchlorid oder ein organischsaures Calciumsalz gebildet wird, Verbindungen, die, abgesehen vom prim\u00e4ren Carbonat, zur Neutralisation der Gewebss\u00e4fte jedenfalls weniger geeignet sein d\u00fcrften.\nDiese Erw\u00e4gungen lie\u00dfen es uns zweckm\u00e4\u00dfig erscheinen, zur Pr\u00fcfung unserer Vermutung, da\u00df es sich um eine S\u00e4urevergiftung handelte, bei den jetzt zu besprechenden Versuchen au\u00dfer Calciumcarbonat ein l\u00f6sliches Alkalicarbonat zu verwenden; wir w\u00e4hlten Natriumbicarbonat, mit dem bei dem .ersten Versuchstier Nr. 3 bereits seit einigen Wochen g\u00fcnstige Beobachtungen gemacht worden waren.\nDie Versuche haben unsere Vermutung best\u00e4tigt. Das Natriumbicarbonat erwies sich als vollwertiger Ersatz f\u00fcr das Calciumcarbonat, woraus folgt, da\u00df Kalkmangel nicht als Krankheitsursache angesprochen werden kann. Das Natriumbicarbonat scheint aber noch g\u00fcnstiger auf den Gesundheitszustand der Tiere gewirkt zu haben als das Calciumcarbonat, denn mit Ausnahme von Tier Nr. 3, das, wie bereits oben erw\u00e4hnt, pl\u00f6tzlich einging, blieben alle Tiere gesund, und das Natrium-","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den sch\u00e4dlichen Einflu\u00df einer ausschlie\u00dflichen Haferf\u00fctterung. 329\nbicarbonat wirkte fa\u00dft immer so schnell und sicher, da\u00df man die Ver\u00e4nderungen des Lebendgewichtes nicht nur dem Sinne nach, sondern ann\u00e4hernd auch bez\u00fcglich d\u00e8r Gr\u00f6\u00dfe, Voraussagen konnte, die jedoch bei den einzelnen Tieren eine verschiedene war, zum Teil auch wohl durch die Dauer der Versuche und durch die vorhergegangene F\u00fctterung beeinflu\u00dft wurde.\nOber die Ausf\u00fchrung der Versuche sei noch folgendes angef\u00fchrt. Jedes Tier kam in einen StolTwechselkasten, der innen mit Blech ausgeschlagen war, so da\u00df dem Tier au\u00dfer dem gereichten Futter nichts anderes zug\u00e4nglich war. Die K\u00e4sten waren so eingerichtet, da\u00df auch Harn und Kot gesondert gesammelt werden konnten. Jedes Tier erhielt t\u00e4glich 100 g Hafer zugewogen; der nicht verzehrte Rest wurde am andern Tag zur\u00fcckgewogen, und ebenso geschah es mit dem Wasser, jedoch sind hier die Angaben nicht ganz genau, da es unvermeidlich war, da\u00df die Tiere mitunter auch etwas Wasser versch\u00fctteten.\nW\u00f6chentlich einmal, an jedem Sonnabend, wurden die Tiere morgens vor dem F\u00fcttern gewogen. Mit dem Futter wurde in der Weise gewechselt, da\u00df die Tiere eine zeitlang nur Hafer, dann Hafer unter Beigabe von Carbonat, schlie\u00dflich wieder Hafer usw. erhielten ; bei einigen Tieren wurde mit der Haferf\u00fctterung, bei andern mit der Zugabe von Carbonat angefangen. Natriumbicarbonat wurde \u00fcberall l g pro Tier und Tag gegeben, w\u00e4hrend wir vom Calciumcarbonat, je nach der Gr\u00f6\u00dfe der Tiere, 1\u20143 g verwendeten. Das Carbonat wurde auf den Hafer gestreut. In einigen F\u00e4llen wurde auch, um den Appetit anzuregen, Kochsalz gegeben. Alles N\u00e4here ist aus den am Schlu\u00df angef\u00fcgten Tabellen zu ersehen. Die Dauer der meisten Versuche betrug 130\u2014190 Tage, dann mu\u00dften sie leider abgeschlossen w erden, da unser Hafervorrat verbraucht war, und es unter den jetzigen Verh\u00e4ltnissen nicht m\u00f6glich gewesen w\u00e4re, weitere Mengen Hafer zu beschaffen.