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{"created":"2022-01-31T14:41:31.104574+00:00","id":"lit20574","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kylin, Harald","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 94: 337-425","fulltext":[{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen fiber die Bkudiemie der Meereeilgeii.\n' V on ' V.\nHarald Kylin.\n(Aoc dem medizinisch-chemischen Institut der Universit\u00e4t Upsala.\u2019\u00bb\n(Der Redaktion zngegangen am 8. Jnni 1915.)\nInhalt8verseiehni8.\nI. Anorganische Bestandteile.\nIl* Organische S\u00e4uren.\nIII.\tMannit.\nIV.\tDie Zuckerarten der Florideen.\nV.\t- Die Zuckerarten der Fucoideen.\nVI.\tLaminarin.\nVII.\tDie Zellwandbestandteile der Fucoideen.\nVIII.\tDie Zellwandbestandteile der Florideen.\nIX.\tEinige quantitative Bestimmungen.\nMit vollen) Recht schreibt Kniep in einer j\u00fcngst er- * schienenen Arbeit, da\u00df unsere Kenntnisse gerade von den fundamentalen Ern\u00e4hrungsprozessen der autotrophen Meerespflanzen noch \u00e4u\u00dferst mangelhaft sind, da\u00df Wir fiber die Assimilationsprodukte und Reservestoffe der meisten Meeresalgen noch sehr ungen\u00fcgend unterrichtet sind und bei vielen noch nicht sicher wissen, ob Kohlenhydrate oder anders gebaute K\u00f6rper vorliegen.\nSeit mehreren Jahren habe ich eben den oben erw\u00e4hnten Problemen eine Untersuchung gewidmet und in einem fr\u00fcheren Aufsatz \u00abZur Biochemie der Meeresalgen\u00bb auch einige Ergebnisse mitteilen k\u00f6nnen. Dieser Aufsatz ist aber nur als eine vorl\u00e4ufige Mitteilung zu betrachten, und wurde infolge einer Unterbrechung meiner damaligen Untersuchungen ver\u00f6ffentlicht Sp\u00e4ter habe ich wieder Gelegenheit erhalten, die Forschungen auf diesem Gebiete weiter zu treiben, und beabsichtigte anbei die gewonnenen Resultate zusammenzustellen.","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\tHarald Kyiin,\nUnter den Meeresalgen habe ich in erster Linie meine Aufmerksamkeit den Fucoideen und den Florideen zugewendet und nur nebenbei die Chlorophyceen ber\u00fccksichtigt. Die Planktonalgen, die einer besonderen Untersuchung wert w\u00e4ren, habe ich in meine gegenw\u00e4rtigen Forschungen nicht einschlie\u00dfen k\u00f6nnen.\nBei den Untersuchungen habe ich immer Wert darauf gelegt, die Probleme, soweit es m\u00f6glich war, sowohl von makro-chemischer wie mikrochemischer Seite angreifen zu k\u00f6nnen.\nZum Zwecke mikrochemischer Untersuchungen der Meeresalgen brachte ich im Sommer 1914 etwa drei Monate an der zoologischen Station Kristineberg zu, wo mir von der schwedischen Akademie der Wissenschaften ein Arbeitsplatz zur Verf\u00fcgung gestellt worden war, und gestatte ich mir, dieser Akademie, die meine Untersuchungen auch mehrmals finanziell unterst\u00fctzt hat, meinen ergebensten Dank auszusprechen.\nDie makrochemischen Untersuchungen sind im medizinischchemischen Institut der Universit\u00e4t Upsala ausgef\u00fchrt worden, wo ich seit Jahren einen Arbeitsplatz gehabt habe, und schulde ich daf\u00fcr dem Pr\u00e4fekten dieses Institutes, Herrn Professor Dr. S. G. Hedin, gro\u00dfe Dankbarkeit. Auch Herrn Professor Dr. C. Th. M\u00f6rner bringe ich meinen herzlichsten Dank f\u00fcr all die Hilfe, die er mir hat zuteil werden lassen, sowie f\u00fcr das Interesse, mit dem er meine Untersuchungen stets verfolgt hat.\nDas Material der makrochemischen Untersuchungen stammt von der schwedischen Westk\u00fcste in der N\u00e4he der zoologischen Station Kristineberg her. Teils habe ich es selbst eingesammelt, teils ist es mir von dem Assistenten dieser Station, Herrn Dr. fij. \u00d6stergren, gesandt worden, und spreche ich ihm daf\u00fcr meinen ergebensten Dank aus.\nL Anorganische Bestandteile.\n1. Stickstoff.\nDas Meerwasser enth\u00e4lt, wie bekannt, nur au\u00dferordentlich geringe Mengen Salpeter und doch verm\u00f6gen mehrere Algen ihn bis zu merklicher Konzentration aufzuspeichern. So enth\u00e4lt z. B. Codium tomentosum nach den Angaben von","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 339\nNathansohn (1902, S. 280) gew\u00f6hnlich etwa 0,1\u00b0/o NaNO*: der Salpetergehalt erreichte in einem Falle sogar den Wert von 0,3 \u00b0/o.\nDie F\u00e4higkeit der Nitratanh\u00e4ufung ist von Nathansohn (a- a. 0.) mittelst der Diphenylaminreaktion bei einer Anzahl Meeresalgen konstatiert worden; er erw\u00e4hnt folgende Arten: Ghaetomorpha aerea, Taonia atomaria, Bryopsis peni-cillum, \u00fclva lactuca, Enteromorpha, Griffithsia opuh-tioides, Antithamnion cruciatum, Halyseris polypodi-oides, Gutleria multifida, Scy to siphon lomentarius und Ceramium sp. Er bemerkt aber, da\u00df diese Algen keineswegs immer die Salpeterreaktion aufweisen. Das Vorhandensein von Salpeter war aber nicht ausschlie\u00dflich durch die Zusammensetzung des W assers bestimmt, da mitunter neben salpeterhaltigen Algen an demselben Fundorte salpeterfreie Exemplare anderer Arten vorkamen, die sonst die F\u00e4higkeit der Speicherung besa\u00dfen. Bei Gutleria multifida wiesen die Thallusspitzen, die in lebhaftem Wachstum begriffen waren, intensive Salpeterreaktion auf. die erwachsenen Partien zeigten sie dagegen nicht oder nur in ganz schwachem Ma\u00dfe. Dic-tvota dichotoma erwies sich als stets salpeterfrei.\nMittels der Diphenylaminprobe habe ich eine Anzahl Meeresalgen auf das Vorkommen von Salpeter gepr\u00fcft. Die zu pr\u00fcfenden Thallusteile oder Schnitte wurden immer mit destilliertem Wasser sorgf\u00e4ltig abgesp\u00fclt und dann in ein Tr\u00f6pfchen des Reagens eingelegt. Die dabei eintretende Blauf\u00e4rbung wurde in bezug auf ihre St\u00e4rke gesch\u00e4tzt und mit der Blauf\u00e4rbung verglichen, die beim Zusammenflie\u00dfen des Reagens mit einem Tropfen Meerwasser entsteht\t'\u2022*.\nUnter den Ghlorophyceen wurden Ulva lactuca und Enteromorpha intestinalis gepr\u00fcft. Beide Arten erwiesen sich als salpeterhaltig, die Reaktion war aber nicht besonders kr\u00e4ftig.\nUnter den Fucoiden wurde eine Reihe sowohl einj\u00e4hriger wie mehrj\u00e4hriger Arten untersucht. Ectocarpus siiiculosus gab eine schwache, aber deutliche Reaktion. Asperococcus bullosus, Desmarestia viridus und Spermatochnus pa-\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XeiV.\t23","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":".iiO\tHarald Kylin, \u2019\nradoxus gaben dagegen keine Reaktion. Es wurden j\u00fcngere und \u00e4ltere Thallusteile von verschiedenen Fundorten gepr\u00fcft, aber immer mit negativem Erfolg. Bei den ngehrj\u00e4hrigen Arten Ascophyllum nodosum und Fucus vesiculosus kann in den j\u00fcngeren Thallusteilen eine geringe Menge Salpeter vorhanden sein; die Reaktion ist immer sehr schwach, und nicht selten bleibt sie aus. \u00c4ltere Teile sind immer mit negativem Erfolg gepr\u00fcft worden. Der Stamm von Laminaria sa ccharin a gibt eine schwache aber deutliche Reaktion, das Blatt gibt im allgemeinen auch eine Nitratreaktion aber schw\u00e4cher als der Stamm (die Pr\u00fcfungen sind im August ausgef\u00fchrt worden).\nDie Florideen zeigen in bezug auf ihren Nitratgehalt sehr gro\u00dfe Verschiedenheiten voneinander. Bei Delesseria sanguine a konnte kein Salpeter nachgewiesen werden, weder im Blatt, noch im Stamm, noch in \u00e4lteren oder j\u00fcngeren Nerven. Mit negativem Erfolg wurden auch Iridaea edulis, Anti-thamnion plumula und Odonthalia dentata gepr\u00fcft. Spermothamnion roseolum und Polysiphonia nigres-oens gaben eine schwache aber deutliche Reaktion. Bei Chondrus crispus enthalten die \u00e4lteren, abgerundeten Thallusteile mehr Nitrat als die j\u00fcngeren, die nur eine schwache Reaktion gaben. Ceramium rubrum und Lomentaria clavel-losa wiesen eine sehr kr\u00e4ftige Nitratreaktion auf, die j\u00fcngeren Teile kr\u00e4ftiger als die \u00e4lteren. Von diesen beiden Algen braucht mah nur ein etwa millimeterlanges Thallusst\u00fcck in das Reagenstr\u00f6pfchen einzulegen, um eine kr\u00e4ftige Blauf\u00e4rbung zu bekommen. Kr\u00e4ftige Nitratspeicherung zeigen auch Polyides rotundus und Furcellaria fastigiata, bei der ersteren besonders in den oberen Gabelzweigen, bei der letzteren im ganzen Thallus. Callithamnion corymbosum enth\u00e4lt auch reichliche Mengen Nitrat.\nitv:j\u00cba$bt also unter den Florideen einige Arten, die eine gro\u00dfe F\u00e4higkeit besitzen, Nitrat zu speichern. Diese sind Ceramium rubrum, Lomentaria clavellosa, Polyides rotundus, Furcellaria fastigiata und Callithamnion corymbosum. Einige andere Arten besitzen diese F\u00e4higkeit","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 3*1\nnur in geringem Ma\u00dfe, w\u00e4hrend andere sieh als salpeterfrei erweisen. Die Fucoideen scheinen im allgemeinen salpelerfrei zu sein, oder, wenn Nitrate vorhanden sind, ist dies nur in sehr geringen Mengen der Fall Dies deutet darauf hin, da\u00df gro\u00dfe stoffwechsel-physiologische Verschiedenheiten zwischen den verschiedenen Algen Vorkommen, die einer eingehenderen Untersuchung wert w\u00e4ren. Das fehlen von Salpeter k\u00f6nnte auf eine erschwerte Aufnahme dieses Stoffes hindeuten, k\u00f6nnte aber auch davon bedingt sein, da\u00df der Salpeter bei den salpeter-freien Algen rascher zu organischen Verbindungen verarbeitet wird als bei denen, die reichliche Mengen Nitrate enthalten.\nUm das Vorkommen von Ammoniumsalzen bei den Meeresalgen nachzuweisen, wurden Versuche in folgender Weise angestellt. In destilliertem Wasser gesp\u00fclte Thallusteile wurden in ein Uhrgl\u00e4schen gelegt und mit verd\u00fcnnter Natronlauge (f>0/oiger) \u00fcbergossen. Das Uhrgl\u00e4schen wurde dann, mit einem anderen bedeckt, auf welchem ein angefeuchtetes rotes Lackmuspapier angeklebt war. Nach 5\u201410 Minuten wurden die R\u00e4nder des Papieres blaugef\u00e4rbt und nach 30-45 Minuten war das Papier ganz blau. Beim Trocknen wurde es wieder rot. Bei allen gepr\u00fcften Algen lie\u00dfen sich auf diese Weise Ammoniumsalze nachweisen. Gepr\u00fcft wurden folgende Arten: Ul va lactuca, Enteromorpha in testin a 1 is, Asc ophy llum no -dosum, Fucus serratus, Laminaria saccharina, Sper-matochnus paradoxus, Ectocarpus siliculosus, Bangia fuscopurpurea, Polysiphonia nigrescens, Chondrus crispus und Furcellaria fastigiata.\nDa geringe Mengen von Ammoniumsalzen im Meerwasser vorhanden sind (vgl. Angaben von Wille, 1899, S. 335), ist die M\u00f6glichkeit gegeben, da\u00df es sich hier um eine, Aufnahme von Ammoniak von au\u00dfen handelt. Es ist aber nicht ausge^ schlossen, da\u00df der Ammoniak von den Algen durch Reduktion von Nitraten gebildet wird.\n2. Phosphor.\nMeines Wissens liegt keine Untersuchung vor, die sich mit der Frage besch\u00e4ftigt, ob die Meeresalgen in ihren Geweben Phosphate anzuh\u00e4ufen verm\u00f6gen. Das Meerwasser enth\u00e4lt nur","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"Harald Kylin,\nsehr geringe Phosphatmengen, und es fragt sich nun, ob es Meeresalgen gibt, die Phosphate in solchen Mengen aufspeichern, da\u00df diese sich mikrochemisch nachweisen lassen.\nDie einschl\u00e4gigen Versuche wurden in folgender Weise angestellt. Die zu-pr\u00fcfenden Thallusteile oder Schnitte wurden in destilliertem Wasser abgesp\u00fclt, in ein Tr\u00f6pfchen einer L\u00f6sung von molybd\u00e4nsaurem Ammon gelegt und dann einige Minuten, einige Stunden oder bis zum n\u00e4chsten Tag bei Zimmertemperatur liegen gelassen. Sind Phosphate in nicht zu geringen Mengen vorhanden, bekommt man schon nach einigen Minuten einen gelben Niederschlag; sind nur geringe Menge vorhanden, erh\u00e4lt man erst nach einigen Stunden oder nach einem Tage einen Niederschlag. In mehreren F\u00e4llen wurde nach einem Tage noch kein Niederschlag erhalten.\nHei Ascophyllum nodosum, Fucus serratus und F. vesiculosus sind Phosphate in den j\u00fcngsten Thallusteilen leicht nachweisbar; man bekommt schon nach einigen Minuten einen reichlichen, gelben Niederschlag. Die Phosphate sind besonders in der Zone des Zuwachses, von der Spitze 5\u201410 mm nach unten, angch\u00e4uft; von dort an wird die Phosphatmenge immer geringer und in einer Entfernung von 15\u201420 mm von der Spitze ist sie schon so gering, da\u00df man erst nach einigen Stunden oder nach einem Tage eine positive Reaktion bekommt. In noch \u00e4lteren Thallusteilen lassen sich \u00fcberhaupt keine Phosphate nachweisen; erst in den \u00e4ltesten, stamm\u00e4hnlichen Teilen sind sie wieder vorhanden und in nicht unbedeutenden Mengen, hier aber in den Rindenpartien lokalisiert, indem sie in den zentralen Teilen des Querschnittes nur in sehr geringen Mengen Vorkommen;\nIm Stamme von den Laminaria-Arten, L. digitata und L. saccharina sind die Phosphate in der Rinde und im Mark angeluiuft, in den zwischenliegenden Gewebepartien sind sie nur in geringen Mengen vorhanden. In den j\u00fcngeren Teilen der Rhizoide und im untersten Teile des Blattes (der Zuwachszone) sind sie wieder reichlich aufgespeichert. Die \u00e4lteren Teile des Blattes enthalten nur geringe Phosphatmengen, haupts\u00e4chlich im Mark lokalisiert.","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie, der Meeresalgen. 343\nMit negativem Erfolg sind folgende Fucoideen gepr\u00fcft worden: Asperococcus bullosus, Ectocarpus siliculosus, Spermatochnus paradoxus und Sphacelaria cirrliosa. Phosphate fehlen bei diesen wahrscheinlich nicht, sind aber in so geringen Mengen vorhanden, da\u00df sie nicht mikrochemisch nachweisbar sind.\nEine Reihe Chlorophvceen und Florideen sind auch gepr\u00fcft worden, alle aber mit negativem Erfolg. Folgende Arten wurdet* gepr\u00fcft : Bryopsis plumosa, Enteromorpha intestinal is, Ulva lactuca, Geramium rubrum, Ghondrus crispus, Furcellaria fastigiata, Polysiphonia nigrescens und Porphvra laciniata.\t.\nUnter den Arten, bei denen sich Phosphatenicht inikrtK chemisch nachweisen lie\u00dfen, wurden einige in folgender Weise makrochemisch gepr\u00fcft. Die Algen wurden in destilliertem Wasser gesp\u00fclt, dann mit destilliertem Wasser unter Zusatz von etwas Toluol ubergossen und bis zum n\u00e4chsten Tag liegen gelassen. Nach dem Abfiltrieren wurde das Ektrakt mit Ammoniak schwach alkalisiert und bis zum folgenden Tag stehen gelassen. Der Niederschlag wurde dann abfiltriert und mit molybd\u00e4nsaurem Ammon* auf Phosphate gepr\u00fcft. Bei allen auf diese Weise gepr\u00fcften Algen lie\u00df sich das Vorhandensein von Phosphaten leicht nachweisen. Folgende Arten wurden gepr\u00fcft : Spermatochnus paradoxus, Enteromorpha intestinalis, Ulva lactuca, Geramium rubrum, Ghondrus crispus und Porphyra laciniata.\nBei allen untersuchten Meeresalgen sind demnach Phosphate vorhanden. Im allgemeinen sind aber die Phosphatmengen sehr gering und mikrochemisch nicht nachweisbar. Nur bei den gr\u00f6beren Algen Ascophyllum, Fucus und Laminaria kommt eine wirkliche Anh\u00e4ufung von Phosphaten vor, und .diese ist teils in den j\u00fcngsten im Wachsen begriffenen, teils in den \u00e4ltesten staram\u00e4hnlichen Teilen lokalisiert.\n3. .lod, :\t\u25a0\nEs ist bekannt, da\u00df die Meeresalgen, besonders die Fucoideen, die Spuren von Jodverbindungen, welche im Meer-","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"Harald Kylin.\nwasser enthalten sind, assimilieren und konzentrieren k\u00f6nnen. So k\u00f6nnen z. B. die Laminaria-Arten L. digitata und H saccharina nach den Angaben von Wille (1899, S. 336) das Jod bis zu etwa 0,6\u00b0/o des Trockengewichtes aufspeichern. Unbekannt ist aber noch, in welcher Weise das Jod in den Algen gebunden ist, ob es als Alkalisalz oder in organischer Bindung vorkommt. Van Itallie (1889) behauptet, er habe bei Fucus Alkalijodide gefunden. Nach Hundeshagen (1895, S. 474) soll bei den Tangen das Jod an einen albuminoiden K\u00f6rper (also in organischer Bindung) gebunden sein, der vielleicht mit dem bei den Tieren vorkommenden Jodospongin identisch oder nahe verwandt sei. Dies ist aber nur eine Behauptung; den Nachweis bleibt er schuldig. Fucus vesiculosus und Laminaria digitata sind in bezug auf die Bindungsweise des Jods von Eschle (1897) untersucht worden; er kam zu der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df das Jod fast ausschlie\u00dflich in organischer Verbindung vorhanden ist.\nSystematische Untersuchungen \u00fcber die Bindungsweise des Jods bei den Meeresalgen habe ich nicht angestellt, nur einige nebenbei gemachte Beobachtungen m\u00f6gen erw\u00e4hnt werden, da diese mir sicher zu beweisen scheinen, da\u00df das Jod in den Algen als Jodid Vorkommen kann; ob daneben auch Jod in organischer Verbindung vorhanden ist, bleibt noch zu untersuchen.\nZum Zwecke einer Untersuchung der bei den Fucoideen vorkommenden Zuckerarten wurde an der Luft getrocknetes, zerkleinertes Material mehrere Tage mittelst 50\u00b0/oigem Alkohol extrahiert. Das Extrakt wurde nach dem Abfiltrieren auf dem Wasserbade eingeengt und mit 96\u00b0/oigem Alkohol gef\u00e4llt; dies Verfahren wurde nach dem Abfiltrieren des Niederschlages noch zweimal wiederholt, wobei jedesmal zehn Volumen Alkohol zugesetzt wurden. Da die Alkalijodide in Alkohol ziemlich l\u00f6slich sind, bleiben sie immerfort in L\u00f6sung. Nach der letzten F\u00e4llung wurde der Alkohol auf dem Wasserbade unter Zusatz von Wasser vertrieben. In der auf diese Weise erhaltenen Wasserl\u00f6sung lie\u00dfen sich Jodide leicht nach weisen, und diese Jodide m\u00fcssen auch von vornherein in der Alge","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresaigen. 8 S-\u00ab>\nvorhanden gewesen sein, da es sich nicht leicht denken l\u00e4\u00dft, da\u00df das Jod w\u00e4hrend der oben beschriebenen Extraktions* und Reinigungsvorg\u00e4nge von irgend einer organischen Verbindung in ein Jodsalz uingewandelt worden w\u00e4re! Das Vorkommen von Jod in anorganischer Verbindung (Jodide) ist auf diese Weise f\u00fcr Ascophyllum nodosum, Fucus ser-ratus, F. vesiculosus, Laminaria Cloustom, L. digitata und L. saccharina nachgewiesen worden.\nIn diesem Zusammenhang m\u00f6chte ich auch auf. ein eigent\u00fcmliches Vorkommen von Jod bei zwei Florideen hinweisen.\nRobertson (1894, S. 172) beobachtete, da\u00df sich das Papier, worauf Bonneraaisonia asparagoides gelegt worden war, l\u00e4ngs den Zweigen der Alge blau f\u00e4rbte. Diese Erscheinung erkl\u00e4rte er auf folgende Weise. Die Alge enth\u00e4lt Jod, Beim Absterben der Alge tritt dieses heraus und f\u00e4rbt dann die im Papier enthaltene St\u00e4rke blau. Dieselbe Beobachtung ist auch von Golenkin (1894, S. 257) gemacht worden. Von ihm wurde aber au\u00dferdem nachgewiesen, da\u00df die Blauf\u00e4rbung nicht von dem gesamten Thallus ausging, sondern von besonderen, stark lichtbrechenden Zellen, die besonders die j\u00fcngeren Teile und die Zystokarpien bedeckten. Diese Zellen f\u00fchren nach Golenkin je eine Vakuole, die Jod oder eine st\u00e4rkef\u00e4rbende Jodverbindung enth\u00e4lt.\nDie Angaben von Robertson und Golenkin habe ich in einem j\u00fcngst erschienenen Aufsatz insofern best\u00e4tigen k\u00f6nnen, als bei Bonnemaisonia asparagoides eine gro\u00dfe Menge besonderer, stark lichtbrechender Zellen vorkommt, die ich Blasenzellen genannt habe, und die die Ausgangspunkte der Blauf\u00e4rbung darstellen. Die Beobachtungen werden am besten in solcher Weise ausgef\u00fchrt, da\u00df ein kleines St\u00fcckchen von der Alge in einen Tropfen von einer L\u00f6sung l\u00f6slicher St\u00e4rke gelegt und mit einem Deckgl\u00e4schen bedeckt wird. Im Mikroskope kann man dann sehr gut verfolgen, wie die Blasenzellen zerplatzen, wie der Inhalt aus den Zellen heraustritt und wie sich die St\u00e4rkel\u00f6sung dann blau f\u00e4rbt. Wahrscheinlich enthalten die Blasenzellen eine labile, leicht Jod abspaltende Verbindung (vgl. Molisch, 1918, S. 82).","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"Harald Kylin,\nHei Spermothamnion roseolum kommen auch besondere, stark lichtbrechende Zellen vor, die irgend eine Jodverbindung enthalten. Das Jod wird aber erst dann abgespalten, wenn die Reaktion sauer ist. Werden einige F\u00e4den dieser Alge auf einem Objekttr\u00e4ger in einen Tropfen St\u00e4rkel\u00f6sung gelegt, die mit Essigs\u00e4ure oder Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert worden ist, mit einem Deckgl\u00e4schen bedeckt und dann im Mikroskope beobachtet, so findet man, da\u00df die Blasenzellen von einer blauen Kappe umgeben sind. Nur die j\u00fcngeren Blasenzellen besitzen die F\u00e4higkeit, Jod abzuspalten ; von der Spitze des Fadens ab kann man 8\u201410, seltener 12\u201414 funktionsf\u00e4hige Blasenzellen beobachten (vgl. n\u00e4her Kylin, 1915).\n\u00dcber die biologische Bedeutung dieser jodabspaltenden Blasenzellen ist nichts sicheres bekannt. In meinem oben angef\u00fchrten Aufsatz habe ich indessen die Vermutung ausgesprochen, da\u00df sie irgend eine Schutzeinrichtung gegen Tiere, besonders gegen kleine pflanzenfressende Mollusken darstellen.\n4. Calcium.\nDurch genaue Untersuchungen \u00fcber die Anatomie der Laminariaceen ist Wille (1897, S. 47) zu der Ansicht gelangt, da\u00df die Interzellularsubstanz dieser Algen zum wesentlichen Teil aus Calciumpektinat besteht. Er weist darauf hin, da\u00df der Kalk ein nicht unbedeutender Bestandteil der Asche verschiedener Tangarten ist, da\u00df aber die Zellen nur geringe Mengen Kalksalze enthalten, und es schien ihm demnach, als ob der Kalk vorzugsweise an die Interzellularsubstanz gebunden w\u00e4re.\nUber einen direkten Nachweis des Calciums in der Interzellularsubstanz der Meeresalgen liegen noch keine Literaturangaben vor. Ein solcher Nachweis ist aber sehr einfach. Man hat nur n\u00f6tig, einige Thallusteile oder Schnitte in einen Tropfen einer L\u00f6sung von oxalsaurem Ammon zu legen. Bei mikroskopischer Beobachtung sieht man dann, wie die Zellw\u00e4nde mit einer reichlichen Menge kleiner Calciumoxalatkrystalle besetzt sind ; in den Zellen findet man dagegen nur wenige oder sogar","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. Bi7\nkeine Krystalle. Es ist vorteilhaft, aber nicht notwendig, die L\u00f6sung des oxalsauren Ammons mit Essigs\u00e4ure anzus\u00e4uern.\nWill man sich \u00fcberzeugen, da\u00df der Kalk in den Zellw\u00e4nden in einer wasserunl\u00f6slichen Verbindung vorliegt, so . werden die Schnitte oder Thallusteile zum Abt\u00f6ten in siedendes Wasser gelegt und dann bis zum n\u00e4chsten Tag in destilliertem W asser liegen gelassen. Die l\u00f6slichen Calciumverbindungeii werden dabei herausgelaugt, die unl\u00f6slichen Calciumpektinate der Zellw\u00e4nde bleiben aber zur\u00fcck, und durch oxalsaures Ammon ist es leicht, das Vorhandensein von Calcium nachzuweisen.\nBei den gr\u00f6beren Fucoideen Ascophyllum, Fucus, Halidrys und Laminaria kann man nicht selten sogar beobachten, da\u00df die Calciumoxalatkrystalle sich nicht gleichm\u00e4\u00dfig in den Zellw\u00e4nden verteilen, sondern am reichlichsten in den mittleren Partien vorhanden sind, Dies steht damit im Zusammenhang, da\u00df die Zellw\u00e4nde aus zwei verschiedenen Schichten zusammengesetzt sind, einer mittleren, der Interzellularsubstanz, die aus Calciumpektinaten besieht, und dann einer inneren, welche die Zelle begrenzt, und die haupts\u00e4chlich aus Zellulose besteht. Unter den zarteren Fucoide\u00e7n habe ich nur Dictyosiphon foeniculaceus und Ectocarpus sili-culosus untersucht; bei beiden lie\u00df sich Calcium in den Zellw\u00e4nden leicht nachweisen.\nUnter den Florideen wurden Chondrus crispas, Cera-mium rubrum, Furcellaria fastigiata und Polysiphonia urceolata, und unter den Chlorophyceen Cladophora ru-pestris und Ul va lac tu ca untersucht. Bei allen konnte ich Calcium in den Zellw\u00e4nden nachweisen.\nDa\u00df das Calcium f\u00fcr den Aufbau lier Zellw\u00e4nde notwendig w\u00e4re, ist von B\u00f6hm (1875) behauptet worden, und in j\u00fcngster Zeit hat sich Hans te en (1910) dieser. Auffassung*' angeschlossen. Hansteen zeigte, da\u00df in kalkfreien L\u00f6sungen an solchen Stellen, wo das ausgiebigste Fl\u00e4chenwachstum der Zellw\u00e4nde stattfand, die W\u00e4nde aufgel\u00f6st und daher zerst\u00f6rt werden. Durch Untersuchungen vpn Molisch (1895) hat sich die \u00fcberraschende Tatsache ergeben, da\u00df einige Algen (Microthamnion K\u00fctzingianum Na eg., Stichococcus","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":".