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{"created":"2022-01-31T14:29:59.227011+00:00","id":"lit20583","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Edlbacher, S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 95: 81-87","fulltext":[{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkofflmsn der Arginase im tierisclim Organismus und ihr Nachweis mittels der FermetUtration.\nV on '\nS. Edlbacher.\n(Aus dem physiologischen Institut in Heidelberg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 19. Juli 1915.)\nDie vorliegenden Untersuchungen stellen eine Nachpr\u00fcfung von Versuchen dar, die von Herrn Dr. A. Clementi auf Anregung und unter Leitung des Herrn Professor A. Rossel ausgef\u00fchrt wurden und deren Ver\u00f6ffentlichung in dieser Zeitschrift in Aussicht genommen, aber durch die politischen Verh\u00e4ltnisse verhindert wurde.1)\nDer Gedanke, der denselben zugrunde liegt, ist folgender: Wie schon Sorensen2) nachgewiesen hat, enth\u00e4lt das Arginin nur ein formoltitrierbares StickstolTatom. Nun wird durch die Wirkung der Arginase das Arginin nach folgender Gleichung, zerlegt :\n/NH,\t/NH,\nC=NH\tC=0\n!\t.\t\u25a0 \\ttii \u25a0\nNH\n- I\t\u2022\nCH, + H,0 = CH,-NH,\nI\tI\n(CH,),\t(CH,),\nCH-NH,\tCH\u2014NH,\nI :\tI\nCO-OH\tCOOH\nArginin -f Wasser =\u00bb Harnstoff -f- Ornithin.\n\u2019) A. Clementi: Vortrag auf dem Physiologen-Kongre\u00df in Groningen. Sept. 1913 (s. Archives internationales de Physiologie. Vol. XIV, S. 59). Ferner A. Clementi: Rendiconti della R. Accademia dei Lincei 1914. Bd. XXIU, p. 517 u. 612.\n\u2022) S\u00f6rensen: Biochem. Zeitschr., Bd. 7, S. 85.","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\tS. Edibacher,\nDa im Arginin nur das a-N-Atom formoltitrierbar ist und der gebildete Harnstoff keinen formoltitrierbaren Stickstoff besitzt, wohl aber im Ornithin beide Amidogruppen diese Reaktion eingehen, so folgt daraus, da\u00df, wenn man den im Arginin vorhandenen Formolstickstoff mit 100 tyo ansetzt, dieser Wert bei vollkommen! Verlauf obiger Reaktion auf 200\u00b0/o steigen mu\u00df.\nIn der Tat verh\u00e4lt sich auch eine neutrale L\u00f6sung von Argininchlorid, deren Titer durch Kjeldahl und Formol-N-Be-stimmungen genau festgestellt ist, beim fermentativen Abbau durch Leberarginase nach dieser Art, wor\u00fcber weiter unten noch berichtet werden soll.\nWir besitzen daher in dieser Methode ein bequemes Mittel, um das Vorkommen der Arginase in den verschiedenen Organen und Organismen zu studieren und zugleich eine Methode, welche es gestattet, die, durch das von Kossel utid Dakin1) ausgearbeitete Verfahren, gewonnenen Resultate zu kontrollieren. Die Ergebnisse, soweit sie bis jetzt ermittelt wurden, sind am Schl\u00fcsse zusammenfassend dargestellt.\nTechnisches.