\nDie Tabellen am Schlu\u00df enthalten Angaben \u00fcber das w\u00f6chentlich festgestellte Lebendgewicht, sowie \u00fcber den aus dem w\u00f6chentlichen Verzehr berechneten t\u00e4glichen Durchschnittsverzehr an Hafer und Wasser.","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nA. Morgen und C. Beger,\nAus den Angaben dieser Tabellen ist die folgende \u00dcber-sichlstabelle berechnet.\nFutter und Nummer des Tieres\nDauer\ndes\nVer-\nsuchs\nTage\nAn-\nfangs-\nge-\nwicht\ng\nEnd-\nge-\nwicht\ng\nGe-\nwichts-\nab-\nnahme \u2014 oder -Zunahme + g\nAb- oder Zunahme in \u2022/# des Anfangsgewichts\nDurchschnittlich. Verzehr an Hafer pro Tag\nbei ! am Beginn .Schluti\ng\nTier 3. (Vom 13. IX. bis 20. XI, 1914 \u2014 69 Tage. Am 20. XI. erkrankt,\nam 8. XII. exitus.)\nHafer-f- I g CO.HNa . . . . . | 69 | 3020 | 3250 |-f- 230| -f- 7,61 81 ; m\nTier 4. (Vom 23. XI. 1914 bis 31. V. 1915 = 190 Tag\u00e9.)\nI\tHafer -f 1 g C0,HNa . .\nli\n* allein .\nI 150\tI 2700\t3040\t1+ 3401 -f 12,61\t69\t71\n1 40\t1 3040\t2740\t1- 300| - 9,91\t71\t73\nTier 5. (Vom 24. XI. 1914 bis 22. V. 1915 = 180 Tage.)\n1 Hafer allein . .,. . . . . .\t\t75\t2430\t1790\t\u2014\t640\t-26,3\t60\nII\t\u00bb\t+ lg COjHNa . . .\t52\t1790\t2630\t+\t840\t+ 46,9\t33\nIII\t\u00bb allein . . . .....\t40\t2630\t1890\t\u2014\t740\t- 28,1\t68\nIV\t\u00bb -f l g COjHNa\t13\t1890\t2300\t+\t410\t+ 21,7\t65\n\tTier 6. (Vom fl\t1.1. bis\t22. V.\t1915 =\t134 Tage.)\t\t\t\n1 Hafer + ! g NaCl . , . . ...\t\t57\t3280\t2940\t\u2014-\t340\t- 10,4\t93\nII\t\u00bb -f lg NaCl-fl g CO,Ca\t14\t2940\t2700\t\u2014\t240\t\u2014 8,2\t81\nIII\t*\t+ 1 g CO,Ca . . . .\t28\t2700\t2870\t+\t170\t+ 6,3\t109\nIV\t\u00bb\t+ 1 g COsHNa ...\t35\t2870\t2860\t\t-10\t0,4\t69\n*\tTier 7. (Vom 22.1. bis 31. V. 1915 = 130 Tage.)\nI Hafer -f- lg CO,HNa -fl g NaCl\n68\t2500\t3000\t-f 500\t-f 20,0\t96\n40\t3000\t2070\t- 930\t- 31,0\t70\n22\t2070\t2550\t+ 480\t+ 23,2\t48\nII\t\u00bb allein . . . . ...\nIII\t\u00bb -f l g CO,HNa. . .\nDie Versuche best\u00e4tigen die bei den Vorversuchen gemachten Beobachtungen, also die sch\u00e4dliche Wirkung der alleinigen Haferf\u00fctterung und die Aufhebung dieser Wirkung durch die Beigabe von Natriumbicarbonat. Bei allen Tieren war der (iesundheitszustand bis zuletzt ein sehr guter, ebenso die Futteraufnahme.\nli\n73\n49\n60\n90\n79\n9t)\n76\n71\n33\n79","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den sch\u00e4dlichen Einflu\u00df einer ausschlie\u00dflichen ll&ferf\u00fctterung. 