\t'\tHarald Kylin,\nbacillaris Naeg., Ulothrix subtilis (?) Kg. und Proto-coccus sp.) des Kalkes v\u00f6llig entbehren k\u00f6nnen, w\u00e4hrend andere, wie Spirogyra und Vaucheria in einer sonst kompletten, aber kalkfreien N\u00e4hrl\u00f6sung alsbald zugrunde gehen. Mol i sch hat auch nachgewiesen, da\u00df niedere Pilze bei vollst\u00e4ndigem Ausschl\u00fcsse von Kalk sich gleichfalls normal entwickeln k\u00f6nnen.\nDem Resultate Molischs zufolge mu\u00df man selbstverst\u00e4ndlich den Schlu\u00df ziehen, da\u00df der Kalk zum Aufbau der Zellw\u00e4nde nicht immer notwendig ist, wie es eben Molisch getan hat. Dies sind aber nur Ausnahmef\u00e4lle und im gro\u00dfen und ganzen ist sicher die Auffassung B\u00f6hms vollkommen richtig. Bei den Meeresalgen spielt das Calcium, an Pektins\u00e4uren gebunden, eine hervorragende Rolle ; diese Frage werde ich aber an einer anderen Stelle (S. 414) des n\u00e4heren er\u00f6rtern.\nn. Organische S\u00e4uren.\nDer Zellinhalt der Assimilationsorgane der h\u00f6heren, in der Luft lebenden Pflanzen hat im allgemeinen eine saure Reaktion. Die Algen leben aber unter ganz anderen Au\u00dfenbedingungen als die h\u00f6heren Pflanzen, und es ist von vornherein wahrscheinlich, da\u00df dieses die Reaktion des Zellinhalts beeinflu\u00dft. Was die Meeresalgen betrifft, so ist es bekannt, da\u00df das Meerwasser eine schwach alkalisch reagierende Salzl\u00f6sung darstellt, und zu erwarten w\u00e4re daher, da\u00df der Zellinhalt, wenn er nicht gerade eine alkalische Reaktion zeigte, doch st\u00e4rker saure Reaktionen vermiede. Einige Beobachtungen \u00fcber dieses Thema will ich hier kurz mitteilen.\nWasserextrakte von den gr\u00f6beren Fucoideen, Asco-phvllum, Fucus und Laminaria, habe ich mehrmals in bezug auf ihre Reaktion gepr\u00fcft und sie immer neutral oder h\u00f6chstens kaum merkbar sauer gefunden (Pr\u00fcfung mittels Lackmuspapier). Werden die Extrakte auf dem Wasserbade konzentriert, tritt eine schwach saure Reaktion ein, was darauf beruht, da\u00df Ammoniak w\u00e4hrend des Konzentrierens aus den anwesenden Ammoniumsalzen entweicht.","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Mceresalgen. <f4U\nSchon bei einer fr\u00fcheren Gelegenheit (Kylin, 1910, S. 178) habe ich darauf hingewiesen, da\u00df Wasserextrakte von Cera-mium rubrum eine schwach alkalische Reaktion haben. Hierf\u00fcr spricht ohne weiteres die Tatsache, da\u00df Trippelphosphat aus den Wasserextrakten krystallisiert.\t;\nDie oben besprochene Beobachtung in bezug auf Ce-ramium rubrum habe ich bei sp\u00e4teren Untersuchungen \u00fcber diese Alge best\u00e4tigen k\u00f6nnen. Die schwach alkalische Reaktion des Zellinhalts bei Ce rami uni rubrum ist aber eine Erscheinung, die unter den Florideen nicht vereinzelt dasteht, sondern es scheint, als ob der Zellinhalt der Rotalgen im allgemeinen diese Reaktion besitze.\nEine Untersuchung \u00fcber die Reaktion des Zellinhalts der Florideen ist sehr leicht, da sie in sich selbst einen Indikator einschlie\u00dfen. Der Indikator ist der rote Farbstoff, das Phykoerythrin. Beim Erhitzen verf\u00e4rbt sich dieses in alkalischer Fl\u00fcssigkeit leicht ins Gr\u00fcne, in saurer dagegen zuerst ins Rotviolette und bei l\u00e4ngerem Kochen ins Blaue. Es ist nun eine b\u00e8kannte Tatsache, da\u00df sich die Farbe der lebenden Florideen in siedendem Wasser ins Gr\u00fcne ver\u00e4ndert, da\u00df sie aber beim Ans\u00e4uern ins Violette umschl\u00e4gt. Diese Erscheinung erkl\u00e4rt sich sehr leicht, wenn man die Farben Ver\u00e4nderungen d\u00e9s Phykoerythrins ber\u00fccksichtigt, durch die Annahme einer alkalischen Reaktion des Zellinhalts. Hinsichtlich der Farben Ver\u00e4nderungen des Phykoerythrin in alkalischen und sauren Fl\u00fcssigkeiten verweise ich des n\u00e4heren auf meine Arbeit, \u00ab\u00fcber Phykoerythrin und Phykocvan bei Geramium rubrum (Huds.) Ag \u00bb S 201 bis 207.\nAus dem oben Angef\u00fchrten geht also hervor, da\u00df freie organische S\u00e4uren im Zellinhalt der Fucoideen und Florideen nicht vorhanden sind. Dagegen k\u00f6nnen sie selbstverst\u00e4ndlich als Salze Vorkommen, und ich habe meine Aufmerksamkeit auf die Frage gerichtet, ob Oxalate in den Meeresalgen vorhanden sind oder nicht. Die Oxals\u00e4ure gibt, wie bekannt, ein in Wasser unl\u00f6sliches Calciumsalz, und da verschiedene Calciumsalze tin Zellinhalt der Meeresalgen wohl nie vollkommen fehlen, ist demnach der eventuell anwesenden Oxals\u00e4ure die M\u00f6glichkeit","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"gegebe n, Caleiumoxalat zu bilden. Eine gro\u00dfe Anzahl Meeresalgen habe ich auch in bezug auf das Vorkommen von Calcium-oxalatkrvstallen untersucht, aber immer mit negativem Erfolg. Schnitte oder Thallusteile wurden deshalb in einen Tropfen Calciumnilratl\u00f6sung gelegt; niemals konnte ich aber Oxalat-krystalle beobachten. Mehrmals wurden die Pr\u00e4parate nach dem Zusatz der Calciumnitratl\u00f6sung \u00fcber die Nacht in Ammoniakd\u00e4mpfen liegen gelassen, positiver Erfolg wurde aber nicht erhalten. Mikrochemisch ist demnach das Vorkommen von Oxalaten bei diesen beiden Gruppen von Meeresalgen nicht nachweisbar..\nOxalate kommen aber bei einigen von mir untersuchten Meeresalgen vor, sie lassen sich aber erst makrochemisch nacli-weisen. Meine Aufmerksamkeit wurde auf diese Tatsache zuerst bei Rhody meniapalmata gelenkt. Diese Alge wurde zum Zweck einer Untersuchung ihrer Zuckerarten mehrere Tage im Wasser unter Zusatz von Toluol extrahiert. Das Extrakt wurde auf dem Wasserbade eingeengt und dann mit Alkohol gef\u00e4llt. Der Niederschlag wurde nach dem Abfiltrieren mit Wasser versetzt, es blieb aber ein Bodensatz \u00fcbrig, der sich nicht wieder l\u00f6ste. Dieser wurde mikroskopisch untersucht, und es zeigte sich, da\u00df er unter anderem auch Calcium-oxalatkrystalle enthielt, die durch die Form eines Briefkouvertes sehr leicht zu erkennen sind. Sie waren, wie bei Calcium-oxalalkrystallen zu erwarten, in Essigs\u00e4ure unl\u00f6slich, in Salzs\u00e4ure dagegen leicht l\u00f6slich. Die Untersuchung wurde noch einmal mit demselben Resultate wiederholt. Au\u00dfer Rhody-menia palmata habe ich auf dieselbe Weise noch folgende Florideen untersucht : Bangia fuscopurpurea, Ceramium rubrum, Chondrus crispus und Porphyra laciniata, und bei allen habe ich das Vorkommen von Oxalaten nachweisen k\u00f6nnen.\nEinige Fucoideen habe ich nach einer etwas anderen Methode untersucht. Eine Menge getrocknetes, zerkleinertes Material wurde mit 0,5 \u00b0/o iger Salzs\u00e4ure \u00fcbergossen und bis zum n\u00e4chsten Tag stehen gelassen. Nach dem Abfiltrieren wurde das Extrakt mit Ammoniak schwach alkalisiert, der","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Mceresalgen. 351\nNiederschlag nach einem Tage mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert und mikroskopisch untersucht. Das Vorkommen von Calciumoxalat-krystallen war leicht zu konstatieren, in dieser Weise habe ich Ascophyllum nodosuni, Fucus serratus, F. yesicu-losus, Laminaria digitata und L. saccharina untersucht, und bei allen die Anwesenheit von Oxalaten nachweisen k\u00f6nnen.\nSicher handelt es sich um sehr geringe Oxalatmengen, die in den Meeresalgen vorhanden sind.\nIll, M&unit.\nIm Jahre 1844 wurde von Stenhouse nachgewiesen, da\u00df die Fucoideen Mannit enthalten. Er untersuchte folgende Arten: Ascophyllum nod\u00f6sum, Al\u00e2ria esculenta,' Fucus serratus, F. vesiculosus, Halidrys siliquosa, Laminaria digitata und L. saccharina, alle mit positivem Erfolg, Die Angabe Stenhouses habe ich schon bei einer fr\u00fcheren Gelegenheit (Kylin, 1913, S. 174) best\u00e4tigen k\u00f6nnen ;, ich teilte damals auch mit, da\u00df bei Laminaria Cloustoni und Pylaiella lit oralis ebenfalls Mannit vorkommt. Gegenw\u00e4rtig kann ich noch drei mannithaltige Fucoideen hinzuf\u00fcgen, n\u00e4mlich Chorda filum, Spermatochnus paradoxus und Sphacelaria bi-pinnata. Alle bisher untersuchten Fucoideen haben sich als mannithaltig erwiesen.\nEs ist bekannt, da\u00df Mannit bei den Pilzen auftritt, da\u00df er aber oft erst beim Trocknen gebildet wird, und zwar durch eine Umwandlung der Trehalose (vgl. die Angaben in Cz apek , Biochemie der Pflanzen, zweite Auflage, Bd. 1, S. 299). Und da bei m\u00ebinen Untersuchungen \u00fcber das Vorkommen von Mannit bei den Fucoiden getrocknetes Material benutzt wurde, erhebt sich die Frage, ob nicht auch bei den Braunalgen der Mannit erst beim Trocknen Entsteht. Um diese Frage zu beantworten, wurden frische, eben aus dem Meere geholte Thallusteile von Laminaria digitata in siedenden Alkohol gelegt, eine Stunde unter R\u00fcckflu\u00df gekocht und dann bis zum n\u00e4chsten Tag stehen gelassen. Nach dem Abfiltrieren wurde das Extrakt auf dem Wasserbade stark eingeengt, mit siedendem Alkohol","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"Harald Kylin,\nversetzt und unmittelbar filtriert. Beim Erkalten entstanden Mannitkrystalle. Mannit mu\u00df demnach bei Laminaria digi-tata schon in den frischen Thallusteilen vorhanden gewesen sein. Auf dieselbe Weise und mit demselben Erfolg sind auch Ascophyllum nodosum und Fucus vesiculosus untersucht worden.\nSien house berichtet auch \u00fcber das Vorkommen von Mannit bei einer Floridee, Rhodymenia pal ma ta. Diese Angabe kann ich aber nur insofern best\u00e4tigen, als es gelingt, aus dieser Alge mannit\u00e4hnliche, s\u00fc\u00dfschmeekende Krystalie herzustellen. Es handelt sich aber hier nicht um Mannit, sondern um Trehalose (vgl. n\u00e4her S. 360). Mannit fehlt dagegen bei Rhodymenia palmata sowohl vor wie nach dem Trocknen. Unter den \u00fcbrigen Florideen habe ich in bezug auf das Vorkommen von Mannit folgende Arten untersucht: Ceramium rubrum, Chondrus crispus, FurceUaria fastigiata und Uorphyra laciniata. Bei keiner dieser Arten lie\u00df sich Mannit nachweisen.\nIn Ulva latissima (U. lactuca) konnte Stenhouse keinen Mannit auffinden. Diese Ghlorophycee habe ich auch gepr\u00fcft, Mannit war aber nicht vorhanden; in Enteromorpha intestinalis fehlt Mannit ebenfalls.\nAus 1000 g trockner Laminaria saccharina erhielt Stenhouse 121,5 g Mannit. Diese Alge soll demnach 12,15\u00b0/o Mannit enthalten. Es ist aber zu bemerken, da\u00df die Ausbeute sicher nicht reinen Mannit darstellte, sondern ohne Zweifel mit einer nicht unbedeutenden Menge Salze veruneinigt war. Die Angabe 12,15 \u00b0/o ist also zu hoch, Die Mannitmenge der Laminaria digitata sch\u00e4tzt Stenhouse als kaum halb so gro\u00df wie die der L. saccharina ; die Menge bei Halidrys siliquosa belaufe sich*auf 5\u20146\u00b0/\u00ab und die bei Fucus vesi-culosus auf 1\u20142\u00b0/o. F. serratus soll etwas weniger Mannit als Laminaria digitata enthalten.\nDie Angaben der Mannitmengen der Fucoideen sind demnach sehr unsicher, und um diesen Mangel einigerma\u00dfen abzuhelfen, habe ich Versuche gemacht, den Mannit bei drei Fucoideen quantitativ zu bestimmen. Die Untersuchung ist in","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 353\nfolgender Weise bewerkstelligt worden. 25 g an der Luft getrocknetes, zerkleinertes Material wurden mit 750 ccm Wasser \u00fcbergossen, eine Stunde in siedendem Wasserbade gekocht und bis zum, n\u00e4chsten Tag stehen gelassen. Das Extrakt wurde dann durch ein Seidentuch abfiltriert, das Material wieder mit 500 ccm Wasser versetzt, eine Stunde gekocht, bis zum n\u00e4chsten Tag stehen gelassen, dann abfiltriert und gut ausgewaschen. Die vereinigten Wasserextrakte wurden bis auf etwa 100 ccm konzentriert, mit 400 ccm Alkohol gef\u00e4llt, hei\u00df abfiltriert und mit warmem Alkohol ausgewaschen. Dies Verfahren wurde noch einmal wiederholt, nur mit dem Unterschied, da\u00df die Konzentration bis auf etwa 25 ccm getrieben, und diese Losung \u00b0 dann mit zehn Volumen warmen Alkohols gef\u00e4llt wurde. Alle amorphen Kohlenhydrate lassen sich aber nicht auf diese Weise entfernen, geringe Mengen Laminarin bleiben immer \u00fcbrig. Um diese zu entfernen, wurde das Filtrat von der letzten Alkoholf\u00e4llung stark konzentriert (bis auf etwa 30 ccm) mit Schwefels\u00e4ure bis 5\u00b0/o versetzt und 4 Stunden in siedendem Wasserbade gekocht, um das Laminarin vollst\u00e4ndig zu hydrolysieren. Die Schwefels\u00e4ure wurde dann mit NaOH neutralisiert, die L\u00f6sung stark konzentriert, mit dem zehnfachen Volumen warmen Alkohols versetzt, hei\u00df abfiltriert und mit warmem Alkohol gut nachgewaschen. Das Filtrat wurde dann zum Zweck des Auskrystallisierens des Mannits mehrere Tage im Eisschrank stehen gelassen. Der Mannit wurde abfiltriert und getrocknet, das Filtrat aber, um die noch vorhandenen Mannit-mengen zum Auskrystallisieren zu bringen, noch einmal auf die oben beschriebene Weise behandelt. Die vereinigten Mannit-mengen wurden bei + 110\u00b0 getrocknet und gewogen. Um die Verunreinigung von Salzen zu bestimmen, wurde die Mannit-menge vorsichtig zum Verkohlen gebracht, mit Wasser ausgelaugt, abfiltriert und gut gewaschen. Das Filtrat wurde dann zur Trockenheit verdampft, und nach dem Vertreiben alles Wassers gewogen. Der Unterschied dieser beiden Bestimmungen wird von dem reinen Mannit repr\u00e4sentiert. Die Resultate der quantitativen Mannitbestimmung sind in der Tabelle 1 wiedergegeben.","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"35 4\nHarald Kylin, Tabelle 1.\nQuantitative Mannitbestimmung.\n-; \u2018\t, \u25a0-\ty : Trocken- gewicht des Materials \u00ab\tMenge \u25a0 Mannit und Salz g\t, r \u25a0 \u25a0.\ti\t.\t\" Menge Menge Salz- ! Mannit i g\tg\t\tMannit in % des Trockengewichts\nAscojdiyllum nodosum\t21,85\t. 1,233\t1 0,113\t1,120\t5,2\nFucus serratus . , .\t22,05\t1,725\t0,301\t1,424\t6,5\nLaminaria digitata . .\t22,10\t1,703\ti 0,299\t1,494\t6,8\nEs ist indessen nicht m\u00f6glich, allen Mannit aus den Alkoholl\u00f6sungen. zum Auskrystallisieren zu bringen und die obigen Angaben w\u00e4ren demnach etwas zu klein. Dies wird aber andererseits dadurch kompensiert, da\u00df sich wohl kaum alle fremden organischen Stoffe entfernen lassen. Ich halte den ersteren Fehler f\u00fcr gr\u00f6\u00dfer als den letzteren und die Angaben w\u00e4ren demnach immer als etwas zu klein zu betrachten. Die Angaben gelten \u00fcbrigens f\u00fcr die im August eingesammelten Algen, Wahrscheinlich variieren die Mannitmengen mit den Jahreszeiten ; vgl. das Laminarin S. 399.\nDie Angabe Stenhouse, da\u00df Laminaria saccharina doppelt so viel Mannit enth\u00e4lt als L. digitata, ist meiner Erfahrung gem\u00e4\u00df nicht richtig. Ich halte es f\u00fcr wahrscheinlicher, da\u00df diese beiden Laminaria-Arten approximativ gleiche Mengen \u00c4Jannit enthalten. Halidrys siliquosa und Chorda filum enthalten gro\u00dfe Mengen Mannit, etwa wie die Laminaria-Arten, Halidrys wahrscheinlich sogar mehr. Fucus vesi-culosus steht in bezug auf die Mannitmenge Ascophyllum am n\u00e4chsten.\nIV. Die Zuckerarten der Florideen.\nTihomirow (1910) gibt an, da\u00df die Florideen Chondrus crispus und Gigartina mamillosa einfache Zuckerarten enthalten. Zum Zweck des Nachweises behandelte er Thallusteile dieser Algen mit essigsaurem Phenylhydrazin in genauem Anschlu\u00df an eine Methode von Senft. Die Pr\u00e4parate wurden bei Zimmertemperatur liegen gelassen und nach etwa einem","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresaigen. &)f>\nMonate erschienen die gelben Sph\u00e4rokrystalle des Phenylosazons, die die Anwesenheit einfacher Zuckerarten beweisen w\u00fcrden. Dies ist in der Literatur die einzige Angabe \u00fcber einfache Zuckerarten bei den Florideen, aus Gr\u00fcnden, die ich uijfen anf\u00fchren werde, scheint mir aber der Beweis nicht vollkommen einwandfrei zu sein.\nNach Kolkwitz (1900, \u00bbS.55-) bekommt man beim Kochen der Thallusteile der Florideen in Fehlings Fl\u00fcssigkeit keinen Niederschlag von Kupferoxydul, und dies w\u00fcrde die Abwesenheit reduzierender Zuckerarten beweisen. Die Richtigkeit dieser Angabe von Kolk Witz kann ich best\u00e4tigen. Mehrmals habe ich \\ erschiedene Florideen mit F ch 1 i n g s Fl\u00fcssigkeit gepr\u00fcft, aber keine reduzierenden Stoffe linden k\u00f6nnen. Nor eine stellt eine Ausnahme dar, n\u00e4mlich Furcellaria fastigiata, bei welcher eine Art Gerbs\u00e4ure vorhanden ist (vgl. n\u00e4her Kylin 1912, S. 409).\nDurch die vonSenft ausgedachte Phenylhydrazinmethodo habe ich mikrochemisch eine Reihe verschiedener Florideen auf das Vorkommen von Zuckerarten gepr\u00fcft. Von jeder Art wurden drei Pr\u00e4parate angesetzt, das eine wurde drei Tage bei Zimmertemperatur aufbewahrt, das zweite wurde eine halbe Stunde und das dritte zwei Stunden im W\u00e4rmeschrank auf 100\u00b0 erhitzt. In keinem Falle wurden aber Phenylosazonkrystalle erhalten. Dieser Erfolg schlie\u00dft das Vorkommen von Monosacchariden oder leichter hydrolysierbaren Disacchariden (besonders Rohrzucker) aus. Die erster en h\u00e4tten schon in der K\u00e4lte Osazon-krystalle bilden m\u00fcssen, die letzteren w\u00e4ren wenigstens nach zweist\u00fcndigem Erhitzen hydrolysiert worden und h\u00e4tten dann Osazonkrystalle ergeben. Die in der K\u00e4lte auf bewahrten Pr\u00e4pa-rate habe ich, wie oben gesagt worden ist, drei tage liegen lassen. Die Zeit bis zu einem Monat auszudehnen, wie Thiho-mirow getan hat, scheint mir unzweckm\u00e4\u00dfig, da es nicht ausgeschlossen ist, da\u00df w\u00e4hrend einer so langen Zeit Monosaccharide aus Polysacchariden irgend einer Art entstehen k\u00f6nnen, und da es mir scheint, als ob man nicht von mikrochemisch nachweisbaren Mengen von Monosacchariden sprechen kann; wenn nach drei Tagen in der K\u00e4lte keine Osazonkrystalle entstanden sind\nHopp\u00e7-Seyler \u00e2 Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCtV.\t24","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"ado\tHarald Kylin,\nAus dem oben angef\u00fchrten geht demnach hervor, da\u00df Monosaccharide und unter den Disacchariden wenigstens Hohrzucker sich mikrochemisch bei den Florideen nicht nachweisen lassen. Dies schlie\u00dft immerhin nicht aus, da\u00df diese Zuckerarten in so geringen Mengen vorhanden sind, da\u00df man sie erst makrochemisch nachweisen kann.\nDie makrochemische Untersuchung \u00fcber die Zuckerarten der Florideen habe ich auf folgende Weise bewerkstelligt. Die frischen, eben aus dem Meere geholten Algen wurden mit destilliertem Wasser \u00fcbergossen und dann zehn Tage bei Zimmertemperatur stehen gelassen, als Antiseptikum wurde Toluol zugesetzt. Die Algenmenge wurde in keinem Falle n\u00e4her bestimmt, \u00fcberstieg aber nicht etwa 70 g Trockengewicht. Nach dem Abfiltrieren wurde das Extrakt auf dem Wasserbade konzentriert und mit etwa vier Volumen Alkohol gef\u00e4llt, die Alkoholl\u00f6sung wurde noch einmal konzentriert und nun mit acht Volumen Alkohol gef\u00e4llt. Nachdem die amorphen, aus Zellwandschleim bestehenden Polysaccharide auf diese Weise entfernt worden waren, wurde das Filtrat unter Zusatz von Wasser konzentriert, bis der Alkohol vollkommen vertrieben worden war. Die etwas gelbbraun gef\u00e4rbte L\u00f6sung wurde schlie\u00dflich mit Tierkohle gereinigt.\nDie auf die oben beschriebene Weise erhaltene L\u00f6sung enth\u00e4lt diejenigen Mono- und Disaccharide, die in den Algenzellen vorhanden sind. Um die Natur dieser Zuckerarten zu bestimmen, wurde die L\u00f6sung folgenderma\u00dfen untersucht. Die optische Drehung wurde bestimmt und auf ihre Eigenschaft, die Fehling sehe Fl\u00fcssigkeit prim\u00e4r zu reduzieren, gepr\u00fcft, da aber das Reduktionsverm\u00f6gen sich als sehr gering erwies, konnte es nicht quantitativ bestimmt werden. Eine Portion der L\u00f6sung wurde mit essigsaurem Phenylhydrazin versetzt und dann im siedenden Wasserbade gekocht. Nach 3 k Stunden wurde nachgesehen, ob sich ein Niederschlag von Osazon gebildet hatte, da aber dies nie der Fall war, wurde die L\u00f6sung noch bU Stunden gekocht und dann zum Abk\u00fchlen bei Zimmertemperatur hingestellt. Erst nach dem Erkalten wurde eine geringe Menge Osazonkrystalle erhalten. Die L\u00f6sung wurde","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 357\nauch mit Resorcinsalzs\u00e4ure gekocht (Seiiwanoffs Probe), in keinem Palle wurde aljer eine so betr\u00e4chtliche Rotf\u00e4rbung erhalten, da\u00df sie auf die Gegenwart vonL\u00e4vulose hindeuten k\u00f6nnte. Um die L\u00f6sung zu invertieren, wurde ein genau abgemessenes Volumen mit Schwefels\u00e4ure bis zu 5\u00b0/o versetzt' und Zwei Stunden im siedenden Wasserbade gekocht\u00ab Nach der Inver- \u2018 tierung wurde soviel Wasser zugesetzt, da\u00df das Volumen genau dasjenige wurde, welches zur Invertierung abgemessen worden war. Die invertierte L\u00f6sung wurde dann in bezug auf ihr Drehungsverm\u00f6gen und ihre Reduktionsf\u00e4higkeit untersucht. Da sich die L\u00f6sung w\u00e4hrend der Invertierung braun verf\u00e4rbte, war es nicht m\u00f6glich, das Drehungsverm\u00f6gen mit gr\u00f6\u00dferer Genauigkeit zu bestimmen. F\u00fcr die Bestimmung wurde eine 1 dm-R\u00f6hre benutzt. Die abgelesenen Rotationswinkel sind in der Tabelle 2 verdoppelt worden, um sie leichter mit denen der nicht invertierten L\u00f6sung vergleichbar zu machen, die mittelst einer 2 dm-R\u00f6hre bestimmt wurden. Die Reduktionsf\u00e4higkeit wurde durch Titrierung nach Fehling bestimmt. Die . Resultate sind in der Tabelle 2 zusammengestellt worden.\nTabelle 2.\nDie Zuckerarten der Florideen.\n\tMenge\tVor\t\tNach\t\n\tder\tder Invertierung\t\tder Invertierung\t\n\tL\u00f6-\tDrehungs-\tHeduktions- F\u00e4higkeit\tDrehungs-\tRc.luktions- f\u00e4higkeit\n\tsung\tverm\u00f6gen\tals Dextrose\tverm\u00f6gen in 2 dm-\tals Dextrose\n\t\tin 2 dm-\tberechnet\t\tberechnet\n\tccm\tR\u00f6hre\t>, :\tR\u00f6hre,\t\u00ae/o\nBangia fuscopurpurca\t35\t\u25a0f 1,25\u00b0\tSpuren\t4- 0,5\u00ae\t0,30\nCeramium rubrum . .\t100\t\u2014 0,85\u00ae\tSpuren\t\u2014 0,3\u00ae\t0,1\nChondrus crispus . .\t34\t4* 4,20\u00b0\tSpuren\t4- M \u00b0\t0,98\nPorphyra laciniata . .\t35\t+ 3,05\u00b0\tSpuren\t+*&..\t0,94\nRhodymenia palmata .\t100\t4-17,95\u00b0\t0,1\t4-6,3\u00ab\t3,87\nIn bezug auf Tabelle 2 m\u00f6chte ich nun zuerst hervorheben, da\u00df die zu. untersuchenden L\u00f6sungen sich in allen F\u00e4llen als schwach reduzierend erwiesen. Wird dies mit der schon oben angef\u00fchrten Tatsache zusammengestellt, da\u00df Osazon-\n.\t\u2022'\ti\t24*","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"krystaUe immer erhalten wurden, wenn auch erst nach dem Erkalten der L\u00f6sungen und in sehr geringen Mengen, so wird durch diese beiden Fakta der Beweis erbracht, da\u00df die untersuchten Florideen einfache Zuckerarten enthalten, da\u00df diese aber nur in \u00e4u\u00dferst geringen Mengen vorhanden sind. Nun erhebt sich aber die Frage, ob ein Gemisch von Dextrose und L\u00e4vulose, oder ob nur eine dieser Zuckerarten vorliegt. Dextrose und L\u00e4vulose von einander zu unterscheiden, wenn sie gleichzeitig in einer L\u00f6sung Vorkommen, ist indessen eine schwierige Aufgabe, und besonders, wenn sie, wie im hier vorliegenden Falle, nur in sehr geringen Mengen vorhanden sein k\u00f6nnen. Ich will aber darauf hinweisen, da\u00df die Gegenwart von L\u00e4vulose sich durch die SeHwanoffsche Probe nicht hat best\u00e4tigen lassen, und es liegt daher am n\u00e4chsten, zu behaupten, da\u00df diese Zuckerart bei den Florideen fehlt, und also nur die Gegenwart von Dextrose anzuerkennen. Der negative Erfolg der Seliwanoffschen Probe gestattet auch die Behauptung, da\u00df Rohrzucker bei den Florideen fehlt. Diese Zuckerart ist, wie bekannt, aus Dextrose und L\u00e4vulose aufgebaut und. gibt bei der Pr\u00fcfung mit der Seliwanoffschen Probe ihrem Gehalt an L\u00e4vulose zufolge eine kr\u00e4ftige Rotf\u00e4rbung.