\nDas zu den Versuchen verwendete Arginin wurde aus Edestin nach der bekannten Methode als Carbonat erhalten und als Chlorid verwendet. Das Carbonat wurde zu diesem Zwecke in Wasser gel\u00f6st und mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure gegen Azolithminpapier genau neutralisiert und zwar unter Zuhilfenahme der S\u00f6rensenschen Phosphatmischungen von bekannter H-Ionenkonzentration. In dieser L\u00f6sung wurde nun der Gesamtstickstoff nach Kjeldahl und der Formolstickstoff nach S\u00f6rensen ein f\u00fcr allemal ermittelt und diese Stamml\u00f6sung unter Toluolzusatz im Dunkel und bei niedriger Temperatur auf bewahrt. Sie erwies sich noch nach 4 Wochen als vollkommen fehlerfrei.\n15 ccm Argininl\u00f6sung verbrauchten 42,6 ccm n/to-HtS04 = 0,05964 g N in 15 ccm oder 3,976 mg N > 1 \u00bb\n*) Kossel und Dakin, Diese Zeitschrift, Bd. 42, S. 181, 1904.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkommen der Arginase im tierischen Organismus usw. 83\nwas einem Wert von 0,994 mg formoltitnerbarem N in 1 ccm entspricht. (Hi des Gesamt-N.)\nFormoltitration:\n\u00bb) pw>be:\tb) Kontrolle:\n10 ccm Argininl\u00f6sung\t10 ccm Wasser\n5 > Formol -f Phenolphthalein 5 \u00bb Formol + Phenolphthalein verbrauchten 4,2 ccm \u00bb/\u00bb-NaOH\t0,6 ccm \u00bb/\u00ab-NaOH\nminus 1 V \"A* *NaOH plus 3,6 \u00bb Wasser.\nGleiches Stadium in beiden Proben. (Deutlich rot.)\nGefunden: 10,06 mg Formol-N in 10 ccm *\n'\u25a0 >\t101,4 #/o\t\u2022, \u2022j;\nBerechnet: 100,0 \u00b0/o\t\u00bb\nS\u00f6rensen1) fand bei der Titration von Argininchlorid :\n99\t101\t104\n99,5\t100,5\t101\n99\t100,3\t... 100\nln den meisten der untersuchten F\u00e4llen wurden 5 g der ganz frischen Organe zun\u00e4chst grob zerkleinert und dann mit Quarzsand sorgfaltigst verrieben; dann wurden 26 ccm destilliertes Wasser zugesetzt, umgesch\u00fcttelt und ca. 10 Minuten im Reagierglas absetzen gelassen. Die \u00fcber dem Bodens\u00e4tze stehende feine Suspension des Organbreis wurde abgegossen, durchgesch\u00fcttelt und nun je 5 ccm in kleine Erlenmeyersehe K\u00f6lbchen abpipettiert.\nAuf diese Art gelangte also auch die Organsubstanz selbst nicht nur ihr w\u00e4sseriger Extrakt zur Reaktion.\nIn den F\u00e4llen, wo von dieser M\u00e9thode abgewichen wurde, ist dies besonders erw\u00e4hnt.\nAnbei ein Beispiel:\nOrgan: Kalblebersuspension, a) Probe:\tb) Kontrolle:\n5 ccm\tSuspension\t5\tccm\tSuspension\n\u00f6 *\tArgininl\u00f6sung\t\u00df\t\u00bb Wasser\n2 \u00bb\tToluol\t2\t\u00bb Toluol.\n6 Stunden im Brutschrank digeriert, \u00f6 ccm Formolmischung*) 5 ccm Formolmischung.\nTitration mit n/\u00bb-NaOH bis znr starken Rotfgrbung.\n*) S\u00f6rensen, 1. c.\n*) 50 ccm Formol + 1 ccm 0,5 \u2022/\u2022 Phenolphthalein.","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nS. Edlbacher,\na) Probe:\tb) Kontrolle:\n\u201c verbrauchte n/*-NaOH :\n3,9 ccm\t0,6 ccm\n0,6 \u00bb\nDifferenz 3,3 ccm\nUm gleiche Volumen zu erhalten, wurde nun diese Differenz (3,3 ccm) als Wasser zur Kontrolle zugesetzt, was aber in keinem Falle eine \u00c4nderung des Farbtones verursachte. Gefunden : 9,24 mg Formol-N.