33 t\nBesonders hervorheben m\u00f6chten wir noch die sehr prompte Wirkung des Natriumbicarbohats, welches sofort nicht nur eine Zunahme des Lebendgewichts bewirkte, sondern- auch sogleich die Futteraufnahme steigerte. Diese Beobachtung erscheint uns von Interesse. Man k\u00f6nnte geneigt sein, die Lebendgewichtsabnahme bei der Verf\u00fctterung von Hafer darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df die Tiere einen Widerwillen gegen dieses Futter hatten, infolgedessen immer weniger Hafer verzehrten uiid deshalb, also aus Mangel an Futter, an Lebendgewicht st\u00e4ndig verloren. W\u00e4re diese Annahme richtig, dann m\u00fc\u00dfte man die nach Beigabe von Natriumbicarbonat sofort gesteigerte Fre\u00dflust auf eine Beiz Wirkung zur\u00fcckf\u00fchren, eine Annahme, zu der aber keine Berechtigung vorliegt, da Kochsalz, wohl das beste appetitanregende Mittel, eine solche Wirkung nicht, jedenfalls nicht so schnell und sicher auszu\u00fcben vermochte. Die Sache d\u00fcrfte ohne Zweifel wohl so liegen, da\u00df das Bicarbonat die normale Reaktion der S\u00e4fte herstellte und dadurch den Gesundheitszustand der Tiere g\u00fcnstig beeinflu\u00dfte; dies hatte dann die Aufnahme gr\u00f6\u00dferer Futtermengen und diese wiederum die Steigerung des Lebendgewichts im Gefolge.\nWir wollten die Versuche noch durch Untersuchung des Harns und Kotes vervollst\u00e4ndigen und haben zu dem Zweck in einer Anzahl Harne den Gehalt an Gesamtstickstoff nach Kjeldahl und an Ammoniakstickstoff nach dem von Kr\u00fcger und Reich1) modifizierten Schl\u00f6singschen Verfahren bestimmt, ferner auch den Aschegehalt im Harn und in einigen Kotproben festgestellt.8) Die erhaltenen Zahlen schwanken jedoch . sehr und gestatten keine sicheren Schl\u00fcsse. Wir sehen daher von einer Wiedergabe dieser Zahlen vorl\u00e4ufig ab, behalten uns aber vor, die Versuche fortzusetzen, ebenso wie wir auch beabsichtigen, mit andern geeigneten Futtermitteln noch weitere F\u00fctterungsversuche auszuf\u00fchren.\nDie Resultate der hier mitgeteilten Versuche fassen wir wie folgt zusammen :\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 39, S. 165.\n*) Diese Bestimmungen wurden zum Teil von den Herren Dr. Sch\u00fcler und F. Gaisser ausgef\u00fchrt, wof\u00fcr wir denselben hier unsern besten Dank aussprechen m\u00f6chten.","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"332\t\u00c0. Morgen und C. Beger,\n1.\tBei alleiniger Verf\u00fctterung von Hafer an Kaninchen nehmen die Tiere best\u00e4ndig an Lebendgewicht ab, fressen immer weniger und gehen nach mehr, oder weniger langer Zeit an hochgradiger Abmagerung und Blutarmut zugrunde. Krankhafte Ver\u00e4nderungen an den Knochen waren bei der Sektion jedoch nicht zu beobachten. .\n2.\tEine Beigabe von Dicalciumphosphat zu Hafer war wirkungslos; die Tiere nahmen ebenso an Lebendgewicht ab wie bei der Verf\u00fctterung von Hafer allein.\n3.\tEine Beigabe von Natriumchlorid war ebenfalls ohne jede Wirkung.\n4.\tEine Beigabe von Calciumcarbonat wirkte der Lebendgewichtsabnahme entgegen; die Tiere hielten sich auf konstantem Lebendgewicht, nahmen mitunter auch nicht unbedeutend an Gewicht zu, ebenso stieg der Verzehr an Hafer, nach l\u00e4ngerer Zeit gingen die Tiere jedoch ein, ohne da\u00df vorher eine Abmagerung eingetreten war.