\nNun gibt es aber eine reduzierende Zuckerart, die nach zweist\u00fcndigem Kochen und darauf folgendem Erkalten Osazon-krvstalle gibt. Dies ist Maltose, und die oben als Beweise f\u00fcr die Gegenwart von Dextrose angef\u00fchrten Tatsachen k\u00f6nnten also auch mit dem Vorkommen von Maltose im Einklang stehen. Die geringe Ausbeute an Osazon zeigt indessen, da\u00df diese Zuckerart, wenn sie wirklich vorhanden ist, nur in sehr geringen Mengen vorliegen kann. Es gilt demnach, noch einen Beweis zu liefern, welcher die Gegenwart von Dextrose unzweideutig beweisen kann, und diesen erbringe ich Unter Hinweis auf folgende Versuchsanordnung. Die mit essigsaurem Phenylhydrazin versetzte L\u00f6sung wurde drei Viertelstunden in siedendem Wasserbade gekocht und dann bei Zimmertemperatur zum Erkalten stehen gelassen. Vor dem Erkalten gab es in der L\u00f6sung keine Osazonkrystalle, solche bildeten sich aber in geringen Mengen w\u00e4hrend des Erkaltens. In","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Hiochemie der Meeresalgen. 359\ndiesen F\u00e4llen k\u00f6nnen keine Maltoseosazonkrystalle mitspielen, da sie nach einem Kochen von so kurzer Dauer nicht gebildet werden. Es ist demnach erwiesen, da\u00df die untersuchten Florideen Spuren von Dextrose enthalten: ob daneben auch Spuren von Maltose vorhanden sind, mu\u00df dahingestellt werden; so viel geht aber aus dem oben Angef\u00fchrten hervor, da\u00df Maltose in nachweisbaren Mengen nicht vorkommt.\nMan k\u00f6nnte nun den Einwurf machen, da\u00df die untersuchten L\u00f6sungen freilich Spuren von Dextrose enthalten, da\u00df sich aber diese Spuren w\u00e4hrend der Reinigung der Extrakte gebildet haben und demnach nicht in den lebenden Florideen vorhanden w\u00e4ren. Die Wasserextrakte haben eine sehr schwach alkalische Reaktion (vgl. S. 349), w\u00e4hrend des Konzentrierens wird aber die Reaktion schwach sauer, was darauf beruht, da\u00df Ammoniak aus den vorhandenen Ammoniumsalzen entweicht. Die saure Reaktion ist aber so unbedeutend, da\u00df man bei vorsichtigem Konzentrieren auf dem Wass\u00e8rbade nur an eine unbedeutende Spaltung von Rohrzucker zu denken hat. Nun ist aber diese Zuckerart nicht vorhanden, und es scheint mir deshalb vollkommen sicher, da\u00df die in den L\u00f6sungen nachgewiesenen Spuren von Dextrose auch in den Algen pr\u00e4formiert sind.\nWerden die Angaben \u00fcber das Drehungsverm\u00f6gen und die Reduktionsf\u00e4higkeit vor und nach der Hydrolyse miteinander verglichen, so finden wir, da\u00df die untersuchten Arten sich in zwei Gruppen verteilen, ln der einen steht Ceramium rubrum vereinzelt da, die andere schlie\u00dft die \u00fcbrigen vier Arten ein. \u00dcber G er \u00e4m inm kann ich nichts weiteres mitteilen, als was aus den Ziffern der Tabelle hervorgeht, ln bezug auf die anderen [Arten will ich darauf hinweisen, da\u00df das Drehungsverm\u00f6gen der L\u00f6sungen sich w\u00e4hrend der Hydrolyse stark verminderte, w\u00e4hrend die Reduktionsf\u00e4higkeit bedeutend zunahm und au\u00dferdem darauf, da\u00df vor der Hydrolyse nur eine sehr unbedeutende Menge Osazonkrystalle zu erhalten waren. Diese Tatsachen stehen am besten mit der Annahme im Einklang, da\u00df die vier Rotalgen Bangia fuscopurpurea, Chon-","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"..\u00abrot*-;\tHarald Kylin,\ndrus crispus, Porphyra laciniata und Rhodymenia pal-mata \u2018Trehalose enthalten, Trehalose ist ein stark rechtdrehendes, prim\u00e4r nicht reduzierendes Disaccharid, welches kein Osazon gibt.\nUm aber die Annahme, da\u00df Trehalose bei einigen Florideen vorkommt, besser sicherzustellen, wurden noch einige Versuche gemacht. Etwa 70 g an der Luft getrocknetes Material von Rhodymenia palmata wurde mit Wasser extrahiert und das Extrakt in der schon oben beschriebenen Weise gereinigt. Die schlie\u00dflich mit Tierkohle abgef\u00e4rbte L\u00f6sung betrug 105 ccm und zeigte in 2 dm-R\u00f6hre eine Rechtdrehung von 30,1\u00b0. Diese L\u00f6sung, die stark s\u00fc\u00df schmeckte, wurde zum Sirup konzentriert und dann in den Exsikkator \u00fcber Schwefels\u00e4ure hineingestellt. Nach einer Woche war der Sirup zu einem Krystallbrei erstarrt, der aus langen, prismatischen Krystallen bestand. Der Krystallbrei wurde mit Alkohol ausger\u00fchrt, abfiltriert, mit Alkohol nachgewaschen, auf der Nutsche gut abgezogen und dann im Exsikkator getrocknet. Auf diese Weise wurde etwa <>,2 g Substanz erhalten. Die Versuche, diese Substanz durch Umkrystallisieren aus Alkohol weiter zu reinigen, scheiterten; sie wurde deshalb wieder in Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung konzentriert und in den Exsikkator zum Krystalli-sieren hineingesetzt. Der Krystallbrei wurde in der oben beschriebenen Weise behandelt und getrocknet. Es wurden jetzt nur 2,9 g Substanz wieder erhalten, die 5,7% Asche enthielt; 0,2637 g gaben 0,0151 g Asche. Um die spezifische Drehung zu bestimmen, wurden 1,153 g (aschenfrei berechnet) in Wasser gel\u00f6st ; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung nach einem Tage -f 7,39\u00ab' in 2 dm-R\u00f6hre, Die aus diesen Angaben berechnete spezifische Drehung betr\u00e4gt + 160\u00b0, und dieser Wert stimmt ja ziemlich gut mit den Angaben der spezifischen Drehung der trehalose \u00fcberein, die zwischen + 167 und 178,3 schwanken. Die L\u00f6sung reduzierte die Fehlingsche Fl\u00fcssigkeit kaum merkbar: sie gab keine Osazonkrystalle. Nach dem Hydrolysieren (5\u00b0/oige Schwefels\u00e4ure, 4 Stunden) war die optische Drehung + 2,50 in 2 dm-R\u00f6hre gemessen, was einer 2,37 \u00b0/\u00abigen Dextrosel\u00f6sung enispricht. Die prim\u00e4re L\u00f6sung enthielt 2,31% Substanz","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 301\n(Trehalose) und war diese also beim Hydrolysieren in Dextrose umgewandelt worden.\nDurch die oben angef\u00fchrten Tatsachen ist vollkommen sicher bewiesen, da\u00df Trehalose bei Rhodymenia palmata vorkommt. Die Trehalosemenge scheint auch nicht unbedeutend zu sein, wahrscheinlich etwa 100/o des Trockengewichtes. Ich verweise auf die Angabe, da\u00df ich aus etwa 70 g an der Luft getrockneten Materials 105 ccm Zuckerl\u00f6sung erhielt, die in 2 dm-R\u00f6hre eine Drehung von + 30,1\u00b0 zeigte, was einer etwa 8,5\u00b0/\u00abigen Trehalosel\u00f6sung entspricht und auf die Angabe, da\u00df das erste Auskrystallisieren eine Ausbeute von etwa 6,2 g gab, welche Angaben freilich keine sichere quantitative Berechnung, wohl aber eine approximative Sch\u00e4tzung gestatten.\nAuch mit Chondrus crispus sind die Versuche, Trehalose nachzuweisen, wiederholt worden. 70 g an der Luft getrocknetes Material wurde mit Wasser extrahiert und das Extrakt in \u00e4hnlicher Weise wie bei Rhodymenia palmata gereinigt. Die gereinigte L\u00f6sung betrug 60 ccm; optische Drehung in 2 dm-R\u00f6hre vor der Hydrolyse + 6,2*, nach der Hydrolyse (5 \u00b0/oige Schwefels\u00e4ure, 4 Stunden) -f 2,1; L\u00f6sung prim\u00e4r sehr schwach, sekund\u00e4r stark reduzierend. Diese Angaben stimmen mit denen in der Tabelle 2 \u00fcberein und unter Hinweis darauf, da\u00df das Vorkommen von Trehalose bei Rhodymenia sicher bewiesen ist, best\u00e4tigen sie die Annahme, da\u00df diese Zuckerart auch bei Chondrus crispus vorhanden ist. Die Menge ist aber bei Chondrus crispus bedeutend geringer als bei Rhodymenia palmata.\nEine geringe Menge getrocknetes Material von Porphyra laciniata wurde in derselben Weise wie Chondrus crispus untersucht und die dabei erhaltenen Ergebnisse best\u00e4tigten die Angaben, die schon in der Tabelle 2 gemacht sind, Die Versuche mit Bangia fuscopurpurea zu wiederholen, habe ich keine Gelegenheit gehabt, diejenigen aber mit Ceramium rubrum sind wiederholt worden, wodurch die Angaben in der Tabelle 2 sich best\u00e4tigen lie\u00dfen und also sicher bewiesen wurde, da\u00df Trehalose bei dieser Alge fehlt.","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":";\tHarald Kylin,\nDie oben gegebene Auseinandersetzung \u00fcber die Zuckerarten der Florideen l\u00e4\u00dft sich folgender weise zusammenfassen, l'nter den Monosacchariden sind Spuren von Dextrose vorhanden, L\u00e4vulose fehlt dagegen. Unter den Disacchariden fehlt Rohrzucker: Maltose fehlt ebenfalls oder es sind nur nicht sicher nachweisbare Mengen vorhanden; bei vier unter f\u00fcnf untersuchten Arten kommt Trehalose vor, als trehalosehaltig haben sich Ban-gia fuscopurpurea, Chondrus crispus, Porphyra la-ciniata und Rhodymenia palmata erwiesen; bei der letzten ist die Trehalosemenge etwa 10\u00b0/o des Trockengewichtes; Trehalose fehlt bei Ceramium rubrum.\nDer Beobachtung, da\u00df einfache Zuckerarten (Dextrose), wenn auch in sehr geringen Mengen, in den Florideen vorhanden sind, mu\u00df man meiner Meinung nach eine gro\u00dfe theoretische Bedeutung z\u00fcerkennen, wenn es gilt, die Assimilationsvorg\u00e4nge dieser Algen n\u00e4her zu er\u00f6rtern, oder die Frage zu beantworten, welche Stoffe bei der Assimilation der Rotalgen in erster Linie gebildet werden. Bei den h\u00f6heren (gr\u00fcnen) Pflanzen wird nach den grundlegenden Untersuchungen von Sch im per (1885) durch die Assimilation immer Glykose \u2022 = einfache Zuckerarten) gebildet. Er fa\u00dft das Hauptresultat seiner Untersuchungen in folgender Weise zusammen (a. a. 0, S. 787): \u00abWir d\u00fcrfen aus diesen Erscheinungen mit gr\u00f6\u00dfter Wahrscheinlichkeit schlie\u00dfen, da\u00df \u00fcberall im Assimilationsproze\u00df Glykose gebildet wird und da\u00df die St\u00e4rke aus dieser Glykose entsteht, wenn die Menge derselben in der Zelle ein bestimmtes, je nach der Art ungleiches Maximum \u00fcberschreitet\u00bb.\nWie bekannt, spricht man in der Pflanzenphysiologie von solchen Pflanzen, die \u00abSt\u00e4rkebl\u00e4tter\u00bb, und von solchen, die - Zuckerbl\u00e4tter\u00bb besitzen, und versteht unter diesen Ausdr\u00fccken, da\u00df sich die durch den Assimilationsproze\u00df prim\u00e4r gebildete Glykose bei einigen Pflanzen sehr rasch in St\u00e4rke umsetzt, sich dagegen bei anderen nur in geringen Mengen oder \u00fcberhaupt garnicht zu St\u00e4rke kondensiert. Im ersteren Falle spricht man von \u00abSt\u00e4rkebl\u00e4ttern\u00bb, im letzteren von \u00abZuckerbl\u00e4ttern\u00bb. In den -St\u00e4rkebl\u00e4ttern\u00bb sind Zuckerarten nur in geringen","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. M3\nMengen vorhanden, in den \u00abZuckerbl\u00e4ttern\u00bb werden sie dagegen nicht unbetr\u00e4chtlich angeh\u00e4uft. Hinsichtlich der Detailangaben verweise ich auf die pflanzenphysiologischen Handb\u00fccher.\nBei den Florideen ist St\u00e4rke vorhanden ynd zwar eine besondere Modifikation, die Florideenst\u00e4rke genannt worden ist, ich beabsichtige aber hier nicht, dieses Thema n\u00e4her zu er\u00f6rtern, sondern verweise auf meinen fr\u00fcheren Aufsatz \u00abZur Biochemie der Meeresalgen\u00bb ; die blo\u00dfe Tatsache, da\u00df St\u00e4rke vorhanden ist, ist in diesem Zusammenhang hinreichend.\nHaben wir also die beiden Tatsachen vor Augen, da\u00df St\u00e4rke bei den Florideen vorkommt, einfache Zuckerarten aber nur in kaum nachweisbaren Mengen, so liegt es sehr nahe, die Assimilationsvorg\u00e4nge dieser Algen mit denen der \u00abSt\u00e4rkebl\u00e4tter\u00bb zu vergleichen, d. h. in beiden F\u00e4llen sind einfache Zuckerarten als das Assimilationsprodukt zu bezeichnen, diese werden aber nie angeh\u00e4uft, sondern schnell zu St\u00e4rke kondensiert, die einen Reservestoff darstellt. Prim\u00e4r* werden also bei den Florideen in \u00e4hnlicher Weise wie bei den h\u00f6heren Pflanzen durch den Assimilationsproze\u00df einfache Zuckerarten gebildet, im Verlauf der weiteren Bearbeitung dieser Zuckerarten sind aber die Florideen am n\u00e4chsten; den \u00abSt\u00e4rkebl\u00e4ttern\u00bb vergleichbar. Es bestehen immerhin Unterschiede, indem von den Florideen und von deh \u00ab St\u00e4rkebl\u00e4ttern\u00bb verschiedene St\u00e4rkemodifikationen gebildet werden. Hierzu kommt noch, da\u00df bei den Florideen die prim\u00e4r gebildete Dextrose sich nicht nur zu St\u00e4rke, sondern in einigen F\u00e4llen auch zu Trehalose kondensiert. Die Trehajose entspricht dann den Disacchariden Rohrzucker und Maltose, die in den \u00abSt\u00e4rkebl\u00e4ttern\u00bb auftreten k\u00f6nnen.\nV. Die Zuekerarten der Fucoideen.\nWerden Schnitte oder Thallusteile von Fucoideen in Fehlings Fl\u00fcssigkeit gekocht, erh\u00e4lt man immer einen reichlichen Niederschlag von Kupferoxydul. Reduzierende Stoffe sind demnach vorhanden und es k\u00f6nnte ja sein, da\u00df unter diesen Stoffen auch Zuckerarten w\u00e4ren. Ein reduzierender","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"^\t,\tHarald Kylin,\nStoff, der in den Fuc\u00f6ideen immer vorzukommen scheint, ist aber das Fukosan, welches einen mit den Gerbstoffen verwandten Stoff darstellt (vgl. n\u00e4her Kylin, 1912 und 1914), und man kann also aus der Tatsache, da\u00df Schnitte, Thallusteile oder Extrakte aus Fuc\u00f6ideen die Fehlingsche Fl\u00fcssigkeit reduzieren, keine Schl\u00fcsse in bezug auf das Vorkommen reduzierender Zuckerarten bei diesen Algen ziehen.\nTihomirow (1910) behauptet, die Gegenwart von einfachen Zuckerarten bei mehreren Fuc\u00f6ideen nachgewiesen zu haben. Er behandelte Schnitte mit essigsaurem Phenylhydrazin nach der Methode von Senft und erhielt in den Zellen einen gelbbraunen Niederschlag, der aus Sph\u00e4rokrystallen von Phenyl-osazon bestehen sollte und das Vorkommen von einfachen Zuckerarten beweisen w\u00fcrde. Die Pr\u00e4parate wurden bei Zimmertemperatur liegen gelassen und der Niederschlag trat erst nach einer bis zwei Wochen auf. In diesem Zusammenhang will ich aber die Bemerkung wiederholen, die ich schon hinsichtlich des mikrochemischen Nachweises des Zuckers bei den Florideen gemacht habe, n\u00e4mlich da\u00df es mir unzweckm\u00e4\u00dfig scheint, die Versuchszeit so lange auszudehnen, da es nicht ausgeschlossen ist, da\u00df w\u00e4hrend derselben Monosaccharide aus Polysacchariden irgend einer Art entstehen k\u00f6nnen (vgl. S. 355).\nln \u00e4hnlicher Weise wie bei den Florideen habe ich durch die Phenylhydrazinmethode von Senft eine Reihe verschiedener Fuc\u00f6ideen auf das Vorkommen von Zuckerarten g\u00e9pr\u00fcft. Von jeder Art wurden also drei Pr\u00e4parate angesetzt, das eine wurde drei l\u00e4ge bei Zimmertemperatur auf bewahrt, das zweite wurde eine halbe Stunde und das dritte zwei Stunden im W\u00e4rmeschrank auf 100\u00b0 erhitzt. In keinem Falle wurden aber die gelben Krystallnadeln des Phenylglykosazons erhalten, wohl aber bisweilen gelbbraune sph\u00e4rokrystall\u00e4hnliche Gebilde, die m\u00f6glicherweise als Sph\u00e4rokrystalle aus Glykosazon zu deuten sind (vgl, Kylin, 1914, S. 175). Diese Gebilde treten aber nur sp\u00e4rlich auf und fehlen im allgemeinen vollkommen.\nAls Schlu\u00dffolgerung der oben angef\u00fchrten Versuche ergibt sich, da\u00df Monosaccharide und unter den Di-","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 365\nsacchariden der Rohrzucker in erw\u00e4hnenswerten Mengen bei den Fucoideen nicht vorhanden sind; in geringen Mengen sind sie m\u00f6glicherweise vorhanden,, mikrochemisch l\u00e4\u00dft sich dies aber kaum sicher nach-weisen (vgl. die Auseinandersetzung, die hinsichtlich des mikrochemischen Nachweises der Zuckerarten bei den Florideen auf S. 356 gegeben wurde).\nDie Untersuchung \u00fcber das Vorkommen von Zuckerarten mu\u00df man also auf makrochemische Weise weiter treiben, und schon in meinem fr\u00fcheren Aufsatz \u00abZur Biochemie der Meeresalgen\u00bb habe ich durch makrochemische Untersuchungsmethodeh feststellen k\u00f6nnen, da\u00df geringe Mengen einfacher Zuckerarten bei den Fucoideen wirklich vorhanden sind. Sp\u00e4ter habe ich die Untersuchung wiederholt und auch einigerma\u00dfen erg\u00e4nzt, und ich m\u00f6chte hier dar\u00fcber etwas mitteilen.\nAn der Luft getrocknetes, zerkleinertes Material wurde drei Tage in 50\u00b0/oigem Alkohol extrahiert (etwa 400 ccm auf 100 g Material), dann abfiltriert und wieder drei Tage in Alkohol von derselben St\u00e4rke extrahiert. Die vereinigten Extrakte wurden auf dem Wasserbade konzentriert und mit vier Volumen Alkohol gef\u00e4llt. Das Filtrat wurde nach dem Abfiltrieren des Niederschlages wieder stark konzentriert und mit zehn Volumen Alkohol gef\u00e4llt. Dies Verfahren wurde noch einmal wiederholt, um die amorphen Polysaccharide (das Laminarin) so gut wie m\u00f6glich zu entfernen. Die alkoholische L\u00f6sung wurde dann unter Zusatz von Wasser auf dem Wasserbade verdampft, bis der Alkohol vollkommen vertrieben worden war. Die auf diese Weise erhaltene Wasserl\u00f6sung, die von Phykoph\u00e4in (oxydierendes Fukosan) mehr oder weniger tief braun gef\u00e4rbt war, wurde, um das Fukosan zu entfernen, mit Bleiessig gef\u00e4llt, mit Schwefelwasserstoff entbleit, nach dem Abfiltrieren des Schwefelbleis mit Natronlauge neutralisiert und im Vakuum konzentriert. Die so erhaltene L\u00f6sung war farblos oder schwach gelblich gef\u00e4rbt; im letzteren Falle wurde sie mit einer geringen Menge Tierkohle abgef\u00e4rbt.\nDie L\u00f6sung ist jetzt in bezug auf die Natur der in ihr vorkommenden Zuckerarten zu untersuchen. Die Untersuchung","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"Harald K y lin,\nist in derselben Weise bewerkstelligt worden, wie die Untersuchung der L\u00f6sungen, die aus den Florideen dargestellt worden sind. Ich verweise deshalb auf die schon fr\u00fcher gegebene .Schilderung und beabsichtige hier nur die wichtigsten Momente hervorzuheben.\nDie L\u00f6sung wurde in bezug auf das Drehungsverm\u00f6gen und die Reduktionsf\u00e4higkeit vor und nach der Invertierung gepr\u00fcft. Um die L\u00f6sung zu invertieren, wurde Schwefels\u00e4ure bis zu 5\u00b0/o zugesetzt und dann eine Stunde im siedenden Wasserbade gekocht. Eine Portion der L\u00f6sung wurde vor der Hydrolyse mit essigsaurem Phenylhydrazin versetzt und drei Viertelstunden im siedenden Wasserbade gekocht. Nach dieser Zeit war ein nicht unbedeutender Niederschlag von Osazonkrystallen gebildet worden; das Kochen wurde noch f\u00fcnf Viertelstunden fortgesetzt; dann hei\u00df abfiltriert und bei Zimmertemperatur zum Erkalten stehen gelassen. Es bildete sich dabei noch eine geringe Menge Osazonkrystalle. Die L\u00f6sung wurde auch mittels der Seliwanofl sehen Probe (Resorcin-Salzs\u00e4ure) gepr\u00fcft, die dabei auftretende Rotf\u00e4rbung war aber nicht hinreichend stark, um die Gegenwart von L\u00e4vulose oder Rohrzucker zu beweisen. Diese Zuckerarten fehlen, wie meine Untersuchungen zeigen werden, bei den Fucoideen. In meinem fr\u00fcheren Aufsatz \u00abZur Biochemie der Meeresalgen\u00bb habe ich nachzuweisen versucht, da\u00df L\u00e4vulose wahrscheinlich bei den Fucoideen vorkommt, wobei ich aber die bei der Seiiwanoffsehen Probe auftretende Rotf\u00e4rbung nicht richtig beurteilte und mich deshalb geirrt habe.\nDie Resultate der Untersuchungen \u00fcber die Zuckerarten der Fucoideen habe ich in der nebenstehenden Tabelle 3 zusammengestelit.\nHinsichtlich der Natur der bei den Fucoideen vorkommenden Z\u00fcckerarten verweise ich zuerst auf die beiden Tatsachen, da\u00df die gereinigten L\u00f6sungen vor der Hydrolyse reduzierend wirken und nach dreiviertelstundigem Kochen Osazonkrystalle geben. Durch diese beiden Tatsachen ist der Beweis erbracht, da\u00df die untersuchten L\u00f6sungen einfache Zuckerarten enthielten. Von den beiden einfachen Zuckerarten,","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 3(17\nTabelle 3.\nDie Zuckerarien der Fucoideen.\n\tAn der\tMenge\tVor\t\t* Nach\t\n\tLuft gefrork-\tder\tder Invertierung\t\tder Invertierung\t\n\tnotes Ma-\tLu-\tDrehungs-\tIteduktinns- f\u00e4higkeil\tDrehungs-\tRediiktbn\u00bb*- fii higkrit\n\tlerial\tsung\tverm\u00f6gen\tals Dextrose\tverm\u00f6gen\tals \u00fcextros.\u00bb\n\t\t\tin 2 dm-\tberechnet\tin 2 dm-\tberechnet\n\tg\tccm\tR\u00f6hre\t\u25a0 V\u00bb\tR\u00f6hre\t\u00b0>\nAscophyllum nodosum\ttoo\t110\ts cT 1\t0,44\t+ tj&\t1.\u00ab\nFucus serratus . . .\t380\t60\t\u00b1 0.00\u201c\t0,80\t0.35\u00ab\t1,00\n\u00bb vesiculosus . .\t460\t110\t- 0.15\u00ab\t0,54\t(Hl\u00ae\t0.87\nLaminaria Cloustoni .\t330\t50\t- 0,57 \u00ab\t0,68 | 0,83\t-f 0,65\u00ab\to,m;(\n\u00bb\tdigitata , .\t500\t00\t+ 0,17\u00ab\t\t+ o,i\u00e4\u00bb\t1.28\n\u00bb\tsaccharina.\t700\t60\t\u2014 0,75\u00bb\t1,28\t4- 0.55\u00ab\t1,70\nDextrose und L\u00e4 vu lose, die hier in Frage kommen k\u00f6nnen, fehlt L\u00e4vulose, wie die Versuche zeigen, die ich airf S. 398 n\u00e4her besprechen werde.\nDie bei den Fucoideen vorkommenden Dextrosemengen sind aber sehr unbedeutend. Eine approximative Berechnung l\u00e4\u00dft sich aus den Angaben in der Tabelle 3 machen. Die extrahierten Algenmengen sind dort angegeben, weiter die Menge der schlie\u00dflich erhaltenen Zuckerl\u00f6sungen, und die Reduktionsf\u00e4higkeit dieser L\u00f6sungen. _ Aus diesen Angaben l\u00e4\u00dft sich die in der Alge vorkommende Dextrosemenge berechnen, jedoch unter den Voraussetzungen, da\u00df die Dextrose den einzigen reduzierenden Stoff der L\u00f6sung darstellt, und da\u00df keine Dextrosemengen w\u00e4hrend der Reinigung verloren gegangen sind. Diese Voraussetzungen treffen freilich nicht v\u00f6llig zu, eirje approximative Berechnung scheint mir jedoch gestattet zu sein, und sie w\u00fcrde ergeben, da\u00df bei den untersuchten Fucoideen die Dextrosemenge nur etwa 0,1 bis 0,2\u00b0/o des Trockengewichtes ist. Zieht man nun in Betracht, da\u00df das Trockenmaterial nur etwa 20\u201425\u00ae/\u00ab des Frischgewichtes darstellt, so kommt man zu dem Resultate, da\u00df die frischen Algen h\u00f6chstens 0,05\u00b0/o Dextrose enthalten, und bei einem so geringen DextrosegehaU kann es nicht Wunder nehmen, wenn man in den frisch geschnittenen","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":",\u00ae\u00f6\tHarald Kylin,\nF\u00fceoideen mikrochemisch die Gegenwart der Dextrose nicht sicher Nachweisen kann.\nSind nun aber diese geringen Dextrosemengen nicht w\u00e4hrend der Reinigung der Extrakte gebildet ? Ich habe schon darauf hingewiesen (vgl. S. 348), da\u00df die Extrakte w\u00e4hrend des Konzentrierens der Entweichung von Ammoniak wegen schwach sauer werden, und dies k\u00f6nnte ja die Entstehung der Monosaccharide verursachen. Die Versuche wurden deshalb mit Material von Laminaria digitata und L. saccharina wiederholt, bei allen Konzentrierungen wurde aber eine geringe Menge Calciumcarbonat zugesetzt, um das Auftreten einer s\u00e4uren Reaktion m\u00f6glichst zu verhindern. Auch bei diesen Versuchsserien lie\u00df sich aber Dextrose nachweisen, und es scheint deshalb sicher, da\u00df die Dextrose in den Algen pr\u00e4for-miert vorhanden ist. Vgl. die Auseinandersetzung, die \u00fcber diese Frage in bezug auf die Florideen gegeben ist.\nEs er\u00fcbrigt jetzt, die Frage zu er\u00f6rtern, welche Disaccharide bei den Fucoideen Vorkommen. Hinsichtlich des Rohrzuckers verweise ich darauf, da\u00df seine Gegenwart sich durch die Seliwanoffsche Probe nicht hat best\u00e4tigen lassen, und auf Seite 398 werde ich noch einen Versuch besprechen, der mir sicher zu beweisen scheint, da\u00df diese Zuckerart nicht vorhanden sein kann. Maltose scheint mir ebenfalls zu fehlen. Die zu untersuchenden L\u00f6sungen wurden, wie oben erw\u00e4hnt, vor der Hydrolyse mit essigsaurem Phenylhydrazin versetzt und dann zwei Stunden im siedenden Wasserbade gekocht. Der Niederschlag von Osazori wurde hei\u00df abfiltriert, und das Filtrat bei Zimmertemperatur zum Erkalten stehen gelassen. Dabei bildete sich eine geringe Menge eines Osazonnieder-schlages, der aber sicher aus Glykosazon bestand. Das Osazon der Maltose, das erst nach zweist\u00fcndigem Kochen gebildet wird, ist in warmem Wasser l\u00f6slich, in kaltem Wasser aber unl\u00f6slich und f\u00e4llt deshalb beim Erkalten aus. Der oben erw\u00e4hnte Osazonniederschlag, der sich beim Erkalten bildete, k\u00f6nnte demnach zum Teil aus dem Osazone der Maltose bestehen. Da aber die Menge dieses Osazonniederschlages sehr gering war, mu\u00df die Maltose, wenn diese Zuckerart wirk-","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 369\nlieh vorhanden w\u00e4re, nur in den geringsten Spuren Vorkommen, in bedeutend geringeren Mengen als die Dextrose, von welcher Zuckerart die frische Alge, wie aus dem oben Angef\u00fchrten hervorgeht, doch nur h\u00f6chstens 0,05 \u00ae/0 enth\u00e4lt. Mit diesen Versuchsresultaten vor Augen, scheint es mir sehr wahrscheinlich, da\u00df Maltose bei den untersuchten Fucoideen nicht vorkommt, und unter Hinweis auf die Er\u00f6rterung, die ich hinsichtlich der verschiedenen La-minarinmodifikationen geben werde, scheint es mir sogar sicher, da\u00df Maltose bei diesen Algen \u00fcberhaupt nicht gebildet wird.