\nIn Prozenten;\nGefunden: 186,9*/\u00ab\nBerechnet: 200,0\u2022/\u00ab,\nalso fast vollkommener Abbau. Bei 14 st\u00e4ndigem Digerieren stieg der Wert dann auf 196\u00b0/o, \u00fcber welche Zahl er auch nach 48 Stunden nicht hinausschritt.\nEs sind in der folgenden Tabelle die Resultate mit Lebersuspension der verschiedenen untersuchten Tiere zusammen-gefa\u00dft:\nVersuche mit Lebersuspension.\nTierart\tSus- pen- sion ccm\tAr- ginin- l\u00f6sung ccm\tVer- brauchte \u201c/\u00bb\u2022 NaOH ccm\tZeit in Stun- den\tGe- funden For- mol-N .*/\u2022\tAr- ginase vor- handen oder nicht?\tIndikator\nKalb .... .\t5\t6\t3,3\t24\t185,9\t+\tPheiolplithaleiii\nHund . . . . \">\u2022\t5\t5\t\u00d9\t24\t191,6\t+\t\u00bb\nKatze .....\t6\t5\t3,4\t24\t191,6\t+\t\u2022 \u00bb\nRatte \u00bb \u00bb \u2022 \u00ab \u2022\t5\t5\t3,4\t18\t191,6\t+\t>\nMeerschwein. .\t5\t5\t3,5\t20\t197,1\t+\t\u00bb\nHuhn . . . . .\t5\t5\t1,8\t36\t101,4\t\u2022 \u2014\t>\nTaube\t\t\u00f6\tm 0\t1,8\t36\t101,4\t\u25a0\u2014\t\u00bb\nFrosch ....\t5\t5\t3,4\t12\t191,6\t+\t\u00bb\nBlindschleiche .\t5\t5\t1,8\t24\t101,4\t\u2014\t>\nRingelnatter . .\t5\t5\t1,8\t24\t101,4\t\u2014\t> '\nDie angef\u00fchrten Versuche best\u00e4tigen die Beobachtungen von Clementi. Um die sichere Abwesenheit der Arginase in der Vogelleber festzustellen, untersuchte er auch den Pre\u00dfsaft","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkommen der Arginase im tierischen Organismus usw. 85\nvon H\u00f6hnerleber, der mit der Buchnerschen Presse gewonnen wurde. Er fand auch in diesem Falle keine Wirkung, was sich mit meinen Beobachtungen v\u00f6llig deckt :\n5 ccm Pre\u00dfsaft verbrauchten 1,8 ccm Ws-NaOH, d. i. = 101,4% Formol stickst off.\nEs folgen nun Versuche mit Suspensionen von verschiedenen Organen.\n\t\tAn\tVer-\tZeit\tGe*\tAr*\t\nTier\tOrgan\tginin- l\u00f6sung ccm\tbrauchte nlb~ NaOH ccm\tin Stun- den\tfunden For- mol-N #/\u00ab\tginase vor- handen oder nicht?\tIndi- kator\nKalb....\tThymus\t5\t1,8\t48\t101,4\t\u25a0\tPhenol- phthalein\n* \u2022 \u2022 \u2022 \u2022\tNiere\t5\t1,8\t48\t101,4\t\t\nHund . .\tMilz\t5\t1,9 \\\t36\t107,0\t\t\u00bb\n\u00bb . . .\tNiere\t5\t1,7\t36\t95,7\t\t\u00bb\nKatze ...\t'\u00bb\t5\t1,8\t36\t101,4\t\t\u00bb\n> ...\tMilz\t5\t1,8\t24\t101,4\t\u2014\t\n\u00bb ......\tHoden\t5\t1,7\t24\t95,7\t\t\u00bb\n\u00bb ...\tGehirn\t\u00d4\t1,8\t24\t101,4\t.\t\u00bb\n\tDmcUiinhut\t5\ttfi\t36\t101,4\t-\t* :,\nMeerschwein\tNiere\t5\t1,8\t24\t101,4\t\t> \u25a0 *\n\u00bb'\tMilz\t\u00f6\t1*\t24\t107,0\t_\t\u00bb\nHuhn . . .\tNiere\t\u00e4\t1,8\t48\t101,4\t\t\u00bb\nTaube . . .\t>\t5\t1,8\t36\t101,4\t\t\u00bb\nRingelnatter\t\u00bb\t5\t1,7\t36\t95,7\t\u25a0\t\u00bb\nEs konnte also in keinem der untersuchten F\u00e4lle Arginase nachgewiesen werden, im Gegensatz zu Glementi, der ihre Gegenwart in der Vogelniere gefunden haben will.\nEs folgen nun einige Versuche mit Organpre\u00dfs\u00e4ften, welche mit der Buchnerschen Presse dargestellt wurden:-.\nUnd zwar:\nVom Hund: Milz, Niere.\nVon der Katze: Milz, Niere und Darmschleimhaut.