\n5.\tDieBeigabe vonNatriumbicarbonatverhinderte die Lebendgewichtsabnahme und bewirkte bei dem vorher mit Hafer allein gef\u00fctterten Tier sofort eine Zunahme des Lebendgewichts, sowie eine Steigerung des Haferverzehrs. Mit Ausnahme von Tier 3, welches pl\u00f6tzlich krepierte, blieben alle andern Tiere bei guter Pre\u00dflust und Gesundheit.\n6.\tDiese Beobachtungen berechtigen zu der Annahme, da\u00df als die Ursache der sch\u00e4dlichen Wirkung der alleinigen Haferf\u00fctterung nicht sowohl ein Kalkmangel, als vielmehr eine S\u00e4urevergiftung anzunehmen ist, die dadurch zustande kommt, da\u00df die im Hafer enthaltenen basis chen Mineralstoffe zur Neutralisation der bei der Oxydation der Proteinstoffe gebildeten Schwefels\u00e4ure und Phosphors\u00e4ure nicht gen\u00fcgen. Da\u00df diese S\u00e4urevergiftung unter Umst\u00e4nden auch eine Knochenerkrankung zur Folge haben kann, ist nat\u00fcrlich nicht ausgeschlossen.","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den sch\u00e4dlichen Einflu\u00df einer ausschlie\u00dflichen Haferf\u00fctterung. 333\nTier 3. (Vom 13. IX. bis 20. XL 1914 = 69 Tage.) Hafer + i g CO,HNa\nDatum\tLebendgewicht g\tVerzehr pro Hafer g\tfag im Mittel Wasser g\n19. IX.\t3020\t81\t94\n26. IX.\t3030\t89\t119\n3, X.\t2950\t74\t119\n10. X.\t3090\t93\t149\n17. X.\t3070\t91\t143\n24. X.\t3130\t81\t140\n31. X.\t3230\t93\t190\n7. XI.\t3320\t99\t.\t229\n14. XI.\t3400\t100\t256\n20. XI.\t3250\t104\t228\nTier 4.\t(Vom 23. XI. 1914 bis 31. V. 1915 = 190 Tage.)\t\t\nI. Hafer + 1 g CO,HNa. (Vom 23. XI. 1914 bis 21. IV. 1915 = 1\u00d40 Tage.)\t\t\t\n29. XI.\t2700\t69\t83\n5. XII.\t2620\t. 60 1\t57\n12. XII.\t2660\t60\t66\n19. XII.\t2670\t71\t71\n26. XII.\t2730\t74\t70\n2. I.\t2810\t77\t;\t.\t71\n9. I.\t2810\t64\t61 \u2018\n16. I.\t2850\t76\t64\n23. I.\t2850\t61\t57\n30. 1.\t2910\t64\t54\n6. II.\t2980\t70\t70\n13. II.\t2960\t71\tKl\n20. II.\t2980\t76\t56\n27. II.\t2960\t-\t77\t- ' \u25a0 5t\n6. HI.\t2980\t80\t61\n13. III.\t3110\t.\t83\t79\n20. III.\t3020\t79\t71\n27. 111.\t3040\t76 '\t79\n3. IV.\t3030\t61\t71\n10. IV.\t3060\t69\t73\n17. IV;\t3040\t71 -\t' \"\t73\nII. Hafer allein. (Vom 22. IV. bis 31. V. 1915 = 40 Tage.)\n24. IV.\t3020\t71\t>70\nIV.\t2980\t61\t69\n8. V.\t2890\t36\t54\n15. V.\t2820\t44\t63\n22. V.\t2760\t61\t87\n29. V.\t2820\t73\t76\n31. V.\t2740\t73\t, .\t73","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\nA. Morgen and G. Beger,\nTier 5. (Vom 24 XI 1914 bis 22. V. 1915 = 180 Tage.)\nDatum\tLebendgewicht g\tVerzehr pro Hafer g\tTag im Mittel Wasser g\nI. Hafer a\tllein. (Vom 24. XI. 191\t4 bis 6. II. 1915 ;\t= 75 Tage.)\n28 XI.\t2430\t60\t72\n5. XII.\t2250\t47\t53\n12 XII.\t2210\t61\t53\n19. XII.\t2130\t49\t53\n26 XII.\t2070\t49\t46\n2. I.\t2030\t44\t34\n9. I.\t1920\t53\t41\n16. I.\t1960\t31\t64\n23.1.\t1900\t4\t24\t64\n30. 1.\t1830\t13\t53\n6. II.