\nWerfen wir aber einen Blick auf die Tabelle 3, so finden wir, da\u00df das Drehungsverm\u00f6gen der untersuchten L\u00f6sungen w\u00e4hrend der Hydrolyse vergr\u00f6\u00dfert wurde, in den meisten F\u00e4llen sogar von negativem zu positivem \u00fcbersehlug, und da\u00df die Reduktionsf\u00e4higkeit nicht unbedeutend zunahm. Dfese beiden Tatsachen zeigen, da\u00df ein hvdrolysierbares Polysaccharid irgend einer Art vorhanden ist. Bei der Reinigung der Extrakte wurde aber besondere F\u00fcrsorge darauf verwendet, die amorphen Polysaccharide so gut wie m\u00f6glich zu entfernen. Die Extrakte wurden ja nach starkem Konzentrieren zweimal mit je zehn Volumen Alkohol gef\u00e4llt, und das letztemal gr\u00f6\u00dferer Gewi\u00dfheit halber mehrere Tage im Eisschrank stehen gelassen. Da bei diesen F\u00e4llungen reichliche Mengen Neutralsalze vorhanden waren, scheint es mir, als ob die amorphen Polysaccharide vollkommen weggeschafft worden w\u00e4ren, und die alkoholische L\u00f6sung nur noch Disaccharide (eventuell Trisacch\u00e4ride) enthalten k\u00f6nnte. Sind die Voraussetzungen zutreffend, mu\u00df man also unter Hinweis auf die Tabelle 3 be-\nhaupten, da\u00df die untersuchten Fucoideen wirklich Disaccharide enthalten. Oben wurde aber erwiesen, da\u00df Rohrzucker und Maltose nicht Vorkommen, und an eine Gegenwart von Trehalose ist, mit den Angaben in der Tabelle 3 vor Augen, gar nicht zu denken.\nAus dem oben angef\u00fchrten geht demnach hervor, da\u00df es wahrscheinlich ist, da\u00df ein Disaccharid irgend einer Art,\nwenn auch nur\nin geringen\nin den unter-","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"4,0\tHarald Kylin,\nsuchten Fucoideen vorkommt. Dieser Disaccharid mu\u00df. aber eine negative spezifische Drehung besitzen und wahrend der Hydrolyse eine rechtsdrehende Zuckermischung geben. Ein solches Disaccharid ist aber nicht bekannt, und es ergibt sich also die Schlu\u00dffolgerung, da\u00df die in Rede stehenden Fucoideen, wenn \u00fcberhaupt ein Disaccharid, ein noch unbekanntes ent-halten m\u00fcssen.\t,\nNun enthalten -aber die Fucoideen ein linksdrehendes\nPolysaccharid, das Laminarin, welches w\u00e4hrend der Hydrolyse eine rechtsdrehende Zuckermischung gibt, und es k\u00f6nnte deshalb scheinen, als ob die Angaben in der Tabelle 3 sich daraus erkl\u00e4ren lie\u00dfen, da\u00df dieses Polysaccharid nicht vollkommen entfernt worden w\u00e4re. Das Laminarin ist aber kein gut definierbares Polysaccharid mit konstanter Zusammensetzung, sondern stellt nur einen Sammelbegriff f\u00fcr eine Reihe mit einander verwandter Polysaccharide dar, die sich unter anderem dadurch unterscheiden, da\u00df Sie mit Alkohol mehr oder weniger f\u00e4llbar sind. Das Laminarin ist durch Kondensierung von Dextrosemolek\u00fclen zusammengesetzt, und diejenigen Modifikationen, die von mehreren Dextrosemolek\u00fclen aufgebaut worden sind, und demnach ein gr\u00f6\u00dferes Molekulargewicht besitzen, sind von Alkohol leichter f\u00e4llbar, als diejenigen, die in ihren Molek\u00fclen nur wenige Dextrosemolek\u00fcle enthalten. Von diesen letzteren Modifikationen kann man sich eine denken, die nur aus zwei pextroscmolek\u00fclen aufgebaut ist, und demnach die Zusammensetzung eines Disaccharids besitzt.\nAus theoretischen Gr\u00fcnden, die ich sp\u00e4ter n\u00e4her .er\u00f6rtern werde, mu\u00df man das Vorkommen eines solchen Disaccharides annehmen, das den Ausgangspunkt der ganzen Laminarinreihe darstellt. Als Name dieses Disaccharides schlage ich Laminariose vor, und dieses neue Disaccharid mu\u00df sich von den bisher bekannten dadurch unterscheiden, da\u00df es eine negative spezifische Drehung besitzt ; die bisher bekannten sind alle rechtsdrehend. Die Herstellung der Laminariose aus den Fucoideen ist mir nicht gelungen, und ich kann deshalb das Vor-","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcj>er die Biochemie der Meeresalgen. 371\nkommen dieser neuen Zuckerart nicht experimentell beweisen, ich glaube aber, da\u00df diese Zuckerart eben daran schuld ist, da\u00df die in der Tabelle 3 untersuchten L\u00f6sungen sowohl ihr Drehungsverm\u00f6gen als ihre Deduktionsf\u00e4higkeit w\u00e4hrend der Hydrolyse vergr\u00f6\u00dferten.\nDie Bedeutung der Beobachtung, da\u00df die Fucoideen geringe Mengen einfacher Zuckerarten (Dextrose) enthalten, f\u00fcr unsere Auffassung des Verlaufs der Assimilationsvorg\u00e4nge bei diesen Algen werde ich sp\u00e4ter (S. 401) n\u00e4her er\u00f6rtern.\nvi. Ltattinsrin.\nIn einem fr\u00fcheren Aufs\u00e4tze \u00abZur Biochemie der Meeresalgen\u00bb habe ich nachgewiesen, da\u00df man aus einigen Fucoideen ein Polysaccharid extrahieren kann. Als Name dieses Polysaccharides wurde ein von Schmiedeberg (1885, S. 427) gegebener aufgenommen, n\u00e4mlich Laminarin, welcher Name sich sehr wahrscheinlich eben auf den von mir extrahierten Stoff bezieht. Dieser Forscher behauptet n\u00e4mlich, da\u00df es in Laminaria \u00abeine Art Dextrin, Laminarin, Dextrin von der Formel 10 (C6H1206)\u20149 H20 = C\u00df()H102Q56* gibt; und der von mir aus Laminaria digitata und L. saccharins extrahierte Stoff war auch in mehreren Hinsichten dextrin\u00e4hnlich. Au\u00dfer bei den Laminaria-Arten konnte ich auch bei Ascophyllum nodosum und Fucus vesiculosus das Vorkommen eines Polysaccharides nachweisen.\nDie wichtigsten Eigenschaften des Laminar ins wurden in meinem fr\u00fcheren Aufsatz folgenderweise zusammengestellt. Das Laminarin ist ein wei\u00dfes, geschmackloses, in Wasser leicht l\u00f6sliches Pulver. Es ist in absolutem Alkohol unl\u00f6slich, in 50\u00b0/oigem Alkohol ziemlich l\u00f6slich; l\u00f6st sich in siedendem 75\u00b0/oigem Alkohol und f\u00e4llt bei Abk\u00fchlen wieder aus, bei. langsamer Abk\u00fchlung in Form von K\u00fcgelchen, die oft mit einander zusammengeballt sind. Es wird von Jod nicht gef\u00e4rbt. Die Wasserl\u00f6sung reduziert schwach Fehlings Fl\u00fcssigkeit, wird nicht von Bleiessig gef\u00e4llt, wird aber von ammoniak-alischem Bleiessig niedergeschlagen; linksdrehend; an etwa \u2014 13,0\u00b0; gibt bei der Hydrolyse nur Dextrose. ^\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCiV.\t25","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"Harald Kylin,\nDie fortgesetzten Untersuchungen haben aber gezeigt, da\u00df das . Laminarin nicht ein bestimmtes Polysaccharid mit konstanter Zusammensetzung darstellt, sondern eine ganze Reihe verschiedener, aber mit einander nahe verwandter Stoffe repr\u00e4sentiert.\nA. Extraktionsmethoden.\nBei meinen Untersuchungen habe ich drei verschiedene Extraktionsmethoden gebraucht und ich werde zun\u00e4chst diese mit einigen Worten beleuchten.\nMethode t. Das an der Luft getrocknete, zerkleinerte Material wurde drei Tage in 50\u00b0/oigem Alkohol extrahiert (etwa 400 ccm Alkohol auf 100 g Material), dann abfiltriert und noch drei Tage in Alkohol von derselben St\u00e4rke extrahiert. Die vereinigten Extrakte wurden auf dem Wasserbade konzentriert und mit vier Volumen Alkohol gef\u00e4llt. Der Niederschlag wurde abfiltriert (das Filtrat zur Untersuchung von Zuckerarten verwendet, vgl. S. 365) und in einer gr\u00f6\u00dferen Menge Wasser gel\u00f6st. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung wurde mit Bleiessig gef\u00e4llt und nach dem Abfiltrieren des Niederschlages erh\u00e4lt man eine farblose, wasserklare L\u00f6sung, aus welcher das Laminarin durch Zusatz von Ammoniak gef\u00e4llt wird. Der Niederschlag wird abfiltriert, gut ausgewaschen und mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Nach dem Abfiltrieren des Schwefelbleis wurde das Filtrat mit Natronlauge neutralisiert, dann auf dem Wasserbade konzentriert und mit vier bis sechs Volumen Alkohol gef\u00e4llt, wobei das Laminarin als eine flockige F\u00e4llung niedergeschlagen wird. Auch in konzentrierten L\u00f6sungen entsteht ein bleibender Niederschlag erst nach Zusatz von mehr als einem Volumen Alkohol. Wird der Alkohol langsam zugesetzt, ballt sich der Niederschlag zu einer z\u00e4hen Masse zusammen. Das Laminarin reinigt man weiter durch wiederholtes Aufl\u00f6sen in Wasser und Ausfallung mit vier bis sechs Volumen Alkohol.\nBei dem Konzentrieren nach dem Abfiltrieren des Schwefelbleis wird die vorher farblose L\u00f6sung gelbbraun verf\u00e4rbt. Dies beruht darauf, da\u00df das Fukosan sich nicht mit Bleiessig voll-","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 373\nkommen niederschlagen l\u00e4\u00dft. Diese Fukosanreste oxydieren sich bei dem Konzentrieren zu Phykoph\u00e4in, welches die L\u00f6sung gelbbraun verf\u00e4rbt. Es ist nicht m\u00f6glich, diese gef\u00e4rbten Beimischungen vollkommen zu entfernen\u00bb wenn das Laminarin bei neutraler Reaktion mit Alkohol ausgef\u00e4llt wird; bei salzs\u00e4uresaurer Reaktion lassen sie sich aber entfernen. Am besten reinigt man deshalb das Laminarin auf solche Weise\u00bb da\u00df man die nach dem Abfiltrieren des Schwefelbfeis konzentrierte L\u00f6sung einmal mit Alkohol f\u00e4llt\u00bb das Laminarin wieder in Wasser l\u00f6st\u00bb diese w\u00e4sserige L\u00f6sung mit Salzs\u00e4ure schwach ans\u00e4uert und dann wieder mit Alkohol f\u00e4llt.\nDie schlie\u00dflich erhaltene farblose Laminarinl\u00f6sung f\u00e4llt man zum letztenmal mit Alkohol\u00bb filtriert den Niederschlag ab\u00bb w\u00e4scht ihn mit Alkohol aus und saugt ihn dann auf der Nutsche gut ab. Nach dieser Behandlung wird das Laminarin im Exsikkator \u00fcber Schwefels\u00e4ure zum Trocknen gelegt.\nMethode 2. Bei einigen Gelegenheiten wurde das nach der Methode 1 extrahierte Material mit einer gr\u00f6\u00dferen Menge 20\u00b0/oigem Alkohol versetzt. Es quillt bei dieser, Behandlung sehr stark auf (besonders bei den Laminaria-Arten) und die Extrakte werden sehr stark schleimig, was auf der Gegenwart von Fukoidin (vgl S. 404) beruht. Durch Zusatz von Baryum-acetat l\u00e4\u00dft sich das Fukoidin Ausf\u00e4llen. \u00dcbrigens kann man die Verunreinigungen mit Bleiessig ausf\u00e4llen, ohne da\u00df das Laminarin trotz des Gehalts an Alkohol mitgerissen wird. Die Bleiessigf\u00e4llung wird abfiltriert und aus dem Filtrate wird das Laminarin mit Ammoniak ausgefallt. Der Laminarinniederschlag wird dann weiter nach der Methode 1 behandelt und gereinigt.\nMethode 3. An der Luft, getrocknetes, zerkleinertes Material wurde mit einer gr\u00f6\u00dferen Menge Wasser \u00fcbergossen (etwa 1000 ccm auf 100 g Material), eine Stunde iii siedendem Wasser gekocht und dann bis zum n\u00e4chsten Tag stehen gelassen. Das Extrakt wurde abgegossen, das Material mit Wasser versetzt und dann noch einmal auf die oben erw\u00e4hnte Weise behandelt. Die vereinigten Extrakte werden mit Bleiessig gef\u00e4llt und aus dem Filtrate nach dem Abfiltrier\u00e9n der Bleiessigf\u00e4llung wird das Laminarin mit Ammoniak ausgef\u00e4llt.","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"Harald Kylin,\t:\nDer Laminarinni\u00eaderschl\u00e0g wird dann weiter nach der Methode 1 -behandelt und gereinigt.\nEs kann aber bei dieser Methode passieren, da\u00df die Verunreinigungen von Fukosan trotz einem reichlichen Zusatz von Bleiessig nicht gut zu entfernen sind. Dies k\u00fcndigt sich beim Konzentrieren nach dem Abfiltrieren des Schwefelbleis dadurch an, da\u00df die L\u00f6sung tief braun verf\u00e4rbt wird. Beider weiteren Reinigung des Laminarins sind die gef\u00e4rbten Beimischungen sehr schwierig zu entfernen, und es gelingt bisweilen nicht, eine farblose Laminarinl\u00f6sung zu bekommen. Es ist deshalb ratsam, wenn die L\u00f6sung nach dem Konzentrieren st\u00e4rker braun gef\u00e4rbt ist, sie noch einmal mit Bleiessig zu reinigen. Um einen Niederschlag zu erhalten mu\u00df man in diesem Falle auch etwas Kochsalz hinzusetzen. Der Niederschlag wird abfiltriert, das Filtrat entbleit, dann mit Natronlauge neutralisiert, konzentriert und mit Alkohol gef\u00e4llt. Die gef\u00e4rbten Verunreinigungen, die noch vorhanden sind, lassen sich gut durch F\u00e4llen mit Alkohol in saurer L\u00f6sung entfernen.\nVon diesen drei Methoden ist die letzte ohne weiteres als die bequemste zu empfehlen, wenn man nur beabsichtigt, das Material zur Laminarindarstellung zu verwenden. Ebensogut wie getrocknetes kann man dabei frisches Material brauchen, das man nur etwas zu zerschneiden hat. In siedendem Wasser l\u00e4\u00dft sich das Laminarin auch gut aus gr\u00f6\u00dferen Thallusst\u00fccken extrahieren.\t.\nDas durch diese Methoden dargestellte Laminarin enth\u00e4lt etwas Asche, im allgemeinen ungef\u00e4hr 0,2\u20140,3\u00b0/o; in einigen F\u00e4llen ist der Aschengehalt bis etwas mehr als l*/o gestiegen, in anderen dagegen auf weniger als 0,1 \u00b0/o hinuntergebracht worden.\nDie Asche besteht zum gr\u00f6\u00dften Teil aus Sulfaten, die wahrscheinlich beim Konzentrieren der schwefelwasserstoffhaltigen L\u00f6sungen entstanden sind. Chloride waren nur in geringen Mengen vorhanden. Calcium lie\u00df sich im allgemeinen nachweisen.\nBei mehreren Bestimmungen gilt es, das Laminarin vollkommen wasserfrei zu erhalten. Dies erreicht man entweder","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Moercsalgen. 375\ndadurch, da\u00df mau das Laminarin eine l\u00e4ngere Zeit ini Exsikkator \u00fcber Schwefels\u00e4ure stehen l\u00e4\u00dft, oder dadurch, da\u00df man es im Trockenschrank bei -|-110\u00b0 trocknet. Vergleichende Versuche haben gezeigt, da\u00df sich das Laminarin bei dieser Temperatur' nicht ver\u00e4ndert. Vgl. die Versuche la, 6 b und 6c.\nB. Laminarin aus verschiedenen Fueoideen. 1. Ascophyllum nodosum.\nla. Aus 460 g im August eingesammellen Materials wurde das Laminarin durch die Methode 1 extrahiert und gereinigt, Der Laminarinniederschlag zeigte eine gro\u00dfe Neigung, sich zu einer z\u00e4hen Masse zusammenzuballen, und erst bei Zusatz von zehn bis zw\u00f6lf Volumen Alkohol wurde ein Niederschlag erhalten, der sich abfiltrieren und trocknen lie\u00df. 5,0 g Laminarin ; 0,93 \u00b0/o Asche; 0,4711 g gaben 0,0044 g Asche.\n0,933 g, Asche abgerechnet, im Exsikkator getrocknet, wurden in Wasser gel\u00f6st ;l) L\u00f6sung 50 ccm ; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre -\u2014 2,420 ; spezifische Drehung demnach \u2014'32,4\u00b0\n\u00abd = \u201c\n\n0,964 g, Asche abgerechnet, bei 110\u00b0 getrockn\u00e9t. wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 2,46\u00b0; spezifische Drehung demnach \u2014 31,9\u00b0.\n2,46 \u00ab 50 **\t0,964 *4\na\nD\nDas Molekulargewicht (siehe S. 376) ist etwas zu hoch, um der Zusammensetzung 5 (C\u20acH1005). H,0 zu entsprechen, aber bedeutend zu niedrig f\u00fcr 6 (C6H10O\u00e4). H,0. Nun mu\u00df man aber in Betracht ziehen, da\u00df das Material nicht aschenfrei war, sondern 0,93 \u00b0/o Asche enthielt. In den Angaben der Kon-\n') Die abgewogene Substanzmenge wurde in Wasser gel\u00f6st, und die L\u00f6sung \u00fcber die Nacht stehen gelassen, um eine eventuell auftretende vMultirotation verschwinden zu lassen. Die L\u00f6sung wurde dann in ein Me\u00dfk\u00f6lbchen von 50 ccm gegossen und Wasser bis zur Marke zugesetzt. Im allgemeinen wurde so viel hubstanz abgewogen, da\u00df die zu untersuchende L\u00f6sung etwa 2\u20143\u00b0/o Laminarin enthielt.","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"376\tHarald Kylin,\nMolekulargewichtsbestimmung. *)\nKonzen- tration\tGefrier- punkts- erniedrigung\tMolekular- gewicht\tMolekulargewicht berechnet f\u00fcr 5(C0II,.O J H,0 6 (C,H\u201eOs) \u2022 H,0\t\n4,593\t0,100\t854\t828\t900\n6,680\t0,137\t907\t\u2014\t\u2014\n8,945\t0,196\t849\t\u2014\t\u2014\nzentrationen ist die Asche abgerechnet. Die Gegenwart der Mineralsalze verursacht aber, da\u00df die Gefrierpunktserniedrigungen zu gro\u00df sind lind die berechneten Molekulargewichte demnach zu klein. Haupts\u00e4chlich ist Natriumsulfat vorhanden, daneben aber auch etwas Kochsalz und Calciumsulfat (vgl. S. 374). Die von den Mineralbestandteilen verursachte Gefrierpunktserniedrigung l\u00e4\u00dft sich nicht exakt, wohl aber approximativ bestimmen, und man kann daraus berechnen, da\u00df die gefundenen Molekulargewichte um etwa 50\u201475 zu erh\u00f6hen sind, um die wahrscheinlichst richtigsten zu bekommen. Macht man also diese Korrektion, so erh\u00e4lt man ein Molekulargewicht, welches am n\u00e4chsten der Zusammensetzung 6 (C6Hl0O5) \u2022 H,0 entspricht.\nIm Kapillarrohre erhitzt, beginnt die Substanz bei 190\u00b0 zu sintern, und wird bei 250\u20142550 unter Blasenbildung zersetzt . Das Laminarin schmilzt nicht.\ntb. Aus 240 g im August eingesammelten Materials wurde das Laminarin nach der Methode 3 extrahiert und gereinigt, ln \u00e4hnlicher Weise wie in dem Versuche la zeigte auch hier der Laminarinniederschlag eine gro\u00dfe Neigung, sich zu einer z\u00e4hen Masse zusammenzuballen, und erst bei Zusatz von zehn bis zw\u00f6lf Volumen Alkohol wurde ein Niederschlag erhalten, der sich abfiltrieren und trocknen lie\u00df. 3,1 g Laminarin; l,30\u00b0/o Asche; 0,4312 g gaben 0,0056 g Asche.\n*.) Die Molekulargewichtsbestimmungen sind mittels eines Beckmann sehen Apparats gemacht worden. In bezug auf die Methode und die Berechnung der Molekulargewichte verweise ich auf die von Hans-lian in Abderhalden \u00abHandbuch der biochemischen Arbeitsmethoden\u00bb. Bd. 6, S. 355, gegebene Darstellung.","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgcn. 377\n0.987 g, Asche abgerechnet,1) wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung \u2014 2,61 in 4 dm-R\u00f6hre; spezifische Drehung demnach \u2014 33,1\u00b0.\n__ _ 2,61 \u25a0 50______ a\u00bb |o /| .V\nD\t0,987 -1 'S 33,1\nMolekulargewichtsbestimmung.\nKonzen- tration\tGefrier- punkts- erniedrigung\tMolekular- gewicht\tMolekulargewicht* berechnet . 'f\u00fcr '\u25a0 \u00f6(C.Hl#06) Ht0[6 (CaHlA) H,0\n3,456\t0,075\t857\t828\t!\t990\n5,570\t0,116\t893\t;\t' W; \u25a0 i; \u2014 '\n7,437\t0,157\t881 :\t: J\t\u2022\t\u2022\t. \u2019 \"T '\t1,\t\u201c\nDieselben Bemerkungen, die ich in bezug auf die Mole* kulargewichtsbestimmung in der Versuchsserie la gemacht habe, sind auch hier zu machen, und wenn man diese ber\u00fccksichtigt, mu\u00df man behaupten, da\u00df das Molekulargewicht der wahrscheinlichsten Zusammensetzung 6 (C\u00abH1005) \u2022 H20 entspricht.\nDie aus Ascophyllum nodosum dargestellte Laminarin-modifikation besitzt demnach eine spezifische Drehung* die \u2014 32,5 betr\u00e4gt, und entspricht am besten der molekularen Zusammensetzung 6 (C8H10O5) \u2022 H2\u00d6. Damit will ich aber gar-nicht, gesagt haben, da\u00df hier ein bestimmtes Kohlenhydrat mit der konstanten Zusammensetzung 6 (C6H1005) \u2022 H,0 vorliegt, sondern es k\u00f6nnte auch sein, da\u00df wir eine Mischung mehrerer mit einander verwandter Kohlenhydrate vor uns haben, welche Mischung hinsichtlich ihres Molekulargewichts der oben erw\u00e4hnten Zusammensetzung entspricht. Aus Gr\u00fcnden, die ich hier nicht n\u00e4her er\u00f6rtern werde, die aber aus der folgenden Darstellung deutlich hervorgehen, finde ich, da\u00df die letztere Annahme die wahrscheinlichste ist, und ich glaube also, da\u00df die hier in Rede stehende Laminarinmodifikation ein Gemenge, z, B. von den Kohlenhydraten 5 (C6H1005) \u2022 H*0, 6 (C,H10O4) \u2022 H80 und 7 (C6H10O5) \u2022 H20 oder von noch mehreren darstellt.\n\u2019) Wenn nichts anderes gesagt ist, ist das Material bei -f- 110\u00ae getrocknet worden.\t'","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"Harald Kylin,\n2. Fucus serratus.\n\u2022 # -, \u00ee \u2022 '\n2sl Aus 380 g im August eingesammelten Materials wurde das Laminarin nach der Methode 1 extrahiert und gereinigt. Bei der Reinigung wurde das Laminarin jedesmal mit je sechs Volumen Alkohol ausgef\u00e4llt, und schlie\u00dflich wurden 8,5 g Substanz bekommen. 0,16<Vo Asche; 0,5577 g gaben 0,0009 g Asche.\n1,347 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm ; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 2,39\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 22,2\u00b0.\n2,39 50 _ _.\t0 (2a)\nai> = \u201c\n1,347\n4\nMolekulargewichtsbestimmung.\nKonzen- tration \u25a0'Vv'\tGefrier- punkts- erniedrigung\tMolekular- gewicht\tMolekulargewicht berechnet f\u00fcr 12(C6HI0O6).H4O\n4.408\t0,040\t2049\t1962\n7,249\t0,055\t2452\t\n9,833\t0,070\t2613\t\nDie Bestimmungen bei gr\u00f6\u00dferer Konzentration zeigen ein h\u00f6heres Molekulargewicht als diejenigen bei geringerer, was darauf hindeutet, da\u00df in irgend einer Weise eine molekulare Ver\u00e4nderung bei Vergr\u00f6\u00dferung der Konzentration stattfindet, und man mu\u00df dann den kleineren Wert des Molekulargewichts als den richtigsten betrachten. Wahrscheinlich ist aber auch der Wert 2049 etwas zu hoch, der bei einer Konzentration von 4,408 gefunden worden ist. Der absolute Wert interessiert aber in diesem Zusammenhang nicht so sehr, als die Tatsache, da\u00df das Molekulargewicht der hier in Rede stehenden Laminarinmodifikation bedeutend gr\u00f6\u00dfer ist, als dasjenige der Modifikation aus Ascophyllum. Die spezifischen Drehungen dieser beiden Modifikationen sind auch sehr verschieden, f\u00fcr die Ascophyllum-Modifikation \u201432,5\u00b0, f\u00fcr die Fucus serratus-Modifikation \u201422,2\u00b0. Es wurde schon oben angedeutet, da\u00df die erstere Modifikation ein Gemenge verschiedener Kohlenhydrate darslellt, und die folgenden Angaben 2 b und 2 e werden zeigen, da\u00df die letztere wirklich ein Gemenge ist.","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022\t\u2019 \u2022\u2022\u2022'\u2022\t\u2022\u2022\t-\t;\t\u2022 \u2022 ' -V \u2019s'\t\u2022\t.\nUntersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 379\n2 b. Das Material aus 2 a wurde weiter nach der Methode 2 extrahiert, und das Extrakt nach dieser Methode gereinigt. Nach dem Abfiltrieren des Schwefelhleis wurde das Filtrat auf 50 ccm konzentriert und dann mit zwei Volumen Alkohol gef\u00e4llt. Der z\u00e4he Niederschlag wurde abdekantiert, und die abdekantierte Fl\u00fcssigkeit nach 2 c behandelt. Der Laminarinniederschlag wurde in Wasser gel\u00f6st und mit vier Volumen Alkohol gef\u00e4llt. Dies Verfahren wurde noch einigemal wiederholt. Schlie\u00dflich wurden 6,0 g reines Laminarin erhalten. Asche 0,08 \u00b0/o; 0,4764 g gaben 0,0004 g Asche.\n1,087 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st ; L\u00f6sung 50 ccm ; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 1,13\u00ae ; die spezifische Drehung ist demnach \u201413,0\u00b0.\nan =\n\u2014 13,0\u00ae (2 b)/\n1,13.50 1,087.4\n2 c. Die in der Versuchserie 2 b abdekantierte Fl\u00fcssigkeit wurde mit 200 ccm versetzt, der dabei entstandene Laminarinniederschlag in etwas Wasser gel\u00f6st und dann einigemal durch F\u00e4llung mit je sechs Volumen Alkohol weiter gereinigt. 2,0 g Laminarin ; Asche 0,21 \u00b0/o ; 0,4790 g gaben 0,0010 g Asche.\n1,328 g, \u00c4sche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm ; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u20142,43\u00ae; die spezifische Drehung ist demnach \u201422,9*.\na \u2014______\t\u2014______22 9\u00b0 (2 c)\nu ~\t1,328 \u2022 4 ~\nAus Fucus serratus sind demnach zwei verschiedene\nLaminarinmodifikationen dargestellt worden ; die eine besitzt eine spezifische Drehung von \u201413,0\u00b0, die andere eine Drehung von \u2014 22,9\u00b0. Jede von diesen Modifikationen repr\u00e4sentiert aber sicher Gemenge von verschiedenen Kohlenhydraten. Die st\u00e4rker negativ drehende Modifikation hat ein geringeres Molekulargewicht, als die weniger stark negativ drehende. Die erstere entspricht etwa der molekularen Zusammensetzung 12 (C6H10O5)~ HfO, die letztere dagegen etwa 17 {C6H10O5). Hj\u00f6 (vgl. die Molekulargewichtsberechnungen f\u00fcr Laminarinmodifi-kationen aus Laminaria digitata und L. saccharina).","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\tHarald Kylin,\n3. Fucus vesiculosus.