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{"created":"2022-01-31T14:33:40.161216+00:00","id":"lit20579","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Jolles, Adolf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 95: 29-33","fulltext":[{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Ober neue Indlkan-Reaktionen.\n-\nVon\nAdolf Jolies.\n(Aus dem Laboratorium von Dr. M. und Prof. Dr. Ad. Jolies in Wien.)\n(Der Redaktion zugegangen am 3. Juli 1916.)\nIm Anschl\u00fcsse an meine Thymolmethode zum qualitativen und quantitativen Nachweis des Indikans im Ham1) habe ich untersucht, ob die gemeinsame Oxydation von Indoxyl mit anderen aromatischen Hydroxylderivaten auch das Auftreten charakteristischer Farbstoffe - sei es indigoider oder indo-lignoider Natur \u2014 zur Folge hat.\nEs wurden Versuche mit einer ganzen Reihe von Phenolen durchgef\u00fchrt und es erwiesen sich namentlich Xylenol 1:4:5, Xylenol 1:3:4, Xylenol 1:2:4, p-Bromthymol und a-Naphthol in dieser Beziehung als wirksam. prBromthy-mol, welches durch direkte Bromierung von Thymol nach der Methode von Plancher (G. 23. (2) 76) erhalten wire!, gibt einen Farbstoff, der dem aus Thymol erh\u00e4ltlichen in Farbe und Verhalten gegen Salzs\u00e4ure und Wasser \u00fcberaus \u00e4hnelt und sich daher zum Nachweis von Indikan im Harne in gleicher Weise eignet. Bei Verwendung von a-Naphthol tritt eine au\u00dferordentlich intensive Blauf\u00e4rbung auf, die beim Sch\u00fctteln mit Wasser in Violett umschl\u00e4gt; bei neuerlichem Salzs\u00e4urezusatz tritt die urspr\u00fcngliche Blauf\u00e4rbung wieder auf.\nZur Aufkl\u00e4rung dieser Reaktion, bei welcher die Bildung der beiden von Friedl\u00e4nder aus Isatinchlorid und a-Naphthol dargestellten isomeren Verbindungen des 2-Naphthalin-2-indol-indigo und des 4-Naphthalin-2-indolindolignons anzunehmen war, wurde in folgender Weise verfahren :\nDie w\u00e4sserige Auskochung von 30 g Indoxyls\u00e4\u00fcre wurde bis zur vollst\u00e4ndigen L\u00f6sung des in der K\u00e4lte abgeschiedenen Indoxyls mit Eisessig versetzt; dann wurde eine L\u00f6sung von 24,5 g a-Naphthol in Eisessig hinzugef\u00fcgt und die Mischung in \u00fcbersch\u00fcssige Eisenchloridsalzs\u00e4ure (110 g Eisenchlorid und 300 ccm konzentrierte Salzs\u00e4ure) eingetragen.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 94, S. 79, 1915.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\tAdolf Jolies,\nDas Ganze wurde hierauf in viel Wasser gegossen, das ausgefallene Koagulum abgesaugt, mit Wasser gewaschen und nach dem Trocknen zur Entfernung des \u00fcbersch\u00fcssigen Naph-thols mit Petrol\u00e4ther behandelt. Hierauf wurde das so erhaltene Produkt zur Trennung der beiden isomeren K\u00f6rper so oft mit verd\u00fcnnter Sodal\u00f6sung ausgekocht, bis nichts mehr in L\u00f6sung ging. Beim Ans\u00e4uern der gr\u00fcn gef\u00e4rbten Filtrate fiel eine rotbraune krystallisierte Substanz aus, die durch mehrmaliges Umkr\u00ffstallisieren aus Eisessig rein erhalten werden konnte.\nDer sodaunl\u00f6sliche Anteil des Reaktionsproduktes wurde nach der Reinigung von der anhaftenden Sodal\u00f6sung getrocknet und einige Male aus Xylol umkrystallisiert.