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{"created":"2022-01-31T14:32:47.283527+00:00","id":"lit20582","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Fischer, Hans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 95: 78-80","fulltext":[{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Bilirubins.\nVon\nHans Fischer.\n(Aas dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Manchen.) (Oer Redaktion zagegangen am 18. Juli 1915.)\nGelegentlich der Gewinnung des Urinporphyrins machte ich die Beobachtung, da\u00df mindestens ein Teil dieses K\u00f6rpers gepaart an Eiwei\u00df im Urin vorkommt, und es lag der Gedanke nahe, da\u00df auch das Bilirubin in dieser Form im Urin und in der Galle vorhanden sei. Dies scheint tats\u00e4chlich zum Teil der Fall zu sein, jedoch m\u00fcssen zu n\u00e4herer Feststellung erst gr\u00f6\u00dfere Harnmengen Gelbs\u00fcchtiger1) untersucht werden, was ich beabsichtige. Ebenso soll Galle daraufhin untersucht werden, in welcher Form das Bilirubin in ihr enthalten ist.\nFragen wir uns nun, ob nicht vielleicht bereits die Zusammensetzung der Rindergallensteine hier\u00fcber Auskunft geben kann, so finden wir schon bei W. K\u00fcster* *) die Angabe, da\u00df er aus Rindergallensteinen mit Hilfe von Eisessig \u00abCholeprasin\u00bb, das er als ein Eiwei\u00dfderivat ansah, isoliert habe. Ich fand dann, da\u00df bei der Behandlung der Rindergallensteine mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure Eiwei\u00df*) in L\u00f6sung geht, w\u00e4hrend ein Teil zur\u00fcckbleibt, und machte diesen Eiwei\u00dfgehalt der Gallensteine f\u00fcr die schrittweise Zersetzung der Bilirubinsalze verantwortlich. Viel n\u00e4her liegt es nun, eine direkte Verbindung von Eiwei\u00df mit Bilirubin anzunehmen, die die nur allm\u00e4hliche Aufschiebung der Rindergallensteine v\u00f6llig erkl\u00e4rt. Aber noch eine zweite Frage w\u00fcrde so ihre Beantwortung finden. Die\n*) Handbuch der biochem. Arbeitsmethoden, Bd. II, S. 639.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. 73, S. 217.\n\u2019) Die Angaben der Lehrb\u00fccher, da\u00df sich aus dem ikterischen Harn bei essigsaurer Reaktion Bilirubin durch Chloroform mit goldgelber Farbe aussch\u00fctteln lasse, gilt nur f\u00fcr den geringsten Teil des Farbstoffes. Weitaus die Hauptmenge bleibt zur\u00fcck.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Bilirubins.\t79\nAnalysen aller Forscher, die sich bis jetzt mit dem Bilirubin besch\u00e4ftigt haben, stimmen gut mit der von St\u00e4deler auf-gestellten Formel C32H3e06N4, bez. (C^H^OjN,), \u00fcberein, w\u00e4hrend ich f\u00fcr Mesob\u00fcirubin die Zusammensetzung C33H40N4O8, und f\u00fcr Mesobilirubinogen = Hemibilirubin die Zusammensetzung C33H44H406, also eine Differenz von einem Kohlenstoffatom fand. F\u00fcr die Aufstellung der Bilirubinformel sind diese Derivate geeigneter, weil sie sich leicht umkrystallisieren lassen, w\u00e4hrend dies f\u00fcr das Bilirubin bis jetzt (vgl. unten) nicht der Fall war. In der 6. Mitteilung \u00fcber Gallenfarbstoffe1) vertrat ich daher die Meinung, das Bilirubin m\u00f6chte ein Gemisch zweier verschiedener K\u00f6rper sein.