\n3 a. Aus 460 g im August eingesammelten Materials wurde das Laminarin nach der Methode 1 extrahiert und gereinigt. 2,8 g Substanz ; Asche 0,60\u00ae/o; 0,4680 g gaben 0,0028 g Asche.\n1,014 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung \u2014 1,76\u00b0 in 4 dm-R\u00f6hre; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 21,7\u00b0.\n1,76 \u2022 50 1,0144 ~\n- 21,7\u00b0 (3 a).\nr\n3 b. Aus dem in 3a behandelten Material wurde eine geringe Menge Laminarin nach der Methode 2 extrahiert und gereinigt; 0,8 g Substanz ; Asche 0,20\u00b0/o ; 0,2459 g gaben 0,0005 g Asche.\n0,421 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm : Drehung \u2014 0,67\u00b0 in 4 dm-R\u00f6hre; die spezifische Drehung ist demnach \u201419,9\u00b0.\n0,67 \u2022 50 _ 0,42\u00cf * 4 \u201c\n\u2014 19,9\u00ae (3 b).\n4. Laminaria Cloustoni.\n4 a. Aus 330 g im August eingesammelten Materials wurde das Laminarin nach der Methode 1 extrahiert und gereinigt. 1,5 g Substanz ; Asche 0,33\u00b0/o ; 0,4193 g gaben 0,0014 g Asche.\n0,793g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm ; Drehung \u2014 0,65 in 4 dm-R\u00f6hre ; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 10,2\u00b0.\n0,65 \u2022 50 ^ 0^793 * 4 \u201c\n10,2\u00ab (4 a).\nVon der L\u00f6sung nach der Bestimmung der spezifischen Drehung wurden 20 ccm abgemessen, mit Schwefels\u00e4ure bis 5\u00ae/o versetzt und dann vier Stunden in siedendem Wasserbade gekocht. Nach der Hydrolyse wurde Wasser bis genau 20 ccm zugesetzt. Die hydrolysierte L\u00f6sung zeigte in 2 dm-R\u00f6hre eine Drehung von -{-1,66\u00ae, was einem Dextrosegehalt von 1,58\u00b0/o entspricht; die Reduktionsf\u00e4higkeit, nach Fehling","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 381\nbestimmt, entsprach 1,57\u00b0/\u00ab Dextrose. Die urspr\u00fcngliche lasting enthielt 1,586 \u00b0/o Laminarin. Das Laminarin war demnach durch die Hydrolyse quantitativ in Dextrose umgewandelt worden.\nDerjenige Teil der L\u00f6sung, der nicht zur Hydrolyse verwendet worden war, wurde in Eisschrank gesetzt ; nach einem Tage war ein aus kleinen K\u00fcgelchen bestehender Niederschlag gebildet, der sich bei Erw\u00e4rmen leicht wieder l\u00f6ste.\n4 b. Das Material aus 4 a wurde dann weiter nach der Methode 2 extrahiert, und das Laminarin nach dieser Methode gereinigt. 3,8 g Substanz ; Asche 0,26%; 0,4592 g gaben 0,0012 g Asche.\n1,088 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 0,85\u00ae; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 9,8\u00b0,\n0,85-50\n\u201c\u00bb\t1,088 \u2022 4 \u2014\t9,8\nDie L\u00f6sung wurde in Eisschrank gestellt, und es bildete sich dabei, wie im vorigen Falle (4 a), ein Niederschlag, der sich bei Erw\u00e4rmen leicht wieder l\u00f6ste.\nMan beobachte, da\u00df das Laminarin aus* Laminaria Gloustoni bei niedrigerer Temperatur auch aus ziemlich verd\u00fcnnten L\u00f6sungen (1,6\u20142,1 \u00b0/o) ausf\u00e4llt und bei Erw\u00e4rmen wieder leicht gel\u00f6st wird. Diese Eigenschaft fehlt bei den aus den vorhergehenden Arten dargestellten Latninarinmodifi-kationen. .\t- * |\nUm diese bei Laminaria Gloustoni verkommenden\nLaminarinmodifikationen n\u00e4her studieren zu k\u00f6nnen, sind folgende Versuchsserien angestellt worden.\n4 c. 75 g Material wurden nach der Methode 3 extrahiert. Eine gr\u00f6\u00dfere Menge Wasser wurde zum Extrahieren verwendet und die vereinigten Extrakte betrugen 2000 ccm. Aus dem Filtrate nach der Reinigung mittelst Bleiessig wurde das Laminarin durch Zusatz von Ammoniak ausgef\u00e4llt, und der Niederschlag in gew\u00f6hnlicher Weise mit Schwefelwasserstoff .'zerlegt. Um alles Laminarin sicher in L\u00f6sung zu bringen, wurde vor dem Abfiltrieren des Schwefelbleis bis 60\u00ae erw\u00e4rmt. \u2014 Das Filtrat wurde mit Natronlauge neutralisiert, dann auf 40 ccm kon-","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022182\tHarald Kylin,\nzentriert und im Eisschrank bis zum n\u00e4chsten Tag stehen gelassen. Der Niederschlag wurde abfiltriert (die abfiltrierte L\u00f6sung nach 4 c behandelt) und unter Erw\u00e4rmen in etwas Wasser gel\u00f6st. Beim Erkalten dieser L\u00f6sung wurde das Laminarin wieder ausgef\u00e4llt. Nachdem das Laminarin noch einmal durch L\u00f6sen in warmem Wasser und Ausf\u00e4llen in der K\u00e4lte\ngereinigt worden war, wurde der Niederschlag mit Alkohol versetzt, abfiltriert, mit Alkohol gewaschen, auf der Nutschc abgesaugt und im Exsikkator getrocknet. 0,4 g Substanz ; aschenfrei ; (),1442 g gaben keinen wiegbaren R\u00fcckstand.\n0,187 g wurden unter Erw\u00e4rmen bis auf 75\u00b0 in 50 ccm Wasser gel\u00f6st. Bei der Abk\u00fchlung der L\u00f6sung begann sie schon bei 50\u00b0 opaleszent zu werden und bei 48\u00b0 war ein k\u00f6rniger Niederschlag gebildet worden. Da das Auftreten der Opaleszenz eben bezeichnet, da\u00df die L\u00f6slichkeitsgrenze der Substanz erreicht ist, kann man also aus den obigen Angaben entnehmen, da\u00df sich bei einer Temperatur von 50\u00b0 0,187 g dieser Laminarinmodifikation in 50 ccm Wasser l\u00f6sen l\u00e4\u00dft. Die L\u00f6slichkeit ist demnach bei + 50\u00b0 1 Teil Substanz auf etwa 270 Teile Wasser. Zum Zwecke der Bestimmung der spezifischen Drehung wurde das Drehungsverm\u00f6gen dieser L\u00f6sung bei -f- 55o beobachtet. Dieses betrug \u2014 0,06\u00b0 in 2 dm-R\u00f6hre. Die spezifische Drehung bei + 55\u00b0 ist demnach \u2014 8,0\u00b0.\na,\nUm\n--$S7\u00a7=-8-0,<4c):\ndie L\u00f6slichkeit dieser Laminarinmodifikation\nbei\nZimmertemperatur kennen zu lernen, wurde die oben erw\u00e4hnte L\u00f6sung nach der Bestimmung ihres Drehungsverm\u00f6gens mehrere Tage bei Zimmertemperatur (+ 18\u00b0) stehen gelassen. Von dem Filtrate wurde dann 23,63 g abgewogen und bis zur Trockenheit auf dem Wasserbade verdampft. R\u00fcckstand 0,0254 g ; Asche 0,0007 g; der Laminarr\u00fcckstand war demnach 0,0247 g. Aus diesen Angaben l\u00e4\u00dft sich berechnen, da\u00df von dieser Laminarinmodifikation bei + 18\u00b0 1 Teil auf 957 Teile Wasser l\u00f6slich ist. Die L\u00f6slichkeit betr\u00e4gt also (etwas abgerundet) bei + 18\u00b0 1 Teil Substanz auf 950 Teile Wasser.","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 383\nDas Laminarin,\u2022 welches bei der vorhergehenden Bestimmung abfiltriert worden war, wurde unter Erw\u00e4rmen in 75 ccm Wasser gel\u00f6st und die L\u00f6sung mehrere Tage bei einer Temperatur von +10\u00b0 stehen gelassen. Von dem Filtrate wurde dann 51,40 g abgewogen und bis zur Trockenheit auf dem Wasserbade verdampft. R\u00fcckstand 0,0175 g ; Asche 0,0005 g ; der Laminarinr\u00fcckstand war demnach 0,0170 g. Aus diesen Angaben l\u00e4\u00dft sich berechnen, da\u00df von dieser La-minarinmodifikation bei + 10\u00b0 1 Teil auf 3023 Teile Wasser l\u00f6slich ist. Die L\u00f6slichkeit betr\u00e4gt also (etwas abgerundet) bei -f-10\u00b0 1 Teil Substanz auf 3000 Teile Wasser.\n4 d. Das Filtrat von 4 c (etwa 40 ccm) wurde mit 100 ccm Alkohol gef\u00e4llt, der Niederschlag abfiltriert (Filtrat dann weiter nach 4e behandelt) und in etwas Wasser gel\u00f6st. Aus dieser L\u00f6sung wurde das Laminarin durch Zusatz von vier Volumen Alkohol gef\u00e4llt, und dann noch zweimal durch L\u00f6sen in Wasser und F\u00e4llen mit je vier Volumen Alkohol gereinigt. Es wurden 1,8 g getrocknetes Laminarin erhalten. Asche 0,22 \u00b0/o; 0,2774 g gaben 0,0006 mg Asche.\n0,658 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st ; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung \u2014 0,37 in 4 dm-R\u00f6hre; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 7,0\u00b0.\nDie L\u00f6sung wurde bis auf 40\u00b0 erhitzt und das Drehungsverm\u00f6gen dann bei einer Temperatur von -f- 35\u00b0 beobachtet. Dieses betrug \u2014 0,50 in 4 dm-R\u00f6hre. Bei -j- 35\u00ae' ist demnach die spezifische Drehung \u2014 9,5\u00ae, also nicht unbedeutend hoher als bei Zimmertemperatur.\n350.\t0,o0 \u00bb 50\t, .\n\u201cu \u2014 \u2014 0,658 - 4\t9,5\nAus dieser L\u00f6sung wurden im Eisschrank etwas Laminarin ausgef\u00e4llt.\n4 e. Das Filtrat aus 4 d (etwa 120 c\u00e7m) wurde mit 220 ccm Alkohol versetzt, der Laminarinniederschlag abfiltriert, in Wasser gel\u00f6st und mit zehn V\u00f6lumen Alkohol gef\u00e4llt. Die Aufl\u00f6sung in Wasser und Ausf\u00e4llung mit zehn Volumen Alkohol wurde\n\u00bb","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"^\tHarald Kylin,\nnoch einmal wiederholt. 0,4 g Substanz; Asche l,25\u00b0/0; 0,1120 g gaben 0,0014 g Asche.\n0,286 g Asche, abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st ; L\u00f6sung 50 ccm ; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 0,32 ; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 14,0\u00b0.\ng^i^o _ l4oo\n0,286 \u2022 4\t\u2019\t1 ej*\t!\n\u00ab\u00bb = -\nAus dem oben angef\u00fchrten geht demnach hervor, da\u00df es bei Laminaria Cloustoni verschiedene Laminarinmodifika-. tionen gibt, die sich durch ihre spezifische Drehung, ihre L\u00f6slichkeit in Wasser und ihre F\u00e4llbarkeit mit Alkohol von einander unterscheiden. Von besonderem Interesse ist das Vorkommen einer in kaltem Wasser sehr schwerl\u00f6slichen Modifikation. Die L\u00f6slichkeit dieser Modifikation betr\u00e4gt bei -f- 10\u00b0 1 auf 3000 Wasser, bei 18\u00b0 1 auf 950 Wasser und bei + \u00f40\u00b0 1 auf 270 Wasser. Die spezifische Drehung ist sehr gering; sie betr\u00e4gt bei + 5\u00e4\u00b0 nur \u2014 8,0\u00b0, bei Zimmertemperatur ist sie sicher noch geringer, eine exakte Bestimmung l\u00e4\u00dft sich aber der geringen L\u00f6slichkeit wegen kaum bewerkstelligen.\nBei Abk\u00fchlung einer L\u00f6sung f\u00e4llt diese Laminarinmodi-fikation in kleinen, winzigen K\u00f6rnchen aus, die sich sehr schwer abfiltrieren lassen. Bei langsamerer Abk\u00fchlung werden die K\u00f6rnchen etwas gr\u00f6\u00dfer. Die gr\u00f6\u00dften K\u00f6rnchen erh\u00e4lt man aber, wenn man eine stark verd\u00fcnnte L\u00f6sung mehrere Tage in der K\u00e4lte stehen l\u00e4\u00dft. Auf diese Weise habe ich K\u00f6rnchen erhalten, die 20 p im Durchmesser waren. Die K\u00f6rnchen stellen eine Art Sph\u00e4rokrystalle dar. Eine innere Struktur, wie z.B. bei den Inulinsph\u00e4riten,l\u00e4\u00dft sich bei einer Vergr\u00f6\u00dferung von 450mal noch nicht beob\u00e4chten. Die Laminarinsph\u00e4rite zeigen in polarisiertem Lichte ein dunkles Kreuz in \u00e4hnlicher Weise wie die St\u00e4rkek\u00f6rner.\n5. Laminaria digitata.\n5 a. Aus 1000 g im August eingesammeltem Materiale wurde das Laminarin nach der Methode 1 extrahiert und gereinigt. Bei der Reinigung durch Zusatz von Alkohol wurden","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 385\njedesmal f\u00fcnf Volumen zugesetzt. 8,2 g Lamiharin : Asche 0,11 \u00b0/o ; 0,5256 g gaben 0,0006 g Asche.\n1,287g, Asche abgerechnet, wurden inWasser gel\u00f6st ; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre\u2014 1,58\u00b0: die spezifische Drehung ist demnach \u2014 15,3\u00b0.\n1,58 \u2022 50\n\u00abd =\n1,287 \u2022 4\n= \u2014 15,3\u00ab\n5 b. Das Material aus 5 a wurde weiter nach der Methode 2 extrahiert, und das Laminarin durch diese Methode gereinigt, jedoch so, da\u00df das Filtrat nach dem Abfiltrieren des Schwefelbleis bis 160 ccm konzentriert und mit 250 ccm Alkohol versetzt wurde. Der z\u00e4he Niederschlag wurde abdekantiert (die~ abdekantierte Fl\u00fcssigkeit nach 5 c behandelt), in 100 ccm Wasser gel\u00f6st und nach Ans\u00e4uern mit Salzs\u00e4ure mit vier Volumen Alkohol ausgef\u00e4llt. Die Aufl\u00f6sung in Wasser und Ausf\u00e4llung mit je vier Volumen Alkohol wurden noch einigemal wiederholt. 22,0 g reines Laminarin ; Asche 0,06 \u00b0/o ; 0,5054 g gaben 0,0003 g Asche.\n1,169 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st: L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u20141,28\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 13,7\u00b0.\n1'28 - 50 = - 13,7.\n\u00abn = -\n\u201e1,169 \u2022 4\nMolekulargewichtsbestimmung.\nKonzen- tration\tGefrier- punkts- erniedrigung\t\u25a0 \u2022 \u2022. \u2022 \u2022 \u2022 Molekular- gewicht\tMolekulargewicht berechnet \u2022 f\u00fcr \u25a0 17. (0*Hiop6) *'Hg0\n4,164\t0,027\t2869\t2772\n6,191\t0,035\t3290\t\u2014\n8,181\t0,040\t3804\t\u25a0 M\t-r* '[%\u25a0 '\u25a0\u25a0\u25a0:\nDas Molekulargewicht ist demnach gr\u00f6\u00dfer bei h\u00f6herer Konzentration als bei niedrigerer, und ich glaube, dies deutet darauf hin, da\u00df in irgend einer Weise eine molekulare Ver\u00e4nderung bei Vergr\u00f6\u00dferung der Konzentration stattfindet. (Vgl. Fucus serratus.) Von besonderem Interesse ist aber, da\u00df die hier in Rede stehende Laminarinmodifikation, die eine","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\tHarald Kylin,\nspezifische Drehung von \u201413,7\u00b0 besitzt, ein bedeutend gr\u00f6\u00dferes Molekulargewicht hat als die schon fr\u00fcher besprochene, aus Fucus serratus dargestellte, die eine spezifische Drehung von \u2014 22,2\u00b0 besitzt. Das Molekulargewicht dieser Modifikation war bei einer Konzentration von 4,408 \u00b0/o 2049, etwa der Zusammensetzung 12 (C6Hl0O5) \u2022 Hfi entsprechend. Es zeigt sich demnach, da\u00df eine Abnahme der spezifischen Drehung mit einer Zunahme des Molekulargewichtes Hand in Hand geht.\n5 c. Die von dem z\u00e4hen Laminarinniederschlag in 5 b abdekantierte Fl\u00fcssigkeit (etwa 390 ccm) wurde mit 390 ccm Alkohol versetzt. Der Laminarinniederschlag wurde in 100 ccm Wasser gel\u00f6st und dann durch mehrmaliges Umfallen mit je vier Volumen Alkohol gereinigt. 12,0g Substanz; Asche 0,15a/o; 0,4617 g gaben 0,0007 g Asche.\n1,274 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st ; L\u00f6sung 50 ccm ; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 1,73\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 17,0\u00b0.\n1,73-50\t/K V\nao\t1,274.4\t(oc)*\n5d. Aus 500 g im November eingesammeltem Materiale wurde das Laminarin nach der Methode 1 extrahiert und gereinigt. Nach dem Abfiltrieren des Schwefelbleis wurde das Filtrat bis auf 80 ccm konzentriert und dann mit 140 ccm Alkohol versetzt. Der z\u00e4he Laminarinniederschlag wurde abdekantiert (die abdeitantierte Fl\u00fcssigkeit nach 5e behandelt), in 50 ccm W\u00e4sser gel\u00f6st und dann durch mehrmaliges Umf\u00e4llen mit je drei Volumen Alkohol gereinigt. 6,0 g Substanz; Asche 0,31\u00b0/o ; 0,5501 g gaben 0,0017 g Asche.\n1,280g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u20141,18\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach\u201411,5\u00b0.\n1,18 >50 1,280 \u2022 4\n\u2014 11,5\u00b0 (5 d).\n5 e. Die von dem Laminarinniederschlag in 5 d abdekantierte Fl\u00fcssigkeit (etwa 200 ccm) wurde mit 40 ccm Alkohol versetzt, wobei noch ein z\u00e4her Laminarinniederschlag entstand.","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 387\nDieser wurde abdekantiert (die abdekantierte Fl\u00fcssigkeit nach 5 f behandelt), in 40 ccm Wasser gel\u00f6st und dann durch mehrmaliges Umfallen mit je vier Volumen Alkohol gereinigt. 3,2 g Substanz; Asche 0,42\u00b0/o; 0,4751 g gaben 0,0020 g Asche.\n1,097 gt Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre\u20141,38*; die spezifische Drehung ist demnach \u201415,7\u00b0.\nV- \u2014 1,097 \u2022 4 ~ ~ 15, / ^5* '\n5 f. Die in 5 e abdekantierte Fl\u00fcssigkeit (etwa 220 ccm) wurde mit 220 ccm Alkohol versetzt, der Laminarinniederschlag in 20 ccm Wasser gel\u00f6st und dann durch mehrmaliges Umf\u00e4llen mit je zehn Volumen Alkohol gereinigt. 1,4 g Substanz ; Asche 1,05 \u00b0/o ; 0,3732 g gaben 0,0039 g Asche.\n0,927 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st ; L\u00f6sung 50 ccm ; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 2,030 ; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 27,4*.\n2,03-50\t, M\u2022\n> \u201c\t0,927 - 4 \u2014\t2/-4 (of)-\n5 g. Das schon fr\u00fcher in 5 d extrahierte Material wurde weiter nach der Methode 2 extrahiert; Bei der Reinigung durch Umf\u00e4llen mit Alkohol wurde darauf geachtet, da\u00df jedesmal nur eine solche Menge Alkokol zugesetzt wurde, die hinreichend war, um einen z\u00e4hen Niederschlag hervorzurufen. Auf diese Weise erh\u00e4lt man die Laminarinmodifikation, die am leichtesten mit Alkohol fallbar ist. Nach mehrmaligen Umf\u00e4llungen wurde der Niederschlag wieder in etwas Wasser gel\u00f6st und mit einer gr\u00f6\u00dferen Menge Alkohol ausgef\u00e4llt, um das Laminarin in einem solchen Zustande zu bekommen, da\u00df es sich abfiltrieren und trocknen lie\u00df. 3,6 g Substanz ; Asche 0,25 \u00b0/o ; 0,4830 g gaben 0,0012 g Substanz.\n1,382 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st ; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 0,95\u00b0: die spezifische Drehung ist demnach \u2014 8,6\u00b0.\n0,95.50\t\u2018\n\u201cD\t1,382 - 4 ~\t8,0\nHoppe-Seylcr's Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCIV.\t20","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nHarald Kylin,\nDie L\u00f6sung wurde in Eisschrank gestellt, es bildete sich aber dabei kein Laminarinniederschlag; vgl. Laminaria Cloustoni.\n5 h. Aus 200 g im November eingesammelten Materials wurde das Laminarin nach der Methode 3 extrahiert und gereinigt. Nach dem Abfiltrieren des Schwefelbleis wurde das Filtrat bis auf 100 ccm konzentriert und dann mehrere Tage in Eisschrank stehen gelassen. Kein Laminarinniederschlag wurde aber gebildet, und doch enthielt die L\u00f6sung sicher mehr als 13\u00b0/o Laminatin. Die L\u00f6sung wurde deshalb durch Zusatz von 160 ccm Alkohol gef\u00e4llt, der Laminarinniederschlag ab-dekanti\u00e7rt (die abdekantierte Fl\u00fcssigkeit nach 5 i behandelt), in 50 ccm Wasser gel\u00f6st und dann durch mehrmaliges F\u00e4llen mit je drei Volumen Alkohol gereinigt. 3,5 g Substanz; Asche 0,32\u00b0/\u00ab; 0,4798 g gaben 0,0016 g Asche.\n1,390 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm ; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 1,23\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 11,1 \u00b0.\n1,23 \u2022 50\t44 ,\n\u201cD ~\t1,390 - 4 -\t11,1\n(5 h).\n5 i. Die in 5 h abdekantierte Fl\u00fcssigkeit (etwa 240 ccm) wurde durch Zusatz von 225 ccm Alkohol gef\u00e4llt, der Niederschlag in Wasser gel\u00f6st und dann durch mehrmaliges Umf\u00e4llen mit je vier Volumen Alkohol gereinigt. 9,5g Substanz; Asche 0,12 \u00b0/o; 0,4867 g gaben 0,0006 g Asche.\n1,430 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 1,60\u00ae; die spezifische Drehung ist demnach \u201414,0\u00b0.\nL60 \u2022 50 \u2014 140\u00b0 (5 0\n1,430.4 ~\t14r,U {d *'\u2022\n\u00ab\u00fc = ~\n6. Laminaria saccharina.\n6 a. 700 g im August eingesammeltes Material wurde mit 1500 ccm 70\u00b0/oigem Alkohol versetzt und drei Tage lang extrahiert. Das Material wurde dann abfiltriert, mit 1000 ccm 70\u00b0/oigem Alkohol versetzt und noch drei Tage extrahiert.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 389\nDie vereinigten Extrakte wurden konzentriert und mit drei Volumen Alkohol gef\u00e4llt. Der Niederschlag wurde in 100 ccm Wasser gel\u00f6st; die L\u00f6sung mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert und dann durch mehrmaliges Umf\u00e4llen mit je drei Volumen Alkohol gereinigt. 8,1 g Substanz; Asche 0,12\u00b0/o; 0,4183 g gaben 0,0005 g Asche.\n1,035 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 1,00\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 12,1\u00ae.\n1,00 \u2022 50 .\n\u201c\u00bb \u2014\t1,035 -4\t12,1 (6a)'\n6 b. Das nach 6 a behandelte Material wurde nach der Methode 1 extrahiert und das Laminarin nach dieser Methode gereinigt. Bei der Reinigung durch Umf\u00e4llen mit Alkohol wurde jedesmal vier Volumen Alkohol zug\u00e8setzt. 17,5 g Substanz ; Asche 0,27\u00b0/o; 0,5066 g gaben 0,0015 g Asche.\n1,134 g, Asche abgerechnet, in Exsikkator ' getrocknet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 1,60\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 17,7\u00b0.\n1,60 \u2022 60 \u2014\th \\\n= \u2014 17,i\u00b0 (6 bi,).\n\u00abn = ~\n1,134.4\n1,103 g, * Asche abgerechnet, bei + 110\u00b0 getrocknet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 1,58\u00ae ; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 17,9\u00ae.\n\u201c<> = \" \u00e4r?= \u201c 17i9# (6b,):\n6c. Das Material aus 6b wurde weiter nach der Methode 2 extrahiert und das Laminarin nach dieser Methode gereinigt. Bei der Reinigung durch Umf\u00e4llen mit Alkohol wurde jedesmal vier Volumen Alkohol zugesetzt. 22,0 g Substanz; Asche 0,09 \u00b0/o; 0,4724 g gaben 0,0004 g Asche.\n1,221 g, Asche abgerechnet, im Exsikkator getrocknet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm* R\u00f6hre\u2014 1,29\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 13,2\u00b0.\n1,29.50\n","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nHarald Kyi in,\n1,200 g, Asche abgerechnet, bei -f- HO0 getrocknet, wurden Im Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-Kehre \u2014 1,28\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach\u201413,3\u00b0i\n1,28 \u2022 50 1,200 -4 \u201c\n13,3\u00b0 (6 c,).\nMolek\u00fclargewichtsbestimmung.\nKonzen- (ration\tGefrier- punkts- erniedrigung\tMolekular- gewicht\tMolekulargewicht berechnet f\u00fcr 17(C6Hio06)H,0\n4,532\t0,030\t2810\t2772\n6,756\t0,037\t3396\t.\u2014\n8,937\t0,043\t3866\t__\nDas Molekulargewicht dieser Laminarinmodifikation stimmt gut mit demjenigen der aus Laminaria digitata d\u00e4rgestellten Modifikation \u00fcberein, deren spezifische Drehung \u201413,7 betrug: vgl. weiter die Er\u00f6rterung S. 385.\n6d. Aus 100 g im November eingesammelten Materials wurde das Laminarin nach der Methode 3 extrahiert und gereinigt. Nach dem Abfiltrieren des Schw\u00e8felbleis wurde das\nFiltrat bis auf 60 ccm konzentriert und mit 120 ccm Alkohol versetzt. Der z\u00e4he Laminarinniederschlag wurde abdekantiert (die abdekantierte Fl\u00fcssigkeit nach 6 e behandelt), in etwas Wasser gel\u00f6st und durch mehrmaliges Umf\u00e4llen mit je vier Volumen Alkohol gereinigt. 3,1 g Substanz ; Asche 0,38\u00b0/o ; 0,3995 g gaben 0,0025 g Asche.\n0,951 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u20141,10\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u201414,5\u00b0.\n1,10 - 50\nfl QM . L\n14,5\u00b0 (6 dj.\n6 e. Die in 6 d abdekantierte Fl\u00fcssigkeit (etwa 160 ccm) wurde mit 160 ccm Alkohol versetzt, der Laminarinniederschlag in Wasser gel\u00f6st und durch mehrmaliges Umf\u00e4llen mit je sechs Volumen Alkohol gereinigt. 1,0 g Substanz; Asche 1,41 \u00b0/\u00ab; 0,2411 g gaben 0,0034 g Asche.","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meercsalgen. 391\n0,731 g, Asche abgerechnet, wurden in Wasser gel\u00f6st. L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 1,30\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u201422,3 \u00b0>\n1,30-50 _ _ 22,3\u00ab (6 e)\n\u201c\t0,731.4\nC. Verschiedene Laminarinmodifikationen.\nEs ist schon mehrmals hervorgehoben worden, da\u00df es verschiedene Laminarinmodifikationen gibt, die sich von einander durch ihr Drehungsverm\u00f6gen, ihr Molekulargewicht, ihre L\u00f6slichkeit in Wasser und ihre F\u00e4llbarkeit mit Alkohol unterscheiden. Hand in Hand mit einer Abnahme des numerischen Wertes der spezifischen Drehung geht eine Zunahme des Molekulargewichtes, eine Abnahme der L\u00f6slichkeit in Wasser und eine Zunahme der F\u00e4llbarkeit mit Alkohol.\nDiejenige Laminarinmodifikation, die eine spezifische Drehung von \u201432,'5 besitzt, entspricht etwa der molekularen Zusammensetzung 6 (G6H10O5) \u2022 HtO; bei einer spezifischen Drehung von \u2014 22,2\u00b0 ist die Zusammensetzung \u2019\u2022 am ehesten 12 (C6H10O5) \u2022 HgO, und bei einer spezifischen Drehung von etwa \u2014 13,5 am ehesten 17 (C6H1005) \u2022 H,0. Doch ist \u00abzu bemerken, da\u00df die beiden letzteren Bestimmungen ziemlich unsicher sind.