\nBeide Substanzen wiesen die von Bezdrik und Friedl\u00e4nder1) angegebenen Eigenschaften auf und gaben folgende, innerhalb der zul\u00e4ssigen Fehlergrenzen mit den theoretischen Werten \u00fcbereinstimmende Analysenzahlen:\nI\tcoerulignonartiger Stoff: 4-Naphthalin-2-indol-indolignon (sodal\u00f6slich):\n0,2865 g Substanz geben 0,1027 g H,0 und 0,8290 g C0,.\n0,2813 \u00bb\t>\t\u00bb 11,6 ccm N bei 15\u00ae C. und 752 mm.\nBerechnet f\u00fcr C18HltNOs:\tGefunden:\n79,12 V C,\t78,92 \u00ae/o C.\n4,06VH,\t4,01 V\tH.\n5,13 V N,\t4,88 V\tN.\nII\tindigoider Stoff: 2-Naphthalin 2-indol-Indigo (sodaunl\u00f6slich):\n0,3207 g Substanz geben 0,1196 g H,0 und 0,9320 g C0a.\n0,2535 *\t\u00bb\t\u00bb 10,4 ccm N bei 20\u00ae und 755 mm.\nBerechnet f\u00fcr Cl8HuNOs:\tGefunden:\n79,12 V C,\t79,26 V C.\n4,06 V H,\t4,17 V\tH.\n5,13V N,\t4,66\u00ae/\u00ab\tN.\nBei der Spaltung des sodaunl\u00f6slichen Stoffes mit 10\u00b0/oiger Natronlauge wurden die zu erwartenden Spaltprodukte: An-thranils\u00e4ure und der mit Wasserd\u00e4mpfen fl\u00fcchtige a-Naphthol-aldehyd 1 :2 (identifiziert durch den Schmelzpunkt 58\u201459\u00b0) nachgewiesen.\n*) Monatshefte f\u00fcr Chemie, Bd. 29, S. 375.","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber neue Indik&n-Re&ktionen.\n31\nDie von Friedl\u00e4nder beispielsweise mit a-Naphthol ausgef\u00fchrte Kondensation, bei welcher 2 isomere K\u00f6rper entstehen, l\u00e4\u00dft sich in einfacher Weise folgenderma\u00dfen.darstellen:\nH\nC\n/\\\nHC C\u2014CO\nl\nO H\nII \u2018\nH C C\n\u201e\t\\ /\\ /x\nHC C CC1 + H-C C CH\nx/\\/\nC N H\nH\nC\n\u2713\\\nHC C-\n-CO\nIsatinchlorid\nHC C CH\nX/\nC\nH\nHC C C\nX/\\/\nC N H H\n0\nIl H\nC C\n/\u25a0\\/X\n=C C CH\nC\nH\na-Naphthol (tautomere Form)\nunter Wanderung eines H-Atom\nHC C CH\nX/\\A\nC C H H\n2-Naphthalin-2-indolindigo (indigoider Farbstoff)\nH\nC\n\u2713\\ HC C-\nHC C\nX/-'\\/\nC N H\n\t0\tH\t\t\t\t\n\tc\tC\t\t\t\t\n/\\/x\t\t\t\tH\t\t/\nHC C\t\t: ch\t\tC\t\tHC\n\t1\t\t/\\\t\t\t\nCO\t1\t\t\t> HC C CO\t\t\t\nHC C CH\t\t\t\t\t\tHC\n. ,,.:T\t\\/\\/\t\t\t\t\t\t>\nCjCl :\tc\tC\tHC 1\t\t2 (\tl\n0\nC\nH C\nC CH\n/\\ H\n:H\nH\nx/\\/\u2018\nC N H H\nC CH 'V/\nC\nH\n4-Naphthalin-2-indolindolignon\nIsatinchlorid\ta-Naphthol\n(andere tautomere'Form)\nIch vermutete bei meiner Reaktion eine analoge Bildung von 2 Isomeren:\nH\n\u2713\\\nHC C\u2014CO\nHC\nC N fl H\nIndoxyl\ntautomere Form\nC,H,\n. \u2022\nC\n/V\nOC CH\nH\nC\nC,Ht\nC\n\t\t4- .\t1 -+\u2022'\t\t\n:\t: C|H,\tH,iC\t\tCH\tHC\t; (\t: c\nCH, Thymol\ntautomere Form\nHC C\u2014CO 0:C CH\n: CH\nc\nCH,\nX/ \\/\nC N H H\n2-Cymol-2-indolindigo","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32i\n. t\nAdolf Joli es,\n11\nIndoxyl\ntautomere Form\nThymol\n2. tautomere Form\nH\nC\n/\\\nHC C\n-CO\nHC C C=\n%/ \\/\nC N H H\nc,h7\n\u2022\nC\nH/\\\nC CO\n-C CH\n\\//\nc\nCH,\n4-Cymol-2-indolindolignon\nDie a-Naphtholprobe zeichnet sich ebenso wie meine Thymolprobe durch gro\u00dfe Empfindlichkeit aus und gestattet noch 0,003 mg Indikan in lOccm Fl\u00fcssigkeit nachzuweisen. Beide Reaktionen sind somit ungleich empfindlicher als die Ob er may er sehe Indikanprobe, was sich daraus erkl\u00e4rt, da\u00df zur Bildung eines Molek\u00fcls jedes der genannten Farbstoffe nur ein Molek\u00fcl Indoxyl (bezw. indoxylschwefelsaur\u00eas Kalium) erforderlich ist, w\u00e4hrend zur Bildung eines Molek\u00fcls Indigo deren zwei verbraucht werden.