\nIn viel einfacherer Weise aber w\u00fcrde diese Differenz sich aufkl\u00e4ren, wenn Bilirubin noch Eiwei\u00df oder einen eiwei\u00df\u00e4hnlichen K\u00f6rper als Verunreinigung enthielte. Beobachtungen, die in diesem Sinne sprachen, haben wir schon fr\u00fcher gemacht. Bei den Reduktionen mit Jodwasserstoffs\u00e4ure war stets Geruch nach Schwefelwasserstoff bemerkbar, und die Ausbeute an Mesobilirubinogen = Hemibilirubin war desto besser, je h\u00f6her der Kohlenstoffgehalt des angewandten Bilirubins war. '\nIch habe nun viele Bilirubinpr\u00e4parate auf Schwefel gepr\u00fcft und sie s\u00e4mtlich schwefelhaltig gefunden, w\u00e4hrend Mesobilirubinogen und Mesobilirubin schwefelfrei sind. Hierdurch erkl\u00e4rt sich der zu niedrig gefundene Kohlenstoffgehalt der Bilirubinpr\u00e4parate in zwangloser Weise. Als Beispiel sei die Analyse eines der am sch\u00f6nsten krystallisierten Pr\u00e4parate angef\u00fchrt. 0,4205 g Substanz gaben 0,0029 g Baryumsulfat. Dies entspricht 0,094\u00b0/o Schwefel. Ich versuchte nun den Schwefel zu entfernen, in der stillschweigenden Voraussetzung, da\u00df er durch Eiwei\u00dfgehalt bedingt sei. Dementsprechend wurden 5 g des eben erw\u00e4hnten Pr\u00e4parates 2 Stunden lang mit 100 ccm Eisessig ausgekocht und das erhaltene Pr\u00e4parat mit Ammoniak und Eisessig umgef\u00e4llt. Die Analyse ergab hiernach : 0,1399 g Substanz gaben 0,3443 g Kohlens\u00e4ure und 0,0865 g Wasser.\n\u2019) Zeitschrift f\u00fcr Biologie, Bd. 65, S. 163. (Nicht referiert im chemischen Zentralblatt.)","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"Hans Fischer, Zur Kenntnis des Bilirubins.\nMgw 584,33. Ber.: C 67,77 H 6,21 N 9,59 Gef.: 67,12\t6,91\t-\nDie Formel mit 32 Kohlenstoffatomen verlangt C 67,09, H 6,34, und es ist bemerkenswert, da\u00df der Kohlenstoffwert bereits die verlangte Zahl \u00fcberschritten hat, w\u00e4hrend man in der Regel zu wenig Kohlenstoff findet. Das Pr\u00e4parat erwies sich bei der qualitativen Schwefelprobe (mitNitroprussidnatrium) noch als schwefelhaltig und wurde deshalb abermals der gleichen Behandlung unterzogen. Die Analyse ergab hiernach:\n0,1394 g Substanz gaben 0,3434 g Kohlens\u00e4ure und 0,0844 g Wasser. 0,1416 g Substanz gaben 12,7 ccm N bei 22\u00b0 und 713 nun Hg. 0,2298 g Substanz hinterlie\u00dfen keine w\u00e4gbare Menge Asche. 0,3255 g Substanz gaben 0,0018 g Baryumsulfat.\nGef.: C 67,18 H 6,77 N 9,57 S 0,08.\nEs war also nicht gelungen den Schwefelgehalt g\u00e4nzlich zu entfernen und es kann keinem Zweifel unterliegen, da\u00df der wahre Kohlenstoffgehalt des Bilirubins h\u00f6her liegt und die Zusammensetzung des Bilirubins, entsprechend den Formeln und dem Molekulargewicht des Mesobilirubins und Mesobilirubinogens, Cj8HssN406 ist.\n\u00dcbrigens m\u00f6chte ich nicht unerw\u00e4hnt lassen, da\u00df die von W. K\u00fcster, Diese Zeitschrift, Bd. 94, S. 153, angef\u00fchrten Analysen des Bilirubinammoniums1) viel besser auf die Formel mit 33 Kohlenstoffatomen stimmen und ebenso die Bd. 91, S. 72 angef\u00fchrten des Bilirubins aus bilirubinsaurem Ammoniak. Die dort angef\u00fchrten Analysen zeigen einen zu hohen Stickstoffgehalt, weil offenbar das Ammoniak bei 110\u00b0, wie \u00fcbrigens auch die dort angef\u00fchrte Ammoniakbestimmung beweist, nicht v\u00f6llig entweicht, w\u00e4hrend trotzdem der Kohlenstoff (f\u00fcr C32) zu hoch befunden wurde.\n*) Neuerdings hat K\u00fcster (1. c.) gefunden, da\u00df sich das Bilirubin in Form dieses Salzes leicht umkryrstallisieren l\u00e4\u00dft.","page":80}],"identifier":"lit20582","issued":"1915","language":"de","pages":"78-80","startpages":"78","title":"Zur Kenntnis des Bilirubins","type":"Journal Article","volume":"95"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:32:47.283533+00:00"}