\t1790\t11\t49\nH Hafer -f- 1 g COsHNa. (Vom 7. II. bis 30. HI. 1915 = 52 Tage.)\t\t\t\n13. II.\t1990\t33\t83\n20. II.\t2170\t.80\t97\n27. H.\t2350\t86\t100\n6. III.\t2490\t83\t100\n13. III.\t2400\t79\t100\n20. III.\t2520\t80 '\t100\n27. III.\t2640\t79\t100\n30. III\t2630\t\"3\t.37\nIII. Hafer allein. (Vom 31. III. bis 9. V. 1915 =\t\t\t40 Tage.)\n4. IV.\t2570\t68\t76\n10. IV.\t2310\t60\t72\n17. IV.\t2210\t64\t84\n24. IV.\t2140\t69\t100\nIV.\t1910\t46\t100\n8. V.\t1890\t49\t100\nIV. Hafer + 1 g COsHNa. (Vom 10. V. bis 22. V. 1915 = 13 Tage.)\t\t\t\n15. V.\tI\t2160\tI\t\u00ab5\t!\t100\n22. V.\t1\t2300\t1\t60\t100","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den sch\u00e4dlichen Einflu\u00df einer ausschlie\u00dflichen Haferf\u00fctterung. 335\nTier 6. (Vom 9.1. bis 22. V. 1915 ~ 134 Tage )\nDatum\tLebendgewicht\tVerzehr pro ' Hafer\trag im Mittel Wasser\n\tg\ti\te\nI. Hafe\tr -j- l g Naf'l. (Vom 9\t.1. bis 6. III. \u00bb\t57 T*ge.)\n16. 1.\t3280\t93\t93\n23. I.\t3260\t99\t100\n30. I.\t3220\t99\t100\n6. II.\t3140\t96\t100\n13. 11.\t3160\t89\t. 1Q0\n20. II.\t3040\t97\t100\n27. II.\t3000\t. >3\t100\n6. III.\t2940\t90\t100\nII. Hafer -f 1 g NaCl -f 1 g CO,Ca.\n(Vom 7. III. bis 20. III. 1915 ==14 Tage.)\n13.\tIII.\t2820\t\t81\t,V \u201c loo\n20.\tIII.\t2700\t\t79\t100\n\t\tIII. Hafer + 1\tgcos\t,Ca.\t\n\t(Vom 21. III. bis 17. IV,\t\t, 1915\t=* 28 Tage.)\t\n27.\tIII.\t2879\t\t109\t100\n3.\tIV.\t2820\t\t73\t87\n10.\tIV.\t2940\t\t84\t' 87\n17.\tIV.\t2870\t\t90\t86\n\t\tIV. Hafer -f 1\t*CO,HN\u00bb.\t\t\u2022\n\t\t(Vom 18. IV. bis 22. V.\t1915\t= 35 Tage.) ,\t\n24.\tIV.\t2770\t\t69\t93\n1\tV.\t2840\t\t83\t107\n8.\tV.\t2890\t\t76\tV 150\n15.\tV.\t2830\tr. .j\t74\t131\n22.\tV.\t2860\t\t76\t150","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"336 A. Morgen nnd C. Beger, \u00dcber den sch\u00e4dlichen Einflu\u00df usw.\nTier 7. (Tom 22. I. bis 31. V. 1915 = 130 Tage.)\nDatum\tLebendgewicht g\tVerzehr pro Hafer g\tTag im Mittel Wasser g\n\t\t\t\nI. Hafer -f- lg CO,HNa + 1 g NaCl. (Vom 22. I. bis 30. UI. 1915 = 68 Tage.)\n30 I.\t2500\t96\t100\n6. II\t2610\t83\t100\n13. II.\t2740\t83\t100\n20. U.\t2830\t81\t100\n27. II.\t2860\t74\t100\n6. III.\t2940\t74 K\t100\n13. III.\t3000\t81\t100\n20. III.\t3000\t77\t100\n27. m\t3020\t76\t100\n30. III.\t3000\t71\t100\n\tU. Hafer allein.\t\t\n\t(Vom 31. III. bis 9. V.\t1915 = 40 Tage.)\t\n3. IV.\t2940\t70\t75\n10. IV.\t2780\t64\t71\n17. IV.\t2520\t57\t63\n2*: IV.\t2610\t67\t66\nIV.\t2380\t43\t66\n8. V.\t2070\t33\t58\nIII. Hafer + 1 g CO,HNa.\n(Vom 10. bis 31. V. 1915 = 22 Tage.)\n15. V.\t2180\t48\t68\n22. V.\t2240\t70\t143\n29. V.\t2420\t80\t150\n31. V.\t2550\t79\t150","page":336}],"identifier":"lit20573","issued":"1915","language":"de","pages":"324-336","startpages":"324","title":"\u00dcber den sch\u00e4dlichen, auf eine S\u00e4urevergiftung zur\u00fcckzuf\u00fchrenden Einflu\u00df einer ausschlie\u00dflichen Haferf\u00fctterung","type":"Journal Article","volume":"94"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:23:24.400097+00:00"}