\nIn keinem Falle war Arginase nachweisbar und die erhaltenen Prozentzahlen schwanken nur zwischen 95 und 102 \u00b0/o Formolstickstoff.","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\tS. Edlbacher,\nDa m\u00f6glicherweise das Blut einen Einflu\u00df auf die T\u00e4tigkeit des\" Fermentes aus\u00fcbt, wurde eine Katze dadurch vollkommen entblutet, da\u00df sie mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung durchsp\u00fclt wurde und diese ganz blutfreien Organe gepr\u00fcft. Es kamen zur Untersuchung:\nLeber, Niere, Milz, Hoden, Darmschleimhaut und Gehirn.\nEs erwies sich die Gegenwart nur in der Leber (192 \u00b0/o), w\u00e4hrend alle andern Organe negatives Resultat zeigten.\nSerum von Hund und Katze enthalten ebenfalls keine Arginase.\nAuch zeigte es sich, da\u00df ein Zusatz von Serum zu den verschiedenen blutfreien Organsuspensionen keinen aktivierenden Einflu\u00df aus\u00fcbt, Versuche, auf deren ausf\u00fchrliche Beschreibung wegen des negativen Resultates verzichtet werden soll.\nZusammenfassung.\n1.\tDie S\u00f6rensensche Formoltitration ist ein bequemes und \u00e4u\u00dferst zuverl\u00e4ssiges Mittel zum Nachweis der Arginase.\nEs ist f\u00fcr die meisten Zwecke dem \u00e4lteren von A. Kossel und H. D. Dakin angegebenen Verfahren vorzuziehen.\n2.\tSoweit meine Untersuchungen reichten, kommt die Arginase in keinem andern Organe als in der Leber vor; sie fehlt jedoch in der Leber der V\u00f6gel und Reptilien, wie auch Clementi beobachtet hat. Die von Clementi hervorgehobene Beziehung zur Harnstoffbildung in der Leber wird daher best\u00e4tigt.\n3.\tDie Gegenwart dieses Fermentes in den Nieren der V\u00f6gel konnte ich im Gegens\u00e4tze zu Clementi nicht best\u00e4tigen.\n4.\tKossel und Dakin fanden die Arginase mittels ihres gewichtsanalytischen Verfahrens1) in Niere, Thymus und Darmschleimhaut. Diese Resultate sind dahin zu berichtigen, da\u00df es durch die Formoltitration nicht gelingt, in diesen Organen Arginasewirkung nachzuweisen.\n5.\tDie Versuchsergebnisse sind die gleichen, einerlei ob\nman mit bluthaltigen oder blutfreien Organen arbeitet.\n-, **.\n*) Kossel und Dakin, Diese Zeitschrift, Bd. 42, S. 184.\n. -\tf\n' V ;\u2022 \u2019\t- 'V. \u2022\u2022\n; \u2022 _ * *\nfr\t\u25a0\t*","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkommen der Arginase im tierischen Organismus usw. 87\n6. Durch Zusatz von Serum ist es mir nicht gelungen, in unwirksamen Organsuspensionen und Pre\u00dfs\u00e4ften Arginase-Wirkung zu aktivieren.\nEs ist mir eine angenehme Pflicht, Herrn Professor A> Kossel f\u00fcr die Anregung zu obigen Versuchen und f\u00fcr seine Ratschl\u00e4ge an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.","page":87}],"identifier":"lit20583","issued":"1915","language":"de","pages":"81-87","startpages":"81","title":"Das Vorkommen der Arginase im tierischen Organismus und ihr Nachweis mittels der Formoltitration","type":"Journal Article","volume":"95"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:29:59.227017+00:00"}