\nDie Modifikation, die einer molekularen Zusammensetzung von 17 (C6H10O5). H,0 entspricht und deren spezifische Drehung etwa \u2014 13,5 betr\u00e4gt, ist in kaltem Wasser leicht l\u00f6slich. Die schwerl\u00f6slichen Modifikationen m\u00fcssen demnach ein noch gr\u00f6\u00dferes Molekularg\u00e8wicht und eine noch geringere spezifische Drehung besitzen. Wie gro\u00df das Molekulargewicht der schwerl\u00f6slichsten Laminarinmodifikation ist, wei\u00df ich nicht, es ist aber sicher sehr hoch; auch die spezifische Drehung (bei Zimmertemperatur) ist nicht genau bestimmt worden, der numerische Wert ist aber geringer als \u2014 7\u00b0.\nDie hier besprochenen Modifikationen sind aber keine reinen, chemischen Individuen, sondern stellen Gemenge von verschiedenen, aber mit einander sehr nahe verwandten Kohlenhydraten dar.","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\tHarald Kylin,\nDie Modifikation, welche das geringste Molekulargewicht besitzt, ist in den untersuchten Fucoideen in verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringen Mengen vorhanden. Nur bei AscophyHum nodosum ist sie in etwas gr\u00f6\u00dferen Mengen angeh\u00e4uft, und doch ist die Gesamtmenge des Laminarins bei dieser Alge ziemlich gering. Bei Fucus serratus, F. vesiculosus und Laminaria saccharin a sind diejenigen Laminarinmodifikationen am reichlichsten vertreten, die eine spezifische Drehung von durchschnittlich \u2014 15\u00b0 bis \u201420\u00b0 besitzen; bei Laminaria digitata dagegen diejenigen, deren spezifische Drehung etwas \u201412\u00b0 betr\u00e4gt. Die in kaltem W\u00e4sser schwerl\u00f6sliche Modifikation habe ich nur bei Laminaria Cloustoni gefunden.\nDiejenige Modifikation, die der molekularen Zusammensetzung von 6 (CgH10O5) \u2022 H,0 entspricht, l\u00e4\u00dft sich noch ziemlich gut durch Zusatz von Alkohol niederschlagen. Es gibt aber solche Modifikationen, die sich aus einer L\u00f6sung nicht aus-f\u00e4llen lassen, wenn diese auch zehn* Volumen Alkohol (bei reichlicher Gegenwart von Kochsalz) enth\u00e4lt: vgl. die Untersuchung \u00fcber die Zuckerarten der Fucoideen S. 369.\nDiese Modifikationen m\u00fcssen ein niedrigeres Molekulargewicht, als der Formel 6 (CfiB10O5) * H,0 entspricht, besitzen, und ich glaube, da\u00df unter diesen auch eine vorliegt, welche die Zusammensetzung 2 (C#H10O5) \u2022 H,0 hat. Dies ist ein Disaccharid, welcher meiner Meinung nach den Ausgangspunkt der ganzen Laminarinreihe darstellt. F\u00fcr diesen Disaccharid habe ich schon vorher (S. 370) den Namen Laminariose vorgeschlagen. Es ist mir aber nicht gelungen, diese Zuckerart herzustellen, die vorhergehende Auseinandersetzung scheint mir indessen erwiesen zu haben, da\u00df die Annahme des Vorkommens eines solchen Disaccharides eine theoretische Notwendigkeit ist; vgl. S. 370.\nIn diesem Zusammenhang m\u00f6chte ich mit einigen Worten eine Untersuchung von Krefting und Torup (1909, S. 151) \u00fcber ein neues Kohlenhydrat bei den Laminaria-Arten besprechen. Dieses Kohlenhydrat, welches sich besonders dadurch kennzeichnet, da\u00df es in warmem Wasser leicht l\u00f6slich war, bei Abk\u00fchlen aber wieder ausgef\u00e4llt wurde, wurde von","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 393\nKrefting in folgender Weise aus einer Laminaria-Art, die er als L. dig i ta ta bestimmte, extrahiert. Das getrocknete Material w\u00fcrde mit einer kalten Aufl\u00f6sung von Barythydrat behandelt, welche Ba (OH), im \u00dcberschu\u00df enthielt. Nach einem Tage wurde das Extrakt abfiltriert, mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert und dann mehrere Tage bei einer niedrigen Temperatur stehen , gelassen, wobei das Kohlenhydrat ausgefallt wurde. Zum Zwecke der weiteren Reinigung wurde es mehrmals aus warmem Wasser gef\u00e4llt.\t.\nDie weitere Untersuchung dieser Substanz wrurde von Torup bewerkstelligt. In bezug auf ihre L\u00f6slichkeit fand dieser Forscher, da\u00df sie bei 0\u00b0 unauf l\u00f6slich ist ; bei + 10 betr\u00e4gt die L\u00f6slichkeit 1 auf 5000 Wasser, bei -j- 20\u00b0 etwa 1 auf 2000 Wasser; bei einer Temperatur von 50\u00b0\u201455\u00b0 ist die reine Substanz in Wasser leicht l\u00f6slich; in Unreinem Zustande ist sie schon bei einer Temperatur von +40\u00b0 sehr leicht l\u00f6slich. Das neue Kohlenhydrat gab keine Jodreaktion, Seine L\u00f6sung in Wasser ist linksdrehend. Die Substanz wird beim Kochen mit 2\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure nach 2 ~ 21 It Stunden quantitativ in Dextrose umgewandelt. Als Name dieses Kohlenhydrates wurde Kreftin vorgeschlagen (a.a.O., S. 151, Fu\u00dfnote).\nEs leuchtet ein, da\u00df das von Krefting und Torup dargestellte neue Kohlenhydrat mit derjenigen Laminarinmodift-kation identisch ist, die ich bei Laminaria Cloustoni gefunden habe. Bei Laminaria digitata fehlt aber diese Modifikation. Krefting hat diese beiden Arten verwechselt ; er hat L. Cloustoni, nicht, wie er behauptet, L. digitata untersucht. Dieser Forscher behauptet auch, da\u00df das neue Kohlenhydrat bei der untersuchten Laminaria-Art nur im November, nicht aber im August vorkommt. Diese Behauptung steht wahrscheinlich damit in Zusammenhang, da\u00df die Menge dieses Kohlenhydrats im November gr\u00f6\u00dfer ist als im August, und da\u00df es deshalb leichter ist, das Kohlenhydrat aus im November eingesammeltem Materiale herzustellen, als aus im August eingesammeltem. \u2014 Bei meinen Untersuchungen \u00fcber Laminaria Cloustoni habe ich nur im August eingesammeltes Material zur Verf\u00fcgung gehabt ; es ist mir aber gelungen nach-","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\tHarald Kylin,\nzu weisen, da\u00df die schwerl\u00f6sliche Laminarinmodifikation bei der in Rede stehenden Alge auch w\u00e4hrend dieser Jahreszeit verkommt.\nHinsichtlich der von Krefting benutzten Extraktionsmethode ist nur zu sagen, da\u00df sie zum Zwecke der Darstellung des Kohlenhydrates nicht besonders geeignet ist, und zwar eben deshalb, weil es nicht gelingt, alle schleimigen Membranbestandteile durch Zusatz von Barythydrat zu binden. Diese schleimigen Bestandteile werden etrst von Bleiessig v\u00f6llig entfernt.\nAuch eine Untersuchung von Hansteen (1892, S. 344) ist in diesem Zusammenhang mit einigen Worten zu ber\u00fchren. Nach diesem Forscher sollen die Fukosanblasen oder, wie er sie nennt, Fukosank\u00f6rner aus einem Kohlenhydrat bestehen, das der Gruppe (C\u20acH10O\u00f4)n angeh\u00f6rt. Diesen Stoff nennt er Fukosan. Er extrahierte das Fukosan aus Fucus serratus, indem er die zerhackten Thallusteile in destilliertem Wasser 72 Stunden lang bei einer Temperatur von 75\u00b0 extrahierte. Das Extrakt wurde mit Bleizucker gef\u00e4llt, mit Schwefelwasserstoff entbleit, und nach dem Abfiltrieren des Schwefelbleis bis auf etwa l/io seines urspr\u00fcnglichen Volumens eingeengt. Die auf diese Weise erhaltene L\u00f6sung wurde entweder mit Alkohol nach Ans\u00e2u\u00e9rung mit Salzs\u00e4ure, oder mit Alkohol\u00e4ther nach Ans\u00e4uerung mit Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt. Der Niederschlag soll aus dem genannten Kohlenhydrat Fukosan bestehen. Schon bei einer fr\u00fcheren Gelegenheit habe ich aber darauf aufmerksam gemacht (Kylin, 1913, S. 179), da\u00df der Niederschlag ein Gemenge von zwei verschiedenen Kohlenhydraten darstellt. Er besteht n\u00e4mlich einerseits aus Laminarin, andererseits aus einem Membranstoff, das Fukoidin, welches durch Zusatz von Bleizucker aus dem w\u00e4sserigen Extrakte nicht zu entfernen ist. Belege f\u00fcr die Richtigkeit dieser Behauptung k\u00f6nnen wir aus Ha ns teens oben erw\u00e4hnter Arbeit entnehmen. Er hat n\u00e4mlich die spezifische Drehung seines Fukosans auf \u2014 43,4\u00b0 bestimmt. Nun betr\u00e4gt aber die spezifische Drehung des bei Fucus serratus vorkommenden Laminarins durchschnittlich \u2014 15\u00b0 bis \u2014 20\u00b0, das Fukoidin ist aber sehr stark","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 395\nlinksdrehend (aD etwa \u2014220\u00b0), und sicher bestand demnach das Hansteensche Fukosan aus einer Mischung von Laminarin und Fukoidin. \u2014 In meinem Sinne des Wortes ist das Fukosan ein mit den Gerbstoffen verwandter Stoff; vgl. Kylin 1912 und 1913.\nD. Die Einwirkung der Diastase auf Laminarin.\nDie Diastasel\u00f6sung wurde durch Extrahieren von Malz in Wasser dargestellt. Sie verzuckerte schnell eine St\u00e4rkel\u00f6sung. Von der Diastasel\u00f6sung wurden 10 ccm abgemessen und mit 20 ccm einer Laminarinl\u00f6sung aus Laminaria saccharina (\u2014 0,550 in 2 dm-R\u00f6hre) versetzt. Einzelheiten sind aus der Tabelle zu entnehmen. Die Versuche wurden im W\u00e4rmeschrank bei + 35\u00b0 stehen gelassen.\nDrehung in 2 dm-Rohre\n\tnach 0 Stund.\tnach 15 Stund.\tnach 40 Stund.\n10 ccm Malzextrakt (ungekocht) 20 ccm Lam .-L\u00f6sung\t+ 0,15\u00b0\t+ 0,45\u00ab\t-f 0,80\u00ae\n10 >\t*\t(gekocht) -f- 20 ccm Lam.-L\u00f6sung\t4* 0jl5\u00b0\t+ 0,15\u00ab\t-f 0,15\u00ae\n10 \u00bb\t\u00bb\t(ungekocht)\t\t\t\n4* 20 ccm Wasser . .\t-f 0,55\u00ae\t+ Oj50\u00b0\t4- 0,45\u00ae\nAus den oben gegebenen Angaben ist ohne weitere Er\u00f6rterungen die Tatsache zu entnehmen, da\u00df das Laminarin von Diastase aus Malz verzuckert wird.\nMehrere Versuche habe ich gemacht, teils aus getrockneten, zerkleinerten, teils aus frischen, zerschnittenen Thallusteilen von Ascophyllum nodosum. Fucus serratus und Laminaria digitata ein Enzym zu extrahieren,'welches das Laminarin verzuckern k\u00f6nnte, aber immer mit negativem Erfolg, und doch scheint es mir vollkommen sicher, da\u00df ein solches Enzym wirklich in den untersuchten Fucoideen vorhanden ist. Die ungeheueren Mengen schleimiger Membr\u00e4n-bestandteile machen aber die einschl\u00e4gigen Untersuchungen sehr schwierig, und sind Schuld daran, da\u00df ich keinen Er-","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"39f>\tHarald Kylin,\nfolg erzielt habe. Wahrscheinlich ist in den Fucoideen ein besonderes Enzym aus\u00e7ebildet worden, welches die Aufgabe hat, das f\u00fcr einige Fucoideen eigent\u00fcmliche Kohlenhydrat Laminarin zu spalten.\n. Torup (siehe Krefting und Torup, 1909, S, 155) ist es aber gelungen, aus frischer Laminaria ein Enzym zu extrahieren, welches das Laminarin in Dextrose verwandelt. Nach diesem Forscher soll das Laminarin von Ptyalin oder von Diastase aus Pankreas oder Malz nicht angegriffen werden.\nE. Quantitative Bestimmung des Laminarins.\n. Die Laminarinmcngen der untersuchten Fucoideen habe ich in folgender Weise zu bestimmen versucht.\n10 g an der Luft getrocknetes, zerkleinertes Material wurden mit 500ccm Wasser versetzt, eine Stunde in siedendem Wasserbade gekocht und dann bis zum n\u00e4chsten Tag stehen gelassen. Nach dem Abdekantieren des Extraktes wurde das Material noch einmal auf dieselbe Weise mit 500 ccm Wasser extrahiert, dann abfiltriert und gut ausgewaschen. Die vereinigten Extrakte wurden konzentriert, mit Bleiessig gef\u00e4llt und auf 100 ccm erg\u00e4nzt. Nach dem Abf\u00fctrieren wurde die optische Drehung des Filtrates bestimmt. Von dem Filtrate wurden 40 ccm abgemessen, mit Schwefels\u00e4ure bis etwa 5\u00b0/o versetzt (mit R\u00fccksicht darauf, da\u00df die Fl\u00fcssigkeit eine nicht unbedeutende Menge Bleiacetat enthielt) und vier Stunden in siedendem Wasserbade gekocht. Nach der Hydrolyse wurde Wasser bis genau 40 ccm zugesetzt und das Bleisulfat abfil-triert. Das Filtrat wurde dann in bezug auf sein Drehungsverm\u00f6gen und seine Reduktionsf\u00e4higkeit (nach Fehling) untersucht. Die Reduktionsf\u00e4higkeit gibt an, wieviel Zucker (Dextrose) nach der Hydrolyse vorhanden ist, und da das Laminarin w\u00e4hrend der Hydrolyse quantitativ in Dextrose umgewandelt worden ist, ist die Reduktionsf\u00e4higkeit auch ein Ma\u00dfstab f\u00fcr die Laminarinmenge, die vor der Hydrolyse vorkam, und mit R\u00fccksicht auf die extrahierte Materjalmenge und das Volumen des mit Bleiessig gef\u00e4llten Extraktes l\u00e4\u00dft sich die Laminarin-menge in Prozent des Trockengewichts berechnen.","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Mceresalgen. 397\nV\t\u2022 .\t'\t.\t\u2022\t\u2022\t\u2022 .\nZu dieser Bestimmung ist zu bemerken, da\u00df die geringe Menge Dextrose, die vor der Hydrolyse vorhanden ist, ajs Laminarin berechnet wird. Die Bestimmung gilt eigentlich fur die Summe der von Bleiessig nicht Billbaren Kohlenhydrate; da aber die Dextrosemenge sehr gering ist, ist diese Summe als der des Laminarins gleich zu betrachten. Noch zu bemerken ist, da\u00df beim Zusatz des Bleiessigs eine gro\u00dfe Menge Niederschlag gebildet wird, was es schwierig macht, die Extraktmenge bis 100 ccm genau nachzuf\u00fcllen. Es w\u00e4re vielleicht besser, die Extraktmenge bis 150 oder 200 ccm zu erg\u00e4nzen.\nDie Angaben der quantitativen Laminarinbestimmung sind in der Tabelle 4 zusammengestellt. Die Laminarinmengen sind auf Grund der Angaben der Reduktionsfahigkeit nach der Hydrolyse berechnet.\nTabelle 4.\nQuantitative Bestimmung des Laminarins.\n\tTrocken- gewicht des\tEx- trakt-\tOptische Drehung in 2 dm-R\u00f6hrc\t\tZuckermenge in \u00ae/o berechnet nach der\t\tLaminarinmenge in\n\tMaterials g\tmenge ccm\tvor der Hydrolyse\tnach der Hydrolyse\topti* sehen Dre- hung\tIteduk* tions- f\u00e4hig* keit\t\u2022/\u2022 des Trockengewichtes\nAscophyllum nodosum\t8,74\t100\t\u2014 0,25\u00ae\t4 0,64\u00ae\t0,61\t0,62\t7,1\nFucus serratus . , .\t8,82\t100\t- 0,68\u00b0\t+ 1,80\u00ae\t1,71\t1,70\t19,3\n> vesiculosus . .\t8,92\t100\t- 0,27\u00ae\t4 0,68\u00ae\t0,65\t0,67\t7,5\nLaminaria digitata . .\t8,84\t100\t- 0,41\u00ae\t4 2,03\u00ae\t1,93\t1,88\t21,4\n\u00bb\tsaccharina\t8,99\t100\t- 1,05\u00ae\t+ 3,S5\u2018\t3,18\t3,14 '\u25a0\t35,0\n\u00bb \u00bb\t8,98\t200\t-*-0,52\u00ae\t4 1,58\u00ae\t1,50\t1,50\t33,4\nDie Angaben der Laminarinmengen gelten f\u00fcr im August eingesammeltes Material.\nAus den Angaben geht hervor, da\u00df die Laminarinmenge am reichlichsten bei Laminaria saccharins* ist, welche Alge etwa 34\u00b0/o Laminarin enth\u00e4lt. L. digital a und Fucus serra-tus enthalten auch bedeutende Laminarinmengen, beziehungsweise etwa 21 und 19\u00b0/o, w\u00e4hrend die beiden Arten Fucus vesiculosus und Ascophyllum nodosum nur. verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringe Mengen, etwa 7\u00b0/o, enthalten.","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\tHarald Kylin,\nDie Tabelle 4 bietet aber auch in einer anderen Beziehung\u2018als f\u00fcr die quantitative Laminarinbestimmung ein besonderes Interesse dar. Man beobachte, da\u00df die nach der Hydrolyse auftretenden Zuckermengen, als Dextrose berechnet, innerhalb der Fehlergrenzen dieselben Werte haben, ob sie nun nach der optischen Drehung oder nach der Reduktionsf\u00e4higkeit berechnet werden. Aus dieser Tatsache mu\u00df man den Schlu\u00df ziehen, da\u00df nur Dextrose vorhanden ist, und da\u00df L\u00e4vulose nicht beigemischt sein kann. Die Angaben in der Tabelle 4 best\u00e4tigen also die fr\u00fcher gemachte Behauptung, da\u00df L\u00e4vulose und Rohrzucker, welche Zuckerart bei der Hydrolyse Dextrose und L\u00e4vulose gibt, bei den untersuchten Fucoideen nicht vorhanden sind; vgl. S. 367.\nF. Die physiologische Bedeutung des Laminarins.\nln meinem fr\u00fcheren Aufsatz \u00abZur Biochemie der Meeresalgen\u00bb habe ich die Meinung ausgesprochen, da\u00df das Laminarin einen Reservestoff darstellt, welcher physiologisch der St\u00e4rke der h\u00f6heren Pflanzen entspricht, und ich m\u00f6chte in diesem Zusammenhang diese Behauptung etwas n\u00e4her er\u00f6rtern. Am besten scheint es mir, zuerst mit einigen Worten die Lebensverh\u00e4ltnisse der Laminaria-Arten zu besprechen, und zwar mit besonderer R\u00fccksicht auf die beiden Arten Laminaria digitata und Laminaria saccharina und auf ihr Auftreten an der schwedischen Westk\u00fcste.\nDie Laminaria-Arten sind mehrj\u00e4hrige Algen, aber nur das Heftorgan und der Stamm sind perennierend, das Blatt wird dagegen einmal des Jahres gewechselt. Der Blattwechsel findet w\u00e4hrend des Winters statt. Im November findet man schon Individuen, bei denen das junge Blatt, welches sich zwischen das alte Blatt und den Stamm einschaltet, etwa dezimeterlang ist. W\u00e4hrend der Wintermonate w\u00e4chst das junge Blatt mehr und mehr, das alte Blatt wird dagegen nach und nach aufgel\u00f6st. Ende M\u00e4rz oder sp\u00e4testens im April hat das junge Blatt beinahe seine definitive Gr\u00f6\u00dfe erreicht und von dem alten Blatte sind nur geringe Reste \u00fcbrig.","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 399\nDer Winter ist auch die Zeit der Fortpflanzung unserer Laminaria-Arten. Schon Mitte Oktober habe ich Sporangi\u00e9n-sori mit entwickelten Sch w\u00e4rmzellen gesehen. Die Sporangten-entwicklung setzt dann w\u00e4hrend des ganzen Winters fort und noch im April findet man an den vorhandenen Resten des alten Blattes Sporangiensori.\nW\u00e4hrend des Winters geht demnach der Zuwachs und die Fortpflanzung von statten. Also find\u00e9n zwei Lebenst\u00e4tigkeiten, die eine reichliche Zufuhr organischer Nahrung fordern, w\u00e4hrend einer Zeit statt, wo die Neubildung solcher Nahrung sehr gering ist und zu Zeiten sicher vollkommen stillsteht. Die Laminaria-Arten m\u00fcssen demnach w\u00e4hrend einer anderen Jahreszeit diejenigen Mengen organischer Nahrung bereiten, die sie im Winter f\u00fcr den Zuwachs und die Fortpflanzung n\u00f6tig haben. Im Fr\u00fchling ist das junge Blatt ausgebildet, der Sommer ist die Zeit der Assimilation, die Zeit der Bildung organischer Nahrung, und im Herbst ist das Blatt mit reichlichen Mengen Reservestoffe versehen, die w\u00e4hrend des Winters verbraucht werden. Der wichtigste dieser Reservestoffe ist das Laminarin und ich habe schon erwiesen, da\u00df die Laminaria-Arten im August gro\u00dfe Mengen Laminarin enthalten. Es er\u00fcbrigt aber noch zu beweisen, da\u00df das Laminarin w\u00e4hrend des Winters verbraucht wird und da\u00df das junge Blatt keine erw\u00e4hnenswerten Mengen davon enth\u00e4lt.\nEnde M\u00e4rz eingesammelte Laminaria wurde in bezug auf ihren Gehalt von Laminarin analysiert und fewar sowohl das alte wie das junge Blatt. Von den alten Bl\u00e4ttern wurden die mehr oder weniger aufgel\u00f6sten Randpartien weggeschnitten und von den jungen Bl\u00e4ttern nur das mittlere; Drittel verwendet. Das Material wurde dann auf die schon oben beschriebene Weise analysiert. '\nDurch die Angaben in Tabelle 5 ist demnach erwiesen, da\u00df das Larainarin im Laufe des Winters verbraucht wird und da\u00df das junge Blatt nur sehr geringe Laminarinmengen enth\u00e4lt. Das Laminarin ist also ein Reservestoff, der w\u00e4hrend des Sommers gebildet, w\u00e4hrend d\u00e7s Winters dagegen zum Zwecke des Zuwachses und der Fortpflanzung verbraucht wird.\t;","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"^0\tHarald K y lin,\nTabelle 5.\n* .\nQuantitative Bestimmung des Laminarins. Material Ende M\u00e4rz eingesammelt.\n\tTrocken- gewicht des Materials \u00eb\tEx- trakt- menge ccm\tOptische in 2 dr vor der Hydrolyse\tDrehung n-R\u00f6hre nach der Hydrolyse\tZuckermenge in \u00ae/o berechnet nach der optischen Drehung\tLami- narin-menge in \u00ae'o des Trockengewichtes\nLaminaria digitata altes Blatt . .\t9,06\t200\t- 0,04\u00b0\t+ 0,10\u00ae\t0,10\t2,0\nLaminaria digitata junges Blatt . .\t9,24\t200\t\u2014 0,06\u00ae\t+ 0,06\u00ae\t0,06\t1,3\nLaminaria saccharina altes Blatt . .\t9,06\t200\t- 0,05\u00ae\t+ 0,04\u00ae\t0,04\t0,9\nLaminaria saccharina junges Blatt . .\t9,16\t200\t- 0,01\u00ae\t+ 0,02*\t0,02\t0,4\nBei den La min aria-Arten kommt aber auch Mannit (etwa 7\u00b0/o) vor und dieser Stoff ist ebenfalls als ein Reserve-stoff zu betrachten.\nAscophyllum nodosum, Fucus serratus und F. ve-siculosus enthalten au\u00dfer Laminarin und Mannit auch Fett (vgl. Kylin, 1912, S. 22). Die Fettmengen sind besonders bei Ascophyllum reichlich und ersetzen wesentlich das Laminarin, von welchem Stoff im August nur etwa 7 \u00b0/o vorhanden ist. Fucus vesiculosus enthielt auch nur etwa 7\u00b0/o Laminarin, aber geringere Mengen Fett als Ascophyllum, was damit in Zusammenhang steht, da\u00df die Fortpflanzung bei der letzteren Art im Winter und Fr\u00fchling vonstatten geht, bei Fucus vesiculosus dagegen wesentlich in die Sommermonate verlegt ist. Die Fettmengen bei Fucus serratus und Fucus vesiculosus sind einander etwa gleich, die erstere Art ist aber viel reicher an Laminarin als die letztere, was wohl darauf beruht, da\u00df die Fortpflanzung bei Fucus serratus im Winter stattfindet.\nEs er\u00fcbrigt jetzt, mit einigen Worten den Assimilationsproze\u00df der Fucoideen zu besprechen.\nln bezug auf die Florideen wurde schon fr\u00fcher (S. 362) daraufhingewiesen, da\u00df diese Algen bei ihrer Assimilation einfache Zuckerarten bilden, da\u00df der Zucker sich aber schnell\n","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. .\t401\nzu St\u00e4rke kondensiert. Die Florideen stimmen demnach wesentlich mit denjenigen h\u00f6heren Pflanzen \u00fcberein, die sogenannte \u00ab St\u00e4rkebl\u00e4tter\u00bb besitzen.\nDie Fucoideen bilden aber nie St\u00e4rke, Und sie k\u00f6nnen also hinsichtlich ihres Assimilationsprozesses nicht unter die \u00abSt\u00e4rkebl\u00e4tter\u00bb eingereiht werden. Es gelingt aber auch nicht, diese Algen unter die \u00abZuckerbl\u00e4Oer\u00bb einzureihen, da Zucker nie angeh\u00e4uft wird, sondern nur in sehr geringen Mengen vorkommt. Die Fucoideen m\u00fcssen deshalb als ein neuer Typus aufgestellt werden. Die Assimilationsprodukte sind bei den Fucoideen in \u00e4hnlicher Weise wie bei den h\u00f6heren Pflanzen und den Florideen einfache Zuckerarten, diese werden aber niemals angeh\u00e4uft, sondern schnell kondensiert, aber nicht zu St\u00e4rke wie in den \u00abSt\u00e4rkebl\u00e4ttern\u00bb, sondern zu einem Gemenge mit einander nahe verwandter Kohlenhydrate, welches Gemenge Laminarin genannt worden ist. Das Laminarin vertritt bei den Fucoideen die St\u00e4rke der \u00abSt\u00e4rkebl\u00e4tter\u00bb.\nDie Frage, welche Stoffe die Pflanzen bei ihrer Assimilation bilden, wurde von Schimper (1885, S. 787) hinsichtlich der h\u00f6heren Pflanzen folgenderma\u00dfen beantwortet: \u00ab\u00dcberall im Assimilationsproze\u00df wird Glykose gebildet\u00bb. In der vorliegenden Untersuchung habe ich nachweisen k\u00f6nnen, da\u00df diese Behauptung von Schimper auch in bezug auf die Florideen und die Fucoideen richtig ist, und ich m\u00f6chte jetzt einen Schritt weiter gehen, indem ich behaupte, da\u00df einfache Zuckerarten im Assimilationsproze\u00df aller Pflanzen gebildet werden, und da\u00df die einfachen Zuckerarten die einzigen Stoffe sind, die im richtigen Sinne des Wortes als Assimiiationsprodukte zu bezeichnen sind.\nIch will auch darauf hinweisen, da\u00df die in den letzten zehn Jahren besonders von WiUst\u00e4tter betriebenen Untersuchungen \u00fcber die Chromatophorenfarbstoffe der Pflanzen das interessante Ergebnis gebracht haben, da\u00df Chlorophyll in allen assimilierenden Pflanzen vorhanden ist, soweit sie bisher untersucht worden sind, und ich glaube jetzt behaupten zu k\u00f6nnen, da\u00df alle chlorophyllf\u00fchrenden Pflanzen bei ihrer","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\nHarald Kylin,\nPhotosynthese als Assimilationsprodukte einfache Zuckerarten bilden.\nDie Assimilationsprodukte, d. h. die einfachen Zuckerarten, werden dann bei den verschiedenen Pflanzen in verschiedenen Weisen weiter zu Reserve-stoffen verarbeitet. Eine gro\u00dfe Anzahl h\u00f6herer Pflanzen bilden Starke (die \u00abSt\u00e4rkebl\u00e4tter\u00bb), andere bilden dagegen gar nicht oder nur geringe Mengen St\u00e4rke (die \u00abZuckerbl\u00e4tter\u00bb) aber wahrscheinlich andere amorphe, wasserl\u00f6sliche Kohlenhydrate. Die Untersuchungen sind aber auf diesem Gebiete viel zu l\u00fcckenhaft, um etwas sicheres sagen zu k\u00f6nnen. Neue Untersuchungen w\u00e4ren sehr erw\u00fcnscht. Ich will nur daran erinnern, da\u00df die Liliaceen, die im allgemeinen St\u00e4rke nicht bilden, Reservestoffe inulinartiger Natur besitzen, da\u00df aber meines Wissens die Frage noch lange nicht erledigt ist, inwiefern diese Stoffe schon in den Bl\u00e4ttern auftreten.