\nF\u00fcr qualitative Zwecke kann die a-Naphtholprobe in gleicher Weise wie die Thymolprobe empfohlen werden und zwar am besten in folgender Ausf\u00fchrung:\nQualitativer Nachweis von Indikan im Harn mittels\na-Naphthol.\nMan versetzt 10 ccm Harn mit 1 ccm einer 5\u00b0/oigen alkoholischen a-Naphtholl\u00f6sung und sch\u00fcttelt um. Hierauf setzt man 10 ccm einer rauchenden Salzs\u00e4ure1) (spez. G\u00e9w. 1,19) hinzu, welche 5 g Eisenchlorid pro Liter enth\u00e4lt, sch\u00fcttelt wiederholt sorgf\u00e4ltig um und l\u00e4\u00dft ca. V* Stunde stehen. Nachher f\u00fcgt man 5 ccm Chloroform hinzu und extrahiert durch wiederholtes Sch\u00fctteln den. Farbstoff, wobei sich das Chloroform je nach dem Indikangehalte violett bis tiefblau f\u00e4rbt.\n') Bei Verwendung von gew\u00f6hnlicher konzentrierter Salzs\u00e4ure entsteht hingegen ein mehr oder weniger rot-violetter Farbstoff. Di\u00df intensive blaue F\u00e4rbung d\u00fcrfte jedenfalls auf die Bildung eines Chlorhydrates zur\u00fcckzuf\u00fchren sein.","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber neue Indikan-Reaktionen.\t33\nF\u00fcr die quantitative Bestimmung von Indikan auf kolorimetrischem oder spektrophotometrischem Weg\u00ab kann von den beiden Reaktionen nur die \u00dcberf\u00fchrung in 4-Cymol-2-indol-Indolignon verwendet werden. Die Reaktion mit o-Naphthol hingegen erscheint zu diesem Zwecke von vornherein als ungeeignet, da sie zur Bildung von zwei isomeren Stoffen f\u00fchrt, deren Mengenverh\u00e4ltnis offenbar von den \u00e4u\u00dferen Reaktionsbedingungen abh\u00e4ngig ist.\nDer Gedanke, an Stelle von a-Naphthol ein im Handel erh\u00e4ltliches Naphtholderivat zu verwenden, bei welchem infolge Substitution des zur Hydroxylgruppe o- oder p-st\u00e4ndigen H-Atoms nur ein Reaktionsprodukt entstehen k\u00f6nnte, f\u00fchrte mich daz\u00fc, Indoxyl in der angegebenen Weise mit ct-Naph-tholsulfos\u00e4ure 1:4 (Nevile-Winthersche S\u00e4ure) zu kondensieren. Obwohl auch hiebei ein Farbstoff erhalten wurde, nehme ich doch von der weiteren Verfolgung der diesbez\u00fcglichen Versuche Abstand, da der entstandene Farbstoff als Sulfos\u00e4ure in st\u00e4rkerem Grade wasserl\u00f6slich ist, in Chloroform hingegen nur eine unzul\u00e4ngliche L\u00f6slichheit besitzt. *)\n\u2018) ln analoger Weise d\u00fcrften wohl auch andere aromatische Verbindungen von Phenolcharakter zur Farbstoffbildung mit Indikan bef\u00e4higt sein.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XCV.\t3","page":33}],"identifier":"lit20579","issued":"1915","language":"de","pages":"29-33","startpages":"29","title":"\u00dcber neue Indikan-Reaktionen","type":"Journal Article","volume":"95"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:33:40.161221+00:00"}