\nBei den Chlorophyceen treten teils St\u00e4rke, teils Fett als Reservestoffe auf, bei den Florideen St\u00e4rke (Florideenst\u00e4rke), bei den Fucoideen, soweit sie bisher untersucht worden sind, Laminarin1) und bei einigen auch Fett. Den Literaturangaben nach zu urteilen tritt Fett als Reservestoff bei Diatomeen auf; bei Cyanophyceen ist Glykogen nachgewiesen worden.\nIch kann nicht umhin, in diesem Zusammenhang auch mit einigen Worten die so genannten Fukosanblasen zu besprechen. \u2014 Hinsichtlich der Literaturangaben verweise ich auf meinen Aufsatz \u00ab\u00dcber die Inhaltsk\u00f6rper der Fucoideen*.\nDie Fukosanblasen, von Hansteen (1892) Fukosan-k\u00f6rner, von Crato (1892) Physoden genannt, werden besonders durch folgende mikrochemische Reaktionen gekenntzeichnet.\n1. Sie werden von Vanillinsalzs\u00e4ure rot gef\u00e4rbt.\n*) Es ist zu bemerken, da\u00df nur mehrj\u00e4hrige Fucoideen untersucht worden sind. Bei den Untersuchungen \u00fcber das Vorkommen von Mannit habe ich einige Beobachtungen gemacht, die mir daf\u00fcr zu sprechen scheinen, da\u00df Laminarin nicht bei allen Fucoideen vorhanden ist, z. B. nicht bei llalidrys siliquosa, Chorda filum, Spermatochnus paradoxus (die beiden letzteren sind einj\u00e4hrige Algen). Sicheres kann ich aber in dieser Beziehung nicht sagen. Neue Untersuchungen sind dringend n\u00f6tig, es fehlt mir aber gegenw\u00e4rtig an Material.","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 403\n2.\tSie werden von Osmiums\u00e4ure geschw\u00e4rzt, oder wenn sie bei Zusatz dieses Reagens zerplatzen, wird der ganze Zellinhalt geschw\u00e4rzt.\n3.\tSie speichern lebhaft Methylenblau und Methyl violett an.\nDie Fukosanblasen enthalten wahrscheinlich mehrere in\nWasser gel\u00f6ste Stoffe* es ist aber ein bestimmter Stoff, der die oben erw\u00e4hnten mikrochemischen Reaktionen veranla\u00dft. Diesen Stoff habe ich Fukosan genannt, und habe auch nach-weisen k\u00f6nnen, da\u00df er mit den Gerbstoffen verwandt ist, und da\u00df es eben dieser Stoff ist, der bei seiner Oxydation zur Entstehung der braungef\u00e4rbten Produkte f\u00fchrt, die Phykoph\u00e4in genannt worden sind.\nNach Hansteen (1900, S. 611) entstehen.die Fukosan- ; blasen dadurch, da\u00df unter der Einwirkung des Lichtes an der Oberfl\u00e4che der Chromatophoren kleine lichtbrechende K\u00f6rnchen sich bilden, die dann abgeschn\u00fcrt und in das Protoplasma hinausgef\u00fchrt werden. Betreffs der Entstehung der Fukosanblasen bei Dictyota schreibt Hunger (1902, S. 72): \u00abAuch : hier beobachtet man mit ein wenig Geduld sehr deutlich, da\u00df die Neubildung der \u00abInhaltsk\u00f6rper, an der Oberfl\u00e4che des Phaeo-plasten durch vorherige Anschwellung und darauffolgende Abschn\u00fcrung eines kleinen, lichtbrechenden Gebildes vor sich geht\u00bb.\nDie direkte Beobachtung, da\u00df eine Fukosanblase von einem Chromatophoren sich abgeschn\u00fcrt h\u00e4tte, habe ich nicht gemacht, wohl aber andere Beobachtungen, die f\u00fcr die Hichtigkeil der Ansicht von Hansteen und Hunger zu sprechen scheinen.\nDie jungen k ukonsanblasen vergr\u00f6\u00dfern sich wahrscheinlich dadurch, da\u00df mehrere mit einander zusammenscbmelzen. Die gr\u00f6\u00dferen Fukosanblasen befinden sich z. B. bei Asperococcus bullosus und Pylaiella litoralis in einer traubenf\u00f6rmigen Ansammlung in der Mitte der Zelle, in den AssimilationszeUen der Fucus-Arten dagegen im \u00e4u\u00dferen Teile derselben; die Chromatophoren sind zu dem hinteren Teile der Zelle verdr\u00e4ngt.\nHansteen behauptet, die Fukosank\u00f6rner best\u00e4nden aus einem Kohlenhydrat, das er Fukosan nennt, und stellten das Assimilalionsprodukt dar. Insofern Will ich Hansteen recht geben, als die Bildung der Fukosanblasen (Fukosank\u00f6rner) in\nHoppe-Seyler\u2019\u00ab Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCIV.\t27","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"Harald Kylin,\nirgend ejner Beziehung zu dem Assimilationsproze\u00df steht, der charakteristische Inhalt der Blasen, das Fukosan, ist aber kein Kohlenhydrat und stellt nicht das Assimilationsprodukt dar.\nWahrscheinlich nehmen die Fukosanblasen w\u00e4hrend ihrer Entstehung das Laminarin auf, welches sich in den'Chromatophoren gebildet hat, und f\u00fchren es aus diesen in die Zelle hinaus. Das Laminarin bleibt aber nicht in den Fukosanblasen eingeschlossen, sondern tritt heraus und w\u2019andert von den Assimilationszellen zu dem Speicherungsgewebe. Die Fukosanblasen wandern nicht von Zelle zu Zelle. Um sicher entscheiden zu k\u00f6nnen, ob das Laminaria sich dabei zuerst zu Dextrose spaltet oder als Laminarin wandert, fehlt es mir an Beobachtungen. Im Speicherungsgewebe wird das Laminarin magaziniert. Es ist nicht notwendig, da\u00df es dabei wieder von Fukosanblasen aufgenommen wird. In den besonders laminarin-reichen Laminaria-Arten sind die Fukosanblasen nur sp\u00e4rlich vorhanden und fehlen beinahe vollkommen im Speicherungsgewebe. Ascophyllum nodosum und Fucus vesiculosus besitzen eine reiche Menge Fukosanblasen, haben aber nur verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringe Mengen Laminarin.\nVH. Die Membr&nbestandteile der Fucoideen.\n1. Fukoidin.\nMit dem Namen Fukoidin habe ich (1913, S. 193) einen bei den Fucoideen vorkommenden Membranschleim bezeichnet, welcher aus einer w\u00e4sserigen L\u00f6sung nicht von Bleizucker, wohl aber von Bleiessig gef\u00e4llt wird.\nDiese Substanz kommt besonders reichlich bei den Laminaria-Arten vor, und stellt eben denjenigen sehr schleimigen Stoff dar, der in den Schleimkan\u00e4len dieser Algen vorhanden ist. Es ist auch allen Algologen wohl bekannt, da\u00df aus den frisch zerschnittenen Bl\u00e4ttern der Laminaria-Arten ein fadenziehender, schleimiger Stoff hervorquillt. Dieser Stoff ist eben Fukoidin.\nAu\u00dfer bei den Laminaria-Arten ist das Fukoidin in reichlichen Mengen bei Fucjus serratus vorhanden, etwas","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 405\nweniger reichlich bei Fucus vesiculosus. Bei Ascophylluni nodosum kommt es dagegen nur in geringen Mengen vor.\nZum Zwecke des besseren Verst\u00e4ndnisses der folgenden Darstellung ist schon hier zu bemerken, da\u00df das Fukoidin das Calciumsalz einer S\u00e4ure ist, die ich Fukoidins\u00e4ure nenne. Als Material f\u00fcr die Herstellung des Fukoidins liabe ich Laminaria digitata gebraucht.\nWird get rocknetes, zerkleinertes Material mit Wasser \u00fcbergossen, quillt es sehr stark auf, und man bekommt eine \u00e4u\u00dferst schleimige, w\u00e4sserige L\u00f6sung, die sich garnicht filtrieren l\u00e4\u00dft. Das Fukoidin ist f\u00fcr die Schleimigkeit in ersterer Linie, verantwortlich. Wird dagegen das Material in siedendem Wasserbade extrahiert, erh\u00e4lt man ein Extrakt, das freilich ziemlich schleimig ist, aber bedeutend weniger als beim Extrahieren bei Zimmertemperatur und das sich filtriereh l\u00e4\u00dft, wenn auch ziemlich langsam. Diese Erscheinung erkl\u00e4re ich auf folgende Weise. Beim Erhitzen im siedenden Wasserbade wird das Fukoidin, d, h. das Calciumsalz der Fukoidins\u00e4ure, nach und nach in ein Alkalisalz umgesetzt, und die Schleimigkeit des Alkalisalzes ist bedeutend geringer als die des Calciumsalzes.\tr; \u25a0\u25a0\nDas Fukoidin ist in Alkohol von 20\u201430\u00b0\u2019o ziemlich l\u00f6slich, und man erh\u00e4lt deshalb, wenn man getrocknetes Material mit Alkohol von dieser St\u00e4rke versetzt, nach und nach ein \u00e4u\u00dferst schleimiges Extrakt. In diesem Falle werden die Membranbestandteile Algin und Fucin, die ich untep besprechen werde, nicht gelost. Versetzt man die alkoholische L\u00f6sung mit Baryumacetat, erh\u00e4lt man einen volumin\u00f6sen Niederschlag, der aus dem Baryumsalz der Fukoidins\u00e4ure besteht (vgl. die Methode 2 f\u00fcr die Laminarindarstellung S. 373). Das Fukoidin ist in Alkohol von 50\u00b0/o St\u00e4rke noch nicht vollkommen unl\u00f6slich.\t\u2022 v\nWird getrocknetes, zerkleinertes Material mit L\u00f6sungen von Baryum- oder Kupfersalzen oder mit neutralem Bleiacetat\nbehandelt, quillt es ebenfalls bedeutend auf, nichf, aber in so hohem Grade wie bei der Behandlung mit Wasser, pas Fukoidin wird auch in di\u00e9sen F\u00e4llen extrahiert, da die Fukoidins\u00e4ure","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"466\tHarald Kylin,\nbei Behandlung mit den erw\u00e4hnten Salzen keine wasserunl\u00f6slichen Verbindungen gibt. Wird anstatt neutralen Bleiacetats basisches verwendet, quillt das Material nicht auf, und das Fukoidin geht nicht in L\u00f6sung. Diese Beobachtungen best\u00e4tigen die oben angef\u00fchrte Angabe, da\u00df eine w\u00e4sserige Fukoidin-l\u00f6sung nicht von Bleizucker, wohl aber von Bleiessig gef\u00e4llt wird. Zu bemerken ist aber, da\u00df das Fukoidin aus einem bei Zimmertemperatur dargestellten Extrakte bei Zusatz von Bleizucker zum gro\u00dfen Teile niedergeschlagen wird. Dies steht wahrscheinlich damit im Zusammenhang, da\u00df es von anderen von Bleizucker erzeugten Niederschl\u00e4gen mitgerissen wird.\nS\u00e4uert man eine bei Zimmertemperatur dargestellte Fukoidinl\u00f6sung mit Salzs\u00e4ure an, so geht die Schleimigkeit in hohem Grade verloren. Diese Erscheinung erkl\u00e4rt sich dadurch, da\u00df die Sal^\u00e4ure die Fukoidins\u00e4ure frei macht, und da\u00df die Schleimigkeit der freien S\u00e4ure bedeutend geringer ist als die des Calciumsalzes (d. h. des Fukoidins).\nDie Fukoidinl\u00f6sung wird von FeCl3 gef\u00e4llt. Der Niederschlag ist in Essigs\u00e4ure schwer l\u00f6slich, l\u00f6st sich aber leicht in Salzs\u00e4ure.\nDie Fukoidinl\u00f6sung wird von Leiml\u00f6sung nach Zusatz von Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt; der Niederschlag l\u00f6st sich bei Zusatz von ges\u00e4ttigter NaCl-L\u00d6sung wieder auf. Eine geringe Menge Kochsalz ist f\u00fcr die Entstehung des Niederschlages unbedingt notwendig.\nDas Fukoidin m\u00f6glichst frei von anderen organischen Verbindungen herzustellen, habe ich in folgender Weise versucht. Getrocknetes, zerkleinertes, schon vorher in 50\u00b0/oigem Alkohol extrahiertes Material wurde mit einer gr\u00f6\u00dferen Menge Alkohol von 20\u00b0/o St\u00e4rke versetzt, w\u00e4hrend einiger Tage mehrmals durchgesch\u00fcttelt, und dann eine l\u00e4ngere Zeit (3 Monate) stehen gelassen. Das vollkommen^ klare, etwas braungelblich gef\u00e4rbte Extrakt wurde abgegossjn (an ein Filtrieren war nicht zu denken) und mit dreivigp\u00fcel Volumen Alkohol versetzt, wodurch das Fukoidin niedergeschlagen wurde. Der Niederschlag wurde durch ein Seidentuch abfiltriert, in Wasser wieder gel\u00f6st und durch Zusatz von einem Volumen Alkohol ajisgef\u00e4llt.","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen Uber die Biochemie der Meeresalgen. 407\nDies Verfahren wurde, um das Laminarin so gut wie m\u00f6glich zii entfernen, noch ein paarmal wiederholt. Etwas Kochsalz mu\u00dfte dabei auch zugesetzt werden, um einen Niederschlag zu erzeugen. Der Niederschlag wurde schlie\u00dflich ausgepre\u00dft und getrocknet. 0,5 g Substanz; 28,9\u00b0/o Asche; 0,0969 g gaben 0,0280 g Asche. Die Asche bestand haupts\u00e4chlich aus Sulfaten; etwas Calciumcarbonat war auch Vorh\u00e4nden.\n0,092 g, Asche abgerechnet, im Exsikkator getrocknet, wurden in Wasser gel\u00f6st ; L\u00f6sung 50 ccm ; Drehung in 2 dm-R\u00f6hre \u20140,81; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 220\u00b0.\n0,81^50 _ 0,092 -2 \u201c\n0,097 g, Asche abgerechnet, bei 110\u00b0 getrocknet, wurden in Wasser gel\u00f6st ; L\u00f6sung 50 ccm ; Drehung in 2 dm-R\u00f6hre \u2014 0,83\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 2i9\u00b0.\n0,83 v50 0,097-2\n219\u00b0.\nDie spezifische Drehung des Fukoidin oder richtiger die \u2022der Fukoidins\u00e4ure betr\u00e4gt demnach etwa \u2014 220\u00b0. Die Substanz kann ohne Ver\u00e4nderung der optischen Drehung bei 4-110\u00b0 getrocknet werden. Dies ist besonders hervorzuheben, weil die Schleimigkeit der L\u00f6sung derjenigen Substanz, die bei +110\u00b0 getrocknet worden war, bedeutend geringer war als die der L\u00f6sung der im Exsikkator getrockneten Substanz. Die letztere L\u00f6sung wurde mit drei Tropfen Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert und mit dem Glasstab umger\u00fchrt. Die gro\u00dfe Schleimigkeit ging dabei schnell verloren. Die optische Drehung ver\u00e4nderte sich aber nicht, und war nach einem Tage hoch nicht ver\u00e4ndert. Dies steht in \u00dcbereinstimmung mit der oben gemachten Behauptung, da\u00df bei Zusatz von Salzs\u00e4ure die Fukoidins\u00e4ure frei gemacht wird, und da\u00df die Schleimigkeit der freien S\u00e4ure bedeutend geringer ist als die des Fukoidins;\nIn folgender Weise habe ich versucht, die Fukoidins\u00e4ure rein darzustellen. An der Luft getrocknetes, zerkleinertes Material wurde mit Wasser \u00fcbergossen und dann einige Stunden im siedenden Wasserbade gekocht. Das Extrakt wurde mit","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"4GK\tHarald Kylin,\nBaryumacetat versetzt, wobei das Algin (siehe unten) niedergeschlagen wurde. Der Niederschlag wurde abfiltriert, es gelang aber nicht (oder nur mit gro\u00dfen Schwierigkeiten) ein klares Filtrat zu bekommen, da das fein verteilte Baryumsulfat durch das Filtrum passierte. Das Filtrat wurde dann mit einem halben Volumen Alkohol versetzt, wobei die Fukoidins\u00e4ure in Form ihrer Baryumverbindung niedergeschlagen wurde. Der Niederschlag wurde in salzs\u00e4uresaurem Wasser gel\u00f6st und die L\u00f6sung mit einem Volumen Alkohol gef\u00e4llt. Dies Verfahren wurde noch einigemal wiederholt, um das Laminarin gut zu entfernen (eine hinreichende Menge NaCl mu\u00df vorhanden sein, um einen Niederschlag zu erhalten). Es ist mir aber trotz gro\u00dfer M\u00fche nicht gelungen, auf diese Weise eine vollkommen klare L\u00f6sung von der Fukoidins\u00e4ure zu bekommen, sondern sie war immer wegen der Gegenwart anorganischer Verbindungen, haupts\u00e4chlich Sulfate von Baryum und Calcium, mehr oder weniger opalisierend. Die Fukoidins\u00e4ure bedingt keine Opalescenz. Der Niederschlag von Fukoidins\u00e4ure wird schlie\u00dflich abfiltriert, mit Alkohol gewaschen und im Exsikkator getrocknet. Die so erhaltene Substanz stellt ein wei\u00dfes oder wegen Verunreinigungen schwach gelbliches Pulver dar.\nDie Fukoidins\u00e4ure (oder das Fukoidin) wird von Jod nicht gef\u00e4rbt. Sie gibt die Phloroglucinsalzs\u00e4ure und Orcinsalzs\u00e4ure-reaktion auf Fehtosen. Au\u00dfer Pentosen \u2018enthalt sie auch Methyl-pentosen. Die Pr\u00fcfung auf Methylpentosen'wurde nach einer Methode von Rosenthaler (1909, S. 167) gemacht. Nach dieser Methode erw\u00e4rmt man die Substanz mit konzentrierter Salzs\u00e4ure (etwa 10 ccm) und Aceton (etwa 1\u20142 ccm) zehn Minuten in siedendem Wasserbade. Die Fl\u00fcssigkeit f\u00e4rbt sich dann rot (etwa himbeerrot) und zeigt, spektralanalytisch untersucht, ein scharfes Absorptionsband im Gelb, das die D-Linie bedeckt und sich noch etwas rechts und links davon erstreckt. Pentosen (bei denen unter diesen Umst\u00e4nden anf\u00e4nglich eine r\u00f6tliche F\u00e4rbung eintreten kann) geben nach 10 Minuten langem Erhitzen braune Fl\u00fcssigkeiten ohne charakteristisches Spektrum.\nDie Fukoidins\u00e4ure gibt bei der Oxydation mit Salpeters\u00e4ure keine Schleims\u00e4ure. Sie enth\u00e4lt demnach keine Galaktose.","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 409\nAus den oben gemachten Angaben geht also hervor, da\u00df die Fukoidins\u00e4ure Galaktose nicht enth\u00e4lt, wohl aber Pentosen und Methylpentosen. Um aber die Zuckerarten, welche die Fukoidins\u00e4ure zusammensetzen, n\u00e4her kennen zu lernen, wurde eine L\u00f6sung dieser S\u00e4ure mit Schwefels\u00e4ure bis 5\u00b0/o versetzt und dann f\u00fcnf Stunden im siedenden Wasserbade gekocht. Nach der Hydrolyse wurde die Schwefels\u00e4ure mit\u2019Calciumcarbonat neutralisiert, das Filtrat auf dem Wasserbad\u00eb konzentriert und mit Alkohol gef\u00e4llt. Nach dem Abfiltrieren des Niederschlages wurde das Filtrat noch einmal stark konzentriert und mit zehn Volumen Alkohol gef\u00e4llt. Aus dem .Filtrate wurde der Alkohol durch Erhitzen auf dem Wasserbade unter Zusatz von Wasser vertrieben.\nDie auf diese Weise erhaltene Zuckerl\u00f6sung war linksdrehend. Eine Portion wurde mit essigsaurem Phenylhydrazin versezt und schon nach einigen Minuten begann ein Hydrazon-niederschlag sich zu bilden. Nach einem Tage (bei Zimmertemperatur) wurde der Krystallbrei abgesaugt und mit etwas Wasser nachgewaschen. Der Niederschlag wurde dann mehrmals aus warmem Alkohol umkrystallisiert. Schmelzpunkt des reinen Hydrazons + 1720 bis 173\u00b0. Dieser Hydrazon stellt also den Phenylhydrazon der Fuk\u00f6se dar. Diese Methylpentose bildet schon in der Kalte ein in Wasser unl\u00f6sliches Phenylhydrazon, das bei + 173\u00b0 schmilzt.\tV\nDas nach dem Absaugen des Hydrazonniederschlages erhaltene Filtrat wurde f\u00fcnf Viertelstunden am siedendem Wasser-bade gekocht. Es bildete sich dabei eine geringe Menge eines 4n warmem Wasser unl\u00f6slichen Osazonniederschlages, der wahrscheinlich das Osazon der Fukose darstellte. Wegen der geringen Menge konnte ich dieses Osazon nicht rein herstellen.\n\u2022.\t2. Algin.\nStanford (1883, S. 254) hat aus verschiedenen Fucoideen durch verd\u00fcnnte Natriumcarbonatl\u00f6sung einen sehr schleimigen Stoff extrahiert, den er Algin nennt, und \u00fcber dessen F\u00e4llbarkeit mittels S\u00e4uren und Salzen er Bescheid gibt. \u00dcber diesen Stoff habe ich schon in meinem fr\u00fcheren Aufsatz \u00abZur Bio-","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nHarald Kylin\nchemie der Meeresalgen\u00bb einige Mitteilungen gemacht, habe aber sp\u00e4ter Gelegenheit gehabt, ihn etwas n\u00e4her zu untersuchen, und kann jetzt einige neue Ergebnisse hinzuf\u00fcgen.\nDie von Stanford benutzte Extraktionsmethode mittels verd\u00fcnnter Natriumcarbonatl\u00f6sung ist nicht verwendbar, weil dabei auch ein anderer Membranstolf, das unten zu besprechende Fucin, extrahiert wird. Am besten verf\u00e4hrt man so, da\u00df man an der Luft getrocknetes, zerkleinertes Material mit Wasser \u00fcbergie\u00dft, dann etwa eine Stunde im siedenden Wasserbade kocht und bis zum n\u00e4chsten Tage stehen l\u00e4\u00dft. Ein l\u00e4ngeres Kochen ist zu vermeiden, da dann auch etwas Fucin herausgel\u00f6st wird.\nDas Algin stellt das Calciumsalz einer S\u00e4ure dar, die ich Algins\u00e4ure nenne. Es ist in Wasser unl\u00f6slich oder wenigstens sehr schwer l\u00f6slich, und die M\u00f6glichkeit, es in warmem Wasser zu extrahieren, beruht wahrscheinlich darauf, da\u00df das Calciumsalz sich in ein Alkalisalz umsetzt. Bei Zimmertemperatur lassen sich nur geringe Mengen Algin extrahieren.\nNach dem Abfiltrieren des auf die oben erw\u00e4hnte Weise erhaltenen Alginextraktes wird das Filtrat mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert (bis zu etwa 0,1 \u00b0/o), wobei die Algins\u00e4ure als ein grobflockiger Niederschlag herausgef\u00e4llt wird, der am besten durch ein Seidentuch abzufiltrieren ist. Die Algins\u00e4ure wird dann in verd\u00fcnnter Natronlauge gel\u00f6st und aus der L\u00f6sung durch Ans\u00e4uern mit Salzs\u00e4ure wieder herausgef\u00e4llt. Dies Verfahren wird noch einigemal wiederholt, bis die Algins\u00e4ure farblos ausfallt. Die Algins\u00e4ure wird dann abfiltriert (durch Seidentuch) und in Wasser wieder raufgeschlemmt. Nach mehrmaligem Wiederholen dieses Verfahrens, um die Salzs\u00e4ure gut zu entfernen, wird der Niederschlag von Algins\u00e4ure in Alkohol aufgeschlemrat und bis zum n\u00e4chsten Tag stehen gelassen, dann wieder abfiltriert, mit Alkohol gewaschen und getrocknet.\nDie Algins\u00e4ure ist in Wasser sehr schwer l\u00f6slich, beinahe unl\u00f6slich. Die getrocknete S\u00e4ure quillt aber in Wasser sehr stark auf. In Ammoniak, Kali- oder Natronlauge ist sie leicht l\u00f6slich und gibt dabei sehr schleimige L\u00f6sungen. Sie wird","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 411\n. V .\t.\t, I\t\u2022\t\u201c\nebenfalls von den L\u00f6sungen der Carbonate und sogar von denen der Acetate der Alkalimetalle gel\u00f6st. Die Algins\u00e4ure wird von Essigs\u00e4ure aus ihren Alkaliverbindungen nicht gef\u00e4llt, wenn nicht gr\u00f6\u00dfere Neutralsalzmengen vorhanden sind.\nEine schwach essigsaure (nicht salzfreie) Alginl\u00f6sung zeigt folgende F\u00e4llbarkeitsverh\u00e4ltnisse:\n1.\tWird von Minerals\u00e4uren und st\u00e4rkeren organischen S\u00e4uren gef\u00e4llt, von schw\u00e4cheren organischen S\u00e4uren (auch Essigs\u00e4ure) erst nach Zusatz einer hinreichenden Menge Neutralsalze;\n2.\twird von Alkohol und Eisessig (in hinreichender Menge zugesetzt) gef\u00e4llt;\n3.\twird von CaCL, BaCl8, ZnS04, CuS04> AgNOs (Niederschlag l\u00f6slich in NHS) FeCls und PbA8 gef\u00e4llt;\n4.\twird von MgS04 und HgCls nicht gef\u00e4llt;\n5.\twird von Leiml\u00f6sung gef\u00e4llt; der Niederschlag l\u00f6st sich bei Zusatz von ges\u00e4ttigter NaCl-L\u00d6sung wieder auf. -\nAlkalische oder essigsaure L\u00f6sungen der Algins\u00e4ure sind stark linksdrehend.\n0,450g aus Ascophyllum nodosum hergestellte Algins\u00e4ure, aschenfrei berechnet, wurden in verd\u00fcnnter Natronlauge gel\u00f6st; L\u00f6sung 100 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 2,45\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 136\u00b0.\n2/\u00fc .100\n0,450.4\n136\u00ab.\n0,536 g aus Ascophyllum nodosum hergestellte Algins\u00e4ure, aschenfrei berechnet, wurden in verd\u00fcnnter Natron-\nlauge gel\u00f6st, dann mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert; L\u00f6sung 100 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 2,80\u00ab: die spezifische Drehung ist demnach \u2014 135\u00b0.\n2,80.100 0,536.4\n0,477 g aus Laminaria digitata hergestellte Algin-s\u00e4ure, aschenfrei berechnet, wurden in verd\u00fcnnter Natronlauge gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm ; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 5,22\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u2014 137\u00b0.\n5,22 \u2022 50 \u00d6,477T4\n137\u00ab.","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"*14\tHarald Kylin,\nDie Algins\u00e4ure wird von Jod nicht gef\u00e4rbt, auch nicht, wenn es sich in einer L\u00f6sung befindet, die P/o Schwefels\u00e4ure enth\u00e4lt (vgl. das Fucin). Sie gibt die Phloroglucinsalz-s\u00e4ure und die Orcinsalzs\u00e4urereaktion auf Pentosen, aber nicht die Reaktion von Rosenthaler auf Methylpentosen (vgl. das Fukoidin); wird von Salpeters\u00e4ure nicht (oder nur mit gro\u00dfen Schwierigkeiten) oxydiert; Schleims\u00e4ure habe ich aus Algin nicht herstellen k\u00f6nnen.\nDurch Kochen in verd\u00fcnnten Minerals\u00e4uren l\u00e4\u00dft sich die Algins\u00e4ure nur sehr langsam hydrolysieren. Die bei der Hydrolyse entstehenden Zuckerarten habe ich nicht untersucht, da mir nur eine verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringe Menge Algins\u00e4ure zur Verf\u00fcgung gestanden hat (vgl. n\u00e4her das Fucin).\nEs sei bemerkt; da\u00df die oben erw\u00e4hnte, aus Asco-phyllum hergestellte Algins\u00e4ure auch etwas Fucins\u00e4ure enthielt. Sie wurde von Jod -J- 1 \u00b0/o Schwefels\u00e4ure schwach blau gef\u00e4rbt. .\n3. Fucin.\nDas Fucin ist von van Wisselingh (1898, S. 635) entdeckt und kurz beschrieben worden, und da seine Angaben die einzigen sind, die wir in der Literatur finden, werde ich sie hier in extenso anf\u00fchren. Er schreibt: \u00abDas Gewebe von Fucus vesiculosus besteht aus ziemlich dickwandigen Zellen mit cellulosehaltigen W\u00e4nden, welche durch sogenannte Interzellularsubstanz verbunden sind. Diese ist in bedeutender Quantit\u00e4t anwesend. Unter den Zellwandbestandteilen finden wir zwei Stoffe, welche durch Jod und Schwefels\u00e4ure blau gef\u00e4rbt werden, Cellulose und einen noch unbekannten Stoff, den ich Fucin nennen werde. Besagter Stoff wird durch Jodjodkaliuml\u00f6sung und verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure blau gef\u00e4rbt. Ein Teil Schwefels\u00e4ure auf 100 Teile L\u00f6sung gen\u00fcgt schon. Durch st\u00e4rkere, z. B. 76 \u00b0/oige Schwefels\u00e4ure, geeignet, um in Vereinigung mit Jod die Cellulosereaktion herbeizuf\u00fchren, geht die blaue Farbe wieder verloren. Das Fucin ist ein Bestandteil der sogenannten Interzellularsubstanz. Wenn wir dasselbe mit Jodjodkaiiuml\u00f6sung und sehr verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure blau","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 413\ngef\u00e4rbt haben und dann Schwefels\u00e4ure von 76\u00b0/o hinzuf\u00fcgen, dann sehen wir bei der Interzellularsubstanz die blaue Farbe verschwinden und beim Rest; dem cellulosehaltigen inneren Teil der Zellwand, eine blaue Farbe hervortreten. Durch Rutheniumrot wird die ganze Zellwand gef\u00e4rbt. Durch Kupferoxydammoniak wird die Cellulose der Wand entzogen. Nach Erw\u00e4rmung in Glycerin bis auf 300\u00b0 C. ist jener Teil der Wand, der die Cellulose enth\u00e4lt, wenigstens gr\u00f6\u00dftenteils befreit von anderen Stoffen und leicht l\u00f6slich in Kupferoxydammoniak. Die Interzellularsubstanz hat einen gelblichen'Rest zur\u00fcckgelassen und wird durch Jod und sehr verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure nicht mehr blaugef\u00e4rbt\u00bb.\nDurch das von van Wisselingh beschriebene Reagens habe ich eine Reihe Fucoideen auf das Vorkommen von Fucin untersucht und diesen Membranstoff bei folgenden gefunden: Ascophyllum nodosum, Chorda filum, Fuc\u00fcs serratus, F. vesiculosus, Halidrys siliquosa, Laminaria digitat\u00e0 und L. saccharina. Bei folgenden fehlt das Fucin dagegen : Asperococcus bullosus, Ectoearpus siliculosus, Eia-chista fucicola, Spermatochnus paradoxus und Sphace-laria cirrhosa. Das Fucin kommt demnach bei den gr\u00f6beren Fucoideen vor, fehlt dagegen bei den zarteren.\nIn bezug auf das Reagens m\u00f6ge erw\u00e4hnt werden, da\u00df man eine kr\u00e4ftigere Blauf\u00e4rbung erh\u00e4lt, wenn Jod in ziemlich reichlichen Mengen vorhanden ist. Die Menge der freien Schwefels\u00e4ure beeinflu\u00dft auch die Farbe, und zwar so. da\u00df l\u00b0/oige eine blaue Farbe hervorruft, 10\u00b0/o ige eine' blauviolette, 25\u00b0/oige eine violette und 50\u00b0/oige eine rote Farbe. Bei Zusatz von Wasser wird die rote Farbe wieder ins Blaue ver\u00e4ndert. Anstatt Schwefels\u00e4ure kann auch Salzs\u00e4ure gebraucht werden: l\u00b0/oige ruft eine blaue Farbe hervor, 10\u00b0/oige eine violette und 25\u00b0/oige eine rotviolette. Essigs\u00e4ure kann nicht verwendet werden, weder in verd\u00fcnntem noch in konzentriertem Zustande.\nBehandelt man die Schnitte mit Jodjodkaliuml\u00f6sung und l\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure, werden die Mittellamellen, die aus Fucin bestehen, sch\u00f6n blau gef\u00e4rbt, diejenigen Teile der Zell-","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\tHarald Kylin,\nw\u00e4nde aber, die das Zellumen am n\u00e4chsten begrenzen und die haupts\u00e4chlich aus Cellulose bestehen, werden nicht gef\u00e4rbt oder nehmen h\u00f6chstens eine sehr schwach blaue Nuance an. Saugt man vorsichtig das Wasser ab und behandelt dann die Schnitte mit konzentrierter Schwefels\u00e4ure (2 Vol. HgSO\u00ab 4-1 Vol. H.,0), so werden die vorher blau gef\u00e4rbten Teile rot bis bla\u00dfrot, die ungef\u00e4rbten, aus Cellulose bestehenden Teile dagegen blau. Man erh\u00e4lt so eine sch\u00f6ne Doppelf\u00e4rbung. Die Cellulosepartien erscheinen als blaue Inseln, die in einer roten, aus Fucin bestehenden Grundmasse zerstreut liegen.\nSchon oben (S. 346) wurde hervorgehoben, da\u00df es sehr leicht ist, nachzuweisen, da\u00df Calcium in der Interzellularsubstanz vorkommt. Es ist hier an Pektins\u00e4uren gebunden, und unter diesen Pektins\u00e4uren merken wir au\u00dfer der fr\u00fcher erw\u00e4hnten Algins\u00e4ure auch die Fucins\u00e4ure. Fucin ist das Calciumsalz der Fucins\u00e4ure. V\nDas Calcium l\u00e4\u00dft sich aus der Interzellularsubstanz entfernen, wenn man Schnitte einige Stunden mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure behandelt. Die Schnitte schrumpfen dabei ein wenig. Werden sie dann in destilliertem Wasser abgesp\u00fchlt und in eine verd\u00fcnnte L\u00f6sung von Natriumcarbonat gelegt, zerquellen sie vollkommen, was darauf beruht, da\u00df die Fucins\u00e4ure sich mit dem Natrium verbindet und dann ein in Wasser l\u00f6sliches Natriumsalz gibt. Die Pektinstoffe Algin und Fucin sind Substanzen, welche die verschiedenen Zellen mit einander verbinden; werden sie auf die oben erw\u00e4hnte Weise herausgel\u00f6st, ist der Zusammenhang zwischen den einzelnen Zellen zerbrochen, und die Schnitte zerflie\u00dfen deshalb vollkommen. Anstatt Natriumcarbonatl\u00f6sung kann man selbstverst\u00e4ndlich Natronlauge verwenden. Natriumacetatl\u00f6sung l\u00e4\u00dft sich auch brauchen, die Schnitte zerquellen aber dabei langsamer.\nF\u00fcr die Herstellung der Fucins\u00e4ure habe ich Ascophyl-ium nodosum gebraucht, da diese Alge besonders reichliche Mengen davon enthalt. Getrocknetes, zerkleinertes Material wurde mehrmals mit Wasser ausgekocht, dann durch ein Seidentuch abfdtriert und ausgepre\u00dft. Nachdem auf diese Weise eine Menge Stoffe organischer und anorganischer Natur weg-","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 415\ngeschafft worden waren, wurde das Material mit l\u00ae/\u00a9iger Salzs\u00e4ure \u00fcbergossen, bis zum n\u00e4chsten Tag stehen gelassen, dann abfiltriert und gut ausgewaschen. Durch die Hehandlung mit Salzs\u00e4ure ist das Calcium aus dem Fucin herausgel\u00f6st. Versetzt man jetzt das Material mit verd\u00fcnnter Natronlauge, so verbindet sich die Fucins\u00e4ure mit dem Natrium und wird als Natriumsalz herausgel\u00f6st. Man mu\u00df gr\u00f6\u00dfere Mengen stark verd\u00fcnnter Natronlauge zusetzen, da das Material sehr stark aufquillt. Das Extrakt ist sehr schleimig, l\u00e4\u00dft sich aber in hinreichend verd\u00fcnnter Form filtrieren, wenn auch ziemlich .langsam. Aus dem Filtrat wird die Fucins\u00e4ure durch Ans\u00e4uern mit Salzs\u00e4ure herausgef\u00e4llt. Die weitere Reinigung geschieht auf dieselbe Weise wie die der Algins\u00e4ure, und verweise ich deshalb auf die Herstellung dieser Substanz. \u2014 Zu bemerken ist jedoch, da\u00df die Fucins\u00e4ure immer mit Alginsaure vermengt ist. Die Algins\u00e4ure zu entfernen, ist nicht m\u00f6glich.\nln bezug auf ihre F\u00e4llbarkeitsverh\u00e4ltnisse stimmt die Fucins\u00e4ure vollkommen mit der Algins\u00e4ure \u00fcberein. Die getrocknete Fucins\u00e4ure quillt in Wasser sehr stark auf.\nAlkalische oder essigsaure L\u00f6sungen der Fucins\u00e4ure sind stark iinksdrehend.\n0,552 g aus Ascophyllum nodosum hergestellte Fucins\u00e4ure, aschenfrei berechnet, wurden in verd\u00fcnnter Natronlauge gel\u00f6st; L\u00f6sung 50 ccm; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 5,25\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u2014120\u00b0.\n5,25 \u2022 50\nCU =\n== \u2014 120\u00b0..\n0,552 - 4\n0,574 g aus Ascophyllum nodosum hergestellte Fucins\u00e4ure, aschenfrei berechnet, wurden in verd\u00fcnnter Natronlauge gel\u00f6st, dann mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert ; L\u00f6sung 50 ccm ; Drehung in 4 dm-R\u00f6hre \u2014 5,75\u00b0; die spezifische Drehung ist demnach \u2014121\u00b0.\n5,75.50\n0,574.4\n121\u00ae.\nDie Fucins\u00e4ure wird von Jodjodkaliuml\u00f6sung, die l\u00b0/o Schwefels\u00e4ure enth\u00e4lt, blau gef\u00e4rbt. Sie gibt die Phloroglucin-salzs\u00e4ure- und die Orcinsalzs\u00e4urereaktion auf Pentosen, nicht","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"Harald Kylin.\naber die Reaktion von Rosenthaler auf Methylpentbsen (vgl. das Fukoidin und das Algin); wird von Salpeters\u00e4ure nicht (oder nur mit gro\u00dfen Schwierigkeiten) oxydiert; Schleims\u00e4ure habe ich aus Fucin nicht hersteilen k\u00f6nnen.\nDurch Kochen in verd\u00fcnnten Minerals\u00e4uren l\u00e4\u00dft sich die t ucins\u00e4ure nur sehr langsam hydrolysieren. 35 g Fucins\u00e4ure (mit Algins\u00e4ure bemengt) wurden in verd\u00fcnnter Natronlauge gel\u00f6st. Die L\u00f6sung wurde dann mit Schwefels\u00e4ure versetzt, bis sie 5\u00b0/o freie S\u00e4ure enthielt, und 10 Stunden in siedendem Wasserbade gekocht. Der Niederschlag war1 aber noch nicht vollst\u00e4ndig gel\u00f6st, er wurde aber nicht mehr von Jod und l\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure blau gef\u00e4rbt. Die Schwefels\u00e4ure wurde mit Calciumcarbonat neutralisiert, das Filtrat konzentriert und durch zweimaliges Umfallen mit Alkohol gereinigt. Bei diesen Umf\u00fcllungen wurden gro\u00dfe Mengen gummi\u00e4hnliche Stoffe niedergeschlagen; dies deutet darauf hin, da\u00df die Hydrolyse trotz einem Kochen von so langer Dauer sehr unvollst\u00e4ndig war.\nEine Portion der schlie\u00dflich erhaltenen Zuckermischung wurde mit essigsaurem Phenylhydrazin versetzt und bei Zimmertemperatur bis zum n\u00e4chsten Tag stehen gelassen. Es bildete sich \u00ababer kein Niederschlag von Hydrazonen, und man kann daraus den Schlu\u00df ziehen, da\u00df die Zuckerarten Fukose und Mannose fehlen. Die L\u00f6sung wurde dann im siedenden Wasser-badc f\u00fcnf Viertelstunden gekocht, es bildete sich aber kein in warmem Wasser unl\u00f6slicher Osazonniederschlag. Erst nach dem Erkalten wurden Osazonkrystalle erhalten, aber nur eine geringe Menge, und ich mu\u00dfte deshalb auf eine n\u00e4here Untersuchung dieses Niederschlages verzichten.\nAlgin und Fucin sind zwei wahrscheinlich miteinander sehr nahe verwandte Stoffe. Nur einen sicheren Unterschied habe ich finden k\u00f6nnen, n\u00e4mlich denjenigen, da\u00df das Fucin von Jodjodkaliuml\u00f6sung und l \u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure blau gef\u00e4rbt wird, das Algin dagegen nicht. Au\u00dferdem scheint das Algin beim Kochen in Wasser etwas leichter extrahiert zu werden, als das Fucin.\nDie physiologische Bedeutung dieser beiden Stoffe ist, die einzelnen Zellen miteinander zu verbinden. Beide Stoffe","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 417\ngeh\u00f6ren den Pektinstoffen an, und stellen Calciumsalze besonderer Pektins\u00e4uren, der Algins\u00e4ure und der Fucins\u00e4ure, dar. Sie bilden die Mittellamellen der Zellw\u00e4nde der gr\u00f6beren Fucoideen.\n4. Cellulose.\nDiejenige Schicht der Zellw\u00e4nde der Fucoideen, die das Zellumen am n\u00e4chsten begrenzt, besteht, wie schon von mehreren Forschern nachgewiesen worden ist, haupts\u00e4chlich aus Cellulose. Mit. Chlorzinkjodl\u00f6sung gelingt aber der Nachweis nur sehr schwer, und im allgemeinen garnicht, mit Jod und konzentrierter Schwefels\u00e4ure (2 Vol. H2S04 + 1 Vol. HtO) dagegen sehr leicht.\nBei einigen Fucoideen habe ich versucht, die Cellulose quantitativ zu bestimmen. Die Methode von Henneberg wurde dabei verwendet. Das Material wurde zuerst in 1,25 \u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure, dann in 1,25 \u00b0/o iger Natronlauge und schlie\u00dflich mehrmals in Wasser ausgekocht, mit Alkohol und mit \u00c4ther gut ausgewaschen. Die Resultate sind in der Tabelle 6 zusammengestellt.\t.\nTabelle 6.\nQuantitative Bestimmung der Cellulose.\n\tTrocken- gewicht des Materials g\tCellu- lose und Asche\tAsche 8\t\u25a0\t<\u2022: I Cellu- lose g\tMittelwert d. Cellulose g,\tCellulose in \u00b0/o des Trocken' gewichtes\nAscophyllum nodosum\t2.62\t0,050\t0,002\t0,048\t\u25a0 0,0.46\tU\n\t: \u2022.\t0,044\t0,001\t0,043\t\t\nFucus vesiculosus . .\t\u25a0 2,68 . . . \u25a0 - -\t0,045 0,043\t0,001 0,001\t0,044 0,042\t0,043\t1,6\nLaminaria digitata . .\t2,65 ; \u2022\t0,145 0,139\t0,002 0,001\t0,143 0,138\t0,141 ' \u25a0 . .\t5,3\nLaminaria saccharina\t- \u25a0\t\u2022 \u2022. \u2022 'i 9 70 \u00ab.,/u \u25a0 :\t0,124 0,123\t0,005 0,005\t0,119 0,118\t0,119 \u25a0\t\u2022. 4,4\nNach Angaben in Czapek \u00abBiochemie der Pflanzen\u00bb, 1. Aufl., Bd. 1, S. 520 enth\u00e4lt Fucus vesiculosus 4,40\u2018Vo.","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"Harald Kylin,\nLaminaria saccharina 9,33\u00b0/o Cellulose; diese Werte sind demnach bedeutend h\u00f6her als die von mir gefundenen.\n5. Geschichtliches \u00fcber den Bau der Zellw\u00e4nde der\nFucoideen.\nAus dem oben Angef\u00fchrten geht hervor, da\u00df die Zellw\u00e4nde der gr\u00f6beren Fucoideen aus zwei Schichten bestehen, einer inneren, die das Zellumen direkt umgibt, und einer mittleren, der Mittellamelle. Die erstere wird von Jod und konzentrierter Schwefels\u00e4ure blau gef\u00e4rbt und besteht wesentlich aus Cellulose, die letztere wird von diesem Reagens nicht gef\u00e4rbt, wird aber von Jod und 1 \u00b0/o iger Schwefels\u00e4ure bl\u00e4u gef\u00e4rbt Sie besteht aus Pektinstoffen, und denen ich zwei, das Algin und das Fucin, etwas n\u00e4her zu charakterisieren versucht habe. F\u00fcr die Blauf\u00e4rbung ist das Fucin verantwortlich.\nDie untersuchten Fucoideen enthalten noch einen vierten Membranstoff, das Fukoidin. pies ist ein Membramschleim, der besonder? reichlich bei den Laminaria-Arten vorkommt. Seine Aufgabe liegt wahrscheinlich darin, da\u00df es die Algen biegsamer macht, und es ist demnach von besonderer Bedeutung bei denjenigen Fucoideen, die auf solchen Lokalit\u00e4ten Vorkommen, wo die Brandungen sich mehr bemerkbar machen.\nVon Wille (1897, S. 41) ist schon fr\u00fcher nachgewiesen worden, da\u00df die Zellw\u00e4nde der Laminariaceen aus zwei wesent-lieh verschiedenen Substanzen bestehen. Im innersten hat man n\u00e4mlich die Celluloselamelle der Zellen, welche das Protoplasma direkt umgibt, und diese Celluloselamellen sind mit einer Inter-zellularsubstanz verbunden, welche eine ganz andere chemische Zusammensetzung hat. Wille versucht auch nachzuweisen, da\u00df die Interzellularsubstanz der Laminariaceen jedenfalls zum wesentlichen Teil aus Calciumpektinat besteht. Diese Annahme wird nach Wille auch ganz wesentlich dadurch gest\u00fctzt, da\u00df es Krefting (1897) gelungen ist, aus der Interzellularsubstanz der Laminaria-Arten eine S\u00e4ure rein darzustellen, die Tangs\u00e4ure genannt wurde. Den Angaben von Wille stimme ich vollkommen bei, und ich will au\u00dferdem hinzuf\u00fcgen, da\u00df die","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"r\t- c -\t.\nUntersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen. 419\nvon Krefting dargestellte Tangs\u00e4ure ein Gemenge von Algins\u00e4ure und Fucins\u00e4ure ist.\nDie von Schmiedeberg (1885, S. 427) erw\u00e4hnte La* minars\u00e4ure, die kolloid sein und ein enormes Quellungsverm\u00f6gen besitzen soll, stellt wahrscheinlich auch ein Gemenge von Algins\u00e4ure und Fucins\u00e4ure dar, vielleicht mit Fukoidin bemengt. Dasselbe gilt von dem von Stanford (1883, 8.254) dargestellten Algin.\nDie Zuckerarten, die bei der Hydrolyse der Fucoideen-zellw\u00e4nde entstehen, sind besonders von Toi lens und seinen Mitarbeitern Bieler, G\u00fcnther, Widtsoe, Oshiraa, Muther und Mayer untersucht worden. Als ein interessantes Ergebnis der Untersuchungen dieser Forscher m\u00f6ge in diesem Zusammenhang die Tatsache hervorgehoben werden, da\u00df eine < Methyl- -pentose, die Fukose, sich bei der Hydrolyse des Seetanges bildet. Die Muttersubstanz der Fukose wird von Widtsoe (1900, S. 142) Fukosan genannt, und sp\u00e4ter wird derselbe Name von Mayer (1907, S. 2) vorgescblagen. Es scheint, als ob man sich vorstellte, da\u00df das Fukosan von Fukose in etwa \u00e4hnlicher Weise aufgebaut w\u00e4re wie Cellulose von Dextrose.\nNun ist aber zu bemerken, da\u00df der Name Fukosan auch in einer anderen Bedeutung gebraucht wird, und zwar, um denjenigen gerbstoff\u00e4hnlichen Stoff zu bezeichnen, der in den Fukosanbl\u00e4schen vorkommt; ich habe deshalb bei einer fr\u00fcheren Gelegenheit vorgeschlagen (Kylin, 1912, S. 18, Fu\u00dfnote), die Muttersubstanz der Fukose Fukan zu nennen.\nIn der vorliegenden Arbeit ist es mir aber gelungen, nachzuweisen, da\u00df die Fukose in dem Membramschleim Fukoidin gebunden ist. Au\u00dfer der Methylpentose Fukpse enth\u00e4lt I d*8 Fukoidin auch eine Pentose. Die Behauptung von Bauer I (1889, S, 618), da\u00df der Laminariaschleim Dextrose enth\u00e4lt, |\tkann kaum richtig sein. Die von diesem Forscher gefundene.\n|;\tDextrose stammt sicher von dem Laminarin her, welches vor\nI der Hydrolyse nicht entfernt worden war.\nI\tPentosen scheinen bei der Hydrolyse der Fucoideen-\nzellw\u00e4nde immer gebildet zu werden. Ob auch Hex\u00f6sen gebildet werden, scheint mir nicht sicher bewiesen zu sein. Am\nHoppe-Sefltr\u2019a Zeitschrift f. physiol. Chemie. XC1V\t28","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\tHarald Kylin.\nehesten ist in diesem Zusammenhang an Mannose und Galaktose zu denken. Diese beiden Hexosen habe ich aber in den Membranbestandteilen der untersuchten Fucoideen nicht nach-weisen k\u00f6nnen. Sie spielen, wie bekannt, im allgemeinen eine hervorragende Rolle beim Aufbau der Zellwandbestandteile der Pflanzen.\nVIII. Die Membranbestandteile der Florideen.\n' \u00dcber die Membranbestandteile der Florideen habe ich nur nebenbei einige Beobachtungen gemacht; es hat mir f\u00fcr eine systematische Untersuchung an Zeit gefehlt, doch m\u00f6chte ich in diesem Zusammenhang auf einige Literaturangaben kurz hinweisen.\nEs ist schon von Greenish (1882) nachgewiesen worden, da\u00df die Zellw\u00e4nde der Floridee Sphaerococcus (Gracilaria) lichenoides aus zwei Schichten bestehen, einer inneren, die von Cellulosereagenzien blau gef\u00e4rbt wird, und einer mittleren, die von diesen Reagenzien nicht gef\u00e4rbt wird, und aus einer Art Interzellularsubstanz besteht.\nDie Cellulose l\u00e4\u00dft sich bei den Florideen sehr leicht sowohl durch Chlorzinkjod wie durch Jod und konzentrierte Schwefels\u00e4ure nachweisen, und die Cellulosemengen d\u00fcrften bei diesen Algen gr\u00f6\u00dfer sein als bei den Fucoideen. Bei zwei Florideen ist es mir indessen nicht gelungen, Cellulose nachzuweisen; diese sind B\u00e4ngia fuscopurpurea und Porphyra laci-niata. Sie geh\u00f6ren unter den Florideen den Bangiaceen an. Bei einer anderen Bangiacee. Erythrotrichia ceramicola, kommt Cellulose dagegen vor.\nDie Cellulose bildet in \u00e4hnlicher Weise wie bei den Fucoideen die innere Schicht der Zellw\u00e4nde, die das Protoplasma am n\u00e4chsten umgibt. Die Mittellamelle besteht aus Interzellular-substanZj und diese Substanz besteht ihrerseits in \u00e4hnlicher Weise wie bei den Fucoideen aus verschiedenen Pektinstoffen, d, h. aus an Calcium gebundenen Pektins\u00e4uren, ln bezug auf den Nachweis des Calciums in den Zellw\u00e4nden verweise ich auf S. 346.","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meerosalgen. 421\nUnsere bisherigen Kenntnisse von den Pektinstoffen der Florideen st\u00fctzen sich fast ausschlie\u00dflich auf einige, an Handelsprodukten angestellte Untersuchungen. Diese Handelsprodukte sind das japanische Nori aus Porphyra, der Carrageenschleim aus Chondrus crispus und Gigartina mammil-losa und das Agar-Agar haupts\u00e4chlich aus Gracilaria- und Gelidium-Arten. In bezug auf die gegenw\u00e4rtige Kenntnis dieser Produkte verweise ich auf die Darstellung in Abderhalden \u00abBiochemisches Handlexikon\u00bb, Bd. 2, S. 73.\nIX. Binige quantitative Bestimmungen.\nTabelle 7.\nBestimmung des Trockengewichtes.\n\tFrisch- gewicht g\tTrocken- gewicht g\tTrockengewicht in \u2022/\u2022 des Frischgewichtes\nAscophyllum nodosum ...\t2,439\t0,7235\t29,66\nFucus vesiculosus .... .\t2,335\t0,6245\tk 26,75\nLaminaria digitata . . . . .\t2,820\t0,4940k\t17,52\nTabelle 8.\ty\t^\nBestimmung des Aschengehalts.1)\t*\n\tTrockengewicht g\tAsche g\tAsche in des Trockengewichtes\nAscophyllum nodosum\t1,0035\t0,1475\t14,70\nFucus vesiculosus . .\t1,2133\t0,19\u00ab\t16,03\nLaminaria digitata . .\t1,0669\t0,1886\t17,68\nDas Material dieser Bestimmungen ist im August eingesammelt worden. Die Mengen der wasserl\u00f6slichen Stoffe sind auch bestimmt worden, und zwar sowohl diejenigen, die sich in siedendem Wasser, als auch die, welche sich in Wasser bei Zimmertemperatur l\u00f6sen.\n*) Bei der Bestimmung des Aschengehalts war auf den recht hohen Gehalt an Kochsalz R\u00fccksicht zu nehmen, weshalb die Substanz zuerst nur verkohlt und mit Wasser ausgelaugt, und der R\u00fcckstand dann erst vollst\u00e4ndig verascht wurde.","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\tHarald Kylin,\nZum Zwecke der ersteren Bestimmung wurden 3 g an der Luft getrocknetes Material abgewogen, mit 300 ccm Wasser versetzt, eine Stunde im siedenden Wasserbade gekocht und dann bis zum n\u00e4chsten Tag stehen gelassen. Das Extrakt wurde dann vorsichtig abdekantiert und das Material wieder eine Stunde in 300 ccm Wasser ausgekocht und \u00fcber Nacht stehen gelassen. Das Material wurde abfiltriert, gut ausgewaschen, getrocknet und gewogen, dann einge\u00e4schert und wieder gewogen.\nDie Bestimmung der in kaltem Wasser l\u00f6slichen Stoffe wurde folgenderma\u00dfen bewerkstelligt. 3 g an der Luft getrocknetes Material wurden abgewogen, mit 300 ccm Wasser (neben etwas Chloroform als Antiseptikum) versetzt und bis zum n\u00e4chsten Tag stehen gelassen, dann vorsichtig abdekantiert und wieder mit 300 ccm Wasser versetzt. Dies Verfahren wurde noch zweimal wiederholt. Das Material wurde abfiltriert, gut ausgewaschen, getrocknet und gewogen, dann einge\u00e4schert und wieder gewogen. Die Resultate sind in den Tabellen 9 und 10 zusammengestellt.\nTabelle 9.\nBestimmung der Mengen der in siedendem Wasser l\u00f6slichen Stoffe.\nTrocken-\ngewicht\ng\nWasser-\nun-\nl\u00f6sliche\nBe-\nstand-\nteile\ng\nWasser-\nun-\nl\u00f6sliche\nanorga-\nnische\nBe-\nstand-\nteile\ng\nWasser-\nun-\nl\u00f6sliche\norga-\nnische\nBe-\nstand-\nteile\ng\nMittelwert der wasserunl\u00f6slichen anorganischen Be-\nstand-\nteile\norga-\nnischen\nBe-\nstand-\nteile\ng\nWasser-\nunl\u00f6sliche\nanorg.\nBest.\n\u00b0/o\norg.\nBest.\n\u00b0/o\nWasser-\nl\u00f6sliche\nanorg.! org. Best. Best.\n9/o\n\nAscophyll. nodosu Fucus vesiculosus... Laminaria digitata.\n1,62\n2,68\n2,65\n1,2762\n1,2537\n1,2307\n1,2342\n1,0931\n1,0960\n0,1538\n0,1479\n0,1518\n0,1585\n0,1243\n0,1243\n1,1224\n1,1058\n1,0789\n1,0757\n0,9688\n0,9717\n0,1509\n0,1552\n0,1243\n1,1141\n1,0773\n5.76 ! 42,52\n8,94\n5,80\n0,9703 4,69\n40,2010,23\n36,60 12,99\n42.73\n43,77\n45,72\nBeim Vergleich der Tabellen 9 und 10 geht hervor, da\u00df siedendes Wasser eine nicht unbedeutend gr\u00f6\u00dfere Menge Stoff herausl\u00f6st als kaltes. Besonders ist der Unterschied bei Asco-phyllum gro\u00df, und er ist in erster Linie davon bedingt, da\u00df","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die Biochemie der Meeresalgen, 423\nTabelle 10.\nBestimmung der Mengen der in kaltem Wasser l\u00f6slichen Stoffe.\n\t\t\tWasser-\tWasser-\tMittelwert der\t\n\t\tWasser-\ton-\tan-\twassernnl\u00f6s-\t\n\tTrocken*\t. on*\tl\u00f6sliche\tl\u00f6sliche\tliehen\t\n\tgewicht\tl\u00f6sliche Be- stand-\tanorga- nische Be-\torga- nische Be-\tanorga- nischen Be-\torga- nischen Be-\n\t\tteile\tstand-\tstand-\tstand-\tstand-\n\t\t\tteile\tteile\tteile\tteile\n\tg\tg\tg\tg\tff\tg\nAscophyll. nodosum\t2,62\t1,830 1,822\t0,267 0,266\t1,563 1,556\t0,267\t1,560\nLaminaria digitata.\t2,65\t1,284 1,288\t0,160 0,159\t1,124 1,129\t0,160\t1,127\n95S999S9\nWasser-\nunl\u00f6sliche\nanorg.\nBest.\nV\norg.\nBest.\nWasser-\nl\u00f6sliche\nanorg.\nBest.\nor*.\nBest\n\u2022fi-\nrn\n6,0\n59.5\n42.5\n4,5\n11,7\n25;8\n39*8\ndie Pektinstoffe Algin und Fucin in siedendem Wasser teilweise gel\u00f6st werden.\nln bezug auf die quantitative Bestimmung von Mannit, Laminarin und Cellulose verweise ich auf die Seiten 354, 397 und 417.\nLiteratnrverseichnis.\nBauer, R. 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